GUT VERNETZT - Sparkassenzeitung
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MANAGEMENT 15<br />
dass Stresstests einer europäischen Bankenbehörde<br />
überall veröffentlicht werden,<br />
deren Ergebnisse hinterher sowieso<br />
niemand glaubt. Denn die Institute, die<br />
dort gestresst werden, sind alle systemrelevant,<br />
da dürfen gar keine negativen<br />
Ergebnisse herauskommen. Und wenn<br />
ich mir unseren Offenlegungsbericht ansehe,<br />
den wir im Internet unseren Kunden<br />
und allen Interessenten zur Verfügung<br />
stellen, möchte ich wissen, wer da<br />
wirklich etwas mit anfangen kann.<br />
Kann man so einen Bericht über die sozialen<br />
Medien so aufbereiten und übersetzen, dass<br />
er für jedermann besser verständlich wird?<br />
Schulte: Nein, das glaube ich nicht. Bei<br />
der Komplexität und Spezifität der Informationen<br />
ist eine allgemein verständliche<br />
Übersetzung für unsere Kunden nicht<br />
möglich. Durch die Mindestanforderungen<br />
an das Risikomanagement sind die Inhalte<br />
auch weitestgehend vorgegeben.<br />
Würde mehr Klarheit und Transparenz mehr<br />
Vertrauen beim Kunden 2.0 schaffen? Genau<br />
das ist doch Ihr erklärtes Ziel.<br />
Schulte: Aus meiner Sicht trägt die Flut<br />
an Informationen weder zur Klarheit<br />
noch zum Vertrauen bei. Vielmehr sehe<br />
ich da unsere Dachmarke als großes<br />
Pfund: Die Sparkasse steht für Solidität,<br />
Stabilität, Zuverlässigkeit und Vertrauen.<br />
Ich glaube in diesen turbulenten<br />
Zeiten, wie wir sie auch jetzt wieder an<br />
den Kapitalmärkten haben, erleben auch<br />
junge Leute, dass die Sparkassen etwas<br />
Grundsolides sind – im positiven Sinne.<br />
Vertrauen bildet sich vor allem darüber,<br />
dass man eine positive Geschäftsbeziehung<br />
über eine gewisse Zeit hat. Wenn es<br />
in dieser Zeit keine Enttäuschungen gibt,<br />
dann führt das zu Vertrauen.<br />
Da haben wir als Sparkasse einen Riesenvorteil<br />
gegenüber Wettbewerbern,<br />
die nicht diese hohen Marktanteile schon<br />
im Jugendmarkt haben. Wir engagieren<br />
uns für die jungen Leute und schaffen<br />
so schon früh eine positive Verankerung.<br />
Neben dem Schulsparen werden wir in<br />
unserer Region künftig auch in Kindergärten<br />
aktiv werden. Es wird heute viel<br />
über frühe Verschuldung und Finanzkompetenz<br />
junger Leute gesprochen.<br />
Die Politik fordert dann: Wir müssen den<br />
Leuten erklären, was Zins und Zinseszins<br />
sind. Ich glaube nicht, dass das der Punkt<br />
ist. Was wir den jungen Menschen klar<br />
machen sollten, ist: Wenn sie sich etwas<br />
leisten wollen, müssen sie vorher sparen.<br />
Ganz einfach. Und damit kann man gar<br />
nicht früh genug anfangen.<br />
Kann man den Markenkern der Sparkasse<br />
denn mit den sozialen Medien in Einklang<br />
bringen und vermitteln?<br />
Schulte: Ob das funktioniert, kann man<br />
noch nicht endgültig sagen. Nehmen wir<br />
„Giro sucht Hero“: Das war ein wirklich sehr<br />
gelungenes Experiment. Aber ob es auf den<br />
Markenkern der Sparkasse eingezahlt hat?<br />
Es hilft zumindest, deutlich zu machen,<br />
dass Sparkassen durchaus innovativ und<br />
modern sind. Und das widerspricht auch<br />
nicht dem eigentlichen Markenkern.<br />
Schon heute leihen sich Menschen im Social<br />
Web untereinander Geld und beraten sich<br />
gegenseitig. Über Apps können Geldbeträge<br />
und sogar Gold verschickt werden. Beunruhigen<br />
Sie diese Entwicklungen?<br />
Schulte: Im Moment beunruhigt mich<br />
das noch nicht, ich sehe das ganz entspannt.<br />
Banken haben verschiedene volkswirtschaftliche<br />
Funktionen. Und vor allem<br />
Sparkassen sind sicher. Kaum jemand<br />
wird auf dem grauen Kapitalmarkt sein<br />
eigenes Geld als Kredite vergeben. Mag<br />
sein, dass da gerade mit verschiedenen<br />
Online-Plattformen experimentiert wird,<br />
aber ich glaube nicht, dass das Banken<br />
und Sparkassen grundsätzlich in Frage<br />
stellt. Im Gegenteil: Wenn ich mir unsere<br />
positive Einlagenentwicklung in diesem<br />
Jahr anschaue, führe ich das auch darauf<br />
zurück, dass wir als Sparkasse als seriös<br />
angesehen werden. Sicherheit, Zuverlässigkeit,<br />
Stabilität – diese Werte sind in unseren<br />
unruhigen Zeiten wichtiger denn<br />
je. Und das gilt auch für unsere Leitsätze<br />
unter dem Titel „Fair. Menschlich. Nah.“ <br />
Das Interview führte Ulrike Schäfer.<br />
Studie – Dialog und der offene Umgang mit Information können Vertrauen schaffen<br />
Die PR-Agentur Edelman untersucht mit<br />
ihrem „Trust Barometer“ jedes Jahr, wie groß<br />
das Vertrauen in Wirtschaft, Regierung und<br />
Medien ist. Bei der diesjährigen Befragung in<br />
Deutschland gaben 83 Prozent an, Vertrauen<br />
sei der wichtigste Faktor für eine gute Reputation<br />
eines Unternehmens. 73 Prozent fanden<br />
transparente und ehrliche Geschäftspraktiken<br />
entscheidend, fast ebenso viele (72 Prozent)<br />
den guten Umgang mit Mitarbeitern. Die<br />
Qualität von Produkten und Dienstleistungen<br />
folgt erst auf dem fünften Platz der wichtigsten<br />
Beurteilungskriterien.<br />
Cornelia Kunze, Geschäftsführerin von<br />
Edelman Deutschland, erklärt die wachsende<br />
Wichtigkeit von Vertrauen durch die Ereignisse<br />
während der Wirtschaftskrise. „Vertrauen wird<br />
immer dann zum Thema, wenn es keines mehr<br />
gibt“, sagt die Agenturchefin. „Um Vertrauen<br />
aufzubauen, müssen Unternehmen nicht nur<br />
die Erwartungen der Aktionäre erfüllen, sondern<br />
auch ihren Beitrag zur Unterstützung der Gesellschaft<br />
leisten.“<br />
Gerade die Finanzinstitute haben der Studie<br />
zufolge in Sachen Vertrauen einiges aufzuholen<br />
– im Trust Barometer sind ihre Werte in den<br />
vergangenen drei Jahren geradezu abgestürzt.<br />
„Die Banken hatten lange Zeit das blinde<br />
Vertrauen ihrer Kunden“, sagt Kunze. „Das ist<br />
nun dahin. Wenn Dinge eintreten, die man so<br />
nie für möglich gehalten hat, wie die Insolvenz<br />
einer Bank, dann führt das zu einer nachhaltigen<br />
Erschütterung des Vertrauens.“ Kunzes<br />
Rat an die Finanzbranche: Den Menschen<br />
die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser<br />
vermitteln und über ihre Geschäftstätigkeiten<br />
aufklären, um ihnen das Misstrauen zu nehmen.<br />
„Sonst könnte es sein, dass immer mehr Geld im<br />
Sparstrumpf landet.“ Unternehmen sollten nicht<br />
mehr denken, dass sie irgendwelche Informationen<br />
zurückhalten könnten. „Voraussetzung für<br />
Vertrauen ist mehr denn je Transparenz. Und<br />
heute gibt es größte Transparenz durch das<br />
Internet.“ Corporate Websites verlieren laut<br />
Kunze mehr und mehr an Attraktivität, da sie<br />
nicht ‚social‘ seien. Unternehmen bleibe also<br />
nichts anderes übrig, als auch außerhalb ihrer<br />
eigenen kontrollierbaren ‚vier Wände‘ aktiv zu<br />
werden und in den Dialog einzutreten.<br />
„Studien zeigen aber, dass Bürger nicht mehr<br />
nur einer Quelle Vertrauen schenken. Sie<br />
sichern Informationen ab, bedienen sich in<br />
sozialen Netzwerken ebenso wie in traditionellen<br />
Medien und durch Konsultation von<br />
Experten“, erklärt die Geschäftsführerin.<br />
Banken und Sparkassen sollten aus ihrer Sicht<br />
einen offeneren Umgang mit Informationen<br />
pflegen. „Es ist wichtig, Kommentare zuzulassen,<br />
Fragen anzunehmen oder überhaupt<br />
erstmal zuzuhören.“<br />
SPARKASSE NOVEMBER 2011