martin grubinger - Tonhalle-Orchester ZÃ¼rich

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Masterclass in Kuba Zwei Musiker des Tonhalle-Orchesters Zürich unterrichteten unentgeltlich eine Woche lang kubanische Kinder und Jugendliche – und trafen auf offene Ohren, grosses instrumentales Geschick und viel Hingabe an die Musik. Samuel Alcántara, Kontrabassist, und Michel Willi, Bratschist im Tonhalle-Orchester Zürich, sagten sofort Ja: Sie würden eine Masterclass abhalten und so mithelfen, in der kubanischen Stadt Camagüey ein Kinder- und Jugendsinfonieorchester aufzubauen. Die Anfrage war von Egmont Rath gekommen, Kontrabassist im Musikkollegium Winterthur und ehrenamtlicher Mitarbeiter der Kinderhilfsorganisation Camaquito, die auf Kuba Kinder und Jugendliche in Bildung, Sport, Kultur und Gesundheit unterstützt. Die Zeit reicht nirgendwo hin Im März 2013 reisten Michel Willi und Samuel Alcántara in die drittgrösste Stadt der Insel. Beide kannten Kuba bereits von früheren Besuchen. Sechs Tage lang unterrichteten sie von 8.30 Uhr bis 19 Uhr an der örtlichen Musikschule, oft auch über Mittag, um so viel wie möglich von ihrem Wissen und Können weiterzugeben. Während Samuel Alcántara neun junge Kontrabassistinnen betreute, tat Michel Willi sein Bestes, um 30 wissbegierigen Geigerinnen und Bratschisten zwischen 10 und 18 Jahren Gala-Benefiz Konzert Info und Kartenverkauf: www.brunoblochstiftung.ch oder c.frey-blanc@usz.ch Helfen Sie mit beim Bekämpfen von schweren Hautkrankheiten wie Hautkrebs und entzündlichen Hauterkrankungen. Die Bruno Bloch-Stiftung fördert die Forschung auf diesen Gebieten. ANNE-SOPHIE MUTTER UND LAMBERT ORKIS PROGRAMM: MOZART, GRIEG, DEBUSSY, FRANCK 7. November 2013, 20.00 Uhr Tonhalle Zürich
Samuel Alcántara (links) und Michel Willi unterrichten Kinder in Kuba. gerecht zu werden. Doch die Zeit, so realisierten die beiden Musiker schnell, reichte nirgendwo hin. Am eindrücklichsten war für Michel Willi die Leidenschaft und Freude der Kinder. Obwohl ihnen vorgeschrieben wurde, welches Instrument sie zu spielen hatten, waren sie ganz bei der Sache, nahmen jede Anregung auf und versuchten sie sofort umzusetzen, erzählt er im Gespräch. Das technische Niveau war beeindruckend hoch, doch wussten die Kinder kaum etwas über die Interpretation von europäischer klassischer Musik. Denn die Wende in Osteuropa hat auch in Kuba – trotz der reichen musikalischen Tradition des Landes – Spuren hinterlassen: In den 90er-Jahren verliessen die meisten namhaften osteuropäischen Professoren die karibische Insel, und mit ihnen war bald auch ihr Wissen weg. Zwei spielbare Kontrabässe Michel Willi erzählt, wie ihm einer der Schüler auswendig ein Stück auf der Bratsche vorspielte. Weder der Junge noch er kannten den Komponisten. Eine passende Interpretation zu finden, war daher schwierig. Aber da Willi handeln musste, tippte er auf einen Zeitgenossen von Schostakowitsch, und die beiden arbeiteten entsprechend: zupackend und energisch. Am nächsten Tag brachte der Junge die Noten mit, die Kopie einer Kopie einer Kopie, das Titelblatt in kyrillischer Schrift. Der Zürcher Bratschist konnte entziffern, dass das Stück von Johann Christian Bach stammte, also ungefähr 200 Jahre älter war, als er gedacht hatte. Es hätte eine ganz andere Interpretation verlangt – tänzerisch, leichtfüssig. Doch Michel Willi konnte mit dem Schüler nicht mehr lange arbeiten, denn 29 andere Kinder warteten. Nun muss er damit leben, dass in Kuba die Musik eines Bach-Sohns auch einmal sehr nach 20. Jahrhundert klingen kann ... Etwas anders lagen die Probleme bei Samuel Alcántara. Er hatte zwar mehr Zeit für die einzelnen Schülerinnen, aber diese konnten das Gelernte nur bedingt üben, denn an der ganzen Schule gab es genau zwei spielbare Kontrabässe. Niemand besass ein eigenes Instrument, kostet doch ein Kontrabass das 20-fache eines durchschnittlichen Monatslohns. Es mangelte zudem an Stühlen, Notenpulten, Noten – an fast allem. Glücklicherweise hatten die beiden Musiker vor ihrer Abreise im Tonhalle-Orchester Zürich gesammelt und einiges an Saiten, Mundstücken oder an Stegen für Streichinstrumente mitgebracht. Und ein kubanischer Freund richtete während ihres Aufenthalts in einem Schulzimmer eine mobile Werkstatt ein und flickte Instrument um Instrument, so gut und schnell es eben ging. «Ich würde sofort wieder hinfahren» Michel Willi und Samuel Alcántara haben ihren Einsatz unentgeltlich geleistet. Die Hingabe der Kinder und Jugendlichen und ihr hellwaches Interesse am Wissen und Können der beiden Musiker des Tonhalle-Orchesters Zürich war ihnen mehr als genug. «Es war eine grossartige Erfahrung», sagt Michel Willi. «All diese leuchtenden, konzentrierten Gesichter beim Abschlusskonzert werde ich nie vergessen. Es macht einen wirklich glücklich, etwas an junge Menschen weitergeben zu können, die es mit so viel Begeisterung und Dankbarkeit aufnehmen. Ich würde sofort wieder hinfahren!» Barbara Geiser Tonhalle-Orchester Zürich Magazin August/September 2013 27
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