ZAHNÄRZ TEBLATT
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Organspende –<br />
aus Liebe zum Leben<br />
© Bundesregierung/Steffen Kugler<br />
E D I T O R I A L<br />
Vielen von uns fällt es leider noch immer<br />
schwer, über Organspende zu sprechen.<br />
Dabei gibt es viele Gründe, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.<br />
Ein „Ja“ zur Organspende nach dem eigenen<br />
Tod bedeutet für andere Menschen eine zweite Lebenschance.<br />
Jeder von uns selbst könnte schon morgen durch<br />
einen Unfall oder eine Krankheit auf der Warteliste für ein<br />
Spenderorgan stehen. Und wollen wir im Falle unseres<br />
eigenen Todes unsere Angehörigen mit der schwierigen<br />
Entscheidung zurück lassen, ob unsere Organe gespendet<br />
werden sollen und dies wohl unserem Willen entsprochen<br />
hätte?<br />
91 Prozent der Bevölkerung haben sich ihre Meinung<br />
zum Thema Organspende gebildet. 68 Prozent wären<br />
grundsätzlich zu einer Organspende bereit. Doch nur 28<br />
Prozent dokumentieren dies mit einem Organspendeausweis.<br />
Ich wünsche mir, dass mehr Menschen mit einem<br />
Organspendeausweis deutlich machen, dass sie eine<br />
Entscheidung getroffen haben. In dem Ausweis kann<br />
jeder seine persönliche Entscheidung festhalten – für<br />
eine Organspende, aber auch dagegen – oder aber die<br />
Entscheidung auf eine Person des Vertrauens übertragen.<br />
Ein „Nein” auf dem Kärtchen ist genauso wichtig wie ein<br />
„Ja”. Denn ein Organspendeausweis schafft Klarheit darüber,<br />
ob Organe gespendet werden dürfen oder nicht.<br />
Jeden von uns kann es von heute auf morgen treffen, dass<br />
ein Organ versagt und die Ärzte sagen: Es gibt nur noch eine<br />
Chance – eine Organtransplantation. Für viele Menschen,<br />
die eine solche Nachricht erhalten, beginnt eine schwere<br />
Zeit der Ungewissheit, des Wartens und des Hoffens.<br />
Leider werden viele Hoffnungen enttäuscht: Alle acht<br />
Stunden stirbt ein Mensch, weil kein passendes Organ<br />
gefunden wird. Häufig, weil wir keine Entscheidung für<br />
oder auch gegen eine Organspende treffen. Das heißt umgekehrt:<br />
Jeden Tag könnten drei Menschenleben gerettet<br />
werden. Es könnten jeden Tag drei todkranken Menschen<br />
noch viele schöne Lebensjahre geschenkt werden.<br />
Die Zahl der Organspenden 2013 ist im Vergleich zum<br />
Vorjahr bundesweit um 16,3 Prozent gesunken. Damit hat<br />
sie den niedrigsten Stand seit 2002 erreicht. Lediglich 876<br />
Menschen haben nach ihrem Tod 3.034 Organe gespendet.<br />
Auch im ersten Quartal 2014 lag die Zahl der Organspender<br />
unter den Zahlen des Vorjahres. Es gibt sicher viele Gründe,<br />
warum sich die grundsätzlich positive Einstellung nicht in<br />
den Spenderzahlen widerspiegelt. Eines wissen wir:<br />
Schweres Fehlverhalten in einzelnen Kliniken, das 2012<br />
bekannt wurde, hat Vertrauen zerstört. Dieses verlorene<br />
Vertrauen lässt sich nur langsam wieder herstellen. Die<br />
Bundesregierung und die an der Transplantationsmedizin<br />
Beteiligten haben in den vergangenen Jahren einiges dafür<br />
getan: Die Transplantationszentren werden engmaschig<br />
überprüft und die Richtlinien zur Wartelistenführung wurden<br />
verschärft. Und heute trifft nicht mehr ein einzelner Arzt die<br />
Entscheidung, ob ein Patient auf die Wartelisten kommt,<br />
sondern darüber entscheidet stets eine Transplantationskonferenz.<br />
Wichtig ist außerdem, mit Aufklärung und Transparenz<br />
Verunsicherungen in der Bevölkerung abzubauen. Das<br />
Bundesministerium für Gesundheit setzt deshalb die gemeinsame<br />
Informationskampagne mit der Bundeszentrale<br />
für gesundheitliche Aufklärung fort, die im letzten Jahr<br />
begonnen hat. Unter dem Motto: „Ich entscheide. Informiert<br />
und aus Verantwortung” werben wir mit prominenten<br />
Unterstützern dafür, informiert eine Entscheidung zu treffen<br />
und sie in einem Organspendeausweis zu dokumentieren.<br />
Seit 2012 werden zudem alle Versicherten regelmäßig<br />
von ihrer Krankenkasse informiert und eingeladen, einen<br />
Organspendeausweis auszufüllen. Diese Aktion wird sich<br />
in diesem Herbst wiederholen.<br />
Wir wissen, dass die Aufmerksamkeit für das Thema<br />
Organspende gewachsen ist. Das ist gut und auf diesem<br />
Weg müssen wir weitergehen, damit noch mehr Menschen<br />
eine Entscheidung treffen – aus Liebe zum Leben.<br />
ß<br />
—<br />
Hermann Gröhe<br />
Bundesminister für Gesundheit<br />
J U L I / A U G U S T 2 0 14 | N Z B | E D I T O R I A L<br />
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