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GUT VERNETZT - Sparkassenzeitung

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MANAGEMENT 13<br />

„Auch beim Kunden 2.0 gehe ich davon aus,<br />

dass er gerne mal eine Filiale besucht und<br />

den persönlichen Kontakt schätzt.“<br />

Michael Schulte<br />

greifende Themen. Gerade auf Facebook<br />

sind die Leute eher aus privatem Interesse<br />

unterwegs. So gesehen wäre es gut,<br />

wenn die Sparkasse dort auch private<br />

Themen anspricht. Ein ganz wichtiger Bereich<br />

ist sicherlich die Gemeinwohlorientierung<br />

der Sparkassen, die vielfältigen<br />

Förderungsaktivitäten und Stiftungen.<br />

Diese Aktivitäten haben eine große Breitenwirkung.<br />

Ein Beispiel: Wir haben vor<br />

vier Jahren zum Weltspartag ein Kinderglücksparen<br />

gemacht. Für 1000 Euro, die<br />

im Wachstumssparen angelegt wurden,<br />

haben wir einen Euro gespendet zur Verbesserung<br />

von Spielplätzen in der Region.<br />

Im Internet haben wir die Kunden<br />

aufgerufen, Vorschläge zu machen, welche<br />

Spielplätze erneuert werden sollten.<br />

Das hat wunderbar funktioniert. Beim<br />

diesjährigen Glücksparen geht es allgemein<br />

um Projekte in der Jugendarbeit<br />

– diesmal auch unter Einbindung von<br />

Facebook. Denn dort ist die Interaktivität<br />

ein ganz entscheidendes Kriterium. Ein<br />

eigener allgemeiner Facebook-Auftritt<br />

für die Sparkasse Vest Recklinghausen<br />

kommt aber frühestens nächstes Jahr.<br />

Die Kunden 2.0 nutzen das Internet auch<br />

mobil über ihr Smartphone. Was bieten Sie<br />

ihnen dort an?<br />

Schulte: Natürlich sind über unsere Internetseite<br />

auch die Apps für das Mobile<br />

Banking der S-Finanzgruppe verfügbar.<br />

Zudem haben wir für unser junges Giro<br />

X-tra X-tension Konto eine eigene App<br />

entwickelt. Für dieses Konto bieten wir<br />

auch unser Bonussystem „Bonus & More“<br />

an, mit dem unsere Kunden Rabatte bei<br />

lokalen Partnern in Anspruch nehmen<br />

können. Die App zeigt nun unter anderem<br />

auf einer Straßenkartenübersicht<br />

mehr als 200 lokale Partner an, die sich an<br />

dem Bonussystem beteiligen. Der Kunde<br />

erfährt auch gleich, welche Vorteile ihn<br />

dort jeweils erwarten. Auch die Geldautomaten<br />

und Zweigstellen in der Region<br />

werden angezeigt. Das ist ein guter Ansatz,<br />

die Kundenbindung im Giro bereich<br />

weiter zu festigen.<br />

Braucht man eine Strategie, bevor man sich<br />

in die sozialen Medien vorwagt, oder glauben<br />

Sie eher an Learning by Doing?<br />

Schulte: In begrenztem Umfang ist es<br />

sicher gut, zunächst Erfahrungen zu<br />

sammeln und ein bisschen zu experimentieren.<br />

Bei unserer App oder der<br />

Facebook-Seite gibt es keine großen Risiken.<br />

Im Zweifelsfall nimmt man sie<br />

wieder runter oder baut etwas um. Erst<br />

mithilfe solcher Testballons kann man<br />

die Chancen in diesen Medien entdecken.<br />

Früher oder später muss man die Dinge<br />

dann institutionalisieren und im Hause<br />

gezielt Kompetenzen entwickeln. Insgesamt<br />

sollte man die Rolle der neuen Medien<br />

aber auch nicht überschätzen. Eine<br />

aktuelle Studie des Westdeutschen Rundfunks<br />

zum Thema Jugend und Finanzen<br />

zeigt schließlich, dass die jungen Kunden<br />

das Internet für nicht besonders vertrauenswürdig<br />

halten.<br />

Wobei man nicht weiß, ob sich das nicht in<br />

ein paar Jahren verändert und auch eine<br />

Facebook-Bank als seriös gilt.<br />

Schulte: Das hängt davon ab, welche<br />

Vorteile eine Facebook-Bank gegenüber<br />

einer herkömmlichen Bank hat. Ist sie<br />

sicherer oder einfacher? Und lässt sich<br />

diese Einfachheit nicht auch von uns<br />

im Internet darstellen, ohne dass man<br />

dafür unbedingt Facebook benötigt? Ich<br />

sehe da keine großen Unterschiede in der<br />

Handhabung.<br />

Die ASB-Bank in Neuseeland hat – angeblich<br />

als erste Bank – eine Filiale in Facebook eröffnet.<br />

Was dort gut gelingt, ist, die Nutzer<br />

auf die eigene Website zu locken, wo Noch-<br />

Nichtkunden auf einer virtuellen Reise über<br />

die besonderen Leistungen der ASB informiert<br />

werden. Sieht so ein Marketing aus,<br />

das auf den Kunden 2.0 zugeschnitten ist?<br />

Schulte: Es ist in jedem Fall klug, die Besucher<br />

der Facebook-Seite auf die eigene<br />

Website umzulenken. Damit bleibt man<br />

als Institut unabhängig. Und letztendlich<br />

benötigt man gar keine Filiale auf Facebook,<br />

sondern kann weiterhin auf die<br />

normale Online-Filiale setzen.<br />

Die Fidor-Bank bietet ihren Kunden im Social<br />

Web an, sich ihren Berater selbst auszusuchen.<br />

Bei der Sparkasse dagegen bekommt<br />

man einen Berater zugeteilt, ohne zu wissen,<br />

in welchem Bereich er sich besonders<br />

gut auskennt oder welchen Hintergrund er<br />

hat. Könnte sich das angesichts der immer<br />

selbstbewussteren Kundschaft in Zukunft<br />

ändern?<br />

Schulte: Mit der Vorstellung kann ich<br />

mich nicht anfreunden. Da müssten wir<br />

den Kunden bei Erreichen der Kapazitätsgrenze<br />

bei einem gewünschten Berater ja<br />

auch sagen: Zu dem Berater kannst du leider<br />

nicht mehr, der ist schon ausgebucht.<br />

Ich weiß auch von einigen unserer Mitarbeiter,<br />

dass sie sich im Internet nicht mit<br />

Bild und Hintergrundinfos präsentieren<br />

wollen. Diese Zurückhaltung bezüglich<br />

der Veröffentlichung persönlicher Daten<br />

im Internet kann ich gut nachvollziehen.<br />

Wir würden so etwas auch nicht als Einstellungskriterium<br />

voraussetzen.<br />

Die Bürger mitgestalten lassen – das ist gerade<br />

ein großes Thema in der Politik. Wie<br />

weit sollten Sparkassenkunden über die<br />

sozialen Medien ihre Wünsche und Vorstellungen<br />

mit einbringen können?<br />

Schulte: Aus meiner Sicht sollte dies nur<br />

bei klar umrissenen Aufgaben und Fragestellungen<br />

erfolgen. Ich kann mir nicht<br />

vorstellen, so etwas wie eine permanente<br />

Kundenkonferenz zu führen. Nur allzu<br />

leicht weckt man sonst Erwartungen, die<br />

man hinterher enttäuschen muss. Und<br />

das ist dann kontraproduktiv. Ich glaube,<br />

der Effekt wäre auch gering. Wenn<br />

wir 200 Kunden erreichen, die sich aktiv<br />

SPARKASSE NOVEMBER 2011

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