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Der THW - THWhS

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Inhalt:<br />

Die Zukunft des '<strong>THW</strong><br />

Rudolf Seiters neuer Bundesinnenrninister<br />

Flutkatastrophe in Bayern<br />

Bundesverdienstkreuz 1, Klasse für Helmut Meier<br />

<strong>THW</strong> -Ortsver1::Xmde in den neuen Ländern<br />

Katastrophenschutz über Grenzen hinweg<br />

Gefahren beim Auslcmdseinsatz<br />

Bald <strong>THW</strong>-Berater für deutsche Botschaften?<br />

Neue Mitwirkungsverordnung<br />

Auswärtiges Amt beim Ortsverband Siegburg<br />

<strong>Der</strong> Landesverband Hamburg<br />

Klausurtagung der Landessprecher<br />

Zwischenbilanz Sowjetunion-Hilfe<br />

<strong>THW</strong>-Jugend in Rumänien<br />

Fachberatertagung<br />

Bilanz der Auslandseinsätze<br />

Interview mit dem rheinland-pfälzischen Innenrninister Zuber<br />

Bergungseinsatz in Hanau<br />

Konzept zur Neustrukturierung der Einheiten<br />

<strong>THW</strong> in Äthiopien<br />

Besondere Anlässe in Bonn: Das <strong>THW</strong> hilft<br />

Iran-Einsatz geht weiter<br />

Meinungsumfrage: <strong>THW</strong> genießt großes Ansehen<br />

Nachrichten<br />

Angst in Todesnähe (Teil TI)<br />

<strong>THW</strong>-Jugend in Belgien<br />

Haushaltsplan 1992<br />

Aus der Geschichte des <strong>THW</strong> (Teil D<br />

<strong>THW</strong> beim Tag der deutschen Einheit<br />

,.. über Bücher über Bücher über Bücher .. ,<br />

IMPRESSUM<br />

ISSN 0941 -0945<br />

Herausgeber: Osang Verlag GmbH<br />

im Auftrag des Direktors der Bundesanstalt<br />

Technisches Hilfswerk; Koordination: Guido Selzner<br />

unter redaktioneller Mitarbeit von Alexander Glass<br />

Verantwortlich: Günther Wollrner im Osang Verlag<br />

Redaktion: Stefan Koch. Ulrich Becher<br />

Layout: Concept 2 000. 6701 Meckenheim<br />

Anschrüt des Verlages und der Redaktion:<br />

Osang Verlag GmbH.<br />

Am Römerlager 2.<br />

5300 Bonn 1<br />

Telefon (0228) 67 83 83 und 67 85 23<br />

Telefax: 67 96 31<br />

Druck: Pfälzische Verlagsanstalt Landau<br />

Fotos Titel- und Rückseite: K. Hilberath<br />

2 Technisches Hilfswerk ~


Die Zukunft<br />

des<strong>THW</strong><br />

von J ohannes Gerster<br />

MdB, Präsident der<br />

<strong>THW</strong> -Helfervereinigung<br />

In einer glanzvollen<br />

Feierstunde konnte<br />

das Technische<br />

Hilfswerk vor einem<br />

Jahr sein 40jähriges<br />

Bestehen feiern.<br />

Wenn die Zahl der<br />

Ehrengäste ein<br />

Gradmesser für die<br />

Anerkennung sein<br />

kann, dann ist es<br />

um das <strong>THW</strong> gut<br />

bestellt.<br />

Bundespräsident<br />

Richard von Weizsäcker<br />

und Bundesinnenrninister<br />

Dr. Wollgang<br />

Schäuble führten die<br />

Schar hochrangiger<br />

Gäste aus dem Inund<br />

Ausland an. Sie<br />

alle waren sich<br />

einig: Das <strong>THW</strong> hilft<br />

uns allen, es schadet<br />

niemandem.<br />

D iese Meinung galt<br />

nicht immer in den letzten<br />

Jahren. Noch im Umfeld der<br />

Novellierung des Katastrophenschutz-Ergänzungsgesetzes<br />

gab es versteckte und<br />

offene Kampfansagen gegen<br />

das <strong>THW</strong>. Die noch fehlende<br />

gesetzliche Grundlage<br />

und unterschiedliche Interpretation<br />

seines Auftrages<br />

waren dabei sicherlich nicht<br />

nur ein Vorwand. Dies ist<br />

vorbei.<br />

<strong>THW</strong> - wichtiger<br />

Bestandteil des Sicherheitssystems<br />

Die hohe berufliche Qualifikation<br />

des Führungspersonals,<br />

die große Hilfsbereitschaft<br />

und der enorme Leistungswille<br />

der Helferschaft<br />

haben dem Technischen<br />

Hilfswerk zu hohem Ansehen<br />

im In- und Ausland verholfen.<br />

So ist das <strong>THW</strong> zu<br />

einem wichtigen Teil im Sicherheitssystem<br />

für unsere<br />

Bürger und zu einem wichtigen<br />

Instrument humanitärer<br />

Hilfe im Ausland geworden.<br />

Daher war es nur konsequent.<br />

daß mit dem <strong>THW</strong>-<br />

Helferrechtsgesetz jetzt eine<br />

Grundlage geschaffen ist,<br />

von der aus das Technische<br />

Hilfswerk seinen Auftrag,<br />

• technische Hilfe im Zivilschutz,<br />

• humanitäre Hilfe im Ausland,<br />

• technische Hilfe bei Unglücksfällen<br />

im Inland<br />

zu leisten, erfüllen kann.<br />

Zivilschutz trotz<br />

veränderter<br />

politischer Lage<br />

Das Technische Hilfswerk<br />

hat seinen Platz in unserer<br />

Gesellschaft gefunden. Dies<br />

ist gut so, denn auch die<br />

dramatisch veränderte weltpolitische<br />

Lage, die uns in<br />

Europa eine große sicherheitspolitische<br />

Entspannung<br />

gebracht hat, enthebt den<br />

Staat nicht seiner Pflicht, für<br />

den Schutz seiner Bevölkerung<br />

vorzusorgen. So ist es<br />

mehr als konsequent. wenn<br />

Bundesinnenminister<br />

Dr. Wolfgang Schäuble in<br />

seiner Festansprache am<br />

22 . August 1990 sagte: .Diese<br />

Bundesregierung bekennt<br />

sich zu ihrer verfassungs-<br />

rechtlichen Pflicht, die Bevölkerung<br />

vor den Folgen<br />

auch eventueller rnilitärischer<br />

Auseinandersetzungen<br />

zu schützen.' Diese<br />

Pflicht ist nicht deshalb überholt,<br />

weil gottlob der Ost­<br />

West-Konflikt und der Kalte<br />

Krieg endgültig beendet zu<br />

sein scheinen.<br />

Dieses Bekenntnis ist wichtig;<br />

es widerlegt die selbsternannten<br />

Friedensschützer,<br />

die Zivilschutz immer als<br />

Kriegsvorbereitung diffamiert<br />

haben.<br />

Zu einer aktiv en und - wie<br />

sich zeigt - erfolgreichen Friedenssicherungspolitik<br />

gehört<br />

die aktive Verteidigungsbereitschaft.<br />

Dies unterstreichen<br />

auch die Zusatzprotokolle<br />

zu dem Genfer<br />

Abkommen, die die Bundesregierung<br />

inzwischen ratifiziert<br />

hat.<br />

Neue Schwerpunkte<br />

im Denken<br />

und Handeln<br />

Die für uns alle erfreulich<br />

veränderte politische Großwetterlage<br />

setzt neue<br />

iIf 3 Technisches Hilfswerk


Schwerpunkte im Denken<br />

und Handeln. Noch ist es zu<br />

früh, einen ewigen Frieden<br />

in MiUeleuropa für gegeben<br />

anzusehen. Aber die geschaffenen<br />

Fakten lassen<br />

eine Rückkehr zu den Vor­<br />

Wende-Gegebenheiten als<br />

immer weniger wahrscheinlich<br />

erscheinen.<br />

So liegt in diesem Wandel<br />

eben eine Chance, eine Herausforderung<br />

auch für den<br />

Zivil- und Katastrophenschutz.<br />

Noch mehr können<br />

wir jetzt das Augenmerk auf<br />

den friedensmäßigen Katastrophenschutz<br />

richten. Neben<br />

den freiwilligen Hilfsor-<br />

Mecklenburg­<br />

Vorpommern 11<br />

Brandenburg 15<br />

Sachsen-Anhalt 14<br />

Thüringen<br />

Sachsen<br />

Berlin-Ost<br />

14<br />

21<br />

5<br />

In diesen 80 Einheiten werden<br />

ca. 8 000 Helferinnen<br />

und Helfer tätig sein. Das<br />

Technische Hilfswerk ist damit<br />

fest eingebunden in den<br />

Einigungsprozeß; es trägt bei<br />

zur Schaffung gleicher Lebensverhältnisse<br />

.<br />

Einsätze im In- und<br />

Ausland<br />

Das Präsidium<br />

der <strong>THW</strong>-Bundeshelfervereinigung<br />

(gewählt auf der 8. Bundesversammlung<br />

im Oktober 1990)<br />

Präsident:<br />

Vizepräsident:<br />

Vizepräsident:<br />

Bundesschatzmeister:<br />

Schriftführer:<br />

Beigeordnete:<br />

Bundesjugendleiter:<br />

<strong>THW</strong> -Bundessprecher:<br />

<strong>THW</strong>-Direktor:<br />

Kassenprüfer:<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Im Frankenkeller 51<br />

5300 Bonn 2<br />

Telefon:<br />

Telefax:<br />

ganisationen steht hier auch ----------­<br />

das <strong>THW</strong>.<br />

Mit 8 268 Alarmierungen<br />

Gefragt nach der Wichtig- und rund 688 000 Einsatzkeit<br />

und Wertschätzung von stunden wurde es im ver- Flüchtlingslagern in der Tür­<br />

Einrichtungen des öffentli- gangenen Jahr mehr als je kei und im Iran tätig und<br />

chen Lebens, haben nach zuvor um Hilfe gebeten. Die- leisten dort wirkungsvolle<br />

der letzten Studie des Mann- se Zahlen sind gewiß kein Hilfe. Ich denke aber auch<br />

heimer Instituts für praxisori- Anlaß zur Freude, denn sie an die Hilfsmaßnahmen für<br />

entierte Sozialforschung signalisieren nur die große die Sowjetunion. Hunderte<br />

(ipos) die Bundesbfuger das Not. die jeden einzelnen Ein- von Helferinnen und Helfern<br />

Technische Hilfswerk auf den satz erforderlich machte. Ich waren im Einsatz und opferzweiten<br />

Platz nach dem Bun- erinnere hier nur beispielhal- ten häufig sogar ihren Jahdeskriminalamt<br />

gesetzt (vgl. ber an die Hochwasserkata- resurlaub, um die Hilfsgüter<br />

S.38-40). stropheninSüddeutschland nach Charkow, Moskau<br />

und die Schäden durch die oder Leningrad zu schaffen.<br />

<strong>THW</strong>inden<br />

Frühjahrsstürme . Ohne <strong>THW</strong><br />

neuen Ländern<br />

lief in beiden Fällen nichts Bedeutung<br />

mehr. Ich denke aber auch der Fachdienste<br />

Die Aussage von dem gefundenen<br />

an den Einsatz der Frauen<br />

Platz des <strong>THW</strong> in und Männer, als der Flücht­<br />

Hier wird deutlich, wo das<br />

unserer Gesellschaft und seiner<br />

lingsstrom über Ungarn und <strong>THW</strong> seine Schwerpunkte<br />

Zuordnung ist also nicht die heutige CSFR ins kaum künftig setzen wird im Kampf<br />

nur eine politische, sondern noch Meßbare anschwoll gegen die moderne Bedrohung<br />

sie entspricht der Realität. So und letztlich die Grenzbäume<br />

des Lebens, der Ge­<br />

ist es auch verständlich,<br />

fielen.<br />

sundheit und des Eigentums.<br />

wenn die Regierungen in Aber auch international ist Als Träger der Fachdienste<br />

den neuen Bundesländern das <strong>THW</strong> ein gefragter Partner.<br />

Bergung und Instandset­<br />

schon frühzeitig für d ie Bildung<br />

So ist eine enge Zusamzung<br />

ist es für eine wirksame<br />

von <strong>THW</strong>-Einheiten menarbeit zwischen dem Abwehr größerer Gefahren<br />

votiert haben. Insgesamt sollen<br />

<strong>THW</strong> und dem Hohen Flücht­<br />

unverzichtbar .<br />

bis 1995 80 Ortsverbänlingskommissar<br />

der Verein­<br />

Als Bundesorganisation<br />

de gebildet werden. Nach ten Nationen gewachsen, mit überregionalen Ausbildungs-<br />

der derzeitigen Planung sollen<br />

die sich in diesen Tagen im<br />

und Einsatzmöglich­<br />

sie wie folgt verteilt wer­<br />

Iran erneut bewährt. Rund keiten ist sein Einsatz zudem<br />

den:<br />

100 Spezialisten sind in den äußerst ökonomisch und<br />

Johannes Gerster MdB<br />

Horst Frentrup<br />

Hans-Joachim Wiegand<br />

Peter Weiler<br />

Frank Schulze<br />

Heinz Köllisch<br />

OUo Reschke MdB<br />

Dieter Pfefferkorn<br />

Rolf Trodler<br />

Klaus Müller<br />

Günter Seekatz<br />

Gerd Jürgen Henkel<br />

Hans Gocke<br />

Manfred Düll<br />

Johanna Haller<br />

Paul Streit<br />

Inga Theißinger<br />

0228/ 34 10 63<br />

0228/ 348169<br />

fachlich sinnvoll.<br />

Außenpolitisch von hoher<br />

Bedeutung ist der humanitäre<br />

Einsatz des Technischen<br />

Hilfswerks im Ausland. Seit<br />

dem ersten Einsatz 1953 bei<br />

der Flutkatastrophe in Holland<br />

war fast ständig eine<br />

Einheit irgendwo in der Welt<br />

tätig. Dies hat zu partnerschaftlichen<br />

Verbindungen<br />

mit vielen Ländern geführt.<br />

Diese internationalen Einsät -<br />

ze des <strong>THW</strong> wollen wir noch<br />

leichter möglich machen<br />

durch Entbürokratisierung<br />

des Entsendeverfahrens zwischen<br />

dem Bundesministerium<br />

des Innern und dem<br />

Auswärtigen Amt.<br />

<strong>THW</strong> handelt in gesetzlichem<br />

Auftrag<br />

Von wachsender Bedeutung<br />

ist der dritte im Gesetz<br />

beschriebene <strong>THW</strong> -Auftrag:<br />

die Unterstützung der für die<br />

Gefahrenabwehr zuständigen<br />

Stellen im Inland. Diese<br />

Aufgabe wird von der Helferschaft<br />

mit großem Ernst<br />

4 Technisches Hilfswerk iIf


wahrgenommen. Sie läßt<br />

praktische Hilfe vor Ort unmittelbar<br />

wirksam werden,<br />

wie die Betreuung der Ausund<br />

Übersiedler in den Jahren<br />

1989/ 90 oder die Abwehr<br />

und Beseitigung der<br />

Sturm- und Hochwasserschäden<br />

gezeigt haben.<br />

In diesem friedensmäßigen<br />

Katastrophenschutzeinsatz<br />

lag bisher ein Hauptansatz<br />

der Kritik des Deutschen<br />

Feuerwehrverbandes. Diese<br />

ist mit der Gesetzesformulierung,<br />

der der Deutsche Feuerwehrverband<br />

ausdrücklich<br />

zugestimmt hat, behoben.<br />

So wird das Technische<br />

Hilfswerk in Zukunft seinen<br />

gesetzlichen Auftrag in Part-<br />

nerschaft mit den Kommunen,<br />

den Ländern und den<br />

anderen Hilfsorganisationen<br />

wahrnehmen. Es trägt damit<br />

dazu bei. die Verpflichtung<br />

des Staates zu erfüllen,<br />

größtmögliche Sicherheit für<br />

seine Bürger zu schaffen.<br />

Rudolf Seiters<br />

neuer Bundesminister<br />

des Innern<br />

Nach der Ankündigung<br />

von Bundeskanzler<br />

Dr. Helmut<br />

Kohl fand Ende<br />

November 1991 ein<br />

kleines Kabinettsrevirement<br />

statt. Minister<br />

Dr. Wolfgang<br />

Schäuble wurde<br />

Vorsitzender der<br />

Bundestagsfraktion<br />

der CDUj CSU, der<br />

Chef des Bundeskanzleramtes,<br />

Minister<br />

Rudolf Seiters<br />

(54), wurde sein<br />

Nachfolger im Bundesministerium<br />

des<br />

Innem.<br />

drohten, gelang es ihm, eine<br />

n eu e Satzung durchzuboxen.<br />

Rudolf Seiters kennt das<br />

<strong>THW</strong> wie nur wenige Politiker<br />

aus eigener Anschauung.<br />

Er hält nach wie vor<br />

enge Kontakte zum <strong>THW</strong> im<br />

Unterernsland. Wichtige Entscheidungen<br />

der letzten Zeit<br />

wie zum Beispiel über den<br />

Aufbau des <strong>THW</strong> in den neu-<br />

en Ländern und über die<br />

Ausstattung mit neuen<br />

D er neue Bundesinnenminister<br />

ist ein bewährter<br />

Freund des Technischen<br />

Hilfswerks. Er war längere<br />

zeit Vorsitzender der Landeshelfervereinigung<br />

Niedersachsen.<br />

Unvergessen ist<br />

seine Regie als Leiter der<br />

4. Bundesversammlung der<br />

Helfervereinigung im Jahre<br />

1985 in Meppen. In einer<br />

total verfahrenen Situation,<br />

in der mehrere Landesver -<br />

bände mit ihrem Austritt<br />

<strong>Der</strong> neue<br />

und der alte<br />

Bundesminister<br />

des<br />

Innern,<br />

Rudolf<br />

Seiters und<br />

Dr. Wolfgang<br />

Schäuble<br />

Foto: Eis<br />

Transportfahrzeugen sind<br />

von ihm erfolgreich beeinflußt<br />

worden.<br />

Auf dem 11 . Bundeswettkampf<br />

1991 in Mainz sprach<br />

er allen ehren- und hauptamtlichen<br />

Angehörigen des<br />

<strong>THW</strong> seinen Respekt und<br />

seine Anerkennung aus und<br />

sagte dem <strong>THW</strong> seine Unterstützung<br />

auch weiterhin zu.<br />

o 5 Technisches Hilfswerk


von Jürgen Delle<br />

Fünf Tote, unzählige<br />

Verletzte und über<br />

60 Millionen Mark<br />

Schaden in Ostbayern.<br />

Meteorologen<br />

verzeichneten Regenfälle<br />

wie seit 45<br />

Jahren nicht mehr.<br />

Vom Landkreis<br />

Cham an der Grenze<br />

zur CSFR über<br />

Passau hinaus bis<br />

nach Salzburg erstreckte<br />

sich die<br />

gewaltige und verheerende<br />

Wetterfront.<br />

<strong>Der</strong> bayerische<br />

Ferienmonat August<br />

begann alles andere<br />

als erholsam.<br />

<strong>THW</strong>-Helfer aus 17<br />

Ortsverbänden<br />

waren ebenso im<br />

Einsatz wie 2 000<br />

Helfer der Feuerwehr,<br />

des Roten<br />

Kreuzes, der Einheiten<br />

des Katastrophenschutzes<br />

und<br />

Soldaten der Bundeswehr.<br />

V om 1. bis zum 6. August<br />

1991 waren insgesamt<br />

619 <strong>THW</strong>-Helfer aus den Regierungsbezirken<br />

Oberpfalz,<br />

Nieder- und Oberbayern<br />

14 869 Stunden zur Hilfeleistung<br />

eingesetzt. Im Landkreis<br />

Cham wurde für das<br />

Gemeindegebiet Neukirchen<br />

bei Hl. Blut Katastrophenalarm<br />

durch den Landrat<br />

ausgelöst.<br />

4 Meter hohe<br />

Flutwelle<br />

Es begann alles relativ<br />

harmlos. Am 1. August gegen<br />

17 Uhr kam der erste<br />

Alarm für die Feuerwehr<br />

Neukirchen bei Hl. Blut. Sie<br />

wurde nach Larnberg gerufen,<br />

um nach einem Wolkenbruch<br />

einen überfluteten<br />

Keller auszupumpen - reine<br />

Routinesache . In Neukirchen<br />

selbst war bis dahin noch<br />

kein Tropfen Regen gefallen.<br />

In Larnberg konnte man<br />

die drohende Gefahr jedoch<br />

bereits erkennen. ber Schicherbach<br />

führte gewaltige<br />

Wasserrnassen. Einige 100<br />

Meter vor Neukirchen bei<br />

Hl. Blut vereinigen sich der<br />

Schicher- und der Kaltenbach.<br />

Trotz mehrerer Versuche<br />

der Feuerwehr, in Lamberg<br />

einen Damm zu errichten.<br />

war die Flutwelle nicht<br />

mehr aufzuhalten. <strong>Der</strong> reißende<br />

Strom drang mit rasendem<br />

Tempo und brachialer<br />

Gewalt weiter in den<br />

Ortsteil Walching vor. Für<br />

die völlig überraschten Bewohner<br />

blieb nur noch Zeit,<br />

sich in Sicherheit zu bringen.<br />

Sie retteten sich in den meisten<br />

Fällen in die oberen<br />

Stockwerke ihrer Häuser.<br />

Die Flut kam gegen 17.30<br />

Uhr. Um 18 Uhr stand bereits<br />

der gesamte Ortsteil Walching<br />

bis zu vier Meter unter<br />

Wasser.<br />

August 1991<br />

- Hochwasser in der<br />

Passauer Altstadt<br />

Foto: Roider<br />

50 Menschen in<br />

Lebensgefahr<br />

Die Flutwelle brachte drei<br />

Menschen den Tod. Ein<br />

68jähriger Mann und eine<br />

70jährige Frau ertranken in<br />

den Fluten. Bei der Evakuierung<br />

starb eine 72jährige an<br />

Herzversagen.<br />

Die Wasserrnassen zerstörten<br />

nicht nur erdgeschossige<br />

Wohnungen, Betriebe,<br />

Arztpraxen und eine Tankstelle<br />

sowie 80 PKW bis zur<br />

Schrottreife, sondern gefährdeten<br />

auch 50 Menschen auf<br />

einem Campingplatz in der<br />

Nähe von Neukirchen. Die<br />

Flut hatte Campingwagen,<br />

Zelte und Wohnmobile fortgeschwemmt.<br />

Die Bewohner<br />

retteten sich auf Bäume und<br />

riefen verzweifelt um Hilfe.<br />

Mit Booten gelang es Rettungsmannschaften,<br />

die<br />

vom Wasser eingeschlossenen<br />

Menschen zu retten.<br />

6 Technisches Hilfswerk ~


Gegen 18 Uhr wurde durch<br />

Landrat Ernst Girmindl der<br />

Katastrophenalarm für das<br />

vom Hochwasser betroffene<br />

Gebiet erklärt, der erst am<br />

Sonntag, dem 4 . August,<br />

abends gegen 21 Uhr wieder<br />

aufgehoben werden<br />

konnte.<br />

Warum Schäden in<br />

diesem Ausmaß?<br />

Auszüge aus dem Bericht<br />

des Landratsamtes Cham an<br />

das Lagezentrum beim<br />

Bayerischen Innenministerium:<br />

"Am Donnerstagnachrnittag<br />

ging über der Gegend<br />

ein länger anhaltender, sehr<br />

ergiebiger wolkenbruchartiger<br />

Regen nieder. Nachdem<br />

es bereits am Vormittag und<br />

in der Nacht geregnet hatte,<br />

war der Boden offenbar nicht<br />

mehr aufnahmefähig. Von<br />

den Hängen im Einzugsbereich<br />

des Schicherbaches,<br />

die überwiegend als Grünland,<br />

aber auch forstwirtschaftlich<br />

genutzt werden,<br />

flossen erhebliche Mengen<br />

Niederschlagswasser in den<br />

Bach. Diese rissen die Grasnarbe<br />

und Bäume samtWurzelstock<br />

mit. Nördlich des am<br />

Hang gelegenen Ortsteils<br />

Larnberg verläuft der Bach<br />

in einem relativ steilen Einschnitt<br />

zwischen dem Atzelberg<br />

(590 m) und dem Ständelberg<br />

(595 m) durch ein<br />

mit Fichten, die unmittelbar<br />

an das Bachbett heranreichen,<br />

dicht bewaldet es<br />

Grundstück. Dort hat sich aus<br />

dem Treibzeug erstmalig ein<br />

Stau gebildet. Als der Stau<br />

brach, entstand eine Flutwelle.<br />

Diese wurde ca.<br />

800 m talabwärts durch ein<br />

an der Abzweigung der Gemeindeverbindungsstraßen<br />

nach Rittersteig bzw. Lamberg<br />

j Mais quer zum Tal<br />

angelegtes Sägewerk mit<br />

westläufigem Holzlager<br />

nochmals aufgefangen. Als<br />

auch dieser Stau nachgab,<br />

entstand eine Flutwelle, die<br />

ohne Brechung durch Hindernisse<br />

auf die Bebauung<br />

traf und, nachdem das Wasser<br />

vom Kanal nicht mehr<br />

aufgenommen wurde, sich<br />

im wesentlichen durch die<br />

im Ort parallel zum Bach verlaufende<br />

Straße ihren Weg<br />

bahnte. Die Wucht der Flutwelle<br />

läßt sich nicht nur an<br />

den eingedrückten Türen<br />

und Fenstern ermessen, sondern<br />

auch an den oben aufgezeigten<br />

Beschädigungen."<br />

60-Stunden-Regen:<br />

Bis zu 100 Liter<br />

Niederschlag pro<br />

Quadratmeter in<br />

24 Stunden<br />

<strong>Der</strong> Dauerregen traf jedoch<br />

nicht nur den Landkreis<br />

Cham. Schwere Verwüstungen<br />

gab es auch im<br />

südwestlich von Neukirchen<br />

gelegenen Kötzting, wo zahlreiche<br />

Fahrzeuge auf dem<br />

Hof eines Autohauses buchstäblich<br />

in den Fluten versanken.<br />

<strong>Der</strong> gesamte ostbayerische<br />

Raum wurde durch<br />

Unwetter in Mitleidenschaft<br />

gezogen. Über Landshut,<br />

Straubing, Bogen, Vichtach,<br />

Pfarrkirchen, Vilshofen im<br />

Landkreis Pass au bis hin<br />

nach Mühldorf am Inn und<br />

Passau überfluteten die verh<br />

eerenden Niederschläge<br />

weite Landstriche, Städte<br />

und Dörfer. Im niederbayerischen<br />

Pfarrkirchen ertrank<br />

ein siebenjähriges Mädchen<br />

beim Spielen im Sulzbach.<br />

Katastrophenalarm mußten<br />

auch der Landrat von<br />

Rottal-Inn und der Passauer<br />

Oberbürgermeister auslösen.<br />

Bis zu 27 Stunden waren<br />

die Helfer vom Donnerstag<br />

abend bis zum Freitag in<br />

die Nacht hinein ununterbrochen<br />

im Einsatz.<br />

Mancherorts waren die<br />

Feuerwehren durch von<br />

Blitzschlag ausgelöste Brände<br />

gebunden. Doch die Zusammenarbeit<br />

der Helfer<br />

hätte nicht besser sein können,<br />

meinten Verantwortliche<br />

der eingesetzten Organisationen.<br />

In Böbrach in der<br />

Nähe der Stadt Viechtach<br />

im Bayerischen Wald retteten<br />

<strong>THW</strong>-Helfer und Feuerwehrleute<br />

64 Kinder von einem<br />

überschwemmten Zeltplatz.<br />

Aus Einödhöfen wurden<br />

Kühe vor dem Wasser<br />

gerettet.<br />

Hält der Stausee?<br />

In Pfarrkirchen, Landkreis<br />

Rottal-Inn, löst Landrätin Bruni<br />

Mayer am Freitag früh -<br />

es ist der 2. August - um<br />

7 Uhr Katastrophenalarm<br />

aus. Die Rott führt in Birnbach<br />

2,71 m über normal.<br />

Die maximale Stauhöhe am<br />

Rottausee von 3,87 m ist bis<br />

auf einen Zentimeter erreicht.<br />

Hält der Stausee? Diese<br />

Frage stellen sich viele Bürger.<br />

Experten meinen, der<br />

Damm sei sicher. In Pfarrkirchen<br />

gastiert der Circus Krone.<br />

Am Premierenabend<br />

steht plötzlich das Wasser<br />

80 cm hoch in der Manege<br />

des 4 000 Zuschauer fassen-<br />

Sandsäcke gegen die Fluten:<br />

<strong>THW</strong>-Helfer aus EggenfeIden im Einsatz<br />

Foto: Minner<br />

~ 7 Technisches Hilfswerk


)<br />

j<br />

den Zeltes. 400 Artisten und<br />

Helfer führen die Tiere zum<br />

Bahnhof und verladen sie in<br />

die sicheren und trockenen<br />

Eisenbahnwaggons. Überflutete<br />

Straßen werden gesperrt.<br />

Neugierige behindern<br />

die Helfer. Von Ferienzeit in<br />

Bayern keine Spur.<br />

<strong>THW</strong>-Helfer aus den Ortsverbänden<br />

A ltötting, Bad<br />

Aibling, Berchtesgadener<br />

Land, Markt Schwaben ,<br />

Mühldorf, Traunreut und<br />

Traunstein (alle Oberbayern)<br />

waren zur Hilfeleistung<br />

eingesetzt. ebenso wie die<br />

Ortsverbände aus Niederbayern<br />

(EggenfeIden, Passau,<br />

Simbach und Vilshofen)<br />

sowie aus der Oberpfalz die<br />

Ortsverbände Cham, Neunburg<br />

v . Wald, Oberviechtach.<br />

Roding, Schwandorf<br />

und Wörthj Donau.<br />

<strong>THW</strong> hilft in Salzburg<br />

Am Freitag nachmittag<br />

16.30 Uhr wird Alarm für das<br />

<strong>THW</strong> Berchtesgadener Land<br />

in MitterfeIden ausgelöst. Die<br />

gen mit 58 und 90 Kilovoltampere<br />

Leistung setzte<br />

das <strong>THW</strong> ein. Eine große Tiefgarage<br />

sowie Keller und<br />

Garagen wurden leergepumpt.<br />

Ortsbeauftragter Werner<br />

Berufsfeuerwehr Salzburg Scharbert: HDie reibungslose<br />

bittet um Unterstützung. Seit Zusammenarbeit mit der<br />

Donnerstag haben sintflut- Salzburger Feuerwehr, vieartige<br />

Regenfälle die Lan- len freiwilligen W ehren und<br />

deshauptstadt , aber auch dem österreichischen Roten<br />

das Flachgau schlimm ge- Kreuz war erfreulich." Die<br />

troffen. Mit 31 Mann rückt HNeue Kronen Zeitung" bedas<br />

<strong>THW</strong> aus, um den öster- richteteüberdenhumanitäreichischen<br />

Wehrmännern ren Einsatz des <strong>THW</strong> aus Bayzu<br />

helfen. Grenzüberschrei- em viel Lobenswertes. Den<br />

tende Einsätze gehören in beteiligten <strong>THW</strong>-Helfern ver­<br />

Südostbayern zwar noch lieh die Landesregierung<br />

nicht zum Alltag, sind aber Salzburg die Medaille für Kadurch<br />

gemeinsame Übun- tastrophenhilfe in Bronze.<br />

gen vorbereitet.<br />

Die Stadt Passau<br />

Über 52 Stunden war der hatte Glück<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband Berchtesgadener<br />

Land im Einsatz Gerade noch einmal daund<br />

leistete dabei 1 200 Ar- vongekommen ist die Dreibeitsstunden.<br />

Vier Tauch- Flüsse-Stadt Passau. Die Altpumpen,<br />

fünf Einsatzfahr- stadt war zwar ebenfalls<br />

zeuge, zwei Netzersatzanla- überflutet. jedoch blieb der<br />

Glück im Unglück -<br />

mit 9,33 m erreichte das<br />

Hochwasser in Passau<br />

nicht den Höchststand<br />

von vor 10 Jahren.<br />

Foto: Roider<br />

Pegel bei 9,33mstehen. Vor<br />

10 Jahren hatten die Passauer<br />

schon einmal solches<br />

Glück gehabt. Beim bisher<br />

größten Hochwasser in diesem<br />

Jahrhundert im Jahre<br />

1954 stand der Pegel bei 12<br />

Meter.<br />

40 Stunden nach dem<br />

Ausrufen konnte Oberbürgermeister<br />

Willi Schmäller<br />

am Sonntag, dem4. August.<br />

exakt um 14.45 Uhr den Katastrophenalarm<br />

aufheben.<br />

Von den frühen Morgenstunden<br />

des Montag an ging der<br />

Pegel wieder zurück, Das abfließende<br />

Wasser hinterließ<br />

Schlamm und Dreck.<br />

Nun konnten die Aufräurnarbeiten<br />

beginnen. 600 Freiwillige,<br />

darunter über 100<br />

<strong>THW</strong> -Helferinnen und Helfer,<br />

haben ihre Aufgaben vorbildlich<br />

gemeistert. 500 Meter<br />

Stegebau in der Altstadt<br />

und Barrikaden aus 7 000<br />

Sandsäcken machten die<br />

Flut zwar nicht unschädlich,<br />

verhüteten jedoch noch größeren<br />

Schaden. Die im Umgang<br />

mit Hochwasser erfahrenen<br />

Passauer unterstützten<br />

die Helfer durch tatkräftiges<br />

Zupacken. Die Aufräumarbeiten<br />

waren gut organisiert.<br />

Container standen bereit<br />

und Sperrmüll wurde abgeholt.<br />

Nach ersten Schätzungen<br />

entstanden Schäden in<br />

Höhe einer halben Million<br />

Mark. <strong>Der</strong>bayerischelnnenminister<br />

Edmund Stoiber, der<br />

sich am Samstag persönlich<br />

ein Bild von der Lage machte,<br />

sagte schnelle und unbürokratische<br />

Hilfe für die Betroffenen<br />

zu.<br />

Am Sonntag um 22 .30 Uhr<br />

war für die <strong>THW</strong>-Helfer vorerst<br />

Feierabend. Das große<br />

Aufräumen beschäftigte jedoch<br />

<strong>THW</strong>-Helfer in Einzelfällen<br />

noch bis zum Freitag,<br />

den 9. August 1991 . Danach<br />

begann für viele der wohlverdiente<br />

Jahresurlaub mit<br />

der Familie.<br />

8 Technisches Hilfswerk 0


Diplom-Volkswirt Helmut Meier -<br />

der doppelte Abschied vom <strong>THW</strong><br />

Ehrung mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz 1. Klasse<br />

von Dr. Horst Schöttler<br />

E r war nicht nur der<br />

dienstälteste Landesbeauftragte,<br />

fast neun Monate<br />

<strong>THW</strong>-Direktor und zusätzlich<br />

eineinhalb Jahre als Landesbeauftragter<br />

für Berlin zuständig:<br />

Helmut Meier war und<br />

ist einer der bekanntesten<br />

deutschen Katastrophenschützer<br />

- weit über die<br />

schleswig -holsteinischen<br />

Landesgrenzen hinaus.<br />

Er, der Rheinländer, fühlte<br />

sich als Urbild preußischer<br />

Pflichterfüllung, war immer<br />

dort im Einsatz, wo er gebraucht<br />

wurde. Und wer sich<br />

30 Jahre im <strong>THW</strong> und für<br />

sein <strong>THW</strong> in die Pflicht nehmen<br />

ließ, davon 27 Jahre<br />

als der <strong>THW</strong>-Landesbeauftragte<br />

im nördlichsten Bundesland,<br />

der muß zweimal<br />

verabschiedet werden, sind<br />

doch die Verdienste bei einem<br />

Anlaß gar nicht alle zu<br />

nennen.<br />

So organisierten die Kameraden<br />

auf Initiative des Landessprechers<br />

Kurt Friedrichsen<br />

zu Meiers 65. Geburtstag<br />

am 24. September 1991<br />

einen Tag später den Großen<br />

Zapfenstreich in KieL zelebriert<br />

durch das Landespolizei-Musikkorps<br />

Schleswig-Holstein.<br />

Für ihn, so Meier<br />

in seiner Dankesrede , das<br />

schönste Geschenk und<br />

mehr wert als alle Ehrungen<br />

und Präsente.<br />

Nunmehr, am 1. November<br />

1991 , wurde er in Plön in<br />

den endgültigen Ruhestand<br />

verabschiedet.<br />

lm Mittelpunkt der Feier in<br />

Plön stand die Laudatio des<br />

Direktors <strong>THW</strong>, Gerd Jürgen<br />

Henkel. Er bescheinigte Helmut<br />

Meier nicht nur hohen<br />

Sachverstand und absolute<br />

Loyalität, sondern betonte<br />

drei Eigenschaften: Treue,<br />

Unterstützung, motivierende<br />

Kameradschaft. Den Text zur<br />

Beantragung des Bundesverdienstkreuzes<br />

1. Klasse<br />

an das Bundespräsidialamt<br />

stellte er in den Mittelpunkt<br />

seiner Aussagen:<br />

"Herr Diplom-Volkswirt<br />

Helmut Meier trat am<br />

1.3.1960 als ehrenamtlicher<br />

Helfer in den <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />

band Bonn ein. Schon bald<br />

darauf wurde er hauptamtlicher<br />

Mitarbeiter in der Abteilung<br />

Technisches Hilfswerk<br />

im Bundesamt für Zivilen<br />

Bevölkerungsschutz und<br />

am 1. September 1964 zum<br />

<strong>THW</strong> -Landesbeauftragten<br />

für Schleswig-Holstein ernannt.<br />

Aufgrund seines fundierten<br />

Hintergrundwissens setzte<br />

er den Aufbau des Landesverbandes<br />

Schleswig­<br />

Holstein erfolgreich fort und<br />

schuf einen leistungsfähigen<br />

<strong>THW</strong>-Landesverband, der<br />

als Bestandteil des Zivil-und<br />

Katastrophenschutzes für<br />

das Land Schleswig-Holstein<br />

und für den Bund eine herausragende<br />

Bedeutung hat.<br />

Dies wird insbesondere an<br />

der großen Anzahl der Einsätze<br />

dieses Landesverbandes<br />

deutlich.<br />

Für seine Verdienste um<br />

den Zivil-und Katastrophenschutz<br />

wurde Herr Meier mit<br />

den <strong>THW</strong>-Ehrenzeichenin Silber<br />

und Gold sowie am<br />

18. März 1974 mit dem Verdienstkreuz<br />

am Bande des<br />

Verdienstordens der Bundesrepublik<br />

Deutschland ausgezeichnet.<br />

Seit dieser Zeit hat er weitere<br />

Verdienste um den Zi-<br />

Aus den Händen von <strong>THW</strong>-Direktor<br />

Gerd Jürgen Henkel erhält Helmut<br />

Meier das Bundesverdienstkreuz<br />

1. Klasse. Foto: Döpper<br />

vil-und Katastrophenschutz<br />

erworben, die durch die<br />

Verleihung des Verdienstkreuzes<br />

Erster Klasse gewfudigt<br />

werden sollen.<br />

1985 wurde er zum Direktor<br />

der Bundesanstalt Technisches<br />

Hilfswerk ernannt.<br />

Aus persönlichen Gründen<br />

mußte er diese Aufgabe jedoch<br />

im nächsten Jahr aufgeben<br />

und kehrte nach<br />

Schleswig-Holstein zurück,<br />

um hier seine verdienstvolle<br />

Arbeit als Landesbeauftragter<br />

fortzusetzen.<br />

Herr Meier hat sich in über<br />

drei Jahrzehnten hauptamt -<br />

licher Mitarbeit um das Anliegen<br />

und das Ansehen des<br />

Technischen Hilfswerkes als<br />

Katastrophenschutzorganisation<br />

des Bundes in hervorragender<br />

Weise verdient<br />

gemacht. Herr Meier vollendete<br />

am 24. September 1991<br />

sein 65. Lebensjahr und<br />

schied mit Ablauf des September<br />

1991 aus dem aktiven<br />

Dienstverhältnis aus.'<br />

Helmut Meier dankte und<br />

mahnte in seinen Abschiedsworten:<br />

Das <strong>THW</strong> als verläßliches<br />

Instrument der Katastrophenabwehr<br />

gelte es zu<br />

erhalten und das Führungsprinzip<br />

im <strong>THW</strong> - wo notwendig<br />

-gerade gegenüber<br />

den ehrenamtlichen Helfern<br />

anzuwenden.<br />

Lang anhaltender Beifall<br />

zeigte Meier, daß er zwar<br />

aus dem <strong>THW</strong> ausgeschieden<br />

ist. aber mit seinem Wirken<br />

bei den Helfern nicht<br />

vergessen ist. Er hat sich um<br />

das Technische Hilfswerk<br />

und um den Schutz der Bevölkerung<br />

verdient gemacht.<br />

~ 9 Technisches Hilfswerk


Aufbau eines Ortsverbands<br />

am Beispiel von Cottbus<br />

von Alexander Glass<br />

Tag der<br />

deutschen<br />

Einheit<br />

im Zeichen<br />

des<strong>THW</strong><br />

verbracht<br />

Als sich am 3. Oktober<br />

1991 zum ersten<br />

Mal die deutsche<br />

Wiedervereinigung<br />

jährte, nutzten zehn<br />

<strong>THW</strong> -Helfer aus<br />

Köln-West und Köln­<br />

Porz das lange Wochenende<br />

für einen<br />

Besuch in Brandenburg<br />

. Ihr erstes Ziel<br />

war das Katastrophenschutztechnische<br />

Zentrum in<br />

Altdöbern im Kreis<br />

Calau. In Cottbus<br />

gestalteten die Kölner<br />

<strong>THW</strong>-Helfer einen<br />

Ausbildungstag<br />

über Rechtsgrundlagen,<br />

Bewegen von<br />

Lasten und Holzbearbeitung.<br />

Es ist ja nicht so, daß in<br />

Cottbus die Beziehungen<br />

zwischen Ost- und Westdeutschen<br />

nur am 3. Oktober zum<br />

Leben erweckt würden.<br />

Schon mehrfach haben<br />

Gruppen von <strong>THW</strong>-Helfem<br />

aus dem Saarland den wunderschönen<br />

Spreewald bei<br />

Cottbus besucht. haben dort<br />

in der Auenlandschaft eine<br />

Brücke gebaut und - da darüber<br />

in der Presse berichtet<br />

wurde - zum Bekanntwerden<br />

des <strong>THW</strong> ganz im Osten<br />

der Republik beigetragen.<br />

Und schließlich besteht eine<br />

Städtepartnerschaft zwischen<br />

Cottbus und Gelsenkirchen.<br />

Katastrophenschutz-Fachleute<br />

aus dem<br />

Raum Cottbus waren in Gelsenkirchen<br />

zu Gast. um sich<br />

über das Gefahrenabwehrsystem<br />

der Bundesrepublik<br />

zu informieren, mit<br />

dem sie jetzt selbst arbeiten.<br />

Normalerweise hätten aufgrund<br />

der bestehenden<br />

Städtepartnerschaft die<br />

<strong>THW</strong>-Helfer in Gelsenkirchen<br />

gem die Patenschaft über<br />

den in Cottbus aufzubauenden<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband übernommen.<br />

Zufällig entdeckten<br />

die Beteiligten aber, daß<br />

das <strong>THW</strong> dort bereits vertreten<br />

war. Horst Frentrup,<br />

<strong>THW</strong> -Kreisbeauftragter in<br />

Köln und Vizepräsident der<br />

<strong>THW</strong> -Helfervereinigung ,<br />

wurde im Mai beruflich zur<br />

Oberfinanzdirektion Cottbus<br />

abgeordnet.<br />

OV -CottbUS: Jeder<br />

kann mitmachen<br />

Horst Frentrup nahm sich<br />

der Aufgabe, in Cottbus einen<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband aufzubauen,<br />

sofort mit großem<br />

Elan an, und schon am<br />

15. November 1991 konnte<br />

die offizielle Gründungsfeier<br />

stattfinden. Keine Frage, daß<br />

zuvor einige Arbeit notwendigwar.<br />

Die Helferwerbung wurde<br />

zum einen über die Presse<br />

durchgeführt, aufgehangen<br />

an der Berichterstattung<br />

Das Heben<br />

schwerer<br />

Lasten muß<br />

gelernt<br />

sein. <strong>THW</strong>­<br />

Helfer aus<br />

Köln zeigen<br />

ihren neuen<br />

Kameraden<br />

in Cottbus<br />

die richtigen<br />

Griffe.<br />

Fotos: Glass<br />

über die Arbeit der Saarländer<br />

im Spreewald. Zum anderen<br />

trifft man auf viele Angehörige<br />

des ehemaligen<br />

DDR-Zivilschutzes, die daran<br />

interessiert sind, sich mit ihrem<br />

Fachwissen beim <strong>THW</strong><br />

sinnvoll zu engagieren. Sogar<br />

zwei Arbeitskollegen<br />

Frentrups. abgeordnet aus<br />

Köln und Münster und bisher<br />

vom <strong>THW</strong> völlig unberührt,<br />

verpflichteten sich<br />

spontan. Für die weitere Entwicklung<br />

ist Hoffnung angebracht.<br />

wurden die <strong>THW</strong>­<br />

Helfer aus Köln doch sogar<br />

auf dem Supermarkt-Parkplatz<br />

angesprochen, was<br />

das <strong>THW</strong> genau wäre und<br />

wie man .da mitmachen'<br />

könne.<br />

Bei der Suche nach einer<br />

Unterkunft kam die Bezirksverwaltungsbehörde<br />

Frentrup<br />

entgegen und überließ<br />

dem <strong>THW</strong> vorläufig ein Gebäude<br />

und Garagen auf einem<br />

Gelände der ehemaligen<br />

Zivilverteidigung. Diese<br />

Überlassung ist um so höher<br />

10 Technisches Hillswerk~


zu bewerten. als in Cottbus<br />

insgesamt Raurnnot herrscht.<br />

Auch gibt es auf dem Gelände<br />

ein tägliches Miteinander<br />

mit der Feuerwehr von<br />

Cottbus. die die benachbarten<br />

Garagen nutzt.<br />

Kooperation wird<br />

großgeschrieben<br />

Mit dem Chef der Berufsfeuerwehr<br />

Cottbus. Bemd Badowsky.<br />

ist Frentrup schon<br />

lange im Gespräch. So habe<br />

von vornherein Einvernehmen<br />

über den Aufbau der<br />

Fachdienste bestanden. Bis<br />

am 15. Oktober 91 ein Mannschafts-und<br />

ein Gerätekraft -<br />

wagen vom <strong>THW</strong> -Ortsver-<br />

band Gelsenkirchen übergeben<br />

wurden. erkundigte sich<br />

auch Bodowsky immer wieder<br />

nach dem endgültigen<br />

Übergabetermin. Die Fahrzeuge<br />

sind ja neben der<br />

Ausbildung der <strong>THW</strong>-Helfer<br />

eine wichtige Voraussetzung<br />

für die Einsetzbarkeit des jungen<br />

Ortsverbands. An ihren<br />

ersten Ausbildungstagen<br />

haben die Cottbuser <strong>THW</strong>­<br />

Helfer Stiche und Bunde üb-<br />

rigens mit Leinen von der<br />

Feuerwehr geübt.<br />

Besuch aus Köln<br />

Als sich nun zum ersten<br />

Mal die deutsche Wiedervereinigung<br />

jährte. nutzten<br />

zehn <strong>THW</strong>-Helfer aus Köln­<br />

West und Köln-Porz das lange<br />

Wochenende für einen<br />

Besuch in Brandenburg. Ihr<br />

erstes Ziel war das Katastrophenschutztechnische<br />

Zentrum<br />

in Altdöbern im Kreis<br />

Calau. Die Hauptattraktion<br />

waren hier ein für Waldbrandeinsätze<br />

mit einem<br />

Räumschild umgerüsteter<br />

NV A-Panzer sowie ein hochmoderner<br />

Fernmeldewagen<br />

der ehemaligen Zivilverteidigung<br />

der DDR. Am Abend<br />

zeigte der Leiter der Abteilung<br />

Katastrophenschutz der<br />

Bezirksverwaltung Calau.<br />

Jörg Welkisch. Filme über<br />

Übung und Einsatz der dortigen<br />

Zivilschutzeinheiten vor<br />

der Wende.<br />

In Cottbus gestalteten die<br />

Kölner <strong>THW</strong> -Heiter einen<br />

Ausbildungstag über Rechtsgnmdlagen.<br />

Bewegen von<br />

Lasten und Holzbearbei- Für die Gäste aus Köln war<br />

tung. Die Kölner hatten ei- das keine Frage. Obwohl die<br />

nen Gerätekraftwagen da- Rückfahrt in endlosen Staus<br />

bei. so daß alle notwendi- 19 Stunden dauerte - norgen<br />

Werkzeuge zur Verfü- mal wären etwa neun gegung<br />

standen. Die Motivati- wesen - . waren sie sich eionderCottbuser.<br />

diezudem nig: "Nach Cottbus fahren<br />

Zeitpunkt noch ohne jede wir wieder!"<br />

Ausrüstung waren. wurde so<br />

sicher verbessert. Dazu Horst<br />

Frentrup: "Es ist absolut notwendig.<br />

daß die ,Alt-OV's'<br />

den Aufbau unterstützen.'<br />

Karl-Heinz Schönbeck, Ortsbeauftragter<br />

von Köln-West, überreicht Hermann Henning,<br />

seinem neuen Amtskollegen in Cottbus,<br />

als Gastgeschenk einen Greifzug .<br />

Gründung des <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverbandes Rostock<br />

Weit im Nordosten<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland wurde<br />

am 19. Oktober 1991<br />

in Rostock der erste<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband in<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

gegründet.<br />

Es war die dritte<br />

Neugründung und<br />

gleichzeitig der<br />

Schritt des Technischen<br />

Hilfswerkes in<br />

das dritte der fünf<br />

neuen Länder.<br />

Demonstration<br />

eines<br />

Kabelschießgerätes<br />

vordem<br />

Rostocker<br />

Rathaus<br />

e 11 Technisches Hilfswerk


Demokratische<br />

Struktur des <strong>THW</strong><br />

<strong>THW</strong> -Direktor Gerd Jürgen<br />

Henkel stellte den Aufbau<br />

des Technischen Hilfswerkes<br />

als demokratische Organisation<br />

dar. Dabei hob er die<br />

Funktion der Helfersprecher<br />

heraus. Henkel unterstrich,<br />

daß .hundertprozentig jeder"<br />

<strong>THW</strong>-Helfer freiwillig im Ka-<br />

nicht fest. <strong>THW</strong>-DirektorHenkel<br />

hält aber wegen der Küstenlage<br />

die Aufstellung einer<br />

Pontongruppe für wahrscheinlich.<br />

Chancen<br />

und Probleme<br />

Staatssekretär Volker Pollehn<br />

vom Innenministerium<br />

Mecklenburg-Vorpommem,<br />

beitragen, daß Menschen in<br />

ihrem persönlichen Umfeld<br />

ihre Unsicherheit und ihre<br />

.Angst vor dem Morgen'<br />

genommen werde.<br />

AbschließendwiesPollehn<br />

als Vertreter des Innenministeriums<br />

darauf hin, daß jetzt<br />

auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />

die Vorarbeiten<br />

am Katastrophenschutz-Gesetz<br />

abgeschlossen seien.<br />

<strong>Der</strong> Aufbau eines <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverbandes war in Rostock<br />

schon dringend erwartet<br />

worden, da dort nach<br />

den Worten von Oberbürgermeister<br />

Dr. Klaus Killimann<br />

noch immer .eine Lükke<br />

im Sicherheitssystem"<br />

geklafft hatte. Anläßlich der<br />

Gründung des Ortsverbandes<br />

Rostock sprach er seine<br />

Hoffnung aus, daß möglichst<br />

viele engagierte Rostocker<br />

rege im Technischen Hilfswerk<br />

mitwirken möchten.<br />

EinenAnspom gebe ja schon<br />

die Ausstellung vor dem Rathaus,<br />

die zeige, welcher<br />

Technik das <strong>THW</strong> sich bediene<br />

und was man in der<br />

Organisation alles lernen<br />

könne.<br />

tastrophenschutz mitwirke.<br />

Im Katastrophenschutz,<br />

der ja von ganz verschiedenen<br />

Hilfsorganisationen getragen<br />

wird, stelle das Technische<br />

Hilfswerk eine technisch<br />

ergänzende Komponente<br />

dar. Henkel wandte<br />

sich an alle in der Gefahrenabwehr<br />

Tätigen mit der Aufforderung,<br />

bei Bedarf gleich<br />

das Technische Hilfswerk zu<br />

rufen - • Wir helfen dann<br />

gern!"<br />

<strong>Der</strong> <strong>THW</strong> -Ortsverband Rostock<br />

soll demnächst einen<br />

Bergungs- und einen Instandsetzungszug<br />

stellen.<br />

Welche organisationseigenen<br />

Einheiten darüber hinaus<br />

einmal eingerichtet werden<br />

können, steht noch<br />

Als dritter<br />

<strong>THW</strong> -Ortsverband<br />

in den<br />

neuen Ländern<br />

wurde der OV<br />

Rostock gegründet.<br />

(V. 1.<br />

n. r.: <strong>THW</strong>-OB<br />

Eckhard Wegner,<br />

Direktor­<br />

<strong>THW</strong>Gerd<br />

Jürgen Henkel,<br />

Staatssekretär<br />

Volker PoIlehn<br />

vom Innenministerium<br />

Mecklenburg­<br />

Vorpommern)<br />

Foto: Glass<br />

der die Festrede hielt. freute<br />

sich über die von <strong>THW</strong>-Direktor<br />

Henkel vollzogene<br />

Ortsverbandsgründung. Es<br />

sei aber ein großes Problem,<br />

genug Menschen zu freiwilliger<br />

Mitarbeit zu bringen:<br />

Staatssekretär Pollehn appellierte<br />

darum an die Bevölkerung<br />

zu erkennen,<br />

welche Chancen sich damit<br />

verbänden, einer Gemeinschaft<br />

wie dem Technischen<br />

Hilfswerk anzugehören.<br />

Nach den Worten des Staatssekretärs<br />

kommt dem <strong>THW</strong><br />

in der derzeitigen besonderen<br />

Situation in den neuen<br />

Bundesländern sogar eine<br />

.nicht zu unterschätzende<br />

gesellschaftspolitische Funktion"<br />

zu. Könne es doch dazu<br />

<strong>THW</strong> -Bundessprecher<br />

Günther Seekatz ermutigte<br />

die Rostocker <strong>THW</strong>-Helfer,<br />

ihren Ortsverband so zu gestalten,<br />

wie sie es wollten. Er<br />

bat den Ortsbeauftragten<br />

Eckhard Wegner, daran stets<br />

auch den Helfersprecher zu<br />

beteiligen. Seekatz forderte<br />

den jungen <strong>THW</strong>-Ortsverband<br />

weiterhin auf, so mit<br />

den anderen Hilfeleistungsorganisationen<br />

zusammenzuwirken,<br />

daß sie .zu einer<br />

abgerundeten, intakten Hilfeleistungsgemeinschaft"<br />

würden . • Denn nur gemeinsam<br />

können wir's schaffen!"<br />

sagte der <strong>THW</strong>-Bundessprecher.<br />

Jörg Bauschke vom Brandschutz-und<br />

Rettungsamt der<br />

Stadt Rostock überbrachte<br />

die Grüße der Feuerwehr<br />

und der sanitätsdienstlichen<br />

Hilfsorganisationen . Diese<br />

befinden sich wie das Technische<br />

Hilfswerk in Rostock<br />

noch im Aufbau.<br />

Das letzte Wort hatte Eckhard<br />

Wegner, der für das<br />

ihm entgegengebrachte<br />

Vertrauen dankte. Er sei sehr<br />

stolz, nunmehr der erste<br />

<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragte in Rostock<br />

und in Mecklenburg­<br />

Vorpommem zu sein. Er zeigte<br />

sich zuversichtlich, noch<br />

mehr Helfer für die Aufgaben<br />

des <strong>THW</strong> gewinnen zu<br />

können, und versprach dem<br />

Oberbürgermeister Rostocks,<br />

bereits zu Beginn des Jahres<br />

1992 über erste Einsätze zu<br />

berichten.<br />

12 Technisches Hillswerk~


Katastrophen und<br />

Unglücke machen<br />

nicht an Staatsgrenzen<br />

halt. Das ist<br />

unbestritten. Um so<br />

wichtiger ist es,<br />

grenzüberschreiten -<br />

de Hilfe und Zusammenarbeit<br />

auf dem<br />

Gebiet des Katastrophenschutzes<br />

nicht<br />

nur vorzusehen,<br />

sondern auch zu<br />

proben. Frühzeitig<br />

erkannt und umgesetzt<br />

wurde dies vom<br />

<strong>THW</strong> -Ortsverband<br />

Saarwellingen (Saarland),<br />

der 1991 ein<br />

ganz besonderes<br />

Jubiläum feiern<br />

konnte. Bereits seit<br />

30 Jahren unterhält<br />

der <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />

band eine enge,<br />

lebendige Partnerschaft<br />

und Freundschaft<br />

mit der französischen<br />

Hilfeleistungsorganisation<br />

Section des Infirmiers<br />

Brancardiers Sauveteurs<br />

(IES) in<br />

Thionville j Lothringen.<br />

Anläßlich dieser<br />

drei Jahrzehnte<br />

dauernden Kooperation<br />

trafen sich die<br />

beiden Hilfeleistungsorganisationen<br />

am 22. September<br />

1991 zu einer<br />

gemeinsamen Bergungsübung<br />

bei<br />

Saarwellingen.<br />

30 Jahre<br />

grenzüberschreitende<br />

Zusammenarbeit<br />

von Andreas Schneider<br />

Ä Beginn der Partnerschaft<br />

stand eine große Katastrophenschutzübung<br />

im<br />

Jahre 1961 in Saarbrücken,<br />

an der neben den einheimischen<br />

Verbänden auch Hilfeleistungsorganisationen<br />

aus Frankreich und Luxemburg<br />

beteiligt waren. Bei dieser<br />

Übung kamen die ersten<br />

Kontakte zustande, und<br />

man beschloß, die Verbindung<br />

aufrechtzuerhalten<br />

und auszubauen. Seitdem<br />

fanden immer wieder regelmäßige,<br />

gemeinsame Einsatzübungen,<br />

abwechselnd<br />

in Thionville und Saarwellingen,<br />

statt. Auch bei gesellschaftlichen<br />

Anlässen<br />

sind die Helfer der Partnerorganisationen<br />

immer wieder<br />

gern gesehene Gäste.<br />

Das 30ste Jubiläum feierten<br />

die Partner im Rahmen<br />

einer großen gemeinsamen<br />

Bergungsübung beim <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverband Saarwellingen.<br />

Als Übungsort diente das<br />

Standortübungsgelände der<br />

Bundeswehr in M erzig, das<br />

aufgrund der örtlichen Voraussetzungen<br />

und der dort<br />

vorhandenen Übungsobjekte<br />

ideale Rahmenbedingungen<br />

bot.<br />

Zusammenarbeit<br />

über Grenzen hinweg<br />

- gemeinsame Übung<br />

von <strong>THW</strong> -Helfern und<br />

Mitgliedern der französischen<br />

Hilfeleistungsorganisation<br />

IBS<br />

Fotos: Hilberath<br />

Anspruchsvolle<br />

Übung<br />

Zusammen mit Vertretern<br />

der IBS hatte der <strong>THW</strong> -Ortsbeauftragte<br />

Erich Schmitt<br />

ein anspruchsvolles<br />

Übungsszenario erstellt.<br />

Angenommen wurde eine<br />

Gasexplosion, bei der mehrere<br />

Gebäude beschädigt<br />

und zahlreiche Personen<br />

verletzt wurden. Diese galt<br />

es unter Berücksichtigung<br />

der vorherrschenden Bedingungen<br />

und der jeweils vorgefundenen<br />

Verletzungen<br />

zu bergen. Kein leichtes Un-<br />

~ 13 Technisches Hilfswerk


terfangen, zumal-um möglichst<br />

realitätsnahe Bedingungen<br />

zu schaffen - Ort<br />

und Inhalt der Übung vorher<br />

nicht .bekanntgegeben<br />

wurden.<br />

Die Schadenslage machte<br />

teilweise den Einsatz von<br />

schwerem Atemschutz notwendig;<br />

einsturzgefCrh.rdete<br />

Decken und Durchgänge<br />

mußten abgestützt bzw. ausgesteift<br />

werden, bevor ein<br />

Vordringen zu den Verletzten<br />

möglich war. Zur Bergung<br />

der Verletzten wurden<br />

unterschiedliche Bergungsmethoden,<br />

wie zum Beispiel<br />

Leiterhebel und Seilbahn,<br />

angewandt.<br />

Koordination und<br />

Kombination<br />

Besonders gefordert waren<br />

bei dieser Übung die Führungskräfte;<br />

galt es doch,<br />

unterschiedliche Arbeitsrnethoden,<br />

Einsatzmöglichkeiten<br />

und Arbeitsmittel der<br />

beiden Organisationen sinnvoll<br />

zu koordinieren und zu<br />

kombinieren. WCrh.rend die<br />

<strong>THW</strong>-Helfer hauptsächlich<br />

für die Durchführung von<br />

Erkundung und Bergung<br />

zuständig waren, übernahmen<br />

die Helfer der IBS die<br />

Erstversorgung und Betreuung<br />

der Verletzten. Eine<br />

enge Zusammenarbeit und<br />

gemeinsames Anpacken<br />

waren jedoch unerläßliche<br />

Voraussetzungen, um einen<br />

reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.<br />

Erschwerend<br />

wirkten sich die teilweise<br />

auftretenden Verständi-<br />

gungsschwierigkeiten zwischen<br />

Deutschen und Franzosen<br />

aus. Doch die Helfer<br />

meisterten mit Engagement<br />

und Einsatzbereitschaft alle<br />

Aufgaben und wußten sich,<br />

zumal beide Seiten immer<br />

wieder voneinander lernen<br />

und neue Erkenntnisse gewinnen<br />

können.<br />

Miteingebunden in den<br />

Übungsablauf war auch die<br />

Jugendgruppe des <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverbandes. Ihre Aufgabe<br />

war es, ein Sanitätszelt<br />

und eine Fernsprechverbindung<br />

zu errichten sowie bei<br />

der Verpflegungsausgabe<br />

mitzuwirken.<br />

Partnerschaft als<br />

Beitrag zur<br />

Völkerverständigung<br />

Interessierte Beobachter<br />

der Übung waren neben den<br />

Vertretern der Presse, anderer<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverbände und<br />

ortsansässiger Hilfeleistungsorganisationen<br />

auch der<br />

<strong>THW</strong> -Landesbeauftragte<br />

Karl-Heinz Geiger sowie der<br />

Altpräsident der IBS und<br />

ehemalige Leiter des Zivilschutzes<br />

in Thionville, Said<br />

Brun. Sie alle trafen sich nach<br />

der Übung in der Unterkunft<br />

des <strong>THW</strong>-Ortsverbandes. In<br />

einer Feierstunde sprach hier<br />

Karl-Heinz Geiger dem französischen<br />

Gast seinen Dank<br />

für die langjährige Unterstützung<br />

und Förderung der<br />

Partnerschaft aus und verlieh<br />

ihm die Ehrenplakette<br />

des Technischen Hilfswerkes.<br />

Alle Festredner betonten<br />

in ihren Ansprachen die Bedeutung<br />

der Partnerschaft.<br />

die als wirksamer Beitrag zur<br />

Völkerverständigung gewertet<br />

wurde.<br />

Natürlich kam auch der<br />

gesellige Teil bei diesem Ju­<br />

biläurn nicht zu kurz. Noch<br />

lange nach Abschluß des<br />

offiziellen Teils, in dessen<br />

Verlauf weitere Ehrungen<br />

verdienter Helfer vorgenomwo<br />

fehlende Vokabeln den men wurden, saß man in<br />

notwendigen Kommunika- fröhlicher Runde zusammen.<br />

tionsfluß hemmten, mit ent- Bleibt nur zu hoffen, daß<br />

sprechenden Zeichen und diese stabile Freundschaft<br />

Gebärden zu helfen. Einmal und für beide Seiten nutzmehr<br />

zeigte sich, wie sinn- bringende und lehrreiche<br />

voll und wichtig solche ge- Zusammenarbeit auch die<br />

meinsamen, grenzüber- nächsten 30 Jahre andauschreitenden<br />

Übungen sind, em werden. •<br />

A Beispiel des <strong>THW</strong>­<br />

Einsatzes im iranisch-irakischen<br />

Grenzgebiet im Sommer<br />

1991 zeigt der folgende<br />

ArtikeL wie sich der <strong>THW</strong>­<br />

Helfer auf seinen Auslandseinsatz<br />

vorbereiten und wie<br />

er sich im Gefahrenfall verhalten<br />

sollte. Durch die Einhaltung<br />

solcher Vorsichtsmaßnahmen<br />

läßt sich verhindern,<br />

daß und herausfordernder<br />

Auslandseinsatz einen<br />

unvorhergesehenen<br />

Verlauf nimmt.<br />

nHandtellergroße Spinnen<br />

rannten von einer dunklen<br />

Ecke des Zeltes in die andere<br />

oder nach draußen, wenn<br />

wir abends im Zelt Licht gemacht<br />

haben. Skorpione<br />

haben wir auch häufiger<br />

gesehen: So erzählten die<br />

<strong>THW</strong>-Helfer aus dem Camp<br />

in Gilan-e-Gharb.<br />

Von anderer Seite wurde<br />

berichtet. daß eine dieser<br />

Raubspinnen einen Mann<br />

Bei ihren Auslandseinsätzen<br />

kommen die Helfer des Technischen<br />

Hilfswerks auch immer<br />

wieder in Länder, in denen vielfältige<br />

Gefahren durch giftige<br />

Tiere und Krankheiten lauern.<br />

Einem in unseren Breiten aufgewachsenen<br />

Menschen sind solche<br />

Gefahren meist fremd, und<br />

er weiß entsprechend nicht, wie<br />

er sich im Gefahrenfall verhalten<br />

soll. Wenn der Helfer jedoch<br />

weiß, wo sich diese giftigen Tiere<br />

aufhalten, was zu tun ist, wenn<br />

er von ihnen gebissen wird oder<br />

wenn er von einer Krankheit<br />

befallen ist, und wenn er sich<br />

durch vorbeugende Maßnahmen<br />

vor Antritt der Reise in das<br />

Einsatzgebiet schützt, läßt sich<br />

die Gefahr erheblich verringern.<br />

in den Oberschenkel gebissen<br />

habe. <strong>Der</strong> Helfer sei vor<br />

Schreck zuerst einmal umgefallen,<br />

aber Vergiftungserscheinungen<br />

durch den<br />

Biß seien nicht aufgetreten.<br />

n Wenn wir nicht aufgepaßt<br />

hätten, wären wir in der<br />

Dämmerung wahrscheinlich<br />

auch auf Schlangen<br />

getreten, die bis ins Camp<br />

kamen. Ob sie giftig waren<br />

oder nicht. wissen wir nicht.<br />

jedenfalls hatten wir ein kornisches<br />

Gefühl." Das waren<br />

Schilderungen von den Helfern<br />

im sogenannten Mükkencamp,<br />

die nach dem<br />

Vorkommen von Schlangen<br />

befragt wurden.<br />

Erfahrungsberichte<br />

geben wichtige<br />

Hinweise<br />

Mein Interesse an giftigen<br />

Tieren der Region hatte sich<br />

unter den Helfern rasch herumgesprochen,<br />

und flugs<br />

14 Technisches Hillswerk ~


Schlcmgen, Spirmen, Skorpione<br />

Gefahren beim Auslandseinsatz - Beispiel Iran<br />

von Dr. Carl Müller-Platz<br />

Foto:<br />

Herrmann<br />

wurde mir eine der Raubspinnen<br />

und ein kleiner Skorpion<br />

- eingelegt in Speiseöl,<br />

da nichts anderes zur Hand<br />

war - gebracht.<br />

Auch Einheimische habe<br />

ich nach giftigen Tieren befragt.<br />

Sie nannten mir eine<br />

Gegend in der Nähe der irakischen<br />

Grenze, in der Giftschlangen<br />

in größerer Zahl<br />

vorkämen. Außerdem berichteten<br />

sie von Skorpionen,<br />

und auch aus den kurdischen<br />

Lagern wurde über<br />

Unfälle mit giftigen Tieren<br />

berichtet.<br />

An unserem Maßstab gemessen<br />

schlechte hygienische<br />

Verhältnisse und die<br />

Trinkwasserknappheit in<br />

den kurdischen Lagern bargen<br />

auch für die <strong>THW</strong> -Helfer<br />

eine Gefahr, durch eine Infektion<br />

zu erkranken. Dabei<br />

stehen die Magen-Darm-Erkrankungen<br />

an erster Stelle.<br />

Über die Nahrung werden<br />

Mikroorganismen auf genommen,<br />

die beim Mitteleuropäer<br />

zu mitunter blutigen<br />

Durchfällen führen können.<br />

Viele der Helfer litten<br />

unter Reisediarrhöe und<br />

mußten teilweise leidvolle<br />

Tage durchleben.<br />

Anders als bei diesen unspezifischen<br />

Durchfallerkrankungen,<br />

die meist gut<br />

überstanden werden, sind<br />

Cholera und Typhus gefürchtete<br />

Infektionskrankheiten,<br />

da sie sich schnell epidemieartig<br />

ausbreiten. In<br />

den Lagern wurden nur vereinzelt<br />

Krankheitsfälle festgestellt.<br />

Außerdem können<br />

schwere Infektionserkrankungen<br />

durch beißende<br />

oder saugende Insekten wie<br />

Mücken, Läuse, Flöhe, Wanzen<br />

oder Zecken übertragen<br />

werden. Dazu zählt insbesondere<br />

die Malaria, deren<br />

Erreger durch Mückenstiche<br />

übertragen wird.<br />

Mitte Juni trat bei einem<br />

Arzt der Organisation Medecins<br />

Sans Frontieres eine<br />

fieberhafte Erkrankung auf,<br />

die sich als Virusinfektion -<br />

übertragen durch eine Zekke<br />

- herausstellte. <strong>Der</strong> Arzt<br />

mußte den Einsatz abbrechen,<br />

und erst im einem<br />

Krankenhaus wurde er wieder<br />

gesund.<br />

Auch bei einigen unserer<br />

Helfer traten fieberhafte Erkrankungen<br />

auf, die jedoch<br />

alle glimpflich verliefen.<br />

Grund genug, sich einmal<br />

vor Augen zu führen, wie<br />

ein Auslandseinsatz vorzubereiten<br />

ist und wie man<br />

sich im Einsatz verhalten soll,<br />

damit solche Gefährdungen<br />

möglichst gering gehalten<br />

werden.<br />

Giftige Tiere<br />

im Einsatzraum der<br />

Provinz Bakhtaran<br />

Vier giftige Schlangenarten<br />

gibt es im westlichen<br />

Iran. Drei davon gehören zur<br />

Familie der Vipern, eine zu<br />

den sogenannten Elapiden<br />

oder Giftnattern. Die Wüstenkobra<br />

ist eine etwas mehr<br />

als einen Meter lange, auffallend<br />

glänzend schwarze<br />

oder zumindest sehr dunkle,<br />

dickliche Giftnatter. Ihr Kopf<br />

ist kurz und geht ohne erkennbaren<br />

Übergang in den<br />

Rumpf über. Ihr Schwanz ist<br />

kurz. Da sie nachtaktiv ist.<br />

lebt sie tagsüber unter Steinen<br />

oder im Sand. Unfälle<br />

sind kaum bekannt. und<br />

auch über Vergiftungssymptome<br />

gibt es keine sicheren<br />

Angaben.<br />

Die Levanteviper hat wie<br />

fast alle Vipern einen dreieckförmigen<br />

Kopf, der deutlich<br />

sichtbar vom Rumpf abgesetzt<br />

ist. Mit ihrem dicken<br />

Rumpf und abrupt spitz zulaufendem<br />

Schwanzteil mißt<br />

sie etwa 120-150 cm. Sie ist<br />

häufig grau, khaki oder<br />

bräunlich gefärbt mit dunkleren<br />

Flecken am Rücken.<br />

Manche sind auch einfarbig.<br />

Sie ist Ursache vieler Bißunfälle,<br />

auch wenn sich<br />

das nachtaktive Tier tagsüber<br />

durch Störungen kaum<br />

reizen läßt. Die Viper ist aber<br />

unberechenbar .<br />

Die persische Hornviper<br />

hat ihren Namen von den<br />

hornartig aussehenden<br />

Schuppen über den Augen.<br />

Sie hat ebenfalls einen breiten,<br />

deutlich vom Rumpf<br />

abgesetzten Kopf, wird etwas<br />

mehr als einen Meter<br />

lang und ist am Rücken<br />

blaugrau bis khaki gefärbt<br />

mit unregelmäßigen Flekken<br />

oder Streifen.<br />

Die Sandrasselotter ist die<br />

gefährlichste der im Einsatzgebiet<br />

vorkommenden Vipern.<br />

Obwohl sie ein nachtaktives<br />

Tier ist. geht sie bei<br />

kühlem Wetter auch tagsüber<br />

auf Beutefang. Auffällig<br />

ist die seitlich geriChtete<br />

0 15 Technisches Hilfswerk


Fortbewegung, wobei sie<br />

ihren Körper zu Schleifen<br />

windet. <strong>Der</strong> Rücken ist<br />

bräunlich oder rötlich gefärbt<br />

mit weißen Flecken,<br />

seitlich zieht sich ein geschwungenes<br />

Band den Körper<br />

entlang. Mit dem breiten,<br />

dreieckförmigen Kopf<br />

und dem kurzen Schwanz<br />

mißt die Viper meist weniger<br />

als ein Meter.<br />

<strong>Der</strong> Biß von Vipem verursacht<br />

häufig schon nach<br />

kurzer Zeit einen brennenden<br />

Schmerz, die Bißstelle<br />

schwillt an, und die Schwellung<br />

kann sich über das<br />

ganze Gliedmaß ausbreiten.<br />

Häufig tritt auch Blut aus der<br />

Bißwunde. Kreislaufschwäche<br />

und Blutungen treten je<br />

nach Schwere der Vergiftung<br />

mehr oder weniger<br />

stark auf. Im Einzelfall kann<br />

eine dieser ersten Vergiftungserscheinungen<br />

auch<br />

fehlen.<br />

Die Gefahren lauern<br />

im Verborgenen<br />

Skorpione kommen im Einsatzgebiet<br />

häufiger vor. Die<br />

Skorpione tragen am Ende<br />

ihres Schwanzteiles, das sie<br />

als Drohgebärde aufrichten<br />

können, einen Giftstachel.<br />

Das ganze Tier ist meist nur<br />

wenige Zentimeter lang,<br />

kann aber auch über 10 cm<br />

messen. Skorpione sind gelblich,<br />

bräunlich oder schwarz<br />

gefärbt. Sie leben tagsüber<br />

versteckt unter Steinen oder<br />

in Mauerritzen und gehen in<br />

der Dämmerung und nachts<br />

auf die Jagd. Dann verstek-<br />

ken sie sich auch geme in<br />

Schuhen oder am Boden liegender<br />

Kleidung. Es gibt viele<br />

Berichte darüber, wie<br />

Menschen beim Anziehen<br />

gestochen wurden.<br />

Stiche von Skorpionen sind<br />

ausnahmslos schmerzhaft.<br />

Nach einiger Zeit wird der<br />

Betroffene erregt, manchmal<br />

so sehr, daß er kaum medikamentös<br />

ruhiggestellt werden<br />

kann. Je nach Gefährlichkeit<br />

des Skorpions kann<br />

nachfolgend das Bewußtsein<br />

beeinträchtigt sowie<br />

Atmung, Herzaktion und<br />

Kreislauf verändert sein.<br />

Giftige Spinnen gibt es in<br />

der Region nicht sehr häufig.<br />

A uch die Einheimischen<br />

berichteten nichts über Spinnenbisse.<br />

Es ist jedoch anzunehmen,<br />

daß in dieser Region<br />

die sogenannte Schwarze<br />

Witwe beheimatet ist. Wie<br />

der Name sagt, ist diese kleine,<br />

etwa 1 cm große Kugelspinne<br />

schwarz. Eine Art hat<br />

rote Punkte auf dem Rükken.<br />

Die Spinne ist sehr friedlich,<br />

sucht aber bei ihrer<br />

nächtlichen Jagd auch die<br />

Nähe menschlicher Behausungen.<br />

<strong>Der</strong> Biß einer Schwarzen<br />

Witwe wird häufig nicht bemerkt.<br />

Wenn überhaupt,<br />

dann kommt es zu einer<br />

leichten Rötung der Bißstelle.<br />

Innerhalb der ersten Stunde<br />

treten aber Schmerzen, je<br />

nach Bißstelle , in der Leistengegend<br />

oder der Achsel auf,<br />

die sich bald mit zunehmender<br />

Intensität über den ganzen<br />

Bereich ausbreiten. <strong>Der</strong><br />

Betroffene wird unruhig,<br />

Die Wüstenkobra gehört mit der<br />

persischen Hornviper (s. S. 14)<br />

zu den vier giftigen Schlangenarten im<br />

Iran. Foto: Herrmann<br />

Die Sandrasselotter<br />

ist die<br />

gefährlichste<br />

der im<br />

Einsatzgebiet<br />

vorkommenden<br />

Vipern.<br />

Foto:<br />

Dr. Böhme<br />

krampft in manchen Fällen<br />

und hat Beklemmungen der<br />

Brust. Herzrasen, ein<br />

schmerzverzerrtes Gesicht<br />

mit geschwollenen Augenlidern<br />

und starkes Schwitzen<br />

sind spätere Anzeichen<br />

der Vergiftung. Die Vergiftung<br />

klingt nach etwa 8 Tagen<br />

ab.<br />

Gefährliche<br />

Infektionskrankheiten<br />

Die Cholera ist eine Infektionskrankheit.<br />

die entweder<br />

plötzlich mit Brechdurchfall<br />

oder allmählich mit breügen,<br />

dann dünnflüssigen Durchfällen<br />

beginnt. Diese häufigen<br />

Durchfälle werden später<br />

reiswasserartig . Eine besondere<br />

Gefahr für die Ge-<br />

sundheit besteht durch den<br />

mit den Durchfällen verbundenen<br />

starken Flüssigkeitsverlust<br />

und die Störung des<br />

Mineralhaushaltes. Kreislaufsyrnptome<br />

und Schock<br />

sind lebensbedrohende Begleiterscheinungen.<br />

Typhus beginnt normalerweise<br />

mit Fieber und<br />

Leibschmerzen . Die Temperatur<br />

steigt auf etwa 40 Grad<br />

an und bleibt bis zu zwei<br />

Wochen auf d ieser Höhe.<br />

Dann kommen erbsbreiartige<br />

Stühle hinzu, bevor die<br />

Temperatur langsam wieder<br />

sinkt. Neben den allgemeinen<br />

Begleiterscheinungen<br />

hohen Fiebers sind auch Leber<br />

und Milz betroffen. Lebensbedrohende<br />

Komplikationen<br />

wie toxischer Schock<br />

können auftreten.<br />

Die Malaria wird durch<br />

Mückenstich übertragen. Sie<br />

äußert sich anfangs in unregelmäßigem<br />

Fieber und<br />

mündet in ty pisches Wechselfieber,<br />

das über Monate<br />

hin anhält. <strong>Der</strong> Allgemein-<br />

16 Technisches Hilfswerk~


zustand wird durch diese<br />

Fieberschübe beeinträchtigt,<br />

Leber- und Milzschwellung<br />

sind weitere Komplikationen.<br />

Vorbeugende<br />

Schutzmaßnahmen<br />

vor Einsatzbeginn<br />

Tabletten gegen die Reisediarrhäe<br />

sollten im Reisegepäck<br />

nicht fehlen.<br />

Seit der Entdeckung des<br />

Immunsystems des menschlichen<br />

Körpers und den Fortschritten<br />

in der Medizin ist es<br />

möglich, bereits vor dem Einsatz<br />

Schutzmaßnahmen einzuleiten.<br />

Dies gilt in besonderem<br />

Maße für die Infektionskrankheiten,<br />

die beim<br />

Auslandseinsatz drohen<br />

können.<br />

Gegen Typhus und Cholera<br />

gibt es mittlerweile Schutzimpfungen.<br />

Da es sich in<br />

beiden Fällen um eine aktive<br />

Schutzimpfung handelt.<br />

müssen sie rechtzeitig vor<br />

Antritt der Reise durchgeführt<br />

werden. Aufgrund der<br />

Impfung kann es vorübergehend<br />

zu Unpäßlichkeiten<br />

kommen.<br />

<strong>Der</strong> Umfang des Impfprogrammes<br />

hängt davon ab,<br />

in welchem Land der Einsatz<br />

erfolgt. Für das Einsatzgebiet<br />

Iran wurde auch die<br />

passive Immunisierung gegen<br />

Hepatitis A empfohlen.<br />

Gegen Malaria gibt es bisher<br />

noch keinen Impfstoff.<br />

Da es aber Wirkstoffe gegen<br />

den Erreger gibt. werden sie<br />

beginnend vor der Abreise<br />

und über die Dauer des Aufenthaltes<br />

bis mindestens vier<br />

Wochen nach Beendigung<br />

des Aufenthaltes in Form<br />

von Tabletten eingenommen.<br />

Dadurch wird ein wirksamer<br />

Schutz erreicht.<br />

Die weltweite Verbreitung<br />

von giftigen Tieren ist recht<br />

gut erforscht. Daher gehört<br />

zur medizinischen Ausstattung<br />

auch das Serum gegen<br />

Schlangen-, Skorpion- und<br />

Spinnengifte. Diese Immunseren<br />

beinhalten Antikörper<br />

gegen die verschiedenen<br />

Gifte von Schlangen einer<br />

bestimmten Region. Das<br />

freie Gift wird dadurch inaktiviert'<br />

die Vergiftunggernildert.<br />

Gegen Skorpionstiche<br />

gibt es ebenfalls Seren wie<br />

auch gegen das Gift der<br />

Schwarzen Witwe.<br />

Vorbeugende<br />

Schutzmaßnahmen<br />

am Einsatzort<br />

Gegen die Infektion mit<br />

Keimen, die durch den<br />

Mund aufgenommen werden,<br />

hilft nur eine besonders<br />

genaue Beachtung der allgemeinen<br />

Hygienemaßnahmen.<br />

Rohkost soll bekanntlich<br />

nicht verzehrt werden,<br />

und auch das örtliche Trinkwasser<br />

entspricht meist nicht<br />

unserem Standard. Eine Erkrankung<br />

kann auch durch<br />

Schrnierinfekt hervorgerufen<br />

werden. Ob man trotz aller<br />

Vorsichtsmaßnahmen unter<br />

einer Durchfallerkrankung<br />

leiden wird, ist deshalb nicht<br />

gänzlich auszuschließen.<br />

Streunende Tiere, zum Beispiel<br />

Hunde oder Katzen, sollten<br />

nicht angefaßt oder gestreichelt<br />

werden, damit<br />

man nicht durch Ungeziefer<br />

im Fell infiziert wird.<br />

Um sich vor Mückenstichen<br />

zu schützen, sollten<br />

Moskitonetze über die Schlafstelle<br />

gespannt werden.<br />

Schlangen reagieren empfindlich<br />

auf Bodenerschütterungen<br />

und fliehen. Durch<br />

kräftiges Auftreten oder<br />

Schlagen mit einem Stock<br />

können die Schlangen verscheucht<br />

werden. Ergreift<br />

man eine dieser Maßnahmen,<br />

wird die Begegnung<br />

mit einer Giftschlange sehr<br />

unwahrscheinlich.<br />

Sollte es trotzdem dazu<br />

kommen, zeigt die gereizte<br />

Schlange meist Drohgebär -<br />

den und zischt oder erzeugt<br />

ähnliche Laute. Dann sollte<br />

man versuchen, ruhig zu<br />

bleiben, bis sie sich abwendet.<br />

Mehr als 80% aller Schlangenbisse<br />

treffen Fuß, Unterschenkel<br />

oder die Hand.<br />

Daher ist ein guter Schutz<br />

gegen Schlangenbisse das<br />

Tragen von hohem<br />

Schuhwerk und langen Hosen.<br />

Tunlichst sollte man<br />

nicht in Mauerritzen, unter<br />

Büsche oder Steine fassen.<br />

Da sich Skorpione und auch<br />

Spinnen in abgelegter Kleidung<br />

oder in Schuhen verstecken,<br />

sollte die Kleidung<br />

nicht achtlos beiseite gelegt<br />

werden und vor jedem Ankleiden<br />

die Kleidungsstükke<br />

ausgeschüttelt werden.<br />

Damit man auch im Schlaf<br />

nicht unliebsam überrascht<br />

wird, sollte das ohnehin erforderliche<br />

Moskitonetz so<br />

sorgfältig über den Schlafplatz<br />

gespannt werden, daß<br />

kein Skorpion oder keine<br />

Spinne hineinkrabbeln<br />

kann.<br />

Soweit keine ärztliche Versorgung<br />

durch einen begleitenden<br />

Arzt oder sonstiges<br />

geschultes medizinisches<br />

Personal sichergestellt ist.<br />

muß unmittelbar nach dem<br />

Eintreffen am Einsatzort erkundet<br />

werden, in welche<br />

Klinik ein Unfallopfer gebracht<br />

werden kann und<br />

wie lange es dauert, bis ärztliche<br />

Hilfe eintrifft.<br />

Maßnahmen nach<br />

einem Unfall<br />

mit gütigen Tieren<br />

<strong>Der</strong> Betroffene ist meist<br />

durch den Vorfall erregt, muß<br />

beruhigt und die Bißstelle<br />

ruhiggestellt werden. In besonders<br />

schweren Fällen<br />

kann bei Schlangenbissen<br />

oberhalb der Bißstelle ein<br />

Venenstau angelegt werden.<br />

Dadurch verfärbt sich<br />

die Haut rot bis bläulich unterhalb<br />

der Stauung. Etwa<br />

alle 30 Minuten muß der Stau<br />

gelockert werden. Weitere<br />

Maßnahmen an der Bißwunde<br />

sind unter den Fachleuten<br />

sehr urnstritten. Nach diesen<br />

Erstmaßnahmen ist der<br />

umgehende Transport in eine<br />

Klinik erforderlich, auch<br />

wenn eine Gegengiftgabe<br />

schon erfolgt ist. Die Menge<br />

des injizierten Serums muß<br />

dem ärztlichen Personal mitgeteilt<br />

werden. Wenn die<br />

Gegengiftgabe innerhalb<br />

von 2 Stunden erfolgt, bestehen<br />

sehr gute Heilungschancen.<br />

Allergische Reaktionen<br />

sind selten. Vorsorglich wird<br />

ein Schlangenbiß in Gebieten,<br />

in denen Giftschlangen<br />

vorkommen, solange als Giftschlangenbiß<br />

betrachtet. bis<br />

sicher ist. daß keine Vergiftung<br />

eingetreten ist.<br />

Das Moskitonetz schützt vor<br />

unliebsamen nächtlichen Besuchern -<br />

Mücken und Skorpionen. Foto: Glass<br />

~ 17 Technisches Hilfswerk


Die Entsendung eines<br />

einzelnen <strong>THW</strong>-Helfers<br />

in das Erdbebengebiet<br />

in Costa Rica im April<br />

1991 könnte das Modell<br />

zu einer neuen<br />

Variante der Auslandshilfe<br />

des Technischen<br />

Hilfswerkes<br />

darstellen. Gedacht ist<br />

an die Entsendung<br />

von <strong>THW</strong> -Fachberatem<br />

an deutsche<br />

Botschaften bei Großschadensereignissen<br />

im Ausland.<br />

Bald <strong>THW</strong>-Berater für<br />

deutsche Botschaften?<br />

von Gerold Reichenbach<br />

tastrophen,<br />

wie hier in<br />

Costa Rica,<br />

können<br />

Berater des<br />

<strong>THW</strong> fach-<br />

D er <strong>THW</strong>-Kreisbeauftragte<br />

für Groß-Gerau, Gerold Reichenbach<br />

aus dem hessisehen<br />

Trebur-Geinsheim,<br />

flog unmittelbar nach dem<br />

Erdbeben in Costa Rica zusammen<br />

mit drei Fachleuten<br />

des Schweizerischen Katastrophenhilfekorps<br />

in das<br />

mittelamerikanische Land.<br />

Sein Auftrag bestand in der<br />

Erkundung und Auswertung<br />

der in dem Erdbebengebiet<br />

entstandenen Situation. Unmittelbar<br />

nach seiner Landung<br />

in San Jose wurde Reichenbach<br />

in der deutschen<br />

Botschaft in die Lage vor Ort<br />

eingewiesen. Weiter nahm<br />

er an den Lagebesprechungen<br />

der örtlichen, nationalen<br />

und intemationalen Behörden<br />

und Organisationen<br />

teil und unternahm zwei Erkundungsflüge.<br />

Erhebliche Schäden<br />

an Straßen und<br />

Brücken<br />

Die betroffene Region Limon<br />

gehört zu den dünner<br />

besiedelten und ärmeren<br />

Landesteilen. Die größte<br />

Stadt ist Puerto Limon mit<br />

rund43 000 Einwohnem. Die<br />

Gebäudeschäden waren<br />

trotz der Stärke des Erdbebens<br />

von 7.4 Grad auf der<br />

Richterskala relativ gering<br />

geblieben. Aufgrund der<br />

landesüblichen Leichtbauweise<br />

war es dabei kaum zu<br />

schweren Verschüttungen<br />

gekommen, was die vergleichsweise<br />

geringe zahl<br />

von etwa 3000 Verletzten<br />

und 57 Toten erklärt.<br />

Erhebliche Schäden stellte<br />

Gerold Reichenbach jedoch<br />

im Bereich der Infrastruktur<br />

der Region fest. Straßen<br />

wiesen große Risse,<br />

meist in der Mitte und in<br />

Längsrichtung, unabhängig<br />

von der Himmelsrichtung<br />

auf, was auf eine Abhängigkeit<br />

von der Bauweise<br />

schließen läßt. Sehr viele<br />

Brücken waren zerstört oder<br />

Übergabe<br />

eines Hilfsgüterkonvois<br />

des Roten<br />

Kreuzes: Die<br />

notleidende<br />

Bevölkerung<br />

ist auf Hilfe<br />

aus dem<br />

Ausland<br />

angewiesen.<br />

durch abgesackte Auffahrtsrampen<br />

unpassierbar.<br />

Durch diese Schäden war<br />

die Versorgung der Bevölkerung<br />

mit Lebensmitteln<br />

auf dem Landweg teilweise<br />

unmöglich geworden. Zu<br />

einem Problem führten außerdem<br />

die Schäden an der<br />

Trinkwasserversorgung , die<br />

die Gefahr einer Ausbreitung<br />

von Seuchen mit sich brachten.<br />

Effektiver Einsatz von<br />

Hilfsmitteln durch<br />

kompetenten Rat<br />

Gerold Reichenbachs Tätigkeit<br />

in Costa Rica ergab<br />

aber nicht nur ein umfassendes<br />

Bild von den dortigen<br />

Erdbebenschäden. Sie<br />

zeigte vielmehr auch auf,<br />

daß die deutschen Botschaf -<br />

ten in von Katastrophen<br />

betroffenen Ländern für<br />

kompetente Hilfe dankbar<br />

sind, um Katastrophenschäden<br />

richtig einschätzen und<br />

passende Hilfe aus Deutschland<br />

anbieten zu können.<br />

So wurde der <strong>THW</strong>-Kreisbeauftragte<br />

Reichenbach zu<br />

Lagebesprechungen in der<br />

deutschen Botschaft in Costa<br />

Rica beratend hinzugezogen<br />

und machte Vorschlä-<br />

ge, wie die vom Auswärtigen<br />

Amt bereitgestellten<br />

Gelder für Hilfsgüter verwendet<br />

werden sollten. Ebenso<br />

arbeitete Reichenbach bei<br />

der Planung und Leitung eines<br />

Transportes von Hilf5gÜtem<br />

nach Limon mit. was<br />

auch der Zusammenarbeit<br />

mit örtlichen Stellen bedurfte.<br />

Das Engagement des<br />

Technischen Hilfswerkes in<br />

Costa Rica hat eine über die<br />

konkrete Notsituation hinausweisende<br />

positive Resonanz<br />

gefunden, wie die abschließende<br />

Besprechung<br />

mit dem deutschen Botschafter<br />

Dr. Zeisler in dessen Residenz<br />

in San J ose zeigte. Dr.<br />

Zeisler regte an, daß künftig<br />

sofort nach Eintritt eines<br />

Großschadensereignisses<br />

die betreffende deutsche<br />

Botschaft durch die Entsendung<br />

eines <strong>THW</strong>-Fachberaters<br />

unterstützt wird. <strong>Der</strong><br />

Vorschlag stieß offenbar auf<br />

offene Ohren. Schon im Juni<br />

schlug der <strong>THW</strong> -Beirat in seiner<br />

konstituierenden Sitzung<br />

vor, künftig bei Katastrophen<br />

im Ausland sachkundige<br />

Berater des <strong>THW</strong> zur<br />

Unterstützung der dortigen<br />

Botschaft zu entsenden.


Neue Mitwirkungsverordnung<br />

in Kraft<br />

von Ministerialrat<br />

Dr. Konrad Arnrnermüller,<br />

Bundesministerium<br />

des Innern<br />

Aufnahme in das<br />

Technische Hilfswerk<br />

Sicherung des Führungsnachwuchses<br />

Am 1. Dezember tritt<br />

die "Verordnung<br />

über die Mitwirkung<br />

der Helfer im Technischen<br />

Hilfswerk" ­<br />

Mitwirkungsverordnung<br />

- in Kraft. Die<br />

Rechtsverordnung<br />

regelt auf der<br />

Grundlage des Helferrechtsgesetzes<br />

vom 22. Janum<br />

1990 die Rechtsver -<br />

hältnisse der Helfer<br />

und die Bildung und<br />

Zusammensetzung<br />

der Orts- und Landesausschüsse<br />

sowie<br />

des Bundesausschusses<br />

. <strong>Der</strong> Bundesrat<br />

hat der Verordnung<br />

des Bundesministers<br />

des Innern einstimmig<br />

zugestimmt.<br />

D amit ist die eingeleitete<br />

rechtsstaatliche Neuordnung<br />

des Helferrechts im<br />

<strong>THW</strong> einen weiteren großen<br />

Schritt vorangekommen. <strong>Der</strong><br />

Direktor ist gleichzeitig ermächtigt<br />

worden, die erforderlichen<br />

Ausführungsrichtlinien<br />

zu erlassen. Bis zum<br />

Erlaß derartiger Richtlinien<br />

gelten die bisherigen Richtlinien,<br />

wie unter anderem<br />

das Helferstatut. fort. soweit<br />

sie im Einklang mit der Mitwirkungsverordnung<br />

stehen.<br />

Die Rechtsverordnung<br />

hält sich grundsätzlich im<br />

Rahmen des alten Helferrechts.<br />

Bei der nachfolgenden<br />

Darstellung wird auf die<br />

Ausnahme besonders eingegangen.<br />

Das neue Helferrecht<br />

Die Verordnung unterscheidet<br />

wie bisher zwischen<br />

aktiven Helfern, Reservehelfern,<br />

Althelfern und Junghelfern.<br />

Die Zugehörigkeit zu<br />

einer Helfergruppe schließt<br />

die zu einer anderen aus.<br />

Die Aufnahme in das Technische<br />

Hilfswerk erfolgt in<br />

einem schriftlichen Verfahren.<br />

Ist der Helfer in das <strong>THW</strong><br />

eingetreten, kann er später<br />

mit Zustimmung der Bundesanstalt<br />

in eine andere Helfergruppe<br />

überwechseln,<br />

wenn er die hierfür erforderlichen<br />

persönlichen Voraussetzungen<br />

mitbringt. Diese<br />

Neuregelung ermöglicht bei<br />

wehrpflichtigen Helfem eine<br />

klare Unterscheidung zwischen<br />

dem Eintritt in das<br />

<strong>THW</strong> und der hiervon rechtlich<br />

getrennten Erklärung<br />

nach § 8 Abs. 2 KatSG, sich<br />

für acht Jahre zum Dienst im<br />

Katastrophenschutz zu verpflichten.<br />

Die bisherige Regelung,<br />

wonach derartige<br />

Helfer sich sowohl zum Dienst<br />

im <strong>THW</strong> als auch zum Dienst<br />

im Katastrophenschutz verpflich<br />

teten, gab ständig<br />

Anlaß zu Unklarheiten. Neu<br />

ist auch die Regelung der<br />

Probezeit. die bereits mit der<br />

Aufnahme in das <strong>THW</strong> erfolgt.<br />

Wehrpflichtigen Helfem,<br />

die sich gleichzeitig zum<br />

Dienst im Katastrophenschutz<br />

verpflichten, wird<br />

deshalb in Zukunft die Probezeit<br />

angerechnet. Damit<br />

wird die derzeitige unbefriedigende<br />

Regelung abgeschafft.<br />

nach der die Helfer<br />

im <strong>THW</strong> ein halbes Jahr länger<br />

dienen müssen als in<br />

anderen Organisationen.<br />

Aktive Helfer können in<br />

Zukunft auch gegen ihren<br />

Willen in besondere Funktionen<br />

berufen werden. Die<br />

Verpflichtung soll der Sicherung<br />

des Führungsnachwuchses<br />

dienen. Von ihr soll<br />

allerdings nur dann Gebrauch<br />

gemacht werden,<br />

wenn persönliche Härten<br />

nicht vorliegen. Die vom Direktor<br />

zu erlassende Richtlinie<br />

wird hierzu noch die Einzelheiten<br />

festlegen. Für aktive<br />

Helfer und Reservehelfer<br />

wird das vollendete 60. Lebensjahr<br />

als Altersgrenze<br />

aufgeführt. Bei Inhabern<br />

besonderer Funktionen, wie<br />

z. B. den Ortsbeauftragten,<br />

soll - entsprechende Eignung<br />

und Bedarf vorausgesetzt<br />

- der erreichte Erfahrungs-<br />

und Kenntnisstand<br />

noch bis zum 65. Lebensjahr<br />

für Führungsaufgaben genutzt<br />

werden können. Zu<br />

diesem Zweck sieht die Regelung<br />

die Möglichkeit einer<br />

Verlängerung vor.<br />

Mitwirkung als Reservehelfer<br />

und Althelfer<br />

Die Mitwirkung als Reservehelfer<br />

setzt voraus, daß der<br />

Helfer bereits als aktiver Helfer<br />

im <strong>THW</strong> mitgewirkt hat<br />

und weiterhin grundsätzlich<br />

für Einsätze zur Verfügung<br />

steht. Die Bestimmung dient<br />

dem Zweck, solche Helfer,<br />

" 19 Technisches Hilfswerk


Ausbildung<br />

von Junghelfern<br />

Ausscheiden aus dem<br />

Technischen Hilfswerk<br />

Beratende<br />

Ausschüsse<br />

die nach Ablauf ihrer Verpflichtungszeit<br />

nach § 8<br />

Abs. 2KatSGnichtmehrzeitlich<br />

uneingeschränkt zur<br />

Verfügung stehen, dem<br />

<strong>THW</strong> als personelle Einsatzreserve<br />

zu erhalten. Diese Reservehelfer<br />

bleiben auch<br />

weiterhin vom Wehrdienst<br />

freigestellt. Die Reservehelfer<br />

sind grundsätzlich nur<br />

dazu verpflichtet. sich für<br />

Einsätze im Rahmen von Zivilschutzaufgaben<br />

und von<br />

humanitären Hilfsaktionen<br />

im Ausland bereitzuhalten.<br />

Zu sonstigen Einsätzen werden<br />

Reservehelfer nur dann<br />

herangezogen, wenn geeignete<br />

aktive Helfer nicht in<br />

der erforderlichen Zahl zur<br />

Verfügung stehen. Mit dieser<br />

Regelung wird sichergestellt,<br />

daß die Reservehelfer<br />

nur ausnahmsweise außerhalb<br />

des Verteidigungsfalles<br />

eingesetzt werden. Die<br />

Fortbildungsverpflichtung<br />

der Reservehelfer wird auf<br />

ein erforderliches Mindestmaß<br />

beschränkt. das durch<br />

die Richtlinie des Direktors<br />

noch konkretisiert wird.<br />

Die Bestimmung über die<br />

Althelfer soll es ehemaligen<br />

aktiven und Reservehelfern<br />

ermöglichen, weiterhin im<br />

<strong>THW</strong> zu bleiben, ohne Ausbildungs-<br />

und Einsatzpflichten<br />

zu unterliegen. Das Verhältnis<br />

zum <strong>THW</strong> beschränkt<br />

sich grundsätzlich auf die<br />

Pflege der kameradschaftlichen<br />

Beziehungen.<br />

Bei Bedarf können sich jedoch<br />

Althelfer in Einzelfällen<br />

an Einsätzen oder am<br />

Dienstbetrieb, z. B. als Hausmeister,<br />

beteiligen. In diesem<br />

Fall genießen sie den vollen<br />

Schutz des Helferrechts.<br />

Das Junghelferverhältnis<br />

wird auf das 10. bis 18. Lebensjahr<br />

festgelegt. Die<br />

Junghelfer erhalten eine jugendgemäße<br />

Ausbildung<br />

und Betreuung, die sie auf<br />

ihre spätere Verwendung als<br />

aktive Helfer vorbereiten<br />

sollen. Sie werden wegen<br />

ihres beschränkten fachlichen<br />

Ausbildungsstandes<br />

nicht zu unmittelbaren Hilfeleistungen<br />

bei Einsätzen<br />

herangezogen. Das bisherige<br />

Verhältnis zu dem von<br />

der <strong>THW</strong>-Helfervereinigung<br />

getragenen zentralen Jugendverband<br />

"<strong>THW</strong>-Jugend"<br />

wird nicht geändert.<br />

Wie bisher ist es also Aufgabe<br />

des Ortsverbandes, Junghelfern<br />

eine ihrem Alter angemessene<br />

fachliche Ausbildungzugeben.<br />

Aufgabe der<br />

.<strong>THW</strong>-Jugend" ist es, die jugendpflegerischen<br />

Maßnahmen,<br />

wie z. B. Zeltlager und<br />

Ausflüge, durchzuführen. Da<br />

die Jugendpflege der Nachwuchsgewinnung<br />

für das<br />

<strong>THW</strong> dient. wird die .<strong>THW</strong>­<br />

Jugend" hierbei vom Ortsverband<br />

im Rahmen der<br />

einschlägigen Richtlinien<br />

unterstützt. Die Mitgliedschaft<br />

in der .<strong>THW</strong>-Jugend"<br />

richtet sich ausschließlich<br />

nach deren Satzung. Durch<br />

diese wird sichergestellt. daß<br />

grundsätzlich nur Junghelfer,<br />

ggf. auch andere Angehörige<br />

des <strong>THW</strong> wie Jugendbetreuer<br />

Aufnahme finden.<br />

Die <strong>THW</strong>-Jugend hat sich am<br />

9. Juni dieses Jahres in der<br />

Katastrophenschutzschule<br />

des Bundes in Ahrweiler als<br />

rechtsfähiger Verein neu<br />

gegründet. Sie besitzt damit<br />

die erforderliche Handlungsfähigkeit<br />

und ist in der Bundeshelfervereinigung<br />

das<br />

12. Mitglied. Die bewährte<br />

Zusammenarbeit mit der<br />

"<strong>THW</strong> -Jugend" soll fortgesetzt<br />

werden. Von diesem Jugendverband<br />

sind in den<br />

letzten Jahren große Aktivitäten<br />

ausgegangen.<br />

Grundsätzlich neu wird<br />

das Ausscheiden aus dem<br />

<strong>THW</strong> geregelt. Die in der Praxis<br />

nutzlose Unterscheidung<br />

zwischen Entpflichtung und<br />

Ausschluß wird aufgegeben.<br />

Während der Probezeit<br />

können beide Seiten jederzeit<br />

durch schriftliche Erklärung,<br />

die keiner Begründung<br />

bedarf. das Helferverhältnis<br />

beenden. Mit Erreichen der<br />

für die jeweilige Helfergruppe<br />

spezifischen Altersgrenze<br />

endet automatisch die<br />

Zugehörigkeit zum <strong>THW</strong>. Es<br />

entspricht dem Freiwilligkeitsprinzip,<br />

daß ferner der<br />

Helfer auf eigenen Wunsch<br />

grundsätzlich jederzeit ausscheiden<br />

kann. Zur Einsatzfähigkeit<br />

der Einheiten wird<br />

dieser Austritt jedoch bei<br />

aktiven Helfern an die Einhaltung<br />

einer Frist von vier<br />

Wochen zum Schluß eines<br />

Kalendervierteljahres gebunden.<br />

Im übrigen gibt es<br />

nur den Beendigungsgrund<br />

der Entlassung, der sowohl<br />

bei schwerwiegenden<br />

schuldhaften Dienstpflichtverletzungen<br />

als auch bei<br />

einer fehlenden Eignung<br />

ohne Verschulden greifen<br />

kann.<br />

Aufgrund einschlägiger<br />

Erfahrungen wird festgelegt.<br />

daß Rechtsbehelfe (Widerspruch,<br />

Klage) gegen das<br />

Nichtbestehen der Probezeit<br />

oder gegen eine Entlassung<br />

nur eine beschränkt aufschiebende<br />

Wirkung entfalten.<br />

In diesen Fällen soll die<br />

Zugehörigkeit zum <strong>THW</strong> bis<br />

zum Abschluß des Rechtsbehelfsverfahrens<br />

ruhen.<br />

Hierdurch soll der soziale<br />

Friede innerhalb des Ortsverbandes<br />

sichergestellt<br />

werden. Bis zum Vorliegen<br />

der endgültigen gerichtlichen<br />

Entscheidung kann<br />

deshalb ein entlassener Helfer<br />

nicht mehr im Ortsverband<br />

aktiv in Erscheinung<br />

treten.<br />

Die Mitwirkung der Helferschaft<br />

an den grundsätzlichen<br />

Entscheidungsprozessen<br />

im Technischen Hilfswerk<br />

wird entsprechend den<br />

bisherigen Mitwirkungsrichtlinien<br />

geregelt. Wie bisher<br />

werden den Entscheidungsträgem<br />

auf allen Ebenen<br />

beratende Ausschüsse mit<br />

ehrenamtlichen Führungskräften<br />

und Helfersprechern<br />

zugeordnet.<br />

<strong>Der</strong> den Ortsbeauftragten<br />

beratende Ortsausschuß<br />

bleibt in seiner Zusammensetzung<br />

unverändert.<br />

Landesausschuß und<br />

Bundesausschuß<br />

<strong>Der</strong> Landesausschuß, der<br />

den Landesbeauftragten<br />

beraten soll, besteht wie bisher<br />

aus dem Landesbeauftragten,<br />

dem Landessprecher<br />

und dessen Stellvertreter<br />

sowie mindestens zwei<br />

Kreis-und Ortsbeauftragten.<br />

Neu ist die Mitgliedschaft des<br />

Landesjugendleiters.<br />

Dementsprechend erhält<br />

auch der Bundesjugendleiter<br />

der .<strong>THW</strong>-Jugend" Sitz<br />

und Stimme im Bundesausschuß.<br />

DemAusschußgehören<br />

wie bisher der Direktor,<br />

der Bundessprecher , die Landesbeauftragten<br />

sowie die<br />

Landessprecher an. Damit<br />

sind die wichtigsten ehrenamtlichen<br />

und hauptamtlichen<br />

Angehörigen im Bundesausschuß<br />

vertreten.<br />

<strong>Der</strong> Bundesausschuß hat<br />

die Möglichkeit. mit Zustimmung<br />

des Direktors Arbeitsgremien<br />

unter Beteiligung<br />

fachkundiger Helfer einzurichten.<br />

Er besitzt somit die<br />

Möglichkeit. sich zu speziellen<br />

Themenbereichen den<br />

Sachverstand von Fachleuten<br />

des <strong>THW</strong> zunutze zu<br />

machen. Diese Regelung<br />

ermöglicht den Fortbestand<br />

der derzeit beim Bundesausschuß<br />

eingerichteten Arbeitskreise.<br />

20 Technisches Hilfswerke


Einbeziehen von<br />

Sachverstand der<br />

Basis<br />

Die Übernahme d er in den<br />

bisherigen Mitwirkungsrichtlinien<br />

enthaltenen Regelungen<br />

über die beratenden<br />

Ausschüsse und Arbeitskreise<br />

durch die Rechtsverordnung<br />

bringt die Auffassung<br />

des Bundesinnenrninisteriums<br />

zum Ausdruck, daß sich<br />

die Mitwirkung der Helferschaft<br />

in diesem Rahmen<br />

bewährt hat. Auf diesem<br />

Wege konnte in den letzten<br />

.Jahren der Sachverstand der<br />

Basis in die von Ministerium<br />

und <strong>THW</strong>-Leitung beschlossenen<br />

Maßnahmen einbezogen<br />

werden. Dies liegt<br />

letztlich im eigenen Interesse<br />

der genannten Entscheidungsträger,<br />

weil diese dadurch<br />

weniger Gefahr laufen,<br />

nur vom "grünen Tisch"<br />

aus zu entscheiden. In den<br />

vergangenen Jahren sind<br />

von den Arbeitsgremien, an<br />

denen sich die Helferschaft<br />

beteiligt hat, wichtige Initiativen<br />

ausgegangen, die die<br />

Entwicklung des <strong>THW</strong> zu einer<br />

modemen Hilfeleistungsorganisation<br />

maßgeblich<br />

beeinflußt haben.<br />

Auswärtiges Amt zu Besuch<br />

beim <strong>THW</strong>-OV Siegburg<br />

Vertreter des Auswärtigen<br />

Amtes<br />

wmen mn 4. September<br />

1991 zu Gast<br />

beim <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />

band Siegburg .<br />

Informationsbesuch<br />

beim<br />

Ortsverband<br />

Siegburg:<br />

(v. 1. n. r.)<br />

Andreas<br />

Kamp, Karl<br />

v . Stenglin,<br />

Wolfram<br />

Such,<br />

Dr. Konrad<br />

Ammermüller,<br />

Klaus<br />

Holderbaum,<br />

Hugo Bieda<br />

Foto: Glass<br />

K aus Holderbaum, Leiter<br />

des Referates "Humanitäre<br />

Hilfe" im Auswärtigen<br />

Amt. und seine M itarbeiter<br />

Karl Freiherr von Stenglin,<br />

Stephan Bock sowie Michael<br />

Biontino vom Arbeitsstab<br />

Sowjetunion hatten so die<br />

Gelegenheit. das <strong>THW</strong> einmal<br />

aus nächster Nähe kennenzulernen.<br />

Den Besuchern<br />

angeschlossen hatten sich<br />

vom Bundesinnenrninisterium<br />

der Leiter des für das<br />

<strong>THW</strong> zuständigen Referates,<br />

Dr. Konrad Arnrnerrnüller,<br />

sowie seine Mitarbeiter Andreas<br />

Kamp und Joachim<br />

Klotz.<br />

Gastgeber W olfram Such ,<br />

<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragter in<br />

Siegburg, und Dietrich Läpke,<br />

Leiter des Einsatzreferates<br />

der <strong>THW</strong>-Leitung, stellten<br />

in Wort und Bild das<br />

Technische Hilfswerk, bisherige<br />

Auslandseinsätze des<br />

<strong>THW</strong>, das Konzept der<br />

Schnelleinsatzeinheit für Bergung<br />

im Ausland (SEEBA)<br />

und die Entwicklungen in<br />

der Wasseraufbereitungstechnik<br />

vor. Ein anschließender<br />

Rundgang auf dem Unterkunftsgelände<br />

vervollständigte<br />

das Bild und gab<br />

Gelegenheit. manche offene<br />

Frage zu klären.<br />

Klaus Holderbaum, Vortragender<br />

Legationsrat I . Klasse,<br />

sprach den Anwesenden<br />

stellvertretend für alle <strong>THW</strong>­<br />

Helfer seine große Anerkennung<br />

aus. Er habe sich bis zu<br />

diesem Besuch nie richtig<br />

bewußt gemacht. daß die<br />

eigentliche Arbeit des Technischen<br />

Hilfswerkes ausschließlich<br />

von Ehrenamtlichen<br />

neben ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit geleistet wird.<br />

Und doch sei das Technische<br />

Hilfswerk beim Hohen<br />

Flüchtlingskommissar der<br />

Vereinten Nationen (UNHCR)<br />

zu einer der wichtigsten<br />

Adressen zum Beispiel bei<br />

Fragen der Wasserversorgung<br />

geworden.<br />

In Zukunft sei auch viel<br />

Arbeit in den Aufgabenbereich<br />

des vorbeugenden<br />

Katastrophenschutzes zu investieren,<br />

meinte Holderbaum.<br />

In der internationalen<br />

Diskussion würde dann<br />

besonders auf die Erfahrung<br />

von Organisationen w ie<br />

dem Technischen Hilfswerk<br />

zurückgegriffen.<br />

(&\21 Technisches Hilfswe rk


<strong>Der</strong> <strong>THW</strong> -Landesverband<br />

Harnburg<br />

von Arnold Krüger<br />

Schlaglicht<br />

auf die Tätigkeit:<br />

Deichverteidigung<br />

Sandsäcke sind unverzichtbare<br />

HiUsmittel bei der<br />

Deichbefestigung.<br />

Fotos: Krüger<br />

l jedem Winterhalbjahr<br />

suchen<br />

heftige Stürme<br />

die deutsche<br />

Nordseeküste<br />

heim und lassen<br />

das Wasser in der<br />

EIbe ansteigen. Dadurch<br />

können Sturmfluten entstehen.<br />

die Gefahr und Zerstörung<br />

mit sich bringen.<br />

Die Bewohner der Nordseeküste<br />

rechnen mit diesen<br />

Naturereignissen und bereiten<br />

sich entsprechend auf<br />

sie vor. So ist das Technische<br />

Hilfswerk auf Weisung des<br />

Senats der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg seit Herbst<br />

1976 zu einem Aktivposten<br />

und wichtigen Bestandteil<br />

der Deichverteidigung im<br />

Gebiet Hamburgs geworden.<br />

Unterstrichen wird dieses<br />

durch die Vereinbarung<br />

mit der Hansestadt vom<br />

26. Februar 1978.<br />

Einsatzbereiche<br />

<strong>Der</strong> Einsatz des <strong>THW</strong> kommt<br />

insbesondere in Betracht für<br />

• das Schließen von Flut­<br />

Toren im Bereich Hamburg­<br />

Harburg durch Elektrogruppendes<strong>THW</strong>.<br />

• das Füllen von Sandsäkken.<br />

• die Verteidigung der<br />

Hauptdeichlinie durch <strong>THW</strong>­<br />

Helfer der 7 Bezirksverbände<br />

des Technischen Hilfswerks<br />

in Hamburg.<br />

• das Führen der Einsatzeinheiten<br />

durch Technische Ein-<br />

satzleitungen<br />

mit<br />

Funkführungsfahrzeugen.<br />

• die Stabsarbeit<br />

in den<br />

Bezirks-Einsatzleitungen<br />

der flutgefährdeten<br />

Gebiete.<br />

• die Beratertätigkeit<br />

in<br />

der Einsatzleitung<br />

der<br />

Feuerwehr<br />

(FEL) .<br />

Darüber hinaus können<br />

bei ernster Gefahr oder im<br />

Schadensfall weitere <strong>THW</strong>­<br />

Einheiten eingesetzt werden.<br />

zum Beispiel: Bergen von Personen<br />

mit Mehrzweck­<br />

Schlauchbooten und Fähren.<br />

Ausleuchten von Schadensstellen.<br />

Auspumpen<br />

von Kellern u . a . m. Beim<br />

höchsten Wasserstand. der<br />

Wasserstandsstufe 4. werden<br />

über 680 <strong>THW</strong>-Helfer an<br />

den Deichen stehen. Mit<br />

jährliChen Deichverteidigungsübungen<br />

im Herbst<br />

bereiten sich die Helfer auf<br />

die nächste Sturmflutperiode<br />

vor.<br />

Das Ausbildungsprogramm<br />

der <strong>THW</strong>­<br />

Einheiten<br />

<strong>Der</strong> Sandsack ist nach wie<br />

vor das wichtigste und unentbehrlichste<br />

Hilfsmittel der<br />

Deichverteidigung und des<br />

Hochwasserschutzes. Die<br />

Ausbildung mit Jute- und<br />

Kuns tstoffsandsäcken<br />

nimmt deshalb bei den <strong>THW</strong>­<br />

Helfern einen breiten Raum<br />

ein.<br />

Zum Ausbildungsprograrnm<br />

der <strong>THW</strong>-Einheiten<br />

gehören das fachgerechte<br />

Füllen der Sandsäcke mit<br />

Schaufel oder Sandsackfüllanlagen.<br />

ferner der Transport<br />

und insbesondere das<br />

Verlegen der Sandsäcke an<br />

binnenseitigen und außenseitigen<br />

Deichböschungen.<br />

Dazu gehört auch die Beseitigung<br />

von Quellen und Sikkerstellen<br />

durch Ausrollen<br />

von Kunststoffplanen in Verbindung<br />

mit aufgelegten<br />

Sandsäcken.<br />

Die laufenden Übungen<br />

im Umgang mit Sandsäcken<br />

- auch bei Nacht und<br />

schlechtem Wetter - gewährleisten<br />

den notwendigen<br />

Einsatzerfolg im Bereich<br />

des Hochwasserschutzes.<br />

22 Technisches Hilfswerkilf


Klausurtagung<br />

der Landessprecher<br />

in Biberach/Baden<br />

von Landessprecher<br />

<strong>THW</strong>-Bayern<br />

Gerd Neubeck<br />

N euo"entierung im Zivil-und<br />

Katastrophenschutz,<br />

Veränderung der Organisationsstrukturen<br />

der Bundesanstalt<br />

Technisches Hilfswerk,<br />

Anpassung von Gliederung<br />

und Ausstattung der<br />

Einheiten und vieles mehr<br />

beschäftigt in einer breiten<br />

Diskussion Helferschaft, Führungskräfte<br />

und Funktionsträger<br />

aller Art des <strong>THW</strong>,<br />

aber auch Politiker und viele<br />

Außenstehende.<br />

Die Landessprecher hatten<br />

es sich daher vorgenommen,<br />

in einer zweitägigen<br />

Klausurtagung unter Vorsitz<br />

von Bundessprecher Seekatz<br />

neben anderen wichtigen<br />

Fragen insbesondere diese<br />

aktuelle Problematik ausführlich<br />

zu diskutieren und<br />

Meinungen auszutauschen.<br />

So traf man sich am 6. / 7.<br />

September 1991 inderwunderschönen<br />

neuen Unterkunft<br />

des Ortsverbands Biberach/<br />

Baden im Schwarzwald.<br />

Walter Nock, Landessprecher<br />

für Baden-Württemberg<br />

und Ortsbeauftragter ,<br />

hatte alles bestens organisiert<br />

und ausgezeichnete<br />

Rahmenbedingungen für<br />

eine fruchtbare Diskussion<br />

geschaffen.<br />

Die anwesenden Landes-<br />

sprecher aus Schleswig-Holstein,<br />

Hamburg, Berlin,<br />

Rheinland-Pfalz, dem Saarland,<br />

Baden-Württemberg<br />

und Bayern schilderten die<br />

Situation in ihren Landesver -<br />

bänden und die Meinungen<br />

ihrer Landesregierungen zur<br />

zukünftigen Orientierung<br />

des Zivil- und Katastrophenschutzesundzum<br />

<strong>THW</strong>. Sehr<br />

schnell wurden dabei gemeinsame<br />

Probleme, aber<br />

auch deutliche Unterschiede,<br />

beispielsweise bei der<br />

Einbindung in das alltägliche<br />

Einsatzgeschehen, deutlich.<br />

Übereinstimmend kam<br />

man zu der Auffassung, daß<br />

die Personalsituation im<br />

haupt-und ehrenamtlichen<br />

Bereich vorrangig verbessert<br />

werden muß, wenn die<br />

Schlagkraft unserer Organisation,<br />

die zunehmend mehr<br />

gefordert ist. gehalten oder<br />

gar verbessert werden soll.<br />

Die Verpflichtungszeiten<br />

für freigestellte Helfer dürften<br />

aus diesem Grunde keinesfalls<br />

weiter gesenkt werden,<br />

statt dessen müssen die<br />

Freistellungsquoten erhöht<br />

werden. Auch sollte ernsthaft<br />

überlegt werden, ob<br />

nicht ein bestimmtes Kontingent<br />

an Zivildienstplätzen<br />

beim <strong>THW</strong> gehalten werden<br />

sollte, um so wenigstens an<br />

bestimmten Orten eine ganztägige<br />

Besetzung von Ortsverbänden<br />

zu erreichen.<br />

Zum einen würden dadurch<br />

Hilfsfristen an bestimmten<br />

"Brennpunkten" ganz entscheidend<br />

verkürzt werden,<br />

zum anderen könnten bestimmte<br />

Arbeiten an Gerät,<br />

aber auch in der Verwaltung<br />

fortlaufend erledigt<br />

werden. In jedem Falle muß<br />

im Sinne einer Wehrgerechtigkeit<br />

der Spekulation vieler,<br />

im Zuge sinkender Soldatenzahlen<br />

nicht eingezogen<br />

zu werden, Einhalt geboten<br />

werden, weil diese<br />

Haltung vorwiegend zu Lasten<br />

der Hilfs- und Rettungsorganisationen<br />

geht.<br />

Einer Verbesserung bedarf<br />

in jedem Falle die hauptamtliche<br />

Betreuung der Ehrenamtlichen,<br />

die allseits in<br />

den letzten Jahren stark<br />

nachgelassen hat. Dies ist<br />

nicht nur auf die Leistung<br />

beim Aufbau des <strong>THW</strong> in<br />

den neuen Bundesländern,<br />

sondern auch auf die starke<br />

Anforderung im Einsatzgeschehen,<br />

vor allem im Ausland,<br />

aber auch auf die Situation<br />

einer Einsatzorganisation<br />

nicht angepaßter Regelungen<br />

des Arbeits- und<br />

Tarürechts zurückzuführen.<br />

Hier ist nicht nur mehr Personal<br />

im hauptamtlichen<br />

Bereich, sondern auch eine<br />

neue Struktur nicht allein der<br />

Geschäftsführerbereiche ,<br />

sondern vor allem der Geschäftsführerdienststellen<br />

vonnöten, die systematisch<br />

wie die Dienststellen der Landesbeauftragten<br />

mit festen<br />

Zuständigkeiten der einzelnen<br />

Mitarbeiter und entsprechender<br />

Vertretung innerhalb<br />

der Dienststelle aufgebaut<br />

sein müssen, damit trotz<br />

tagsüber zu gewährendem<br />

Freizeitausgleich für die zumeist<br />

an Wochenenden oder<br />

Abenden zu erbringenden<br />

Betreuungsleistungen die<br />

Arbeit in der Geschäftsstelle<br />

uneingeschränkt fortlaufen<br />

kann.<br />

Breiten Raum in der Meinungsbildung<br />

der anwesenden<br />

Landessprecher nahm<br />

die Veränderung der <strong>THW</strong>­<br />

Einheiten ein, die schon<br />

allenthalben dargestellt<br />

wird, aber den Anwesenden<br />

noch nicht völlig ausgereüt<br />

erscheint und durchaus etlicher<br />

Überlegungen bedarf.<br />

Auch wenn hier bald eine<br />

EntSCheidung fallen muß,<br />

darf man nichts übers Knie<br />

~ 23 Technisches Hilfswerk


echen, was nicht mehr<br />

rückgängig gemacht werden<br />

kann, wie etwa der vollständige<br />

Weg:(all der Gas­<br />

Gruppen.<br />

Das <strong>THW</strong> muß eine flexible<br />

Ver:=;tärkungs-Einheit<br />

sein, und dazu gehört es<br />

auch, daß Gerät und Ausstattung<br />

nicht überall identisch<br />

sein müssen, sondern<br />

den regionalen Gegebenheiten<br />

und Aufgaben angepaßt<br />

werden. So genügt es<br />

beispielsweise, Kälteschutz­<br />

Anzüge für das Eissprengen<br />

dort vorzuhalten, wo diese<br />

Einsätze vorkommen, und<br />

sie nicht überall oder gar<br />

nicht anzuschaffen.<br />

Ein weiteres wichtiges Thema<br />

war die Durchführung<br />

einer steigenden Zahl von<br />

Auslandseinsätzen. Anhand<br />

vieler Beispiele aus den einzelnen<br />

Landesverbänden<br />

kam man übereinstimmend<br />

zu der Auffassung, daß in<br />

Vor- und Nachbereitung,<br />

Fürsorge für die Helfer, Entschädigung<br />

der Teilnehmer<br />

und Durchführung vieles<br />

dringend verbessert werden<br />

muß. Als größtes Manko<br />

wurde hierbei das Fehlen<br />

eines Grundkonzepts sowie<br />

der Aufgabenverteilung<br />

zwischen <strong>THW</strong>-Leitung und<br />

Landesverbänden angesehen.<br />

Auch die Frage der<br />

Qualifikation eines Einsatzleiters<br />

beziehungsweise seiner<br />

Ausbildung wurde eingehend<br />

erörtert.<br />

Nur unterbrochen durch<br />

einen Besuch des Ersten Bürgermeisters<br />

der Stadt Biberach,<br />

der die anwesenden<br />

Landessprecher willkommen<br />

hieß, wurden anschließend<br />

weitere wichtige Fragen,<br />

wie die Neubesetzung<br />

der Arbeitskreise sowie die<br />

dringend notwendige Über-<br />

arbeitung der Richtlinie für<br />

die Entschädigung Ehrenamtlicher,<br />

insbesondere für<br />

Selbständige durch V eränderung<br />

der Höchstbeträge ,<br />

aber auch Vorschußzahlungen<br />

oder ein vereinfachtes<br />

Abrechnungsverfahren, besprochen.<br />

Viel zu schnell war die Zeit<br />

vorbei. und etliche Themen<br />

mußten auf die nächste Zusammenkunft<br />

der Landessprecher<br />

vertagt werden, die<br />

im kommenden Jahr in Bayern<br />

stattfinden soll.<br />

Zwischenbilanz Sowjetunionhilfe<br />

<strong>THW</strong> legte bislang für<br />

Hilfsfahrten 2,6 Millionen<br />

Kilometer zurück<br />

Von Dezember 1990 bis<br />

21 . Juli 1991 hat das Technische<br />

Hilfswerk insgesamt<br />

143 Hilfstransporte in die<br />

Sowjetunion durchgeführt,<br />

davon 97 in eigener Verantwortung<br />

und 46 unter Leitung<br />

einer anderen Organisation.<br />

1 096 Helfer und 84 hauptamtliche<br />

<strong>THW</strong>-Mitarbeiter<br />

transportierten in dem genannten<br />

Zeitraum mit 536<br />

LKW und 325 Anhängern<br />

insgesamt 4 285 Ladetonnen<br />

an Hilfsgütern in 72 sowjetische<br />

Städte. Insgesamt<br />

legten sie dabei über 2,6 Millionen<br />

Kilometer zurück.<br />

Die vom <strong>THW</strong> durchgeführten<br />

Transporte werden<br />

nach dem Prinzip "Hilfe für<br />

Bürger durch Bürger" auf<br />

ehrenamtlicher Basis durchgeführt.<br />

Die Verteilung der<br />

Hilfsgüter in der Sowjetunion<br />

an Bürgerkomitees, Kran-<br />

Foto:<br />

Kottliek<br />

kenhäuser, Altenheime, Kindergärten<br />

usw. wird unmittelbar<br />

von <strong>THW</strong>-Helfern vorgenommen,<br />

die darauf achten,<br />

daß eine gerechte Verteilung<br />

erfolgt. Dies entspricht<br />

dem ausdrücklichen<br />

Wunsch der meisten Spender.<br />

Die Aktion "Hilfe für die<br />

Sowjetunion" war im November<br />

1990 von Michail<br />

Gorbatschow und Bundeskanzler<br />

Kohl ins Leben gerufen<br />

worden. Eine Welle der<br />

Hilfsbereitschaft hatte die<br />

deutsche Bevölkerung<br />

durchlaufen. <strong>Der</strong> Wert der<br />

Sachspenden wird bislang<br />

auf mehr als 1 Mrd. DM geschätzt.<br />

24 Technisches Hilfswerkt&\


Mit der <strong>THW</strong> -Jugend<br />

zu rumänischer Taufe<br />

Die <strong>THW</strong> -Jugend<br />

darf für sich in Anspruch<br />

nehmen, seit<br />

der Öffnung Rumäniens<br />

nach Westen<br />

ab Ende 1989 die<br />

erste westliche Organisation<br />

zu sein, die<br />

dort an einer internationalen<br />

Jugendbegegnung<br />

teilgenommen<br />

hat, Diese<br />

fand im August in<br />

Petris, nahe der<br />

ungarischen Grenze,<br />

statt. Nicht alle Unternehmungen<br />

am<br />

Ort waren im Programm<br />

vorgesehen<br />

gewesen, was den<br />

zweiwöchigen<br />

Ferienaufenthalt um<br />

so interessanter<br />

machte,<br />

E e gewisse Grundla ge<br />

für den Besuch war die nunmehr<br />

anderthalbjährige Zusammenarbeit<br />

des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen, des<br />

Technischen Hilfswerkes<br />

und der rumänischen Behörden.<br />

Die von <strong>THW</strong>-Helfern<br />

aus Nordrhein-Westfalen<br />

übernommenen Projekte, in<br />

der Regel umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />

an Heimen,<br />

hatten große Aufmerksarnkeit<br />

erregt. Auch das<br />

Heim für behinderte Kinder<br />

in Arad, in das die 50 <strong>THW</strong>­<br />

Junghelfer aus Nordrhein­<br />

Westfalen eingeladen waren,<br />

hatten die <strong>THW</strong>-Helfer<br />

zuvor grundlegend mit neuen<br />

Installationen versehen.<br />

Es stand wegen der Ferien<br />

leer, so daß Platz für die Gäste<br />

war.<br />

Ein<br />

Spielplatz<br />

für das<br />

heim in<br />

Petris:<br />

Die<br />

<strong>THW</strong>­<br />

Junghelfer<br />

bauten<br />

mit.<br />

Fotos:<br />

Hilberath<br />

Helfen und<br />

Kennenlemen<br />

Die Jugendlichen aus<br />

Deutschland wollten an die<br />

Arbeit der Erwachsenen<br />

anschließen und hatten sich<br />

vorgenommen, auf dem<br />

Gelände des Heimes Spielgeräte<br />

aus Holz aufzubauen.<br />

Die Geräte wurden von<br />

einem ortsansässigen Schreiner<br />

vorgefertigt und waren<br />

dann mit ihm zusammen<br />

aufzustellen, Es blieb aber<br />

somit viel Zeit, um intensive<br />

Kontakte zu rumänischen<br />

Jugendlichen zu knüpfen<br />

und zu pflegen, die von<br />

Deutsch unterrichtenden<br />

Schulen in der grenznahen<br />

Stadt Arad aus an der Jugendbegegnung<br />

teilnahmen,<br />

Mit ihnen zusammen<br />

besichtigten die <strong>THW</strong> -Jugendhelfer<br />

auf einigen Ausflügen<br />

die Sehenswürdigkeiten<br />

der Region.<br />

Auch im 450-Einwohner­<br />

Dorf Petris selbst fanden die<br />

Gäste schnell Anschluß, Sie<br />

veranstalteten für die Kinder<br />

im Dorf einen Spieleabend<br />

und fanden damit<br />

guten Anklang, Einen ungewöhnlich<br />

guten Einblick<br />

ins rumänische Lebenerhielten<br />

sie, als sie zu einer Kindtaufe<br />

eingeladen waren, an<br />

der alle teilnahmen.<br />

Übergabe<br />

der<br />

<strong>THW</strong>­<br />

Jugend-<br />

Fahne<br />

an den<br />

Präfekten<br />

von<br />

Arad<br />

Den Abschluß der Arbeiten<br />

am Spielplatz nutzte die<br />

<strong>THW</strong>-Jugend zu einem Pressetermin,<br />

Dazu kamen der<br />

Präfekt von Arad, A vram<br />

Craciun, <strong>THW</strong>-Direktor Gerd<br />

Jürgen Henkel und der <strong>THW</strong>­<br />

Landesbeauftragte für<br />

Nordrhein-W estfalen, Siegfried<br />

Drogies, nach Petris,<br />

Genug Prominenz, um neben<br />

der Presse auch Vertreter<br />

des rumänischen Fernsehens<br />

anzulocken.<br />

Einladung an rumänische<br />

Jugendliche<br />

Die Begegnung war nur<br />

der Anfang einer Reihe<br />

deutsch-rumänischer Unternehmungen,<br />

Im nächsten<br />

Jahr sind rumänische Jugendliche<br />

anläßlich des<br />

<strong>THW</strong> -Bundesjugendlagers<br />

nach Gelsenkirchen eingeladen.<br />

Im Anschluß an den Aufenthalt<br />

in Rumänien legte<br />

die Reisegruppe auf der<br />

Rückfahrt eine dreitägige<br />

Pause im ungarischen Baja<br />

ein. Sie war hier im Jugendhaus<br />

der örtlichen demokratischen<br />

Jugendgruppe zu<br />

Gast, und bei einer Stadtbesichtigung,<br />

einer Kanufahrt<br />

auf der Donau und anderem<br />

mehr verflog die Zeit.<br />

~ 25 Technisches Hilfswerk


Di:~~~~~~~~~<br />

der <strong>THW</strong>-Fachberater<br />

(siehe <strong>THW</strong> 1/ 91)<br />

haben ihre Arbeit<br />

aufgenommen. In<br />

den Monaten September<br />

bis November<br />

1991 vollzogen<br />

die einzelnen Fachgruppen<br />

den Einstieg<br />

in die Konzeption<br />

ihrer Aufgaben.<br />

Fachberatertagung<br />

I n der Katastrophenschutzschule<br />

des Landes<br />

Schleswig-Holstein in Rendsburg<br />

trafen sich die Spezialistenfür<br />

"Hoch-und Tiefbau".<br />

Hier konnte Rüdiger Kleine.<br />

<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragter in<br />

Kiel. schon eine Grundlage<br />

für die personelle Planung<br />

vorlegen. Seine Arbeitszeit­<br />

Aufstellung über die verschiedensten<br />

im Einsatz notwendigen<br />

Verrichtungen er-<br />

1aubt eine praxisbezogene<br />

Einschätzung des Personalbedarfs.<br />

Ergänzend wird bei<br />

der nächsten Tagung der<br />

Fachgruppe Gert Köhler die<br />

Erfahrungen des <strong>THW</strong> -Ortsverbandes<br />

im Bailey-Brükkenbau<br />

in Form einer Materialliste<br />

für das Brückenbau­<br />

Modul einbringen.<br />

<strong>Der</strong> zweite Arbeitsschwerpunkt<br />

wird beim Bau von<br />

Flüchtlingslagern liegen. Die<br />

Fachgruppe wird sich bei<br />

ihrer nächsten Tagung mit<br />

den im Iran gewonnenen<br />

Erfahrungen befassen.<br />

Im Bailey-BlÜcken-Bau kann das <strong>THW</strong><br />

auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.<br />

Foto: v. Arnim<br />

Wasserversorgung<br />

und -entsorgung<br />

Die Fachgruppe Wasser<br />

bildete fünf sogenannte Problemgruppen,<br />

die systematisch<br />

das gesamte Gebiet der<br />

Wasserver -und -entsorgung<br />

erschließen sollen. Die erste<br />

Problemgruppe ordnet derzeit<br />

alle bisherigen Auslandseinsätze<br />

des <strong>THW</strong> in ein Spektrurn<br />

von klassifizierten Schadensszenarien<br />

ein. Anhand<br />

dieser Klassifizierung soll<br />

Wasserentsorgung<br />

stand bei<br />

der Fachberatertagung<br />

auf der<br />

Tagesordnung.<br />

Foto:<br />

Hilberath<br />

künftig die Entscheidung<br />

erleichtert werden, ob ein<br />

Einsatz des <strong>THW</strong> sinnvoll erscheint<br />

oder nicht.<br />

Die Problemgruppen<br />

"Wasseraufbereitung" und<br />

" Wasserentsorgung" werden<br />

zu den Szenarien Grundkonzepte<br />

zu der Frage erarbeiten,<br />

welche Technik jeweils<br />

verwendet werden soll. Ein<br />

maßgeblicher Gesichtspunkt<br />

wird dabei sein, daß<br />

die vom <strong>THW</strong> erstellten Anlagen<br />

auch von angelernten<br />

einheimischen Kräften<br />

betrieben werden können.<br />

Die übrigen Problemgruppen<br />

können wegen der sich<br />

ergebenden Arbeitsabfolge<br />

erst konkret arbeiten, wenn<br />

erste Ergebnisse zu den<br />

grundsätzlichen Fragestellungen<br />

vorliegen. Ihre grob<br />

umrissenen Problembereiche<br />

sind "Klimatauglichkeit<br />

der Technik", "Schnittstellen<br />

mit anderen Fachgruppen "<br />

und später "Personalcomputer<br />

im Einsatz".<br />

Das kurzfristig anvisierte<br />

Ziel der Fachgruppe .Wasser",<br />

laufende Einsätze beratend<br />

zu begleiten, ist in einem<br />

Fall bereits erreicht. Die<br />

Projektgruppe "Nordäthiopien"<br />

steht mit dem Hohen<br />

Flüchtlingskommissar der<br />

Vereinten Nationen (UNHCR)<br />

in ständigem Kontakt. seit<br />

dieser die Absicht verfolgt,<br />

zur Unterstützung von Hilfeleistungen<br />

in Nord-Äthiopien<br />

ein Regionalbüro zu gründen.<br />

Gleichzeitig mit dem<br />

ersten UNHCR-Personal,<br />

wahrscheinlich zum 1. November<br />

199 L ist auch ein<br />

Vorerkundungsteam des<br />

<strong>THW</strong> aus dem Kreis der Fachgruppe<br />

" Wasser" nach Nord­<br />

Äthiopien gereist.<br />

Die "Schnelleinsatzeinheit<br />

Trinkwasser<br />

Ausland"<br />

Mittelfristig soll die Fachgruppe<br />

Wasser beginnen,<br />

Einsätze vor-und nachzube-<br />

26 Technisches Hilfswerkilf


eiten bzw. laufende Projekte<br />

zu kontrollieren. Das langfristige<br />

Ziel der Fachgruppe<br />

Wasser ist die Aufstellung<br />

einer HSchnelleinsatzeinheit<br />

Trinkwasser Ausland" (SEETA).<br />

Die Tagungen der Fachgruppe<br />

Wasser und ihrer<br />

Teilgruppen finden an der<br />

Katastrophenschutzschule<br />

des Bundes in Hoya statt.<br />

Dort werden immer auch<br />

Lehrkräfte des betreffenden<br />

Fachbereiches der<br />

Schule an den Tagungen<br />

teilnehmen, so daß eine<br />

Rückkopplung von der<br />

Praxis in den Lehrbetrieb<br />

gewährleistet sein soll.<br />

Unlängst traf sich auch die<br />

Fachberatergruppe HElektroversorgung".<br />

Sie ist in die<br />

Arbeitsgruppen HInstandsetzung<br />

von Mittel- und Niederspannungsnetzen"<br />

und<br />

HErsatzstromversorgung" gegliedert.<br />

Die Arbeitsgruppe<br />

HErsatzstromversorgung" legte<br />

bereits greifbare Ergebnisse<br />

vor. Darin geht es um<br />

ein Modul für Elektroversorgung<br />

von Flüchtlingslagern,<br />

um Stromerzeugung<br />

bis zu 50 kV A und<br />

die Verteilung des Stroms<br />

sowie um die Einspeisung<br />

in das vorhandene Netz<br />

eines Krankenhauses.<br />

An alle Interessierten<br />

Die Fachberatergruppen<br />

bilden bereits einen arbeitsfähigen<br />

Kreis. Dennoch ist<br />

die <strong>THW</strong>-Leitung weiterhin<br />

auf der Suche nach Spezialisten,<br />

die einschlägige Fachkenntnisse<br />

aus ihrer beruflichen<br />

Tätigkeit. beispielsweise<br />

als Handwerksmeister<br />

oder Ingenieur, in die Entwicklung<br />

des Technischen<br />

Hilfswerkes einbringen können<br />

und möchten.<br />

Deswegen seien hier<br />

noch einmal alle Interessierten<br />

aufgerufen, sich<br />

mit dem Referat <strong>THW</strong> 4 der<br />

<strong>THW</strong>-Leitung (Deutschherrenstraße<br />

93-95, 5300 Bonn 2,<br />

Telefon: 02 28-84 01) in Verbindung<br />

zu setzen. Ansprechpartner<br />

sind die<br />

Herren Ulrich für Elektroversorgung<br />

, Kaczmarek<br />

für die Fachgruppe SEE­<br />

BA, Dr. Hönicke für Wasserver-<br />

und -entsorgung,<br />

Dr. Schliwienski für Hochund<br />

Tiefbau und Feuerstein<br />

für Maschinenbau.<br />

Bilanz der<br />

AuslandseincDlte<br />

des<strong>THW</strong><br />

Auslandseinsätze in den Jahren 1986 bis 1990<br />

Jahr<br />

1986<br />

1987<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

Einsätze<br />

10<br />

4<br />

7<br />

6<br />

100<br />

Auslandseinsätze des Technischen Hilfswerks im Jahre 1991 (bis August)<br />

Helfer<br />

62<br />

38<br />

30<br />

231<br />

655<br />

Helfertage<br />

1 362<br />

1040<br />

869<br />

2667<br />

6537<br />

Land Auftraggeber Maßnahmen Helfer Daten Helfertage<br />

Tschechoslowakei Bundesregierung / Beheizung von Zelten 100 14.12.90-05.01.91 349<br />

Communaute Taize für 80.000 Teilnehmer des<br />

Europäischen Jugendtreffens<br />

Schweiz Schweizerische Ausleuchten der Schadensstelle 101 04.01.91-06.01.91 149<br />

Bundesbahnen nach Zugunglück<br />

mit 20 Kesselwagen<br />

Costa Rica Auswärtiges Amt Erkundungsauftrag Erdbeben 1 24.04.91-29.04.91 5<br />

(Bundesregierung)<br />

Indonesien UNHCR Lager Palau Galang Erkundung 04.04.91-24.04.91 20<br />

und Überwachung von Projekt<br />

Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung<br />

Türkei IKRK/DRK Trinkwasseraufbereitung, 31 24.04.91-23.05.91 438<br />

Unterstützungsmaßnahmen bei<br />

der Infrastruktur eines<br />

Feldlazarettes des DRK<br />

Rumänien Bundesregierung/ Transport von Sachspenden, 150 01 .01.91-30.09.91 2804<br />

Landesregierung Ausbau Kinderheime etc.<br />

NRW<br />

UdSSR Bundesregierung Transporte von Sachspenden bisher bisher<br />

1 273 rund 12500<br />

Iran IKRK/DRK Bereitstellung 2 14.04.91-25.05.91 63<br />

Notstromaggregate<br />

Iran UNHCR Trinkwasserversorgung bisher ab Mai bisher 10 030<br />

370<br />

Gesamt: 2029 26295<br />

~ 27 Technisches Hilfswerk


Interview mit dem<br />

rheinland- hen<br />

Frage:<br />

Sie sind als Minister des<br />

Innern und für Sport unter<br />

anderem auch für die Notfallvorsorge<br />

im Lande Rheinland-Pfalz<br />

zuständig. Ich<br />

möchte nicht mit Ihnen über<br />

die Fragen des Rettungsdienstes<br />

sprechen, sondern<br />

über den friedensmäßigen<br />

Katastrophenschutz. Dazu<br />

die Frage: Die Bundeswehr<br />

hat in einer gewandelten Sicherheitspolitik<br />

in Europa seit<br />

1990 die Überlegung geäußert,<br />

daß sie bei der Katastrophenhilfe<br />

im Inland ihre<br />

Dienste anbiete. Wenn Sie<br />

dieses Angebot sehen und<br />

Ihr eigenes Hilfeleistungspotential<br />

im Lande betrachten,<br />

was halten Sie davon, daß<br />

die Bundeswehr sich nun in<br />

Aufgaben der Länder einzumischen<br />

versucht?<br />

Minister Zuber:<br />

Zunächst will ich einmal<br />

feststellen, daß unsere Bundeswehr<br />

bei ihren Einsätzen<br />

in Katastrophenfällen im<br />

Ausland eine hervorragende<br />

Arbeit geleistet hat und<br />

insoweit sicher dem deutschen<br />

Namen alle Ehre gemacht<br />

hat. Wir haben natürlich<br />

im Inneren die Situation,<br />

daß zunächst einmal<br />

originär die Kommunen für<br />

den Brand- und Katastrophenschutz<br />

zuständig sind,<br />

d . h . die Gemeinden, Landkreise<br />

und kreisfreien Städte,<br />

die ihren Pflichtaufgaben<br />

der Selbstverwaltung in diesem<br />

Bereich - in weiten Teilen<br />

in Verbindung mit den<br />

entsprechenden Hilfsorganisationen<br />

- nachkommen.<br />

Das ist sicher unterschiedlich<br />

ausgeprägt im Land<br />

Rheinland-Pfalz vorhanden,<br />

aber vom Grundsatz her<br />

glaube ich, daß die Kommunen<br />

für Großschadenslagen<br />

entsprechend vorbereitet<br />

sind. Es finden ja auch<br />

immer wieder in mehr oder<br />

minder regelmäßigen Abständen<br />

Übungen für Gefahren<br />

größeren Umfangs statt.<br />

Sicher gibt es Bereiche, z. B.<br />

den Bevölkerungsschutz im<br />

Verteidigungsfall, in denen<br />

es Motivationsprobleme<br />

gibt. Wir haben hier einfach<br />

die Situation, auch auf dem<br />

Hintergrund der jüngsten<br />

weltpolitischen Entwicklung,<br />

daß sich kaum noch<br />

jemand kriegerische Auseinandersetzungen<br />

in unseren<br />

Breitengraden vorstellen<br />

kann und daß es sehr<br />

schwierig ist, diesen Teil des<br />

Zivilschutzes voranzubringen.<br />

Ich halte ihn dennoch<br />

nach wie vor für notwendig.<br />

Frage:<br />

Die Bundeswehr ist ja im<br />

Verteidigungsfalle nicht in<br />

der Lage, im Bereich der<br />

Katastrophenhilfe zu arbeiten,<br />

denn dort hat sie als<br />

Aufgabe nach Art. 87a GG<br />

den Schutz des Territoriums.<br />

Die Bundeswehr bietet an,<br />

im Frieden zu helfen, aber<br />

sie ist dann, wenn im Grunde<br />

genommen die Helfer<br />

weniger werden, nicht da,<br />

weil sie einen anderen Auftrag<br />

erfüllt. Soll denn dann<br />

die Bundeswehr im Frieden<br />

trotzdem mitwirken, obwohl<br />

man weiß, sie steht nur im<br />

Frieden zur Verfügung?<br />

Minister Zuber:<br />

Also es ist ja heute schon<br />

so, daß die Bundeswehr bei<br />

ganz bestimmten Ereignissen<br />

herangezogen werden<br />

kann, wenn sie von den zuständigen<br />

Stellen um Amtshilfe<br />

gebeten wird, und daß<br />

diese Amtshilfe auch geleistet<br />

worden ist. Ich denke<br />

insbesondere an Hochwasserkatastrophen<br />

und andere<br />

Gefahren, bei denen sich<br />

die Bundeswehr in der Vergangenheit<br />

dankenswerterweise<br />

zur Verfügung gestellt<br />

hat. Dies hat auch, soweit<br />

ich das beurteilen kann, jeweils<br />

reibungslos funktioniert.<br />

Wenn die Bundeswehr<br />

in dieser Aufgabe ständig<br />

mitwirken möchte, müßte<br />

das Grundgesetz geändert<br />

werden. Ich halte eine Diskussion<br />

um eine Änderung<br />

des Grundgesetzes in diesem<br />

Punkt nicht für notwendig,<br />

weil die Bundeswehr auch<br />

nicht mehr (als bisher, Red.)<br />

gebraucht wird.<br />

Frage:<br />

Die Hilfsorganisationen<br />

haben Angst. Sie sehen die<br />

Bundeswehr als Konkurrenz.<br />

Sie sagen, wenn die Bundeswehr<br />

mit ihrem gewaltigen<br />

personellen und materiellen<br />

Potential eintritt, werden<br />

wir Hilfsorganisationen<br />

im Frieden nicht mehr benötigen.<br />

Sie sehen also dem<br />

Angebot der Bundeswehr<br />

mit gemischten Gefühlen<br />

entgegen. Wie sieht das der<br />

Minister?<br />

28 Technisches Hilfsw erk®


Minister Zuber:<br />

Ich sehe das vom Grundsatz<br />

her genauso, deshalb<br />

auch meine Aussage, daß<br />

wir ohne weiteres in der Lage<br />

sind, im Normalfall eintretenden<br />

Katastrophen durch<br />

unsere Hilfsorganisationen<br />

zu begegnen, die ja ebenfalls<br />

darauf vorbereitet sind,<br />

sowohl personell als auch<br />

von ihrer Ausrüstung her, die<br />

wohl sicher, was das letztere<br />

anbelangt, das ein oder<br />

andere Mal noch verbesserungsWÜIdig<br />

wäre. Genau<br />

auf diesem Hintergrund bin<br />

ich der Auffassung, daß der<br />

Einsatz der Bundeswehr<br />

eben nur die Ausnahme sein<br />

kann, und zwar dann, wenn<br />

die übrigen Hilfsorganisationen<br />

ihre Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

haben bzw. das<br />

Ausmaß einer solchen Katastrophe<br />

so groß ist, daß der<br />

Einsatz der Bundeswehr dringend<br />

ist und deren zusätzliche<br />

personelle, aber insbesondere<br />

auch ihre sachliche<br />

Ausstattung benötigt wird.<br />

Frage:<br />

Sie wissen, daß die Bundeswehr<br />

ja nichts umsonst<br />

tut. Es gibt einen gemeinsamen<br />

Hilfeleistungserlaß vom<br />

21. November 1988, in dem<br />

sehr deutlich ausgeführt ist,<br />

daß alles das, was die Bundeswehr<br />

an Leistung auf Anfrage<br />

erbringt, zu entgelten<br />

ist. Theoretisch könnte dem<br />

Landrat eine Kostenrechnung<br />

auf den Tisch flattern,<br />

wenn er die Bundeswehr herangeholt<br />

hat. Meinen Sie,<br />

daß die Kostenpflicht der<br />

Bundeswehr in der Kooperation,<br />

Stichwort Amtshilfe,<br />

eine angemessene Vertragslage<br />

ist, oder sollte man dieses<br />

Thema nicht überprüfen<br />

und den Kostenerlaß verankern.<br />

Minister Zuber:<br />

Ja. Wenn schon die Bundeswehr<br />

im Rahmen der<br />

Katastrophenhilfe tätig wird,<br />

sollte nicht im nachhinein<br />

auch noch der Kostenersatz<br />

angefordert werden. Ich<br />

sehe es einfach als eine Verpflichtung<br />

der Bundeswehr<br />

an, bei größeren Katastrophen<br />

zur Verfügung zu stehen.<br />

Mit ihrem Personal und<br />

mit ihrer Ausstattung, ohne<br />

daß nachträglich irgendwelche<br />

Kosten angefordert werden.<br />

Was anderes ist es,<br />

wenn die Hilfeleistung der<br />

Bundeswehr beispielsweise<br />

bei der Erntenothilfe erfolgt.<br />

Da meine ich schon, daß sich<br />

die Frage nach dem Kostenersatz<br />

stellt. Man sollte also<br />

differenziert vorgehen.<br />

Frage:<br />

Die Länder, insbesondere<br />

die fünf neuen Bundesländer,<br />

haben natürlich viele<br />

andere Sorgen und widmen<br />

dem Katastrophenschutz<br />

nicht das vordringliche Augenmerk<br />

und auch nicht die<br />

vordringlichen Investitionen.<br />

Wenn ich Sie recht verstehe,<br />

plädieren Sie für eine<br />

umfassende Unterstützung<br />

der alten Länder in Ostdeutschland.<br />

Minister Zuber:<br />

Wir versuchen verwaltungsmäßig<br />

mitzuhelfen -<br />

auch die einzelnen Hilfsorganisationen<br />

sind ja dankenswerterweise<br />

dabei - in<br />

den neuen Bundesländern,<br />

Städten, Landkreisen und<br />

Gemeinden die Katastrophenorganisation<br />

aufzubauen.<br />

Es ist unsere Aufgabe,<br />

die Kollegen der neuen Bundesländer<br />

davon zu überzeugen,<br />

daß dem eine hohe<br />

Aufmerksamkeit gewidmet<br />

und eine entsprechende<br />

Priorität eingeräumt werden<br />

muß. Es sind ja vollkommen<br />

neue Gegebenheiten gegenüber<br />

der bisherigen Situation,<br />

und es muß sicher<br />

auch sehr viel Bewußtseinsveränderung<br />

herbeigeführt<br />

werden, auch innerhalb der<br />

Bevölkerung in den neuen<br />

Bundesländern, um Verständnis<br />

für die Ziele und<br />

Aufgaben des Katastrophenschutzes<br />

zu wecken.<br />

Nach dem ersten Aufbau<br />

von <strong>THW</strong> -Ortsverbänden bin<br />

ich aber optimistisch, daß<br />

doch das Bewußtsein wachsen<br />

wird und der Katastrophenschutz<br />

einen entsprechenden<br />

Stellenwert erhält.<br />

Frage:<br />

Sie sind ein überzeugter<br />

Unterstützer des Technischen<br />

Hilfswerks. Das <strong>THW</strong> hat<br />

zwar jetzt, so will ich das<br />

formulieren, die Schwelle der<br />

Gefahr der Auflösung überschritten.<br />

Andererseits gibt<br />

es immer noch keine Konzeption,<br />

daß das Technische<br />

Hilfswerk im Frieden in die<br />

Katastrophenabwehrplanung<br />

einbezogen wird. Gegründet<br />

ist es ja 1950 für den<br />

Verteidigungsfall. Jetzt ist es<br />

im wesentlichen ein Aushängeschild<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland im Ausland<br />

und bei Großschadenslagen<br />

im Inland ein willkommener<br />

Unterstützer. Sollte<br />

dies nicht reglementiert werden?<br />

Sind Sie auch der Auffassung,<br />

daß man das Technische<br />

Hilfsw erk in die Katastroph<br />

e n vorbeugung<br />

und Katastrophenplanung<br />

der Länder institutionell einbeziehen<br />

soll?<br />

Minister Zuber:<br />

Ich war eigentlich von jeher<br />

ein Verfechter des Gedankens,<br />

daß das Technische<br />

Hilfswerk stärker eingebunden<br />

werden solle, und<br />

dort, wo ich bislang tätig<br />

war, hat es auch keine Eifersüchteleien<br />

zwischen <strong>THW</strong><br />

und beispielsweise den Feuerwehren<br />

gegeben, sondern<br />

man hat sich abgesprochen<br />

und vernünftig zusammengearbeitet.<br />

Ich finde, daß<br />

das auch generell so geregelt<br />

werden kann und daß<br />

sowohl das Technische Hilfswerk<br />

als auch ganz natürlich<br />

unsere Feuerwehren ihren<br />

Platz im Katastrophenschutz<br />

der Länder finden.<br />

Also, ich sehe schon einen<br />

Handlungsbedarf und freue<br />

mich auch darüber, daß zumindest<br />

die Diskussion über<br />

die Existenzberechtigung<br />

des Technischen Hilfswerkes<br />

wohl hoffentlich der Vergangenheit<br />

angehört. In Rheinland-Pfalz<br />

ist das <strong>THW</strong> übrigens<br />

durch das Brand- und<br />

Katastrophenschutzgesetz<br />

ausdrücklich in die Allgemeine<br />

Hilfe und den Katastrophenschutz<br />

eingebunden.<br />

Frage:<br />

Sie haben den Handlungsbedarf<br />

angesprochen. <strong>Der</strong><br />

Minister hat vor Ort als Bürgermeister<br />

und Landrat das<br />

<strong>THW</strong> in seine notwendige<br />

Notfall- und Katastrophenplanung<br />

und in Übungen<br />

mit einbezogen. Wird er das<br />

auch auf die Landesebene<br />

übertragen?<br />

Minister Zuber:<br />

Ich will auf jeden Fall versuchen,<br />

meine bisherigen<br />

kommunalpolitischen Erfahrungen<br />

in diesem Zusammenhang<br />

einzubringen,<br />

und ich denke, daß es unter<br />

vernünftigen Leuten auch<br />

möglich sein sollte und möglich<br />

sein wird, daß man Konkurrenzdenken<br />

beiseite<br />

schiebt. Es gibt ein ausreichendes<br />

Betätigungsfeld für<br />

unsere vielen freiwilligen<br />

Feuerwehren im Lande, und<br />

es gibt auch ein ausreichendes<br />

Betätigungsfeld für das<br />

Technische Hilfswerk. Ich<br />

habe vorhin darauf verwiesen,<br />

daß sicher vor dem Hintergrund<br />

der Reduzierung<br />

der Bundeswehr sich die<br />

Notwendigkeit stellen wird,<br />

neue realistische Planungen<br />

zu erarbeiten. Gerade aus<br />

diesem Hintergrund halte ich<br />

es für sinnvoll und für richtig,<br />

das <strong>THW</strong> weiter mit einzubinden.<br />

Die Fragen an Minister Zuber<br />

stellte Dr. Horst Schöttler.<br />

0 29 Technisches Hilfswerk


Eine gewaltige Explosion<br />

erschütterte<br />

am frühen Samstagmorgen,<br />

am 05. Oktober<br />

um 05.13 Uhr,<br />

die Hanauer Innenstadt.<br />

Die erste Befürchtung<br />

vieler<br />

Hanauer Bürger, in<br />

einem der ansässigen<br />

Nuklearbetriebe<br />

hätte sich ein Unglück<br />

ereignet, traf<br />

glücklicherweise<br />

nicht zu. Tatsächlich<br />

war auf dem Gelände<br />

der Firma Heraeus-Quarzglas<br />

ein<br />

etwa 93 Kubikmeter<br />

fassender Wasserstofftank<br />

detoniert.<br />

<strong>Der</strong> Tank war erst<br />

eine gute Stunde<br />

zuvor gefüllt worden.<br />

L Umkreis von etwa 500<br />

Metern um die Schadensstelle<br />

ließ die Druckwelle kaum<br />

eine Fensterscheibe heil. Es<br />

wurde über Glasbruch und<br />

beschädigte Dächer in einem<br />

Umkreis von bis zu drei<br />

Kilometern berichtet. Vom<br />

stählernen Behälterdeckel.<br />

der vor der Explosion bei einer<br />

Stärke von zwei Zentimetern<br />

einen Durchmesser<br />

von etwa drei Metern hatte,<br />

flog ein zentnerschweres Teil<br />

800 M eter weit und richtete<br />

bei seiner Landung beträchtlichen<br />

Schaden an. Das größere<br />

Teil des Deckels ging<br />

vor dem Expreßgutschalter<br />

des nahe gelegenen Hauptbahnhofes<br />

nieder, nachdem<br />

es dort das Vordach durchschlagen<br />

hatte.<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband<br />

Hanau wird alarmiert<br />

Beim <strong>THW</strong> -Ortsverband<br />

Hanau meldete sich die Katastrophenschu<br />

tz-Leitstelle<br />

um 06.40 Uhr über Funkalarmempfänger.<br />

Nach verschiedenen<br />

Telefongesprä-<br />

Bergungseinsatz<br />

inHanau<br />

chen forderte die Leitstelle<br />

um 7.05 Uhr einen Bergungszug<br />

und ein Bergungsräurngerät<br />

an. Diese trafen um<br />

7.50 Uhr am Einsatzort ein.<br />

Die <strong>THW</strong>-Helfer erhielten<br />

den Auftrag, bei dem halb<br />

eingestürzten, dreistöckigen<br />

Säurelager verschüttete palettierte<br />

Behälter mit flußsäure<br />

zu bergen, in deren Umgebung<br />

man Säuredämpfe<br />

bemerkte. flußsäure wird zu<br />

den mittel starken Säuren<br />

gezählt. Sie greift viele Metalle<br />

und alle kieselsäurehaltigen<br />

M aterialien, besonders<br />

Glas, stark an. Flußsäure<br />

wird vor allem in der Glasund<br />

Metallindustrie zum<br />

Blankätzen von Bauteilen<br />

sowie für verschiedene andere<br />

industrielle Reinigungsvorgänge<br />

benutzt. Auf Haut<br />

verursacht sie schwer heilende,<br />

schmerzhafte Wunden.<br />

Bergung<br />

der Säurebehälter<br />

Die Säurebehälter wurden<br />

unter dem Trürnrnerkegel<br />

der eingestürzten Westwand<br />

des Lagergebäudes vermutet.<br />

Zunächst mußten an der<br />

Lagerstelle herabhängende<br />

Dach-, Decken- und Mauertrümmer,<br />

die die arbeitenden<br />

Helfer gefährdet hätten,<br />

mit Hilfe des Krans der Berufsfeuerwehr<br />

Offenbach<br />

niedergerissen werden. <strong>Der</strong><br />

dabei angefallene Schutt<br />

wurde mit dem Bergungsräurngerät<br />

beseitigt.<br />

Beim weiteren Vordringen<br />

unter leichtem Atemschutz<br />

zu den Säurebehältern war<br />

Handarbeit notwendig, da<br />

eine eingedrückte Stahlkonstruktion<br />

über den Behältern<br />

den Einsatz des Bergungsräumgerätes<br />

verhinderte.<br />

Das Hindernis stabilisierte<br />

andererseits die Trümmermassen,<br />

so daß es an seinem<br />

Platz belassen wurde.<br />

Am Nachmittag konnten<br />

schließlich vier Pa letten mit<br />

unversehrten Flußsäurebehältern<br />

ä 400 Liter von den<br />

<strong>THW</strong>-Helfemgeborgen werden.<br />

Unter den Trümmern<br />

befanden sich noch 16 weitere<br />

Paletten, insgesamt hatten<br />

hier also fünf Tonnen<br />

Flußsäure gelagert.<br />

Nach Besichtigung des<br />

Lagerortes kamen die Einsatzleiter<br />

des Technischen<br />

Hilfswerkes, der Feuerwehr<br />

<strong>THW</strong>-Bergungseinsatz<br />

nach<br />

einem<br />

Explosionsunglück<br />

in<br />

Hanau<br />

Foto:<br />

und der Vertreter der Firma<br />

Heraeus zu dem Schluß, daß<br />

von den übrigen Säure- und<br />

Laugenvorräten keine unmittelbare<br />

Gefährdung<br />

mehr ausging, so daß die<br />

Bergungsarbeiten eingestellt<br />

wurden. Die weiteren Aufräurnarbeiten<br />

besorgten in<br />

den folgenden Tagen Abrißuntemehmen.<br />

Konsequenzen<br />

für die Zukunft<br />

Das Unglück hat in der<br />

Bev ölkerung, besonders<br />

aber in Fachkreisen rege<br />

Diskussionen ausgelöst.<br />

Brandschutz-Sachverständige,<br />

die an Baugenehmigungsverfahren<br />

beteiligt<br />

sind, bekundeten noch am<br />

selben W ochenen de, sie<br />

würden dem Bau von Tankbehältern<br />

dieser Größenordnung<br />

künftig nicht mehr zustimmen.<br />

Vielmehr solle ein<br />

Gefahrenpotential, wie es in<br />

Hanau durch die Lagerung<br />

von beinahe 100 Kubikmeter<br />

Wasserstoff in einem Tank<br />

bestand, künftig durch mehrere<br />

kleine Behälter .entzerrt"<br />

werden.<br />

30 Technisches Hilfswerk~


In den letzten Jahren<br />

haben sich viele<br />

Anforderungen an<br />

das Technische<br />

Hilfswerk geändert.<br />

Um diesen neuen<br />

Ansprüchen gerecht<br />

zu werden, haben<br />

der "Arbeitskreis<br />

2 000", der "Arbeitskreis<br />

4" und die<br />

"Arbeitsgruppe Neukonzeption",<br />

die alle<br />

sowohl aus ehrenamtlichen<br />

als auch<br />

hauptamtlichen<br />

<strong>THW</strong> -Vertretern<br />

bestehen, Überlegungen<br />

zur Weiterentwicklung<br />

der<br />

Einheiten angestellt.<br />

Ihr Ergebnis, das<br />

"Konzept zur Neustrukturierung<br />

des<br />

KatS-Bergungs- und<br />

Instandsetzungsdienstes"<br />

, liegt jetzt<br />

vor. Im folgenden<br />

finden Sie Auszüge<br />

aus dem Konzept,<br />

die Ihnen einen<br />

Überblick über Zielsetzung<br />

und Inhalt<br />

geben.<br />

Bitte beachten Sie,<br />

daß es sich nicht um<br />

eine verbindliche<br />

Neuregelung, sondern<br />

um ein Konzept<br />

handelt, in dem<br />

unsere Zielvorstellungen<br />

zusammen­<br />

gefaßt sind_\:~~<br />

Konzept zur<br />

Neustrukturierung<br />

der Einheiten<br />

vorgelegt<br />

A. Positionsbestimmung<br />

Das Technische Hilfswerk<br />

versteht sich nicht als .Zivilschutzkorps"<br />

, sondern möchte<br />

im Rahmen eines sinnvollen<br />

Doppelnutzens angesichts<br />

geringerer Finanzmittel<br />

auf Landes- und Bundesebene<br />

als Angebot zur Verbesserung<br />

des Hilfeleistungssystems<br />

zum Schutz unserer<br />

Bürger verstanden werden,<br />

um dem Namen .Technisches<br />

Hilfswerk" auch tatsächlich<br />

gerecht zu werden.<br />

Die Bundesanstalt <strong>THW</strong><br />

vertritt in der Diskussion<br />

um die künftige Gestaltung<br />

der Fachdienste folgende<br />

Position:<br />

c) Die Anzahl der <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverbände im Altbundesgebiet<br />

steht nicht zur Disposition.<br />

Die Mindestgröße des<br />

Ortsverbandes beträgt ein<br />

Zug.<br />

d) Das <strong>THW</strong> als Hilfsorganisation<br />

benötigt eigene L0-<br />

gistik -und Kommunikationskomponenten.<br />

Die Führungs-<br />

und Organisationsstrukturen<br />

der Ortsverbände<br />

sind den gestiegenen<br />

Anforderungen anzupassen.<br />

e) Bergungs-, Instandsetzungs-<br />

und organisationseigene<br />

Dienste des <strong>THW</strong> sind<br />

im Sinne eines einheitlichen<br />

Hilfeleistungssystems künfti<br />

als sinnvolle Verstärkung<br />

des friedensmäßigen Gefahrenabwehrpotentials<br />

der<br />

Länder zu strukturieren.<br />

Dazu gehört eine flächendeckende<br />

Versorgung mit<br />

Einheiten des Bergungs-und<br />

Instandsetzungsdienstes sowie<br />

die Schaffung leistungsfähiger<br />

überörtlicher Einheiten,<br />

die zusammengefaßt<br />

eingesetzt werden können.<br />

B. Analyse der derzeitigen<br />

Situation, Schadenscharakteristik<br />

und Einsatzaufgaben<br />

Die Notwendigkeit und die<br />

erforderliche Ausgestaltung<br />

des Bergungs- und Instandsetzungsdienstes<br />

im Rahmen<br />

des erweiterten Katastrophenscliutzes<br />

wurde zuletzt<br />

augenfällig im Zusammenhang<br />

mit den kriegerischen<br />

Ereignissen in der Golfregion<br />

aufgezeigt. Hierbei erfolgte<br />

der Einsatz des gesamten<br />

Spektrums konventioneller<br />

Waffen, insbesondere auch<br />

gegen die Bevölkerung und<br />

die Infrastruktur.<br />

Im Gegensatz zum bisher<br />

immer noch angenommenen<br />

Schadensszenario entstanden<br />

keine großflächigen<br />

Zerstörungen me ,vielmehr<br />

wurden gezielt wichtige<br />

Objekte mit erheblichen<br />

Folgewirkungen angegriffen.<br />

Es sind aber auch weiterhin<br />

Schadenstellen in der<br />

Ausdehnung über mehrere<br />

Straßenzüge zu erwarten<br />

(vgl. Golfkrieg, Krieg Iran­<br />

Irak, Tanklastzug-Unglück<br />

Herborn, Flugzeugabsturz<br />

Remscheid, Explosion NÜffiberg<br />

usw.) . Obwohl die<br />

Schadenflächen kleiner werden,<br />

ist der Zeit- und Kräfteaufwand<br />

für die Bergung<br />

Verschütteter, insbesondere<br />

wegen der heutigen Baukonstruktionen<br />

und der<br />

Waffenwirkungen, erheblich<br />

höher als im Zweiten<br />

Weltkrieg; der Bergungs­<br />

dienst ist daher mehr denn<br />

je unverzichtbar.<br />

iIf 31 Technisches Hilfswerk


Dafür ist zeitgemäße Technik<br />

für Ortung, Rettung/ Bergung<br />

und Sicherung bis hin<br />

zur immer bedeutsamer gewordenen<br />

Räumung erforderlich.<br />

Für den Bereich der Infrastruktur<br />

ist davon auszugehen,<br />

daß bei Angriffen, Sabotageakten<br />

etc. durch gezielte<br />

Zerstörungen die Elektro-<br />

und Wasserversorgung<br />

sowie die Abwasserbeseitigung<br />

in begrenzten Gebieten<br />

für längere Zeit ausfallen<br />

(Zerstörung der Knoten<br />

und Querverbindungen). In<br />

Bagdad und anderen irakischen<br />

Städten ist es den Alliierten<br />

gelungen, die Infrastruktur<br />

für mehrere Monate<br />

lahmzulegen.<br />

Erstes Gebot ist es, im Schadenfall<br />

der Bevölkerung und<br />

wichtigen Betrieben sowie<br />

Einrichtungen der öffentlichen<br />

Daseinsvorsorge bis zur<br />

Reparatur der Leitungen<br />

einstweilen die lebenswichtige<br />

Elektro- und Wasserversorgung<br />

zu gewährleisten.<br />

Darüber hinaus müssen<br />

auch künftig unter entscheidender<br />

Beteiligung des<br />

Instandsetzungsdienstes<br />

langwierige Reparaturen<br />

vorgenommen werden.<br />

Ein besonderes Gefahrenpotential<br />

stellen auch Verschmutzungen<br />

durch Mineralöl<br />

etc. dar. Im Verteidigungsfall<br />

ist, wie im Golf und<br />

1944 geschehen, mit Angriffen<br />

auf Tankschiffe, Raffinerien,<br />

Tanklager, Eisenbahnzüge<br />

und Pipelines zu rechnen.<br />

Die Umweltgefahren,<br />

insbesondere die Gefährdung<br />

der Trinkwasserversorgung,<br />

sind beträchtlich. Unter<br />

anderem zur Beseitigung<br />

dieser Ölverschmutzungen<br />

in großem Umfang muß daher<br />

der Instandsetzungsdienst<br />

besser als bisher gerüstet<br />

sein.<br />

C. Zielsetzung<br />

Hauptziele:<br />

Hauptziel der Neukonzepti-<br />

on ist die Sicherstellung der<br />

Aufgabenerledigung:<br />

• Menschenrettung und<br />

Bergung,<br />

• Aufrechterhaltung der Infrastruktur<br />

,<br />

. Schutz der Umwelt vor<br />

Schädigung der Ressourcen<br />

im Rahmen der gesetzlichen<br />

Aufgabe "Technische Hilfe<br />

im Zivilschutz' (§ 1 Abs. 2<br />

NI. 1 <strong>THW</strong>-Helferrechtgesetz<br />

vom 22. Januar 1990,<br />

BGBI I 118).<br />

Sowohl bei Großschadensereignissen<br />

im Frieden als<br />

auch im Verteidigungsfall ist<br />

die Bundesanstalt Technisches<br />

Hilfswer k gefordert. die<br />

heutigen bzw. für die Zukunft<br />

vorhersehbaren Anforderungen<br />

optimal zu erfüllen.<br />

Außerdem soll im Zuge<br />

dieses Neukonzeptes die<br />

Bundesanstalt Technisches<br />

Hilfswerk in die Lage versetzt<br />

werden, alle ihr übertragenen<br />

gesetzlichen Aufgaben<br />

auch im Frieden zu<br />

erfüllen. (§ 1 Abs. 2 NI. 1 + 2<br />

<strong>THW</strong> -HerlfRG) Dabei kommt<br />

der Instandsetzung eine<br />

weitaus größere Bedeutung<br />

zu als bisher angenommen.<br />

Umgestaltung der Fachdienste<br />

Bergung und Instandsetzung:<br />

Ziele für die Ausgestaltung<br />

der künftig ausschließlich<br />

vom <strong>THW</strong> getragenen Fachdienste<br />

Bergung und Instandsetzung<br />

sind insbesondere:<br />

• flächendeckende Grundausstattung<br />

auf zeitgemäßem<br />

technischem Niveau<br />

nach sachgerechten Verteilungskriterien<br />

und in ausreichender<br />

Stärke,<br />

• Effizienzerhöhung durc<br />

überörtliche Spezialeinheiten<br />

mit schwerem Gerät, die<br />

bei Bedarf zur Verstärkung<br />

der Grundausstattung<br />

schwerpunktrnäßig zusammengefaßt<br />

werden können.<br />

Diese haben stärkere technische<br />

Kapazität, auch zur<br />

Unterstützung anderer Fachdienste.<br />

Die Konzeption ist so ausgestaltet.<br />

daß sie kompatibel<br />

mit verschiedenen denkbaren<br />

Modellen einer künftigen<br />

Zivilschutz- bzw. Katastrophenschutz-Struktur<br />

ist<br />

und insbesondere auch im<br />

Rahmen des Doppelnutzens<br />

für Gemeinde, Kreise, Länder<br />

und Versorgungsunternehmen<br />

eine sinnvolle Verstärkung<br />

darstellt.<br />

D. Zusammenfassung<br />

Durch das hier vorgeschlagene<br />

Neukonzept wird insbesondere<br />

erreicht:<br />

• ausgewogene Verteilung<br />

des Grund-Potentials (Geräte<br />

und Kräfte) des Katastrophenschutzes<br />

auf Länder<br />

und Kreise;<br />

• Bereitstellung von überörtlich<br />

einsetzbaren Spezialeinheiten;<br />

• vollständige Grundausstattung<br />

aller Einheiten mit<br />

Kfz, technischer Ausstattung<br />

und Personaltransportkapazität,<br />

Reduzierung der Beorderungvon<br />

Fahrzeugen und<br />

Gerät auf nur im Verteidigungsfall<br />

zusätzlich benötigte<br />

Ausstattung;<br />

• Schaffung neuer Teileinheiten<br />

zur sachgerechten<br />

Erfüllung der dem Bergungsund<br />

Instandsetzungsdienst<br />

gestellten Aufgaben;<br />

• Modernisierung der usstattung<br />

und Bereitstell g<br />

von techIi' ehern Großgerät<br />

wie Räumgeräte, mobile<br />

Aggregate größerer Leistung<br />

etc.;<br />

• Verbreiterung des SpeKtrwnsder<br />

Einsatzmöglichkeiten;<br />

Erhöhung des Einsatzwertes<br />

der Teileinheiten;<br />

• Verringerung der Über- ......._-.......<br />

schneidungen in Aufgabe<br />

und Ausstattung zurnBrcm.dschutzdienst<br />

bzw. zur Feuerwehr;<br />

Möglichkeit der Einpassung<br />

in ein neues Katastrophenschutz-Konzept<br />

des<br />

Bundes;<br />

• Erhöhung der Effektivität<br />

des <strong>THW</strong> als Einsatzorganisation;<br />

• Aufbau des <strong>THW</strong> in den<br />

neuen Bundesländern nach<br />

den früheren STAN-Vorgaben,<br />

mit der Option, eine<br />

Anpassung an neue konzeptionelle<br />

Planungen ohne<br />

Reibungsverluste durchführen<br />

zu können;<br />

• flächendeckende Dislozierung<br />

der Ortsverbände<br />

des <strong>THW</strong>;<br />

• Ausgestaltung des <strong>THW</strong><br />

zu einern umfassenden<br />

Technischen Hilfswerk für<br />

den Einsatz im erweiterten<br />

Katastrophenschutz und bei<br />

der friedensmäßigen Gefahrenabwehr.<br />

Es wird darauf hingewiesen,<br />

daß es sich insbesondere<br />

bei der Verteilung der Einheiten<br />

auf die Bundesländer<br />

um Planungsgrößen zur Ermittlung<br />

des Gesamtbedarfs<br />

handelt und eine endgültige<br />

Dislozierung erst nach<br />

Abstimmung mit allen Beteiligten<br />

(Bundesamt für Zivilschutz,<br />

Bundesministerium<br />

des Innern, Länder,<br />

Technisches Hilfswerk) festgelegt<br />

werden kann.<br />

32 Technisches HilfswerktiE


(fj+(ft.j <strong>THW</strong> im Awtrag des<br />

~ UNHeR in Athiopien<br />

Wo immer eine Region<br />

Schauplatz kriegerischer<br />

Auseinandersetzungen<br />

wird, setzt ein<br />

Strom von Flüchtlingen<br />

ein - die Bevölkerung<br />

verläßt ihre zum<br />

Kampfgebiet gewordene<br />

Heimat und<br />

bringt sich in Sicherheit.<br />

Oder Angehörige<br />

von Minderheiten, die<br />

in ihrem Staat gewaltsam<br />

verfolgt werden,<br />

suchen ihr Heil jenseits<br />

der Grenze im Nachbarstaat.<br />

Auch die<br />

Vernichtung der wirtschaftlichen<br />

Grundlagen,<br />

beispielsweise<br />

durch klimatische<br />

Veränderungen wie in<br />

der Sahel-Zone, lösen<br />

große Bevölkerungsbewegungen<br />

aus. Oft<br />

sind es Menschen, die<br />

nicht darauf vorbereitet<br />

sind, unter primitivsten<br />

Verhältnissen in<br />

Zeltlagern zu hausen,<br />

da sie ein zivilisiertes<br />

Leben gewöhnt sind.<br />

~erwiederkommt<br />

es dann zu menschenunwürdigem<br />

Flüchtlingselend,<br />

das nicht<br />

tatenlos hingenommen<br />

werden kann.<br />

Weltweit ist deswegen<br />

der Hohe Flüchtlingskommissar<br />

der Vereinten<br />

Nationen (UNHCR)<br />

auf dem Gebiet der<br />

Flüchtlingshilfe tätig.<br />

Nachdem der UNHCR<br />

dabei schon mehrfach<br />

auf Personal und<br />

Sachmittel des <strong>THW</strong><br />

zurückgegriffen hat,<br />

wurde diese Zusammenarbeit<br />

im letzten<br />

Jahr durch eine vertragliche<br />

Grundlage<br />

geregelt (s. 1/ 91).<br />

von Alexander Glass<br />

A Grund dieses Vertrages<br />

bereitet das Einsatzreferat<br />

der <strong>THW</strong>-Leitung zur<br />

Zeit eine mögliche Entsendungvon<br />

<strong>THW</strong>-Helfemnach<br />

Äthiopien und in den Sudan<br />

vor. Schon Anfang des Jahres<br />

1991 wurde der <strong>THW</strong>­<br />

Leitung vom UNHCR in Genf<br />

die Bitte übermittelt, durch<br />

die Einrichtung von permanenten<br />

Trinkwasser-Versorgungssystemen<br />

zum Aufl:xru<br />

einer stabilen technischen<br />

Infrastruktur in zwei Flüchtlingslagern<br />

in Äthiopien beizutragen.<br />

Es waren zwei große<br />

Flüchtlingslager von jeweils<br />

rund 300 000 Menschen,<br />

in denen der UNHCR<br />

bereits tätig geworden war:<br />

Hartisheik in der Region<br />

Ogaden im Osten und Itang<br />

in der Provinz Illubabor im<br />

Westen Äthiopiens.<br />

Nachdem<br />

Bürgerkrieg die<br />

gleichen Aufgaben<br />

Doch noch bevor das erste<br />

Erkundungsteam des <strong>THW</strong><br />

entsandt werden konnte,<br />

trat der Bürgerkrieg in Äthiopien<br />

in die entscheidende<br />

Endphase und machte weitere<br />

Vorarbeiten unmöglich.<br />

Beide Lager wurden von ihren<br />

Bewohnern geplündert<br />

verwüstet und verlassen.<br />

Nun schweigen die Waffen<br />

im Land wieder weitgehend.<br />

die Aoocht des UNHCR<br />

und die Aufgaben des <strong>THW</strong><br />

sind die gleichen geblieben.<br />

Während aber das Lager<br />

Hartisheik wieder bezogen<br />

wurde-es gilt heute als größtes<br />

Flüchtlingslager der<br />

Welt - , sind wahrscheinlich<br />

alle detaillierten Vorerkundungen<br />

über Itang im Auftrag<br />

des UNHCR nutzlos geworden.<br />

Es ist noch unklar.<br />

wo diese Flüchtlinge sich erneut<br />

niedergelassen haben.<br />

Erkundungen durch<br />

das <strong>THW</strong> in der<br />

Region Ogaden<br />

Von seiten des <strong>THW</strong> soll<br />

baldmöglichst eine eingehende<br />

Erkundung stattfinden.<br />

um den Flüchtlingen<br />

und angestammten Einwohnern<br />

des Ogaden schon bald<br />

durch die Versorgung mit<br />

Trinkwasser helfen zu können.<br />

Die Einwohner der Region<br />

leiden selbst Not, so daß<br />

es nur zu neuen Spannungenführen<br />

würde, allein den<br />

Flüchtlingen zu helfen.<br />

bereitungsanlage<br />

bauen.<br />

Foto: Kellner<br />

Die Hauptarbeit wird dann<br />

die Vermessung einer später<br />

zu bauenden, rund 60<br />

Kilometer langen Trinkwasserleitung<br />

sein. Sie wird erschwert<br />

durch die Unwegsamkeit<br />

des Geländes und<br />

den Umstand, daß es über<br />

das Gebiet kein für dieses<br />

Projekt brauchbares Kartenmaterial<br />

gibt. Deswegen soll<br />

das <strong>THW</strong>-Erkundungsteam<br />

auf der Grundlage einer Satellitenaufnahme<br />

und mittels<br />

eines Satellitennavigationsgerätes<br />

die Vermessung<br />

der vorgesehenen Trasse<br />

vorbereiten.<br />

Anfang November war<br />

außerdem ein Team von<br />

vier <strong>THW</strong> -Fachberatern<br />

dabei, als der UNHCR in<br />

Nord-Äthiopien ein neues<br />

Regionalbüro einrichtete.<br />

Die Fachberater nahmen<br />

im Auftrag des UNHCR<br />

eine Schadens analyse an<br />

der dortigen Wasserversorgung<br />

verschiedener<br />

Orte vor und erarbeiten<br />

Vorschläge für Hilfsprojekte.<br />

Eines dieser Hilfsprojekte<br />

wird dann vom <strong>THW</strong><br />

übernommen werden.<br />

0 33 Technisches Hilfswerk


Bei<br />

besonderen<br />

Anlässen in<br />

Bonn ist auf<br />

den <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverband<br />

Bonn-Beuel<br />

Verlaß<br />

Warum der<br />

Staatspräsident stets<br />

gut "im Bilde" ist<br />

von Gerhmd Schmitz<br />

Ein Regierungssitz<br />

bringt besondere<br />

Herausforderungen<br />

mit sich - auch für<br />

das Technische<br />

Hilfswerk. Da<br />

müssen zum<br />

Beispiel für einen<br />

Staatsbesuch<br />

Pressetribünen<br />

errichtet,<br />

Anleger<br />

für Hotelschiffe<br />

gebaut<br />

oder<br />

Vorkehrungen<br />

zur Sicherstellung<br />

.......- .. iiiiiii:::~<br />

der Stromversorgung<br />

getroffen werden.<br />

Davon handelt unter<br />

anderem der folgende<br />

Bericht des <strong>THW</strong>­<br />

Ortsverbandes Bonn­<br />

Beue!, der auf 15<br />

Jahre technische<br />

Hilfe für die Bundesregierung<br />

bei besonderen<br />

Anlässen<br />

zurückblicken kann.<br />

Autor ist Gerhard<br />

Schmitz, früher <strong>THW</strong>­<br />

Ortsbeauftragter<br />

Bonn-Beuel und jetzt<br />

Kreisbeauftragter<br />

des Technischen<br />

Hilfswerks für Bonn.<br />

M tder<strong>THW</strong>-Rundverfügung<br />

vom 30 . November<br />

1976 wurde dem <strong>THW</strong> die<br />

Amtshilfe für das Presse- und<br />

Informationsmnt der Bundesregierung<br />

übertragen.<br />

Seither nimmt der Ortsverband<br />

Bonn-Beuel diese AIbeiten<br />

wahr.<br />

Den Anfang machte die<br />

Hilfeleistung beim Auf- und<br />

Abbau einer AIbeitstribüne<br />

für Pressefotografen. Dies ist<br />

eine robuste Konstruktion<br />

aus verzinktem Vierkantrohr<br />

100 x 100mm. Die Konstruk-<br />

Fotos:<br />

Schmitz, vario-press<br />

tion besteht aus einzelnen<br />

Pfosten und Trägern, die ineinandergesteckt<br />

werden.<br />

Gestaffelt ist sie in drei Höhenstufen:<br />

0,80/ 1,20/ 1,60<br />

m . Als Aufstellfläche werden<br />

8,10 x 4,10 m benötigt.<br />

Diese AIbeitstribüne ist zu<br />

einer Einrichtung bei Staatsbesuchen<br />

geworden, die<br />

nicht mehr wegzudenken ist.<br />

Manches bei den AIbeiten<br />

wird zur Routine, manches<br />

muß aber auch neu erdacht<br />

und erfunden werden.<br />

Wie oft wir die AIbeitstribüne<br />

aufgebaut haben, läßt<br />

sich an den Staatsbesuchen<br />

abzählen, die seither vergangen<br />

sind. Wir haben sie<br />

nicht gezählt. Manchmal<br />

haben die Sicherheitskräfte<br />

der Besuchernationen ihre<br />

eigenen Vorstellungen,<br />

doch sind wir bisher immer<br />

allen Anforderungen gerecht<br />

geworden.<br />

Beim Besuch von Leonid<br />

Breschnew mn 4. Mai 1978<br />

bauten wir zum Empfang<br />

des sowjetischen Staatsgastes<br />

auf dem Flughafen<br />

34 Technisches Hilfswerk~


Köln/Bann zwei große Tribünen<br />

aus Brückenbaugerät<br />

auf. <strong>Der</strong> gesamte Ortsverband<br />

erschien - es war<br />

Vatertag-, baute zwei Stunden<br />

auf, erlebte die Zeremonie<br />

mit, baute eine Stunde<br />

ab. Seit dieser Zeit sind die<br />

großen Tribünen von 24 m<br />

Länge aus dem Geschehen<br />

bei großen Staatsereignissen<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Auf Socken<br />

im Kabinettssaal<br />

<strong>Der</strong> Weltwirtschaftsgipfel<br />

1978 brachte dem <strong>THW</strong>-OV<br />

Beuel eine ganz spezielle<br />

Arbeit. Im Kabinettssaal des<br />

Palais Schaumburg sollten<br />

Dolmetscher-Kabinen aufgestellt<br />

werden. Damit man<br />

sich die Wirkung dieser Kabinen<br />

in dem historischen<br />

Rahmen besser vorstellen<br />

konnte, bauten wir ein Rahmengestell<br />

aus Rohrbaugerüst,<br />

das mit Sperrholzplatten<br />

verkleidet wurde. Bundeskanzler<br />

Helmut Schmidt<br />

fand die Lösung gut. Eine<br />

einschlägige Firma bekam<br />

dann den Auftrag, nach<br />

dem Modell zu arbeiten. Die<br />

Arbeit wurde von uns auf<br />

Socken ausgeführt, damit<br />

die kostbaren Teppiche nicht<br />

unter unseren Stiefeln litten.<br />

Für diesen Weltwirtschaftsgipfel<br />

bauten wir noch zwei<br />

große Tribünen mit einer<br />

Länge von 24 Metern sowie<br />

mehrere kleine Tribünen an<br />

verschiedenen Standorten.<br />

Nach Landung des<br />

Hubschraubers sofort<br />

an die Arbeit<br />

Im Jahre 1982 folgte die<br />

Nato-Ratstagung mit dem<br />

Besuch von US-Präsident<br />

Ronald Reagan. Neben dem<br />

Aufbauen der großen und<br />

kleinen Tribünen hatten wir<br />

wiederum eine spezielle Arbeit<br />

zu leisten. Für das sogenannte<br />

.Farnilienfoto· aller<br />

Regierungschefs und Präsidenten,<br />

das auf der Freitreppe<br />

des Palais Schaumburg<br />

stattfinden sollte, bauten wir<br />

eine Tribüne aus zwei Pontonanhängern.<br />

Für den Aufbau<br />

hatten wir eine gute<br />

Stunde Zeit, zwischen der<br />

Landung des großen Hubschraubers<br />

und der Rückkehr<br />

der Gäste aus der Sitzung<br />

des Parlaments. An<br />

diesem Tage waren Demonstrationen<br />

angesagt. Deshalb<br />

hatten wir die Anhänger<br />

mit dem notwendigen<br />

Gerät bereits einen Tag vorher<br />

zum Bundeskanzleramt<br />

transportiert. Nachdem der<br />

US-Präsident gelandet und<br />

mit seiner Kolonne abgefahren<br />

war, schoben wir die<br />

beiden Pontonanhänger mit<br />

der Rückfront gegeneinander<br />

und bauten noch zwei<br />

Stufen aus unserem Brückenbaugerät<br />

davor. Um die<br />

Standfestigkeit zu gewährleisten,<br />

unterstützten wir die<br />

Anhänger mit Rohrbaugerüst.<br />

Alles wurde noch mit<br />

blauem Tuch verkleidet.<br />

Kaum waren wir fertig, erschienen<br />

bereits die ersten<br />

Fotografen und brachten<br />

ihre Stative in Position.<br />

Gipfel der kurzen<br />

Wege<br />

<strong>Der</strong> Wirtschaftsgipfel vom<br />

26. April bis 6. Mai 1985<br />

brachte noch eine Steigerung<br />

unserer Aktivitäten. Die<br />

Pontongruppen des LV 5<br />

bauten für die Hotelschiffe<br />

auf dem Rhein die Anleger.<br />

Es war ein Gipfel der kurzen<br />

Wege. Die Stromversorgung<br />

der fünf Hotelschiffe übernahmen<br />

die Stadtwerke<br />

Bann. Sie benötigten dazu<br />

zweimal 4 Erdkabel 4 x 95<br />

qmm, die über zwei Kabelbrücken<br />

über die Uferstraße<br />

geführt werden mußten. Diese<br />

Arbeit übernahm der OV<br />

Beuel. Aus Rohrbaugerüst<br />

wurden zweimal zwei Türme<br />

errichtet, und darüber je<br />

drei sd-Träger freitragend<br />

9 m über die Straße gelegt.<br />

Die lichte Höhe betrug 4 m ,<br />

gerade ausreichend für unsere<br />

Hydraulikhebevorrichtung<br />

am Kipper. Nachdem<br />

die Stadtwerke ihre Leitungen<br />

verlegt hatten, wurden<br />

die Türme mit Spangeflecht<br />

verkleidet. Die große Tribüne<br />

von 24 m Länge wurde<br />

ebenfalls wieder errichtet<br />

sowie einige kleinere Tribünen<br />

an bestimmten Plätzen.<br />

Einsatz der Junghelfer<br />

<strong>Der</strong> Auf- und Abbau der<br />

Rechtecktribüne war Aufgabeder<br />

Jugendgruppen, verfügen<br />

die Junghelfer doch<br />

über mehr Zeit und können<br />

schon am frühen Nachmittag<br />

tätig werden. Die Einzelteile<br />

der Konstruktion sind<br />

durchaus für zwei Junghelfer<br />

bequem tragbar. <strong>Der</strong><br />

Gruppenführer muß allerdings<br />

aufpassen, daß keiner<br />

einen Pfosten allein trägt. Es<br />

ist stets eine Gemeinschaftsarbeit,<br />

die nach Anweisung<br />

erfolgt. Jeder muß seinen Teil<br />

dazu beitragen, sonst geht<br />

einfach nichts. So lernen die<br />

Junghelfer während des<br />

Aufbaus den Sinn einer gemeinschaftlichen<br />

Arbeit<br />

kennen. Dies ist dann beim<br />

späteren Abbau von Vorteil,<br />

kennt man doch bereits die<br />

Handgriffe und achtet darauf,daßallesrichtigaufden<br />

Transportwägelchen verladen<br />

ist, weil man es ja beim<br />

nächsten Mal wieder so aufnehmen<br />

muß.<br />

13. Juni 1989-Besuchdes<br />

sowjetischen Präsidenten<br />

Michail Gorbatschow in<br />

Bann. Man benötigt eine Tribüneauf<br />

dem Banner Marktplatz.<br />

Sie hat die anderthalbfache<br />

Größe einer Normaltribüne.<br />

Vor diesem Ereignis hatten<br />

alle verantwortlich Beteiligten<br />

eine Planung eingeleitet,<br />

um die zweite Version<br />

einer Schrägtribüne auf<br />

ihre Verwendbarkeit zu prüfen.<br />

So bauten wir in den Parlamentsferien<br />

einmal beide<br />

Tribünen zur Probe auf. Wir<br />

stellten fest, daß sich durch<br />

einige kleinere Änderungen<br />

eine zweite Tribüne in den<br />

Maßen 8,10 x 3,10 m errichten<br />

ließe. <strong>Der</strong> Hersteller fand<br />

die Lösung ebenfalls gut, wir<br />

transportierten ihm die Einzelteile<br />

in den Betrieb und<br />

holten sie nach Beendigung<br />

der Arbeiten wieder ab.<br />

Um eine gewisse Ordnung<br />

und eine sinnvolle transportmöglichkeit<br />

zu haben, beschaffte<br />

das Presse- und Informationsamt<br />

der Bundesregierung<br />

einen geschlossenen<br />

Container, der zur <strong>THW</strong>­<br />

Unterkunft Beuel geliefert<br />

wurde. Das Innere richteten<br />

wir so ein, daß die Ladung<br />

fest verstaut ist und beim<br />

Aufnehmen auf den Haken<br />

Bei Staatsbesuchen sorgt das <strong>THW</strong><br />

für den Aufbau von Pressetribünen.<br />

Foto: vario-press<br />

~ 35 Technisches Hilfswerk


Auch die Stromversorgung<br />

stellen die <strong>THW</strong>-Helfer sicher.<br />

Foto: Schmitz<br />

sowie beim Transport unverrückbar<br />

fest liegt. Es befinden<br />

sich immerhin 88 Einzelteile,<br />

12 Gitterroste und eine<br />

Treppe in dem abgeschlossenen<br />

Container.<br />

Die Bewährungsprobe ließ<br />

nicht lange auf sich warten.<br />

Am Samstag, dem 17. November<br />

1990, nahmen wir<br />

den Container auf den Haken<br />

und hliuen nach Oggersheim:<br />

<strong>Der</strong> Besuch von<br />

US-Präsident George Bush im<br />

Hause von Bundeskanzler<br />

Helmut Kohl stand unmittelbar<br />

bevor. <strong>Der</strong> Tribünen­<br />

Aufbau wurde auf Sonntagmorgen,<br />

9 Uhr festgelegt.<br />

<strong>Der</strong> Container wurde vom<br />

Haken genommen. Dafür<br />

wird etwas mehr als die doppelte<br />

Fahrzeuglänge benötigt.<br />

<strong>Der</strong> Container selbst ist<br />

rund fünf Meter lang und<br />

die hinteren Türflügel 1,25<br />

m breit. Es ging alles lautlos<br />

ab. Die Mannschaft. der<br />

Fahrer des Unternehmens<br />

sowie zwei Helfer begannen<br />

mit dem Aufbau. Bei den<br />

Sicherheitsrnaßnahmen<br />

mußten die sechs Helfer des<br />

Ortsverbandes Mainz schon<br />

einiges an Überzeugungskraft<br />

aufwenden, damit sie<br />

uns zu Hilfe kommen konnten.<br />

Viel Platz hatten wir<br />

nicht. waren doch auch die<br />

Rundfunk- und Fernsehanstalten<br />

mit ihren vorbereitenden<br />

Arbeiten befaßt.<br />

Den Container konnten wir<br />

im Besuchsbereich nicht stehenlassen.<br />

So fuhren wir zu<br />

unserer Unterkunft zurück<br />

und warteten ab, bis die<br />

Journalisten ihre Arbeit vor<br />

Ort beendet hatten. Nach<br />

dem Abbau verstauten wir<br />

die Einzelteile in der richtigen<br />

Reihenfolge, nahmen<br />

den Container auf den Haken<br />

und fuhren zurück zur<br />

<strong>THW</strong>-Unterkunft Beuel. Dort<br />

steht nun der verschlossene<br />

Container und wartet auf<br />

seinen nächsten Einsatz,<br />

über den nur das Bundeskanzleramt<br />

verfügen kann.<br />

Lob vom<br />

Bundeskanzleramt<br />

Das <strong>THW</strong> ist auch bei den<br />

Bundesministerien gut bekannt.<br />

als Helfer bei den hin<br />

und wieder auftauchenden<br />

Probleme. Die beste Bestätigung<br />

für die Anerkennung<br />

unserer Arbeit erhielt die<br />

Leitung des <strong>THW</strong> bei einem<br />

Besuch des Bundeskanzleramtes,<br />

wo man dem <strong>THW</strong><br />

versicherte: .Wenn wir das<br />

<strong>THW</strong> benötigen, ist der Ortsverband<br />

Beuel zur Stelle!"<br />

Unser Stromerzeuger 50<br />

kVAhatseit 1978 schon eine<br />

Menge Einsätze mitgemacht.<br />

und wir verfügen<br />

über einen reichen Schatz<br />

an Erfahrungen. Dem Bundeskanzleramt<br />

leisteten wir<br />

einmal Hilfe bei den Arbeiten<br />

an der Hochspannungsanlage<br />

. Man hatte festgestellt,<br />

daß das Haupttor ,<br />

welches versenkl::xn ist. sich<br />

unter ungünstigen Umständen<br />

bei Störungen in der<br />

Anlage nicht mehr öffnen<br />

würde. Dem wurde durch<br />

Uminstallation abgeholfen.<br />

Die Stromversorgung wurde<br />

für die Überbrückungszeit<br />

durch unseren Stromerzeuger<br />

an einem Wochenende<br />

sichergestellt.<br />

Hilfe beim Kälteeinbruch<br />

im Ministerium<br />

Im Bundesinnenministerium<br />

waren Neuinstallationen<br />

an der Heizungsanlage notwendig<br />

geworden. Im Vertrauen<br />

auf gutes Wetter war<br />

die Heizung Ende Mai abgeschaltet<br />

worden. Als die<br />

Witterung jedoch kühl und<br />

naß wurde, wurde es in den<br />

Büroräumen zu kalt zum<br />

Arbeiten. Wir erprobten deshalb<br />

eine einfache, aber<br />

wirkungsvolle Installation.<br />

Das betreffende Gebäude<br />

konnte nicht insgesamt an<br />

den Stromerzeuger angeschlossen<br />

werden, dazu war<br />

der Leistungsbedarf zu groß.<br />

Wir verlegten daher alle<br />

unsere Leitungen über das<br />

Treppenhaus und den Flur<br />

und schlossen die beschafften<br />

Heizöfchen in jedem Zimmer<br />

an. Somit hatten wir<br />

gleichzeitig auch einen<br />

Überblick über die geforder -<br />

te Leistung.<br />

Auch das Finanzministerium<br />

hat unsere Hilfe benötigt.<br />

Ob aus diesem Grunde<br />

einmal der Etat des <strong>THW</strong> erhöht<br />

werden wird, wagen<br />

wir nicht vorauszusagen.<br />

Dort waren Arbeiten an der<br />

Hochspann ungsanlage<br />

über mehrere Wochenenden<br />

notwendig. Außer unserem<br />

Aggregat hatte die<br />

<strong>THW</strong>-Leitung noch drei weitere<br />

Stromerzeuger 50 kV A<br />

beordert. Wir schalteten sie<br />

alle auf der Sammelschiene<br />

des Ministeriums parallel<br />

und stellten fest. daß die<br />

Aufzüge einen hohen Anlaufstrom<br />

hatten. Aber die<br />

insgesamt 200 kV A waren<br />

ausreichend. Dies war auch<br />

ein Grund mehr, um bei der<br />

nächsten Beschaffung auf<br />

die Größe 175 kVA überzugehen.<br />

"Gehen Sie mal zum<br />

Bundespräsidialamt"<br />

Eines Tages erreichte uns<br />

ein Anruf aus dem Bundesinnenministerium:<br />

"Gehen<br />

Sie doch mal zum Bundespräsidialamt.<br />

dort werden<br />

ein paar Kabel benötigt!" Wir<br />

hatten uns vorher vergewissert,<br />

daß dieser Anruf unter<br />

Umgehung des Dienstweges<br />

dringend notwendig sei.<br />

Daraus wurde dann ein Einsatz<br />

von zwei Stromerzeugern<br />

von 50 und 28 kV A.<br />

Eine überschlägige Berechnung<br />

hatte ergeben, daß die<br />

Entfernungen auf dem Gelände<br />

beim Jugendfest des<br />

Bundespräsidenten schon<br />

einen größeren Querschnitt<br />

verlangten. So kamen wir<br />

nun zu diesen Einsätzen.<br />

Wo knapp 2000 Jugendliche<br />

aus der ganzen Bundesrepublik<br />

versammelt sind,<br />

muß-schon um Hunger und<br />

Durst zu stillen - einiges getan<br />

werden. Die Betreiber der<br />

"Fliegenden Bauten", wie es<br />

in der VDE-Vorschrift heißt.<br />

haben unterschiedliche Auffassungen<br />

vom Leistungsbedarf<br />

ihrer Einrichtungen. Wir<br />

haben dabei in der Zwischenzeit<br />

soviel Erfahrungen<br />

gesammelt, daß wir auch<br />

mit Überraschungen fertig<br />

werden können. Vor allem<br />

benötigen die LichtorgeIn<br />

der Musikbands mehr Energie<br />

als die Verstärker. Wenn<br />

unsere Leitungen im Querschnitt<br />

nicht reichen, müssen<br />

eben ein paar Lampen<br />

weniger leuchten.<br />

36 Technisches Hilfswerk®


Gefälle auf<br />

eine ebene Rasenfläche . <strong>Der</strong> wehr, da wir voll mit dem<br />

der Tanzfläche<br />

Höhenunterschied auf der Aufbauen des großen Zeltes<br />

Länge von 22 m war beträcht- befaßt waren.<br />

Vor etlichen Jahren wur- lich. Wir entschlossen uns, ein Die sd-Träger waren so auf<br />

de eine Tanzfläche beim Gefälle von 2 cm je Meter Abstand verlegt, daß Schal-<br />

Kanzlerfest verlangt. die zuzulassen, um nicht zu hoch platten aufgelegt werden<br />

eine Größe von 15 x 22 m zu bauen, durfte doch der konnten. Diese wurden mit<br />

haben sollte. Was lag nä- Auftritt rundum nicht höher glatten Spanplatten überher,<br />

als dazu sd-Träger zu als 60 cm werden. Die Gestel- deckt und an den Rändern<br />

verwenden, denn es wur- lung des gesamten Geräts ein- genagelt. Beim abendlichen<br />

den 250 kg/ qm gefordert. schließlich des Unterbaus be- Kanzlerfest waren wir zuge-<br />

Das Gelände im Kanzleramt sorgte das <strong>THW</strong>. Den Aufbau gen und natürlich neugieist<br />

allerdings keineswegs übernahm dann die Bundes- rig, wie die schiefe Ebene<br />

sich bewähren würde. Vielleicht<br />

hat mancher der Tänzer<br />

einen besseren Schwung<br />

nach der tieferen Seite bemerkt.<br />

Es hat jedenfalls im<br />

nachhinein nichts dergleichen<br />

in der Boulevardpresse<br />

gestanden.<br />

Als Dank für all diese Einsätze<br />

werden die <strong>THW</strong>-Helfer<br />

des OV Bonn-Beuel hin<br />

und wieder zu besonderen<br />

Anlässen eingeladen.<br />

•<br />

Iran-Einsatz geht wei<br />

Letzte Vorkehrungen für<br />

den Winter<br />

Vom Schicksal der irakischen<br />

Flüchtlinge im Iran<br />

war in den Nachrichten­<br />

Medien zuletzt kaum noch<br />

etwas zu erfahren. Im November<br />

ist das Technische<br />

Hilfswerk im Rahmen der<br />

Flüchtlingshilfe des UNHCR<br />

im Iran schon seit sieben<br />

Monaten im Einsatz. Zum<br />

Jahresende soll hier kurz<br />

aufgezeigt werden, was das<br />

Ergebnis der anstrengenden<br />

und ausdauernden Arbeit<br />

der <strong>THW</strong>-Helfer im Ausland<br />

ist. In der Ausgabe 1/ 91 der<br />

Bundeszeitschrift <strong>THW</strong> wurde<br />

ausführlich über den Iran­<br />

Einsatz des Technischen<br />

Hilfswerks berichtet.<br />

Im Oktober wurde die Zahl<br />

von 10 000 Helfer-Einsatztagen<br />

überschritten. Bis zum<br />

15. September haben <strong>THW</strong>­<br />

Helfer in mehr als 15 Flüchtlingscamps<br />

Einrichtungen<br />

zur Trinkwasserversorgung<br />

geschaffen. Sie stellten dazu<br />

Entnahme<br />

einer<br />

Wasserprobe<br />

Fotos:<br />

Fleischer<br />

in den Camps 32 Trinkwasserbehälter<br />

ä 15 cbm und<br />

zwei Stück ä 22 cbm auf. Die<br />

Behälter sind über mehr als<br />

70 Kilometer Rohrleitungen<br />

an Brunnen oder vom <strong>THW</strong><br />

gefaßte Quellen angeschlossen<br />

und mit insgesamt 816,<br />

jeweils zu mehreren in die<br />

Lager verteilten Zapfhähnen<br />

verbunden. Einige Vorratsbehälter,<br />

in deren Umgebung<br />

kein natürliches Wasservorkommen<br />

nutzbar<br />

ist. wurden über vier Trinkwasser<br />

-Aufbereitungsanlagen<br />

des <strong>THW</strong> und angemietete<br />

Tankwagen versorgt. Im<br />

Flüchtlingslager Dandaneh<br />

hat das <strong>THW</strong> 16 Duscheinheiten<br />

mit je 6 Duschen errichtet<br />

und mit der Verteilerleitung<br />

verbunden.<br />

<strong>Der</strong> zweite Arbeitsbereich<br />

des <strong>THW</strong> im Iran liegt beim<br />

Aufbau von Fertighäusern<br />

in winterfesten Lagern für<br />

annähernd 40 000 Flüchtlinge.<br />

Die hauszeltähnlichen<br />

Bauten sind heizbar und sollen<br />

je zwei Familien, denen<br />

bis zu zehn Personen angehören,<br />

beherbergen. Die<br />

<strong>THW</strong>-Helfer sind hierbei in<br />

der Vorbereitung der Bauflächen<br />

tätig und unterstützen<br />

die Bauleitung. Die eigentlichen<br />

Aufbauarbeiten<br />

besorgen Flüchtlinge, die<br />

dafür angelernt worden<br />

sind.<br />

Zum Ende des Monats<br />

Oktober bzw. Anfang November<br />

reisten die beiden<br />

für dieses Jahr voraussichtlich<br />

letzten Einsatzmannschaften<br />

des <strong>THW</strong> in den<br />

Iran. Es handelt sich dabei<br />

um das dritte Hausbauteam<br />

und die zehnte Wasserversorgungs-Mannschaft.<br />

Die Wasser spezialisten bekamen<br />

für ihren Einsatz den<br />

Auftrag, in den beiden winterfesten<br />

Flüchtlingslagern<br />

Hafez und Sefid Choqa frostsichere<br />

Rohmetze zu erstellen<br />

bzw. zu erweitern. Zum<br />

Camp Hafez war zudem<br />

noch eine anderthalb Kilometer<br />

lange Zuleitung von<br />

einem Brunnen zu bauen.<br />

t» 3 7 Technisches Hilfswerk


Das Technische Hilfswerk<br />

ist für die Bundesbürger<br />

nach dem Bundeskriminalamt<br />

die zweitwichtigste Einrichtung<br />

des Bundes. Gleichhohe<br />

Zustimmungswerte erhalten 1991 nur der<br />

Datenschutzbeauftragte des Bundes und der<br />

Verfassungsschutz. Diese gute Nachricht für das<br />

<strong>THW</strong> kann man der diesjährigen repräsentativen<br />

Umfrage des Mannheimer Instituts für praxisorientierte<br />

Sozialforschung (ipos) zu aktuellen Fragen der Innenpolitik<br />

entnehmen. Die Befragung, die ipos im Auftrag des Bundesministers<br />

des Innern durchgeführt hat, wurde in diesem Jahr erstmals<br />

zeitgleich in den alten und den neuen Bundesländern durchgeführt.<br />

Meinungsumfrage<br />

<strong>THW</strong> genießt großes<br />

Ansehen bei den<br />

Bundesbürgern<br />

von Stefan Koch<br />

D ie ipos-Studie 1991<br />

zeigt, daß der Prozeß des Zusammenwachsens<br />

beider<br />

Teile Deutschlands in den<br />

verschiedenen Bereichen<br />

des öffentlichen Lebens unterschiedlich<br />

weit vorangeschritten<br />

ist und aufgrund<br />

der geschichtlichen Entwicklung<br />

noch vielfach abweichende<br />

Ansichten und Bewertungen<br />

anzutreffen sind.<br />

Auf die Frage nach den<br />

wichtigsten Aufgaben und<br />

Zielen in der Politik nennen<br />

die westlichen Bundesbürger<br />

einen wirksamen Umweltschutz<br />

und den Kampf<br />

gegen Rauschgift. Bei den<br />

östlichen Bundesbürgem stehen<br />

die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

und die Verbrechensbekämpfung<br />

an erster<br />

Stelle.<br />

Die Zufriedenheit mit den<br />

allgemeinen gesellschaftli-<br />

chen Bedingungen ist in den<br />

westlichen Bundesländern<br />

wie schon in den vorangegangenen<br />

Jahren sehr groß.<br />

Die Zustimmungswerte liegen<br />

zwischen 59 Prozent im<br />

Bereich des Schutzes vor Kriminalität<br />

und 89 Prozent bei<br />

den Bildungschancen. 82<br />

Prozent der befragten W estbürger<br />

sind mit ihrer wirtschaftlichen<br />

Lage zufrieden.<br />

Das bedeutet einen Rückgang<br />

um 5 Prozent gegenüber<br />

dem Vorjahr.<br />

In den neuen Bundesländern<br />

ist die Zufriedenheit mit<br />

den derzeitigen gesellschaftlichen<br />

Bedingungen deutlich<br />

geringer ausgeprägt.<br />

Nur 15 Prozent der Befragten<br />

zeigten sich mit dem<br />

Schutz vor Kriminalität zufrieden.<br />

Lediglich 21 Prozent<br />

bewerteten ihre wirtschaftli-<br />

che Lage positiv. immerhin<br />

eine leichte Verbesserung<br />

gegenüber dem Vorjahr<br />

(14 Prozent). 60 Prozent<br />

(1990: 69 Prozent) der Befragten<br />

bezeichnen die Bildungschancen<br />

derzeit als<br />

zufriedenstellend .<br />

Vertrauen in Bundeseinrichtungen<br />

Mit Blick auf die Institutionen<br />

des Bundes ist das Vertrauen<br />

im Osten Deutschlands<br />

noch deutlich weni-<br />

Tabelle 1<br />

Vertrauen in Einrichtungen des öffentlichen Lebens<br />

(Skalen-Mittelwerte zwischen +5 = "vertraue voll" und<br />

-5 = "vertraue überhaupt nicht")<br />

Bundesvenassungsgericht<br />

Gerichte<br />

Polizei<br />

Bundesrat<br />

Bundestag<br />

Landesregierung<br />

Bundeswehr<br />

Bundesregierung<br />

Gewerkschaften<br />

WEST WEST OST<br />

1990 1991 1991<br />

2.5 2.5 1.1<br />

2.2 2.2 0.1<br />

2.1 2.0 -0 .2<br />

1.7 1.1<br />

1.9 1.6 0.5<br />

1.4 0.7<br />

1.2 1.3 0.9<br />

1.5 1.1<br />

0.7 0.8<br />

38 Technisches Hilfsw erk®


ger ausgeprägt als im Westen<br />

. Dies ist in Anbetracht<br />

des kurzen Bestehens der<br />

Institutionen für die neuen<br />

Bundesländer auch nicht<br />

weiter verwunderlich.<br />

Viele Einrichtungen. die im<br />

Zuständigkeitsbereich des<br />

Bundesministers des Innern<br />

liegen. sind in den neuen<br />

Bundesländern zum Teil<br />

noch unbekannt. wie zum<br />

Beispiel das Technische Hilfswerk<br />

bei 31"10 der Befragten<br />

und die Bundeszentrale für<br />

politische Bildung bei 44"10<br />

der Befragten. Wo sie bekannt<br />

sind. genießen sie jedoch<br />

im Osten wie auch im<br />

W esten hohes Ansehen.<br />

genießt im Westen nach wie<br />

vor das Bundesverfassungsgericht.<br />

Danach folgen<br />

ebenfalls mit identischen<br />

Werten wie im Vorjahr die<br />

Gerichte und die Polizei. <strong>Der</strong><br />

Bundestag und die Bundesregierung<br />

sowie insbesondere<br />

die Kirchen und das Fernsehen<br />

haben im Vergleich<br />

zu 1990 wieder etwas an<br />

Vertrauen verloren.<br />

Die einzige Institution. die<br />

im Osten negativ bewertet<br />

wird. ist die Polizei mit -0.2<br />

Punkten. Gerichte. Bundesrat.<br />

Bundesverfassungsgericht<br />

und Fernsehen erhalten<br />

jeweilS einen M ittelwert<br />

von 1.1. (siehe Tabelle 1).<br />

Tabelle 2<br />

Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes (Skalen­<br />

Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und<br />

10 = "sehr wichtig")<br />

Bundeskriminalamt<br />

Technisches HWswerk<br />

Verfassungsschutz<br />

Datenschutzbeauftragter<br />

Bundesamt für ZlvUschutz<br />

Bundesamt für d1e Anerkennung<br />

ausk'h'ld1scher Flilcht11nge<br />

BundesgreDzschutz<br />

statIstIIIcbes BuDc:lelamt<br />

WEST WEST OST<br />

1990 1991 1991<br />

8.3 8.3 8.2<br />

7.8 7.7 7.1<br />

7.6 7.7 6.2<br />

7.6 7.7 7.0<br />

6.8 6.7 6.4<br />

6.6 5.5<br />

6.5 6.1<br />

6.3 5.4<br />

Tabelle 3<br />

Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes nach Parteipräferenz im Westen<br />

(Skalen-Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und 10 = "sehr wichtig")<br />

WEST<br />

Gesamt CDUI<br />

CSU<br />

8.3 8.9<br />

7.7 8.0<br />

7.7 8.4<br />

7.7 8.0<br />

6.7 7.4<br />

SPD<br />

FDP<br />

8.1 8.4<br />

7.8 7.7<br />

7.6 7.7<br />

7.6 7.7<br />

6.5 6.9<br />

6.7<br />

6.3<br />

Grüne<br />

6.7<br />

7.5<br />

5.8<br />

7.1<br />

5.4<br />

ständigkeitsbereich des Bundesministers<br />

des Innern liegen.<br />

Insgesamt wurden<br />

zehn Einrichtungen erfaßt.<br />

deren Wichtigkeit mit Hilfe<br />

einer Skala von 0 c.. völlig<br />

unwichtig") bis 10 (.sehr<br />

wichtig") im Westen wie im<br />

Osten eingeschätzt werden<br />

sollte.<br />

<strong>THW</strong> -zweitwichtigste<br />

Einrichtung<br />

des Bundes<br />

Betrachtet man die langfristige<br />

Entwicklung der<br />

Wichtigkeitseinschätzung<br />

Damit wird einmal mehr<br />

deutlich. wie wichtig eine<br />

überzeugende Öffentlichkeitsarbeit<br />

dieser Bundeseinrichtungen<br />

im Osten<br />

Deutschlands ist.<br />

Im zweiten Teil der ipos­<br />

Studie finden sich Fragen zu<br />

den politischen Institutionen<br />

in der Bundesrepublik<br />

Deutschland. Das Vertrauen<br />

der Bürger in die Institutionen<br />

wurde mit einer Skala<br />

von +5 c..vertraue voll")<br />

b is -5 c.. vertraue überhaupt<br />

nicht") gemessen.<br />

Das höchste Vertrauen<br />

Wichtigkeit<br />

der Institutionen<br />

Neben dem Vertrauen in<br />

die Einrichtungen des öffentlichen<br />

Lebens wurde wie in<br />

den Jahren zuvor die Wichtigkeit<br />

von einigen Einrichtungen<br />

erfragt. die im Zu-


das<br />

Bundestensch<br />

u tzbeauftragten.<br />

Ebenso werden dem Statistischen<br />

Bundesamt und der<br />

Bundeszentrale für politische<br />

Bildung die geringste Bedeu-<br />

Parteipräferenz tun. Das<br />

Technische Hilfswerk steht<br />

bei den Grünen-Anhängern<br />

jedoch mit 7.1 Punkten beinahe<br />

ebenso gut da wie bei<br />

den Anhängern der anderen<br />

Parteien (siehe Tabellen<br />

3 und 4) .<br />

Die Betrachtung nach Parteipräferenz<br />

in den neuen<br />

Bundesländern zeigt, daß<br />

hier auch die Anhänger der<br />

nen. Hier sind es auch die<br />

ganz jungen Bürger, die einzeInen<br />

Einrichtungen, wie<br />

zum Beispiel dem Verfassungsschutz,<br />

dem Datenschutzbeauftragten,<br />

dem<br />

Bundeskrirninalamt und der<br />

Bundeszentrale für politische<br />

Bildung, eine größere Bedeutung<br />

zumessen als die älteren<br />

Befragten im Osten.<br />

Tabelle 4<br />

Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes nach Partei präferenz im Osten (Skalen­<br />

Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und 10 = "sehr wichtig")<br />

OST<br />

Bundeskriminalamt<br />

Datenschutzbeauftragter<br />

Technisches Hilfswerk<br />

Bundesamt für Zivilschutz<br />

Verfassungsschutz<br />

Bundesgrenzschutz<br />

Bundesarchiv<br />

Bundesamt fQr cUe Anerkennung<br />

Gesamt CDU SPD FDP<br />

8.2<br />

7.0<br />

7.0<br />

6.4<br />

6.2<br />

6.1<br />

5.7<br />

auslc'mdIscher FlGchtl1Dge 5.5<br />

5.4<br />

3.7<br />

8.5 8.1 8.1<br />

7.4 7.2 6.7<br />

7.1 6.9 7.4<br />

6.4 6.6 6.1<br />

7.1 6,1 5.7<br />

6.6 6.1 6.2<br />

6.1 5.6 6.0<br />

5.3 5.4 5.3<br />

Bü90/Gr PDS<br />

7.9 8.1<br />

6.9 6.8<br />

6.7 7.5<br />

6.3 6.5<br />

5.5 4.6<br />

5.1 5.6<br />

5.5 5.6<br />

6.2 6.0<br />

der Institutionen durch die<br />

Befragten im Westen, so zeigt<br />

sich, daß das Bundeskriminalamt<br />

1991 wie in den vorangegangenen<br />

Jahren als<br />

wichtigste Einrichtung angesehen<br />

wird. Als zweitwichtigste<br />

Einrichtung werden<br />

das Technische Hilfswerk,<br />

der Verfassungsschutz und<br />

der Bundesdatenschutzbeauftragte<br />

betrachtet. die jeweils<br />

einen Wert von 7.7<br />

Punkten erreichen. Es folgt<br />

das Bundesamt für Zivilschutz<br />

mit 6.7 Punkten.<br />

Ähnliche Prioritäten in<br />

Ost und West<br />

Vergleicht man die Wichtigkeitseinstufung<br />

in West<br />

und Ost. fällt auf, daß im<br />

Osten die Befragten ihre Prioritäten<br />

ähnlich setzen wie<br />

im Westen. Auch hier steht<br />

tung beigemessen (siehe<br />

Tabelle 2).<br />

Weitgehende Übereinstimmung<br />

zwischen<br />

Parteien<br />

Bei der Beurteilung der<br />

genannten Bundeseinrichtungen<br />

durch die Anhänger<br />

der Parteien gibt es im<br />

Westen kaum Unterschiede<br />

zwischen Unions-, FDP- und<br />

SPD-Anhängern. DieAnhänger<br />

der Grünen schätzen die<br />

Wichtigkeit einiger Einrichtungen<br />

sehr viel niedriger<br />

ein, wie zum Beispiel den<br />

Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt<br />

und den<br />

Bundesgrenzschutz, während<br />

sie dem Bundesamt für<br />

die Anerkennung ausländischer<br />

Flüchtlinge größere Bedeutung<br />

beimessen, als dies<br />

die Befragten mit anderer<br />

Gruppe Bündnis 90/ Grüne<br />

nur unwesentlich von den<br />

Unions-, FDP- und SPD-Anhängern<br />

abweichen. Auch<br />

bei den Anhängern der PDS<br />

sind zum Teil Übereinstimmungen<br />

in der Wichtigkeitseinschätzung<br />

zu verzeichnen.<br />

Unterschiedliche<br />

Einschätzung bei<br />

Jung und Alt<br />

Fast alle Bundeseinrichtungen<br />

werden im Westen<br />

von älteren Befragten als<br />

wichtiger bewertet.<br />

Dieses Muster läßt<br />

sich bei den Beso<br />

klar erk<br />

e n-<br />

40 Technisches Hilfswerk~


1,2 Tonnen schweres Ruder<br />

im Rhein geborgen<br />

"Wir buddeln und<br />

sind immer noch<br />

nicht am Ende" - bei<br />

Niedrigwasser kam<br />

es zutage.<br />

"Wir buddeln und buddeln<br />

und sind immer noch<br />

nicht am Ende." Clemens<br />

Rode sch ü ttelt den Kopf.<br />

Zusammen mit zehn M ännern<br />

vom Technischen Hilfswerk<br />

(<strong>THW</strong>) steht der stellvertretende<br />

Vorsitzende des<br />

Denkmal-Ausschusses von<br />

Bad Honnef vor dem Seitenschwert<br />

eines alten Rheinseglers.<br />

Das Ruder, 4 ,38<br />

Meterlang, 1.88 Meter breit,<br />

wiegt 1,2 Tonnen und ist vermutlich<br />

weit mehr als 100<br />

Jahre alt. Doch es hängt fest<br />

im braunen Rheinschlamm.<br />

Mit der Wasserspritze und<br />

etlichen Bar an Druck versucht<br />

<strong>THW</strong>-Chef Manfred<br />

LiInbach das Seitenruder -<br />

bestehend aus Eichenbohlen<br />

und Eisenbeschlägen -<br />

zu befreien.<br />

Es gelingt. Das Seitenruder<br />

läßt sich ein wenig bewegen.<br />

Nun müssen alle<br />

helfen. Die Männer stellen<br />

sich ins Wasser, 22 kräftige<br />

Hände packen an. "Hau<br />

ruck, hau ruck." Ein kräftiges<br />

Ziehen, schon löst sich<br />

das Schiffsschwert. Nach ein<br />

paar Minuten äußerster Anspannung<br />

ist das tonnenschwere<br />

Teil geborgen. Clemens<br />

Rode, der das Ruder<br />

bei einem Spaziergang entlang<br />

des Rheins gesehen<br />

hatte, ist zufrieden: "Das ist<br />

ein wunderbares Stück. "<br />

Dank des niedrigen Rheinpegels<br />

hatte Rode das Seitenschwert<br />

aufstöbern können.<br />

In der dritten Erdschicht -<br />

nach Kies und hellem<br />

Schlick -lag das Ruder jahrzehntelang<br />

und wurde dadurch<br />

konserviert. Den historischen<br />

Wert will jetzt das<br />

Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege<br />

(Overath)<br />

untersuchen lassen. Rode<br />

vermutet. daß das Ruder zu<br />

einem relativ großen Rheinsegler<br />

(etwa 25 Meter lang,<br />

vier Meter breit) gehört. Mit<br />

einer dendrologischen Untersuchung<br />

soll das Alter der<br />

Hölzer festgestellt werden.<br />

Noch bis kurz vor die Jahrhundertwende<br />

fuhren viele<br />

Rheinschiffer mit hölzernen<br />

Lastkähnen. Außer bei Nordwind<br />

mußten die Segelschif-<br />

Ein über<br />

100 Jahre<br />

altes<br />

Schiffsruderbargen<br />

<strong>THW</strong>-Helfer<br />

aus dem<br />

Rhein.<br />

Foto:<br />

Schlicker<br />

fe getreidelt - das heillt vom<br />

Ufer aus gezogen - werden.<br />

Viele kleinere Pfade am<br />

Rhein zeugen von dieser Zeit.<br />

Schiffshistoriker sollen nun<br />

klären, welchen Wert das<br />

geborgene Ruder hat. <strong>Der</strong><br />

Fund geht nachher ans Siebengebirgsmuseum.<br />

Das<br />

nächste Niedrigwasser hat<br />

Clemens Rode schon fest im<br />

Visier: Dann soll die Suche<br />

nach dem Schiffsboden<br />

beim Rheinkilometer 642,6<br />

beginnen.<br />

von Stefan 1. Schlicker<br />

Einzug in frühere französische Kaserne in Kehl<br />

<strong>Der</strong> Abzug v on alliierten Streitkräften in Deutschland<br />

betrifft in einzelnen Fällen auch das Technische Hilfswerk.<br />

Die durch d en Abzug freiwerdenden Liegenschaften<br />

fallen in das Eigentum des Bundes zurück. Dieser ermittelt<br />

dann zunächst. welche der in Frage kommenden eigenen<br />

Dienststellen am betreffenden Ort Platzbedarf haben. Als<br />

Einrichtung des Bundes ist dabei auch das Technische<br />

Hilfswerk zu berücksichtigen.<br />

<strong>Der</strong> wahrscheinlich erste <strong>THW</strong>-Ortsverband, der in absehbarer<br />

Zeit eine aufgegebene Alliierten-Kaserne beziehen<br />

soll, wird wohl der Ortsverband im mittelbadischen<br />

Kehl sein. Hier will bis Ende dieses Jahres die französische<br />

Armee ein Anwesen im Hafengebiet räumen. <strong>Der</strong> Kehler<br />

<strong>THW</strong>-Ortsverband war ohnehin gerade auf der Suche<br />

nach einer neuen Unterkunft. und bei einer Besichtigung<br />

erwies sich , daß eine Teilfläche d es Geländes für die<br />

Zwecke des <strong>THW</strong> geeignet w äre. Sollte es zu dieser<br />

günstigen Regelung kommen , sind aber das Unterkunftsgebäude<br />

herzurichten und anstelle einer baufälligen<br />

eine neue Kfz-Halle zu erstellen .<br />

Vorher jedoch müssen alle formalrechtlichen Anforderungen<br />

zur Übernahme d es Anwesens erfüllt und Bauplanung<br />

und Ausschreibung abgeschlossen werden. Bis<br />

dahin, so heillt es im zuständigen Referat <strong>THW</strong> 6 der<br />

<strong>THW</strong>-Leitung, wird man schon das Jahr 1993 schreiben.<br />

o 41 Technisches Hilfswerk


Angst<br />

in Todesnähe<br />

(Teil 11)<br />

von Professor Dr. Klaus-Dietrich Stumpfe<br />

der Ruhe erklärlich. Die schönen<br />

Farb- und Tonempfin­<br />

Völlige seelische<br />

Entspannung<br />

dungen können als eine<br />

endogene Produktion der<br />

Sinneszentren im Gehirn ge-<br />

Es wird deutlich, daß nach deutet werden - wohl ähnder<br />

Erkenntnis, daß der Tod lich wie bei den Isolationsdirekt<br />

bevorsteht , der experimenten. In diesem Sin­<br />

Mensch in einen Zustand der ne wäre auch das Gefühl<br />

völligen seelischen Entspan- des Schwebens bzw. des sich<br />

nung gerät oder sich fallen außerhalb des Körpers Beläßt.<br />

Die Erkenntnis, daß der findens zu deuten, da die<br />

Tod nahe ist, bedingt ein Hautsinnesorgane nicht<br />

seelisches Aufgeben jegli- mehr den Kontakt zur Umcher<br />

Aktivität, das zu einem welt "spüren". Ebenso sind<br />

umfassenden Entspan- die nervösen Verbindungen<br />

nungszustand führt. zu den Muskeln unterbrochen.<br />

Für die Auslösung<br />

Ebenso können tiefe Ent- durch eine krankhafte Ursaspannungszustände<br />

ähnliche<br />

Empfindungszustände<br />

che ergeben sich keinerlei<br />

Hinweise.<br />

hervorrufen wie bei der Hypnose<br />

und dem autogenen<br />

Training (Stumpfe). Bei diesen<br />

Untersuchung des<br />

Schmerzempfindens<br />

bewußt herbeigeführten<br />

Entspannungen werden die<br />

gleichen Sinnesempfindungen<br />

und Gefühle beschrieben<br />

wie bei den Gefahrensituationen.<br />

Wichtigstes Symptom<br />

Das wesentlichste Symptom<br />

ist die Ausschaltung<br />

oder Abschaltung der gefühlsbewertenden<br />

Bewußtseinsstrukturen,<br />

die Angst<br />

hervorrufen oder Schmerz<br />

spüren lassen. Dadurch fällt<br />

die Konzentration auf die<br />

angsterzeugenden Außenereignisse<br />

weg. Die Bilder der<br />

Erinnerung, vermischt mit<br />

den Bildern des Außengeschehens,<br />

treten frei, rasant,<br />

ungeordnet und gefühlsmäßig<br />

unbewertet auf.<br />

Da keine Bewertung durch<br />

die Gefühle erfolgt, ist der<br />

Zustand der Harmonie und<br />

Larbig untersuchte das<br />

Schmerzempfinden bei griechischen<br />

Feuerläufern und<br />

bei einem Artisten, der sich<br />

Spieße in den Körper einführte.<br />

Beide Aktionen - auf<br />

glühenden Kohlen laufen<br />

und sich Messer in die Haut<br />

stoßen - werden mit Trance<br />

bzw. Meditation vorbereitet<br />

und durchgeführt, das heißt<br />

in einem Zustand der tiefen<br />

Entspannung. Die Untersuchungen<br />

ergaben Hinweise,<br />

daß es dabei zu einer<br />

Trennung oder Abkoppelung<br />

der höheren Himfunktion<br />

(= intellektuelle Bewertung)<br />

von den Schmerzreizen<br />

aus der Haut kommt.<br />

Die Auslösung dieses Zustandes<br />

kann unwillentlich,<br />

zum Beispiel durch plötzlich<br />

auftretende Angst bei<br />

Krankheiten oder Unfällen<br />

mit Todesgefahr, oder<br />

willentlich, zum Beispiel<br />

durch Trance, Meditation,<br />

Hypnose usw., hervorgerufen<br />

werden. Es handelt sich<br />

um ein "normales" psychosomatisches<br />

Geschehen. Es<br />

ist ein Zustand der tiefen<br />

Entspannung mit einer affektiven<br />

Dissoziation.<br />

Dabei existieren aber Abstufungen<br />

der verschiedensten<br />

Art, zum Beispiel können<br />

die Unfallopfer sich nicht<br />

bewegen, während die Fakire<br />

sich noch Messer durch<br />

die Haut stoßen können. Dies<br />

bestätigen auch die vergleichenden<br />

Untersuchungen.<br />

Was kann der Unfallhelfer<br />

tun?<br />

Die erste Frage für den<br />

Unfallhelfer ist: "Wie kann so<br />

ein Zustand erkannt werden?"<br />

Diese Frage ist nicht leicht<br />

zu beantworten, da die Berichte<br />

von den Betroffenen<br />

selbst stammen. Beschreibungen<br />

von Außenstehenden<br />

sind dem Autor nicht<br />

bekannt. <strong>Der</strong>artige Berichte<br />

sind aber auch nicht zu erwarten,<br />

da in Unfall- oder<br />

Katastrophenlagen dazu<br />

einfach die Ruhe fehlt. Grobe<br />

äußere Veränderungen<br />

liegen wohl nicht vor, dabei<br />

zahlreichen lebensgefährlichen<br />

Krankheitszuständen<br />

Ärzte und Schwestern um<br />

die Patienten bemüht waren<br />

und diese nichts über<br />

derartige Beobachtungen<br />

berichten. Es liegt ein Zustand<br />

der Trance vor, so daß<br />

mit einem gewissen Abwesendsein<br />

der Betroffenen zu<br />

rechnen ist. Das würde eine<br />

Nichtansprechbarkeit und<br />

ein Nichtreagieren beinhalten.<br />

Eine weitere Frage wäre:<br />

"Wie lange hält so ein Zustand<br />

an?"<br />

Nach den Berichten bei<br />

Unfällen dürften es nur Sekunden<br />

oder Minuten sein.<br />

Hier ist aber auf die Fakire<br />

hinzuweisen, die in derartigen<br />

Zuständen wohl deutlich<br />

längere Zeit verweilen.<br />

Wie schon gesagt, die Helfer<br />

brauchen nichts zu unternehmen,<br />

denn die Betroffenen<br />

kommen wieder von<br />

alleine in den Normalzustand<br />

zurück. Wahrscheinlich<br />

wäre die Beendigung zu<br />

beschleunigen mit irgendwelchen<br />

störenden Aktivitäten,<br />

zum Beispiel würden<br />

die Fakire oder Feuerläufer<br />

wohl durch äußere Störungen<br />

aus ihrer Konzentration<br />

oder Meditation zu holen<br />

sein.<br />

Die Opfer können<br />

vorhandene Rettungsmöglichkeiten<br />

nicht<br />

selbst ergreifen<br />

Das entscheidende Merkmal<br />

im Zusammenhang mit<br />

Rettungsmaßnahmen bei<br />

Unfall oder Katastrophen ist,<br />

daß diese Personen - trotzdem<br />

sie die ihnen drohende<br />

Gefahr sehen - nicht in der<br />

Lage sind, sich zu bewegen<br />

oder etwas zu unternehmen.<br />

Das bedeutet, daß sie vorhandene<br />

Rettungsmäglichkeiten<br />

nicht ergreifen oder<br />

nutzen können. Da hilft dann<br />

kein gutes Zureden oder Zupfen,<br />

wie es der japanische<br />

Kutscher von Baelz versuchte,<br />

sondern die Person muß<br />

42 Technisches Hillswerk~


Literatur:<br />

Baelz, E.: Über Emotionslähmung.<br />

Allgemeine Z. f. Psychiatrie<br />

58 (1901), 717-721. Gabbard,<br />

G. , S. Twemlow, F. Jones:<br />

aus der Gefährdungszone Do .nem-death experiences'<br />

gebracht oder geschleppt ocCUIonlynemdeath? J. Nerv.<br />

werden. Nur dadurch kann MentalDisease 169(1981), 374-<br />

verhindert werden, daß sie<br />

unter zusammenstürzenden<br />

Mauem begraben wird oder<br />

durch andere Schädigungen<br />

zu Tode kommt.<br />

377 . Hampe, J.: Sterben ist doch<br />

ganz anders. Gütersloher Verlagshaus,<br />

Gütersloh, 1983.<br />

Heim, A .: Notizen über den Tod<br />

durch Absturz. Jahrbuch des<br />

Schweiz. Alpenclubs 27 (1891 /<br />

92), 327-337 . Larbi g , W .:<br />

Schmerz. KOhlhmnmer, Stuttgart,<br />

1982. Messner, R.: Grenzbereich<br />

Todeszone. Kiepenheuerund<br />

Witsch, Köln, 1978. Moody,<br />

R. : Leben nach dem Tod.<br />

Rowohlt. Reinbek, 1977. Noyes,<br />

R. D. Slymen: The subjective<br />

response to life-threatening danger.<br />

Omega 9 (1978-79), 313-<br />

321 . Sabom, M .: Erinnerung an<br />

den Tod. Goldmann, München,<br />

3. Auf!. 1987. Stevenson, 1. E.<br />

Cook, N . McClean-Rice: Are<br />

persons reporting .Nem-death<br />

experiences' really nem death?<br />

Omega 20 (1989- 901. 46-54.<br />

Stierlin, E.: Nervöse und psychisehe<br />

Störungen nach Katastrophen.<br />

Deutsche Med. Wsehr.<br />

37 (1911), 2028-2034. Stumpfe,<br />

K.-D.: Psychosomatische Reaktion<br />

bei dem Erlebnis von Todesnähe.<br />

Z. 1. psychosomatische<br />

Medizin und Psychoanalyse 31<br />

(1985), 215-225. Wiesenhütter,<br />

E.: Blick nach drüben. Selbsterfahrungen<br />

im Sterben. Furche,<br />

Hmnburg, 1974.<br />

40 <strong>THW</strong> -Junghelfer<br />

in Belgien<br />

Nicht nur in der<br />

Presse, sondern<br />

auch von der Bevölkenmg<br />

des belgischen<br />

Eupen erhielten<br />

40 <strong>THW</strong>-Junghelfer<br />

ein einhellig<br />

positives Echo für<br />

ihre Ferienbetätigung,<br />

Während<br />

ihres Ferienlagers<br />

Ende Juli 91 pflegten<br />

und restaurierten<br />

die Jugendlichen<br />

aus Siegen und<br />

Euskirchen den<br />

dortigen Ehrenfriedhof<br />

, Viele Besucher<br />

der Gedenkstätte<br />

waren über Anwesenheit<br />

und Tätigkeit<br />

der Gäste schon<br />

informiert und zeigten<br />

sich darüber<br />

begeistert,<br />

Dafür, daß das Ferienlager<br />

nicht zu einem reinen<br />

Arbeitsaufenthalt geriet,<br />

sorgte ein Freizeitprogramm<br />

mit verschiedenen Ausflügen<br />

und Führungen, darunter<br />

auch eine Wanderung<br />

im Hohen Venn, einer herrlichen<br />

Naturlandschaft an<br />

der belgisch-deutschen<br />

Grenze.<br />

Vermittelt worden war die<br />

Tätigkeit mit Drahtbürste<br />

und Farbpinsel durch die<br />

Deutsche KriegsgräberfÜIsorge,<br />

die schon seit einigen<br />

Jahren gern die <strong>THW</strong>-Jugend<br />

mit Instandsetzungsarbeiten<br />

beauftragt.<br />

Im Jahr 1992 soll es erstmals<br />

auch in ehemalige<br />

Ostblockstaaten wie Ungarn<br />

und Rumänien gehen.<br />

Junghelfer<br />

restaurierten<br />

einen<br />

Ehrenfriedhof<br />

bei<br />

Eupen.<br />

Fotos:<br />

Hilberath<br />

~ 43 Technisches Hilfswerk


Das Technische<br />

Hilfswerk soll nach<br />

dem Haushaltsplan<br />

1992 der Bundesregierung,<br />

dem der<br />

Bundestag noch<br />

zustimmen muß,<br />

insgesamt 125,43<br />

Millionen DM erhalten;<br />

dies sind 4,25<br />

Millionen DM weniger<br />

als im Vorjahr.<br />

Auf den Gesamtbereich<br />

der zivilen<br />

Verteidigung entfallen<br />

nach dem Etatentwurf<br />

1992 - dies<br />

ist der Einzelplan 36,<br />

zu dem auch der<br />

Haushalt für das<br />

Technische Hilfswerk<br />

gerechnet wird -<br />

954,47 Millionen<br />

DM; das sind 29,45<br />

Millionen DM mehr<br />

als 1991. Mit 409,51<br />

Millionen DM (1991 :<br />

396,53 Millionen<br />

DM) soll der Großteil<br />

dieses Geldes investiert<br />

werden.<br />

Haushaltsentwurf 1992<br />

125 Millionen DM<br />

für das Technische<br />

Hilfswerk<br />

Foto:<br />

varia-press<br />

Das Hauptbuch der Nation Bundeshaushalt 1992<br />

Einnahmen 422.6 Mrd . DM<br />

Entwurf<br />

Ausgaben 422.6 Mrd . DM I<br />

Arbeit und Soziales<br />

Familie. Senioren<br />

Wirtschaft<br />

Ernährung. Landwirtsch.<br />

Pensionen I<br />

Forschung.Technologie<br />

Raumordnung. Bauwesen<br />

Inneres<br />

~~.~;;;;;;;;; Entwicklungshilfe<br />

übrige<br />

Ausgaben<br />

Im Etatentwurf für den Einzelplan<br />

36 sind für Personal<br />

Ausgaben in Höhe von<br />

159,24 Millionen DM, für<br />

Verwaltung 265,32 Millionen<br />

DM sowie für Zuweisungen<br />

und Zuschüsse 120.4<br />

Millionen DM vorgesehen.<br />

Die sogenannten Verpflichtungsermächtigungen<br />

(sie<br />

berechtigen dazu, finanzielle<br />

Verpflichtungen einzugehen,<br />

die erst in späteren<br />

Haushaltsjahren zu Ausgaben<br />

führen) sollen 1992 um<br />

10 I , 79 Millionen DM auf<br />

255,12 Millionen DM reduziert<br />

werden. Darüber hinaus<br />

rechnet die Bundesre-<br />

gierung mit Einnahmen in<br />

Höhe von 20,02 Millionen<br />

DM.<br />

Zivile Verteidigung<br />

Die zivile Verteidigung ist<br />

Aufgabe von sieben Bundesministerien<br />

sowie der Almdemie<br />

für zivile Verteidigung<br />

und des Bundesverbandes<br />

für den Selbstschutz. Mit<br />

778,63 Millionen DM entfallen<br />

von den 954.47 Millionen<br />

DM nach dem Etatentwurf<br />

rund 80 Prozent auf das<br />

Bundesrninisterium des Innem.<br />

Erweiterter<br />

Katastrophenschutz<br />

Das Bundesrninisterium ist<br />

zum Beispiel auch für den<br />

Erweiterten Katastrophenschutz<br />

zuständig; hierfür sind<br />

im Bundeshaushalt 1992<br />

Ausgaben in Höhe von<br />

276,62 Millionen DM vorgesehen,<br />

55,14 Millionen DM<br />

mehr als im Vorjahr. 104,99<br />

Millionen DM plant das Bundesinnenministerium<br />

für den<br />

Bau von Schutzräumen<br />

(1991 : 111 Millionen DM).<br />

Erste Hilfe<br />

Für die Ausbildung der<br />

Bevölkerung in Erster Hilfe<br />

durch die Hilfsorganisationen<br />

sind 15 Millionen DM<br />

vorgesehen. Die Ausgaben<br />

für den Bundesverband für<br />

den Selbstschutz werden im<br />

Haushaltsplan mit 70,52 Millionen<br />

DM, die für die Alcademie<br />

für zivile Verteidigung<br />

mit 2,38 Millionen DM veranschlagt.<br />

S.K.<br />

44 Technisches Hillswerk~


Lang WCD' der Weg<br />

Aus der Geschichte des Technischen<br />

Hilfswerks (Teil I)<br />

Die ersten Monate<br />

von Jochen von Amim<br />

<strong>Der</strong> zeitliche Abstand von über vierzig<br />

Jahren erschwert es dem Leser, nachzuvollziehen,<br />

wie eine Organisation wie das<br />

Technische Hilfswerk fast aus dem Nichts<br />

heraus geschaffen werden konnte. Denn<br />

das sei gleich zu Anfang gesagt, außer<br />

einer Idee, festem Willen und Dynamik auf<br />

der Habenseite stand auf der Sollseite mit<br />

ihren unendlichen und vielfältigen Schwierigkeiten<br />

nichts weiter gegenüber. In einer<br />

mehrteiligen Rückschau soll deshalb der<br />

Weg des Technischen Hilfswerks von 1950<br />

an in konzentrierter Form aufgezeigt werden.<br />

So können junge <strong>THW</strong>-Helfer sehen,<br />

worauf sie und ihr heutiges <strong>THW</strong> sich gründen.<br />

Die Älteren im <strong>THW</strong>, auch die schon<br />

lange Ausgeschiedenen, freuen sich vielleicht<br />

über Kontinuität und Leistung ihrer<br />

Organisation während der vergangenen<br />

Jahrzehnte. Besonders gewidmet sei dieser<br />

Beitrag den jetzt hinzukommenden <strong>THW</strong>­<br />

Helfern und Freunden in den neuen Bundesländern<br />

Brandenburg , Mecklenburg­<br />

Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />

und Thüringen.<br />

I<br />

deen kosten füntz;g Pfennig,<br />

erst ihre Umsetzung<br />

macht den Wert. Das mag<br />

auch Otto Lummitzsch gedacht<br />

haben, als er sich mit<br />

seiner Idee, eine Organisation<br />

zur Hilfeleistung auf technischem<br />

Gebiet zu gründen,<br />

befaßte. Auf den ersten Blick<br />

schien alles gegen sein Vorhaben<br />

zu sein: Westdeutschland,<br />

seit einem Jahr werdende<br />

Bundesrepublik, war<br />

gerade dabei, sich von den<br />

Folgen des Zweiten Weltkrieges<br />

zu erholen. Trümmergrundstücke<br />

gehörten noch<br />

zum täglichen Anblick, zaghaft<br />

wuchsen daneben Neubauten<br />

empor. von einem<br />

Autobahnnetz war noch<br />

keine Rede, und auf den kur-<br />

Bundeshaushalt umfaßte<br />

12,4 Milliarden Deutsche<br />

Mark, und "Otto Normalverbraucher"<br />

war froh, wenn er<br />

bereits einen Job hatte und<br />

einige hundert DM im Monat<br />

verdiente.<br />

Die Idee: ein ziviles<br />

Schutzinstrument tür<br />

den Bund<br />

Eine genauere Analyse<br />

der Lage ergab für Otto Lummitzsch<br />

allerdings eine günstigere<br />

Ausgangssituation:<br />

<strong>Der</strong> Gedanke, ein ziviles<br />

Schutzinstrument für den<br />

Bund aufzubauen, mußte so<br />

manchemPolitikervemünftig<br />

erscheinen, denn sie alle<br />

hatten die jüngste Verganvemeichen,<br />

schmalen und genheit mit dem Dritten<br />

baumgesäumten Straßen Reich der Nazis erlebt und<br />

war der VW-Käfer "in". <strong>Der</strong> waren noch entsprechend<br />

Otto Lummitzsch, Gründer des<br />

Technischen Hilfswerks, im Kreis von<br />

<strong>THW</strong>-Führungskräften. Foto: <strong>THW</strong>


sensibilisiert, zumal der Korea-Krieg<br />

gerade ausgebrochen<br />

war und eine Auswei-<br />

tur für die neue Organisation;<br />

3. das Gewinnen von Ansprechpartnern<br />

auf den zukünftigen<br />

Landes- und Ortsebenen;<br />

4. das Erarbeiten von<br />

Grundlagen, auf denen auf<br />

breiterer Basis Freiwillige für<br />

die Organisation geworben<br />

werden konnten;<br />

5. r.;!as Festlegen eines Konzeptes<br />

für Ausbildung und<br />

Einsatz;<br />

6. das Aufstellen von Richtlinien<br />

für Rechnungswesen<br />

und Verwaltung.<br />

Von der Idee<br />

tung durchaus für möglich zur Ausführung<br />

gehalten werden konnte.<br />

Daher war es letzten En- Aus einem wertvollen Fundes<br />

doch kein Wunder, dus an ehemaligen Mitarwenn<br />

Lurnmitzsch mit sei- beitern und Freunden aus<br />

ner Vitalität und seiner Be- der Technischen Nothilfe lieredsarnkeit<br />

sowie mit seiner ßen sich alsbald durch Korhervorragenden<br />

Gabe, an- respondenz und Besuche<br />

dere begeistern zu können, Menschen für die wieder<br />

in Bonn aktives Interesse für neue Idee begeistern und zu<br />

seine Idee fand. Hinzu kam einem Arbeitsstab zusamfreilich<br />

noch ein wesentli- menstellen. Dieser Stab Willcher<br />

Faktor: die Erfahrung. de vorerst in Bonn, in dem<br />

Schließlich hatte er im Jahre Wachgebäude des dann<br />

1919 schon einmal eine Or- u. a . vom Bundesministeriganisation<br />

dieser Art ge- um des Innern genutzten frügründet.<br />

Es war die Techni- heren Kasernenkomplexes<br />

sche Nothilfe (TN), der er bis untergebracht. Einige Na-<br />

1934 vorstand und die bis zu men seien hier beispielhaft<br />

ihrer Auflösung durch die angeführt: Josef FornonL<br />

Alliierten auf eine bedeuten- später Inspekteur; Erich<br />

de Leistungsbilanz blicken Hampe, Stellvertreter des<br />

konnte. Auch sollte nicht Leiters; Dr. Ernst Ihnen, Verübersehen<br />

werden, daß waltung; MaxJüttner, Tech­<br />

Lummitzsch ein bekannter nik; Hellrnut Kriebel, Ju-<br />

Mann war, der seinerseits in<br />

Verwaltung und Wirtschaft<br />

viele gute Beziehungen zu<br />

leitenden Kräften aus seiner<br />

Generation hatte.<br />

Mit dem Jawort des damaligen<br />

Bundesministers<br />

des Innem, Dr. Gustav W .<br />

Die erste<br />

Heinemann, am 22. August<br />

1950 begann die Verwirklichung<br />

der Idee von Otto stelle, heute<br />

<strong>THW</strong> -Dienst­<br />

Lumrnitzsch. Aber das war<br />

Teil des<br />

leichter gesagt als getan. Bundesministeriums<br />

Vieles mußte auf einmal angepackt<br />

werden:<br />

des Innern<br />

1. das Heranziehen von Foto: Hilberath<br />

Mitarbeitern für einen Aufbau-<br />

und Leistungsstab;<br />

2. das Planen einer Struk-<br />

stitiar; Dr. Otto Meibes, Helferwerbung;<br />

Dr. Ludwig<br />

Röthenmeier, späterer Inspekteur;<br />

Dr. Helmut<br />

Schmeisser; die Sekretärinnen<br />

Fräulein Erkelenz und<br />

Maria Matthia sowie die<br />

Kraftfahrer Edmund Pag<br />

und ab 1951 Josef Hartung.<br />

Lummitzsch konnte sich voll<br />

auf seine neue kleine Mannschaft<br />

verlassen, und alle<br />

waren sich darin einig: Ein<br />

großes Werk fordert - und<br />

lohnt - den vollen Einsatz!<br />

Die neue Organisation sollte<br />

als eine Einrichtung des<br />

Bundes ebenfalls den Ländern,<br />

Kreisen und Gemeinden<br />

sowie der Wirtschaft<br />

zugute kommen; sie bedurfte<br />

deshalb deren Bejahung<br />

und darüber hinaus politischer<br />

und sachlicher Förderung.<br />

<strong>Der</strong> Bundesminister des<br />

Innern, seit dem 11 . Oktober<br />

1950 Dr. Dr. Robert Lehr, informierte<br />

zu diesem Zweck<br />

als erstes die Bundesländer<br />

(noch ohne das Sauerland)<br />

am 25. Oktober 1950 über<br />

die Aufstellung eines Zivilen<br />

Ordnungsdienstes (<strong>THW</strong>)<br />

und führte fortan Gespräche<br />

mit verschiedenen Gremien,<br />

um eine breite Unterstützung<br />

durch interessierte und betroffene<br />

Stellen zu erzielen.<br />

Parallel hierzu waren Lummitzsch<br />

und seine Mannen<br />

damit befaßt, in zahllosen<br />

Einzelgesprächen im Bereich<br />

von Verwaltung, Wirtschaft<br />

und Parteien die Basis für<br />

die Umsetzung der neuen<br />

Idee zu verbessern. Und<br />

wenn auch ihre intensive<br />

und unermüdliche Arbeit<br />

schon in der ersten Zeit erfolgreich<br />

war, so darf doch<br />

keinesfalls übersehen werden,<br />

daß es hier und da<br />

Schwierigkeiten, auch offenen<br />

Widerstand gab, wobei<br />

manches sich allerdings auf<br />

irrige Annahmen stützte. Die<br />

sich hieraus ergebenden Probleme<br />

konnten nach und<br />

nach, einige erst Jahre später,<br />

abgebaut werden.<br />

Grundsatzfragen<br />

der ersten Monate<br />

Die Verhandlungen mit<br />

den Ländern Baden, Bayern,<br />

Bremen, Berlin (West),<br />

Harnburg, Hessen, Niedersachsen,<br />

Nordrhein-Westfalen,<br />

Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein,<br />

Württemberg­<br />

Baden und Württemberg­<br />

Hohenzollern verliefen natürlich<br />

unterschiedlich. Besonders<br />

positiv waren Bayern<br />

und Schleswig-Holstein<br />

eingestellt. Die vom Bundesministerium<br />

des Innern und<br />

von Lumrnitzsch persönlich<br />

stark getragene Vorstellung,<br />

das <strong>THW</strong> könne auf Länderebene<br />

zu Lasten der Bundesländer<br />

aufgebaut und unterhalten<br />

werden, wurde<br />

freilich von den Gesprächspartnern<br />

in den Innenministerien<br />

letzten Endes abge-<br />

46 Technisches Hilfswerkilf


lehnt und statt dessen ein<br />

zentral aufzubauendes und<br />

zu lenkendes Schutzinstrument<br />

(des Bundes) empfohlen<br />

oder sogar gefordert. Einige<br />

wenige Bundesländer<br />

wollten aber ihre Förderbereitschaft<br />

dem <strong>THW</strong> gegenüber<br />

von klärenden Gesprächen<br />

mit den Gewerkschaften<br />

abhängig machen, was<br />

aus der politischen Situation<br />

des Jahres 1950 zu erklären<br />

war.<br />

Zu den Grundsatzfragen<br />

der ersten Monate gehörte<br />

beispielsweise auch die<br />

Rechtsformdes <strong>THW</strong>. Aus der<br />

Sicht des Bundesministeriums<br />

des Innern wäre der<br />

Status einer Körperschaft des<br />

Öffentlichen Rechts die einzig<br />

richtige Lösung gewesen.<br />

Dieser Gedanke konnte jedoch<br />

nicht verfolgt werden,<br />

weil hierfür ein Bundesgesetz<br />

notwendig gewesen<br />

wäre, und für ein solches<br />

Gesetz hätte sich entweder<br />

keine Mehrheit gefunden,<br />

oder es hätte bis zu seiner<br />

Verabschiedung zuviel Zeit<br />

in Anspruch genommen.<br />

Infolgedessen kam als praktikabel<br />

erscheinende Alternative<br />

nur die Gründung<br />

eines eingetragenen Vereins,<br />

wie von Lummitzsch<br />

gewünscht, in Betracht. Dieser<br />

Verein sollte am 25. November<br />

1950 im Bundesministerium<br />

des Innem gegründet<br />

werden. Wegen neu<br />

aufgeworfener Rechts- und<br />

Forrnfragen blieb es indessen<br />

an diesem Tage bei einer<br />

Besprechung, die Gründung<br />

des <strong>THW</strong> e.V. wurde<br />

zurückgestellt, bis die Satzung<br />

von den beteiligten<br />

Bundesministerien und der<br />

Leitung des <strong>THW</strong> voll akzeptiert<br />

werden konnte.<br />

Offene Rechtsfragen<br />

Zu den noch offenen<br />

Rechtsfragen gehörte auch<br />

die des Haftungsausschlusses<br />

der Vereinsmitglieder.<br />

Dieser Punkt war von erheblicher<br />

Bedeutung, weil bei<br />

Einsätzen zum Beispiel von<br />

Führungskräften und Helfern<br />

infolge von Fehlentscheidungen<br />

oder falschem<br />

Verhalten Schäden verursacht<br />

werden können, für<br />

die der einzelne sicher nicht<br />

haftbar gemacht werden<br />

kann und darf, da solche<br />

Einsatzarbeiten in der Regel<br />

im Interesse Dritter vorgenommen<br />

werden. Diese Fragen<br />

wie u. a. auch die der<br />

Versicherung der Helfer<br />

waren demzufolge noch länger<br />

Gegenstand von Gesprächen<br />

zwischen den hierfür<br />

Verantwortlichen in den<br />

beteiligten Ministerien des<br />

Innern, der Finanzen, für<br />

Wirtschaft und der Leitung<br />

des<strong>THW</strong>. Und, wie noch später<br />

ausgeführt werden soll,<br />

trugen diese Fragen mit dazu<br />

bei, daß der Plan vom .e.v."<br />

fallengelassen wurde.<br />

Um jede Mark mußte<br />

gefeilscht werden<br />

Anders als in Diktaturen<br />

oder vergleichbaren Staatswesen<br />

ist in einem demokratischen<br />

Rechtsstaat das<br />

Bereitstellen von Haushaltsmitteln<br />

für Aufgaben der<br />

Verwaltung von zuvor aufgestellten<br />

Haushaltsplänen<br />

abhängig und im Falle unvorhergesehener<br />

Ausgaben<br />

schwierig, vielfach sogar<br />

unmöglich. Da bei der Aufstellung<br />

des Haushalts für<br />

das laufende Haushaltsjahr<br />

vom <strong>THW</strong> noch keine Rede<br />

gewesen war, mußten die<br />

ersten Ausgaben für die Aufstellung<br />

dieser Organisation<br />

aus dem Etat des Bundesministeriurns<br />

des Innern zur<br />

Verfügung gestellt werden.<br />

Die Kosten des Zivilen Ordnungsdienstes<br />

<strong>THW</strong> bestanden<br />

in den ersten Monaten<br />

aus Ausgaben für Büroräume,<br />

Papier, Porto, Telefongebühren<br />

und das übliche<br />

sonstige Büromaterial. Als<br />

Beispiele seien erwähnt: Ein<br />

Brief kostete 20 Pfennig, eine<br />

Postkarte 8 und eine Drucksache<br />

4 Pfennig. Hinzu kamen<br />

die Reisekosten und als<br />

größter Posten die Aufwen-<br />

dungen für haupt- und damals<br />

noch nebenamtliches<br />

Personal des Aufl:xrustabes.<br />

Die wenigen Damen und<br />

Herren dieses Stabes wurden<br />

vorerst auf der Grundlage<br />

von Werkverträgen angestellt.<br />

Die Beschäftigung nebenamtlicher<br />

Kräfte trug zu<br />

Einsparungen zugunsten des<br />

Ministeriums bei, was sicher<br />

notwendig war ,doch auf der<br />

anderen Seite leisteten diese<br />

Idealisten für sehr wenig<br />

Geld relativ viel.<br />

Es mußte um jede Mark<br />

gefeilscht werden, und ganz<br />

gewiß hätte der Aufbaustab<br />

es noch viel schwerer gehabt,<br />

wenn nicht das Bundeskabinett<br />

die Aufstellung<br />

des <strong>THW</strong> beschlossen hätte.<br />

Doch oft genug fanden Lummitzsch<br />

und seine Mitstreiter<br />

bei Haushaltsgesprächen im<br />

Bundesministerium der Finanzen<br />

nicht das erwartete<br />

Verständnis, aber die Finanzlage<br />

des Bundes im<br />

zweiten Jahr des Bestehens<br />

der jungen Republik war in<br />

der Tat nicht rosig.<br />

Das Kalenderjahr 1950<br />

Die Auermühle,<br />

die zweite Dienststelle<br />

des <strong>THW</strong> in Bonn.<br />

Foto: Hilberath<br />

ging nach vierrnonatiger<br />

eifriger Tätigkeit des kleinen<br />

<strong>THW</strong>-Teams zu Ende; es hatte<br />

einen bescheidenen Anfangserfolg<br />

gebracht, aber<br />

natürlich noch keinen<br />

Durchbruch.<br />

Das <strong>THW</strong> tritt in die<br />

Öffentlichkeit<br />

1951. Die bisherigen Aktivitäten<br />

zur Aufstellung des<br />

<strong>THW</strong> gingen zunächst ohne<br />

Beteiligung der Öffentlichkeitvonstatten.<br />

Erst am 8. Januar<br />

1951 gab das Bundesministerium<br />

des Innern auf<br />

einer Pressekonferenz bekannt,<br />

daß der Bund ein<br />

Technisches Hilfswerk mit<br />

freiwilligen Helfern aufstellt.<br />

Damit wurde ein erster<br />

Schritt in Richtung Öffentlichkeitsarbeit<br />

für das <strong>THW</strong> getan,<br />

aber noch war das <strong>THW</strong><br />

kein Thema für die breite<br />

Presse.<br />

Nachdem die Bundesländer<br />

eine finanzielle Beteiligung<br />

an den LandesverbCmden<br />

des Technischen Hilfswerks<br />

abgelehnt hatten,<br />

0 47 Technisches Hilfswerk


mußte für das kommende<br />

Haushaltsjahr ein neuer<br />

Haushaltsplan für das gesamte<br />

im Aufbau befindliche<br />

<strong>THW</strong> erarbeitet und dem<br />

Bundesministerium des Innern<br />

vorgelegt werden. <strong>Der</strong><br />

neue Entwurf beinhaltete<br />

insgesamt 3,4 Millionen DM.<br />

Obwohl der Aufbaustab sich<br />

bemüht hatte, mit wenig<br />

Haushaltsmitteln auszukommen,<br />

mußte er noch mehrere<br />

Kürzungen hinnehmen.<br />

Das war besonders bedauerlich,<br />

weil vor allem die<br />

Beweglichkeit der Leitung<br />

und der leitenden Kräfte auf<br />

der Landesebene darunter<br />

zu leiden hatten. Vielleicht<br />

erhellt ein Beispiel die Situation:<br />

<strong>Der</strong> Leitung des <strong>THW</strong><br />

wurden ganze zwei PKW als<br />

Dienstwagen Cl VW-Käfer<br />

und 1 Opel-Kapitän) bewilligt!<br />

Auch die gehaltliche Situation<br />

entspraCh der Zeit:<br />

Sie reichte von 300 bis 400<br />

DM für Bürokräfte bis 1 200<br />

DM für den Chef. Ein Kraftfahrer<br />

mußte bei einem Stundenlohn<br />

von etwa 1,13 DM<br />

schon reichlich Überstunden<br />

machen, wenn er 400 DM<br />

im Monat nach Hause bringen<br />

wollte.<br />

Am 22 . Januar 1951 wurde<br />

der bisherige Stellvertreter<br />

von Lummitzsch, Erich<br />

Hampe, Referatsleiter I C 7<br />

im Bundesministerium des<br />

Innern und schied somit aus<br />

der Leitung des <strong>THW</strong> aus.<br />

Als Leiter des Aufsichtsreferates<br />

blieb er aber dem <strong>THW</strong><br />

sachlich und freundschaftlich<br />

verbunden und konnte<br />

es nach Kräften fördern. Mit<br />

diesem Tage trennten sich<br />

zum zweiten Mal und nun<br />

endgültig die Berufswege<br />

der beiden TN- und <strong>THW</strong>­<br />

Leiter.<br />

Im übrigen stand das Jahr<br />

1951 weiterhin im Zeichen<br />

vorbereitender Besprechungen.<br />

Hier gab es zwei<br />

Schwerpunkte. Einerseits<br />

waren es die Bundesländer<br />

- eine Innenministerkonferenz<br />

fand am 8. Februar 1951<br />

mit Behandlung des Themas<br />

<strong>THW</strong> statt -, weitere Bundesund<br />

Landesbehörden, Wirtschaftsverbände<br />

, Arbeitgeberverbände,<br />

Gewerkschaften,<br />

Industrieunternehmen<br />

USW., andererseits waren es<br />

Ansprechpartner und zukünftige<br />

Führungskräfte in<br />

allen Bundesländern auf<br />

Landes- und Ortsebenen.<br />

Gespräche dieser Art hatte<br />

es zur Sondierung in kleinerem<br />

Umfang schon vor dem<br />

22. August 1950, dem Geburtstag<br />

des <strong>THW</strong>, gegeben.<br />

Sie wurden zunehmend intensiviert,<br />

die Fragen konkreter.<br />

Einrichtung<br />

von Landes- und<br />

Ortsverbänden<br />

Jetzt ging es definitiv um<br />

die baldige Mitarbeit von<br />

Führungskräften und Helfern<br />

in den zu errichtenden<br />

Landes-und Ortsverbänden.<br />

Hier ist festzuhalten, daß der<br />

Begriff Landesverbände zeitweilig<br />

durch den Begriff Bezirksverbände<br />

ersetzt wurde,<br />

weil einige kleinere Landesverbände<br />

mit anderen zu<br />

Bezirken zusammengefaßt<br />

werden mußten. Später gab<br />

es auf der Landesebene nur<br />

noch die heute bekannten<br />

Landesverbände, während<br />

die Bezeichnung Bezirksverband<br />

in den Stadtstaaten -<br />

entsprechend den Stadtbezirken<br />

- für Ortsverbände<br />

Erieh Hampe,<br />

Stellvertreter von<br />

Otto Lummitzseh<br />

1950/ 51<br />

Foto: <strong>THW</strong><br />

verwendet wurde. Das Gros<br />

der an einer ehrenamtlichen<br />

oder hauptamtlichen Mitarbeit<br />

interessierten idealistisch<br />

Gesonnenen im Bundesgebiet<br />

und West-Berlin<br />

rekrutierte sich in erster Linie<br />

aus Ehemaligen der TN, der<br />

Deutschen Wehrmacht und<br />

des Reichsarbeitsdienstes,<br />

soweit sie politisch nicht belastet<br />

waren.<br />

Bereits im Frühsommer<br />

1951 gab es in etwa 250<br />

Orten 2 000 bis 3 000 Personen,<br />

die, in Listen erfaßt, für<br />

plötzliche Einsatzaufgaben<br />

bereitstanden. Doch noch<br />

gab es keine Orts- oder Landesverbände<br />

in amtlicher<br />

Funktion. Noch fehlte das<br />

endgültige Startzeichen des<br />

Bundesministers des Innern,<br />

noch fehlte das Geld.<br />

Zu den ersten Ortsverbänden<br />

(OV) des <strong>THW</strong> - wenn es<br />

nicht überhaupt der erste<br />

<strong>THW</strong>-OV ist - gehört ohne<br />

Zweifel Nürnberg. Hier waren<br />

schon im Sommer 1950<br />

der spätere verdiente Ortsbeauftragte<br />

Andreas Müller<br />

und ein Kreis engagierter<br />

Praktiker zugange, so daß<br />

man zumindest von einem<br />

OV-ähnlichen Gebilde sprechenkann.<br />

Die Suche<br />

nach passenden<br />

Unterkünften<br />

Vorsorglich wurde in den<br />

in Betracht kommenden Orten<br />

nach Unterkünften für<br />

zu gründende <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />

bände gesucht. Aber auch<br />

dies war damals ein äußerst<br />

schwieriges Unterfangen,<br />

weil der Raumbedarf allgemein<br />

groß war und noch<br />

längst nicht alle in Trümmern<br />

liegenden Gebäude<br />

wiederaufgebaut oder neue<br />

Gebäude errichtet worden<br />

waren. So hatte das <strong>THW</strong><br />

von Anfang an und mindestens<br />

fünfundzwanzig Jahre<br />

lang, erst fast überall, später<br />

punktuell, unter Raumnot<br />

zu leiden. Dankenswerterweise<br />

ist jedoch das <strong>THW</strong><br />

auf diesem Gebiet ebenfalls<br />

sowohl von privater Seite als<br />

auch von amtlichen Stellen<br />

erheblich gefördert worden.<br />

Bevor es indessen zur Anmietung<br />

oder gar zum Kauf<br />

von Unterkünften für die<br />

<strong>THW</strong> -Ortsverbände kam,<br />

mußte man sich in privaten<br />

Räumen oder in Lokalen treffen.<br />

Soweit der Überblick über<br />

die ersten Monate, nachdem<br />

das Technische Hilfswerk ins<br />

Leben gerufen worden war.<br />

In der nächsten Ausgabe<br />

dieser Zeitschrift soll der Beitrag<br />

mit der beginnenden<br />

Arbeit der <strong>THW</strong>-Orts- und<br />

Landesverbände fortgesetzt<br />

werden.<br />

Anmerkung: Für Ergänzungen,<br />

Anregungen und<br />

Berichtigungen ist der Autor<br />

dankbar.<br />

48 Technisches Hilf swerk~


<strong>THW</strong>beim Tag<br />

der deutschen Einheit<br />

Bei den Feierlichkeiten<br />

zum Tag der<br />

deutschen Einheit<br />

arn 3. Oktober 1991<br />

in Harnburg war das<br />

Technische Hilfswerk<br />

als Behörde des<br />

Bundesrninisteriums<br />

des Innern mit einem<br />

Ausstellungsstand<br />

vertreten.<br />

N ach dem offiziellen<br />

Festakt im Börsensaal der<br />

Hamburger Handelskammer<br />

und der Einlaufparade<br />

von 16 Oldtimer -Schiffen mit<br />

den Flaggen der 16 Bundesländer<br />

bot das Bürgerfest auf<br />

den Straßen der Hansestadt<br />

Zehntausenden Gelegenheit,<br />

die unterschiedlichsten<br />

Einrichtungen des Bundes<br />

und des öffentlichen Lebens<br />

näher kennenzulernen. Die<br />

16 Bundesländer präsentierten<br />

sich mit Musik, Ausstellungen,<br />

Kleinkunst und kulinarischen<br />

Genüssen. Bundestag<br />

und Bundesrat, Ministerien,<br />

die Europäische<br />

Gemeinschaft und Partner-<br />

städte Hamburgs vervollständigten<br />

das bunte Bild<br />

an diesem ersten Tag der<br />

deutschen Einheit, ein Jahr<br />

nach deren Vollendung.<br />

<strong>Der</strong> Stand des Technischen<br />

Hilfswerks auf dem Jungfemstieg<br />

wurde von Helfern<br />

des <strong>THW</strong>-Landesverbands<br />

Hamburg eingerichtet und<br />

betreut. Hauptattraktion für<br />

Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit<br />

Foto: dpa<br />

spruch fand. <strong>Der</strong> Erlös aus<br />

dem Verkauf der heißbe­<br />

gehrten Mahlzeit, die von<br />

der <strong>THW</strong> -Helfervereinigung<br />

Wandsbek gestiftet worden<br />

war, wird Hamburgs Partnerstadt<br />

St. Petersburg zugutekommen.MitdemGeld<br />

soll medizinisches Gerät für<br />

ein Krankenhaus in der Stadt<br />

gekauft werden.<br />

Zu den prominenten Besuchern<br />

des <strong>THW</strong> -Standes gehörten<br />

der Botschafter der<br />

UdSSR in der BundesrepubUk,<br />

WladislawP. Terechow,<br />

sowie der Generalkonsul der<br />

UdSSR in Hamburg, Dr.<br />

Wladlen Usnezow. Bundesumweltminister<br />

Dr. Klaus<br />

Töpfer ließ sich von dem<br />

Hamburger <strong>THW</strong> -Landesbeauftragten<br />

Günter Trautvetter<br />

über die Aufgaben des<br />

Technischen Hilfswerks in<br />

der Hansestadt informieren.<br />

Weitere prominente Gäste<br />

waren der Staatsrat in der<br />

Behörde für Inneres, Dirk Reimers,<br />

und Landespolizeidirektor<br />

Krappen.<br />

die interessierten Bürger war<br />

ein Bergungsräumgerät,<br />

dessen vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />

sie so erstmals<br />

selbst in Augenschein nehmen<br />

konnten.<br />

In einer Feldküche des<br />

Technischen Hilfswerks boten<br />

die Helfer eine Erbsensuppe<br />

an, die bei den hungrigen<br />

Besuchern großen Zu-<br />

Zu den<br />

Besuchern<br />

des <strong>THW</strong>­<br />

Standes<br />

gehörte<br />

auch Bundesumweltminister<br />

Dr. Klaus<br />

Töpfer.<br />

Foto:<br />

Clasen<br />

iIf 49 Technisches Hilfswerk


John Allen Paulos:<br />

Zahlenblind. Mathematisches<br />

Analphabetentum<br />

und seine<br />

Konsequenzen<br />

Wilhelm Heyne Verlag,<br />

München 1990, 2. Auflage,<br />

230 Seiten, DM 34.-, ISBN 3-<br />

453-03623-9<br />

Wer Spaß an großen und<br />

kleinen Zahlen, an .Zahlenakrobatik"<br />

und Wahrscheinlichkeitsrechnungen<br />

hat<br />

oder Spaß daran gewinnen<br />

möchte, für den könnte das<br />

Buch Zahlenblind eine<br />

Fundgrube der Freude sein.<br />

<strong>Der</strong> US-Professor John Allen<br />

Paulos beklagt in diesem<br />

Werk das seiner Ansicht<br />

nach in der Gesellschaft weit<br />

verbreitete mathematische<br />

Analphabetentum. Das<br />

drücke sich zum Beispiel in<br />

der Unfähigkeit vieler aus, 1<br />

Million (= 1 000 000) und 1<br />

Milliarde (= 1 000 000 000)<br />

auseinanderzuhalten . Für<br />

diese Zahlenblindheit nennt<br />

Paulos eine Reihe von Ursachen,<br />

z. B. die völlig unzureichende<br />

Schulbildung.<br />

Viele Beispielrechnungen<br />

in diesem mathematischen<br />

Thriller (nicht alles aber dürfte<br />

für den Nichtfachmann<br />

ohne weiteres verständlich<br />

und nachvollziehbar sein)<br />

sind faszinierend, erhellend<br />

und/ oder kurios, etwa diese<br />

Rechnung (von Seite 58<br />

des Buches): Wie groß ist das<br />

Volumen des gesamten<br />

menschlichen Blutes in der<br />

Welt? Seine Rechnung<br />

kommt auf 19 Milliarden Liter.<br />

Demnach würde alles<br />

Blut in der Welt in einen<br />

Würfel mit einer Seitenlänge<br />

von etwa 267 Metern<br />

passen.<br />

Natürlich kann man nach<br />

dem Sinn derartiger Rechnungen<br />

fragen. Dennoch:<br />

Sie schulen den mathematischen<br />

Blick und fördern die<br />

Kritikfähigkeit. gerade auch<br />

gegenüber den vielen ZOhlenjongleuren<br />

und -tricksern,<br />

die es in allen Bereichen<br />

des gesellschaftlichen<br />

Lebens gibt.<br />

Allen Beispielen, die Paulos<br />

in dem Buch mathematisch<br />

erläutert, ist das Bestreben<br />

gemein, dem Leser die<br />

Welt der Zahlen und der<br />

Logik nahezubringen - in<br />

aufklärerischer Absicht.<br />

Denn, so erläutert Paulos<br />

selbst an einer Stelle seines<br />

Buches seine Streif- und Eroberungszüge<br />

durch die<br />

Welt der Zahlen: .Solche<br />

Berechnungen vermitteln<br />

ein Gefühl der Macht, das<br />

man nur schwer beschreiben<br />

kann, aber das wohl<br />

mit dem Wunsch zusammenhängt,<br />

die Welt geistig<br />

in den Griff zu bekommen."<br />

wol<br />

Gerald Deckcn1 et al.<br />

(Hrsg.):<br />

Katastrophen, die<br />

die Welt erschütterten<br />

Verlag Das Beste GmbH.<br />

Stuttgart 1991 , 320 Seiten,<br />

DM 59,90,<br />

ISBN 3-87070-394-6.<br />

Zerstörungen hinzu. Deshalb<br />

muß der Mensch alles daransetzen,<br />

die Auswirkungen<br />

von Naturkatastrophen zu<br />

begrenzen. Er kann denen<br />

helfen, die von Trockenheit<br />

und Hunger bedroht oder die<br />

infolge von Erdbeben obdachlos<br />

geworden sind, er<br />

Immer häufiger<br />

und spektakulärer<br />

geraten sie in<br />

die Schlagzeilen<br />

der Medien: Erdbeben<br />

und Vulkanausbrüche,<br />

Flutwellen und<br />

Überschwemmungen,<br />

Wirbelstürme<br />

und Lawinen,<br />

Hungersnöte<br />

und Seuchen,<br />

Tankerunglücke<br />

und Industrieunfälle.<br />

Solche Katastrophen<br />

kosten<br />

Menschenleben,<br />

vernichten<br />

die Tierwelt. zerstören<br />

Existenzgrundlagen<br />

und v~rändem kann helfen, die zerstörte<br />

das Gesicht der betroffenen Infrastruktur wieder aufzu­<br />

Landschaften. Gerade die bauen, und er kann schon<br />

Angehörigen großer Hilfsor- vorbeugend durch einen<br />

ganisationen wie des Tech- sorgsamen Umgang mit der<br />

nischen Hilfswerks kennen Natur dazu beitragen, daß<br />

die Folgen aller Arten von das Ausmaß der Naturkata­<br />

Katastrophen aus eigener strophen nicht das Unver­<br />

Anschauung oder aus Be- meidliche überschreitet.<br />

richten von Kollegen.<br />

Katastrophen, die die Welt<br />

Im Gegensatz zu den Men- erschütterten, schildert in<br />

schen früherer Jahrhunder- packender Weise ungefähr<br />

te wissen wir heute viel über 80 Katastrophen: vom Ausdie<br />

Ursachen von Katastro- sterben der Dinosaurier inphen.<br />

Dennoch verlieren je- folge von Meteoriteneindes<br />

Jahr mehr als 20 000 schlägen vor rund 65 Millio­<br />

Menschen bei Naturkata- nen Jahren über die biblistrophen<br />

ihr Leben, und oft sche Sintflut 3 500 vor Chrikommen<br />

unübersehbare stus und die große Pest im<br />

50 Technisches Hillswerk~


ücher über Bücher über Bücher über Bücher<br />

Italien des 14. Jahrhunderts<br />

bis zu dem verheerenden<br />

Erdbeben im Nordiran im<br />

Juni 1990. Neben Tatsachenberichten<br />

über diese<br />

dramatischen Ereignisse<br />

enthält das Buch auch Erläuterungen,<br />

wie es zu den<br />

Katastrophen gekommen<br />

ist, und läßt Augenzeugen<br />

zu Wort kommen. <strong>Der</strong> Band<br />

ist mit Fotos, Karten, Abbildungen<br />

und Zeichnungen<br />

reichlich illustriert. voller Informationen<br />

und verständlich<br />

geschrieben.<br />

S.K.<br />

Die Bilanz des<br />

20. Jahrhunderts<br />

Harenberg Verlag, Dortmund<br />

1991, 512 Seiten, DM<br />

98.-,<br />

ISBN 3-611-00199-6<br />

Ein ungewöhnliches Sachbuch<br />

liegt vor, ein Prachtband:<br />

in über 200 Kapiteln<br />

eine Bestandsaufnahme des<br />

20. Jahrhunderts, in dem<br />

sich so vieles ereignet hat .<br />

wie wohl kaum während<br />

eines Jahrhunderts in der<br />

Geschichte. Es scheint beim<br />

Lesen des Werkes, als habe<br />

sich dieses Jahrhundert wegen<br />

der ungeheuren Fülle<br />

der Ereignisse schon jetzt an<br />

die Wende gebracht und<br />

könne getrost den Schritt ins<br />

dritte Jahrtausend wagen.<br />

Wo haben wir zu Beginn des<br />

Jahrhunderts gestanden,<br />

wohin sind wir in seinem<br />

Verlauf gegangen? Diese<br />

Fragen werden, editorisch<br />

brillant aufgearbeitet. ausführlich<br />

beantwortet.<br />

Die Bilanz des 20. Jaluhunderts<br />

stellt den Fortschritt<br />

dem Rückschritt gegenüber<br />

und warnt davor, die Geschichte<br />

zu wiederholen.<br />

Das Buch ist Nachschlagewerk<br />

und Dokurnentation<br />

zugleich. Es enthält keine<br />

übliche Bilanz in chronologischer<br />

Reihenfolge, sondern<br />

stellt die ineinandergreifenden<br />

und auseinander<br />

resultierenden Geschehnisse<br />

und Leistungen des<br />

Jahrhunderts nach Themenschwerpunkten<br />

geordnet<br />

dar: Höhepunkte und Tiefpunkte<br />

- Die Menschen -<br />

Krieg und Frieden - Staat<br />

und Staaten - Recht und<br />

Umecht - Alltag und Familie<br />

- Arbeit und Freizeit -<br />

Bildung und Ausbildung -<br />

Wissenschaft und Forschung<br />

- Mensch und Medizin<br />

- Wirtschaft. Text, Grafiken,<br />

Fotos und Tabellen<br />

sind eng miteinander verbunden<br />

und erhellen jeweils<br />

das behandelte Thema.<br />

Dieses Buch eignet sich<br />

hervorragend als Geschenkband.<br />

Es ist eine Bereicherung<br />

für jede Hausbibliothek,<br />

eine Hilfe für den Unterricht<br />

an Schulen und<br />

Volkshochschulen oder für<br />

jeden, der wissen möchte,<br />

wie das alles gewesen ist<br />

und in Zusammenhang<br />

stand, was er zu einem guten<br />

Teil selbst miterlebt hat.<br />

emo<br />

Willi Richarz:<br />

Zum Umgang<br />

mit der Presse<br />

Boorberg-Verlag, 1990,<br />

50 Seiten, DM 12,50,<br />

ISBN 3-415-01445-2<br />

Im <strong>THW</strong>-Ortsverband hat<br />

der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit<br />

für seine Aufgaben<br />

ein eigenes Handbuch<br />

zur Verfügung. Für den<br />

Umgang mit der Presse bietet<br />

das Buch Zum Umgang<br />

mit der Presse von Willi Richarz<br />

aber weit umfassenderen<br />

Rat für die Zusarmnenarbeit<br />

mit Journalisten aus<br />

der Erfahrung von Insidern.<br />

Die .Pressefibel" (Richarz)<br />

geht nicht auf technische<br />

Einzelheiten, geschichtliche<br />

Dinge oder auf den Beruf<br />

des Journalisten ein, sondern<br />

erklärt ausschließlich<br />

die .Benutzeroberfläche" der<br />

typischen Zeitungsredaktion.<br />

Immer an der Arbeitsweise<br />

von Journalisten orientiert,<br />

verrät Richarz, beraten<br />

von zwei Presseprofis,<br />

wie man Zeitungsleuten den<br />

Umgang mit der eigenen Organisation<br />

erfreulich gestaltet<br />

und welche Standard­<br />

Fauxpas man ihnen tunlichst<br />

erspart. <strong>Der</strong> Vollständigkeit<br />

halber stehen am<br />

Schluß des Buches noch viereinhalb<br />

dichtgedrängte Seiten<br />

über Presserecht. A u ch<br />

hier orientiert sich das Bu ch<br />

an der Praxis. Mehr Platz als<br />

die abstrakten Leitsätze<br />

selbst nimmt deren wirkliche<br />

Ausgestaltung im Pressealltag<br />

ein.<br />

Ein Bonbon am Rand e :<br />

Daß auf Seite 15 des in Bayern<br />

entstandenen Buches<br />

gerade das <strong>THW</strong> für ein<br />

Textbeispiel herangezogen<br />

wird, zeigt doch, daß unsere<br />

Öffentlichkeitsarbeit d ort<br />

schon gefruchtet hat.<br />

A . G .<br />

~51 Technisches Hillswerk

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