GUT VERNETZT - Sparkassenzeitung
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NAMEN & NACHRICHTEN 7<br />
Pressespiegel<br />
Notpolitik ohne Parlament<br />
Tatsächlich ist EZB-Präsident [Jean-Claude] Trichet in einem<br />
noch unfertigen politischen System zwangsläufig zum ersten<br />
Europäer geworden. Auch sein Nachfolger Mario Draghi will<br />
auf dem Weg der unorthodoxen Geldpolitik bleiben, die auch<br />
Fiskalpolitik ist. [...] Eine solche Notpolitik der EZB darf allerdings<br />
nicht festgeschrieben werden, sie muss sich auf Dauer<br />
selbst überflüssig machen. [...] Was auch immer geschieht:<br />
Über die Beteiligung der Staaten am Kapital der Europäischen<br />
Zentralbank sind die Bürger im Obligo. Sie zahlen,<br />
und das ganz ohne Parlamentsbeschluss.<br />
Süddeutsche Zeitung, 27. Oktober 2011<br />
Nur für wenige: Teurer Wohnungsbau im Hafenquartier von Berlin Mitte. Junge<br />
Familien ziehen in die Peripherie – und wechseln oft ihre Geldinstitute. GRAFIK: DPA<br />
seit 2002 immer weiter<br />
in die Höhe getrieben<br />
hat. „Es ist kaum noch<br />
möglich, neuen Wohnraum<br />
zu schaffen, der<br />
preisgünstig, aber rentabel<br />
vermietet werden<br />
kann“, sagt Beyerle.<br />
A b h i l f e s c h a f f e n<br />
könnten die Kommunen<br />
mithilfe der Sparkassen,<br />
sagt Günter Vornholz,<br />
Leiter Marktanalyse der<br />
Deutschen Hypo. „Städte<br />
könnten aus ihrem<br />
Bestand kostengünstige<br />
Baugrundstücke stellen<br />
und Wohnungsgesellschaften<br />
über die Sparkassen<br />
zinsverbilligte<br />
K r e d i t e z u k o m m e n<br />
lassen.“ Dies würde allerdings<br />
die Margen<br />
der Sparkassen im Immobiliengeschäft<br />
drücken<br />
– und damit auch<br />
ihre Abführungen an<br />
die Haushalte der Kommunen.<br />
Vornholz: „Die<br />
Eigentümer der Sparkassen<br />
müssten bereit<br />
sein, Renditeabschläge<br />
hinzunehmen.“<br />
Mittelfristig könnten<br />
die Sparkassen von einer<br />
solchen Strategie jedoch<br />
profitieren, sagt Markus<br />
Schmidt, Chefresearcher<br />
der Immobilienberatung<br />
Aengevelt. „Gäbe<br />
es mehr bezahlbaren<br />
Wohnraum in Großstädten,<br />
würden weniger Familien<br />
ins Umland und<br />
damit auch zu anderen<br />
Geldinstituten abwandern.“<br />
Zwar verzeichnen<br />
die Ballungszentren steigende<br />
Einwohnerzahlen.<br />
„In die Großstädte<br />
selbst ziehen jedoch<br />
vor allem Berufsanfänger<br />
und Studenten“,<br />
sagt Schmidt. Hingegen<br />
würden Familien aus<br />
der Mittelschicht weiter<br />
in die Randgemeinden<br />
im Grünen ziehen, weil<br />
Wohnungen und Baugrundstücke<br />
dort günstiger<br />
sind.<br />
Haspa profitiert<br />
Um diesem Trend entgegenzuwirken,<br />
arbeitet<br />
die Hamburger Sparkasse<br />
eng mit Bauträgern<br />
und Wohnungsunternehmen<br />
zusammen.<br />
„Aktuell finanzieren<br />
wir für 30 Wohnungsbaugenossenschaften<br />
Neubauten, Bestandssanierungen<br />
und Maßnahmen<br />
zur Verdichtung<br />
bereits vorhandenen<br />
Wohnraums“,<br />
sagt Wilfried Jastrembski,<br />
Leiter des Bereichs<br />
Immobilienkunden bei<br />
der Haspa.<br />
Welche Früchte eine<br />
solche Zusammenarbeit<br />
tragen kann, zeigt<br />
das Beispiel der Hamburger<br />
Wohnungsgesellschaft<br />
Fiefstücken,<br />
deren Wurzeln in den<br />
1920er-Jahren gründen.<br />
Die steigenden Inflationsraten<br />
machten es<br />
damals für Hamburger<br />
Rentner immer schwieriger,<br />
die Wohnungsmieten<br />
zu zahlen. Der 1922<br />
gegründete Hilfsverein<br />
Kleinrentner-Speisung<br />
entschloss sich deshalb,<br />
ein Rentnerheim zu errichten.<br />
Mehr als die<br />
Hälfte des nötigen Kapitals<br />
stellte der Haspa-<br />
Vorgänger, die Sparcasse<br />
von 1827. In den<br />
1930er-Jahren wurden,<br />
ebenfalls mit Krediten<br />
der Sparcasse, Kleinwohnungen<br />
für Rentner<br />
errichtet. Nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg wurden<br />
mit Sparkassenhilfe<br />
weitere, deutlich<br />
größere Wohnungen<br />
geschaffen, die an Familien<br />
vermietet wurden.<br />
Als 1990 mit der<br />
Steuerreform die Gem<br />
e i n n ü t z i g k e i t i m<br />
Wohnungswesen abgeschafft<br />
wurde, wandelte<br />
sich der Verein mit seinen<br />
mehr als 750 Wohnungen<br />
in eine Gesellschaft,<br />
deren Anteile<br />
heute vollständig von<br />
der Haspa-Finanzholding<br />
gehalten werden.<br />
Der einstige Kreditnehmer<br />
ist damit zu<br />
einem Teil der Haspa-<br />
Gruppe geworden, der<br />
dieser und ihren Eigentümern<br />
kontinuierliche<br />
Renditen beschert – und<br />
gleichzeitig zur Wohnraumversorgung<br />
in<br />
Hamburg beiträgt.<br />
„Immobiliengeschäfte<br />
müssen von Natur aus<br />
standortgebunden und<br />
langfristig angelegt werden“,<br />
sagt Jastrembski.<br />
Deshalb sollten bei<br />
den Entscheidungen<br />
„immer die Effekte für<br />
das Gemeinwesen, die<br />
Stadt, ihre Wirtschaft<br />
und ihre Bewohner berücksichtigt<br />
werden“. <br />
Richard Haimann<br />
Nur Regulierung hilft<br />
Die bislang völlig unzureichende Reaktion der Politik auf die<br />
Finanzkrise ist ein starkes Indiz: [...] Die selbst ernannten<br />
Masters of the Universe haben tatsächlich keine Herren außer<br />
sich selbst. Was tun? Die Bankenregulierung muss konsequent<br />
umgesetzt werden. Große Institute müssen zerschlagen,<br />
der Bewegungsspielraum, die finanzielle Stärke<br />
und die Risiken der Finanzriesen durch strikte Regeln beschnitten<br />
werden. Und die Kapitalmärkte müssen eingehegt<br />
werden. Kurzum: Freie Fahrt für das Finanzkapital darf es<br />
nicht mehr geben.<br />
Frankfurter Rundschau, 25. Oktober 2011<br />
Ratings sind nicht das Problem<br />
Wer Ratings verbieten will, weil ihm die Folgen gesenkter<br />
Bonitätsurteile nicht passen, hat das Problem auch nach<br />
anderthalb Jahren Krise nicht verstanden. Der Euro-Zone<br />
geht es nicht schlecht, weil Moody‘s, Fitch und Standard &<br />
Poor‘s schlechte Berichte schreiben. Die Währungsunion<br />
wackelt, weil Griechenland, Irland, Portugal, Spanien, Italien<br />
und sogar Frankreich mehr Geld ausgegeben haben, als sie<br />
sich leisten konnten. Erschreckend, dass diese triviale Botschaft<br />
in Brüssel nicht ankommt.<br />
Die Welt, 21. Oktober 2011<br />
Selbstbetrug mit Griechenland<br />
Es wird jetzt die Rechnung für fortgesetzten Selbstbetrug<br />
beglichen. Der ging davon aus, dass die Griechen und ihr<br />
Wiegenland der Demokratie partout zum Reich des neuen<br />
Euro gehören müssten, wofür die EU-Spitzenpolitiker hinnahmen,<br />
dass die düsteren Statistiken des Landes so lange<br />
frisiert wurden, bis sie zum Stabilitätsmantra der Euro-<br />
Schöpfer passten. Die amerikanische Großbank Goldman<br />
Sachs half dabei in kreativer Manier. Banken sind sich für so<br />
gut wie kein Geschäft zu schade, und mit einigem Recht<br />
können sie darauf verweisen, dass sie von der Politik ja geradezu<br />
gedrängt wurden, in Papiere von Staaten wie Griechenland<br />
zu investieren.<br />
Süddeutsche Zeitung, 11. Oktober 2011<br />
Die Zeche zahlen alle<br />
Während den Banken das Kapital in die eine Tasche reingesteckt<br />
wird, will man ihnen das Geld aus der anderen in Form<br />
einer höheren Beteiligung an der Griechenland-Umschuldung<br />
herausziehen – zulasten des Eigenkapitals. Hier soll<br />
mitnichten behauptet werden, dass die Banken keinen Kapitalbedarf<br />
hätten. Den hatten sie bisher nur deshalb nicht,<br />
weil sie es sich gemeinsam mit Regierungen und Aufsehern<br />
in einer Scheinwelt gemütlich gemacht haben. In einer<br />
Scheinwelt, in der Staaten nicht pleitegehen können, deren<br />
Anleihen daher nicht mit Kapital zu unterlegen und unter<br />
gewissen Bedingungen nicht auf den Marktwert abzuschreiben<br />
sind. Die Zeche zahlt nun wieder die Allgemeinheit.<br />
Börsen-Zeitung, 7. Oktober 2011<br />
SPARKASSE NOVEMBER 2011