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alentin Schäffer zählt zur alten Garde<br />
Vjener Porsche-Ingenieure, die Garant<br />
für die grandiosen Erfolge des Werksteams<br />
waren. Die meisten seiner Weggefährten<br />
sind wie er inzwischen im Ruhestand, als<br />
einer der Letzten der legendären Truppe<br />
wurde kürzlich Norbert Singer verabschiedet.<br />
Geblieben ist die Erinnerung an eine<br />
grosse Zeit, in der Porsche mit dem 917,<br />
936, 956 oder 962 das Mass der Sportwagenwelt<br />
war.<br />
Gemeinsam mit Chefkonstrukteur Mezger<br />
hat der Ingenieur von 1955 bis 1989<br />
sämtliche Porsche-Renntriebwerke mitentwickelt.<br />
«Hans hat gezeichnet, ich hab’<br />
gebaut», erinnert sich der in Ungarn geborene<br />
Techniker an «wunderbare 39 Jahre»<br />
in der Weissacher PS-Fabrik. Vor allem<br />
der 6-Liter-917/30 mit 1200-Turbo-PS hat<br />
Schäffer fasziniert. «Aus Versehen haben<br />
wir den Zwölfzylinder auf dem Prüfstand<br />
mal auf 1400 PS hochgejubelt», berichtet<br />
er feixend. «Schwungrad und Zylinderkopf<br />
sind bis an die Decke geflogen …»<br />
Wenn der kleingewachsene Mann richtig<br />
in Fahrt kommt, kann er die herrlichsten<br />
Geschichten erzählen. Schliesslich hat<br />
er mit Porsche die ganze Welt gesehen,<br />
alle historischen Erfolge (wie etwa den ersten<br />
Le-Mans-Sieg der Stuttgarter 1970<br />
durch Herrmann/Attwood im 917) miter-<br />
Karriere in Weissach: Schäffer ’65<br />
Schäffer, Valentin (MSa 13/2005)<br />
Turbo-Valentin<br />
Goldene Porsche-Ära: Schäffer, Fuhrmann, Follmer, Flegl ’72 in Riverside<br />
239<br />
lebt. Seine Lieblingspiloten waren durchweg<br />
917er-Chauffeure: Die US-Boys Donohue<br />
und Follmer, dazu Kauhsen und Siffert.<br />
Und natürlich Stefan Bellof, «der im<br />
956/962 eine Art Ausserirdischer war».<br />
Als grösste Enttäuschung entpuppte<br />
sich für den Haudegen das gescheiterte Indy-Projekt:<br />
«1979 wollten wir mit Danny<br />
Ongais die 500 Meilen fahren, da haben<br />
die Amis vor unserem Motor Angst gekriegt<br />
und schnell das Reglement geändert.»<br />
Seit 47 Jahren mit Ehefrau Ida verheiratet<br />
(zwei Kinder, Sohn Rainer, 40, ist Ingenieur<br />
bei Bosch), lebt Schäffer in Tamm<br />
bei Weissach. Hier ist auch Ex-Porsche-<br />
Rennleiter Peter Falk zu Hause, gleich um<br />
die Ecke in Weissach wohnt Werkstattmeister<br />
Herbert Linge. Einmal im Monat trifft<br />
sich der 73-Jährige mit den alten Porsche-<br />
Helden zum Stammtisch. «Da sitzen, soweit<br />
noch am Leben, jene Männer, deren<br />
Autos mal das Beste waren, was Porsche<br />
je auf die Piste gebracht hat.»<br />
Für die jungen Porsche-Ingenieure, die<br />
vielleicht irgendwann mal wieder einen<br />
Sportwagen bauen dürfen, hat Schäffer<br />
eine ernüchternde Botschaft: «Wenn der<br />
Anschluss mal verpasst ist, wird’s richtig<br />
schwer. Ein Jammer, dass Porsche von seiner<br />
einstigen Weltmachtstellung im Sport<br />
in die Bedeutungslosigkeit abgesackt ist.»<br />
Lebensabend in Tamm: Schäffer ’05