martin grubinger - Tonhalle-Orchester Zürich
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Freude –<br />
Glücksgefühl –<br />
Wehmut<br />
Elmar Weingarten präsentiert die neue Konzertsaison.<br />
Es ist seine letzte als Intendant des <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong>s Zürich.<br />
Ein Vorausblick – und ein Rückblick.<br />
Herr Weingarten, zum letzten Mal können Sie dem Publikum<br />
eine neue Konzertsaison präsentieren. Was empfinden Sie<br />
dabei – Wehmut? Genugtuung? Stolz?<br />
Elmar Weingarten: Eine Mischung aus vielem. In erster Linie<br />
aber Freude über die vergangenen sechs Jahre der Zusammenarbeit<br />
mit David Zinman. Wir waren schon lange gute Freunde,<br />
doch in diesen sechs Jahren ist die Beziehung noch enger geworden.<br />
Für mich war die Begegnung mit David Zinman eine<br />
der wichtigsten in meinem Leben, und die Arbeit mit ihm und<br />
dem <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich war wahrscheinlich die glücklichste,<br />
die ich erlebt habe.<br />
Das sagen Sie selbst als früherer Intendant der Berliner<br />
Philharmoniker?<br />
Das sage ich auf dem Hintergrund all meiner Erfahrungen. Natürlich<br />
macht sich nun etwas Wehmut breit – vor allem, weil es<br />
insgesamt eine schöne Zeit war. Aber gleichzeitig weiss ich,<br />
dass man irgendwann aufhören und das Szepter jungen Leuten<br />
weiterreichen soll. Ich bin froh, dass es Ilona Schmiel in die<br />
Hand bekommt und Lionel Bringuier der Nachfolger von David<br />
Zinman wird. Ich freue mich darauf, etwas ruhiger treten und<br />
Dinge geniessen zu können, für die ich in den letzten Jahren<br />
kaum mehr Zeit hatte. Lesen vor allem – und vielleicht auch<br />
wieder ein bisschen die Schweizer Natur geniessen.<br />
seinen vielfältigen Aspekten zu präsentieren. Einmal mit einem<br />
grossen Beethoven-Zyklus, der Bezug nimmt zum Anfang<br />
seiner Tätigkeit hier in Zürich mit dem <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich.<br />
Das <strong>Orchester</strong> hatte damals durch diese Arbeit ungeheuer<br />
profitiert.<br />
Das reicht gut fünfzehn Jahre zurück – die ersten Beethoven-Einspielungen<br />
fanden im März 1997 statt.<br />
Mit Beethoven und Zinman erreichte das <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
Zürich eine völlig neue künstlerische Qualität. Das war damals<br />
eine sehr gut überlegte Strategie. Mit unserem neuen Beethoven-Zyklus<br />
mit sämtlichen Sinfonien und den Klavierkonzerten<br />
schliesst sich nun sozusagen ein Kreis.<br />
Ebenso wichtig wurde für Zinman die Erschliessung von<br />
Mahlers musikalischem Kosmos.<br />
Die zweite Sinfonie liegt ihm besonders am Herzen. Schon früh<br />
bat er mich darum, mit diesem Werk sein Abschiedskonzert geben<br />
zu können. Aber nicht nur die Säulen des klassischen Repertoires<br />
– Beethoven, Schumann, Brahms, Richard Strauss,<br />
Mahler – lagen ihm am Herzen. David Zinman ist ein ungemein<br />
gewissenhafter Chefdirigent. Immer wieder nahm er Werke in<br />
seine Programme auf, die nicht auf dem Mainstream des Publikumsgeschmacks<br />
segeln.<br />
Ziehen Sie in Ihrer letzten Saison sozusagen die Summe<br />
Ihres ganzen Wirkens?<br />
Nicht unbedingt meines Wirkens, sondern vor allem des Wirkens<br />
von David Zinman. Wir haben versucht, David in allen<br />
Was ihm umgekehrt das Zürcher Musikpublikum nicht immer<br />
zu danken wusste …<br />
David hat wiederholt darüber gesprochen, und irgendwie fand<br />
ich das etwas traurig. David ist ein sehr wacher, aufmerksa-<br />
<strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich Magazin August/September 2013 5