30.08.2014 Aufrufe

Thermenland Magazin No 40

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

INTERVIEW<br />

Frauen an die Macht!<br />

www.thermenlandverlag.de<br />

„Sei wie das Veilchen im Moose, sittsam,<br />

bescheiden und rein. Nicht wie die stolze<br />

Rose, die immer bewundert will sein.“<br />

Vielen von Ihnen wird dieser Vers nicht unbekannt<br />

sein. Er zierte auch mein Poesiealbum in<br />

den 70er Jahren. Scheinbar hat er bei mir nicht<br />

gefruchtet. Mich in die 2. Reihe zu stellen und<br />

klein beizugeben, war noch nie mein Ding.<br />

Schon gar nicht, wenn eine Schulfreundin das<br />

von mir erwartete…<br />

Lauter, höher und wenn möglich auch schneller,<br />

fand ich immer spannender als zu viel Spielraum<br />

für Vermutungen zu lassen (…stille Wasser<br />

gründen tief – wie langweilig!)<br />

Blicke ich zurück, war ich lange davon überzeugt,<br />

dass die Welt Menschen wie mich<br />

dringend benötigt – selbstbewusst, kraftvoll und<br />

siegessicher.<br />

Vier Jahre Mädchen-Internat, haben diese Vorstellung<br />

auf Erbsengröße geschrumpft. Zumal<br />

sich die Androhung meines Vaters beinahe<br />

bewahrheitete: „Die kriegen Dich schon klein!“<br />

Die Philosophie der christlich geführten Einrichtung<br />

hatte sicher Ihre Daseinsberechtigung.<br />

Nur –ein halbes Jahrhundert vor meiner Zeit.<br />

Für mich waren die Rituale und vermittelten<br />

Glaubenssätze mehr als überholt. Aufmüpfige<br />

Schülerinnen wurden nicht nur zurückgepfiffen,<br />

sie wurden aufs Strengste bestraft!<br />

Unsere Heimleiterin hatte besonders an mir<br />

einen Narren gefressen. Sie beobachtete jeden<br />

meiner Schritte bis aufs Sorgfältigste und fühlte<br />

sich durch sie mehr als einmal bedroht.<br />

Natürlich möchte ich diese Zeit nicht missen,<br />

aber allein unter Frauen ist es selbst im Himmel<br />

nicht schön. Da es von meiner Sorte noch mehr<br />

Ableger gab, war meine Internatszeit streckenweise<br />

mehr als turbulent!<br />

Es war schon hier für mich klar,<br />

dass Frauen zu ALLEM fähig sind!<br />

Nach dem ich die Lehre abgeschlossen hatte,<br />

die mein Vater für mich ausgesucht hatte,<br />

machte ich mich auf den Weg, die Welt zu retten<br />

und musste dabei beinahe selbst evakuiert<br />

werden. Überall wo ich ankam, hatten Männer<br />

das Sagen. Darunter waren aber auch Mentoren,<br />

die ich bis heute nicht missen möchte.<br />

Konrad Ober (gest. am 18. Dezember 2012),<br />

Geschäftsführer des damaligen Einkaufs-Imperiums<br />

EZP in Pocking, war einer von Ihnen. Er<br />

stellte sich hinter mich, scheute aber auch keine<br />

Auseinandersetzungen, wenn es darum ging,<br />

mir etwas beizubringen! Er besaß eine unvergleichliche<br />

Art zu vermitteln. Sein ansteckender<br />

Humor und seine Freundlichkeit schwangen<br />

selbst in kritischen Gesprächen stets mit! Ein<br />

Satz von ihm ist mir bis heute im Gedächtnis<br />

geblieben: „Akzeptiere deine Schwächen und<br />

lenke nicht von ihnen ab, hier beginnt deine<br />

Entwicklung. Das ist die beste Chance, deine<br />

Stärken herauszuarbeiten.“<br />

Neue Strukturen: Die Zukunft ist weiblich und<br />

multikulturell.<br />

Ein Schlüsselsatz der, wie ich meine, besonders<br />

Frauen die Angst nehmen sollte.<br />

Obwohl Frauen heute im Durchschnitt besser<br />

ausgebildet sind als Männer, über hohe soziale<br />

Kompetenzen verfügen und mindestens genau<br />

so oft ein Studium abschließen, zweifeln sie<br />

häufig an ihren Leistungen und fürchten Fehler<br />

zu machen, oder vor ihren männlichen Kollegen<br />

zu versagen.<br />

Und machen wir uns nichts vor: bis zum heutigen<br />

Tage bietet unsere Gesellschaft genug<br />

Nährboden, diese Selbstzweifel zu unterstreichen.<br />

Glauben Sie bloß nicht, dass es spurlos am<br />

Gewissen von Frauen in Führungspositionen<br />

vorbei geht, wenn fehlende Schul-Horte, Kita-<br />

Plätze, familienfeindliche Arbeitszeiten und ausgedehnte<br />

Ferienzeiten oft nicht den nötigen<br />

Spielraum lassen, um allen Anforderungen und<br />

der (ebenso geliebten) Mutterrolle gerecht zu<br />

werden?!<br />

Umdenken nötig: Frauen brauchen Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Baby.<br />

Das ist mit Sicherheit nach wie vor eine der<br />

wesentlichsten Barrieren, die Frauen hindern,<br />

Führungsrollen einzunehmen.<br />

Unsere Generation wuchs von Männern dominiert<br />

auf. Da war es keine Seltenheit, dass Frauen<br />

ohne Ausbildung eine Familie gründeten.<br />

Eine Seltenheit war es aber dagegen, wenn<br />

Frauen eine berufliche Karriere bevorzugten.<br />

<strong>No</strong>ch heute werden Frauen verurteilt, wenn sie<br />

keine Kinder bekommen oder sich trotz Kinder<br />

ihrer beruflichen Bestimmung widmen. Da<br />

erscheint es doch wesentlich gesellschaftstauglicher,<br />

dass Mütter in zwei aufreibenden, unterbezahlten<br />

Nebenjobs versuchen, Kinder, Haushalt<br />

und Beruf unter einen Hut bekommen.<br />

Schenkt man der Schweitzer Trendforscherin<br />

Monique Siegel Gehör, wird sich diese Schieflage<br />

bald auflösen.<br />

Die männlichen Monokulturen<br />

weichen neuen Strukturen.<br />

Es ist inzwischen hinreichend bekannt, dass Firmen,<br />

in denen Frauen und Männer entscheiden,<br />

wesentlich erfolgreicher sind. Das setzt<br />

selbstverständlich gleichen Lohn für gleiche<br />

Arbeit voraus! Wussten Sie, dass eine Frau hierzulande<br />

im Durchschnitt drei zusätzliche Monate<br />

unentgeltlich arbeitet, um den Jahresverdienst<br />

eines männlichen Kollegen zu erreichen!<br />

Kommt es hier zu mehr Gleichberechtigung,<br />

entsteht eine Art politische Macht, die sich<br />

wirtschaftlich auswirken wird! Frauen tätigen<br />

dadurch vermehrt aus ethischen Gesichtspunkten<br />

ihre wirtschaftlichen Entscheidungen, weil<br />

sie notwendige Kompetenz besitzen (und zugesprochen<br />

bekommen) und weil sie es sich leisten<br />

können!<br />

Auch in der Familie werden ganz neue Muster<br />

entstehen, was wir essen, wie wir uns kleiden<br />

und was wir verbrauchen werden! Wir zögern<br />

beim Fleischeinkauf im Supermarkt, weil uns die<br />

Art der Haltung und des Transports zuwider ist,<br />

wir kaufen keine Billig-Kleidung mehr, die durch<br />

Kinderarbeit in Entwicklungsländern hergestellt<br />

wird und wir überlegen zweimal, ob die gelbe<br />

Rübe aus Holland Hunderte von Kilometern<br />

Transport braucht, um unserem (unerklärbaren)<br />

Bedürfnis gerecht zu werden?!<br />

Unsere Kinder bekommen wieder vermehrt ein<br />

Gespür dafür, sorgsamer mit ihrer Umwelt<br />

umzugehen, weil es ihnen vorgelebt wird. Das<br />

geht selbstverständlich nur in Zusammenarbeit<br />

mit den Männern, ihren Vätern und unseren<br />

Partnern –wenn<br />

auch die Zukunft<br />

sicher etwas<br />

mehr Weiblichkeit<br />

verträgt.<br />

Ihre Frau Beham<br />

(Die SEHR<br />

gerne mit<br />

Männern<br />

ZUSAMMEN-<br />

ARBEITET)<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!