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GUT VERNETZT - Sparkassenzeitung

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16<br />

MANAGEMENT<br />

KOMMUNIKATION<br />

Wer verzeiht, gewinnt<br />

FOTO: CORBIS<br />

Ärger, Wut und Rachegelüste sind keine guten Berater im Arbeitsleben. Sparkassenmanager<br />

sollten deshalb lernen, ihren Kontrahenten aktiv zu verzeihen. Damit verbessern sie nicht nur das<br />

Klima und das Konfliktmanagement, sondern entlasten auch ihre Psyche.<br />

VON ANDREA BITTELMEYER<br />

Als Führungskräftetrainer zeigt Martin<br />

Fischer Managern, wie sie Auseinandersetzungen<br />

im Geschäftsleben bewältigen<br />

können. Wie sie ein konstruktives Gespräch<br />

mit ihrem Kontrahenten führen,<br />

sich auch in seine Position hineinversetzen<br />

und schließlich zu einer Lösung kommen,<br />

die für beide Seiten von Vorteil ist.<br />

Häufig hakte es jedoch bei dieser Form<br />

des klassischen Konfliktmanagements.<br />

Die Führungskräfte schienen nicht bereit,<br />

diese Schritte auch umzusetzen.<br />

Daraufhin sprach Fischer das Problem<br />

ganz direkt an und sagte: „Sie haben doch<br />

überhaupt keine Lust, auf den anderen<br />

zuzugehen. Sie wollen doch den Konflikt<br />

gar nicht lösen!“ Die Antwort war häufig<br />

ein zufriedenes Lächeln.<br />

Wut und Ärger führen zu Stillstand<br />

Fischer hatte ins Schwarze getroffen, ihm<br />

wurde klar: „Wer sich sehr geärgert hat,<br />

sich persönlich verletzt fühlt und innerlichen<br />

Groll hegt, hat häufig gar kein Interesse<br />

daran, einen Streit aus der Welt zu<br />

schaffen und zur Tagesordnung zurückzukehren.<br />

Er sinnt viel mehr auf Rache<br />

oder will durch sein Verhalten die Ungerechtigkeit<br />

zumindest korrigieren.“ Die<br />

Folge: Wut und Ärger stauen sich auf, die<br />

Fronten verhärten sich und an ein Vorwärtskommen<br />

ist nicht mehr zu denken.<br />

Im Geschäftsleben – so erklärt Fischer<br />

– führt das zu Stillstand, Rückschritt und<br />

schlechteren Ergebnissen. Seine<br />

Schlussfolgerung: Wer beim<br />

„Wer Angst vor<br />

einem Fehler hat,<br />

macht häufig<br />

lieber gar nichts.“<br />

Matthias Weber,<br />

Sparkasse<br />

Markgräflerland<br />

Konfliktmanagement erfolgreich<br />

sein will, muss zunächst<br />

die eigenen negativen Gefühle<br />

bewältigen. Denn nur wer seinen<br />

Kollegen oder Geschäftspartnern<br />

eine Verbalattacke<br />

oder unfaire Behandlung vergeben<br />

kann, ist danach frei von<br />

Zorn- und Rachegelüsten und<br />

kann wieder agieren.<br />

Damit bringt Fischer eine<br />

christliche Grundtugend in<br />

den Unternehmenskontext, die<br />

nicht nur aus dem Glauben heraus<br />

sinnvoll ist. Auch weltliche<br />

Vergebungsforscher und Psychotherapeuten<br />

haben das Thema<br />

für wichtig befunden. Sie verstehen<br />

ihre Arbeit als Lebenshilfe für Menschen,<br />

die von ihrem Umfeld verletzt wurden.<br />

Ihr Ansatz: Menschen sind von Eigennutz<br />

und Eigeninteresse getrieben, das<br />

ist ein normaler Teil des Lebens. Folgerichtig<br />

gehört es zum Menschsein, dass<br />

man verletzt wird und andere verletzt.<br />

Wer das akzeptiert und lernt, damit umzugehen,<br />

wird erfolgreicher sein – im Privat-<br />

ebenso wie im Berufsleben.<br />

Hinzu kommt: Obwohl „Verzeihen“<br />

großzügig klingt, geschieht es in erster Linie<br />

aus Eigennutz. Fischer: „Vergeben<br />

ist etwas, das man für<br />

sich selbst tut und nicht für die<br />

Person, die einen verletzt hat.“<br />

Denn wenn ich nicht verzeihen<br />

kann, bleibe ich an die betreffende<br />

Person gebunden. Jedes<br />

Mal, wenn ich sie sehe, befallen<br />

mich schlechte Gefühle, mein<br />

Handlungsspielraum ist eingeschränkt<br />

und die Verletzung<br />

nimmt viel Raum in meiner<br />

Gedankenwelt ein.<br />

Und das kann sogar die Gesundheit<br />

beeinträchtigen, wie<br />

Studien nahelegen. So ergab<br />

eine Untersuchung der Universität<br />

Michigan mit 200 Probanden:<br />

Anderen etwas nachzutragen,<br />

erhöht den Blutdruck, führt zu einem<br />

Anstieg des Stresshormons Cortisol und<br />

zieht weitere typische Stress-Symptome<br />

wie Muskelverspannungen, Kopf- und<br />

Magenschmerzen nach sich.<br />

An der Duke University in North Carolina<br />

konnte sogar ein Zusammenhang von<br />

nachtragendem Ärger und chronischen<br />

Rückenschmerzen sowie Depressionen<br />

SPARKASSE NOVEMBER 2011

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