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Ein Gärtner gibt Gas: Wolf 1980<br />
Wolf, Wolfgang (MSa 38/2005)<br />
Schneller Gärtner<br />
olfgang Wolf, Gärtnermeister im<br />
WHauptberuf und Rennfahrer aus Leidenschaft,<br />
bekennt rückblickend auf fast<br />
25 Jahre Motorsport: «Ich war eine Art<br />
Rennhure, weil ich überall eingestiegen<br />
bin, wo’s nix gekostet hat.» Der schnelle<br />
Mann aus Marburg wurde von diversen<br />
Teamchefs auch gerne als Pacemaker gerufen,<br />
wenn etwa der etatmässige Chauffeur<br />
zu langsam war. «Komischerweise hab’<br />
ich dann immer mit den Autos gewonnen,<br />
die angeblich nicht gingen.»<br />
Wolf fühlte sich in seiner Rolle als Vortänzer,<br />
Springer und Aushilfspilot trotzdem<br />
wohl, fuhr vom NSU TT, VW Scirocco,<br />
Audi Coupé, Porsche 944 Cup und BMW fast<br />
alles, was vier Räder und ein Dach hatte.<br />
Seine wahren Stärken spielte er auf der<br />
Nürburgring-Nordschleife aus, wo er beim<br />
Tourenwagen-GP 1975 mit Willi Bergmeister<br />
im kleinen 1,3-Liter-NSU TT sensationell<br />
auf Platz 4 fuhr. An gleicher Stelle<br />
setzte er sich fünf Jahre später erneut<br />
nachdrücklich in Szene, als er das 24-h-<br />
Rennen als Gast in einem Escort 2000 RS<br />
(Selzer/Schneider/Wolf) gewann.<br />
Sein schwerster Unfall blieb auch der<br />
einzige: Auf der Berliner Avus traf ihn ein<br />
Konkurrent breitseits, man zog ihn mit<br />
Wirbelbruch und versengtem Gesicht bewusstlos<br />
aus dem brennenden Audi. «Das<br />
Und hoch das Bein: Wolf im Audi Coupé 1984 in Zolder auf Siegesfahrt<br />
249<br />
war heftig und hätte mit weniger Glück<br />
übel ausgehen können.»<br />
Dieses Glück fehlte leider seinem Sohn<br />
Matthias, der als frisch berufener Porsche-<br />
Junior für das UPS-Carrera-Cup-Team im<br />
Frühjahr 1997 bei Tests auf dem Anneau<br />
du Rhin bei Colmar im Alter von erst 18<br />
Jahren tödlich verunglückte. Für den<br />
hochtalentierten Sohn hatte der Vater<br />
(«der wäre ein richtig Guter geworden»)<br />
1991 seine Karriere beendet, um bei den<br />
Kartrennen die Betreuerrolle zu übernehmen.<br />
Schumi-Manager Willi Weber hatte<br />
sich den Überflieger schon gesichert, als<br />
das Schicksal so grausam zuschlug.<br />
Trotzdem hegt Wolf keinen Groll gegen<br />
den Rennsport: «Auch wenn er mir meinen<br />
Jungen genommen hat, liebe ich diesen<br />
Sport noch immer. Ich kann mir sogar vorstellen,<br />
noch mal ein Talent im Kartsport<br />
an die Hand zu nehmen und aufzubauen.»<br />
Nach wie vor ist Wolf auf Ballhöhe, informiert<br />
sich über Fachlektüre und TV und<br />
hält Kontakt mit alten Rennfreunden.<br />
Zwar lebt der 55-Jährige nach dem Verkauf<br />
der Gärtnerei mit Ehefrau Anne (eine<br />
Tochter, 32) seit 1999 in Altea/E, aber<br />
demnächst will die Familie nach Deutschland<br />
zurückkehren. «Dann», verspricht der<br />
Hesse, «werde ich wieder öfter Rennen besuchen.<br />
Mal sehen, wer mich noch kennt.»<br />
Ein Hesse in Spanien: Wolf 2005