Der THW - THWhS
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Der THW - THWhS
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Inhalt:<br />
Die Zukunft des '<strong>THW</strong><br />
Rudolf Seiters neuer Bundesinnenrninister<br />
Flutkatastrophe in Bayern<br />
Bundesverdienstkreuz 1, Klasse für Helmut Meier<br />
<strong>THW</strong> -Ortsver1::Xmde in den neuen Ländern<br />
Katastrophenschutz über Grenzen hinweg<br />
Gefahren beim Auslcmdseinsatz<br />
Bald <strong>THW</strong>-Berater für deutsche Botschaften?<br />
Neue Mitwirkungsverordnung<br />
Auswärtiges Amt beim Ortsverband Siegburg<br />
<strong>Der</strong> Landesverband Hamburg<br />
Klausurtagung der Landessprecher<br />
Zwischenbilanz Sowjetunion-Hilfe<br />
<strong>THW</strong>-Jugend in Rumänien<br />
Fachberatertagung<br />
Bilanz der Auslandseinsätze<br />
Interview mit dem rheinland-pfälzischen Innenrninister Zuber<br />
Bergungseinsatz in Hanau<br />
Konzept zur Neustrukturierung der Einheiten<br />
<strong>THW</strong> in Äthiopien<br />
Besondere Anlässe in Bonn: Das <strong>THW</strong> hilft<br />
Iran-Einsatz geht weiter<br />
Meinungsumfrage: <strong>THW</strong> genießt großes Ansehen<br />
Nachrichten<br />
Angst in Todesnähe (Teil TI)<br />
<strong>THW</strong>-Jugend in Belgien<br />
Haushaltsplan 1992<br />
Aus der Geschichte des <strong>THW</strong> (Teil D<br />
<strong>THW</strong> beim Tag der deutschen Einheit<br />
,.. über Bücher über Bücher über Bücher .. ,<br />
IMPRESSUM<br />
ISSN 0941 -0945<br />
Herausgeber: Osang Verlag GmbH<br />
im Auftrag des Direktors der Bundesanstalt<br />
Technisches Hilfswerk; Koordination: Guido Selzner<br />
unter redaktioneller Mitarbeit von Alexander Glass<br />
Verantwortlich: Günther Wollrner im Osang Verlag<br />
Redaktion: Stefan Koch. Ulrich Becher<br />
Layout: Concept 2 000. 6701 Meckenheim<br />
Anschrüt des Verlages und der Redaktion:<br />
Osang Verlag GmbH.<br />
Am Römerlager 2.<br />
5300 Bonn 1<br />
Telefon (0228) 67 83 83 und 67 85 23<br />
Telefax: 67 96 31<br />
Druck: Pfälzische Verlagsanstalt Landau<br />
Fotos Titel- und Rückseite: K. Hilberath<br />
2 Technisches Hilfswerk ~
Die Zukunft<br />
des<strong>THW</strong><br />
von J ohannes Gerster<br />
MdB, Präsident der<br />
<strong>THW</strong> -Helfervereinigung<br />
In einer glanzvollen<br />
Feierstunde konnte<br />
das Technische<br />
Hilfswerk vor einem<br />
Jahr sein 40jähriges<br />
Bestehen feiern.<br />
Wenn die Zahl der<br />
Ehrengäste ein<br />
Gradmesser für die<br />
Anerkennung sein<br />
kann, dann ist es<br />
um das <strong>THW</strong> gut<br />
bestellt.<br />
Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker<br />
und Bundesinnenrninister<br />
Dr. Wollgang<br />
Schäuble führten die<br />
Schar hochrangiger<br />
Gäste aus dem Inund<br />
Ausland an. Sie<br />
alle waren sich<br />
einig: Das <strong>THW</strong> hilft<br />
uns allen, es schadet<br />
niemandem.<br />
D iese Meinung galt<br />
nicht immer in den letzten<br />
Jahren. Noch im Umfeld der<br />
Novellierung des Katastrophenschutz-Ergänzungsgesetzes<br />
gab es versteckte und<br />
offene Kampfansagen gegen<br />
das <strong>THW</strong>. Die noch fehlende<br />
gesetzliche Grundlage<br />
und unterschiedliche Interpretation<br />
seines Auftrages<br />
waren dabei sicherlich nicht<br />
nur ein Vorwand. Dies ist<br />
vorbei.<br />
<strong>THW</strong> - wichtiger<br />
Bestandteil des Sicherheitssystems<br />
Die hohe berufliche Qualifikation<br />
des Führungspersonals,<br />
die große Hilfsbereitschaft<br />
und der enorme Leistungswille<br />
der Helferschaft<br />
haben dem Technischen<br />
Hilfswerk zu hohem Ansehen<br />
im In- und Ausland verholfen.<br />
So ist das <strong>THW</strong> zu<br />
einem wichtigen Teil im Sicherheitssystem<br />
für unsere<br />
Bürger und zu einem wichtigen<br />
Instrument humanitärer<br />
Hilfe im Ausland geworden.<br />
Daher war es nur konsequent.<br />
daß mit dem <strong>THW</strong>-<br />
Helferrechtsgesetz jetzt eine<br />
Grundlage geschaffen ist,<br />
von der aus das Technische<br />
Hilfswerk seinen Auftrag,<br />
• technische Hilfe im Zivilschutz,<br />
• humanitäre Hilfe im Ausland,<br />
• technische Hilfe bei Unglücksfällen<br />
im Inland<br />
zu leisten, erfüllen kann.<br />
Zivilschutz trotz<br />
veränderter<br />
politischer Lage<br />
Das Technische Hilfswerk<br />
hat seinen Platz in unserer<br />
Gesellschaft gefunden. Dies<br />
ist gut so, denn auch die<br />
dramatisch veränderte weltpolitische<br />
Lage, die uns in<br />
Europa eine große sicherheitspolitische<br />
Entspannung<br />
gebracht hat, enthebt den<br />
Staat nicht seiner Pflicht, für<br />
den Schutz seiner Bevölkerung<br />
vorzusorgen. So ist es<br />
mehr als konsequent. wenn<br />
Bundesinnenminister<br />
Dr. Wolfgang Schäuble in<br />
seiner Festansprache am<br />
22 . August 1990 sagte: .Diese<br />
Bundesregierung bekennt<br />
sich zu ihrer verfassungs-<br />
rechtlichen Pflicht, die Bevölkerung<br />
vor den Folgen<br />
auch eventueller rnilitärischer<br />
Auseinandersetzungen<br />
zu schützen.' Diese<br />
Pflicht ist nicht deshalb überholt,<br />
weil gottlob der Ost<br />
West-Konflikt und der Kalte<br />
Krieg endgültig beendet zu<br />
sein scheinen.<br />
Dieses Bekenntnis ist wichtig;<br />
es widerlegt die selbsternannten<br />
Friedensschützer,<br />
die Zivilschutz immer als<br />
Kriegsvorbereitung diffamiert<br />
haben.<br />
Zu einer aktiv en und - wie<br />
sich zeigt - erfolgreichen Friedenssicherungspolitik<br />
gehört<br />
die aktive Verteidigungsbereitschaft.<br />
Dies unterstreichen<br />
auch die Zusatzprotokolle<br />
zu dem Genfer<br />
Abkommen, die die Bundesregierung<br />
inzwischen ratifiziert<br />
hat.<br />
Neue Schwerpunkte<br />
im Denken<br />
und Handeln<br />
Die für uns alle erfreulich<br />
veränderte politische Großwetterlage<br />
setzt neue<br />
iIf 3 Technisches Hilfswerk
Schwerpunkte im Denken<br />
und Handeln. Noch ist es zu<br />
früh, einen ewigen Frieden<br />
in MiUeleuropa für gegeben<br />
anzusehen. Aber die geschaffenen<br />
Fakten lassen<br />
eine Rückkehr zu den Vor<br />
Wende-Gegebenheiten als<br />
immer weniger wahrscheinlich<br />
erscheinen.<br />
So liegt in diesem Wandel<br />
eben eine Chance, eine Herausforderung<br />
auch für den<br />
Zivil- und Katastrophenschutz.<br />
Noch mehr können<br />
wir jetzt das Augenmerk auf<br />
den friedensmäßigen Katastrophenschutz<br />
richten. Neben<br />
den freiwilligen Hilfsor-<br />
Mecklenburg<br />
Vorpommern 11<br />
Brandenburg 15<br />
Sachsen-Anhalt 14<br />
Thüringen<br />
Sachsen<br />
Berlin-Ost<br />
14<br />
21<br />
5<br />
In diesen 80 Einheiten werden<br />
ca. 8 000 Helferinnen<br />
und Helfer tätig sein. Das<br />
Technische Hilfswerk ist damit<br />
fest eingebunden in den<br />
Einigungsprozeß; es trägt bei<br />
zur Schaffung gleicher Lebensverhältnisse<br />
.<br />
Einsätze im In- und<br />
Ausland<br />
Das Präsidium<br />
der <strong>THW</strong>-Bundeshelfervereinigung<br />
(gewählt auf der 8. Bundesversammlung<br />
im Oktober 1990)<br />
Präsident:<br />
Vizepräsident:<br />
Vizepräsident:<br />
Bundesschatzmeister:<br />
Schriftführer:<br />
Beigeordnete:<br />
Bundesjugendleiter:<br />
<strong>THW</strong> -Bundessprecher:<br />
<strong>THW</strong>-Direktor:<br />
Kassenprüfer:<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Im Frankenkeller 51<br />
5300 Bonn 2<br />
Telefon:<br />
Telefax:<br />
ganisationen steht hier auch ----------<br />
das <strong>THW</strong>.<br />
Mit 8 268 Alarmierungen<br />
Gefragt nach der Wichtig- und rund 688 000 Einsatzkeit<br />
und Wertschätzung von stunden wurde es im ver- Flüchtlingslagern in der Tür<br />
Einrichtungen des öffentli- gangenen Jahr mehr als je kei und im Iran tätig und<br />
chen Lebens, haben nach zuvor um Hilfe gebeten. Die- leisten dort wirkungsvolle<br />
der letzten Studie des Mann- se Zahlen sind gewiß kein Hilfe. Ich denke aber auch<br />
heimer Instituts für praxisori- Anlaß zur Freude, denn sie an die Hilfsmaßnahmen für<br />
entierte Sozialforschung signalisieren nur die große die Sowjetunion. Hunderte<br />
(ipos) die Bundesbfuger das Not. die jeden einzelnen Ein- von Helferinnen und Helfern<br />
Technische Hilfswerk auf den satz erforderlich machte. Ich waren im Einsatz und opferzweiten<br />
Platz nach dem Bun- erinnere hier nur beispielhal- ten häufig sogar ihren Jahdeskriminalamt<br />
gesetzt (vgl. ber an die Hochwasserkata- resurlaub, um die Hilfsgüter<br />
S.38-40). stropheninSüddeutschland nach Charkow, Moskau<br />
und die Schäden durch die oder Leningrad zu schaffen.<br />
<strong>THW</strong>inden<br />
Frühjahrsstürme . Ohne <strong>THW</strong><br />
neuen Ländern<br />
lief in beiden Fällen nichts Bedeutung<br />
mehr. Ich denke aber auch der Fachdienste<br />
Die Aussage von dem gefundenen<br />
an den Einsatz der Frauen<br />
Platz des <strong>THW</strong> in und Männer, als der Flücht<br />
Hier wird deutlich, wo das<br />
unserer Gesellschaft und seiner<br />
lingsstrom über Ungarn und <strong>THW</strong> seine Schwerpunkte<br />
Zuordnung ist also nicht die heutige CSFR ins kaum künftig setzen wird im Kampf<br />
nur eine politische, sondern noch Meßbare anschwoll gegen die moderne Bedrohung<br />
sie entspricht der Realität. So und letztlich die Grenzbäume<br />
des Lebens, der Ge<br />
ist es auch verständlich,<br />
fielen.<br />
sundheit und des Eigentums.<br />
wenn die Regierungen in Aber auch international ist Als Träger der Fachdienste<br />
den neuen Bundesländern das <strong>THW</strong> ein gefragter Partner.<br />
Bergung und Instandset<br />
schon frühzeitig für d ie Bildung<br />
So ist eine enge Zusamzung<br />
ist es für eine wirksame<br />
von <strong>THW</strong>-Einheiten menarbeit zwischen dem Abwehr größerer Gefahren<br />
votiert haben. Insgesamt sollen<br />
<strong>THW</strong> und dem Hohen Flücht<br />
unverzichtbar .<br />
bis 1995 80 Ortsverbänlingskommissar<br />
der Verein<br />
Als Bundesorganisation<br />
de gebildet werden. Nach ten Nationen gewachsen, mit überregionalen Ausbildungs-<br />
der derzeitigen Planung sollen<br />
die sich in diesen Tagen im<br />
und Einsatzmöglich<br />
sie wie folgt verteilt wer<br />
Iran erneut bewährt. Rund keiten ist sein Einsatz zudem<br />
den:<br />
100 Spezialisten sind in den äußerst ökonomisch und<br />
Johannes Gerster MdB<br />
Horst Frentrup<br />
Hans-Joachim Wiegand<br />
Peter Weiler<br />
Frank Schulze<br />
Heinz Köllisch<br />
OUo Reschke MdB<br />
Dieter Pfefferkorn<br />
Rolf Trodler<br />
Klaus Müller<br />
Günter Seekatz<br />
Gerd Jürgen Henkel<br />
Hans Gocke<br />
Manfred Düll<br />
Johanna Haller<br />
Paul Streit<br />
Inga Theißinger<br />
0228/ 34 10 63<br />
0228/ 348169<br />
fachlich sinnvoll.<br />
Außenpolitisch von hoher<br />
Bedeutung ist der humanitäre<br />
Einsatz des Technischen<br />
Hilfswerks im Ausland. Seit<br />
dem ersten Einsatz 1953 bei<br />
der Flutkatastrophe in Holland<br />
war fast ständig eine<br />
Einheit irgendwo in der Welt<br />
tätig. Dies hat zu partnerschaftlichen<br />
Verbindungen<br />
mit vielen Ländern geführt.<br />
Diese internationalen Einsät -<br />
ze des <strong>THW</strong> wollen wir noch<br />
leichter möglich machen<br />
durch Entbürokratisierung<br />
des Entsendeverfahrens zwischen<br />
dem Bundesministerium<br />
des Innern und dem<br />
Auswärtigen Amt.<br />
<strong>THW</strong> handelt in gesetzlichem<br />
Auftrag<br />
Von wachsender Bedeutung<br />
ist der dritte im Gesetz<br />
beschriebene <strong>THW</strong> -Auftrag:<br />
die Unterstützung der für die<br />
Gefahrenabwehr zuständigen<br />
Stellen im Inland. Diese<br />
Aufgabe wird von der Helferschaft<br />
mit großem Ernst<br />
4 Technisches Hilfswerk iIf
wahrgenommen. Sie läßt<br />
praktische Hilfe vor Ort unmittelbar<br />
wirksam werden,<br />
wie die Betreuung der Ausund<br />
Übersiedler in den Jahren<br />
1989/ 90 oder die Abwehr<br />
und Beseitigung der<br />
Sturm- und Hochwasserschäden<br />
gezeigt haben.<br />
In diesem friedensmäßigen<br />
Katastrophenschutzeinsatz<br />
lag bisher ein Hauptansatz<br />
der Kritik des Deutschen<br />
Feuerwehrverbandes. Diese<br />
ist mit der Gesetzesformulierung,<br />
der der Deutsche Feuerwehrverband<br />
ausdrücklich<br />
zugestimmt hat, behoben.<br />
So wird das Technische<br />
Hilfswerk in Zukunft seinen<br />
gesetzlichen Auftrag in Part-<br />
nerschaft mit den Kommunen,<br />
den Ländern und den<br />
anderen Hilfsorganisationen<br />
wahrnehmen. Es trägt damit<br />
dazu bei. die Verpflichtung<br />
des Staates zu erfüllen,<br />
größtmögliche Sicherheit für<br />
seine Bürger zu schaffen.<br />
Rudolf Seiters<br />
neuer Bundesminister<br />
des Innern<br />
Nach der Ankündigung<br />
von Bundeskanzler<br />
Dr. Helmut<br />
Kohl fand Ende<br />
November 1991 ein<br />
kleines Kabinettsrevirement<br />
statt. Minister<br />
Dr. Wolfgang<br />
Schäuble wurde<br />
Vorsitzender der<br />
Bundestagsfraktion<br />
der CDUj CSU, der<br />
Chef des Bundeskanzleramtes,<br />
Minister<br />
Rudolf Seiters<br />
(54), wurde sein<br />
Nachfolger im Bundesministerium<br />
des<br />
Innem.<br />
drohten, gelang es ihm, eine<br />
n eu e Satzung durchzuboxen.<br />
Rudolf Seiters kennt das<br />
<strong>THW</strong> wie nur wenige Politiker<br />
aus eigener Anschauung.<br />
Er hält nach wie vor<br />
enge Kontakte zum <strong>THW</strong> im<br />
Unterernsland. Wichtige Entscheidungen<br />
der letzten Zeit<br />
wie zum Beispiel über den<br />
Aufbau des <strong>THW</strong> in den neu-<br />
en Ländern und über die<br />
Ausstattung mit neuen<br />
D er neue Bundesinnenminister<br />
ist ein bewährter<br />
Freund des Technischen<br />
Hilfswerks. Er war längere<br />
zeit Vorsitzender der Landeshelfervereinigung<br />
Niedersachsen.<br />
Unvergessen ist<br />
seine Regie als Leiter der<br />
4. Bundesversammlung der<br />
Helfervereinigung im Jahre<br />
1985 in Meppen. In einer<br />
total verfahrenen Situation,<br />
in der mehrere Landesver -<br />
bände mit ihrem Austritt<br />
<strong>Der</strong> neue<br />
und der alte<br />
Bundesminister<br />
des<br />
Innern,<br />
Rudolf<br />
Seiters und<br />
Dr. Wolfgang<br />
Schäuble<br />
Foto: Eis<br />
Transportfahrzeugen sind<br />
von ihm erfolgreich beeinflußt<br />
worden.<br />
Auf dem 11 . Bundeswettkampf<br />
1991 in Mainz sprach<br />
er allen ehren- und hauptamtlichen<br />
Angehörigen des<br />
<strong>THW</strong> seinen Respekt und<br />
seine Anerkennung aus und<br />
sagte dem <strong>THW</strong> seine Unterstützung<br />
auch weiterhin zu.<br />
o 5 Technisches Hilfswerk
von Jürgen Delle<br />
Fünf Tote, unzählige<br />
Verletzte und über<br />
60 Millionen Mark<br />
Schaden in Ostbayern.<br />
Meteorologen<br />
verzeichneten Regenfälle<br />
wie seit 45<br />
Jahren nicht mehr.<br />
Vom Landkreis<br />
Cham an der Grenze<br />
zur CSFR über<br />
Passau hinaus bis<br />
nach Salzburg erstreckte<br />
sich die<br />
gewaltige und verheerende<br />
Wetterfront.<br />
<strong>Der</strong> bayerische<br />
Ferienmonat August<br />
begann alles andere<br />
als erholsam.<br />
<strong>THW</strong>-Helfer aus 17<br />
Ortsverbänden<br />
waren ebenso im<br />
Einsatz wie 2 000<br />
Helfer der Feuerwehr,<br />
des Roten<br />
Kreuzes, der Einheiten<br />
des Katastrophenschutzes<br />
und<br />
Soldaten der Bundeswehr.<br />
V om 1. bis zum 6. August<br />
1991 waren insgesamt<br />
619 <strong>THW</strong>-Helfer aus den Regierungsbezirken<br />
Oberpfalz,<br />
Nieder- und Oberbayern<br />
14 869 Stunden zur Hilfeleistung<br />
eingesetzt. Im Landkreis<br />
Cham wurde für das<br />
Gemeindegebiet Neukirchen<br />
bei Hl. Blut Katastrophenalarm<br />
durch den Landrat<br />
ausgelöst.<br />
4 Meter hohe<br />
Flutwelle<br />
Es begann alles relativ<br />
harmlos. Am 1. August gegen<br />
17 Uhr kam der erste<br />
Alarm für die Feuerwehr<br />
Neukirchen bei Hl. Blut. Sie<br />
wurde nach Larnberg gerufen,<br />
um nach einem Wolkenbruch<br />
einen überfluteten<br />
Keller auszupumpen - reine<br />
Routinesache . In Neukirchen<br />
selbst war bis dahin noch<br />
kein Tropfen Regen gefallen.<br />
In Larnberg konnte man<br />
die drohende Gefahr jedoch<br />
bereits erkennen. ber Schicherbach<br />
führte gewaltige<br />
Wasserrnassen. Einige 100<br />
Meter vor Neukirchen bei<br />
Hl. Blut vereinigen sich der<br />
Schicher- und der Kaltenbach.<br />
Trotz mehrerer Versuche<br />
der Feuerwehr, in Lamberg<br />
einen Damm zu errichten.<br />
war die Flutwelle nicht<br />
mehr aufzuhalten. <strong>Der</strong> reißende<br />
Strom drang mit rasendem<br />
Tempo und brachialer<br />
Gewalt weiter in den<br />
Ortsteil Walching vor. Für<br />
die völlig überraschten Bewohner<br />
blieb nur noch Zeit,<br />
sich in Sicherheit zu bringen.<br />
Sie retteten sich in den meisten<br />
Fällen in die oberen<br />
Stockwerke ihrer Häuser.<br />
Die Flut kam gegen 17.30<br />
Uhr. Um 18 Uhr stand bereits<br />
der gesamte Ortsteil Walching<br />
bis zu vier Meter unter<br />
Wasser.<br />
August 1991<br />
- Hochwasser in der<br />
Passauer Altstadt<br />
Foto: Roider<br />
50 Menschen in<br />
Lebensgefahr<br />
Die Flutwelle brachte drei<br />
Menschen den Tod. Ein<br />
68jähriger Mann und eine<br />
70jährige Frau ertranken in<br />
den Fluten. Bei der Evakuierung<br />
starb eine 72jährige an<br />
Herzversagen.<br />
Die Wasserrnassen zerstörten<br />
nicht nur erdgeschossige<br />
Wohnungen, Betriebe,<br />
Arztpraxen und eine Tankstelle<br />
sowie 80 PKW bis zur<br />
Schrottreife, sondern gefährdeten<br />
auch 50 Menschen auf<br />
einem Campingplatz in der<br />
Nähe von Neukirchen. Die<br />
Flut hatte Campingwagen,<br />
Zelte und Wohnmobile fortgeschwemmt.<br />
Die Bewohner<br />
retteten sich auf Bäume und<br />
riefen verzweifelt um Hilfe.<br />
Mit Booten gelang es Rettungsmannschaften,<br />
die<br />
vom Wasser eingeschlossenen<br />
Menschen zu retten.<br />
6 Technisches Hilfswerk ~
Gegen 18 Uhr wurde durch<br />
Landrat Ernst Girmindl der<br />
Katastrophenalarm für das<br />
vom Hochwasser betroffene<br />
Gebiet erklärt, der erst am<br />
Sonntag, dem 4 . August,<br />
abends gegen 21 Uhr wieder<br />
aufgehoben werden<br />
konnte.<br />
Warum Schäden in<br />
diesem Ausmaß?<br />
Auszüge aus dem Bericht<br />
des Landratsamtes Cham an<br />
das Lagezentrum beim<br />
Bayerischen Innenministerium:<br />
"Am Donnerstagnachrnittag<br />
ging über der Gegend<br />
ein länger anhaltender, sehr<br />
ergiebiger wolkenbruchartiger<br />
Regen nieder. Nachdem<br />
es bereits am Vormittag und<br />
in der Nacht geregnet hatte,<br />
war der Boden offenbar nicht<br />
mehr aufnahmefähig. Von<br />
den Hängen im Einzugsbereich<br />
des Schicherbaches,<br />
die überwiegend als Grünland,<br />
aber auch forstwirtschaftlich<br />
genutzt werden,<br />
flossen erhebliche Mengen<br />
Niederschlagswasser in den<br />
Bach. Diese rissen die Grasnarbe<br />
und Bäume samtWurzelstock<br />
mit. Nördlich des am<br />
Hang gelegenen Ortsteils<br />
Larnberg verläuft der Bach<br />
in einem relativ steilen Einschnitt<br />
zwischen dem Atzelberg<br />
(590 m) und dem Ständelberg<br />
(595 m) durch ein<br />
mit Fichten, die unmittelbar<br />
an das Bachbett heranreichen,<br />
dicht bewaldet es<br />
Grundstück. Dort hat sich aus<br />
dem Treibzeug erstmalig ein<br />
Stau gebildet. Als der Stau<br />
brach, entstand eine Flutwelle.<br />
Diese wurde ca.<br />
800 m talabwärts durch ein<br />
an der Abzweigung der Gemeindeverbindungsstraßen<br />
nach Rittersteig bzw. Lamberg<br />
j Mais quer zum Tal<br />
angelegtes Sägewerk mit<br />
westläufigem Holzlager<br />
nochmals aufgefangen. Als<br />
auch dieser Stau nachgab,<br />
entstand eine Flutwelle, die<br />
ohne Brechung durch Hindernisse<br />
auf die Bebauung<br />
traf und, nachdem das Wasser<br />
vom Kanal nicht mehr<br />
aufgenommen wurde, sich<br />
im wesentlichen durch die<br />
im Ort parallel zum Bach verlaufende<br />
Straße ihren Weg<br />
bahnte. Die Wucht der Flutwelle<br />
läßt sich nicht nur an<br />
den eingedrückten Türen<br />
und Fenstern ermessen, sondern<br />
auch an den oben aufgezeigten<br />
Beschädigungen."<br />
60-Stunden-Regen:<br />
Bis zu 100 Liter<br />
Niederschlag pro<br />
Quadratmeter in<br />
24 Stunden<br />
<strong>Der</strong> Dauerregen traf jedoch<br />
nicht nur den Landkreis<br />
Cham. Schwere Verwüstungen<br />
gab es auch im<br />
südwestlich von Neukirchen<br />
gelegenen Kötzting, wo zahlreiche<br />
Fahrzeuge auf dem<br />
Hof eines Autohauses buchstäblich<br />
in den Fluten versanken.<br />
<strong>Der</strong> gesamte ostbayerische<br />
Raum wurde durch<br />
Unwetter in Mitleidenschaft<br />
gezogen. Über Landshut,<br />
Straubing, Bogen, Vichtach,<br />
Pfarrkirchen, Vilshofen im<br />
Landkreis Pass au bis hin<br />
nach Mühldorf am Inn und<br />
Passau überfluteten die verh<br />
eerenden Niederschläge<br />
weite Landstriche, Städte<br />
und Dörfer. Im niederbayerischen<br />
Pfarrkirchen ertrank<br />
ein siebenjähriges Mädchen<br />
beim Spielen im Sulzbach.<br />
Katastrophenalarm mußten<br />
auch der Landrat von<br />
Rottal-Inn und der Passauer<br />
Oberbürgermeister auslösen.<br />
Bis zu 27 Stunden waren<br />
die Helfer vom Donnerstag<br />
abend bis zum Freitag in<br />
die Nacht hinein ununterbrochen<br />
im Einsatz.<br />
Mancherorts waren die<br />
Feuerwehren durch von<br />
Blitzschlag ausgelöste Brände<br />
gebunden. Doch die Zusammenarbeit<br />
der Helfer<br />
hätte nicht besser sein können,<br />
meinten Verantwortliche<br />
der eingesetzten Organisationen.<br />
In Böbrach in der<br />
Nähe der Stadt Viechtach<br />
im Bayerischen Wald retteten<br />
<strong>THW</strong>-Helfer und Feuerwehrleute<br />
64 Kinder von einem<br />
überschwemmten Zeltplatz.<br />
Aus Einödhöfen wurden<br />
Kühe vor dem Wasser<br />
gerettet.<br />
Hält der Stausee?<br />
In Pfarrkirchen, Landkreis<br />
Rottal-Inn, löst Landrätin Bruni<br />
Mayer am Freitag früh -<br />
es ist der 2. August - um<br />
7 Uhr Katastrophenalarm<br />
aus. Die Rott führt in Birnbach<br />
2,71 m über normal.<br />
Die maximale Stauhöhe am<br />
Rottausee von 3,87 m ist bis<br />
auf einen Zentimeter erreicht.<br />
Hält der Stausee? Diese<br />
Frage stellen sich viele Bürger.<br />
Experten meinen, der<br />
Damm sei sicher. In Pfarrkirchen<br />
gastiert der Circus Krone.<br />
Am Premierenabend<br />
steht plötzlich das Wasser<br />
80 cm hoch in der Manege<br />
des 4 000 Zuschauer fassen-<br />
Sandsäcke gegen die Fluten:<br />
<strong>THW</strong>-Helfer aus EggenfeIden im Einsatz<br />
Foto: Minner<br />
~ 7 Technisches Hilfswerk
)<br />
j<br />
den Zeltes. 400 Artisten und<br />
Helfer führen die Tiere zum<br />
Bahnhof und verladen sie in<br />
die sicheren und trockenen<br />
Eisenbahnwaggons. Überflutete<br />
Straßen werden gesperrt.<br />
Neugierige behindern<br />
die Helfer. Von Ferienzeit in<br />
Bayern keine Spur.<br />
<strong>THW</strong>-Helfer aus den Ortsverbänden<br />
A ltötting, Bad<br />
Aibling, Berchtesgadener<br />
Land, Markt Schwaben ,<br />
Mühldorf, Traunreut und<br />
Traunstein (alle Oberbayern)<br />
waren zur Hilfeleistung<br />
eingesetzt. ebenso wie die<br />
Ortsverbände aus Niederbayern<br />
(EggenfeIden, Passau,<br />
Simbach und Vilshofen)<br />
sowie aus der Oberpfalz die<br />
Ortsverbände Cham, Neunburg<br />
v . Wald, Oberviechtach.<br />
Roding, Schwandorf<br />
und Wörthj Donau.<br />
<strong>THW</strong> hilft in Salzburg<br />
Am Freitag nachmittag<br />
16.30 Uhr wird Alarm für das<br />
<strong>THW</strong> Berchtesgadener Land<br />
in MitterfeIden ausgelöst. Die<br />
gen mit 58 und 90 Kilovoltampere<br />
Leistung setzte<br />
das <strong>THW</strong> ein. Eine große Tiefgarage<br />
sowie Keller und<br />
Garagen wurden leergepumpt.<br />
Ortsbeauftragter Werner<br />
Berufsfeuerwehr Salzburg Scharbert: HDie reibungslose<br />
bittet um Unterstützung. Seit Zusammenarbeit mit der<br />
Donnerstag haben sintflut- Salzburger Feuerwehr, vieartige<br />
Regenfälle die Lan- len freiwilligen W ehren und<br />
deshauptstadt , aber auch dem österreichischen Roten<br />
das Flachgau schlimm ge- Kreuz war erfreulich." Die<br />
troffen. Mit 31 Mann rückt HNeue Kronen Zeitung" bedas<br />
<strong>THW</strong> aus, um den öster- richteteüberdenhumanitäreichischen<br />
Wehrmännern ren Einsatz des <strong>THW</strong> aus Bayzu<br />
helfen. Grenzüberschrei- em viel Lobenswertes. Den<br />
tende Einsätze gehören in beteiligten <strong>THW</strong>-Helfern ver<br />
Südostbayern zwar noch lieh die Landesregierung<br />
nicht zum Alltag, sind aber Salzburg die Medaille für Kadurch<br />
gemeinsame Übun- tastrophenhilfe in Bronze.<br />
gen vorbereitet.<br />
Die Stadt Passau<br />
Über 52 Stunden war der hatte Glück<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband Berchtesgadener<br />
Land im Einsatz Gerade noch einmal daund<br />
leistete dabei 1 200 Ar- vongekommen ist die Dreibeitsstunden.<br />
Vier Tauch- Flüsse-Stadt Passau. Die Altpumpen,<br />
fünf Einsatzfahr- stadt war zwar ebenfalls<br />
zeuge, zwei Netzersatzanla- überflutet. jedoch blieb der<br />
Glück im Unglück -<br />
mit 9,33 m erreichte das<br />
Hochwasser in Passau<br />
nicht den Höchststand<br />
von vor 10 Jahren.<br />
Foto: Roider<br />
Pegel bei 9,33mstehen. Vor<br />
10 Jahren hatten die Passauer<br />
schon einmal solches<br />
Glück gehabt. Beim bisher<br />
größten Hochwasser in diesem<br />
Jahrhundert im Jahre<br />
1954 stand der Pegel bei 12<br />
Meter.<br />
40 Stunden nach dem<br />
Ausrufen konnte Oberbürgermeister<br />
Willi Schmäller<br />
am Sonntag, dem4. August.<br />
exakt um 14.45 Uhr den Katastrophenalarm<br />
aufheben.<br />
Von den frühen Morgenstunden<br />
des Montag an ging der<br />
Pegel wieder zurück, Das abfließende<br />
Wasser hinterließ<br />
Schlamm und Dreck.<br />
Nun konnten die Aufräurnarbeiten<br />
beginnen. 600 Freiwillige,<br />
darunter über 100<br />
<strong>THW</strong> -Helferinnen und Helfer,<br />
haben ihre Aufgaben vorbildlich<br />
gemeistert. 500 Meter<br />
Stegebau in der Altstadt<br />
und Barrikaden aus 7 000<br />
Sandsäcken machten die<br />
Flut zwar nicht unschädlich,<br />
verhüteten jedoch noch größeren<br />
Schaden. Die im Umgang<br />
mit Hochwasser erfahrenen<br />
Passauer unterstützten<br />
die Helfer durch tatkräftiges<br />
Zupacken. Die Aufräumarbeiten<br />
waren gut organisiert.<br />
Container standen bereit<br />
und Sperrmüll wurde abgeholt.<br />
Nach ersten Schätzungen<br />
entstanden Schäden in<br />
Höhe einer halben Million<br />
Mark. <strong>Der</strong>bayerischelnnenminister<br />
Edmund Stoiber, der<br />
sich am Samstag persönlich<br />
ein Bild von der Lage machte,<br />
sagte schnelle und unbürokratische<br />
Hilfe für die Betroffenen<br />
zu.<br />
Am Sonntag um 22 .30 Uhr<br />
war für die <strong>THW</strong>-Helfer vorerst<br />
Feierabend. Das große<br />
Aufräumen beschäftigte jedoch<br />
<strong>THW</strong>-Helfer in Einzelfällen<br />
noch bis zum Freitag,<br />
den 9. August 1991 . Danach<br />
begann für viele der wohlverdiente<br />
Jahresurlaub mit<br />
der Familie.<br />
8 Technisches Hilfswerk 0
Diplom-Volkswirt Helmut Meier -<br />
der doppelte Abschied vom <strong>THW</strong><br />
Ehrung mit dem<br />
Bundesverdienstkreuz 1. Klasse<br />
von Dr. Horst Schöttler<br />
E r war nicht nur der<br />
dienstälteste Landesbeauftragte,<br />
fast neun Monate<br />
<strong>THW</strong>-Direktor und zusätzlich<br />
eineinhalb Jahre als Landesbeauftragter<br />
für Berlin zuständig:<br />
Helmut Meier war und<br />
ist einer der bekanntesten<br />
deutschen Katastrophenschützer<br />
- weit über die<br />
schleswig -holsteinischen<br />
Landesgrenzen hinaus.<br />
Er, der Rheinländer, fühlte<br />
sich als Urbild preußischer<br />
Pflichterfüllung, war immer<br />
dort im Einsatz, wo er gebraucht<br />
wurde. Und wer sich<br />
30 Jahre im <strong>THW</strong> und für<br />
sein <strong>THW</strong> in die Pflicht nehmen<br />
ließ, davon 27 Jahre<br />
als der <strong>THW</strong>-Landesbeauftragte<br />
im nördlichsten Bundesland,<br />
der muß zweimal<br />
verabschiedet werden, sind<br />
doch die Verdienste bei einem<br />
Anlaß gar nicht alle zu<br />
nennen.<br />
So organisierten die Kameraden<br />
auf Initiative des Landessprechers<br />
Kurt Friedrichsen<br />
zu Meiers 65. Geburtstag<br />
am 24. September 1991<br />
einen Tag später den Großen<br />
Zapfenstreich in KieL zelebriert<br />
durch das Landespolizei-Musikkorps<br />
Schleswig-Holstein.<br />
Für ihn, so Meier<br />
in seiner Dankesrede , das<br />
schönste Geschenk und<br />
mehr wert als alle Ehrungen<br />
und Präsente.<br />
Nunmehr, am 1. November<br />
1991 , wurde er in Plön in<br />
den endgültigen Ruhestand<br />
verabschiedet.<br />
lm Mittelpunkt der Feier in<br />
Plön stand die Laudatio des<br />
Direktors <strong>THW</strong>, Gerd Jürgen<br />
Henkel. Er bescheinigte Helmut<br />
Meier nicht nur hohen<br />
Sachverstand und absolute<br />
Loyalität, sondern betonte<br />
drei Eigenschaften: Treue,<br />
Unterstützung, motivierende<br />
Kameradschaft. Den Text zur<br />
Beantragung des Bundesverdienstkreuzes<br />
1. Klasse<br />
an das Bundespräsidialamt<br />
stellte er in den Mittelpunkt<br />
seiner Aussagen:<br />
"Herr Diplom-Volkswirt<br />
Helmut Meier trat am<br />
1.3.1960 als ehrenamtlicher<br />
Helfer in den <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />
band Bonn ein. Schon bald<br />
darauf wurde er hauptamtlicher<br />
Mitarbeiter in der Abteilung<br />
Technisches Hilfswerk<br />
im Bundesamt für Zivilen<br />
Bevölkerungsschutz und<br />
am 1. September 1964 zum<br />
<strong>THW</strong> -Landesbeauftragten<br />
für Schleswig-Holstein ernannt.<br />
Aufgrund seines fundierten<br />
Hintergrundwissens setzte<br />
er den Aufbau des Landesverbandes<br />
Schleswig<br />
Holstein erfolgreich fort und<br />
schuf einen leistungsfähigen<br />
<strong>THW</strong>-Landesverband, der<br />
als Bestandteil des Zivil-und<br />
Katastrophenschutzes für<br />
das Land Schleswig-Holstein<br />
und für den Bund eine herausragende<br />
Bedeutung hat.<br />
Dies wird insbesondere an<br />
der großen Anzahl der Einsätze<br />
dieses Landesverbandes<br />
deutlich.<br />
Für seine Verdienste um<br />
den Zivil-und Katastrophenschutz<br />
wurde Herr Meier mit<br />
den <strong>THW</strong>-Ehrenzeichenin Silber<br />
und Gold sowie am<br />
18. März 1974 mit dem Verdienstkreuz<br />
am Bande des<br />
Verdienstordens der Bundesrepublik<br />
Deutschland ausgezeichnet.<br />
Seit dieser Zeit hat er weitere<br />
Verdienste um den Zi-<br />
Aus den Händen von <strong>THW</strong>-Direktor<br />
Gerd Jürgen Henkel erhält Helmut<br />
Meier das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse. Foto: Döpper<br />
vil-und Katastrophenschutz<br />
erworben, die durch die<br />
Verleihung des Verdienstkreuzes<br />
Erster Klasse gewfudigt<br />
werden sollen.<br />
1985 wurde er zum Direktor<br />
der Bundesanstalt Technisches<br />
Hilfswerk ernannt.<br />
Aus persönlichen Gründen<br />
mußte er diese Aufgabe jedoch<br />
im nächsten Jahr aufgeben<br />
und kehrte nach<br />
Schleswig-Holstein zurück,<br />
um hier seine verdienstvolle<br />
Arbeit als Landesbeauftragter<br />
fortzusetzen.<br />
Herr Meier hat sich in über<br />
drei Jahrzehnten hauptamt -<br />
licher Mitarbeit um das Anliegen<br />
und das Ansehen des<br />
Technischen Hilfswerkes als<br />
Katastrophenschutzorganisation<br />
des Bundes in hervorragender<br />
Weise verdient<br />
gemacht. Herr Meier vollendete<br />
am 24. September 1991<br />
sein 65. Lebensjahr und<br />
schied mit Ablauf des September<br />
1991 aus dem aktiven<br />
Dienstverhältnis aus.'<br />
Helmut Meier dankte und<br />
mahnte in seinen Abschiedsworten:<br />
Das <strong>THW</strong> als verläßliches<br />
Instrument der Katastrophenabwehr<br />
gelte es zu<br />
erhalten und das Führungsprinzip<br />
im <strong>THW</strong> - wo notwendig<br />
-gerade gegenüber<br />
den ehrenamtlichen Helfern<br />
anzuwenden.<br />
Lang anhaltender Beifall<br />
zeigte Meier, daß er zwar<br />
aus dem <strong>THW</strong> ausgeschieden<br />
ist. aber mit seinem Wirken<br />
bei den Helfern nicht<br />
vergessen ist. Er hat sich um<br />
das Technische Hilfswerk<br />
und um den Schutz der Bevölkerung<br />
verdient gemacht.<br />
~ 9 Technisches Hilfswerk
Aufbau eines Ortsverbands<br />
am Beispiel von Cottbus<br />
von Alexander Glass<br />
Tag der<br />
deutschen<br />
Einheit<br />
im Zeichen<br />
des<strong>THW</strong><br />
verbracht<br />
Als sich am 3. Oktober<br />
1991 zum ersten<br />
Mal die deutsche<br />
Wiedervereinigung<br />
jährte, nutzten zehn<br />
<strong>THW</strong> -Helfer aus<br />
Köln-West und Köln<br />
Porz das lange Wochenende<br />
für einen<br />
Besuch in Brandenburg<br />
. Ihr erstes Ziel<br />
war das Katastrophenschutztechnische<br />
Zentrum in<br />
Altdöbern im Kreis<br />
Calau. In Cottbus<br />
gestalteten die Kölner<br />
<strong>THW</strong>-Helfer einen<br />
Ausbildungstag<br />
über Rechtsgrundlagen,<br />
Bewegen von<br />
Lasten und Holzbearbeitung.<br />
Es ist ja nicht so, daß in<br />
Cottbus die Beziehungen<br />
zwischen Ost- und Westdeutschen<br />
nur am 3. Oktober zum<br />
Leben erweckt würden.<br />
Schon mehrfach haben<br />
Gruppen von <strong>THW</strong>-Helfem<br />
aus dem Saarland den wunderschönen<br />
Spreewald bei<br />
Cottbus besucht. haben dort<br />
in der Auenlandschaft eine<br />
Brücke gebaut und - da darüber<br />
in der Presse berichtet<br />
wurde - zum Bekanntwerden<br />
des <strong>THW</strong> ganz im Osten<br />
der Republik beigetragen.<br />
Und schließlich besteht eine<br />
Städtepartnerschaft zwischen<br />
Cottbus und Gelsenkirchen.<br />
Katastrophenschutz-Fachleute<br />
aus dem<br />
Raum Cottbus waren in Gelsenkirchen<br />
zu Gast. um sich<br />
über das Gefahrenabwehrsystem<br />
der Bundesrepublik<br />
zu informieren, mit<br />
dem sie jetzt selbst arbeiten.<br />
Normalerweise hätten aufgrund<br />
der bestehenden<br />
Städtepartnerschaft die<br />
<strong>THW</strong>-Helfer in Gelsenkirchen<br />
gem die Patenschaft über<br />
den in Cottbus aufzubauenden<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband übernommen.<br />
Zufällig entdeckten<br />
die Beteiligten aber, daß<br />
das <strong>THW</strong> dort bereits vertreten<br />
war. Horst Frentrup,<br />
<strong>THW</strong> -Kreisbeauftragter in<br />
Köln und Vizepräsident der<br />
<strong>THW</strong> -Helfervereinigung ,<br />
wurde im Mai beruflich zur<br />
Oberfinanzdirektion Cottbus<br />
abgeordnet.<br />
OV -CottbUS: Jeder<br />
kann mitmachen<br />
Horst Frentrup nahm sich<br />
der Aufgabe, in Cottbus einen<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband aufzubauen,<br />
sofort mit großem<br />
Elan an, und schon am<br />
15. November 1991 konnte<br />
die offizielle Gründungsfeier<br />
stattfinden. Keine Frage, daß<br />
zuvor einige Arbeit notwendigwar.<br />
Die Helferwerbung wurde<br />
zum einen über die Presse<br />
durchgeführt, aufgehangen<br />
an der Berichterstattung<br />
Das Heben<br />
schwerer<br />
Lasten muß<br />
gelernt<br />
sein. <strong>THW</strong><br />
Helfer aus<br />
Köln zeigen<br />
ihren neuen<br />
Kameraden<br />
in Cottbus<br />
die richtigen<br />
Griffe.<br />
Fotos: Glass<br />
über die Arbeit der Saarländer<br />
im Spreewald. Zum anderen<br />
trifft man auf viele Angehörige<br />
des ehemaligen<br />
DDR-Zivilschutzes, die daran<br />
interessiert sind, sich mit ihrem<br />
Fachwissen beim <strong>THW</strong><br />
sinnvoll zu engagieren. Sogar<br />
zwei Arbeitskollegen<br />
Frentrups. abgeordnet aus<br />
Köln und Münster und bisher<br />
vom <strong>THW</strong> völlig unberührt,<br />
verpflichteten sich<br />
spontan. Für die weitere Entwicklung<br />
ist Hoffnung angebracht.<br />
wurden die <strong>THW</strong><br />
Helfer aus Köln doch sogar<br />
auf dem Supermarkt-Parkplatz<br />
angesprochen, was<br />
das <strong>THW</strong> genau wäre und<br />
wie man .da mitmachen'<br />
könne.<br />
Bei der Suche nach einer<br />
Unterkunft kam die Bezirksverwaltungsbehörde<br />
Frentrup<br />
entgegen und überließ<br />
dem <strong>THW</strong> vorläufig ein Gebäude<br />
und Garagen auf einem<br />
Gelände der ehemaligen<br />
Zivilverteidigung. Diese<br />
Überlassung ist um so höher<br />
10 Technisches Hillswerk~
zu bewerten. als in Cottbus<br />
insgesamt Raurnnot herrscht.<br />
Auch gibt es auf dem Gelände<br />
ein tägliches Miteinander<br />
mit der Feuerwehr von<br />
Cottbus. die die benachbarten<br />
Garagen nutzt.<br />
Kooperation wird<br />
großgeschrieben<br />
Mit dem Chef der Berufsfeuerwehr<br />
Cottbus. Bemd Badowsky.<br />
ist Frentrup schon<br />
lange im Gespräch. So habe<br />
von vornherein Einvernehmen<br />
über den Aufbau der<br />
Fachdienste bestanden. Bis<br />
am 15. Oktober 91 ein Mannschafts-und<br />
ein Gerätekraft -<br />
wagen vom <strong>THW</strong> -Ortsver-<br />
band Gelsenkirchen übergeben<br />
wurden. erkundigte sich<br />
auch Bodowsky immer wieder<br />
nach dem endgültigen<br />
Übergabetermin. Die Fahrzeuge<br />
sind ja neben der<br />
Ausbildung der <strong>THW</strong>-Helfer<br />
eine wichtige Voraussetzung<br />
für die Einsetzbarkeit des jungen<br />
Ortsverbands. An ihren<br />
ersten Ausbildungstagen<br />
haben die Cottbuser <strong>THW</strong><br />
Helfer Stiche und Bunde üb-<br />
rigens mit Leinen von der<br />
Feuerwehr geübt.<br />
Besuch aus Köln<br />
Als sich nun zum ersten<br />
Mal die deutsche Wiedervereinigung<br />
jährte. nutzten<br />
zehn <strong>THW</strong>-Helfer aus Köln<br />
West und Köln-Porz das lange<br />
Wochenende für einen<br />
Besuch in Brandenburg. Ihr<br />
erstes Ziel war das Katastrophenschutztechnische<br />
Zentrum<br />
in Altdöbern im Kreis<br />
Calau. Die Hauptattraktion<br />
waren hier ein für Waldbrandeinsätze<br />
mit einem<br />
Räumschild umgerüsteter<br />
NV A-Panzer sowie ein hochmoderner<br />
Fernmeldewagen<br />
der ehemaligen Zivilverteidigung<br />
der DDR. Am Abend<br />
zeigte der Leiter der Abteilung<br />
Katastrophenschutz der<br />
Bezirksverwaltung Calau.<br />
Jörg Welkisch. Filme über<br />
Übung und Einsatz der dortigen<br />
Zivilschutzeinheiten vor<br />
der Wende.<br />
In Cottbus gestalteten die<br />
Kölner <strong>THW</strong> -Heiter einen<br />
Ausbildungstag über Rechtsgnmdlagen.<br />
Bewegen von<br />
Lasten und Holzbearbei- Für die Gäste aus Köln war<br />
tung. Die Kölner hatten ei- das keine Frage. Obwohl die<br />
nen Gerätekraftwagen da- Rückfahrt in endlosen Staus<br />
bei. so daß alle notwendi- 19 Stunden dauerte - norgen<br />
Werkzeuge zur Verfü- mal wären etwa neun gegung<br />
standen. Die Motivati- wesen - . waren sie sich eionderCottbuser.<br />
diezudem nig: "Nach Cottbus fahren<br />
Zeitpunkt noch ohne jede wir wieder!"<br />
Ausrüstung waren. wurde so<br />
sicher verbessert. Dazu Horst<br />
Frentrup: "Es ist absolut notwendig.<br />
daß die ,Alt-OV's'<br />
den Aufbau unterstützen.'<br />
Karl-Heinz Schönbeck, Ortsbeauftragter<br />
von Köln-West, überreicht Hermann Henning,<br />
seinem neuen Amtskollegen in Cottbus,<br />
als Gastgeschenk einen Greifzug .<br />
Gründung des <strong>THW</strong><br />
Ortsverbandes Rostock<br />
Weit im Nordosten<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland wurde<br />
am 19. Oktober 1991<br />
in Rostock der erste<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
gegründet.<br />
Es war die dritte<br />
Neugründung und<br />
gleichzeitig der<br />
Schritt des Technischen<br />
Hilfswerkes in<br />
das dritte der fünf<br />
neuen Länder.<br />
Demonstration<br />
eines<br />
Kabelschießgerätes<br />
vordem<br />
Rostocker<br />
Rathaus<br />
e 11 Technisches Hilfswerk
Demokratische<br />
Struktur des <strong>THW</strong><br />
<strong>THW</strong> -Direktor Gerd Jürgen<br />
Henkel stellte den Aufbau<br />
des Technischen Hilfswerkes<br />
als demokratische Organisation<br />
dar. Dabei hob er die<br />
Funktion der Helfersprecher<br />
heraus. Henkel unterstrich,<br />
daß .hundertprozentig jeder"<br />
<strong>THW</strong>-Helfer freiwillig im Ka-<br />
nicht fest. <strong>THW</strong>-DirektorHenkel<br />
hält aber wegen der Küstenlage<br />
die Aufstellung einer<br />
Pontongruppe für wahrscheinlich.<br />
Chancen<br />
und Probleme<br />
Staatssekretär Volker Pollehn<br />
vom Innenministerium<br />
Mecklenburg-Vorpommem,<br />
beitragen, daß Menschen in<br />
ihrem persönlichen Umfeld<br />
ihre Unsicherheit und ihre<br />
.Angst vor dem Morgen'<br />
genommen werde.<br />
AbschließendwiesPollehn<br />
als Vertreter des Innenministeriums<br />
darauf hin, daß jetzt<br />
auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />
die Vorarbeiten<br />
am Katastrophenschutz-Gesetz<br />
abgeschlossen seien.<br />
<strong>Der</strong> Aufbau eines <strong>THW</strong><br />
Ortsverbandes war in Rostock<br />
schon dringend erwartet<br />
worden, da dort nach<br />
den Worten von Oberbürgermeister<br />
Dr. Klaus Killimann<br />
noch immer .eine Lükke<br />
im Sicherheitssystem"<br />
geklafft hatte. Anläßlich der<br />
Gründung des Ortsverbandes<br />
Rostock sprach er seine<br />
Hoffnung aus, daß möglichst<br />
viele engagierte Rostocker<br />
rege im Technischen Hilfswerk<br />
mitwirken möchten.<br />
EinenAnspom gebe ja schon<br />
die Ausstellung vor dem Rathaus,<br />
die zeige, welcher<br />
Technik das <strong>THW</strong> sich bediene<br />
und was man in der<br />
Organisation alles lernen<br />
könne.<br />
tastrophenschutz mitwirke.<br />
Im Katastrophenschutz,<br />
der ja von ganz verschiedenen<br />
Hilfsorganisationen getragen<br />
wird, stelle das Technische<br />
Hilfswerk eine technisch<br />
ergänzende Komponente<br />
dar. Henkel wandte<br />
sich an alle in der Gefahrenabwehr<br />
Tätigen mit der Aufforderung,<br />
bei Bedarf gleich<br />
das Technische Hilfswerk zu<br />
rufen - • Wir helfen dann<br />
gern!"<br />
<strong>Der</strong> <strong>THW</strong> -Ortsverband Rostock<br />
soll demnächst einen<br />
Bergungs- und einen Instandsetzungszug<br />
stellen.<br />
Welche organisationseigenen<br />
Einheiten darüber hinaus<br />
einmal eingerichtet werden<br />
können, steht noch<br />
Als dritter<br />
<strong>THW</strong> -Ortsverband<br />
in den<br />
neuen Ländern<br />
wurde der OV<br />
Rostock gegründet.<br />
(V. 1.<br />
n. r.: <strong>THW</strong>-OB<br />
Eckhard Wegner,<br />
Direktor<br />
<strong>THW</strong>Gerd<br />
Jürgen Henkel,<br />
Staatssekretär<br />
Volker PoIlehn<br />
vom Innenministerium<br />
Mecklenburg<br />
Vorpommern)<br />
Foto: Glass<br />
der die Festrede hielt. freute<br />
sich über die von <strong>THW</strong>-Direktor<br />
Henkel vollzogene<br />
Ortsverbandsgründung. Es<br />
sei aber ein großes Problem,<br />
genug Menschen zu freiwilliger<br />
Mitarbeit zu bringen:<br />
Staatssekretär Pollehn appellierte<br />
darum an die Bevölkerung<br />
zu erkennen,<br />
welche Chancen sich damit<br />
verbänden, einer Gemeinschaft<br />
wie dem Technischen<br />
Hilfswerk anzugehören.<br />
Nach den Worten des Staatssekretärs<br />
kommt dem <strong>THW</strong><br />
in der derzeitigen besonderen<br />
Situation in den neuen<br />
Bundesländern sogar eine<br />
.nicht zu unterschätzende<br />
gesellschaftspolitische Funktion"<br />
zu. Könne es doch dazu<br />
<strong>THW</strong> -Bundessprecher<br />
Günther Seekatz ermutigte<br />
die Rostocker <strong>THW</strong>-Helfer,<br />
ihren Ortsverband so zu gestalten,<br />
wie sie es wollten. Er<br />
bat den Ortsbeauftragten<br />
Eckhard Wegner, daran stets<br />
auch den Helfersprecher zu<br />
beteiligen. Seekatz forderte<br />
den jungen <strong>THW</strong>-Ortsverband<br />
weiterhin auf, so mit<br />
den anderen Hilfeleistungsorganisationen<br />
zusammenzuwirken,<br />
daß sie .zu einer<br />
abgerundeten, intakten Hilfeleistungsgemeinschaft"<br />
würden . • Denn nur gemeinsam<br />
können wir's schaffen!"<br />
sagte der <strong>THW</strong>-Bundessprecher.<br />
Jörg Bauschke vom Brandschutz-und<br />
Rettungsamt der<br />
Stadt Rostock überbrachte<br />
die Grüße der Feuerwehr<br />
und der sanitätsdienstlichen<br />
Hilfsorganisationen . Diese<br />
befinden sich wie das Technische<br />
Hilfswerk in Rostock<br />
noch im Aufbau.<br />
Das letzte Wort hatte Eckhard<br />
Wegner, der für das<br />
ihm entgegengebrachte<br />
Vertrauen dankte. Er sei sehr<br />
stolz, nunmehr der erste<br />
<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragte in Rostock<br />
und in Mecklenburg<br />
Vorpommem zu sein. Er zeigte<br />
sich zuversichtlich, noch<br />
mehr Helfer für die Aufgaben<br />
des <strong>THW</strong> gewinnen zu<br />
können, und versprach dem<br />
Oberbürgermeister Rostocks,<br />
bereits zu Beginn des Jahres<br />
1992 über erste Einsätze zu<br />
berichten.<br />
12 Technisches Hillswerk~
Katastrophen und<br />
Unglücke machen<br />
nicht an Staatsgrenzen<br />
halt. Das ist<br />
unbestritten. Um so<br />
wichtiger ist es,<br />
grenzüberschreiten -<br />
de Hilfe und Zusammenarbeit<br />
auf dem<br />
Gebiet des Katastrophenschutzes<br />
nicht<br />
nur vorzusehen,<br />
sondern auch zu<br />
proben. Frühzeitig<br />
erkannt und umgesetzt<br />
wurde dies vom<br />
<strong>THW</strong> -Ortsverband<br />
Saarwellingen (Saarland),<br />
der 1991 ein<br />
ganz besonderes<br />
Jubiläum feiern<br />
konnte. Bereits seit<br />
30 Jahren unterhält<br />
der <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />
band eine enge,<br />
lebendige Partnerschaft<br />
und Freundschaft<br />
mit der französischen<br />
Hilfeleistungsorganisation<br />
Section des Infirmiers<br />
Brancardiers Sauveteurs<br />
(IES) in<br />
Thionville j Lothringen.<br />
Anläßlich dieser<br />
drei Jahrzehnte<br />
dauernden Kooperation<br />
trafen sich die<br />
beiden Hilfeleistungsorganisationen<br />
am 22. September<br />
1991 zu einer<br />
gemeinsamen Bergungsübung<br />
bei<br />
Saarwellingen.<br />
30 Jahre<br />
grenzüberschreitende<br />
Zusammenarbeit<br />
von Andreas Schneider<br />
Ä Beginn der Partnerschaft<br />
stand eine große Katastrophenschutzübung<br />
im<br />
Jahre 1961 in Saarbrücken,<br />
an der neben den einheimischen<br />
Verbänden auch Hilfeleistungsorganisationen<br />
aus Frankreich und Luxemburg<br />
beteiligt waren. Bei dieser<br />
Übung kamen die ersten<br />
Kontakte zustande, und<br />
man beschloß, die Verbindung<br />
aufrechtzuerhalten<br />
und auszubauen. Seitdem<br />
fanden immer wieder regelmäßige,<br />
gemeinsame Einsatzübungen,<br />
abwechselnd<br />
in Thionville und Saarwellingen,<br />
statt. Auch bei gesellschaftlichen<br />
Anlässen<br />
sind die Helfer der Partnerorganisationen<br />
immer wieder<br />
gern gesehene Gäste.<br />
Das 30ste Jubiläum feierten<br />
die Partner im Rahmen<br />
einer großen gemeinsamen<br />
Bergungsübung beim <strong>THW</strong><br />
Ortsverband Saarwellingen.<br />
Als Übungsort diente das<br />
Standortübungsgelände der<br />
Bundeswehr in M erzig, das<br />
aufgrund der örtlichen Voraussetzungen<br />
und der dort<br />
vorhandenen Übungsobjekte<br />
ideale Rahmenbedingungen<br />
bot.<br />
Zusammenarbeit<br />
über Grenzen hinweg<br />
- gemeinsame Übung<br />
von <strong>THW</strong> -Helfern und<br />
Mitgliedern der französischen<br />
Hilfeleistungsorganisation<br />
IBS<br />
Fotos: Hilberath<br />
Anspruchsvolle<br />
Übung<br />
Zusammen mit Vertretern<br />
der IBS hatte der <strong>THW</strong> -Ortsbeauftragte<br />
Erich Schmitt<br />
ein anspruchsvolles<br />
Übungsszenario erstellt.<br />
Angenommen wurde eine<br />
Gasexplosion, bei der mehrere<br />
Gebäude beschädigt<br />
und zahlreiche Personen<br />
verletzt wurden. Diese galt<br />
es unter Berücksichtigung<br />
der vorherrschenden Bedingungen<br />
und der jeweils vorgefundenen<br />
Verletzungen<br />
zu bergen. Kein leichtes Un-<br />
~ 13 Technisches Hilfswerk
terfangen, zumal-um möglichst<br />
realitätsnahe Bedingungen<br />
zu schaffen - Ort<br />
und Inhalt der Übung vorher<br />
nicht .bekanntgegeben<br />
wurden.<br />
Die Schadenslage machte<br />
teilweise den Einsatz von<br />
schwerem Atemschutz notwendig;<br />
einsturzgefCrh.rdete<br />
Decken und Durchgänge<br />
mußten abgestützt bzw. ausgesteift<br />
werden, bevor ein<br />
Vordringen zu den Verletzten<br />
möglich war. Zur Bergung<br />
der Verletzten wurden<br />
unterschiedliche Bergungsmethoden,<br />
wie zum Beispiel<br />
Leiterhebel und Seilbahn,<br />
angewandt.<br />
Koordination und<br />
Kombination<br />
Besonders gefordert waren<br />
bei dieser Übung die Führungskräfte;<br />
galt es doch,<br />
unterschiedliche Arbeitsrnethoden,<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
und Arbeitsmittel der<br />
beiden Organisationen sinnvoll<br />
zu koordinieren und zu<br />
kombinieren. WCrh.rend die<br />
<strong>THW</strong>-Helfer hauptsächlich<br />
für die Durchführung von<br />
Erkundung und Bergung<br />
zuständig waren, übernahmen<br />
die Helfer der IBS die<br />
Erstversorgung und Betreuung<br />
der Verletzten. Eine<br />
enge Zusammenarbeit und<br />
gemeinsames Anpacken<br />
waren jedoch unerläßliche<br />
Voraussetzungen, um einen<br />
reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.<br />
Erschwerend<br />
wirkten sich die teilweise<br />
auftretenden Verständi-<br />
gungsschwierigkeiten zwischen<br />
Deutschen und Franzosen<br />
aus. Doch die Helfer<br />
meisterten mit Engagement<br />
und Einsatzbereitschaft alle<br />
Aufgaben und wußten sich,<br />
zumal beide Seiten immer<br />
wieder voneinander lernen<br />
und neue Erkenntnisse gewinnen<br />
können.<br />
Miteingebunden in den<br />
Übungsablauf war auch die<br />
Jugendgruppe des <strong>THW</strong><br />
Ortsverbandes. Ihre Aufgabe<br />
war es, ein Sanitätszelt<br />
und eine Fernsprechverbindung<br />
zu errichten sowie bei<br />
der Verpflegungsausgabe<br />
mitzuwirken.<br />
Partnerschaft als<br />
Beitrag zur<br />
Völkerverständigung<br />
Interessierte Beobachter<br />
der Übung waren neben den<br />
Vertretern der Presse, anderer<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverbände und<br />
ortsansässiger Hilfeleistungsorganisationen<br />
auch der<br />
<strong>THW</strong> -Landesbeauftragte<br />
Karl-Heinz Geiger sowie der<br />
Altpräsident der IBS und<br />
ehemalige Leiter des Zivilschutzes<br />
in Thionville, Said<br />
Brun. Sie alle trafen sich nach<br />
der Übung in der Unterkunft<br />
des <strong>THW</strong>-Ortsverbandes. In<br />
einer Feierstunde sprach hier<br />
Karl-Heinz Geiger dem französischen<br />
Gast seinen Dank<br />
für die langjährige Unterstützung<br />
und Förderung der<br />
Partnerschaft aus und verlieh<br />
ihm die Ehrenplakette<br />
des Technischen Hilfswerkes.<br />
Alle Festredner betonten<br />
in ihren Ansprachen die Bedeutung<br />
der Partnerschaft.<br />
die als wirksamer Beitrag zur<br />
Völkerverständigung gewertet<br />
wurde.<br />
Natürlich kam auch der<br />
gesellige Teil bei diesem Ju<br />
biläurn nicht zu kurz. Noch<br />
lange nach Abschluß des<br />
offiziellen Teils, in dessen<br />
Verlauf weitere Ehrungen<br />
verdienter Helfer vorgenomwo<br />
fehlende Vokabeln den men wurden, saß man in<br />
notwendigen Kommunika- fröhlicher Runde zusammen.<br />
tionsfluß hemmten, mit ent- Bleibt nur zu hoffen, daß<br />
sprechenden Zeichen und diese stabile Freundschaft<br />
Gebärden zu helfen. Einmal und für beide Seiten nutzmehr<br />
zeigte sich, wie sinn- bringende und lehrreiche<br />
voll und wichtig solche ge- Zusammenarbeit auch die<br />
meinsamen, grenzüber- nächsten 30 Jahre andauschreitenden<br />
Übungen sind, em werden. •<br />
A Beispiel des <strong>THW</strong><br />
Einsatzes im iranisch-irakischen<br />
Grenzgebiet im Sommer<br />
1991 zeigt der folgende<br />
ArtikeL wie sich der <strong>THW</strong><br />
Helfer auf seinen Auslandseinsatz<br />
vorbereiten und wie<br />
er sich im Gefahrenfall verhalten<br />
sollte. Durch die Einhaltung<br />
solcher Vorsichtsmaßnahmen<br />
läßt sich verhindern,<br />
daß und herausfordernder<br />
Auslandseinsatz einen<br />
unvorhergesehenen<br />
Verlauf nimmt.<br />
nHandtellergroße Spinnen<br />
rannten von einer dunklen<br />
Ecke des Zeltes in die andere<br />
oder nach draußen, wenn<br />
wir abends im Zelt Licht gemacht<br />
haben. Skorpione<br />
haben wir auch häufiger<br />
gesehen: So erzählten die<br />
<strong>THW</strong>-Helfer aus dem Camp<br />
in Gilan-e-Gharb.<br />
Von anderer Seite wurde<br />
berichtet. daß eine dieser<br />
Raubspinnen einen Mann<br />
Bei ihren Auslandseinsätzen<br />
kommen die Helfer des Technischen<br />
Hilfswerks auch immer<br />
wieder in Länder, in denen vielfältige<br />
Gefahren durch giftige<br />
Tiere und Krankheiten lauern.<br />
Einem in unseren Breiten aufgewachsenen<br />
Menschen sind solche<br />
Gefahren meist fremd, und<br />
er weiß entsprechend nicht, wie<br />
er sich im Gefahrenfall verhalten<br />
soll. Wenn der Helfer jedoch<br />
weiß, wo sich diese giftigen Tiere<br />
aufhalten, was zu tun ist, wenn<br />
er von ihnen gebissen wird oder<br />
wenn er von einer Krankheit<br />
befallen ist, und wenn er sich<br />
durch vorbeugende Maßnahmen<br />
vor Antritt der Reise in das<br />
Einsatzgebiet schützt, läßt sich<br />
die Gefahr erheblich verringern.<br />
in den Oberschenkel gebissen<br />
habe. <strong>Der</strong> Helfer sei vor<br />
Schreck zuerst einmal umgefallen,<br />
aber Vergiftungserscheinungen<br />
durch den<br />
Biß seien nicht aufgetreten.<br />
n Wenn wir nicht aufgepaßt<br />
hätten, wären wir in der<br />
Dämmerung wahrscheinlich<br />
auch auf Schlangen<br />
getreten, die bis ins Camp<br />
kamen. Ob sie giftig waren<br />
oder nicht. wissen wir nicht.<br />
jedenfalls hatten wir ein kornisches<br />
Gefühl." Das waren<br />
Schilderungen von den Helfern<br />
im sogenannten Mükkencamp,<br />
die nach dem<br />
Vorkommen von Schlangen<br />
befragt wurden.<br />
Erfahrungsberichte<br />
geben wichtige<br />
Hinweise<br />
Mein Interesse an giftigen<br />
Tieren der Region hatte sich<br />
unter den Helfern rasch herumgesprochen,<br />
und flugs<br />
14 Technisches Hillswerk ~
Schlcmgen, Spirmen, Skorpione<br />
Gefahren beim Auslandseinsatz - Beispiel Iran<br />
von Dr. Carl Müller-Platz<br />
Foto:<br />
Herrmann<br />
wurde mir eine der Raubspinnen<br />
und ein kleiner Skorpion<br />
- eingelegt in Speiseöl,<br />
da nichts anderes zur Hand<br />
war - gebracht.<br />
Auch Einheimische habe<br />
ich nach giftigen Tieren befragt.<br />
Sie nannten mir eine<br />
Gegend in der Nähe der irakischen<br />
Grenze, in der Giftschlangen<br />
in größerer Zahl<br />
vorkämen. Außerdem berichteten<br />
sie von Skorpionen,<br />
und auch aus den kurdischen<br />
Lagern wurde über<br />
Unfälle mit giftigen Tieren<br />
berichtet.<br />
An unserem Maßstab gemessen<br />
schlechte hygienische<br />
Verhältnisse und die<br />
Trinkwasserknappheit in<br />
den kurdischen Lagern bargen<br />
auch für die <strong>THW</strong> -Helfer<br />
eine Gefahr, durch eine Infektion<br />
zu erkranken. Dabei<br />
stehen die Magen-Darm-Erkrankungen<br />
an erster Stelle.<br />
Über die Nahrung werden<br />
Mikroorganismen auf genommen,<br />
die beim Mitteleuropäer<br />
zu mitunter blutigen<br />
Durchfällen führen können.<br />
Viele der Helfer litten<br />
unter Reisediarrhöe und<br />
mußten teilweise leidvolle<br />
Tage durchleben.<br />
Anders als bei diesen unspezifischen<br />
Durchfallerkrankungen,<br />
die meist gut<br />
überstanden werden, sind<br />
Cholera und Typhus gefürchtete<br />
Infektionskrankheiten,<br />
da sie sich schnell epidemieartig<br />
ausbreiten. In<br />
den Lagern wurden nur vereinzelt<br />
Krankheitsfälle festgestellt.<br />
Außerdem können<br />
schwere Infektionserkrankungen<br />
durch beißende<br />
oder saugende Insekten wie<br />
Mücken, Läuse, Flöhe, Wanzen<br />
oder Zecken übertragen<br />
werden. Dazu zählt insbesondere<br />
die Malaria, deren<br />
Erreger durch Mückenstiche<br />
übertragen wird.<br />
Mitte Juni trat bei einem<br />
Arzt der Organisation Medecins<br />
Sans Frontieres eine<br />
fieberhafte Erkrankung auf,<br />
die sich als Virusinfektion -<br />
übertragen durch eine Zekke<br />
- herausstellte. <strong>Der</strong> Arzt<br />
mußte den Einsatz abbrechen,<br />
und erst im einem<br />
Krankenhaus wurde er wieder<br />
gesund.<br />
Auch bei einigen unserer<br />
Helfer traten fieberhafte Erkrankungen<br />
auf, die jedoch<br />
alle glimpflich verliefen.<br />
Grund genug, sich einmal<br />
vor Augen zu führen, wie<br />
ein Auslandseinsatz vorzubereiten<br />
ist und wie man<br />
sich im Einsatz verhalten soll,<br />
damit solche Gefährdungen<br />
möglichst gering gehalten<br />
werden.<br />
Giftige Tiere<br />
im Einsatzraum der<br />
Provinz Bakhtaran<br />
Vier giftige Schlangenarten<br />
gibt es im westlichen<br />
Iran. Drei davon gehören zur<br />
Familie der Vipern, eine zu<br />
den sogenannten Elapiden<br />
oder Giftnattern. Die Wüstenkobra<br />
ist eine etwas mehr<br />
als einen Meter lange, auffallend<br />
glänzend schwarze<br />
oder zumindest sehr dunkle,<br />
dickliche Giftnatter. Ihr Kopf<br />
ist kurz und geht ohne erkennbaren<br />
Übergang in den<br />
Rumpf über. Ihr Schwanz ist<br />
kurz. Da sie nachtaktiv ist.<br />
lebt sie tagsüber unter Steinen<br />
oder im Sand. Unfälle<br />
sind kaum bekannt. und<br />
auch über Vergiftungssymptome<br />
gibt es keine sicheren<br />
Angaben.<br />
Die Levanteviper hat wie<br />
fast alle Vipern einen dreieckförmigen<br />
Kopf, der deutlich<br />
sichtbar vom Rumpf abgesetzt<br />
ist. Mit ihrem dicken<br />
Rumpf und abrupt spitz zulaufendem<br />
Schwanzteil mißt<br />
sie etwa 120-150 cm. Sie ist<br />
häufig grau, khaki oder<br />
bräunlich gefärbt mit dunkleren<br />
Flecken am Rücken.<br />
Manche sind auch einfarbig.<br />
Sie ist Ursache vieler Bißunfälle,<br />
auch wenn sich<br />
das nachtaktive Tier tagsüber<br />
durch Störungen kaum<br />
reizen läßt. Die Viper ist aber<br />
unberechenbar .<br />
Die persische Hornviper<br />
hat ihren Namen von den<br />
hornartig aussehenden<br />
Schuppen über den Augen.<br />
Sie hat ebenfalls einen breiten,<br />
deutlich vom Rumpf<br />
abgesetzten Kopf, wird etwas<br />
mehr als einen Meter<br />
lang und ist am Rücken<br />
blaugrau bis khaki gefärbt<br />
mit unregelmäßigen Flekken<br />
oder Streifen.<br />
Die Sandrasselotter ist die<br />
gefährlichste der im Einsatzgebiet<br />
vorkommenden Vipern.<br />
Obwohl sie ein nachtaktives<br />
Tier ist. geht sie bei<br />
kühlem Wetter auch tagsüber<br />
auf Beutefang. Auffällig<br />
ist die seitlich geriChtete<br />
0 15 Technisches Hilfswerk
Fortbewegung, wobei sie<br />
ihren Körper zu Schleifen<br />
windet. <strong>Der</strong> Rücken ist<br />
bräunlich oder rötlich gefärbt<br />
mit weißen Flecken,<br />
seitlich zieht sich ein geschwungenes<br />
Band den Körper<br />
entlang. Mit dem breiten,<br />
dreieckförmigen Kopf<br />
und dem kurzen Schwanz<br />
mißt die Viper meist weniger<br />
als ein Meter.<br />
<strong>Der</strong> Biß von Vipem verursacht<br />
häufig schon nach<br />
kurzer Zeit einen brennenden<br />
Schmerz, die Bißstelle<br />
schwillt an, und die Schwellung<br />
kann sich über das<br />
ganze Gliedmaß ausbreiten.<br />
Häufig tritt auch Blut aus der<br />
Bißwunde. Kreislaufschwäche<br />
und Blutungen treten je<br />
nach Schwere der Vergiftung<br />
mehr oder weniger<br />
stark auf. Im Einzelfall kann<br />
eine dieser ersten Vergiftungserscheinungen<br />
auch<br />
fehlen.<br />
Die Gefahren lauern<br />
im Verborgenen<br />
Skorpione kommen im Einsatzgebiet<br />
häufiger vor. Die<br />
Skorpione tragen am Ende<br />
ihres Schwanzteiles, das sie<br />
als Drohgebärde aufrichten<br />
können, einen Giftstachel.<br />
Das ganze Tier ist meist nur<br />
wenige Zentimeter lang,<br />
kann aber auch über 10 cm<br />
messen. Skorpione sind gelblich,<br />
bräunlich oder schwarz<br />
gefärbt. Sie leben tagsüber<br />
versteckt unter Steinen oder<br />
in Mauerritzen und gehen in<br />
der Dämmerung und nachts<br />
auf die Jagd. Dann verstek-<br />
ken sie sich auch geme in<br />
Schuhen oder am Boden liegender<br />
Kleidung. Es gibt viele<br />
Berichte darüber, wie<br />
Menschen beim Anziehen<br />
gestochen wurden.<br />
Stiche von Skorpionen sind<br />
ausnahmslos schmerzhaft.<br />
Nach einiger Zeit wird der<br />
Betroffene erregt, manchmal<br />
so sehr, daß er kaum medikamentös<br />
ruhiggestellt werden<br />
kann. Je nach Gefährlichkeit<br />
des Skorpions kann<br />
nachfolgend das Bewußtsein<br />
beeinträchtigt sowie<br />
Atmung, Herzaktion und<br />
Kreislauf verändert sein.<br />
Giftige Spinnen gibt es in<br />
der Region nicht sehr häufig.<br />
A uch die Einheimischen<br />
berichteten nichts über Spinnenbisse.<br />
Es ist jedoch anzunehmen,<br />
daß in dieser Region<br />
die sogenannte Schwarze<br />
Witwe beheimatet ist. Wie<br />
der Name sagt, ist diese kleine,<br />
etwa 1 cm große Kugelspinne<br />
schwarz. Eine Art hat<br />
rote Punkte auf dem Rükken.<br />
Die Spinne ist sehr friedlich,<br />
sucht aber bei ihrer<br />
nächtlichen Jagd auch die<br />
Nähe menschlicher Behausungen.<br />
<strong>Der</strong> Biß einer Schwarzen<br />
Witwe wird häufig nicht bemerkt.<br />
Wenn überhaupt,<br />
dann kommt es zu einer<br />
leichten Rötung der Bißstelle.<br />
Innerhalb der ersten Stunde<br />
treten aber Schmerzen, je<br />
nach Bißstelle , in der Leistengegend<br />
oder der Achsel auf,<br />
die sich bald mit zunehmender<br />
Intensität über den ganzen<br />
Bereich ausbreiten. <strong>Der</strong><br />
Betroffene wird unruhig,<br />
Die Wüstenkobra gehört mit der<br />
persischen Hornviper (s. S. 14)<br />
zu den vier giftigen Schlangenarten im<br />
Iran. Foto: Herrmann<br />
Die Sandrasselotter<br />
ist die<br />
gefährlichste<br />
der im<br />
Einsatzgebiet<br />
vorkommenden<br />
Vipern.<br />
Foto:<br />
Dr. Böhme<br />
krampft in manchen Fällen<br />
und hat Beklemmungen der<br />
Brust. Herzrasen, ein<br />
schmerzverzerrtes Gesicht<br />
mit geschwollenen Augenlidern<br />
und starkes Schwitzen<br />
sind spätere Anzeichen<br />
der Vergiftung. Die Vergiftung<br />
klingt nach etwa 8 Tagen<br />
ab.<br />
Gefährliche<br />
Infektionskrankheiten<br />
Die Cholera ist eine Infektionskrankheit.<br />
die entweder<br />
plötzlich mit Brechdurchfall<br />
oder allmählich mit breügen,<br />
dann dünnflüssigen Durchfällen<br />
beginnt. Diese häufigen<br />
Durchfälle werden später<br />
reiswasserartig . Eine besondere<br />
Gefahr für die Ge-<br />
sundheit besteht durch den<br />
mit den Durchfällen verbundenen<br />
starken Flüssigkeitsverlust<br />
und die Störung des<br />
Mineralhaushaltes. Kreislaufsyrnptome<br />
und Schock<br />
sind lebensbedrohende Begleiterscheinungen.<br />
Typhus beginnt normalerweise<br />
mit Fieber und<br />
Leibschmerzen . Die Temperatur<br />
steigt auf etwa 40 Grad<br />
an und bleibt bis zu zwei<br />
Wochen auf d ieser Höhe.<br />
Dann kommen erbsbreiartige<br />
Stühle hinzu, bevor die<br />
Temperatur langsam wieder<br />
sinkt. Neben den allgemeinen<br />
Begleiterscheinungen<br />
hohen Fiebers sind auch Leber<br />
und Milz betroffen. Lebensbedrohende<br />
Komplikationen<br />
wie toxischer Schock<br />
können auftreten.<br />
Die Malaria wird durch<br />
Mückenstich übertragen. Sie<br />
äußert sich anfangs in unregelmäßigem<br />
Fieber und<br />
mündet in ty pisches Wechselfieber,<br />
das über Monate<br />
hin anhält. <strong>Der</strong> Allgemein-<br />
16 Technisches Hilfswerk~
zustand wird durch diese<br />
Fieberschübe beeinträchtigt,<br />
Leber- und Milzschwellung<br />
sind weitere Komplikationen.<br />
Vorbeugende<br />
Schutzmaßnahmen<br />
vor Einsatzbeginn<br />
Tabletten gegen die Reisediarrhäe<br />
sollten im Reisegepäck<br />
nicht fehlen.<br />
Seit der Entdeckung des<br />
Immunsystems des menschlichen<br />
Körpers und den Fortschritten<br />
in der Medizin ist es<br />
möglich, bereits vor dem Einsatz<br />
Schutzmaßnahmen einzuleiten.<br />
Dies gilt in besonderem<br />
Maße für die Infektionskrankheiten,<br />
die beim<br />
Auslandseinsatz drohen<br />
können.<br />
Gegen Typhus und Cholera<br />
gibt es mittlerweile Schutzimpfungen.<br />
Da es sich in<br />
beiden Fällen um eine aktive<br />
Schutzimpfung handelt.<br />
müssen sie rechtzeitig vor<br />
Antritt der Reise durchgeführt<br />
werden. Aufgrund der<br />
Impfung kann es vorübergehend<br />
zu Unpäßlichkeiten<br />
kommen.<br />
<strong>Der</strong> Umfang des Impfprogrammes<br />
hängt davon ab,<br />
in welchem Land der Einsatz<br />
erfolgt. Für das Einsatzgebiet<br />
Iran wurde auch die<br />
passive Immunisierung gegen<br />
Hepatitis A empfohlen.<br />
Gegen Malaria gibt es bisher<br />
noch keinen Impfstoff.<br />
Da es aber Wirkstoffe gegen<br />
den Erreger gibt. werden sie<br />
beginnend vor der Abreise<br />
und über die Dauer des Aufenthaltes<br />
bis mindestens vier<br />
Wochen nach Beendigung<br />
des Aufenthaltes in Form<br />
von Tabletten eingenommen.<br />
Dadurch wird ein wirksamer<br />
Schutz erreicht.<br />
Die weltweite Verbreitung<br />
von giftigen Tieren ist recht<br />
gut erforscht. Daher gehört<br />
zur medizinischen Ausstattung<br />
auch das Serum gegen<br />
Schlangen-, Skorpion- und<br />
Spinnengifte. Diese Immunseren<br />
beinhalten Antikörper<br />
gegen die verschiedenen<br />
Gifte von Schlangen einer<br />
bestimmten Region. Das<br />
freie Gift wird dadurch inaktiviert'<br />
die Vergiftunggernildert.<br />
Gegen Skorpionstiche<br />
gibt es ebenfalls Seren wie<br />
auch gegen das Gift der<br />
Schwarzen Witwe.<br />
Vorbeugende<br />
Schutzmaßnahmen<br />
am Einsatzort<br />
Gegen die Infektion mit<br />
Keimen, die durch den<br />
Mund aufgenommen werden,<br />
hilft nur eine besonders<br />
genaue Beachtung der allgemeinen<br />
Hygienemaßnahmen.<br />
Rohkost soll bekanntlich<br />
nicht verzehrt werden,<br />
und auch das örtliche Trinkwasser<br />
entspricht meist nicht<br />
unserem Standard. Eine Erkrankung<br />
kann auch durch<br />
Schrnierinfekt hervorgerufen<br />
werden. Ob man trotz aller<br />
Vorsichtsmaßnahmen unter<br />
einer Durchfallerkrankung<br />
leiden wird, ist deshalb nicht<br />
gänzlich auszuschließen.<br />
Streunende Tiere, zum Beispiel<br />
Hunde oder Katzen, sollten<br />
nicht angefaßt oder gestreichelt<br />
werden, damit<br />
man nicht durch Ungeziefer<br />
im Fell infiziert wird.<br />
Um sich vor Mückenstichen<br />
zu schützen, sollten<br />
Moskitonetze über die Schlafstelle<br />
gespannt werden.<br />
Schlangen reagieren empfindlich<br />
auf Bodenerschütterungen<br />
und fliehen. Durch<br />
kräftiges Auftreten oder<br />
Schlagen mit einem Stock<br />
können die Schlangen verscheucht<br />
werden. Ergreift<br />
man eine dieser Maßnahmen,<br />
wird die Begegnung<br />
mit einer Giftschlange sehr<br />
unwahrscheinlich.<br />
Sollte es trotzdem dazu<br />
kommen, zeigt die gereizte<br />
Schlange meist Drohgebär -<br />
den und zischt oder erzeugt<br />
ähnliche Laute. Dann sollte<br />
man versuchen, ruhig zu<br />
bleiben, bis sie sich abwendet.<br />
Mehr als 80% aller Schlangenbisse<br />
treffen Fuß, Unterschenkel<br />
oder die Hand.<br />
Daher ist ein guter Schutz<br />
gegen Schlangenbisse das<br />
Tragen von hohem<br />
Schuhwerk und langen Hosen.<br />
Tunlichst sollte man<br />
nicht in Mauerritzen, unter<br />
Büsche oder Steine fassen.<br />
Da sich Skorpione und auch<br />
Spinnen in abgelegter Kleidung<br />
oder in Schuhen verstecken,<br />
sollte die Kleidung<br />
nicht achtlos beiseite gelegt<br />
werden und vor jedem Ankleiden<br />
die Kleidungsstükke<br />
ausgeschüttelt werden.<br />
Damit man auch im Schlaf<br />
nicht unliebsam überrascht<br />
wird, sollte das ohnehin erforderliche<br />
Moskitonetz so<br />
sorgfältig über den Schlafplatz<br />
gespannt werden, daß<br />
kein Skorpion oder keine<br />
Spinne hineinkrabbeln<br />
kann.<br />
Soweit keine ärztliche Versorgung<br />
durch einen begleitenden<br />
Arzt oder sonstiges<br />
geschultes medizinisches<br />
Personal sichergestellt ist.<br />
muß unmittelbar nach dem<br />
Eintreffen am Einsatzort erkundet<br />
werden, in welche<br />
Klinik ein Unfallopfer gebracht<br />
werden kann und<br />
wie lange es dauert, bis ärztliche<br />
Hilfe eintrifft.<br />
Maßnahmen nach<br />
einem Unfall<br />
mit gütigen Tieren<br />
<strong>Der</strong> Betroffene ist meist<br />
durch den Vorfall erregt, muß<br />
beruhigt und die Bißstelle<br />
ruhiggestellt werden. In besonders<br />
schweren Fällen<br />
kann bei Schlangenbissen<br />
oberhalb der Bißstelle ein<br />
Venenstau angelegt werden.<br />
Dadurch verfärbt sich<br />
die Haut rot bis bläulich unterhalb<br />
der Stauung. Etwa<br />
alle 30 Minuten muß der Stau<br />
gelockert werden. Weitere<br />
Maßnahmen an der Bißwunde<br />
sind unter den Fachleuten<br />
sehr urnstritten. Nach diesen<br />
Erstmaßnahmen ist der<br />
umgehende Transport in eine<br />
Klinik erforderlich, auch<br />
wenn eine Gegengiftgabe<br />
schon erfolgt ist. Die Menge<br />
des injizierten Serums muß<br />
dem ärztlichen Personal mitgeteilt<br />
werden. Wenn die<br />
Gegengiftgabe innerhalb<br />
von 2 Stunden erfolgt, bestehen<br />
sehr gute Heilungschancen.<br />
Allergische Reaktionen<br />
sind selten. Vorsorglich wird<br />
ein Schlangenbiß in Gebieten,<br />
in denen Giftschlangen<br />
vorkommen, solange als Giftschlangenbiß<br />
betrachtet. bis<br />
sicher ist. daß keine Vergiftung<br />
eingetreten ist.<br />
Das Moskitonetz schützt vor<br />
unliebsamen nächtlichen Besuchern -<br />
Mücken und Skorpionen. Foto: Glass<br />
~ 17 Technisches Hilfswerk
Die Entsendung eines<br />
einzelnen <strong>THW</strong>-Helfers<br />
in das Erdbebengebiet<br />
in Costa Rica im April<br />
1991 könnte das Modell<br />
zu einer neuen<br />
Variante der Auslandshilfe<br />
des Technischen<br />
Hilfswerkes<br />
darstellen. Gedacht ist<br />
an die Entsendung<br />
von <strong>THW</strong> -Fachberatem<br />
an deutsche<br />
Botschaften bei Großschadensereignissen<br />
im Ausland.<br />
Bald <strong>THW</strong>-Berater für<br />
deutsche Botschaften?<br />
von Gerold Reichenbach<br />
tastrophen,<br />
wie hier in<br />
Costa Rica,<br />
können<br />
Berater des<br />
<strong>THW</strong> fach-<br />
D er <strong>THW</strong>-Kreisbeauftragte<br />
für Groß-Gerau, Gerold Reichenbach<br />
aus dem hessisehen<br />
Trebur-Geinsheim,<br />
flog unmittelbar nach dem<br />
Erdbeben in Costa Rica zusammen<br />
mit drei Fachleuten<br />
des Schweizerischen Katastrophenhilfekorps<br />
in das<br />
mittelamerikanische Land.<br />
Sein Auftrag bestand in der<br />
Erkundung und Auswertung<br />
der in dem Erdbebengebiet<br />
entstandenen Situation. Unmittelbar<br />
nach seiner Landung<br />
in San Jose wurde Reichenbach<br />
in der deutschen<br />
Botschaft in die Lage vor Ort<br />
eingewiesen. Weiter nahm<br />
er an den Lagebesprechungen<br />
der örtlichen, nationalen<br />
und intemationalen Behörden<br />
und Organisationen<br />
teil und unternahm zwei Erkundungsflüge.<br />
Erhebliche Schäden<br />
an Straßen und<br />
Brücken<br />
Die betroffene Region Limon<br />
gehört zu den dünner<br />
besiedelten und ärmeren<br />
Landesteilen. Die größte<br />
Stadt ist Puerto Limon mit<br />
rund43 000 Einwohnem. Die<br />
Gebäudeschäden waren<br />
trotz der Stärke des Erdbebens<br />
von 7.4 Grad auf der<br />
Richterskala relativ gering<br />
geblieben. Aufgrund der<br />
landesüblichen Leichtbauweise<br />
war es dabei kaum zu<br />
schweren Verschüttungen<br />
gekommen, was die vergleichsweise<br />
geringe zahl<br />
von etwa 3000 Verletzten<br />
und 57 Toten erklärt.<br />
Erhebliche Schäden stellte<br />
Gerold Reichenbach jedoch<br />
im Bereich der Infrastruktur<br />
der Region fest. Straßen<br />
wiesen große Risse,<br />
meist in der Mitte und in<br />
Längsrichtung, unabhängig<br />
von der Himmelsrichtung<br />
auf, was auf eine Abhängigkeit<br />
von der Bauweise<br />
schließen läßt. Sehr viele<br />
Brücken waren zerstört oder<br />
Übergabe<br />
eines Hilfsgüterkonvois<br />
des Roten<br />
Kreuzes: Die<br />
notleidende<br />
Bevölkerung<br />
ist auf Hilfe<br />
aus dem<br />
Ausland<br />
angewiesen.<br />
durch abgesackte Auffahrtsrampen<br />
unpassierbar.<br />
Durch diese Schäden war<br />
die Versorgung der Bevölkerung<br />
mit Lebensmitteln<br />
auf dem Landweg teilweise<br />
unmöglich geworden. Zu<br />
einem Problem führten außerdem<br />
die Schäden an der<br />
Trinkwasserversorgung , die<br />
die Gefahr einer Ausbreitung<br />
von Seuchen mit sich brachten.<br />
Effektiver Einsatz von<br />
Hilfsmitteln durch<br />
kompetenten Rat<br />
Gerold Reichenbachs Tätigkeit<br />
in Costa Rica ergab<br />
aber nicht nur ein umfassendes<br />
Bild von den dortigen<br />
Erdbebenschäden. Sie<br />
zeigte vielmehr auch auf,<br />
daß die deutschen Botschaf -<br />
ten in von Katastrophen<br />
betroffenen Ländern für<br />
kompetente Hilfe dankbar<br />
sind, um Katastrophenschäden<br />
richtig einschätzen und<br />
passende Hilfe aus Deutschland<br />
anbieten zu können.<br />
So wurde der <strong>THW</strong>-Kreisbeauftragte<br />
Reichenbach zu<br />
Lagebesprechungen in der<br />
deutschen Botschaft in Costa<br />
Rica beratend hinzugezogen<br />
und machte Vorschlä-<br />
ge, wie die vom Auswärtigen<br />
Amt bereitgestellten<br />
Gelder für Hilfsgüter verwendet<br />
werden sollten. Ebenso<br />
arbeitete Reichenbach bei<br />
der Planung und Leitung eines<br />
Transportes von Hilf5gÜtem<br />
nach Limon mit. was<br />
auch der Zusammenarbeit<br />
mit örtlichen Stellen bedurfte.<br />
Das Engagement des<br />
Technischen Hilfswerkes in<br />
Costa Rica hat eine über die<br />
konkrete Notsituation hinausweisende<br />
positive Resonanz<br />
gefunden, wie die abschließende<br />
Besprechung<br />
mit dem deutschen Botschafter<br />
Dr. Zeisler in dessen Residenz<br />
in San J ose zeigte. Dr.<br />
Zeisler regte an, daß künftig<br />
sofort nach Eintritt eines<br />
Großschadensereignisses<br />
die betreffende deutsche<br />
Botschaft durch die Entsendung<br />
eines <strong>THW</strong>-Fachberaters<br />
unterstützt wird. <strong>Der</strong><br />
Vorschlag stieß offenbar auf<br />
offene Ohren. Schon im Juni<br />
schlug der <strong>THW</strong> -Beirat in seiner<br />
konstituierenden Sitzung<br />
vor, künftig bei Katastrophen<br />
im Ausland sachkundige<br />
Berater des <strong>THW</strong> zur<br />
Unterstützung der dortigen<br />
Botschaft zu entsenden.
Neue Mitwirkungsverordnung<br />
in Kraft<br />
von Ministerialrat<br />
Dr. Konrad Arnrnermüller,<br />
Bundesministerium<br />
des Innern<br />
Aufnahme in das<br />
Technische Hilfswerk<br />
Sicherung des Führungsnachwuchses<br />
Am 1. Dezember tritt<br />
die "Verordnung<br />
über die Mitwirkung<br />
der Helfer im Technischen<br />
Hilfswerk" <br />
Mitwirkungsverordnung<br />
- in Kraft. Die<br />
Rechtsverordnung<br />
regelt auf der<br />
Grundlage des Helferrechtsgesetzes<br />
vom 22. Janum<br />
1990 die Rechtsver -<br />
hältnisse der Helfer<br />
und die Bildung und<br />
Zusammensetzung<br />
der Orts- und Landesausschüsse<br />
sowie<br />
des Bundesausschusses<br />
. <strong>Der</strong> Bundesrat<br />
hat der Verordnung<br />
des Bundesministers<br />
des Innern einstimmig<br />
zugestimmt.<br />
D amit ist die eingeleitete<br />
rechtsstaatliche Neuordnung<br />
des Helferrechts im<br />
<strong>THW</strong> einen weiteren großen<br />
Schritt vorangekommen. <strong>Der</strong><br />
Direktor ist gleichzeitig ermächtigt<br />
worden, die erforderlichen<br />
Ausführungsrichtlinien<br />
zu erlassen. Bis zum<br />
Erlaß derartiger Richtlinien<br />
gelten die bisherigen Richtlinien,<br />
wie unter anderem<br />
das Helferstatut. fort. soweit<br />
sie im Einklang mit der Mitwirkungsverordnung<br />
stehen.<br />
Die Rechtsverordnung<br />
hält sich grundsätzlich im<br />
Rahmen des alten Helferrechts.<br />
Bei der nachfolgenden<br />
Darstellung wird auf die<br />
Ausnahme besonders eingegangen.<br />
Das neue Helferrecht<br />
Die Verordnung unterscheidet<br />
wie bisher zwischen<br />
aktiven Helfern, Reservehelfern,<br />
Althelfern und Junghelfern.<br />
Die Zugehörigkeit zu<br />
einer Helfergruppe schließt<br />
die zu einer anderen aus.<br />
Die Aufnahme in das Technische<br />
Hilfswerk erfolgt in<br />
einem schriftlichen Verfahren.<br />
Ist der Helfer in das <strong>THW</strong><br />
eingetreten, kann er später<br />
mit Zustimmung der Bundesanstalt<br />
in eine andere Helfergruppe<br />
überwechseln,<br />
wenn er die hierfür erforderlichen<br />
persönlichen Voraussetzungen<br />
mitbringt. Diese<br />
Neuregelung ermöglicht bei<br />
wehrpflichtigen Helfem eine<br />
klare Unterscheidung zwischen<br />
dem Eintritt in das<br />
<strong>THW</strong> und der hiervon rechtlich<br />
getrennten Erklärung<br />
nach § 8 Abs. 2 KatSG, sich<br />
für acht Jahre zum Dienst im<br />
Katastrophenschutz zu verpflichten.<br />
Die bisherige Regelung,<br />
wonach derartige<br />
Helfer sich sowohl zum Dienst<br />
im <strong>THW</strong> als auch zum Dienst<br />
im Katastrophenschutz verpflich<br />
teten, gab ständig<br />
Anlaß zu Unklarheiten. Neu<br />
ist auch die Regelung der<br />
Probezeit. die bereits mit der<br />
Aufnahme in das <strong>THW</strong> erfolgt.<br />
Wehrpflichtigen Helfem,<br />
die sich gleichzeitig zum<br />
Dienst im Katastrophenschutz<br />
verpflichten, wird<br />
deshalb in Zukunft die Probezeit<br />
angerechnet. Damit<br />
wird die derzeitige unbefriedigende<br />
Regelung abgeschafft.<br />
nach der die Helfer<br />
im <strong>THW</strong> ein halbes Jahr länger<br />
dienen müssen als in<br />
anderen Organisationen.<br />
Aktive Helfer können in<br />
Zukunft auch gegen ihren<br />
Willen in besondere Funktionen<br />
berufen werden. Die<br />
Verpflichtung soll der Sicherung<br />
des Führungsnachwuchses<br />
dienen. Von ihr soll<br />
allerdings nur dann Gebrauch<br />
gemacht werden,<br />
wenn persönliche Härten<br />
nicht vorliegen. Die vom Direktor<br />
zu erlassende Richtlinie<br />
wird hierzu noch die Einzelheiten<br />
festlegen. Für aktive<br />
Helfer und Reservehelfer<br />
wird das vollendete 60. Lebensjahr<br />
als Altersgrenze<br />
aufgeführt. Bei Inhabern<br />
besonderer Funktionen, wie<br />
z. B. den Ortsbeauftragten,<br />
soll - entsprechende Eignung<br />
und Bedarf vorausgesetzt<br />
- der erreichte Erfahrungs-<br />
und Kenntnisstand<br />
noch bis zum 65. Lebensjahr<br />
für Führungsaufgaben genutzt<br />
werden können. Zu<br />
diesem Zweck sieht die Regelung<br />
die Möglichkeit einer<br />
Verlängerung vor.<br />
Mitwirkung als Reservehelfer<br />
und Althelfer<br />
Die Mitwirkung als Reservehelfer<br />
setzt voraus, daß der<br />
Helfer bereits als aktiver Helfer<br />
im <strong>THW</strong> mitgewirkt hat<br />
und weiterhin grundsätzlich<br />
für Einsätze zur Verfügung<br />
steht. Die Bestimmung dient<br />
dem Zweck, solche Helfer,<br />
" 19 Technisches Hilfswerk
Ausbildung<br />
von Junghelfern<br />
Ausscheiden aus dem<br />
Technischen Hilfswerk<br />
Beratende<br />
Ausschüsse<br />
die nach Ablauf ihrer Verpflichtungszeit<br />
nach § 8<br />
Abs. 2KatSGnichtmehrzeitlich<br />
uneingeschränkt zur<br />
Verfügung stehen, dem<br />
<strong>THW</strong> als personelle Einsatzreserve<br />
zu erhalten. Diese Reservehelfer<br />
bleiben auch<br />
weiterhin vom Wehrdienst<br />
freigestellt. Die Reservehelfer<br />
sind grundsätzlich nur<br />
dazu verpflichtet. sich für<br />
Einsätze im Rahmen von Zivilschutzaufgaben<br />
und von<br />
humanitären Hilfsaktionen<br />
im Ausland bereitzuhalten.<br />
Zu sonstigen Einsätzen werden<br />
Reservehelfer nur dann<br />
herangezogen, wenn geeignete<br />
aktive Helfer nicht in<br />
der erforderlichen Zahl zur<br />
Verfügung stehen. Mit dieser<br />
Regelung wird sichergestellt,<br />
daß die Reservehelfer<br />
nur ausnahmsweise außerhalb<br />
des Verteidigungsfalles<br />
eingesetzt werden. Die<br />
Fortbildungsverpflichtung<br />
der Reservehelfer wird auf<br />
ein erforderliches Mindestmaß<br />
beschränkt. das durch<br />
die Richtlinie des Direktors<br />
noch konkretisiert wird.<br />
Die Bestimmung über die<br />
Althelfer soll es ehemaligen<br />
aktiven und Reservehelfern<br />
ermöglichen, weiterhin im<br />
<strong>THW</strong> zu bleiben, ohne Ausbildungs-<br />
und Einsatzpflichten<br />
zu unterliegen. Das Verhältnis<br />
zum <strong>THW</strong> beschränkt<br />
sich grundsätzlich auf die<br />
Pflege der kameradschaftlichen<br />
Beziehungen.<br />
Bei Bedarf können sich jedoch<br />
Althelfer in Einzelfällen<br />
an Einsätzen oder am<br />
Dienstbetrieb, z. B. als Hausmeister,<br />
beteiligen. In diesem<br />
Fall genießen sie den vollen<br />
Schutz des Helferrechts.<br />
Das Junghelferverhältnis<br />
wird auf das 10. bis 18. Lebensjahr<br />
festgelegt. Die<br />
Junghelfer erhalten eine jugendgemäße<br />
Ausbildung<br />
und Betreuung, die sie auf<br />
ihre spätere Verwendung als<br />
aktive Helfer vorbereiten<br />
sollen. Sie werden wegen<br />
ihres beschränkten fachlichen<br />
Ausbildungsstandes<br />
nicht zu unmittelbaren Hilfeleistungen<br />
bei Einsätzen<br />
herangezogen. Das bisherige<br />
Verhältnis zu dem von<br />
der <strong>THW</strong>-Helfervereinigung<br />
getragenen zentralen Jugendverband<br />
"<strong>THW</strong>-Jugend"<br />
wird nicht geändert.<br />
Wie bisher ist es also Aufgabe<br />
des Ortsverbandes, Junghelfern<br />
eine ihrem Alter angemessene<br />
fachliche Ausbildungzugeben.<br />
Aufgabe der<br />
.<strong>THW</strong>-Jugend" ist es, die jugendpflegerischen<br />
Maßnahmen,<br />
wie z. B. Zeltlager und<br />
Ausflüge, durchzuführen. Da<br />
die Jugendpflege der Nachwuchsgewinnung<br />
für das<br />
<strong>THW</strong> dient. wird die .<strong>THW</strong><br />
Jugend" hierbei vom Ortsverband<br />
im Rahmen der<br />
einschlägigen Richtlinien<br />
unterstützt. Die Mitgliedschaft<br />
in der .<strong>THW</strong>-Jugend"<br />
richtet sich ausschließlich<br />
nach deren Satzung. Durch<br />
diese wird sichergestellt. daß<br />
grundsätzlich nur Junghelfer,<br />
ggf. auch andere Angehörige<br />
des <strong>THW</strong> wie Jugendbetreuer<br />
Aufnahme finden.<br />
Die <strong>THW</strong>-Jugend hat sich am<br />
9. Juni dieses Jahres in der<br />
Katastrophenschutzschule<br />
des Bundes in Ahrweiler als<br />
rechtsfähiger Verein neu<br />
gegründet. Sie besitzt damit<br />
die erforderliche Handlungsfähigkeit<br />
und ist in der Bundeshelfervereinigung<br />
das<br />
12. Mitglied. Die bewährte<br />
Zusammenarbeit mit der<br />
"<strong>THW</strong> -Jugend" soll fortgesetzt<br />
werden. Von diesem Jugendverband<br />
sind in den<br />
letzten Jahren große Aktivitäten<br />
ausgegangen.<br />
Grundsätzlich neu wird<br />
das Ausscheiden aus dem<br />
<strong>THW</strong> geregelt. Die in der Praxis<br />
nutzlose Unterscheidung<br />
zwischen Entpflichtung und<br />
Ausschluß wird aufgegeben.<br />
Während der Probezeit<br />
können beide Seiten jederzeit<br />
durch schriftliche Erklärung,<br />
die keiner Begründung<br />
bedarf. das Helferverhältnis<br />
beenden. Mit Erreichen der<br />
für die jeweilige Helfergruppe<br />
spezifischen Altersgrenze<br />
endet automatisch die<br />
Zugehörigkeit zum <strong>THW</strong>. Es<br />
entspricht dem Freiwilligkeitsprinzip,<br />
daß ferner der<br />
Helfer auf eigenen Wunsch<br />
grundsätzlich jederzeit ausscheiden<br />
kann. Zur Einsatzfähigkeit<br />
der Einheiten wird<br />
dieser Austritt jedoch bei<br />
aktiven Helfern an die Einhaltung<br />
einer Frist von vier<br />
Wochen zum Schluß eines<br />
Kalendervierteljahres gebunden.<br />
Im übrigen gibt es<br />
nur den Beendigungsgrund<br />
der Entlassung, der sowohl<br />
bei schwerwiegenden<br />
schuldhaften Dienstpflichtverletzungen<br />
als auch bei<br />
einer fehlenden Eignung<br />
ohne Verschulden greifen<br />
kann.<br />
Aufgrund einschlägiger<br />
Erfahrungen wird festgelegt.<br />
daß Rechtsbehelfe (Widerspruch,<br />
Klage) gegen das<br />
Nichtbestehen der Probezeit<br />
oder gegen eine Entlassung<br />
nur eine beschränkt aufschiebende<br />
Wirkung entfalten.<br />
In diesen Fällen soll die<br />
Zugehörigkeit zum <strong>THW</strong> bis<br />
zum Abschluß des Rechtsbehelfsverfahrens<br />
ruhen.<br />
Hierdurch soll der soziale<br />
Friede innerhalb des Ortsverbandes<br />
sichergestellt<br />
werden. Bis zum Vorliegen<br />
der endgültigen gerichtlichen<br />
Entscheidung kann<br />
deshalb ein entlassener Helfer<br />
nicht mehr im Ortsverband<br />
aktiv in Erscheinung<br />
treten.<br />
Die Mitwirkung der Helferschaft<br />
an den grundsätzlichen<br />
Entscheidungsprozessen<br />
im Technischen Hilfswerk<br />
wird entsprechend den<br />
bisherigen Mitwirkungsrichtlinien<br />
geregelt. Wie bisher<br />
werden den Entscheidungsträgem<br />
auf allen Ebenen<br />
beratende Ausschüsse mit<br />
ehrenamtlichen Führungskräften<br />
und Helfersprechern<br />
zugeordnet.<br />
<strong>Der</strong> den Ortsbeauftragten<br />
beratende Ortsausschuß<br />
bleibt in seiner Zusammensetzung<br />
unverändert.<br />
Landesausschuß und<br />
Bundesausschuß<br />
<strong>Der</strong> Landesausschuß, der<br />
den Landesbeauftragten<br />
beraten soll, besteht wie bisher<br />
aus dem Landesbeauftragten,<br />
dem Landessprecher<br />
und dessen Stellvertreter<br />
sowie mindestens zwei<br />
Kreis-und Ortsbeauftragten.<br />
Neu ist die Mitgliedschaft des<br />
Landesjugendleiters.<br />
Dementsprechend erhält<br />
auch der Bundesjugendleiter<br />
der .<strong>THW</strong>-Jugend" Sitz<br />
und Stimme im Bundesausschuß.<br />
DemAusschußgehören<br />
wie bisher der Direktor,<br />
der Bundessprecher , die Landesbeauftragten<br />
sowie die<br />
Landessprecher an. Damit<br />
sind die wichtigsten ehrenamtlichen<br />
und hauptamtlichen<br />
Angehörigen im Bundesausschuß<br />
vertreten.<br />
<strong>Der</strong> Bundesausschuß hat<br />
die Möglichkeit. mit Zustimmung<br />
des Direktors Arbeitsgremien<br />
unter Beteiligung<br />
fachkundiger Helfer einzurichten.<br />
Er besitzt somit die<br />
Möglichkeit. sich zu speziellen<br />
Themenbereichen den<br />
Sachverstand von Fachleuten<br />
des <strong>THW</strong> zunutze zu<br />
machen. Diese Regelung<br />
ermöglicht den Fortbestand<br />
der derzeit beim Bundesausschuß<br />
eingerichteten Arbeitskreise.<br />
20 Technisches Hilfswerke
Einbeziehen von<br />
Sachverstand der<br />
Basis<br />
Die Übernahme d er in den<br />
bisherigen Mitwirkungsrichtlinien<br />
enthaltenen Regelungen<br />
über die beratenden<br />
Ausschüsse und Arbeitskreise<br />
durch die Rechtsverordnung<br />
bringt die Auffassung<br />
des Bundesinnenrninisteriums<br />
zum Ausdruck, daß sich<br />
die Mitwirkung der Helferschaft<br />
in diesem Rahmen<br />
bewährt hat. Auf diesem<br />
Wege konnte in den letzten<br />
.Jahren der Sachverstand der<br />
Basis in die von Ministerium<br />
und <strong>THW</strong>-Leitung beschlossenen<br />
Maßnahmen einbezogen<br />
werden. Dies liegt<br />
letztlich im eigenen Interesse<br />
der genannten Entscheidungsträger,<br />
weil diese dadurch<br />
weniger Gefahr laufen,<br />
nur vom "grünen Tisch"<br />
aus zu entscheiden. In den<br />
vergangenen Jahren sind<br />
von den Arbeitsgremien, an<br />
denen sich die Helferschaft<br />
beteiligt hat, wichtige Initiativen<br />
ausgegangen, die die<br />
Entwicklung des <strong>THW</strong> zu einer<br />
modemen Hilfeleistungsorganisation<br />
maßgeblich<br />
beeinflußt haben.<br />
Auswärtiges Amt zu Besuch<br />
beim <strong>THW</strong>-OV Siegburg<br />
Vertreter des Auswärtigen<br />
Amtes<br />
wmen mn 4. September<br />
1991 zu Gast<br />
beim <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />
band Siegburg .<br />
Informationsbesuch<br />
beim<br />
Ortsverband<br />
Siegburg:<br />
(v. 1. n. r.)<br />
Andreas<br />
Kamp, Karl<br />
v . Stenglin,<br />
Wolfram<br />
Such,<br />
Dr. Konrad<br />
Ammermüller,<br />
Klaus<br />
Holderbaum,<br />
Hugo Bieda<br />
Foto: Glass<br />
K aus Holderbaum, Leiter<br />
des Referates "Humanitäre<br />
Hilfe" im Auswärtigen<br />
Amt. und seine M itarbeiter<br />
Karl Freiherr von Stenglin,<br />
Stephan Bock sowie Michael<br />
Biontino vom Arbeitsstab<br />
Sowjetunion hatten so die<br />
Gelegenheit. das <strong>THW</strong> einmal<br />
aus nächster Nähe kennenzulernen.<br />
Den Besuchern<br />
angeschlossen hatten sich<br />
vom Bundesinnenrninisterium<br />
der Leiter des für das<br />
<strong>THW</strong> zuständigen Referates,<br />
Dr. Konrad Arnrnerrnüller,<br />
sowie seine Mitarbeiter Andreas<br />
Kamp und Joachim<br />
Klotz.<br />
Gastgeber W olfram Such ,<br />
<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragter in<br />
Siegburg, und Dietrich Läpke,<br />
Leiter des Einsatzreferates<br />
der <strong>THW</strong>-Leitung, stellten<br />
in Wort und Bild das<br />
Technische Hilfswerk, bisherige<br />
Auslandseinsätze des<br />
<strong>THW</strong>, das Konzept der<br />
Schnelleinsatzeinheit für Bergung<br />
im Ausland (SEEBA)<br />
und die Entwicklungen in<br />
der Wasseraufbereitungstechnik<br />
vor. Ein anschließender<br />
Rundgang auf dem Unterkunftsgelände<br />
vervollständigte<br />
das Bild und gab<br />
Gelegenheit. manche offene<br />
Frage zu klären.<br />
Klaus Holderbaum, Vortragender<br />
Legationsrat I . Klasse,<br />
sprach den Anwesenden<br />
stellvertretend für alle <strong>THW</strong><br />
Helfer seine große Anerkennung<br />
aus. Er habe sich bis zu<br />
diesem Besuch nie richtig<br />
bewußt gemacht. daß die<br />
eigentliche Arbeit des Technischen<br />
Hilfswerkes ausschließlich<br />
von Ehrenamtlichen<br />
neben ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit geleistet wird.<br />
Und doch sei das Technische<br />
Hilfswerk beim Hohen<br />
Flüchtlingskommissar der<br />
Vereinten Nationen (UNHCR)<br />
zu einer der wichtigsten<br />
Adressen zum Beispiel bei<br />
Fragen der Wasserversorgung<br />
geworden.<br />
In Zukunft sei auch viel<br />
Arbeit in den Aufgabenbereich<br />
des vorbeugenden<br />
Katastrophenschutzes zu investieren,<br />
meinte Holderbaum.<br />
In der internationalen<br />
Diskussion würde dann<br />
besonders auf die Erfahrung<br />
von Organisationen w ie<br />
dem Technischen Hilfswerk<br />
zurückgegriffen.<br />
(&\21 Technisches Hilfswe rk
<strong>Der</strong> <strong>THW</strong> -Landesverband<br />
Harnburg<br />
von Arnold Krüger<br />
Schlaglicht<br />
auf die Tätigkeit:<br />
Deichverteidigung<br />
Sandsäcke sind unverzichtbare<br />
HiUsmittel bei der<br />
Deichbefestigung.<br />
Fotos: Krüger<br />
l jedem Winterhalbjahr<br />
suchen<br />
heftige Stürme<br />
die deutsche<br />
Nordseeküste<br />
heim und lassen<br />
das Wasser in der<br />
EIbe ansteigen. Dadurch<br />
können Sturmfluten entstehen.<br />
die Gefahr und Zerstörung<br />
mit sich bringen.<br />
Die Bewohner der Nordseeküste<br />
rechnen mit diesen<br />
Naturereignissen und bereiten<br />
sich entsprechend auf<br />
sie vor. So ist das Technische<br />
Hilfswerk auf Weisung des<br />
Senats der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg seit Herbst<br />
1976 zu einem Aktivposten<br />
und wichtigen Bestandteil<br />
der Deichverteidigung im<br />
Gebiet Hamburgs geworden.<br />
Unterstrichen wird dieses<br />
durch die Vereinbarung<br />
mit der Hansestadt vom<br />
26. Februar 1978.<br />
Einsatzbereiche<br />
<strong>Der</strong> Einsatz des <strong>THW</strong> kommt<br />
insbesondere in Betracht für<br />
• das Schließen von Flut<br />
Toren im Bereich Hamburg<br />
Harburg durch Elektrogruppendes<strong>THW</strong>.<br />
• das Füllen von Sandsäkken.<br />
• die Verteidigung der<br />
Hauptdeichlinie durch <strong>THW</strong><br />
Helfer der 7 Bezirksverbände<br />
des Technischen Hilfswerks<br />
in Hamburg.<br />
• das Führen der Einsatzeinheiten<br />
durch Technische Ein-<br />
satzleitungen<br />
mit<br />
Funkführungsfahrzeugen.<br />
• die Stabsarbeit<br />
in den<br />
Bezirks-Einsatzleitungen<br />
der flutgefährdeten<br />
Gebiete.<br />
• die Beratertätigkeit<br />
in<br />
der Einsatzleitung<br />
der<br />
Feuerwehr<br />
(FEL) .<br />
Darüber hinaus können<br />
bei ernster Gefahr oder im<br />
Schadensfall weitere <strong>THW</strong><br />
Einheiten eingesetzt werden.<br />
zum Beispiel: Bergen von Personen<br />
mit Mehrzweck<br />
Schlauchbooten und Fähren.<br />
Ausleuchten von Schadensstellen.<br />
Auspumpen<br />
von Kellern u . a . m. Beim<br />
höchsten Wasserstand. der<br />
Wasserstandsstufe 4. werden<br />
über 680 <strong>THW</strong>-Helfer an<br />
den Deichen stehen. Mit<br />
jährliChen Deichverteidigungsübungen<br />
im Herbst<br />
bereiten sich die Helfer auf<br />
die nächste Sturmflutperiode<br />
vor.<br />
Das Ausbildungsprogramm<br />
der <strong>THW</strong><br />
Einheiten<br />
<strong>Der</strong> Sandsack ist nach wie<br />
vor das wichtigste und unentbehrlichste<br />
Hilfsmittel der<br />
Deichverteidigung und des<br />
Hochwasserschutzes. Die<br />
Ausbildung mit Jute- und<br />
Kuns tstoffsandsäcken<br />
nimmt deshalb bei den <strong>THW</strong><br />
Helfern einen breiten Raum<br />
ein.<br />
Zum Ausbildungsprograrnm<br />
der <strong>THW</strong>-Einheiten<br />
gehören das fachgerechte<br />
Füllen der Sandsäcke mit<br />
Schaufel oder Sandsackfüllanlagen.<br />
ferner der Transport<br />
und insbesondere das<br />
Verlegen der Sandsäcke an<br />
binnenseitigen und außenseitigen<br />
Deichböschungen.<br />
Dazu gehört auch die Beseitigung<br />
von Quellen und Sikkerstellen<br />
durch Ausrollen<br />
von Kunststoffplanen in Verbindung<br />
mit aufgelegten<br />
Sandsäcken.<br />
Die laufenden Übungen<br />
im Umgang mit Sandsäcken<br />
- auch bei Nacht und<br />
schlechtem Wetter - gewährleisten<br />
den notwendigen<br />
Einsatzerfolg im Bereich<br />
des Hochwasserschutzes.<br />
22 Technisches Hilfswerkilf
Klausurtagung<br />
der Landessprecher<br />
in Biberach/Baden<br />
von Landessprecher<br />
<strong>THW</strong>-Bayern<br />
Gerd Neubeck<br />
N euo"entierung im Zivil-und<br />
Katastrophenschutz,<br />
Veränderung der Organisationsstrukturen<br />
der Bundesanstalt<br />
Technisches Hilfswerk,<br />
Anpassung von Gliederung<br />
und Ausstattung der<br />
Einheiten und vieles mehr<br />
beschäftigt in einer breiten<br />
Diskussion Helferschaft, Führungskräfte<br />
und Funktionsträger<br />
aller Art des <strong>THW</strong>,<br />
aber auch Politiker und viele<br />
Außenstehende.<br />
Die Landessprecher hatten<br />
es sich daher vorgenommen,<br />
in einer zweitägigen<br />
Klausurtagung unter Vorsitz<br />
von Bundessprecher Seekatz<br />
neben anderen wichtigen<br />
Fragen insbesondere diese<br />
aktuelle Problematik ausführlich<br />
zu diskutieren und<br />
Meinungen auszutauschen.<br />
So traf man sich am 6. / 7.<br />
September 1991 inderwunderschönen<br />
neuen Unterkunft<br />
des Ortsverbands Biberach/<br />
Baden im Schwarzwald.<br />
Walter Nock, Landessprecher<br />
für Baden-Württemberg<br />
und Ortsbeauftragter ,<br />
hatte alles bestens organisiert<br />
und ausgezeichnete<br />
Rahmenbedingungen für<br />
eine fruchtbare Diskussion<br />
geschaffen.<br />
Die anwesenden Landes-<br />
sprecher aus Schleswig-Holstein,<br />
Hamburg, Berlin,<br />
Rheinland-Pfalz, dem Saarland,<br />
Baden-Württemberg<br />
und Bayern schilderten die<br />
Situation in ihren Landesver -<br />
bänden und die Meinungen<br />
ihrer Landesregierungen zur<br />
zukünftigen Orientierung<br />
des Zivil- und Katastrophenschutzesundzum<br />
<strong>THW</strong>. Sehr<br />
schnell wurden dabei gemeinsame<br />
Probleme, aber<br />
auch deutliche Unterschiede,<br />
beispielsweise bei der<br />
Einbindung in das alltägliche<br />
Einsatzgeschehen, deutlich.<br />
Übereinstimmend kam<br />
man zu der Auffassung, daß<br />
die Personalsituation im<br />
haupt-und ehrenamtlichen<br />
Bereich vorrangig verbessert<br />
werden muß, wenn die<br />
Schlagkraft unserer Organisation,<br />
die zunehmend mehr<br />
gefordert ist. gehalten oder<br />
gar verbessert werden soll.<br />
Die Verpflichtungszeiten<br />
für freigestellte Helfer dürften<br />
aus diesem Grunde keinesfalls<br />
weiter gesenkt werden,<br />
statt dessen müssen die<br />
Freistellungsquoten erhöht<br />
werden. Auch sollte ernsthaft<br />
überlegt werden, ob<br />
nicht ein bestimmtes Kontingent<br />
an Zivildienstplätzen<br />
beim <strong>THW</strong> gehalten werden<br />
sollte, um so wenigstens an<br />
bestimmten Orten eine ganztägige<br />
Besetzung von Ortsverbänden<br />
zu erreichen.<br />
Zum einen würden dadurch<br />
Hilfsfristen an bestimmten<br />
"Brennpunkten" ganz entscheidend<br />
verkürzt werden,<br />
zum anderen könnten bestimmte<br />
Arbeiten an Gerät,<br />
aber auch in der Verwaltung<br />
fortlaufend erledigt<br />
werden. In jedem Falle muß<br />
im Sinne einer Wehrgerechtigkeit<br />
der Spekulation vieler,<br />
im Zuge sinkender Soldatenzahlen<br />
nicht eingezogen<br />
zu werden, Einhalt geboten<br />
werden, weil diese<br />
Haltung vorwiegend zu Lasten<br />
der Hilfs- und Rettungsorganisationen<br />
geht.<br />
Einer Verbesserung bedarf<br />
in jedem Falle die hauptamtliche<br />
Betreuung der Ehrenamtlichen,<br />
die allseits in<br />
den letzten Jahren stark<br />
nachgelassen hat. Dies ist<br />
nicht nur auf die Leistung<br />
beim Aufbau des <strong>THW</strong> in<br />
den neuen Bundesländern,<br />
sondern auch auf die starke<br />
Anforderung im Einsatzgeschehen,<br />
vor allem im Ausland,<br />
aber auch auf die Situation<br />
einer Einsatzorganisation<br />
nicht angepaßter Regelungen<br />
des Arbeits- und<br />
Tarürechts zurückzuführen.<br />
Hier ist nicht nur mehr Personal<br />
im hauptamtlichen<br />
Bereich, sondern auch eine<br />
neue Struktur nicht allein der<br />
Geschäftsführerbereiche ,<br />
sondern vor allem der Geschäftsführerdienststellen<br />
vonnöten, die systematisch<br />
wie die Dienststellen der Landesbeauftragten<br />
mit festen<br />
Zuständigkeiten der einzelnen<br />
Mitarbeiter und entsprechender<br />
Vertretung innerhalb<br />
der Dienststelle aufgebaut<br />
sein müssen, damit trotz<br />
tagsüber zu gewährendem<br />
Freizeitausgleich für die zumeist<br />
an Wochenenden oder<br />
Abenden zu erbringenden<br />
Betreuungsleistungen die<br />
Arbeit in der Geschäftsstelle<br />
uneingeschränkt fortlaufen<br />
kann.<br />
Breiten Raum in der Meinungsbildung<br />
der anwesenden<br />
Landessprecher nahm<br />
die Veränderung der <strong>THW</strong><br />
Einheiten ein, die schon<br />
allenthalben dargestellt<br />
wird, aber den Anwesenden<br />
noch nicht völlig ausgereüt<br />
erscheint und durchaus etlicher<br />
Überlegungen bedarf.<br />
Auch wenn hier bald eine<br />
EntSCheidung fallen muß,<br />
darf man nichts übers Knie<br />
~ 23 Technisches Hilfswerk
echen, was nicht mehr<br />
rückgängig gemacht werden<br />
kann, wie etwa der vollständige<br />
Weg:(all der Gas<br />
Gruppen.<br />
Das <strong>THW</strong> muß eine flexible<br />
Ver:=;tärkungs-Einheit<br />
sein, und dazu gehört es<br />
auch, daß Gerät und Ausstattung<br />
nicht überall identisch<br />
sein müssen, sondern<br />
den regionalen Gegebenheiten<br />
und Aufgaben angepaßt<br />
werden. So genügt es<br />
beispielsweise, Kälteschutz<br />
Anzüge für das Eissprengen<br />
dort vorzuhalten, wo diese<br />
Einsätze vorkommen, und<br />
sie nicht überall oder gar<br />
nicht anzuschaffen.<br />
Ein weiteres wichtiges Thema<br />
war die Durchführung<br />
einer steigenden Zahl von<br />
Auslandseinsätzen. Anhand<br />
vieler Beispiele aus den einzelnen<br />
Landesverbänden<br />
kam man übereinstimmend<br />
zu der Auffassung, daß in<br />
Vor- und Nachbereitung,<br />
Fürsorge für die Helfer, Entschädigung<br />
der Teilnehmer<br />
und Durchführung vieles<br />
dringend verbessert werden<br />
muß. Als größtes Manko<br />
wurde hierbei das Fehlen<br />
eines Grundkonzepts sowie<br />
der Aufgabenverteilung<br />
zwischen <strong>THW</strong>-Leitung und<br />
Landesverbänden angesehen.<br />
Auch die Frage der<br />
Qualifikation eines Einsatzleiters<br />
beziehungsweise seiner<br />
Ausbildung wurde eingehend<br />
erörtert.<br />
Nur unterbrochen durch<br />
einen Besuch des Ersten Bürgermeisters<br />
der Stadt Biberach,<br />
der die anwesenden<br />
Landessprecher willkommen<br />
hieß, wurden anschließend<br />
weitere wichtige Fragen,<br />
wie die Neubesetzung<br />
der Arbeitskreise sowie die<br />
dringend notwendige Über-<br />
arbeitung der Richtlinie für<br />
die Entschädigung Ehrenamtlicher,<br />
insbesondere für<br />
Selbständige durch V eränderung<br />
der Höchstbeträge ,<br />
aber auch Vorschußzahlungen<br />
oder ein vereinfachtes<br />
Abrechnungsverfahren, besprochen.<br />
Viel zu schnell war die Zeit<br />
vorbei. und etliche Themen<br />
mußten auf die nächste Zusammenkunft<br />
der Landessprecher<br />
vertagt werden, die<br />
im kommenden Jahr in Bayern<br />
stattfinden soll.<br />
Zwischenbilanz Sowjetunionhilfe<br />
<strong>THW</strong> legte bislang für<br />
Hilfsfahrten 2,6 Millionen<br />
Kilometer zurück<br />
Von Dezember 1990 bis<br />
21 . Juli 1991 hat das Technische<br />
Hilfswerk insgesamt<br />
143 Hilfstransporte in die<br />
Sowjetunion durchgeführt,<br />
davon 97 in eigener Verantwortung<br />
und 46 unter Leitung<br />
einer anderen Organisation.<br />
1 096 Helfer und 84 hauptamtliche<br />
<strong>THW</strong>-Mitarbeiter<br />
transportierten in dem genannten<br />
Zeitraum mit 536<br />
LKW und 325 Anhängern<br />
insgesamt 4 285 Ladetonnen<br />
an Hilfsgütern in 72 sowjetische<br />
Städte. Insgesamt<br />
legten sie dabei über 2,6 Millionen<br />
Kilometer zurück.<br />
Die vom <strong>THW</strong> durchgeführten<br />
Transporte werden<br />
nach dem Prinzip "Hilfe für<br />
Bürger durch Bürger" auf<br />
ehrenamtlicher Basis durchgeführt.<br />
Die Verteilung der<br />
Hilfsgüter in der Sowjetunion<br />
an Bürgerkomitees, Kran-<br />
Foto:<br />
Kottliek<br />
kenhäuser, Altenheime, Kindergärten<br />
usw. wird unmittelbar<br />
von <strong>THW</strong>-Helfern vorgenommen,<br />
die darauf achten,<br />
daß eine gerechte Verteilung<br />
erfolgt. Dies entspricht<br />
dem ausdrücklichen<br />
Wunsch der meisten Spender.<br />
Die Aktion "Hilfe für die<br />
Sowjetunion" war im November<br />
1990 von Michail<br />
Gorbatschow und Bundeskanzler<br />
Kohl ins Leben gerufen<br />
worden. Eine Welle der<br />
Hilfsbereitschaft hatte die<br />
deutsche Bevölkerung<br />
durchlaufen. <strong>Der</strong> Wert der<br />
Sachspenden wird bislang<br />
auf mehr als 1 Mrd. DM geschätzt.<br />
24 Technisches Hilfswerkt&\
Mit der <strong>THW</strong> -Jugend<br />
zu rumänischer Taufe<br />
Die <strong>THW</strong> -Jugend<br />
darf für sich in Anspruch<br />
nehmen, seit<br />
der Öffnung Rumäniens<br />
nach Westen<br />
ab Ende 1989 die<br />
erste westliche Organisation<br />
zu sein, die<br />
dort an einer internationalen<br />
Jugendbegegnung<br />
teilgenommen<br />
hat, Diese<br />
fand im August in<br />
Petris, nahe der<br />
ungarischen Grenze,<br />
statt. Nicht alle Unternehmungen<br />
am<br />
Ort waren im Programm<br />
vorgesehen<br />
gewesen, was den<br />
zweiwöchigen<br />
Ferienaufenthalt um<br />
so interessanter<br />
machte,<br />
E e gewisse Grundla ge<br />
für den Besuch war die nunmehr<br />
anderthalbjährige Zusammenarbeit<br />
des Landes<br />
Nordrhein-Westfalen, des<br />
Technischen Hilfswerkes<br />
und der rumänischen Behörden.<br />
Die von <strong>THW</strong>-Helfern<br />
aus Nordrhein-Westfalen<br />
übernommenen Projekte, in<br />
der Regel umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />
an Heimen,<br />
hatten große Aufmerksarnkeit<br />
erregt. Auch das<br />
Heim für behinderte Kinder<br />
in Arad, in das die 50 <strong>THW</strong><br />
Junghelfer aus Nordrhein<br />
Westfalen eingeladen waren,<br />
hatten die <strong>THW</strong>-Helfer<br />
zuvor grundlegend mit neuen<br />
Installationen versehen.<br />
Es stand wegen der Ferien<br />
leer, so daß Platz für die Gäste<br />
war.<br />
Ein<br />
Spielplatz<br />
für das<br />
heim in<br />
Petris:<br />
Die<br />
<strong>THW</strong><br />
Junghelfer<br />
bauten<br />
mit.<br />
Fotos:<br />
Hilberath<br />
Helfen und<br />
Kennenlemen<br />
Die Jugendlichen aus<br />
Deutschland wollten an die<br />
Arbeit der Erwachsenen<br />
anschließen und hatten sich<br />
vorgenommen, auf dem<br />
Gelände des Heimes Spielgeräte<br />
aus Holz aufzubauen.<br />
Die Geräte wurden von<br />
einem ortsansässigen Schreiner<br />
vorgefertigt und waren<br />
dann mit ihm zusammen<br />
aufzustellen, Es blieb aber<br />
somit viel Zeit, um intensive<br />
Kontakte zu rumänischen<br />
Jugendlichen zu knüpfen<br />
und zu pflegen, die von<br />
Deutsch unterrichtenden<br />
Schulen in der grenznahen<br />
Stadt Arad aus an der Jugendbegegnung<br />
teilnahmen,<br />
Mit ihnen zusammen<br />
besichtigten die <strong>THW</strong> -Jugendhelfer<br />
auf einigen Ausflügen<br />
die Sehenswürdigkeiten<br />
der Region.<br />
Auch im 450-Einwohner<br />
Dorf Petris selbst fanden die<br />
Gäste schnell Anschluß, Sie<br />
veranstalteten für die Kinder<br />
im Dorf einen Spieleabend<br />
und fanden damit<br />
guten Anklang, Einen ungewöhnlich<br />
guten Einblick<br />
ins rumänische Lebenerhielten<br />
sie, als sie zu einer Kindtaufe<br />
eingeladen waren, an<br />
der alle teilnahmen.<br />
Übergabe<br />
der<br />
<strong>THW</strong><br />
Jugend-<br />
Fahne<br />
an den<br />
Präfekten<br />
von<br />
Arad<br />
Den Abschluß der Arbeiten<br />
am Spielplatz nutzte die<br />
<strong>THW</strong>-Jugend zu einem Pressetermin,<br />
Dazu kamen der<br />
Präfekt von Arad, A vram<br />
Craciun, <strong>THW</strong>-Direktor Gerd<br />
Jürgen Henkel und der <strong>THW</strong><br />
Landesbeauftragte für<br />
Nordrhein-W estfalen, Siegfried<br />
Drogies, nach Petris,<br />
Genug Prominenz, um neben<br />
der Presse auch Vertreter<br />
des rumänischen Fernsehens<br />
anzulocken.<br />
Einladung an rumänische<br />
Jugendliche<br />
Die Begegnung war nur<br />
der Anfang einer Reihe<br />
deutsch-rumänischer Unternehmungen,<br />
Im nächsten<br />
Jahr sind rumänische Jugendliche<br />
anläßlich des<br />
<strong>THW</strong> -Bundesjugendlagers<br />
nach Gelsenkirchen eingeladen.<br />
Im Anschluß an den Aufenthalt<br />
in Rumänien legte<br />
die Reisegruppe auf der<br />
Rückfahrt eine dreitägige<br />
Pause im ungarischen Baja<br />
ein. Sie war hier im Jugendhaus<br />
der örtlichen demokratischen<br />
Jugendgruppe zu<br />
Gast, und bei einer Stadtbesichtigung,<br />
einer Kanufahrt<br />
auf der Donau und anderem<br />
mehr verflog die Zeit.<br />
~ 25 Technisches Hilfswerk
Di:~~~~~~~~~<br />
der <strong>THW</strong>-Fachberater<br />
(siehe <strong>THW</strong> 1/ 91)<br />
haben ihre Arbeit<br />
aufgenommen. In<br />
den Monaten September<br />
bis November<br />
1991 vollzogen<br />
die einzelnen Fachgruppen<br />
den Einstieg<br />
in die Konzeption<br />
ihrer Aufgaben.<br />
Fachberatertagung<br />
I n der Katastrophenschutzschule<br />
des Landes<br />
Schleswig-Holstein in Rendsburg<br />
trafen sich die Spezialistenfür<br />
"Hoch-und Tiefbau".<br />
Hier konnte Rüdiger Kleine.<br />
<strong>THW</strong> -Ortsbeauftragter in<br />
Kiel. schon eine Grundlage<br />
für die personelle Planung<br />
vorlegen. Seine Arbeitszeit<br />
Aufstellung über die verschiedensten<br />
im Einsatz notwendigen<br />
Verrichtungen er-<br />
1aubt eine praxisbezogene<br />
Einschätzung des Personalbedarfs.<br />
Ergänzend wird bei<br />
der nächsten Tagung der<br />
Fachgruppe Gert Köhler die<br />
Erfahrungen des <strong>THW</strong> -Ortsverbandes<br />
im Bailey-Brükkenbau<br />
in Form einer Materialliste<br />
für das Brückenbau<br />
Modul einbringen.<br />
<strong>Der</strong> zweite Arbeitsschwerpunkt<br />
wird beim Bau von<br />
Flüchtlingslagern liegen. Die<br />
Fachgruppe wird sich bei<br />
ihrer nächsten Tagung mit<br />
den im Iran gewonnenen<br />
Erfahrungen befassen.<br />
Im Bailey-BlÜcken-Bau kann das <strong>THW</strong><br />
auf langjährige Erfahrung zurückgreifen.<br />
Foto: v. Arnim<br />
Wasserversorgung<br />
und -entsorgung<br />
Die Fachgruppe Wasser<br />
bildete fünf sogenannte Problemgruppen,<br />
die systematisch<br />
das gesamte Gebiet der<br />
Wasserver -und -entsorgung<br />
erschließen sollen. Die erste<br />
Problemgruppe ordnet derzeit<br />
alle bisherigen Auslandseinsätze<br />
des <strong>THW</strong> in ein Spektrurn<br />
von klassifizierten Schadensszenarien<br />
ein. Anhand<br />
dieser Klassifizierung soll<br />
Wasserentsorgung<br />
stand bei<br />
der Fachberatertagung<br />
auf der<br />
Tagesordnung.<br />
Foto:<br />
Hilberath<br />
künftig die Entscheidung<br />
erleichtert werden, ob ein<br />
Einsatz des <strong>THW</strong> sinnvoll erscheint<br />
oder nicht.<br />
Die Problemgruppen<br />
"Wasseraufbereitung" und<br />
" Wasserentsorgung" werden<br />
zu den Szenarien Grundkonzepte<br />
zu der Frage erarbeiten,<br />
welche Technik jeweils<br />
verwendet werden soll. Ein<br />
maßgeblicher Gesichtspunkt<br />
wird dabei sein, daß<br />
die vom <strong>THW</strong> erstellten Anlagen<br />
auch von angelernten<br />
einheimischen Kräften<br />
betrieben werden können.<br />
Die übrigen Problemgruppen<br />
können wegen der sich<br />
ergebenden Arbeitsabfolge<br />
erst konkret arbeiten, wenn<br />
erste Ergebnisse zu den<br />
grundsätzlichen Fragestellungen<br />
vorliegen. Ihre grob<br />
umrissenen Problembereiche<br />
sind "Klimatauglichkeit<br />
der Technik", "Schnittstellen<br />
mit anderen Fachgruppen "<br />
und später "Personalcomputer<br />
im Einsatz".<br />
Das kurzfristig anvisierte<br />
Ziel der Fachgruppe .Wasser",<br />
laufende Einsätze beratend<br />
zu begleiten, ist in einem<br />
Fall bereits erreicht. Die<br />
Projektgruppe "Nordäthiopien"<br />
steht mit dem Hohen<br />
Flüchtlingskommissar der<br />
Vereinten Nationen (UNHCR)<br />
in ständigem Kontakt. seit<br />
dieser die Absicht verfolgt,<br />
zur Unterstützung von Hilfeleistungen<br />
in Nord-Äthiopien<br />
ein Regionalbüro zu gründen.<br />
Gleichzeitig mit dem<br />
ersten UNHCR-Personal,<br />
wahrscheinlich zum 1. November<br />
199 L ist auch ein<br />
Vorerkundungsteam des<br />
<strong>THW</strong> aus dem Kreis der Fachgruppe<br />
" Wasser" nach Nord<br />
Äthiopien gereist.<br />
Die "Schnelleinsatzeinheit<br />
Trinkwasser<br />
Ausland"<br />
Mittelfristig soll die Fachgruppe<br />
Wasser beginnen,<br />
Einsätze vor-und nachzube-<br />
26 Technisches Hilfswerkilf
eiten bzw. laufende Projekte<br />
zu kontrollieren. Das langfristige<br />
Ziel der Fachgruppe<br />
Wasser ist die Aufstellung<br />
einer HSchnelleinsatzeinheit<br />
Trinkwasser Ausland" (SEETA).<br />
Die Tagungen der Fachgruppe<br />
Wasser und ihrer<br />
Teilgruppen finden an der<br />
Katastrophenschutzschule<br />
des Bundes in Hoya statt.<br />
Dort werden immer auch<br />
Lehrkräfte des betreffenden<br />
Fachbereiches der<br />
Schule an den Tagungen<br />
teilnehmen, so daß eine<br />
Rückkopplung von der<br />
Praxis in den Lehrbetrieb<br />
gewährleistet sein soll.<br />
Unlängst traf sich auch die<br />
Fachberatergruppe HElektroversorgung".<br />
Sie ist in die<br />
Arbeitsgruppen HInstandsetzung<br />
von Mittel- und Niederspannungsnetzen"<br />
und<br />
HErsatzstromversorgung" gegliedert.<br />
Die Arbeitsgruppe<br />
HErsatzstromversorgung" legte<br />
bereits greifbare Ergebnisse<br />
vor. Darin geht es um<br />
ein Modul für Elektroversorgung<br />
von Flüchtlingslagern,<br />
um Stromerzeugung<br />
bis zu 50 kV A und<br />
die Verteilung des Stroms<br />
sowie um die Einspeisung<br />
in das vorhandene Netz<br />
eines Krankenhauses.<br />
An alle Interessierten<br />
Die Fachberatergruppen<br />
bilden bereits einen arbeitsfähigen<br />
Kreis. Dennoch ist<br />
die <strong>THW</strong>-Leitung weiterhin<br />
auf der Suche nach Spezialisten,<br />
die einschlägige Fachkenntnisse<br />
aus ihrer beruflichen<br />
Tätigkeit. beispielsweise<br />
als Handwerksmeister<br />
oder Ingenieur, in die Entwicklung<br />
des Technischen<br />
Hilfswerkes einbringen können<br />
und möchten.<br />
Deswegen seien hier<br />
noch einmal alle Interessierten<br />
aufgerufen, sich<br />
mit dem Referat <strong>THW</strong> 4 der<br />
<strong>THW</strong>-Leitung (Deutschherrenstraße<br />
93-95, 5300 Bonn 2,<br />
Telefon: 02 28-84 01) in Verbindung<br />
zu setzen. Ansprechpartner<br />
sind die<br />
Herren Ulrich für Elektroversorgung<br />
, Kaczmarek<br />
für die Fachgruppe SEE<br />
BA, Dr. Hönicke für Wasserver-<br />
und -entsorgung,<br />
Dr. Schliwienski für Hochund<br />
Tiefbau und Feuerstein<br />
für Maschinenbau.<br />
Bilanz der<br />
AuslandseincDlte<br />
des<strong>THW</strong><br />
Auslandseinsätze in den Jahren 1986 bis 1990<br />
Jahr<br />
1986<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
Einsätze<br />
10<br />
4<br />
7<br />
6<br />
100<br />
Auslandseinsätze des Technischen Hilfswerks im Jahre 1991 (bis August)<br />
Helfer<br />
62<br />
38<br />
30<br />
231<br />
655<br />
Helfertage<br />
1 362<br />
1040<br />
869<br />
2667<br />
6537<br />
Land Auftraggeber Maßnahmen Helfer Daten Helfertage<br />
Tschechoslowakei Bundesregierung / Beheizung von Zelten 100 14.12.90-05.01.91 349<br />
Communaute Taize für 80.000 Teilnehmer des<br />
Europäischen Jugendtreffens<br />
Schweiz Schweizerische Ausleuchten der Schadensstelle 101 04.01.91-06.01.91 149<br />
Bundesbahnen nach Zugunglück<br />
mit 20 Kesselwagen<br />
Costa Rica Auswärtiges Amt Erkundungsauftrag Erdbeben 1 24.04.91-29.04.91 5<br />
(Bundesregierung)<br />
Indonesien UNHCR Lager Palau Galang Erkundung 04.04.91-24.04.91 20<br />
und Überwachung von Projekt<br />
Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung<br />
Türkei IKRK/DRK Trinkwasseraufbereitung, 31 24.04.91-23.05.91 438<br />
Unterstützungsmaßnahmen bei<br />
der Infrastruktur eines<br />
Feldlazarettes des DRK<br />
Rumänien Bundesregierung/ Transport von Sachspenden, 150 01 .01.91-30.09.91 2804<br />
Landesregierung Ausbau Kinderheime etc.<br />
NRW<br />
UdSSR Bundesregierung Transporte von Sachspenden bisher bisher<br />
1 273 rund 12500<br />
Iran IKRK/DRK Bereitstellung 2 14.04.91-25.05.91 63<br />
Notstromaggregate<br />
Iran UNHCR Trinkwasserversorgung bisher ab Mai bisher 10 030<br />
370<br />
Gesamt: 2029 26295<br />
~ 27 Technisches Hilfswerk
Interview mit dem<br />
rheinland- hen<br />
Frage:<br />
Sie sind als Minister des<br />
Innern und für Sport unter<br />
anderem auch für die Notfallvorsorge<br />
im Lande Rheinland-Pfalz<br />
zuständig. Ich<br />
möchte nicht mit Ihnen über<br />
die Fragen des Rettungsdienstes<br />
sprechen, sondern<br />
über den friedensmäßigen<br />
Katastrophenschutz. Dazu<br />
die Frage: Die Bundeswehr<br />
hat in einer gewandelten Sicherheitspolitik<br />
in Europa seit<br />
1990 die Überlegung geäußert,<br />
daß sie bei der Katastrophenhilfe<br />
im Inland ihre<br />
Dienste anbiete. Wenn Sie<br />
dieses Angebot sehen und<br />
Ihr eigenes Hilfeleistungspotential<br />
im Lande betrachten,<br />
was halten Sie davon, daß<br />
die Bundeswehr sich nun in<br />
Aufgaben der Länder einzumischen<br />
versucht?<br />
Minister Zuber:<br />
Zunächst will ich einmal<br />
feststellen, daß unsere Bundeswehr<br />
bei ihren Einsätzen<br />
in Katastrophenfällen im<br />
Ausland eine hervorragende<br />
Arbeit geleistet hat und<br />
insoweit sicher dem deutschen<br />
Namen alle Ehre gemacht<br />
hat. Wir haben natürlich<br />
im Inneren die Situation,<br />
daß zunächst einmal<br />
originär die Kommunen für<br />
den Brand- und Katastrophenschutz<br />
zuständig sind,<br />
d . h . die Gemeinden, Landkreise<br />
und kreisfreien Städte,<br />
die ihren Pflichtaufgaben<br />
der Selbstverwaltung in diesem<br />
Bereich - in weiten Teilen<br />
in Verbindung mit den<br />
entsprechenden Hilfsorganisationen<br />
- nachkommen.<br />
Das ist sicher unterschiedlich<br />
ausgeprägt im Land<br />
Rheinland-Pfalz vorhanden,<br />
aber vom Grundsatz her<br />
glaube ich, daß die Kommunen<br />
für Großschadenslagen<br />
entsprechend vorbereitet<br />
sind. Es finden ja auch<br />
immer wieder in mehr oder<br />
minder regelmäßigen Abständen<br />
Übungen für Gefahren<br />
größeren Umfangs statt.<br />
Sicher gibt es Bereiche, z. B.<br />
den Bevölkerungsschutz im<br />
Verteidigungsfall, in denen<br />
es Motivationsprobleme<br />
gibt. Wir haben hier einfach<br />
die Situation, auch auf dem<br />
Hintergrund der jüngsten<br />
weltpolitischen Entwicklung,<br />
daß sich kaum noch<br />
jemand kriegerische Auseinandersetzungen<br />
in unseren<br />
Breitengraden vorstellen<br />
kann und daß es sehr<br />
schwierig ist, diesen Teil des<br />
Zivilschutzes voranzubringen.<br />
Ich halte ihn dennoch<br />
nach wie vor für notwendig.<br />
Frage:<br />
Die Bundeswehr ist ja im<br />
Verteidigungsfalle nicht in<br />
der Lage, im Bereich der<br />
Katastrophenhilfe zu arbeiten,<br />
denn dort hat sie als<br />
Aufgabe nach Art. 87a GG<br />
den Schutz des Territoriums.<br />
Die Bundeswehr bietet an,<br />
im Frieden zu helfen, aber<br />
sie ist dann, wenn im Grunde<br />
genommen die Helfer<br />
weniger werden, nicht da,<br />
weil sie einen anderen Auftrag<br />
erfüllt. Soll denn dann<br />
die Bundeswehr im Frieden<br />
trotzdem mitwirken, obwohl<br />
man weiß, sie steht nur im<br />
Frieden zur Verfügung?<br />
Minister Zuber:<br />
Also es ist ja heute schon<br />
so, daß die Bundeswehr bei<br />
ganz bestimmten Ereignissen<br />
herangezogen werden<br />
kann, wenn sie von den zuständigen<br />
Stellen um Amtshilfe<br />
gebeten wird, und daß<br />
diese Amtshilfe auch geleistet<br />
worden ist. Ich denke<br />
insbesondere an Hochwasserkatastrophen<br />
und andere<br />
Gefahren, bei denen sich<br />
die Bundeswehr in der Vergangenheit<br />
dankenswerterweise<br />
zur Verfügung gestellt<br />
hat. Dies hat auch, soweit<br />
ich das beurteilen kann, jeweils<br />
reibungslos funktioniert.<br />
Wenn die Bundeswehr<br />
in dieser Aufgabe ständig<br />
mitwirken möchte, müßte<br />
das Grundgesetz geändert<br />
werden. Ich halte eine Diskussion<br />
um eine Änderung<br />
des Grundgesetzes in diesem<br />
Punkt nicht für notwendig,<br />
weil die Bundeswehr auch<br />
nicht mehr (als bisher, Red.)<br />
gebraucht wird.<br />
Frage:<br />
Die Hilfsorganisationen<br />
haben Angst. Sie sehen die<br />
Bundeswehr als Konkurrenz.<br />
Sie sagen, wenn die Bundeswehr<br />
mit ihrem gewaltigen<br />
personellen und materiellen<br />
Potential eintritt, werden<br />
wir Hilfsorganisationen<br />
im Frieden nicht mehr benötigen.<br />
Sie sehen also dem<br />
Angebot der Bundeswehr<br />
mit gemischten Gefühlen<br />
entgegen. Wie sieht das der<br />
Minister?<br />
28 Technisches Hilfsw erk®
Minister Zuber:<br />
Ich sehe das vom Grundsatz<br />
her genauso, deshalb<br />
auch meine Aussage, daß<br />
wir ohne weiteres in der Lage<br />
sind, im Normalfall eintretenden<br />
Katastrophen durch<br />
unsere Hilfsorganisationen<br />
zu begegnen, die ja ebenfalls<br />
darauf vorbereitet sind,<br />
sowohl personell als auch<br />
von ihrer Ausrüstung her, die<br />
wohl sicher, was das letztere<br />
anbelangt, das ein oder<br />
andere Mal noch verbesserungsWÜIdig<br />
wäre. Genau<br />
auf diesem Hintergrund bin<br />
ich der Auffassung, daß der<br />
Einsatz der Bundeswehr<br />
eben nur die Ausnahme sein<br />
kann, und zwar dann, wenn<br />
die übrigen Hilfsorganisationen<br />
ihre Möglichkeiten ausgeschöpft<br />
haben bzw. das<br />
Ausmaß einer solchen Katastrophe<br />
so groß ist, daß der<br />
Einsatz der Bundeswehr dringend<br />
ist und deren zusätzliche<br />
personelle, aber insbesondere<br />
auch ihre sachliche<br />
Ausstattung benötigt wird.<br />
Frage:<br />
Sie wissen, daß die Bundeswehr<br />
ja nichts umsonst<br />
tut. Es gibt einen gemeinsamen<br />
Hilfeleistungserlaß vom<br />
21. November 1988, in dem<br />
sehr deutlich ausgeführt ist,<br />
daß alles das, was die Bundeswehr<br />
an Leistung auf Anfrage<br />
erbringt, zu entgelten<br />
ist. Theoretisch könnte dem<br />
Landrat eine Kostenrechnung<br />
auf den Tisch flattern,<br />
wenn er die Bundeswehr herangeholt<br />
hat. Meinen Sie,<br />
daß die Kostenpflicht der<br />
Bundeswehr in der Kooperation,<br />
Stichwort Amtshilfe,<br />
eine angemessene Vertragslage<br />
ist, oder sollte man dieses<br />
Thema nicht überprüfen<br />
und den Kostenerlaß verankern.<br />
Minister Zuber:<br />
Ja. Wenn schon die Bundeswehr<br />
im Rahmen der<br />
Katastrophenhilfe tätig wird,<br />
sollte nicht im nachhinein<br />
auch noch der Kostenersatz<br />
angefordert werden. Ich<br />
sehe es einfach als eine Verpflichtung<br />
der Bundeswehr<br />
an, bei größeren Katastrophen<br />
zur Verfügung zu stehen.<br />
Mit ihrem Personal und<br />
mit ihrer Ausstattung, ohne<br />
daß nachträglich irgendwelche<br />
Kosten angefordert werden.<br />
Was anderes ist es,<br />
wenn die Hilfeleistung der<br />
Bundeswehr beispielsweise<br />
bei der Erntenothilfe erfolgt.<br />
Da meine ich schon, daß sich<br />
die Frage nach dem Kostenersatz<br />
stellt. Man sollte also<br />
differenziert vorgehen.<br />
Frage:<br />
Die Länder, insbesondere<br />
die fünf neuen Bundesländer,<br />
haben natürlich viele<br />
andere Sorgen und widmen<br />
dem Katastrophenschutz<br />
nicht das vordringliche Augenmerk<br />
und auch nicht die<br />
vordringlichen Investitionen.<br />
Wenn ich Sie recht verstehe,<br />
plädieren Sie für eine<br />
umfassende Unterstützung<br />
der alten Länder in Ostdeutschland.<br />
Minister Zuber:<br />
Wir versuchen verwaltungsmäßig<br />
mitzuhelfen -<br />
auch die einzelnen Hilfsorganisationen<br />
sind ja dankenswerterweise<br />
dabei - in<br />
den neuen Bundesländern,<br />
Städten, Landkreisen und<br />
Gemeinden die Katastrophenorganisation<br />
aufzubauen.<br />
Es ist unsere Aufgabe,<br />
die Kollegen der neuen Bundesländer<br />
davon zu überzeugen,<br />
daß dem eine hohe<br />
Aufmerksamkeit gewidmet<br />
und eine entsprechende<br />
Priorität eingeräumt werden<br />
muß. Es sind ja vollkommen<br />
neue Gegebenheiten gegenüber<br />
der bisherigen Situation,<br />
und es muß sicher<br />
auch sehr viel Bewußtseinsveränderung<br />
herbeigeführt<br />
werden, auch innerhalb der<br />
Bevölkerung in den neuen<br />
Bundesländern, um Verständnis<br />
für die Ziele und<br />
Aufgaben des Katastrophenschutzes<br />
zu wecken.<br />
Nach dem ersten Aufbau<br />
von <strong>THW</strong> -Ortsverbänden bin<br />
ich aber optimistisch, daß<br />
doch das Bewußtsein wachsen<br />
wird und der Katastrophenschutz<br />
einen entsprechenden<br />
Stellenwert erhält.<br />
Frage:<br />
Sie sind ein überzeugter<br />
Unterstützer des Technischen<br />
Hilfswerks. Das <strong>THW</strong> hat<br />
zwar jetzt, so will ich das<br />
formulieren, die Schwelle der<br />
Gefahr der Auflösung überschritten.<br />
Andererseits gibt<br />
es immer noch keine Konzeption,<br />
daß das Technische<br />
Hilfswerk im Frieden in die<br />
Katastrophenabwehrplanung<br />
einbezogen wird. Gegründet<br />
ist es ja 1950 für den<br />
Verteidigungsfall. Jetzt ist es<br />
im wesentlichen ein Aushängeschild<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland im Ausland<br />
und bei Großschadenslagen<br />
im Inland ein willkommener<br />
Unterstützer. Sollte<br />
dies nicht reglementiert werden?<br />
Sind Sie auch der Auffassung,<br />
daß man das Technische<br />
Hilfsw erk in die Katastroph<br />
e n vorbeugung<br />
und Katastrophenplanung<br />
der Länder institutionell einbeziehen<br />
soll?<br />
Minister Zuber:<br />
Ich war eigentlich von jeher<br />
ein Verfechter des Gedankens,<br />
daß das Technische<br />
Hilfswerk stärker eingebunden<br />
werden solle, und<br />
dort, wo ich bislang tätig<br />
war, hat es auch keine Eifersüchteleien<br />
zwischen <strong>THW</strong><br />
und beispielsweise den Feuerwehren<br />
gegeben, sondern<br />
man hat sich abgesprochen<br />
und vernünftig zusammengearbeitet.<br />
Ich finde, daß<br />
das auch generell so geregelt<br />
werden kann und daß<br />
sowohl das Technische Hilfswerk<br />
als auch ganz natürlich<br />
unsere Feuerwehren ihren<br />
Platz im Katastrophenschutz<br />
der Länder finden.<br />
Also, ich sehe schon einen<br />
Handlungsbedarf und freue<br />
mich auch darüber, daß zumindest<br />
die Diskussion über<br />
die Existenzberechtigung<br />
des Technischen Hilfswerkes<br />
wohl hoffentlich der Vergangenheit<br />
angehört. In Rheinland-Pfalz<br />
ist das <strong>THW</strong> übrigens<br />
durch das Brand- und<br />
Katastrophenschutzgesetz<br />
ausdrücklich in die Allgemeine<br />
Hilfe und den Katastrophenschutz<br />
eingebunden.<br />
Frage:<br />
Sie haben den Handlungsbedarf<br />
angesprochen. <strong>Der</strong><br />
Minister hat vor Ort als Bürgermeister<br />
und Landrat das<br />
<strong>THW</strong> in seine notwendige<br />
Notfall- und Katastrophenplanung<br />
und in Übungen<br />
mit einbezogen. Wird er das<br />
auch auf die Landesebene<br />
übertragen?<br />
Minister Zuber:<br />
Ich will auf jeden Fall versuchen,<br />
meine bisherigen<br />
kommunalpolitischen Erfahrungen<br />
in diesem Zusammenhang<br />
einzubringen,<br />
und ich denke, daß es unter<br />
vernünftigen Leuten auch<br />
möglich sein sollte und möglich<br />
sein wird, daß man Konkurrenzdenken<br />
beiseite<br />
schiebt. Es gibt ein ausreichendes<br />
Betätigungsfeld für<br />
unsere vielen freiwilligen<br />
Feuerwehren im Lande, und<br />
es gibt auch ein ausreichendes<br />
Betätigungsfeld für das<br />
Technische Hilfswerk. Ich<br />
habe vorhin darauf verwiesen,<br />
daß sicher vor dem Hintergrund<br />
der Reduzierung<br />
der Bundeswehr sich die<br />
Notwendigkeit stellen wird,<br />
neue realistische Planungen<br />
zu erarbeiten. Gerade aus<br />
diesem Hintergrund halte ich<br />
es für sinnvoll und für richtig,<br />
das <strong>THW</strong> weiter mit einzubinden.<br />
Die Fragen an Minister Zuber<br />
stellte Dr. Horst Schöttler.<br />
0 29 Technisches Hilfswerk
Eine gewaltige Explosion<br />
erschütterte<br />
am frühen Samstagmorgen,<br />
am 05. Oktober<br />
um 05.13 Uhr,<br />
die Hanauer Innenstadt.<br />
Die erste Befürchtung<br />
vieler<br />
Hanauer Bürger, in<br />
einem der ansässigen<br />
Nuklearbetriebe<br />
hätte sich ein Unglück<br />
ereignet, traf<br />
glücklicherweise<br />
nicht zu. Tatsächlich<br />
war auf dem Gelände<br />
der Firma Heraeus-Quarzglas<br />
ein<br />
etwa 93 Kubikmeter<br />
fassender Wasserstofftank<br />
detoniert.<br />
<strong>Der</strong> Tank war erst<br />
eine gute Stunde<br />
zuvor gefüllt worden.<br />
L Umkreis von etwa 500<br />
Metern um die Schadensstelle<br />
ließ die Druckwelle kaum<br />
eine Fensterscheibe heil. Es<br />
wurde über Glasbruch und<br />
beschädigte Dächer in einem<br />
Umkreis von bis zu drei<br />
Kilometern berichtet. Vom<br />
stählernen Behälterdeckel.<br />
der vor der Explosion bei einer<br />
Stärke von zwei Zentimetern<br />
einen Durchmesser<br />
von etwa drei Metern hatte,<br />
flog ein zentnerschweres Teil<br />
800 M eter weit und richtete<br />
bei seiner Landung beträchtlichen<br />
Schaden an. Das größere<br />
Teil des Deckels ging<br />
vor dem Expreßgutschalter<br />
des nahe gelegenen Hauptbahnhofes<br />
nieder, nachdem<br />
es dort das Vordach durchschlagen<br />
hatte.<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband<br />
Hanau wird alarmiert<br />
Beim <strong>THW</strong> -Ortsverband<br />
Hanau meldete sich die Katastrophenschu<br />
tz-Leitstelle<br />
um 06.40 Uhr über Funkalarmempfänger.<br />
Nach verschiedenen<br />
Telefongesprä-<br />
Bergungseinsatz<br />
inHanau<br />
chen forderte die Leitstelle<br />
um 7.05 Uhr einen Bergungszug<br />
und ein Bergungsräurngerät<br />
an. Diese trafen um<br />
7.50 Uhr am Einsatzort ein.<br />
Die <strong>THW</strong>-Helfer erhielten<br />
den Auftrag, bei dem halb<br />
eingestürzten, dreistöckigen<br />
Säurelager verschüttete palettierte<br />
Behälter mit flußsäure<br />
zu bergen, in deren Umgebung<br />
man Säuredämpfe<br />
bemerkte. flußsäure wird zu<br />
den mittel starken Säuren<br />
gezählt. Sie greift viele Metalle<br />
und alle kieselsäurehaltigen<br />
M aterialien, besonders<br />
Glas, stark an. Flußsäure<br />
wird vor allem in der Glasund<br />
Metallindustrie zum<br />
Blankätzen von Bauteilen<br />
sowie für verschiedene andere<br />
industrielle Reinigungsvorgänge<br />
benutzt. Auf Haut<br />
verursacht sie schwer heilende,<br />
schmerzhafte Wunden.<br />
Bergung<br />
der Säurebehälter<br />
Die Säurebehälter wurden<br />
unter dem Trürnrnerkegel<br />
der eingestürzten Westwand<br />
des Lagergebäudes vermutet.<br />
Zunächst mußten an der<br />
Lagerstelle herabhängende<br />
Dach-, Decken- und Mauertrümmer,<br />
die die arbeitenden<br />
Helfer gefährdet hätten,<br />
mit Hilfe des Krans der Berufsfeuerwehr<br />
Offenbach<br />
niedergerissen werden. <strong>Der</strong><br />
dabei angefallene Schutt<br />
wurde mit dem Bergungsräurngerät<br />
beseitigt.<br />
Beim weiteren Vordringen<br />
unter leichtem Atemschutz<br />
zu den Säurebehältern war<br />
Handarbeit notwendig, da<br />
eine eingedrückte Stahlkonstruktion<br />
über den Behältern<br />
den Einsatz des Bergungsräumgerätes<br />
verhinderte.<br />
Das Hindernis stabilisierte<br />
andererseits die Trümmermassen,<br />
so daß es an seinem<br />
Platz belassen wurde.<br />
Am Nachmittag konnten<br />
schließlich vier Pa letten mit<br />
unversehrten Flußsäurebehältern<br />
ä 400 Liter von den<br />
<strong>THW</strong>-Helfemgeborgen werden.<br />
Unter den Trümmern<br />
befanden sich noch 16 weitere<br />
Paletten, insgesamt hatten<br />
hier also fünf Tonnen<br />
Flußsäure gelagert.<br />
Nach Besichtigung des<br />
Lagerortes kamen die Einsatzleiter<br />
des Technischen<br />
Hilfswerkes, der Feuerwehr<br />
<strong>THW</strong>-Bergungseinsatz<br />
nach<br />
einem<br />
Explosionsunglück<br />
in<br />
Hanau<br />
Foto:<br />
und der Vertreter der Firma<br />
Heraeus zu dem Schluß, daß<br />
von den übrigen Säure- und<br />
Laugenvorräten keine unmittelbare<br />
Gefährdung<br />
mehr ausging, so daß die<br />
Bergungsarbeiten eingestellt<br />
wurden. Die weiteren Aufräurnarbeiten<br />
besorgten in<br />
den folgenden Tagen Abrißuntemehmen.<br />
Konsequenzen<br />
für die Zukunft<br />
Das Unglück hat in der<br />
Bev ölkerung, besonders<br />
aber in Fachkreisen rege<br />
Diskussionen ausgelöst.<br />
Brandschutz-Sachverständige,<br />
die an Baugenehmigungsverfahren<br />
beteiligt<br />
sind, bekundeten noch am<br />
selben W ochenen de, sie<br />
würden dem Bau von Tankbehältern<br />
dieser Größenordnung<br />
künftig nicht mehr zustimmen.<br />
Vielmehr solle ein<br />
Gefahrenpotential, wie es in<br />
Hanau durch die Lagerung<br />
von beinahe 100 Kubikmeter<br />
Wasserstoff in einem Tank<br />
bestand, künftig durch mehrere<br />
kleine Behälter .entzerrt"<br />
werden.<br />
30 Technisches Hilfswerk~
In den letzten Jahren<br />
haben sich viele<br />
Anforderungen an<br />
das Technische<br />
Hilfswerk geändert.<br />
Um diesen neuen<br />
Ansprüchen gerecht<br />
zu werden, haben<br />
der "Arbeitskreis<br />
2 000", der "Arbeitskreis<br />
4" und die<br />
"Arbeitsgruppe Neukonzeption",<br />
die alle<br />
sowohl aus ehrenamtlichen<br />
als auch<br />
hauptamtlichen<br />
<strong>THW</strong> -Vertretern<br />
bestehen, Überlegungen<br />
zur Weiterentwicklung<br />
der<br />
Einheiten angestellt.<br />
Ihr Ergebnis, das<br />
"Konzept zur Neustrukturierung<br />
des<br />
KatS-Bergungs- und<br />
Instandsetzungsdienstes"<br />
, liegt jetzt<br />
vor. Im folgenden<br />
finden Sie Auszüge<br />
aus dem Konzept,<br />
die Ihnen einen<br />
Überblick über Zielsetzung<br />
und Inhalt<br />
geben.<br />
Bitte beachten Sie,<br />
daß es sich nicht um<br />
eine verbindliche<br />
Neuregelung, sondern<br />
um ein Konzept<br />
handelt, in dem<br />
unsere Zielvorstellungen<br />
zusammen<br />
gefaßt sind_\:~~<br />
Konzept zur<br />
Neustrukturierung<br />
der Einheiten<br />
vorgelegt<br />
A. Positionsbestimmung<br />
Das Technische Hilfswerk<br />
versteht sich nicht als .Zivilschutzkorps"<br />
, sondern möchte<br />
im Rahmen eines sinnvollen<br />
Doppelnutzens angesichts<br />
geringerer Finanzmittel<br />
auf Landes- und Bundesebene<br />
als Angebot zur Verbesserung<br />
des Hilfeleistungssystems<br />
zum Schutz unserer<br />
Bürger verstanden werden,<br />
um dem Namen .Technisches<br />
Hilfswerk" auch tatsächlich<br />
gerecht zu werden.<br />
Die Bundesanstalt <strong>THW</strong><br />
vertritt in der Diskussion<br />
um die künftige Gestaltung<br />
der Fachdienste folgende<br />
Position:<br />
c) Die Anzahl der <strong>THW</strong><br />
Ortsverbände im Altbundesgebiet<br />
steht nicht zur Disposition.<br />
Die Mindestgröße des<br />
Ortsverbandes beträgt ein<br />
Zug.<br />
d) Das <strong>THW</strong> als Hilfsorganisation<br />
benötigt eigene L0-<br />
gistik -und Kommunikationskomponenten.<br />
Die Führungs-<br />
und Organisationsstrukturen<br />
der Ortsverbände<br />
sind den gestiegenen<br />
Anforderungen anzupassen.<br />
e) Bergungs-, Instandsetzungs-<br />
und organisationseigene<br />
Dienste des <strong>THW</strong> sind<br />
im Sinne eines einheitlichen<br />
Hilfeleistungssystems künfti<br />
als sinnvolle Verstärkung<br />
des friedensmäßigen Gefahrenabwehrpotentials<br />
der<br />
Länder zu strukturieren.<br />
Dazu gehört eine flächendeckende<br />
Versorgung mit<br />
Einheiten des Bergungs-und<br />
Instandsetzungsdienstes sowie<br />
die Schaffung leistungsfähiger<br />
überörtlicher Einheiten,<br />
die zusammengefaßt<br />
eingesetzt werden können.<br />
B. Analyse der derzeitigen<br />
Situation, Schadenscharakteristik<br />
und Einsatzaufgaben<br />
Die Notwendigkeit und die<br />
erforderliche Ausgestaltung<br />
des Bergungs- und Instandsetzungsdienstes<br />
im Rahmen<br />
des erweiterten Katastrophenscliutzes<br />
wurde zuletzt<br />
augenfällig im Zusammenhang<br />
mit den kriegerischen<br />
Ereignissen in der Golfregion<br />
aufgezeigt. Hierbei erfolgte<br />
der Einsatz des gesamten<br />
Spektrums konventioneller<br />
Waffen, insbesondere auch<br />
gegen die Bevölkerung und<br />
die Infrastruktur.<br />
Im Gegensatz zum bisher<br />
immer noch angenommenen<br />
Schadensszenario entstanden<br />
keine großflächigen<br />
Zerstörungen me ,vielmehr<br />
wurden gezielt wichtige<br />
Objekte mit erheblichen<br />
Folgewirkungen angegriffen.<br />
Es sind aber auch weiterhin<br />
Schadenstellen in der<br />
Ausdehnung über mehrere<br />
Straßenzüge zu erwarten<br />
(vgl. Golfkrieg, Krieg Iran<br />
Irak, Tanklastzug-Unglück<br />
Herborn, Flugzeugabsturz<br />
Remscheid, Explosion NÜffiberg<br />
usw.) . Obwohl die<br />
Schadenflächen kleiner werden,<br />
ist der Zeit- und Kräfteaufwand<br />
für die Bergung<br />
Verschütteter, insbesondere<br />
wegen der heutigen Baukonstruktionen<br />
und der<br />
Waffenwirkungen, erheblich<br />
höher als im Zweiten<br />
Weltkrieg; der Bergungs<br />
dienst ist daher mehr denn<br />
je unverzichtbar.<br />
iIf 31 Technisches Hilfswerk
Dafür ist zeitgemäße Technik<br />
für Ortung, Rettung/ Bergung<br />
und Sicherung bis hin<br />
zur immer bedeutsamer gewordenen<br />
Räumung erforderlich.<br />
Für den Bereich der Infrastruktur<br />
ist davon auszugehen,<br />
daß bei Angriffen, Sabotageakten<br />
etc. durch gezielte<br />
Zerstörungen die Elektro-<br />
und Wasserversorgung<br />
sowie die Abwasserbeseitigung<br />
in begrenzten Gebieten<br />
für längere Zeit ausfallen<br />
(Zerstörung der Knoten<br />
und Querverbindungen). In<br />
Bagdad und anderen irakischen<br />
Städten ist es den Alliierten<br />
gelungen, die Infrastruktur<br />
für mehrere Monate<br />
lahmzulegen.<br />
Erstes Gebot ist es, im Schadenfall<br />
der Bevölkerung und<br />
wichtigen Betrieben sowie<br />
Einrichtungen der öffentlichen<br />
Daseinsvorsorge bis zur<br />
Reparatur der Leitungen<br />
einstweilen die lebenswichtige<br />
Elektro- und Wasserversorgung<br />
zu gewährleisten.<br />
Darüber hinaus müssen<br />
auch künftig unter entscheidender<br />
Beteiligung des<br />
Instandsetzungsdienstes<br />
langwierige Reparaturen<br />
vorgenommen werden.<br />
Ein besonderes Gefahrenpotential<br />
stellen auch Verschmutzungen<br />
durch Mineralöl<br />
etc. dar. Im Verteidigungsfall<br />
ist, wie im Golf und<br />
1944 geschehen, mit Angriffen<br />
auf Tankschiffe, Raffinerien,<br />
Tanklager, Eisenbahnzüge<br />
und Pipelines zu rechnen.<br />
Die Umweltgefahren,<br />
insbesondere die Gefährdung<br />
der Trinkwasserversorgung,<br />
sind beträchtlich. Unter<br />
anderem zur Beseitigung<br />
dieser Ölverschmutzungen<br />
in großem Umfang muß daher<br />
der Instandsetzungsdienst<br />
besser als bisher gerüstet<br />
sein.<br />
C. Zielsetzung<br />
Hauptziele:<br />
Hauptziel der Neukonzepti-<br />
on ist die Sicherstellung der<br />
Aufgabenerledigung:<br />
• Menschenrettung und<br />
Bergung,<br />
• Aufrechterhaltung der Infrastruktur<br />
,<br />
. Schutz der Umwelt vor<br />
Schädigung der Ressourcen<br />
im Rahmen der gesetzlichen<br />
Aufgabe "Technische Hilfe<br />
im Zivilschutz' (§ 1 Abs. 2<br />
NI. 1 <strong>THW</strong>-Helferrechtgesetz<br />
vom 22. Januar 1990,<br />
BGBI I 118).<br />
Sowohl bei Großschadensereignissen<br />
im Frieden als<br />
auch im Verteidigungsfall ist<br />
die Bundesanstalt Technisches<br />
Hilfswer k gefordert. die<br />
heutigen bzw. für die Zukunft<br />
vorhersehbaren Anforderungen<br />
optimal zu erfüllen.<br />
Außerdem soll im Zuge<br />
dieses Neukonzeptes die<br />
Bundesanstalt Technisches<br />
Hilfswerk in die Lage versetzt<br />
werden, alle ihr übertragenen<br />
gesetzlichen Aufgaben<br />
auch im Frieden zu<br />
erfüllen. (§ 1 Abs. 2 NI. 1 + 2<br />
<strong>THW</strong> -HerlfRG) Dabei kommt<br />
der Instandsetzung eine<br />
weitaus größere Bedeutung<br />
zu als bisher angenommen.<br />
Umgestaltung der Fachdienste<br />
Bergung und Instandsetzung:<br />
Ziele für die Ausgestaltung<br />
der künftig ausschließlich<br />
vom <strong>THW</strong> getragenen Fachdienste<br />
Bergung und Instandsetzung<br />
sind insbesondere:<br />
• flächendeckende Grundausstattung<br />
auf zeitgemäßem<br />
technischem Niveau<br />
nach sachgerechten Verteilungskriterien<br />
und in ausreichender<br />
Stärke,<br />
• Effizienzerhöhung durc<br />
überörtliche Spezialeinheiten<br />
mit schwerem Gerät, die<br />
bei Bedarf zur Verstärkung<br />
der Grundausstattung<br />
schwerpunktrnäßig zusammengefaßt<br />
werden können.<br />
Diese haben stärkere technische<br />
Kapazität, auch zur<br />
Unterstützung anderer Fachdienste.<br />
Die Konzeption ist so ausgestaltet.<br />
daß sie kompatibel<br />
mit verschiedenen denkbaren<br />
Modellen einer künftigen<br />
Zivilschutz- bzw. Katastrophenschutz-Struktur<br />
ist<br />
und insbesondere auch im<br />
Rahmen des Doppelnutzens<br />
für Gemeinde, Kreise, Länder<br />
und Versorgungsunternehmen<br />
eine sinnvolle Verstärkung<br />
darstellt.<br />
D. Zusammenfassung<br />
Durch das hier vorgeschlagene<br />
Neukonzept wird insbesondere<br />
erreicht:<br />
• ausgewogene Verteilung<br />
des Grund-Potentials (Geräte<br />
und Kräfte) des Katastrophenschutzes<br />
auf Länder<br />
und Kreise;<br />
• Bereitstellung von überörtlich<br />
einsetzbaren Spezialeinheiten;<br />
• vollständige Grundausstattung<br />
aller Einheiten mit<br />
Kfz, technischer Ausstattung<br />
und Personaltransportkapazität,<br />
Reduzierung der Beorderungvon<br />
Fahrzeugen und<br />
Gerät auf nur im Verteidigungsfall<br />
zusätzlich benötigte<br />
Ausstattung;<br />
• Schaffung neuer Teileinheiten<br />
zur sachgerechten<br />
Erfüllung der dem Bergungsund<br />
Instandsetzungsdienst<br />
gestellten Aufgaben;<br />
• Modernisierung der usstattung<br />
und Bereitstell g<br />
von techIi' ehern Großgerät<br />
wie Räumgeräte, mobile<br />
Aggregate größerer Leistung<br />
etc.;<br />
• Verbreiterung des SpeKtrwnsder<br />
Einsatzmöglichkeiten;<br />
Erhöhung des Einsatzwertes<br />
der Teileinheiten;<br />
• Verringerung der Über- ......._-.......<br />
schneidungen in Aufgabe<br />
und Ausstattung zurnBrcm.dschutzdienst<br />
bzw. zur Feuerwehr;<br />
Möglichkeit der Einpassung<br />
in ein neues Katastrophenschutz-Konzept<br />
des<br />
Bundes;<br />
• Erhöhung der Effektivität<br />
des <strong>THW</strong> als Einsatzorganisation;<br />
• Aufbau des <strong>THW</strong> in den<br />
neuen Bundesländern nach<br />
den früheren STAN-Vorgaben,<br />
mit der Option, eine<br />
Anpassung an neue konzeptionelle<br />
Planungen ohne<br />
Reibungsverluste durchführen<br />
zu können;<br />
• flächendeckende Dislozierung<br />
der Ortsverbände<br />
des <strong>THW</strong>;<br />
• Ausgestaltung des <strong>THW</strong><br />
zu einern umfassenden<br />
Technischen Hilfswerk für<br />
den Einsatz im erweiterten<br />
Katastrophenschutz und bei<br />
der friedensmäßigen Gefahrenabwehr.<br />
Es wird darauf hingewiesen,<br />
daß es sich insbesondere<br />
bei der Verteilung der Einheiten<br />
auf die Bundesländer<br />
um Planungsgrößen zur Ermittlung<br />
des Gesamtbedarfs<br />
handelt und eine endgültige<br />
Dislozierung erst nach<br />
Abstimmung mit allen Beteiligten<br />
(Bundesamt für Zivilschutz,<br />
Bundesministerium<br />
des Innern, Länder,<br />
Technisches Hilfswerk) festgelegt<br />
werden kann.<br />
32 Technisches HilfswerktiE
(fj+(ft.j <strong>THW</strong> im Awtrag des<br />
~ UNHeR in Athiopien<br />
Wo immer eine Region<br />
Schauplatz kriegerischer<br />
Auseinandersetzungen<br />
wird, setzt ein<br />
Strom von Flüchtlingen<br />
ein - die Bevölkerung<br />
verläßt ihre zum<br />
Kampfgebiet gewordene<br />
Heimat und<br />
bringt sich in Sicherheit.<br />
Oder Angehörige<br />
von Minderheiten, die<br />
in ihrem Staat gewaltsam<br />
verfolgt werden,<br />
suchen ihr Heil jenseits<br />
der Grenze im Nachbarstaat.<br />
Auch die<br />
Vernichtung der wirtschaftlichen<br />
Grundlagen,<br />
beispielsweise<br />
durch klimatische<br />
Veränderungen wie in<br />
der Sahel-Zone, lösen<br />
große Bevölkerungsbewegungen<br />
aus. Oft<br />
sind es Menschen, die<br />
nicht darauf vorbereitet<br />
sind, unter primitivsten<br />
Verhältnissen in<br />
Zeltlagern zu hausen,<br />
da sie ein zivilisiertes<br />
Leben gewöhnt sind.<br />
~erwiederkommt<br />
es dann zu menschenunwürdigem<br />
Flüchtlingselend,<br />
das nicht<br />
tatenlos hingenommen<br />
werden kann.<br />
Weltweit ist deswegen<br />
der Hohe Flüchtlingskommissar<br />
der Vereinten<br />
Nationen (UNHCR)<br />
auf dem Gebiet der<br />
Flüchtlingshilfe tätig.<br />
Nachdem der UNHCR<br />
dabei schon mehrfach<br />
auf Personal und<br />
Sachmittel des <strong>THW</strong><br />
zurückgegriffen hat,<br />
wurde diese Zusammenarbeit<br />
im letzten<br />
Jahr durch eine vertragliche<br />
Grundlage<br />
geregelt (s. 1/ 91).<br />
von Alexander Glass<br />
A Grund dieses Vertrages<br />
bereitet das Einsatzreferat<br />
der <strong>THW</strong>-Leitung zur<br />
Zeit eine mögliche Entsendungvon<br />
<strong>THW</strong>-Helfemnach<br />
Äthiopien und in den Sudan<br />
vor. Schon Anfang des Jahres<br />
1991 wurde der <strong>THW</strong><br />
Leitung vom UNHCR in Genf<br />
die Bitte übermittelt, durch<br />
die Einrichtung von permanenten<br />
Trinkwasser-Versorgungssystemen<br />
zum Aufl:xru<br />
einer stabilen technischen<br />
Infrastruktur in zwei Flüchtlingslagern<br />
in Äthiopien beizutragen.<br />
Es waren zwei große<br />
Flüchtlingslager von jeweils<br />
rund 300 000 Menschen,<br />
in denen der UNHCR<br />
bereits tätig geworden war:<br />
Hartisheik in der Region<br />
Ogaden im Osten und Itang<br />
in der Provinz Illubabor im<br />
Westen Äthiopiens.<br />
Nachdem<br />
Bürgerkrieg die<br />
gleichen Aufgaben<br />
Doch noch bevor das erste<br />
Erkundungsteam des <strong>THW</strong><br />
entsandt werden konnte,<br />
trat der Bürgerkrieg in Äthiopien<br />
in die entscheidende<br />
Endphase und machte weitere<br />
Vorarbeiten unmöglich.<br />
Beide Lager wurden von ihren<br />
Bewohnern geplündert<br />
verwüstet und verlassen.<br />
Nun schweigen die Waffen<br />
im Land wieder weitgehend.<br />
die Aoocht des UNHCR<br />
und die Aufgaben des <strong>THW</strong><br />
sind die gleichen geblieben.<br />
Während aber das Lager<br />
Hartisheik wieder bezogen<br />
wurde-es gilt heute als größtes<br />
Flüchtlingslager der<br />
Welt - , sind wahrscheinlich<br />
alle detaillierten Vorerkundungen<br />
über Itang im Auftrag<br />
des UNHCR nutzlos geworden.<br />
Es ist noch unklar.<br />
wo diese Flüchtlinge sich erneut<br />
niedergelassen haben.<br />
Erkundungen durch<br />
das <strong>THW</strong> in der<br />
Region Ogaden<br />
Von seiten des <strong>THW</strong> soll<br />
baldmöglichst eine eingehende<br />
Erkundung stattfinden.<br />
um den Flüchtlingen<br />
und angestammten Einwohnern<br />
des Ogaden schon bald<br />
durch die Versorgung mit<br />
Trinkwasser helfen zu können.<br />
Die Einwohner der Region<br />
leiden selbst Not, so daß<br />
es nur zu neuen Spannungenführen<br />
würde, allein den<br />
Flüchtlingen zu helfen.<br />
bereitungsanlage<br />
bauen.<br />
Foto: Kellner<br />
Die Hauptarbeit wird dann<br />
die Vermessung einer später<br />
zu bauenden, rund 60<br />
Kilometer langen Trinkwasserleitung<br />
sein. Sie wird erschwert<br />
durch die Unwegsamkeit<br />
des Geländes und<br />
den Umstand, daß es über<br />
das Gebiet kein für dieses<br />
Projekt brauchbares Kartenmaterial<br />
gibt. Deswegen soll<br />
das <strong>THW</strong>-Erkundungsteam<br />
auf der Grundlage einer Satellitenaufnahme<br />
und mittels<br />
eines Satellitennavigationsgerätes<br />
die Vermessung<br />
der vorgesehenen Trasse<br />
vorbereiten.<br />
Anfang November war<br />
außerdem ein Team von<br />
vier <strong>THW</strong> -Fachberatern<br />
dabei, als der UNHCR in<br />
Nord-Äthiopien ein neues<br />
Regionalbüro einrichtete.<br />
Die Fachberater nahmen<br />
im Auftrag des UNHCR<br />
eine Schadens analyse an<br />
der dortigen Wasserversorgung<br />
verschiedener<br />
Orte vor und erarbeiten<br />
Vorschläge für Hilfsprojekte.<br />
Eines dieser Hilfsprojekte<br />
wird dann vom <strong>THW</strong><br />
übernommen werden.<br />
0 33 Technisches Hilfswerk
Bei<br />
besonderen<br />
Anlässen in<br />
Bonn ist auf<br />
den <strong>THW</strong><br />
Ortsverband<br />
Bonn-Beuel<br />
Verlaß<br />
Warum der<br />
Staatspräsident stets<br />
gut "im Bilde" ist<br />
von Gerhmd Schmitz<br />
Ein Regierungssitz<br />
bringt besondere<br />
Herausforderungen<br />
mit sich - auch für<br />
das Technische<br />
Hilfswerk. Da<br />
müssen zum<br />
Beispiel für einen<br />
Staatsbesuch<br />
Pressetribünen<br />
errichtet,<br />
Anleger<br />
für Hotelschiffe<br />
gebaut<br />
oder<br />
Vorkehrungen<br />
zur Sicherstellung<br />
.......- .. iiiiiii:::~<br />
der Stromversorgung<br />
getroffen werden.<br />
Davon handelt unter<br />
anderem der folgende<br />
Bericht des <strong>THW</strong><br />
Ortsverbandes Bonn<br />
Beue!, der auf 15<br />
Jahre technische<br />
Hilfe für die Bundesregierung<br />
bei besonderen<br />
Anlässen<br />
zurückblicken kann.<br />
Autor ist Gerhard<br />
Schmitz, früher <strong>THW</strong><br />
Ortsbeauftragter<br />
Bonn-Beuel und jetzt<br />
Kreisbeauftragter<br />
des Technischen<br />
Hilfswerks für Bonn.<br />
M tder<strong>THW</strong>-Rundverfügung<br />
vom 30 . November<br />
1976 wurde dem <strong>THW</strong> die<br />
Amtshilfe für das Presse- und<br />
Informationsmnt der Bundesregierung<br />
übertragen.<br />
Seither nimmt der Ortsverband<br />
Bonn-Beuel diese AIbeiten<br />
wahr.<br />
Den Anfang machte die<br />
Hilfeleistung beim Auf- und<br />
Abbau einer AIbeitstribüne<br />
für Pressefotografen. Dies ist<br />
eine robuste Konstruktion<br />
aus verzinktem Vierkantrohr<br />
100 x 100mm. Die Konstruk-<br />
Fotos:<br />
Schmitz, vario-press<br />
tion besteht aus einzelnen<br />
Pfosten und Trägern, die ineinandergesteckt<br />
werden.<br />
Gestaffelt ist sie in drei Höhenstufen:<br />
0,80/ 1,20/ 1,60<br />
m . Als Aufstellfläche werden<br />
8,10 x 4,10 m benötigt.<br />
Diese AIbeitstribüne ist zu<br />
einer Einrichtung bei Staatsbesuchen<br />
geworden, die<br />
nicht mehr wegzudenken ist.<br />
Manches bei den AIbeiten<br />
wird zur Routine, manches<br />
muß aber auch neu erdacht<br />
und erfunden werden.<br />
Wie oft wir die AIbeitstribüne<br />
aufgebaut haben, läßt<br />
sich an den Staatsbesuchen<br />
abzählen, die seither vergangen<br />
sind. Wir haben sie<br />
nicht gezählt. Manchmal<br />
haben die Sicherheitskräfte<br />
der Besuchernationen ihre<br />
eigenen Vorstellungen,<br />
doch sind wir bisher immer<br />
allen Anforderungen gerecht<br />
geworden.<br />
Beim Besuch von Leonid<br />
Breschnew mn 4. Mai 1978<br />
bauten wir zum Empfang<br />
des sowjetischen Staatsgastes<br />
auf dem Flughafen<br />
34 Technisches Hilfswerk~
Köln/Bann zwei große Tribünen<br />
aus Brückenbaugerät<br />
auf. <strong>Der</strong> gesamte Ortsverband<br />
erschien - es war<br />
Vatertag-, baute zwei Stunden<br />
auf, erlebte die Zeremonie<br />
mit, baute eine Stunde<br />
ab. Seit dieser Zeit sind die<br />
großen Tribünen von 24 m<br />
Länge aus dem Geschehen<br />
bei großen Staatsereignissen<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Auf Socken<br />
im Kabinettssaal<br />
<strong>Der</strong> Weltwirtschaftsgipfel<br />
1978 brachte dem <strong>THW</strong>-OV<br />
Beuel eine ganz spezielle<br />
Arbeit. Im Kabinettssaal des<br />
Palais Schaumburg sollten<br />
Dolmetscher-Kabinen aufgestellt<br />
werden. Damit man<br />
sich die Wirkung dieser Kabinen<br />
in dem historischen<br />
Rahmen besser vorstellen<br />
konnte, bauten wir ein Rahmengestell<br />
aus Rohrbaugerüst,<br />
das mit Sperrholzplatten<br />
verkleidet wurde. Bundeskanzler<br />
Helmut Schmidt<br />
fand die Lösung gut. Eine<br />
einschlägige Firma bekam<br />
dann den Auftrag, nach<br />
dem Modell zu arbeiten. Die<br />
Arbeit wurde von uns auf<br />
Socken ausgeführt, damit<br />
die kostbaren Teppiche nicht<br />
unter unseren Stiefeln litten.<br />
Für diesen Weltwirtschaftsgipfel<br />
bauten wir noch zwei<br />
große Tribünen mit einer<br />
Länge von 24 Metern sowie<br />
mehrere kleine Tribünen an<br />
verschiedenen Standorten.<br />
Nach Landung des<br />
Hubschraubers sofort<br />
an die Arbeit<br />
Im Jahre 1982 folgte die<br />
Nato-Ratstagung mit dem<br />
Besuch von US-Präsident<br />
Ronald Reagan. Neben dem<br />
Aufbauen der großen und<br />
kleinen Tribünen hatten wir<br />
wiederum eine spezielle Arbeit<br />
zu leisten. Für das sogenannte<br />
.Farnilienfoto· aller<br />
Regierungschefs und Präsidenten,<br />
das auf der Freitreppe<br />
des Palais Schaumburg<br />
stattfinden sollte, bauten wir<br />
eine Tribüne aus zwei Pontonanhängern.<br />
Für den Aufbau<br />
hatten wir eine gute<br />
Stunde Zeit, zwischen der<br />
Landung des großen Hubschraubers<br />
und der Rückkehr<br />
der Gäste aus der Sitzung<br />
des Parlaments. An<br />
diesem Tage waren Demonstrationen<br />
angesagt. Deshalb<br />
hatten wir die Anhänger<br />
mit dem notwendigen<br />
Gerät bereits einen Tag vorher<br />
zum Bundeskanzleramt<br />
transportiert. Nachdem der<br />
US-Präsident gelandet und<br />
mit seiner Kolonne abgefahren<br />
war, schoben wir die<br />
beiden Pontonanhänger mit<br />
der Rückfront gegeneinander<br />
und bauten noch zwei<br />
Stufen aus unserem Brückenbaugerät<br />
davor. Um die<br />
Standfestigkeit zu gewährleisten,<br />
unterstützten wir die<br />
Anhänger mit Rohrbaugerüst.<br />
Alles wurde noch mit<br />
blauem Tuch verkleidet.<br />
Kaum waren wir fertig, erschienen<br />
bereits die ersten<br />
Fotografen und brachten<br />
ihre Stative in Position.<br />
Gipfel der kurzen<br />
Wege<br />
<strong>Der</strong> Wirtschaftsgipfel vom<br />
26. April bis 6. Mai 1985<br />
brachte noch eine Steigerung<br />
unserer Aktivitäten. Die<br />
Pontongruppen des LV 5<br />
bauten für die Hotelschiffe<br />
auf dem Rhein die Anleger.<br />
Es war ein Gipfel der kurzen<br />
Wege. Die Stromversorgung<br />
der fünf Hotelschiffe übernahmen<br />
die Stadtwerke<br />
Bann. Sie benötigten dazu<br />
zweimal 4 Erdkabel 4 x 95<br />
qmm, die über zwei Kabelbrücken<br />
über die Uferstraße<br />
geführt werden mußten. Diese<br />
Arbeit übernahm der OV<br />
Beuel. Aus Rohrbaugerüst<br />
wurden zweimal zwei Türme<br />
errichtet, und darüber je<br />
drei sd-Träger freitragend<br />
9 m über die Straße gelegt.<br />
Die lichte Höhe betrug 4 m ,<br />
gerade ausreichend für unsere<br />
Hydraulikhebevorrichtung<br />
am Kipper. Nachdem<br />
die Stadtwerke ihre Leitungen<br />
verlegt hatten, wurden<br />
die Türme mit Spangeflecht<br />
verkleidet. Die große Tribüne<br />
von 24 m Länge wurde<br />
ebenfalls wieder errichtet<br />
sowie einige kleinere Tribünen<br />
an bestimmten Plätzen.<br />
Einsatz der Junghelfer<br />
<strong>Der</strong> Auf- und Abbau der<br />
Rechtecktribüne war Aufgabeder<br />
Jugendgruppen, verfügen<br />
die Junghelfer doch<br />
über mehr Zeit und können<br />
schon am frühen Nachmittag<br />
tätig werden. Die Einzelteile<br />
der Konstruktion sind<br />
durchaus für zwei Junghelfer<br />
bequem tragbar. <strong>Der</strong><br />
Gruppenführer muß allerdings<br />
aufpassen, daß keiner<br />
einen Pfosten allein trägt. Es<br />
ist stets eine Gemeinschaftsarbeit,<br />
die nach Anweisung<br />
erfolgt. Jeder muß seinen Teil<br />
dazu beitragen, sonst geht<br />
einfach nichts. So lernen die<br />
Junghelfer während des<br />
Aufbaus den Sinn einer gemeinschaftlichen<br />
Arbeit<br />
kennen. Dies ist dann beim<br />
späteren Abbau von Vorteil,<br />
kennt man doch bereits die<br />
Handgriffe und achtet darauf,daßallesrichtigaufden<br />
Transportwägelchen verladen<br />
ist, weil man es ja beim<br />
nächsten Mal wieder so aufnehmen<br />
muß.<br />
13. Juni 1989-Besuchdes<br />
sowjetischen Präsidenten<br />
Michail Gorbatschow in<br />
Bann. Man benötigt eine Tribüneauf<br />
dem Banner Marktplatz.<br />
Sie hat die anderthalbfache<br />
Größe einer Normaltribüne.<br />
Vor diesem Ereignis hatten<br />
alle verantwortlich Beteiligten<br />
eine Planung eingeleitet,<br />
um die zweite Version<br />
einer Schrägtribüne auf<br />
ihre Verwendbarkeit zu prüfen.<br />
So bauten wir in den Parlamentsferien<br />
einmal beide<br />
Tribünen zur Probe auf. Wir<br />
stellten fest, daß sich durch<br />
einige kleinere Änderungen<br />
eine zweite Tribüne in den<br />
Maßen 8,10 x 3,10 m errichten<br />
ließe. <strong>Der</strong> Hersteller fand<br />
die Lösung ebenfalls gut, wir<br />
transportierten ihm die Einzelteile<br />
in den Betrieb und<br />
holten sie nach Beendigung<br />
der Arbeiten wieder ab.<br />
Um eine gewisse Ordnung<br />
und eine sinnvolle transportmöglichkeit<br />
zu haben, beschaffte<br />
das Presse- und Informationsamt<br />
der Bundesregierung<br />
einen geschlossenen<br />
Container, der zur <strong>THW</strong><br />
Unterkunft Beuel geliefert<br />
wurde. Das Innere richteten<br />
wir so ein, daß die Ladung<br />
fest verstaut ist und beim<br />
Aufnehmen auf den Haken<br />
Bei Staatsbesuchen sorgt das <strong>THW</strong><br />
für den Aufbau von Pressetribünen.<br />
Foto: vario-press<br />
~ 35 Technisches Hilfswerk
Auch die Stromversorgung<br />
stellen die <strong>THW</strong>-Helfer sicher.<br />
Foto: Schmitz<br />
sowie beim Transport unverrückbar<br />
fest liegt. Es befinden<br />
sich immerhin 88 Einzelteile,<br />
12 Gitterroste und eine<br />
Treppe in dem abgeschlossenen<br />
Container.<br />
Die Bewährungsprobe ließ<br />
nicht lange auf sich warten.<br />
Am Samstag, dem 17. November<br />
1990, nahmen wir<br />
den Container auf den Haken<br />
und hliuen nach Oggersheim:<br />
<strong>Der</strong> Besuch von<br />
US-Präsident George Bush im<br />
Hause von Bundeskanzler<br />
Helmut Kohl stand unmittelbar<br />
bevor. <strong>Der</strong> Tribünen<br />
Aufbau wurde auf Sonntagmorgen,<br />
9 Uhr festgelegt.<br />
<strong>Der</strong> Container wurde vom<br />
Haken genommen. Dafür<br />
wird etwas mehr als die doppelte<br />
Fahrzeuglänge benötigt.<br />
<strong>Der</strong> Container selbst ist<br />
rund fünf Meter lang und<br />
die hinteren Türflügel 1,25<br />
m breit. Es ging alles lautlos<br />
ab. Die Mannschaft. der<br />
Fahrer des Unternehmens<br />
sowie zwei Helfer begannen<br />
mit dem Aufbau. Bei den<br />
Sicherheitsrnaßnahmen<br />
mußten die sechs Helfer des<br />
Ortsverbandes Mainz schon<br />
einiges an Überzeugungskraft<br />
aufwenden, damit sie<br />
uns zu Hilfe kommen konnten.<br />
Viel Platz hatten wir<br />
nicht. waren doch auch die<br />
Rundfunk- und Fernsehanstalten<br />
mit ihren vorbereitenden<br />
Arbeiten befaßt.<br />
Den Container konnten wir<br />
im Besuchsbereich nicht stehenlassen.<br />
So fuhren wir zu<br />
unserer Unterkunft zurück<br />
und warteten ab, bis die<br />
Journalisten ihre Arbeit vor<br />
Ort beendet hatten. Nach<br />
dem Abbau verstauten wir<br />
die Einzelteile in der richtigen<br />
Reihenfolge, nahmen<br />
den Container auf den Haken<br />
und fuhren zurück zur<br />
<strong>THW</strong>-Unterkunft Beuel. Dort<br />
steht nun der verschlossene<br />
Container und wartet auf<br />
seinen nächsten Einsatz,<br />
über den nur das Bundeskanzleramt<br />
verfügen kann.<br />
Lob vom<br />
Bundeskanzleramt<br />
Das <strong>THW</strong> ist auch bei den<br />
Bundesministerien gut bekannt.<br />
als Helfer bei den hin<br />
und wieder auftauchenden<br />
Probleme. Die beste Bestätigung<br />
für die Anerkennung<br />
unserer Arbeit erhielt die<br />
Leitung des <strong>THW</strong> bei einem<br />
Besuch des Bundeskanzleramtes,<br />
wo man dem <strong>THW</strong><br />
versicherte: .Wenn wir das<br />
<strong>THW</strong> benötigen, ist der Ortsverband<br />
Beuel zur Stelle!"<br />
Unser Stromerzeuger 50<br />
kVAhatseit 1978 schon eine<br />
Menge Einsätze mitgemacht.<br />
und wir verfügen<br />
über einen reichen Schatz<br />
an Erfahrungen. Dem Bundeskanzleramt<br />
leisteten wir<br />
einmal Hilfe bei den Arbeiten<br />
an der Hochspannungsanlage<br />
. Man hatte festgestellt,<br />
daß das Haupttor ,<br />
welches versenkl::xn ist. sich<br />
unter ungünstigen Umständen<br />
bei Störungen in der<br />
Anlage nicht mehr öffnen<br />
würde. Dem wurde durch<br />
Uminstallation abgeholfen.<br />
Die Stromversorgung wurde<br />
für die Überbrückungszeit<br />
durch unseren Stromerzeuger<br />
an einem Wochenende<br />
sichergestellt.<br />
Hilfe beim Kälteeinbruch<br />
im Ministerium<br />
Im Bundesinnenministerium<br />
waren Neuinstallationen<br />
an der Heizungsanlage notwendig<br />
geworden. Im Vertrauen<br />
auf gutes Wetter war<br />
die Heizung Ende Mai abgeschaltet<br />
worden. Als die<br />
Witterung jedoch kühl und<br />
naß wurde, wurde es in den<br />
Büroräumen zu kalt zum<br />
Arbeiten. Wir erprobten deshalb<br />
eine einfache, aber<br />
wirkungsvolle Installation.<br />
Das betreffende Gebäude<br />
konnte nicht insgesamt an<br />
den Stromerzeuger angeschlossen<br />
werden, dazu war<br />
der Leistungsbedarf zu groß.<br />
Wir verlegten daher alle<br />
unsere Leitungen über das<br />
Treppenhaus und den Flur<br />
und schlossen die beschafften<br />
Heizöfchen in jedem Zimmer<br />
an. Somit hatten wir<br />
gleichzeitig auch einen<br />
Überblick über die geforder -<br />
te Leistung.<br />
Auch das Finanzministerium<br />
hat unsere Hilfe benötigt.<br />
Ob aus diesem Grunde<br />
einmal der Etat des <strong>THW</strong> erhöht<br />
werden wird, wagen<br />
wir nicht vorauszusagen.<br />
Dort waren Arbeiten an der<br />
Hochspann ungsanlage<br />
über mehrere Wochenenden<br />
notwendig. Außer unserem<br />
Aggregat hatte die<br />
<strong>THW</strong>-Leitung noch drei weitere<br />
Stromerzeuger 50 kV A<br />
beordert. Wir schalteten sie<br />
alle auf der Sammelschiene<br />
des Ministeriums parallel<br />
und stellten fest. daß die<br />
Aufzüge einen hohen Anlaufstrom<br />
hatten. Aber die<br />
insgesamt 200 kV A waren<br />
ausreichend. Dies war auch<br />
ein Grund mehr, um bei der<br />
nächsten Beschaffung auf<br />
die Größe 175 kVA überzugehen.<br />
"Gehen Sie mal zum<br />
Bundespräsidialamt"<br />
Eines Tages erreichte uns<br />
ein Anruf aus dem Bundesinnenministerium:<br />
"Gehen<br />
Sie doch mal zum Bundespräsidialamt.<br />
dort werden<br />
ein paar Kabel benötigt!" Wir<br />
hatten uns vorher vergewissert,<br />
daß dieser Anruf unter<br />
Umgehung des Dienstweges<br />
dringend notwendig sei.<br />
Daraus wurde dann ein Einsatz<br />
von zwei Stromerzeugern<br />
von 50 und 28 kV A.<br />
Eine überschlägige Berechnung<br />
hatte ergeben, daß die<br />
Entfernungen auf dem Gelände<br />
beim Jugendfest des<br />
Bundespräsidenten schon<br />
einen größeren Querschnitt<br />
verlangten. So kamen wir<br />
nun zu diesen Einsätzen.<br />
Wo knapp 2000 Jugendliche<br />
aus der ganzen Bundesrepublik<br />
versammelt sind,<br />
muß-schon um Hunger und<br />
Durst zu stillen - einiges getan<br />
werden. Die Betreiber der<br />
"Fliegenden Bauten", wie es<br />
in der VDE-Vorschrift heißt.<br />
haben unterschiedliche Auffassungen<br />
vom Leistungsbedarf<br />
ihrer Einrichtungen. Wir<br />
haben dabei in der Zwischenzeit<br />
soviel Erfahrungen<br />
gesammelt, daß wir auch<br />
mit Überraschungen fertig<br />
werden können. Vor allem<br />
benötigen die LichtorgeIn<br />
der Musikbands mehr Energie<br />
als die Verstärker. Wenn<br />
unsere Leitungen im Querschnitt<br />
nicht reichen, müssen<br />
eben ein paar Lampen<br />
weniger leuchten.<br />
36 Technisches Hilfswerk®
Gefälle auf<br />
eine ebene Rasenfläche . <strong>Der</strong> wehr, da wir voll mit dem<br />
der Tanzfläche<br />
Höhenunterschied auf der Aufbauen des großen Zeltes<br />
Länge von 22 m war beträcht- befaßt waren.<br />
Vor etlichen Jahren wur- lich. Wir entschlossen uns, ein Die sd-Träger waren so auf<br />
de eine Tanzfläche beim Gefälle von 2 cm je Meter Abstand verlegt, daß Schal-<br />
Kanzlerfest verlangt. die zuzulassen, um nicht zu hoch platten aufgelegt werden<br />
eine Größe von 15 x 22 m zu bauen, durfte doch der konnten. Diese wurden mit<br />
haben sollte. Was lag nä- Auftritt rundum nicht höher glatten Spanplatten überher,<br />
als dazu sd-Träger zu als 60 cm werden. Die Gestel- deckt und an den Rändern<br />
verwenden, denn es wur- lung des gesamten Geräts ein- genagelt. Beim abendlichen<br />
den 250 kg/ qm gefordert. schließlich des Unterbaus be- Kanzlerfest waren wir zuge-<br />
Das Gelände im Kanzleramt sorgte das <strong>THW</strong>. Den Aufbau gen und natürlich neugieist<br />
allerdings keineswegs übernahm dann die Bundes- rig, wie die schiefe Ebene<br />
sich bewähren würde. Vielleicht<br />
hat mancher der Tänzer<br />
einen besseren Schwung<br />
nach der tieferen Seite bemerkt.<br />
Es hat jedenfalls im<br />
nachhinein nichts dergleichen<br />
in der Boulevardpresse<br />
gestanden.<br />
Als Dank für all diese Einsätze<br />
werden die <strong>THW</strong>-Helfer<br />
des OV Bonn-Beuel hin<br />
und wieder zu besonderen<br />
Anlässen eingeladen.<br />
•<br />
Iran-Einsatz geht wei<br />
Letzte Vorkehrungen für<br />
den Winter<br />
Vom Schicksal der irakischen<br />
Flüchtlinge im Iran<br />
war in den Nachrichten<br />
Medien zuletzt kaum noch<br />
etwas zu erfahren. Im November<br />
ist das Technische<br />
Hilfswerk im Rahmen der<br />
Flüchtlingshilfe des UNHCR<br />
im Iran schon seit sieben<br />
Monaten im Einsatz. Zum<br />
Jahresende soll hier kurz<br />
aufgezeigt werden, was das<br />
Ergebnis der anstrengenden<br />
und ausdauernden Arbeit<br />
der <strong>THW</strong>-Helfer im Ausland<br />
ist. In der Ausgabe 1/ 91 der<br />
Bundeszeitschrift <strong>THW</strong> wurde<br />
ausführlich über den Iran<br />
Einsatz des Technischen<br />
Hilfswerks berichtet.<br />
Im Oktober wurde die Zahl<br />
von 10 000 Helfer-Einsatztagen<br />
überschritten. Bis zum<br />
15. September haben <strong>THW</strong><br />
Helfer in mehr als 15 Flüchtlingscamps<br />
Einrichtungen<br />
zur Trinkwasserversorgung<br />
geschaffen. Sie stellten dazu<br />
Entnahme<br />
einer<br />
Wasserprobe<br />
Fotos:<br />
Fleischer<br />
in den Camps 32 Trinkwasserbehälter<br />
ä 15 cbm und<br />
zwei Stück ä 22 cbm auf. Die<br />
Behälter sind über mehr als<br />
70 Kilometer Rohrleitungen<br />
an Brunnen oder vom <strong>THW</strong><br />
gefaßte Quellen angeschlossen<br />
und mit insgesamt 816,<br />
jeweils zu mehreren in die<br />
Lager verteilten Zapfhähnen<br />
verbunden. Einige Vorratsbehälter,<br />
in deren Umgebung<br />
kein natürliches Wasservorkommen<br />
nutzbar<br />
ist. wurden über vier Trinkwasser<br />
-Aufbereitungsanlagen<br />
des <strong>THW</strong> und angemietete<br />
Tankwagen versorgt. Im<br />
Flüchtlingslager Dandaneh<br />
hat das <strong>THW</strong> 16 Duscheinheiten<br />
mit je 6 Duschen errichtet<br />
und mit der Verteilerleitung<br />
verbunden.<br />
<strong>Der</strong> zweite Arbeitsbereich<br />
des <strong>THW</strong> im Iran liegt beim<br />
Aufbau von Fertighäusern<br />
in winterfesten Lagern für<br />
annähernd 40 000 Flüchtlinge.<br />
Die hauszeltähnlichen<br />
Bauten sind heizbar und sollen<br />
je zwei Familien, denen<br />
bis zu zehn Personen angehören,<br />
beherbergen. Die<br />
<strong>THW</strong>-Helfer sind hierbei in<br />
der Vorbereitung der Bauflächen<br />
tätig und unterstützen<br />
die Bauleitung. Die eigentlichen<br />
Aufbauarbeiten<br />
besorgen Flüchtlinge, die<br />
dafür angelernt worden<br />
sind.<br />
Zum Ende des Monats<br />
Oktober bzw. Anfang November<br />
reisten die beiden<br />
für dieses Jahr voraussichtlich<br />
letzten Einsatzmannschaften<br />
des <strong>THW</strong> in den<br />
Iran. Es handelt sich dabei<br />
um das dritte Hausbauteam<br />
und die zehnte Wasserversorgungs-Mannschaft.<br />
Die Wasser spezialisten bekamen<br />
für ihren Einsatz den<br />
Auftrag, in den beiden winterfesten<br />
Flüchtlingslagern<br />
Hafez und Sefid Choqa frostsichere<br />
Rohmetze zu erstellen<br />
bzw. zu erweitern. Zum<br />
Camp Hafez war zudem<br />
noch eine anderthalb Kilometer<br />
lange Zuleitung von<br />
einem Brunnen zu bauen.<br />
t» 3 7 Technisches Hilfswerk
Das Technische Hilfswerk<br />
ist für die Bundesbürger<br />
nach dem Bundeskriminalamt<br />
die zweitwichtigste Einrichtung<br />
des Bundes. Gleichhohe<br />
Zustimmungswerte erhalten 1991 nur der<br />
Datenschutzbeauftragte des Bundes und der<br />
Verfassungsschutz. Diese gute Nachricht für das<br />
<strong>THW</strong> kann man der diesjährigen repräsentativen<br />
Umfrage des Mannheimer Instituts für praxisorientierte<br />
Sozialforschung (ipos) zu aktuellen Fragen der Innenpolitik<br />
entnehmen. Die Befragung, die ipos im Auftrag des Bundesministers<br />
des Innern durchgeführt hat, wurde in diesem Jahr erstmals<br />
zeitgleich in den alten und den neuen Bundesländern durchgeführt.<br />
Meinungsumfrage<br />
<strong>THW</strong> genießt großes<br />
Ansehen bei den<br />
Bundesbürgern<br />
von Stefan Koch<br />
D ie ipos-Studie 1991<br />
zeigt, daß der Prozeß des Zusammenwachsens<br />
beider<br />
Teile Deutschlands in den<br />
verschiedenen Bereichen<br />
des öffentlichen Lebens unterschiedlich<br />
weit vorangeschritten<br />
ist und aufgrund<br />
der geschichtlichen Entwicklung<br />
noch vielfach abweichende<br />
Ansichten und Bewertungen<br />
anzutreffen sind.<br />
Auf die Frage nach den<br />
wichtigsten Aufgaben und<br />
Zielen in der Politik nennen<br />
die westlichen Bundesbürger<br />
einen wirksamen Umweltschutz<br />
und den Kampf<br />
gegen Rauschgift. Bei den<br />
östlichen Bundesbürgem stehen<br />
die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
und die Verbrechensbekämpfung<br />
an erster<br />
Stelle.<br />
Die Zufriedenheit mit den<br />
allgemeinen gesellschaftli-<br />
chen Bedingungen ist in den<br />
westlichen Bundesländern<br />
wie schon in den vorangegangenen<br />
Jahren sehr groß.<br />
Die Zustimmungswerte liegen<br />
zwischen 59 Prozent im<br />
Bereich des Schutzes vor Kriminalität<br />
und 89 Prozent bei<br />
den Bildungschancen. 82<br />
Prozent der befragten W estbürger<br />
sind mit ihrer wirtschaftlichen<br />
Lage zufrieden.<br />
Das bedeutet einen Rückgang<br />
um 5 Prozent gegenüber<br />
dem Vorjahr.<br />
In den neuen Bundesländern<br />
ist die Zufriedenheit mit<br />
den derzeitigen gesellschaftlichen<br />
Bedingungen deutlich<br />
geringer ausgeprägt.<br />
Nur 15 Prozent der Befragten<br />
zeigten sich mit dem<br />
Schutz vor Kriminalität zufrieden.<br />
Lediglich 21 Prozent<br />
bewerteten ihre wirtschaftli-<br />
che Lage positiv. immerhin<br />
eine leichte Verbesserung<br />
gegenüber dem Vorjahr<br />
(14 Prozent). 60 Prozent<br />
(1990: 69 Prozent) der Befragten<br />
bezeichnen die Bildungschancen<br />
derzeit als<br />
zufriedenstellend .<br />
Vertrauen in Bundeseinrichtungen<br />
Mit Blick auf die Institutionen<br />
des Bundes ist das Vertrauen<br />
im Osten Deutschlands<br />
noch deutlich weni-<br />
Tabelle 1<br />
Vertrauen in Einrichtungen des öffentlichen Lebens<br />
(Skalen-Mittelwerte zwischen +5 = "vertraue voll" und<br />
-5 = "vertraue überhaupt nicht")<br />
Bundesvenassungsgericht<br />
Gerichte<br />
Polizei<br />
Bundesrat<br />
Bundestag<br />
Landesregierung<br />
Bundeswehr<br />
Bundesregierung<br />
Gewerkschaften<br />
WEST WEST OST<br />
1990 1991 1991<br />
2.5 2.5 1.1<br />
2.2 2.2 0.1<br />
2.1 2.0 -0 .2<br />
1.7 1.1<br />
1.9 1.6 0.5<br />
1.4 0.7<br />
1.2 1.3 0.9<br />
1.5 1.1<br />
0.7 0.8<br />
38 Technisches Hilfsw erk®
ger ausgeprägt als im Westen<br />
. Dies ist in Anbetracht<br />
des kurzen Bestehens der<br />
Institutionen für die neuen<br />
Bundesländer auch nicht<br />
weiter verwunderlich.<br />
Viele Einrichtungen. die im<br />
Zuständigkeitsbereich des<br />
Bundesministers des Innern<br />
liegen. sind in den neuen<br />
Bundesländern zum Teil<br />
noch unbekannt. wie zum<br />
Beispiel das Technische Hilfswerk<br />
bei 31"10 der Befragten<br />
und die Bundeszentrale für<br />
politische Bildung bei 44"10<br />
der Befragten. Wo sie bekannt<br />
sind. genießen sie jedoch<br />
im Osten wie auch im<br />
W esten hohes Ansehen.<br />
genießt im Westen nach wie<br />
vor das Bundesverfassungsgericht.<br />
Danach folgen<br />
ebenfalls mit identischen<br />
Werten wie im Vorjahr die<br />
Gerichte und die Polizei. <strong>Der</strong><br />
Bundestag und die Bundesregierung<br />
sowie insbesondere<br />
die Kirchen und das Fernsehen<br />
haben im Vergleich<br />
zu 1990 wieder etwas an<br />
Vertrauen verloren.<br />
Die einzige Institution. die<br />
im Osten negativ bewertet<br />
wird. ist die Polizei mit -0.2<br />
Punkten. Gerichte. Bundesrat.<br />
Bundesverfassungsgericht<br />
und Fernsehen erhalten<br />
jeweilS einen M ittelwert<br />
von 1.1. (siehe Tabelle 1).<br />
Tabelle 2<br />
Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes (Skalen<br />
Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und<br />
10 = "sehr wichtig")<br />
Bundeskriminalamt<br />
Technisches HWswerk<br />
Verfassungsschutz<br />
Datenschutzbeauftragter<br />
Bundesamt für ZlvUschutz<br />
Bundesamt für d1e Anerkennung<br />
ausk'h'ld1scher Flilcht11nge<br />
BundesgreDzschutz<br />
statIstIIIcbes BuDc:lelamt<br />
WEST WEST OST<br />
1990 1991 1991<br />
8.3 8.3 8.2<br />
7.8 7.7 7.1<br />
7.6 7.7 6.2<br />
7.6 7.7 7.0<br />
6.8 6.7 6.4<br />
6.6 5.5<br />
6.5 6.1<br />
6.3 5.4<br />
Tabelle 3<br />
Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes nach Parteipräferenz im Westen<br />
(Skalen-Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und 10 = "sehr wichtig")<br />
WEST<br />
Gesamt CDUI<br />
CSU<br />
8.3 8.9<br />
7.7 8.0<br />
7.7 8.4<br />
7.7 8.0<br />
6.7 7.4<br />
SPD<br />
FDP<br />
8.1 8.4<br />
7.8 7.7<br />
7.6 7.7<br />
7.6 7.7<br />
6.5 6.9<br />
6.7<br />
6.3<br />
Grüne<br />
6.7<br />
7.5<br />
5.8<br />
7.1<br />
5.4<br />
ständigkeitsbereich des Bundesministers<br />
des Innern liegen.<br />
Insgesamt wurden<br />
zehn Einrichtungen erfaßt.<br />
deren Wichtigkeit mit Hilfe<br />
einer Skala von 0 c.. völlig<br />
unwichtig") bis 10 (.sehr<br />
wichtig") im Westen wie im<br />
Osten eingeschätzt werden<br />
sollte.<br />
<strong>THW</strong> -zweitwichtigste<br />
Einrichtung<br />
des Bundes<br />
Betrachtet man die langfristige<br />
Entwicklung der<br />
Wichtigkeitseinschätzung<br />
Damit wird einmal mehr<br />
deutlich. wie wichtig eine<br />
überzeugende Öffentlichkeitsarbeit<br />
dieser Bundeseinrichtungen<br />
im Osten<br />
Deutschlands ist.<br />
Im zweiten Teil der ipos<br />
Studie finden sich Fragen zu<br />
den politischen Institutionen<br />
in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Das Vertrauen<br />
der Bürger in die Institutionen<br />
wurde mit einer Skala<br />
von +5 c..vertraue voll")<br />
b is -5 c.. vertraue überhaupt<br />
nicht") gemessen.<br />
Das höchste Vertrauen<br />
Wichtigkeit<br />
der Institutionen<br />
Neben dem Vertrauen in<br />
die Einrichtungen des öffentlichen<br />
Lebens wurde wie in<br />
den Jahren zuvor die Wichtigkeit<br />
von einigen Einrichtungen<br />
erfragt. die im Zu-
das<br />
Bundestensch<br />
u tzbeauftragten.<br />
Ebenso werden dem Statistischen<br />
Bundesamt und der<br />
Bundeszentrale für politische<br />
Bildung die geringste Bedeu-<br />
Parteipräferenz tun. Das<br />
Technische Hilfswerk steht<br />
bei den Grünen-Anhängern<br />
jedoch mit 7.1 Punkten beinahe<br />
ebenso gut da wie bei<br />
den Anhängern der anderen<br />
Parteien (siehe Tabellen<br />
3 und 4) .<br />
Die Betrachtung nach Parteipräferenz<br />
in den neuen<br />
Bundesländern zeigt, daß<br />
hier auch die Anhänger der<br />
nen. Hier sind es auch die<br />
ganz jungen Bürger, die einzeInen<br />
Einrichtungen, wie<br />
zum Beispiel dem Verfassungsschutz,<br />
dem Datenschutzbeauftragten,<br />
dem<br />
Bundeskrirninalamt und der<br />
Bundeszentrale für politische<br />
Bildung, eine größere Bedeutung<br />
zumessen als die älteren<br />
Befragten im Osten.<br />
Tabelle 4<br />
Wichtigkeit der Einrichtungen des Bundes nach Partei präferenz im Osten (Skalen<br />
Mittelwerte zwischen 0 = "völlig unwichtig" und 10 = "sehr wichtig")<br />
OST<br />
Bundeskriminalamt<br />
Datenschutzbeauftragter<br />
Technisches Hilfswerk<br />
Bundesamt für Zivilschutz<br />
Verfassungsschutz<br />
Bundesgrenzschutz<br />
Bundesarchiv<br />
Bundesamt fQr cUe Anerkennung<br />
Gesamt CDU SPD FDP<br />
8.2<br />
7.0<br />
7.0<br />
6.4<br />
6.2<br />
6.1<br />
5.7<br />
auslc'mdIscher FlGchtl1Dge 5.5<br />
5.4<br />
3.7<br />
8.5 8.1 8.1<br />
7.4 7.2 6.7<br />
7.1 6.9 7.4<br />
6.4 6.6 6.1<br />
7.1 6,1 5.7<br />
6.6 6.1 6.2<br />
6.1 5.6 6.0<br />
5.3 5.4 5.3<br />
Bü90/Gr PDS<br />
7.9 8.1<br />
6.9 6.8<br />
6.7 7.5<br />
6.3 6.5<br />
5.5 4.6<br />
5.1 5.6<br />
5.5 5.6<br />
6.2 6.0<br />
der Institutionen durch die<br />
Befragten im Westen, so zeigt<br />
sich, daß das Bundeskriminalamt<br />
1991 wie in den vorangegangenen<br />
Jahren als<br />
wichtigste Einrichtung angesehen<br />
wird. Als zweitwichtigste<br />
Einrichtung werden<br />
das Technische Hilfswerk,<br />
der Verfassungsschutz und<br />
der Bundesdatenschutzbeauftragte<br />
betrachtet. die jeweils<br />
einen Wert von 7.7<br />
Punkten erreichen. Es folgt<br />
das Bundesamt für Zivilschutz<br />
mit 6.7 Punkten.<br />
Ähnliche Prioritäten in<br />
Ost und West<br />
Vergleicht man die Wichtigkeitseinstufung<br />
in West<br />
und Ost. fällt auf, daß im<br />
Osten die Befragten ihre Prioritäten<br />
ähnlich setzen wie<br />
im Westen. Auch hier steht<br />
tung beigemessen (siehe<br />
Tabelle 2).<br />
Weitgehende Übereinstimmung<br />
zwischen<br />
Parteien<br />
Bei der Beurteilung der<br />
genannten Bundeseinrichtungen<br />
durch die Anhänger<br />
der Parteien gibt es im<br />
Westen kaum Unterschiede<br />
zwischen Unions-, FDP- und<br />
SPD-Anhängern. DieAnhänger<br />
der Grünen schätzen die<br />
Wichtigkeit einiger Einrichtungen<br />
sehr viel niedriger<br />
ein, wie zum Beispiel den<br />
Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt<br />
und den<br />
Bundesgrenzschutz, während<br />
sie dem Bundesamt für<br />
die Anerkennung ausländischer<br />
Flüchtlinge größere Bedeutung<br />
beimessen, als dies<br />
die Befragten mit anderer<br />
Gruppe Bündnis 90/ Grüne<br />
nur unwesentlich von den<br />
Unions-, FDP- und SPD-Anhängern<br />
abweichen. Auch<br />
bei den Anhängern der PDS<br />
sind zum Teil Übereinstimmungen<br />
in der Wichtigkeitseinschätzung<br />
zu verzeichnen.<br />
Unterschiedliche<br />
Einschätzung bei<br />
Jung und Alt<br />
Fast alle Bundeseinrichtungen<br />
werden im Westen<br />
von älteren Befragten als<br />
wichtiger bewertet.<br />
Dieses Muster läßt<br />
sich bei den Beso<br />
klar erk<br />
e n-<br />
40 Technisches Hilfswerk~
1,2 Tonnen schweres Ruder<br />
im Rhein geborgen<br />
"Wir buddeln und<br />
sind immer noch<br />
nicht am Ende" - bei<br />
Niedrigwasser kam<br />
es zutage.<br />
"Wir buddeln und buddeln<br />
und sind immer noch<br />
nicht am Ende." Clemens<br />
Rode sch ü ttelt den Kopf.<br />
Zusammen mit zehn M ännern<br />
vom Technischen Hilfswerk<br />
(<strong>THW</strong>) steht der stellvertretende<br />
Vorsitzende des<br />
Denkmal-Ausschusses von<br />
Bad Honnef vor dem Seitenschwert<br />
eines alten Rheinseglers.<br />
Das Ruder, 4 ,38<br />
Meterlang, 1.88 Meter breit,<br />
wiegt 1,2 Tonnen und ist vermutlich<br />
weit mehr als 100<br />
Jahre alt. Doch es hängt fest<br />
im braunen Rheinschlamm.<br />
Mit der Wasserspritze und<br />
etlichen Bar an Druck versucht<br />
<strong>THW</strong>-Chef Manfred<br />
LiInbach das Seitenruder -<br />
bestehend aus Eichenbohlen<br />
und Eisenbeschlägen -<br />
zu befreien.<br />
Es gelingt. Das Seitenruder<br />
läßt sich ein wenig bewegen.<br />
Nun müssen alle<br />
helfen. Die Männer stellen<br />
sich ins Wasser, 22 kräftige<br />
Hände packen an. "Hau<br />
ruck, hau ruck." Ein kräftiges<br />
Ziehen, schon löst sich<br />
das Schiffsschwert. Nach ein<br />
paar Minuten äußerster Anspannung<br />
ist das tonnenschwere<br />
Teil geborgen. Clemens<br />
Rode, der das Ruder<br />
bei einem Spaziergang entlang<br />
des Rheins gesehen<br />
hatte, ist zufrieden: "Das ist<br />
ein wunderbares Stück. "<br />
Dank des niedrigen Rheinpegels<br />
hatte Rode das Seitenschwert<br />
aufstöbern können.<br />
In der dritten Erdschicht -<br />
nach Kies und hellem<br />
Schlick -lag das Ruder jahrzehntelang<br />
und wurde dadurch<br />
konserviert. Den historischen<br />
Wert will jetzt das<br />
Rheinische Amt für Bodendenkmalpflege<br />
(Overath)<br />
untersuchen lassen. Rode<br />
vermutet. daß das Ruder zu<br />
einem relativ großen Rheinsegler<br />
(etwa 25 Meter lang,<br />
vier Meter breit) gehört. Mit<br />
einer dendrologischen Untersuchung<br />
soll das Alter der<br />
Hölzer festgestellt werden.<br />
Noch bis kurz vor die Jahrhundertwende<br />
fuhren viele<br />
Rheinschiffer mit hölzernen<br />
Lastkähnen. Außer bei Nordwind<br />
mußten die Segelschif-<br />
Ein über<br />
100 Jahre<br />
altes<br />
Schiffsruderbargen<br />
<strong>THW</strong>-Helfer<br />
aus dem<br />
Rhein.<br />
Foto:<br />
Schlicker<br />
fe getreidelt - das heillt vom<br />
Ufer aus gezogen - werden.<br />
Viele kleinere Pfade am<br />
Rhein zeugen von dieser Zeit.<br />
Schiffshistoriker sollen nun<br />
klären, welchen Wert das<br />
geborgene Ruder hat. <strong>Der</strong><br />
Fund geht nachher ans Siebengebirgsmuseum.<br />
Das<br />
nächste Niedrigwasser hat<br />
Clemens Rode schon fest im<br />
Visier: Dann soll die Suche<br />
nach dem Schiffsboden<br />
beim Rheinkilometer 642,6<br />
beginnen.<br />
von Stefan 1. Schlicker<br />
Einzug in frühere französische Kaserne in Kehl<br />
<strong>Der</strong> Abzug v on alliierten Streitkräften in Deutschland<br />
betrifft in einzelnen Fällen auch das Technische Hilfswerk.<br />
Die durch d en Abzug freiwerdenden Liegenschaften<br />
fallen in das Eigentum des Bundes zurück. Dieser ermittelt<br />
dann zunächst. welche der in Frage kommenden eigenen<br />
Dienststellen am betreffenden Ort Platzbedarf haben. Als<br />
Einrichtung des Bundes ist dabei auch das Technische<br />
Hilfswerk zu berücksichtigen.<br />
<strong>Der</strong> wahrscheinlich erste <strong>THW</strong>-Ortsverband, der in absehbarer<br />
Zeit eine aufgegebene Alliierten-Kaserne beziehen<br />
soll, wird wohl der Ortsverband im mittelbadischen<br />
Kehl sein. Hier will bis Ende dieses Jahres die französische<br />
Armee ein Anwesen im Hafengebiet räumen. <strong>Der</strong> Kehler<br />
<strong>THW</strong>-Ortsverband war ohnehin gerade auf der Suche<br />
nach einer neuen Unterkunft. und bei einer Besichtigung<br />
erwies sich , daß eine Teilfläche d es Geländes für die<br />
Zwecke des <strong>THW</strong> geeignet w äre. Sollte es zu dieser<br />
günstigen Regelung kommen , sind aber das Unterkunftsgebäude<br />
herzurichten und anstelle einer baufälligen<br />
eine neue Kfz-Halle zu erstellen .<br />
Vorher jedoch müssen alle formalrechtlichen Anforderungen<br />
zur Übernahme d es Anwesens erfüllt und Bauplanung<br />
und Ausschreibung abgeschlossen werden. Bis<br />
dahin, so heillt es im zuständigen Referat <strong>THW</strong> 6 der<br />
<strong>THW</strong>-Leitung, wird man schon das Jahr 1993 schreiben.<br />
o 41 Technisches Hilfswerk
Angst<br />
in Todesnähe<br />
(Teil 11)<br />
von Professor Dr. Klaus-Dietrich Stumpfe<br />
der Ruhe erklärlich. Die schönen<br />
Farb- und Tonempfin<br />
Völlige seelische<br />
Entspannung<br />
dungen können als eine<br />
endogene Produktion der<br />
Sinneszentren im Gehirn ge-<br />
Es wird deutlich, daß nach deutet werden - wohl ähnder<br />
Erkenntnis, daß der Tod lich wie bei den Isolationsdirekt<br />
bevorsteht , der experimenten. In diesem Sin<br />
Mensch in einen Zustand der ne wäre auch das Gefühl<br />
völligen seelischen Entspan- des Schwebens bzw. des sich<br />
nung gerät oder sich fallen außerhalb des Körpers Beläßt.<br />
Die Erkenntnis, daß der findens zu deuten, da die<br />
Tod nahe ist, bedingt ein Hautsinnesorgane nicht<br />
seelisches Aufgeben jegli- mehr den Kontakt zur Umcher<br />
Aktivität, das zu einem welt "spüren". Ebenso sind<br />
umfassenden Entspan- die nervösen Verbindungen<br />
nungszustand führt. zu den Muskeln unterbrochen.<br />
Für die Auslösung<br />
Ebenso können tiefe Ent- durch eine krankhafte Ursaspannungszustände<br />
ähnliche<br />
Empfindungszustände<br />
che ergeben sich keinerlei<br />
Hinweise.<br />
hervorrufen wie bei der Hypnose<br />
und dem autogenen<br />
Training (Stumpfe). Bei diesen<br />
Untersuchung des<br />
Schmerzempfindens<br />
bewußt herbeigeführten<br />
Entspannungen werden die<br />
gleichen Sinnesempfindungen<br />
und Gefühle beschrieben<br />
wie bei den Gefahrensituationen.<br />
Wichtigstes Symptom<br />
Das wesentlichste Symptom<br />
ist die Ausschaltung<br />
oder Abschaltung der gefühlsbewertenden<br />
Bewußtseinsstrukturen,<br />
die Angst<br />
hervorrufen oder Schmerz<br />
spüren lassen. Dadurch fällt<br />
die Konzentration auf die<br />
angsterzeugenden Außenereignisse<br />
weg. Die Bilder der<br />
Erinnerung, vermischt mit<br />
den Bildern des Außengeschehens,<br />
treten frei, rasant,<br />
ungeordnet und gefühlsmäßig<br />
unbewertet auf.<br />
Da keine Bewertung durch<br />
die Gefühle erfolgt, ist der<br />
Zustand der Harmonie und<br />
Larbig untersuchte das<br />
Schmerzempfinden bei griechischen<br />
Feuerläufern und<br />
bei einem Artisten, der sich<br />
Spieße in den Körper einführte.<br />
Beide Aktionen - auf<br />
glühenden Kohlen laufen<br />
und sich Messer in die Haut<br />
stoßen - werden mit Trance<br />
bzw. Meditation vorbereitet<br />
und durchgeführt, das heißt<br />
in einem Zustand der tiefen<br />
Entspannung. Die Untersuchungen<br />
ergaben Hinweise,<br />
daß es dabei zu einer<br />
Trennung oder Abkoppelung<br />
der höheren Himfunktion<br />
(= intellektuelle Bewertung)<br />
von den Schmerzreizen<br />
aus der Haut kommt.<br />
Die Auslösung dieses Zustandes<br />
kann unwillentlich,<br />
zum Beispiel durch plötzlich<br />
auftretende Angst bei<br />
Krankheiten oder Unfällen<br />
mit Todesgefahr, oder<br />
willentlich, zum Beispiel<br />
durch Trance, Meditation,<br />
Hypnose usw., hervorgerufen<br />
werden. Es handelt sich<br />
um ein "normales" psychosomatisches<br />
Geschehen. Es<br />
ist ein Zustand der tiefen<br />
Entspannung mit einer affektiven<br />
Dissoziation.<br />
Dabei existieren aber Abstufungen<br />
der verschiedensten<br />
Art, zum Beispiel können<br />
die Unfallopfer sich nicht<br />
bewegen, während die Fakire<br />
sich noch Messer durch<br />
die Haut stoßen können. Dies<br />
bestätigen auch die vergleichenden<br />
Untersuchungen.<br />
Was kann der Unfallhelfer<br />
tun?<br />
Die erste Frage für den<br />
Unfallhelfer ist: "Wie kann so<br />
ein Zustand erkannt werden?"<br />
Diese Frage ist nicht leicht<br />
zu beantworten, da die Berichte<br />
von den Betroffenen<br />
selbst stammen. Beschreibungen<br />
von Außenstehenden<br />
sind dem Autor nicht<br />
bekannt. <strong>Der</strong>artige Berichte<br />
sind aber auch nicht zu erwarten,<br />
da in Unfall- oder<br />
Katastrophenlagen dazu<br />
einfach die Ruhe fehlt. Grobe<br />
äußere Veränderungen<br />
liegen wohl nicht vor, dabei<br />
zahlreichen lebensgefährlichen<br />
Krankheitszuständen<br />
Ärzte und Schwestern um<br />
die Patienten bemüht waren<br />
und diese nichts über<br />
derartige Beobachtungen<br />
berichten. Es liegt ein Zustand<br />
der Trance vor, so daß<br />
mit einem gewissen Abwesendsein<br />
der Betroffenen zu<br />
rechnen ist. Das würde eine<br />
Nichtansprechbarkeit und<br />
ein Nichtreagieren beinhalten.<br />
Eine weitere Frage wäre:<br />
"Wie lange hält so ein Zustand<br />
an?"<br />
Nach den Berichten bei<br />
Unfällen dürften es nur Sekunden<br />
oder Minuten sein.<br />
Hier ist aber auf die Fakire<br />
hinzuweisen, die in derartigen<br />
Zuständen wohl deutlich<br />
längere Zeit verweilen.<br />
Wie schon gesagt, die Helfer<br />
brauchen nichts zu unternehmen,<br />
denn die Betroffenen<br />
kommen wieder von<br />
alleine in den Normalzustand<br />
zurück. Wahrscheinlich<br />
wäre die Beendigung zu<br />
beschleunigen mit irgendwelchen<br />
störenden Aktivitäten,<br />
zum Beispiel würden<br />
die Fakire oder Feuerläufer<br />
wohl durch äußere Störungen<br />
aus ihrer Konzentration<br />
oder Meditation zu holen<br />
sein.<br />
Die Opfer können<br />
vorhandene Rettungsmöglichkeiten<br />
nicht<br />
selbst ergreifen<br />
Das entscheidende Merkmal<br />
im Zusammenhang mit<br />
Rettungsmaßnahmen bei<br />
Unfall oder Katastrophen ist,<br />
daß diese Personen - trotzdem<br />
sie die ihnen drohende<br />
Gefahr sehen - nicht in der<br />
Lage sind, sich zu bewegen<br />
oder etwas zu unternehmen.<br />
Das bedeutet, daß sie vorhandene<br />
Rettungsmäglichkeiten<br />
nicht ergreifen oder<br />
nutzen können. Da hilft dann<br />
kein gutes Zureden oder Zupfen,<br />
wie es der japanische<br />
Kutscher von Baelz versuchte,<br />
sondern die Person muß<br />
42 Technisches Hillswerk~
Literatur:<br />
Baelz, E.: Über Emotionslähmung.<br />
Allgemeine Z. f. Psychiatrie<br />
58 (1901), 717-721. Gabbard,<br />
G. , S. Twemlow, F. Jones:<br />
aus der Gefährdungszone Do .nem-death experiences'<br />
gebracht oder geschleppt ocCUIonlynemdeath? J. Nerv.<br />
werden. Nur dadurch kann MentalDisease 169(1981), 374-<br />
verhindert werden, daß sie<br />
unter zusammenstürzenden<br />
Mauem begraben wird oder<br />
durch andere Schädigungen<br />
zu Tode kommt.<br />
377 . Hampe, J.: Sterben ist doch<br />
ganz anders. Gütersloher Verlagshaus,<br />
Gütersloh, 1983.<br />
Heim, A .: Notizen über den Tod<br />
durch Absturz. Jahrbuch des<br />
Schweiz. Alpenclubs 27 (1891 /<br />
92), 327-337 . Larbi g , W .:<br />
Schmerz. KOhlhmnmer, Stuttgart,<br />
1982. Messner, R.: Grenzbereich<br />
Todeszone. Kiepenheuerund<br />
Witsch, Köln, 1978. Moody,<br />
R. : Leben nach dem Tod.<br />
Rowohlt. Reinbek, 1977. Noyes,<br />
R. D. Slymen: The subjective<br />
response to life-threatening danger.<br />
Omega 9 (1978-79), 313-<br />
321 . Sabom, M .: Erinnerung an<br />
den Tod. Goldmann, München,<br />
3. Auf!. 1987. Stevenson, 1. E.<br />
Cook, N . McClean-Rice: Are<br />
persons reporting .Nem-death<br />
experiences' really nem death?<br />
Omega 20 (1989- 901. 46-54.<br />
Stierlin, E.: Nervöse und psychisehe<br />
Störungen nach Katastrophen.<br />
Deutsche Med. Wsehr.<br />
37 (1911), 2028-2034. Stumpfe,<br />
K.-D.: Psychosomatische Reaktion<br />
bei dem Erlebnis von Todesnähe.<br />
Z. 1. psychosomatische<br />
Medizin und Psychoanalyse 31<br />
(1985), 215-225. Wiesenhütter,<br />
E.: Blick nach drüben. Selbsterfahrungen<br />
im Sterben. Furche,<br />
Hmnburg, 1974.<br />
40 <strong>THW</strong> -Junghelfer<br />
in Belgien<br />
Nicht nur in der<br />
Presse, sondern<br />
auch von der Bevölkenmg<br />
des belgischen<br />
Eupen erhielten<br />
40 <strong>THW</strong>-Junghelfer<br />
ein einhellig<br />
positives Echo für<br />
ihre Ferienbetätigung,<br />
Während<br />
ihres Ferienlagers<br />
Ende Juli 91 pflegten<br />
und restaurierten<br />
die Jugendlichen<br />
aus Siegen und<br />
Euskirchen den<br />
dortigen Ehrenfriedhof<br />
, Viele Besucher<br />
der Gedenkstätte<br />
waren über Anwesenheit<br />
und Tätigkeit<br />
der Gäste schon<br />
informiert und zeigten<br />
sich darüber<br />
begeistert,<br />
Dafür, daß das Ferienlager<br />
nicht zu einem reinen<br />
Arbeitsaufenthalt geriet,<br />
sorgte ein Freizeitprogramm<br />
mit verschiedenen Ausflügen<br />
und Führungen, darunter<br />
auch eine Wanderung<br />
im Hohen Venn, einer herrlichen<br />
Naturlandschaft an<br />
der belgisch-deutschen<br />
Grenze.<br />
Vermittelt worden war die<br />
Tätigkeit mit Drahtbürste<br />
und Farbpinsel durch die<br />
Deutsche KriegsgräberfÜIsorge,<br />
die schon seit einigen<br />
Jahren gern die <strong>THW</strong>-Jugend<br />
mit Instandsetzungsarbeiten<br />
beauftragt.<br />
Im Jahr 1992 soll es erstmals<br />
auch in ehemalige<br />
Ostblockstaaten wie Ungarn<br />
und Rumänien gehen.<br />
Junghelfer<br />
restaurierten<br />
einen<br />
Ehrenfriedhof<br />
bei<br />
Eupen.<br />
Fotos:<br />
Hilberath<br />
~ 43 Technisches Hilfswerk
Das Technische<br />
Hilfswerk soll nach<br />
dem Haushaltsplan<br />
1992 der Bundesregierung,<br />
dem der<br />
Bundestag noch<br />
zustimmen muß,<br />
insgesamt 125,43<br />
Millionen DM erhalten;<br />
dies sind 4,25<br />
Millionen DM weniger<br />
als im Vorjahr.<br />
Auf den Gesamtbereich<br />
der zivilen<br />
Verteidigung entfallen<br />
nach dem Etatentwurf<br />
1992 - dies<br />
ist der Einzelplan 36,<br />
zu dem auch der<br />
Haushalt für das<br />
Technische Hilfswerk<br />
gerechnet wird -<br />
954,47 Millionen<br />
DM; das sind 29,45<br />
Millionen DM mehr<br />
als 1991. Mit 409,51<br />
Millionen DM (1991 :<br />
396,53 Millionen<br />
DM) soll der Großteil<br />
dieses Geldes investiert<br />
werden.<br />
Haushaltsentwurf 1992<br />
125 Millionen DM<br />
für das Technische<br />
Hilfswerk<br />
Foto:<br />
varia-press<br />
Das Hauptbuch der Nation Bundeshaushalt 1992<br />
Einnahmen 422.6 Mrd . DM<br />
Entwurf<br />
Ausgaben 422.6 Mrd . DM I<br />
Arbeit und Soziales<br />
Familie. Senioren<br />
Wirtschaft<br />
Ernährung. Landwirtsch.<br />
Pensionen I<br />
Forschung.Technologie<br />
Raumordnung. Bauwesen<br />
Inneres<br />
~~.~;;;;;;;;; Entwicklungshilfe<br />
übrige<br />
Ausgaben<br />
Im Etatentwurf für den Einzelplan<br />
36 sind für Personal<br />
Ausgaben in Höhe von<br />
159,24 Millionen DM, für<br />
Verwaltung 265,32 Millionen<br />
DM sowie für Zuweisungen<br />
und Zuschüsse 120.4<br />
Millionen DM vorgesehen.<br />
Die sogenannten Verpflichtungsermächtigungen<br />
(sie<br />
berechtigen dazu, finanzielle<br />
Verpflichtungen einzugehen,<br />
die erst in späteren<br />
Haushaltsjahren zu Ausgaben<br />
führen) sollen 1992 um<br />
10 I , 79 Millionen DM auf<br />
255,12 Millionen DM reduziert<br />
werden. Darüber hinaus<br />
rechnet die Bundesre-<br />
gierung mit Einnahmen in<br />
Höhe von 20,02 Millionen<br />
DM.<br />
Zivile Verteidigung<br />
Die zivile Verteidigung ist<br />
Aufgabe von sieben Bundesministerien<br />
sowie der Almdemie<br />
für zivile Verteidigung<br />
und des Bundesverbandes<br />
für den Selbstschutz. Mit<br />
778,63 Millionen DM entfallen<br />
von den 954.47 Millionen<br />
DM nach dem Etatentwurf<br />
rund 80 Prozent auf das<br />
Bundesrninisterium des Innem.<br />
Erweiterter<br />
Katastrophenschutz<br />
Das Bundesrninisterium ist<br />
zum Beispiel auch für den<br />
Erweiterten Katastrophenschutz<br />
zuständig; hierfür sind<br />
im Bundeshaushalt 1992<br />
Ausgaben in Höhe von<br />
276,62 Millionen DM vorgesehen,<br />
55,14 Millionen DM<br />
mehr als im Vorjahr. 104,99<br />
Millionen DM plant das Bundesinnenministerium<br />
für den<br />
Bau von Schutzräumen<br />
(1991 : 111 Millionen DM).<br />
Erste Hilfe<br />
Für die Ausbildung der<br />
Bevölkerung in Erster Hilfe<br />
durch die Hilfsorganisationen<br />
sind 15 Millionen DM<br />
vorgesehen. Die Ausgaben<br />
für den Bundesverband für<br />
den Selbstschutz werden im<br />
Haushaltsplan mit 70,52 Millionen<br />
DM, die für die Alcademie<br />
für zivile Verteidigung<br />
mit 2,38 Millionen DM veranschlagt.<br />
S.K.<br />
44 Technisches Hillswerk~
Lang WCD' der Weg<br />
Aus der Geschichte des Technischen<br />
Hilfswerks (Teil I)<br />
Die ersten Monate<br />
von Jochen von Amim<br />
<strong>Der</strong> zeitliche Abstand von über vierzig<br />
Jahren erschwert es dem Leser, nachzuvollziehen,<br />
wie eine Organisation wie das<br />
Technische Hilfswerk fast aus dem Nichts<br />
heraus geschaffen werden konnte. Denn<br />
das sei gleich zu Anfang gesagt, außer<br />
einer Idee, festem Willen und Dynamik auf<br />
der Habenseite stand auf der Sollseite mit<br />
ihren unendlichen und vielfältigen Schwierigkeiten<br />
nichts weiter gegenüber. In einer<br />
mehrteiligen Rückschau soll deshalb der<br />
Weg des Technischen Hilfswerks von 1950<br />
an in konzentrierter Form aufgezeigt werden.<br />
So können junge <strong>THW</strong>-Helfer sehen,<br />
worauf sie und ihr heutiges <strong>THW</strong> sich gründen.<br />
Die Älteren im <strong>THW</strong>, auch die schon<br />
lange Ausgeschiedenen, freuen sich vielleicht<br />
über Kontinuität und Leistung ihrer<br />
Organisation während der vergangenen<br />
Jahrzehnte. Besonders gewidmet sei dieser<br />
Beitrag den jetzt hinzukommenden <strong>THW</strong><br />
Helfern und Freunden in den neuen Bundesländern<br />
Brandenburg , Mecklenburg<br />
Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt<br />
und Thüringen.<br />
I<br />
deen kosten füntz;g Pfennig,<br />
erst ihre Umsetzung<br />
macht den Wert. Das mag<br />
auch Otto Lummitzsch gedacht<br />
haben, als er sich mit<br />
seiner Idee, eine Organisation<br />
zur Hilfeleistung auf technischem<br />
Gebiet zu gründen,<br />
befaßte. Auf den ersten Blick<br />
schien alles gegen sein Vorhaben<br />
zu sein: Westdeutschland,<br />
seit einem Jahr werdende<br />
Bundesrepublik, war<br />
gerade dabei, sich von den<br />
Folgen des Zweiten Weltkrieges<br />
zu erholen. Trümmergrundstücke<br />
gehörten noch<br />
zum täglichen Anblick, zaghaft<br />
wuchsen daneben Neubauten<br />
empor. von einem<br />
Autobahnnetz war noch<br />
keine Rede, und auf den kur-<br />
Bundeshaushalt umfaßte<br />
12,4 Milliarden Deutsche<br />
Mark, und "Otto Normalverbraucher"<br />
war froh, wenn er<br />
bereits einen Job hatte und<br />
einige hundert DM im Monat<br />
verdiente.<br />
Die Idee: ein ziviles<br />
Schutzinstrument tür<br />
den Bund<br />
Eine genauere Analyse<br />
der Lage ergab für Otto Lummitzsch<br />
allerdings eine günstigere<br />
Ausgangssituation:<br />
<strong>Der</strong> Gedanke, ein ziviles<br />
Schutzinstrument für den<br />
Bund aufzubauen, mußte so<br />
manchemPolitikervemünftig<br />
erscheinen, denn sie alle<br />
hatten die jüngste Verganvemeichen,<br />
schmalen und genheit mit dem Dritten<br />
baumgesäumten Straßen Reich der Nazis erlebt und<br />
war der VW-Käfer "in". <strong>Der</strong> waren noch entsprechend<br />
Otto Lummitzsch, Gründer des<br />
Technischen Hilfswerks, im Kreis von<br />
<strong>THW</strong>-Führungskräften. Foto: <strong>THW</strong>
sensibilisiert, zumal der Korea-Krieg<br />
gerade ausgebrochen<br />
war und eine Auswei-<br />
tur für die neue Organisation;<br />
3. das Gewinnen von Ansprechpartnern<br />
auf den zukünftigen<br />
Landes- und Ortsebenen;<br />
4. das Erarbeiten von<br />
Grundlagen, auf denen auf<br />
breiterer Basis Freiwillige für<br />
die Organisation geworben<br />
werden konnten;<br />
5. r.;!as Festlegen eines Konzeptes<br />
für Ausbildung und<br />
Einsatz;<br />
6. das Aufstellen von Richtlinien<br />
für Rechnungswesen<br />
und Verwaltung.<br />
Von der Idee<br />
tung durchaus für möglich zur Ausführung<br />
gehalten werden konnte.<br />
Daher war es letzten En- Aus einem wertvollen Fundes<br />
doch kein Wunder, dus an ehemaligen Mitarwenn<br />
Lurnmitzsch mit sei- beitern und Freunden aus<br />
ner Vitalität und seiner Be- der Technischen Nothilfe lieredsarnkeit<br />
sowie mit seiner ßen sich alsbald durch Korhervorragenden<br />
Gabe, an- respondenz und Besuche<br />
dere begeistern zu können, Menschen für die wieder<br />
in Bonn aktives Interesse für neue Idee begeistern und zu<br />
seine Idee fand. Hinzu kam einem Arbeitsstab zusamfreilich<br />
noch ein wesentli- menstellen. Dieser Stab Willcher<br />
Faktor: die Erfahrung. de vorerst in Bonn, in dem<br />
Schließlich hatte er im Jahre Wachgebäude des dann<br />
1919 schon einmal eine Or- u. a . vom Bundesministeriganisation<br />
dieser Art ge- um des Innern genutzten frügründet.<br />
Es war die Techni- heren Kasernenkomplexes<br />
sche Nothilfe (TN), der er bis untergebracht. Einige Na-<br />
1934 vorstand und die bis zu men seien hier beispielhaft<br />
ihrer Auflösung durch die angeführt: Josef FornonL<br />
Alliierten auf eine bedeuten- später Inspekteur; Erich<br />
de Leistungsbilanz blicken Hampe, Stellvertreter des<br />
konnte. Auch sollte nicht Leiters; Dr. Ernst Ihnen, Verübersehen<br />
werden, daß waltung; MaxJüttner, Tech<br />
Lummitzsch ein bekannter nik; Hellrnut Kriebel, Ju-<br />
Mann war, der seinerseits in<br />
Verwaltung und Wirtschaft<br />
viele gute Beziehungen zu<br />
leitenden Kräften aus seiner<br />
Generation hatte.<br />
Mit dem Jawort des damaligen<br />
Bundesministers<br />
des Innem, Dr. Gustav W .<br />
Die erste<br />
Heinemann, am 22. August<br />
1950 begann die Verwirklichung<br />
der Idee von Otto stelle, heute<br />
<strong>THW</strong> -Dienst<br />
Lumrnitzsch. Aber das war<br />
Teil des<br />
leichter gesagt als getan. Bundesministeriums<br />
Vieles mußte auf einmal angepackt<br />
werden:<br />
des Innern<br />
1. das Heranziehen von Foto: Hilberath<br />
Mitarbeitern für einen Aufbau-<br />
und Leistungsstab;<br />
2. das Planen einer Struk-<br />
stitiar; Dr. Otto Meibes, Helferwerbung;<br />
Dr. Ludwig<br />
Röthenmeier, späterer Inspekteur;<br />
Dr. Helmut<br />
Schmeisser; die Sekretärinnen<br />
Fräulein Erkelenz und<br />
Maria Matthia sowie die<br />
Kraftfahrer Edmund Pag<br />
und ab 1951 Josef Hartung.<br />
Lummitzsch konnte sich voll<br />
auf seine neue kleine Mannschaft<br />
verlassen, und alle<br />
waren sich darin einig: Ein<br />
großes Werk fordert - und<br />
lohnt - den vollen Einsatz!<br />
Die neue Organisation sollte<br />
als eine Einrichtung des<br />
Bundes ebenfalls den Ländern,<br />
Kreisen und Gemeinden<br />
sowie der Wirtschaft<br />
zugute kommen; sie bedurfte<br />
deshalb deren Bejahung<br />
und darüber hinaus politischer<br />
und sachlicher Förderung.<br />
<strong>Der</strong> Bundesminister des<br />
Innern, seit dem 11 . Oktober<br />
1950 Dr. Dr. Robert Lehr, informierte<br />
zu diesem Zweck<br />
als erstes die Bundesländer<br />
(noch ohne das Sauerland)<br />
am 25. Oktober 1950 über<br />
die Aufstellung eines Zivilen<br />
Ordnungsdienstes (<strong>THW</strong>)<br />
und führte fortan Gespräche<br />
mit verschiedenen Gremien,<br />
um eine breite Unterstützung<br />
durch interessierte und betroffene<br />
Stellen zu erzielen.<br />
Parallel hierzu waren Lummitzsch<br />
und seine Mannen<br />
damit befaßt, in zahllosen<br />
Einzelgesprächen im Bereich<br />
von Verwaltung, Wirtschaft<br />
und Parteien die Basis für<br />
die Umsetzung der neuen<br />
Idee zu verbessern. Und<br />
wenn auch ihre intensive<br />
und unermüdliche Arbeit<br />
schon in der ersten Zeit erfolgreich<br />
war, so darf doch<br />
keinesfalls übersehen werden,<br />
daß es hier und da<br />
Schwierigkeiten, auch offenen<br />
Widerstand gab, wobei<br />
manches sich allerdings auf<br />
irrige Annahmen stützte. Die<br />
sich hieraus ergebenden Probleme<br />
konnten nach und<br />
nach, einige erst Jahre später,<br />
abgebaut werden.<br />
Grundsatzfragen<br />
der ersten Monate<br />
Die Verhandlungen mit<br />
den Ländern Baden, Bayern,<br />
Bremen, Berlin (West),<br />
Harnburg, Hessen, Niedersachsen,<br />
Nordrhein-Westfalen,<br />
Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein,<br />
Württemberg<br />
Baden und Württemberg<br />
Hohenzollern verliefen natürlich<br />
unterschiedlich. Besonders<br />
positiv waren Bayern<br />
und Schleswig-Holstein<br />
eingestellt. Die vom Bundesministerium<br />
des Innern und<br />
von Lumrnitzsch persönlich<br />
stark getragene Vorstellung,<br />
das <strong>THW</strong> könne auf Länderebene<br />
zu Lasten der Bundesländer<br />
aufgebaut und unterhalten<br />
werden, wurde<br />
freilich von den Gesprächspartnern<br />
in den Innenministerien<br />
letzten Endes abge-<br />
46 Technisches Hilfswerkilf
lehnt und statt dessen ein<br />
zentral aufzubauendes und<br />
zu lenkendes Schutzinstrument<br />
(des Bundes) empfohlen<br />
oder sogar gefordert. Einige<br />
wenige Bundesländer<br />
wollten aber ihre Förderbereitschaft<br />
dem <strong>THW</strong> gegenüber<br />
von klärenden Gesprächen<br />
mit den Gewerkschaften<br />
abhängig machen, was<br />
aus der politischen Situation<br />
des Jahres 1950 zu erklären<br />
war.<br />
Zu den Grundsatzfragen<br />
der ersten Monate gehörte<br />
beispielsweise auch die<br />
Rechtsformdes <strong>THW</strong>. Aus der<br />
Sicht des Bundesministeriums<br />
des Innern wäre der<br />
Status einer Körperschaft des<br />
Öffentlichen Rechts die einzig<br />
richtige Lösung gewesen.<br />
Dieser Gedanke konnte jedoch<br />
nicht verfolgt werden,<br />
weil hierfür ein Bundesgesetz<br />
notwendig gewesen<br />
wäre, und für ein solches<br />
Gesetz hätte sich entweder<br />
keine Mehrheit gefunden,<br />
oder es hätte bis zu seiner<br />
Verabschiedung zuviel Zeit<br />
in Anspruch genommen.<br />
Infolgedessen kam als praktikabel<br />
erscheinende Alternative<br />
nur die Gründung<br />
eines eingetragenen Vereins,<br />
wie von Lummitzsch<br />
gewünscht, in Betracht. Dieser<br />
Verein sollte am 25. November<br />
1950 im Bundesministerium<br />
des Innem gegründet<br />
werden. Wegen neu<br />
aufgeworfener Rechts- und<br />
Forrnfragen blieb es indessen<br />
an diesem Tage bei einer<br />
Besprechung, die Gründung<br />
des <strong>THW</strong> e.V. wurde<br />
zurückgestellt, bis die Satzung<br />
von den beteiligten<br />
Bundesministerien und der<br />
Leitung des <strong>THW</strong> voll akzeptiert<br />
werden konnte.<br />
Offene Rechtsfragen<br />
Zu den noch offenen<br />
Rechtsfragen gehörte auch<br />
die des Haftungsausschlusses<br />
der Vereinsmitglieder.<br />
Dieser Punkt war von erheblicher<br />
Bedeutung, weil bei<br />
Einsätzen zum Beispiel von<br />
Führungskräften und Helfern<br />
infolge von Fehlentscheidungen<br />
oder falschem<br />
Verhalten Schäden verursacht<br />
werden können, für<br />
die der einzelne sicher nicht<br />
haftbar gemacht werden<br />
kann und darf, da solche<br />
Einsatzarbeiten in der Regel<br />
im Interesse Dritter vorgenommen<br />
werden. Diese Fragen<br />
wie u. a. auch die der<br />
Versicherung der Helfer<br />
waren demzufolge noch länger<br />
Gegenstand von Gesprächen<br />
zwischen den hierfür<br />
Verantwortlichen in den<br />
beteiligten Ministerien des<br />
Innern, der Finanzen, für<br />
Wirtschaft und der Leitung<br />
des<strong>THW</strong>. Und, wie noch später<br />
ausgeführt werden soll,<br />
trugen diese Fragen mit dazu<br />
bei, daß der Plan vom .e.v."<br />
fallengelassen wurde.<br />
Um jede Mark mußte<br />
gefeilscht werden<br />
Anders als in Diktaturen<br />
oder vergleichbaren Staatswesen<br />
ist in einem demokratischen<br />
Rechtsstaat das<br />
Bereitstellen von Haushaltsmitteln<br />
für Aufgaben der<br />
Verwaltung von zuvor aufgestellten<br />
Haushaltsplänen<br />
abhängig und im Falle unvorhergesehener<br />
Ausgaben<br />
schwierig, vielfach sogar<br />
unmöglich. Da bei der Aufstellung<br />
des Haushalts für<br />
das laufende Haushaltsjahr<br />
vom <strong>THW</strong> noch keine Rede<br />
gewesen war, mußten die<br />
ersten Ausgaben für die Aufstellung<br />
dieser Organisation<br />
aus dem Etat des Bundesministeriurns<br />
des Innern zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
Die Kosten des Zivilen Ordnungsdienstes<br />
<strong>THW</strong> bestanden<br />
in den ersten Monaten<br />
aus Ausgaben für Büroräume,<br />
Papier, Porto, Telefongebühren<br />
und das übliche<br />
sonstige Büromaterial. Als<br />
Beispiele seien erwähnt: Ein<br />
Brief kostete 20 Pfennig, eine<br />
Postkarte 8 und eine Drucksache<br />
4 Pfennig. Hinzu kamen<br />
die Reisekosten und als<br />
größter Posten die Aufwen-<br />
dungen für haupt- und damals<br />
noch nebenamtliches<br />
Personal des Aufl:xrustabes.<br />
Die wenigen Damen und<br />
Herren dieses Stabes wurden<br />
vorerst auf der Grundlage<br />
von Werkverträgen angestellt.<br />
Die Beschäftigung nebenamtlicher<br />
Kräfte trug zu<br />
Einsparungen zugunsten des<br />
Ministeriums bei, was sicher<br />
notwendig war ,doch auf der<br />
anderen Seite leisteten diese<br />
Idealisten für sehr wenig<br />
Geld relativ viel.<br />
Es mußte um jede Mark<br />
gefeilscht werden, und ganz<br />
gewiß hätte der Aufbaustab<br />
es noch viel schwerer gehabt,<br />
wenn nicht das Bundeskabinett<br />
die Aufstellung<br />
des <strong>THW</strong> beschlossen hätte.<br />
Doch oft genug fanden Lummitzsch<br />
und seine Mitstreiter<br />
bei Haushaltsgesprächen im<br />
Bundesministerium der Finanzen<br />
nicht das erwartete<br />
Verständnis, aber die Finanzlage<br />
des Bundes im<br />
zweiten Jahr des Bestehens<br />
der jungen Republik war in<br />
der Tat nicht rosig.<br />
Das Kalenderjahr 1950<br />
Die Auermühle,<br />
die zweite Dienststelle<br />
des <strong>THW</strong> in Bonn.<br />
Foto: Hilberath<br />
ging nach vierrnonatiger<br />
eifriger Tätigkeit des kleinen<br />
<strong>THW</strong>-Teams zu Ende; es hatte<br />
einen bescheidenen Anfangserfolg<br />
gebracht, aber<br />
natürlich noch keinen<br />
Durchbruch.<br />
Das <strong>THW</strong> tritt in die<br />
Öffentlichkeit<br />
1951. Die bisherigen Aktivitäten<br />
zur Aufstellung des<br />
<strong>THW</strong> gingen zunächst ohne<br />
Beteiligung der Öffentlichkeitvonstatten.<br />
Erst am 8. Januar<br />
1951 gab das Bundesministerium<br />
des Innern auf<br />
einer Pressekonferenz bekannt,<br />
daß der Bund ein<br />
Technisches Hilfswerk mit<br />
freiwilligen Helfern aufstellt.<br />
Damit wurde ein erster<br />
Schritt in Richtung Öffentlichkeitsarbeit<br />
für das <strong>THW</strong> getan,<br />
aber noch war das <strong>THW</strong><br />
kein Thema für die breite<br />
Presse.<br />
Nachdem die Bundesländer<br />
eine finanzielle Beteiligung<br />
an den LandesverbCmden<br />
des Technischen Hilfswerks<br />
abgelehnt hatten,<br />
0 47 Technisches Hilfswerk
mußte für das kommende<br />
Haushaltsjahr ein neuer<br />
Haushaltsplan für das gesamte<br />
im Aufbau befindliche<br />
<strong>THW</strong> erarbeitet und dem<br />
Bundesministerium des Innern<br />
vorgelegt werden. <strong>Der</strong><br />
neue Entwurf beinhaltete<br />
insgesamt 3,4 Millionen DM.<br />
Obwohl der Aufbaustab sich<br />
bemüht hatte, mit wenig<br />
Haushaltsmitteln auszukommen,<br />
mußte er noch mehrere<br />
Kürzungen hinnehmen.<br />
Das war besonders bedauerlich,<br />
weil vor allem die<br />
Beweglichkeit der Leitung<br />
und der leitenden Kräfte auf<br />
der Landesebene darunter<br />
zu leiden hatten. Vielleicht<br />
erhellt ein Beispiel die Situation:<br />
<strong>Der</strong> Leitung des <strong>THW</strong><br />
wurden ganze zwei PKW als<br />
Dienstwagen Cl VW-Käfer<br />
und 1 Opel-Kapitän) bewilligt!<br />
Auch die gehaltliche Situation<br />
entspraCh der Zeit:<br />
Sie reichte von 300 bis 400<br />
DM für Bürokräfte bis 1 200<br />
DM für den Chef. Ein Kraftfahrer<br />
mußte bei einem Stundenlohn<br />
von etwa 1,13 DM<br />
schon reichlich Überstunden<br />
machen, wenn er 400 DM<br />
im Monat nach Hause bringen<br />
wollte.<br />
Am 22 . Januar 1951 wurde<br />
der bisherige Stellvertreter<br />
von Lummitzsch, Erich<br />
Hampe, Referatsleiter I C 7<br />
im Bundesministerium des<br />
Innern und schied somit aus<br />
der Leitung des <strong>THW</strong> aus.<br />
Als Leiter des Aufsichtsreferates<br />
blieb er aber dem <strong>THW</strong><br />
sachlich und freundschaftlich<br />
verbunden und konnte<br />
es nach Kräften fördern. Mit<br />
diesem Tage trennten sich<br />
zum zweiten Mal und nun<br />
endgültig die Berufswege<br />
der beiden TN- und <strong>THW</strong><br />
Leiter.<br />
Im übrigen stand das Jahr<br />
1951 weiterhin im Zeichen<br />
vorbereitender Besprechungen.<br />
Hier gab es zwei<br />
Schwerpunkte. Einerseits<br />
waren es die Bundesländer<br />
- eine Innenministerkonferenz<br />
fand am 8. Februar 1951<br />
mit Behandlung des Themas<br />
<strong>THW</strong> statt -, weitere Bundesund<br />
Landesbehörden, Wirtschaftsverbände<br />
, Arbeitgeberverbände,<br />
Gewerkschaften,<br />
Industrieunternehmen<br />
USW., andererseits waren es<br />
Ansprechpartner und zukünftige<br />
Führungskräfte in<br />
allen Bundesländern auf<br />
Landes- und Ortsebenen.<br />
Gespräche dieser Art hatte<br />
es zur Sondierung in kleinerem<br />
Umfang schon vor dem<br />
22. August 1950, dem Geburtstag<br />
des <strong>THW</strong>, gegeben.<br />
Sie wurden zunehmend intensiviert,<br />
die Fragen konkreter.<br />
Einrichtung<br />
von Landes- und<br />
Ortsverbänden<br />
Jetzt ging es definitiv um<br />
die baldige Mitarbeit von<br />
Führungskräften und Helfern<br />
in den zu errichtenden<br />
Landes-und Ortsverbänden.<br />
Hier ist festzuhalten, daß der<br />
Begriff Landesverbände zeitweilig<br />
durch den Begriff Bezirksverbände<br />
ersetzt wurde,<br />
weil einige kleinere Landesverbände<br />
mit anderen zu<br />
Bezirken zusammengefaßt<br />
werden mußten. Später gab<br />
es auf der Landesebene nur<br />
noch die heute bekannten<br />
Landesverbände, während<br />
die Bezeichnung Bezirksverband<br />
in den Stadtstaaten -<br />
entsprechend den Stadtbezirken<br />
- für Ortsverbände<br />
Erieh Hampe,<br />
Stellvertreter von<br />
Otto Lummitzseh<br />
1950/ 51<br />
Foto: <strong>THW</strong><br />
verwendet wurde. Das Gros<br />
der an einer ehrenamtlichen<br />
oder hauptamtlichen Mitarbeit<br />
interessierten idealistisch<br />
Gesonnenen im Bundesgebiet<br />
und West-Berlin<br />
rekrutierte sich in erster Linie<br />
aus Ehemaligen der TN, der<br />
Deutschen Wehrmacht und<br />
des Reichsarbeitsdienstes,<br />
soweit sie politisch nicht belastet<br />
waren.<br />
Bereits im Frühsommer<br />
1951 gab es in etwa 250<br />
Orten 2 000 bis 3 000 Personen,<br />
die, in Listen erfaßt, für<br />
plötzliche Einsatzaufgaben<br />
bereitstanden. Doch noch<br />
gab es keine Orts- oder Landesverbände<br />
in amtlicher<br />
Funktion. Noch fehlte das<br />
endgültige Startzeichen des<br />
Bundesministers des Innern,<br />
noch fehlte das Geld.<br />
Zu den ersten Ortsverbänden<br />
(OV) des <strong>THW</strong> - wenn es<br />
nicht überhaupt der erste<br />
<strong>THW</strong>-OV ist - gehört ohne<br />
Zweifel Nürnberg. Hier waren<br />
schon im Sommer 1950<br />
der spätere verdiente Ortsbeauftragte<br />
Andreas Müller<br />
und ein Kreis engagierter<br />
Praktiker zugange, so daß<br />
man zumindest von einem<br />
OV-ähnlichen Gebilde sprechenkann.<br />
Die Suche<br />
nach passenden<br />
Unterkünften<br />
Vorsorglich wurde in den<br />
in Betracht kommenden Orten<br />
nach Unterkünften für<br />
zu gründende <strong>THW</strong> -Ortsver -<br />
bände gesucht. Aber auch<br />
dies war damals ein äußerst<br />
schwieriges Unterfangen,<br />
weil der Raumbedarf allgemein<br />
groß war und noch<br />
längst nicht alle in Trümmern<br />
liegenden Gebäude<br />
wiederaufgebaut oder neue<br />
Gebäude errichtet worden<br />
waren. So hatte das <strong>THW</strong><br />
von Anfang an und mindestens<br />
fünfundzwanzig Jahre<br />
lang, erst fast überall, später<br />
punktuell, unter Raumnot<br />
zu leiden. Dankenswerterweise<br />
ist jedoch das <strong>THW</strong><br />
auf diesem Gebiet ebenfalls<br />
sowohl von privater Seite als<br />
auch von amtlichen Stellen<br />
erheblich gefördert worden.<br />
Bevor es indessen zur Anmietung<br />
oder gar zum Kauf<br />
von Unterkünften für die<br />
<strong>THW</strong> -Ortsverbände kam,<br />
mußte man sich in privaten<br />
Räumen oder in Lokalen treffen.<br />
Soweit der Überblick über<br />
die ersten Monate, nachdem<br />
das Technische Hilfswerk ins<br />
Leben gerufen worden war.<br />
In der nächsten Ausgabe<br />
dieser Zeitschrift soll der Beitrag<br />
mit der beginnenden<br />
Arbeit der <strong>THW</strong>-Orts- und<br />
Landesverbände fortgesetzt<br />
werden.<br />
Anmerkung: Für Ergänzungen,<br />
Anregungen und<br />
Berichtigungen ist der Autor<br />
dankbar.<br />
48 Technisches Hilf swerk~
<strong>THW</strong>beim Tag<br />
der deutschen Einheit<br />
Bei den Feierlichkeiten<br />
zum Tag der<br />
deutschen Einheit<br />
arn 3. Oktober 1991<br />
in Harnburg war das<br />
Technische Hilfswerk<br />
als Behörde des<br />
Bundesrninisteriums<br />
des Innern mit einem<br />
Ausstellungsstand<br />
vertreten.<br />
N ach dem offiziellen<br />
Festakt im Börsensaal der<br />
Hamburger Handelskammer<br />
und der Einlaufparade<br />
von 16 Oldtimer -Schiffen mit<br />
den Flaggen der 16 Bundesländer<br />
bot das Bürgerfest auf<br />
den Straßen der Hansestadt<br />
Zehntausenden Gelegenheit,<br />
die unterschiedlichsten<br />
Einrichtungen des Bundes<br />
und des öffentlichen Lebens<br />
näher kennenzulernen. Die<br />
16 Bundesländer präsentierten<br />
sich mit Musik, Ausstellungen,<br />
Kleinkunst und kulinarischen<br />
Genüssen. Bundestag<br />
und Bundesrat, Ministerien,<br />
die Europäische<br />
Gemeinschaft und Partner-<br />
städte Hamburgs vervollständigten<br />
das bunte Bild<br />
an diesem ersten Tag der<br />
deutschen Einheit, ein Jahr<br />
nach deren Vollendung.<br />
<strong>Der</strong> Stand des Technischen<br />
Hilfswerks auf dem Jungfemstieg<br />
wurde von Helfern<br />
des <strong>THW</strong>-Landesverbands<br />
Hamburg eingerichtet und<br />
betreut. Hauptattraktion für<br />
Bürgerfest zum Tag der deutschen Einheit<br />
Foto: dpa<br />
spruch fand. <strong>Der</strong> Erlös aus<br />
dem Verkauf der heißbe<br />
gehrten Mahlzeit, die von<br />
der <strong>THW</strong> -Helfervereinigung<br />
Wandsbek gestiftet worden<br />
war, wird Hamburgs Partnerstadt<br />
St. Petersburg zugutekommen.MitdemGeld<br />
soll medizinisches Gerät für<br />
ein Krankenhaus in der Stadt<br />
gekauft werden.<br />
Zu den prominenten Besuchern<br />
des <strong>THW</strong> -Standes gehörten<br />
der Botschafter der<br />
UdSSR in der BundesrepubUk,<br />
WladislawP. Terechow,<br />
sowie der Generalkonsul der<br />
UdSSR in Hamburg, Dr.<br />
Wladlen Usnezow. Bundesumweltminister<br />
Dr. Klaus<br />
Töpfer ließ sich von dem<br />
Hamburger <strong>THW</strong> -Landesbeauftragten<br />
Günter Trautvetter<br />
über die Aufgaben des<br />
Technischen Hilfswerks in<br />
der Hansestadt informieren.<br />
Weitere prominente Gäste<br />
waren der Staatsrat in der<br />
Behörde für Inneres, Dirk Reimers,<br />
und Landespolizeidirektor<br />
Krappen.<br />
die interessierten Bürger war<br />
ein Bergungsräumgerät,<br />
dessen vielfältige Einsatzmöglichkeiten<br />
sie so erstmals<br />
selbst in Augenschein nehmen<br />
konnten.<br />
In einer Feldküche des<br />
Technischen Hilfswerks boten<br />
die Helfer eine Erbsensuppe<br />
an, die bei den hungrigen<br />
Besuchern großen Zu-<br />
Zu den<br />
Besuchern<br />
des <strong>THW</strong><br />
Standes<br />
gehörte<br />
auch Bundesumweltminister<br />
Dr. Klaus<br />
Töpfer.<br />
Foto:<br />
Clasen<br />
iIf 49 Technisches Hilfswerk
John Allen Paulos:<br />
Zahlenblind. Mathematisches<br />
Analphabetentum<br />
und seine<br />
Konsequenzen<br />
Wilhelm Heyne Verlag,<br />
München 1990, 2. Auflage,<br />
230 Seiten, DM 34.-, ISBN 3-<br />
453-03623-9<br />
Wer Spaß an großen und<br />
kleinen Zahlen, an .Zahlenakrobatik"<br />
und Wahrscheinlichkeitsrechnungen<br />
hat<br />
oder Spaß daran gewinnen<br />
möchte, für den könnte das<br />
Buch Zahlenblind eine<br />
Fundgrube der Freude sein.<br />
<strong>Der</strong> US-Professor John Allen<br />
Paulos beklagt in diesem<br />
Werk das seiner Ansicht<br />
nach in der Gesellschaft weit<br />
verbreitete mathematische<br />
Analphabetentum. Das<br />
drücke sich zum Beispiel in<br />
der Unfähigkeit vieler aus, 1<br />
Million (= 1 000 000) und 1<br />
Milliarde (= 1 000 000 000)<br />
auseinanderzuhalten . Für<br />
diese Zahlenblindheit nennt<br />
Paulos eine Reihe von Ursachen,<br />
z. B. die völlig unzureichende<br />
Schulbildung.<br />
Viele Beispielrechnungen<br />
in diesem mathematischen<br />
Thriller (nicht alles aber dürfte<br />
für den Nichtfachmann<br />
ohne weiteres verständlich<br />
und nachvollziehbar sein)<br />
sind faszinierend, erhellend<br />
und/ oder kurios, etwa diese<br />
Rechnung (von Seite 58<br />
des Buches): Wie groß ist das<br />
Volumen des gesamten<br />
menschlichen Blutes in der<br />
Welt? Seine Rechnung<br />
kommt auf 19 Milliarden Liter.<br />
Demnach würde alles<br />
Blut in der Welt in einen<br />
Würfel mit einer Seitenlänge<br />
von etwa 267 Metern<br />
passen.<br />
Natürlich kann man nach<br />
dem Sinn derartiger Rechnungen<br />
fragen. Dennoch:<br />
Sie schulen den mathematischen<br />
Blick und fördern die<br />
Kritikfähigkeit. gerade auch<br />
gegenüber den vielen ZOhlenjongleuren<br />
und -tricksern,<br />
die es in allen Bereichen<br />
des gesellschaftlichen<br />
Lebens gibt.<br />
Allen Beispielen, die Paulos<br />
in dem Buch mathematisch<br />
erläutert, ist das Bestreben<br />
gemein, dem Leser die<br />
Welt der Zahlen und der<br />
Logik nahezubringen - in<br />
aufklärerischer Absicht.<br />
Denn, so erläutert Paulos<br />
selbst an einer Stelle seines<br />
Buches seine Streif- und Eroberungszüge<br />
durch die<br />
Welt der Zahlen: .Solche<br />
Berechnungen vermitteln<br />
ein Gefühl der Macht, das<br />
man nur schwer beschreiben<br />
kann, aber das wohl<br />
mit dem Wunsch zusammenhängt,<br />
die Welt geistig<br />
in den Griff zu bekommen."<br />
wol<br />
Gerald Deckcn1 et al.<br />
(Hrsg.):<br />
Katastrophen, die<br />
die Welt erschütterten<br />
Verlag Das Beste GmbH.<br />
Stuttgart 1991 , 320 Seiten,<br />
DM 59,90,<br />
ISBN 3-87070-394-6.<br />
Zerstörungen hinzu. Deshalb<br />
muß der Mensch alles daransetzen,<br />
die Auswirkungen<br />
von Naturkatastrophen zu<br />
begrenzen. Er kann denen<br />
helfen, die von Trockenheit<br />
und Hunger bedroht oder die<br />
infolge von Erdbeben obdachlos<br />
geworden sind, er<br />
Immer häufiger<br />
und spektakulärer<br />
geraten sie in<br />
die Schlagzeilen<br />
der Medien: Erdbeben<br />
und Vulkanausbrüche,<br />
Flutwellen und<br />
Überschwemmungen,<br />
Wirbelstürme<br />
und Lawinen,<br />
Hungersnöte<br />
und Seuchen,<br />
Tankerunglücke<br />
und Industrieunfälle.<br />
Solche Katastrophen<br />
kosten<br />
Menschenleben,<br />
vernichten<br />
die Tierwelt. zerstören<br />
Existenzgrundlagen<br />
und v~rändem kann helfen, die zerstörte<br />
das Gesicht der betroffenen Infrastruktur wieder aufzu<br />
Landschaften. Gerade die bauen, und er kann schon<br />
Angehörigen großer Hilfsor- vorbeugend durch einen<br />
ganisationen wie des Tech- sorgsamen Umgang mit der<br />
nischen Hilfswerks kennen Natur dazu beitragen, daß<br />
die Folgen aller Arten von das Ausmaß der Naturkata<br />
Katastrophen aus eigener strophen nicht das Unver<br />
Anschauung oder aus Be- meidliche überschreitet.<br />
richten von Kollegen.<br />
Katastrophen, die die Welt<br />
Im Gegensatz zu den Men- erschütterten, schildert in<br />
schen früherer Jahrhunder- packender Weise ungefähr<br />
te wissen wir heute viel über 80 Katastrophen: vom Ausdie<br />
Ursachen von Katastro- sterben der Dinosaurier inphen.<br />
Dennoch verlieren je- folge von Meteoriteneindes<br />
Jahr mehr als 20 000 schlägen vor rund 65 Millio<br />
Menschen bei Naturkata- nen Jahren über die biblistrophen<br />
ihr Leben, und oft sche Sintflut 3 500 vor Chrikommen<br />
unübersehbare stus und die große Pest im<br />
50 Technisches Hillswerk~
ücher über Bücher über Bücher über Bücher<br />
Italien des 14. Jahrhunderts<br />
bis zu dem verheerenden<br />
Erdbeben im Nordiran im<br />
Juni 1990. Neben Tatsachenberichten<br />
über diese<br />
dramatischen Ereignisse<br />
enthält das Buch auch Erläuterungen,<br />
wie es zu den<br />
Katastrophen gekommen<br />
ist, und läßt Augenzeugen<br />
zu Wort kommen. <strong>Der</strong> Band<br />
ist mit Fotos, Karten, Abbildungen<br />
und Zeichnungen<br />
reichlich illustriert. voller Informationen<br />
und verständlich<br />
geschrieben.<br />
S.K.<br />
Die Bilanz des<br />
20. Jahrhunderts<br />
Harenberg Verlag, Dortmund<br />
1991, 512 Seiten, DM<br />
98.-,<br />
ISBN 3-611-00199-6<br />
Ein ungewöhnliches Sachbuch<br />
liegt vor, ein Prachtband:<br />
in über 200 Kapiteln<br />
eine Bestandsaufnahme des<br />
20. Jahrhunderts, in dem<br />
sich so vieles ereignet hat .<br />
wie wohl kaum während<br />
eines Jahrhunderts in der<br />
Geschichte. Es scheint beim<br />
Lesen des Werkes, als habe<br />
sich dieses Jahrhundert wegen<br />
der ungeheuren Fülle<br />
der Ereignisse schon jetzt an<br />
die Wende gebracht und<br />
könne getrost den Schritt ins<br />
dritte Jahrtausend wagen.<br />
Wo haben wir zu Beginn des<br />
Jahrhunderts gestanden,<br />
wohin sind wir in seinem<br />
Verlauf gegangen? Diese<br />
Fragen werden, editorisch<br />
brillant aufgearbeitet. ausführlich<br />
beantwortet.<br />
Die Bilanz des 20. Jaluhunderts<br />
stellt den Fortschritt<br />
dem Rückschritt gegenüber<br />
und warnt davor, die Geschichte<br />
zu wiederholen.<br />
Das Buch ist Nachschlagewerk<br />
und Dokurnentation<br />
zugleich. Es enthält keine<br />
übliche Bilanz in chronologischer<br />
Reihenfolge, sondern<br />
stellt die ineinandergreifenden<br />
und auseinander<br />
resultierenden Geschehnisse<br />
und Leistungen des<br />
Jahrhunderts nach Themenschwerpunkten<br />
geordnet<br />
dar: Höhepunkte und Tiefpunkte<br />
- Die Menschen -<br />
Krieg und Frieden - Staat<br />
und Staaten - Recht und<br />
Umecht - Alltag und Familie<br />
- Arbeit und Freizeit -<br />
Bildung und Ausbildung -<br />
Wissenschaft und Forschung<br />
- Mensch und Medizin<br />
- Wirtschaft. Text, Grafiken,<br />
Fotos und Tabellen<br />
sind eng miteinander verbunden<br />
und erhellen jeweils<br />
das behandelte Thema.<br />
Dieses Buch eignet sich<br />
hervorragend als Geschenkband.<br />
Es ist eine Bereicherung<br />
für jede Hausbibliothek,<br />
eine Hilfe für den Unterricht<br />
an Schulen und<br />
Volkshochschulen oder für<br />
jeden, der wissen möchte,<br />
wie das alles gewesen ist<br />
und in Zusammenhang<br />
stand, was er zu einem guten<br />
Teil selbst miterlebt hat.<br />
emo<br />
Willi Richarz:<br />
Zum Umgang<br />
mit der Presse<br />
Boorberg-Verlag, 1990,<br />
50 Seiten, DM 12,50,<br />
ISBN 3-415-01445-2<br />
Im <strong>THW</strong>-Ortsverband hat<br />
der Beauftragte für Öffentlichkeitsarbeit<br />
für seine Aufgaben<br />
ein eigenes Handbuch<br />
zur Verfügung. Für den<br />
Umgang mit der Presse bietet<br />
das Buch Zum Umgang<br />
mit der Presse von Willi Richarz<br />
aber weit umfassenderen<br />
Rat für die Zusarmnenarbeit<br />
mit Journalisten aus<br />
der Erfahrung von Insidern.<br />
Die .Pressefibel" (Richarz)<br />
geht nicht auf technische<br />
Einzelheiten, geschichtliche<br />
Dinge oder auf den Beruf<br />
des Journalisten ein, sondern<br />
erklärt ausschließlich<br />
die .Benutzeroberfläche" der<br />
typischen Zeitungsredaktion.<br />
Immer an der Arbeitsweise<br />
von Journalisten orientiert,<br />
verrät Richarz, beraten<br />
von zwei Presseprofis,<br />
wie man Zeitungsleuten den<br />
Umgang mit der eigenen Organisation<br />
erfreulich gestaltet<br />
und welche Standard<br />
Fauxpas man ihnen tunlichst<br />
erspart. <strong>Der</strong> Vollständigkeit<br />
halber stehen am<br />
Schluß des Buches noch viereinhalb<br />
dichtgedrängte Seiten<br />
über Presserecht. A u ch<br />
hier orientiert sich das Bu ch<br />
an der Praxis. Mehr Platz als<br />
die abstrakten Leitsätze<br />
selbst nimmt deren wirkliche<br />
Ausgestaltung im Pressealltag<br />
ein.<br />
Ein Bonbon am Rand e :<br />
Daß auf Seite 15 des in Bayern<br />
entstandenen Buches<br />
gerade das <strong>THW</strong> für ein<br />
Textbeispiel herangezogen<br />
wird, zeigt doch, daß unsere<br />
Öffentlichkeitsarbeit d ort<br />
schon gefruchtet hat.<br />
A . G .<br />
~51 Technisches Hillswerk