martin grubinger - Tonhalle-Orchester Zürich
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© Friedemann Dürrschnabel<br />
Elmar Weingarten: «Für mich war<br />
die Begegnung mit David Zinman<br />
eine der wichtigsten in meinem<br />
Leben.»<br />
mer, innovativer und neugieriger Dirigent. Vieles konnte er in<br />
Zürich realisieren, und vieles ist ihm auch wunderbar gelungen.<br />
Aber es gelang ihm nicht, die Zürcher für die Moderne zu<br />
interessieren, für Musik also, die nicht unbedingt dem Zeitgeschmack<br />
entspricht. Dass er, notabene in seinem Alter, in der<br />
vergangenen Saison noch einmal ein Werk wie das «Ballet mécanique»<br />
von George Antheil aufgriff, das war wirklich beeindruckend.<br />
Auch wenn das nicht unbedingt die totale Moderne<br />
ist, so ist es doch eines der mutigsten Stücke in den Zwanzigerjahren<br />
des vergangenen Jahrhunderts.<br />
In seiner letzten Saison nun wagt es David Zinman, gleich<br />
zwei Programme mit amerikanischer Musik zu machen –<br />
darunter die vierte Sinfonie von Charles Ives.<br />
Schon vor vielen Jahren sagte er mir, dass er diese Sinfonie<br />
gerne machen würde. Nun lässt sich das im Rahmen der «Tage<br />
für Neue Musik» endlich realisieren.<br />
Haben Sie sich für Ihre letzte Saison auch einige Wünsche<br />
erfüllt?<br />
Das mache ich immer … (schmunzelt) Programme, bei denen<br />
die Musikliebhaber den Eindruck haben, es sei doch höchst ungewöhnlich,<br />
dass man so etwas hier in Zürich mache, die kamen<br />
mehrheitlich auf meinen Wunsch zustande.<br />
Auch bei den Gastdirigenten sieht es so aus, als würden Sie<br />
in Ihrer letzten Saison sozusagen noch einmal die Summe<br />
ziehen …<br />
Es war tatsächlich mein Ziel, die grossen Dirigenten, die das<br />
<strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich über Jahre begleitet und geprägt<br />
haben, wiederum einzuladen. Blomstedt, Dohnányi, Dutoit,<br />
Nelsons, Masur … Haitink kommt sogar zweimal, und er wird<br />
mir meine beiden Wünsche erfüllen: Mahlers neunte Sinfonie<br />
und Beethovens Missa solemnis. Da bin ich stolz darauf, denn das<br />
<strong>Orchester</strong> ist seit Jahren mit ihm befreundet, und ich bin es noch<br />
viel länger. Das ist für mich sicher ein Höhepunkt der Saison.<br />
Auch in anderer Hinsicht ziehen Sie sozusagen die Summe –<br />
indem Sie noch einmal auf eine Fernost-Tournee gehen.<br />
David Zinman war es sehr wichtig, noch einmal gemeinsam<br />
mit dem <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich nach Japan zu gehen. Diesmal<br />
kommt zudem noch ein Konzert in Südkorea hinzu. Das ist<br />
eine Art persönliche Abschiedstournee von David. Und wenn<br />
wir schon beim Abschied sind: Nach dem Abschiedskonzert in<br />
Zürich mit Mahlers zweiter Sinfonie Ende der Saison wird David<br />
seinen eigentlichen Abschied als Chefdirigent mit dem <strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong><br />
Zürich bei den berühmten Proms in London<br />
geben.<br />
Eine letzte Frage: Welches ist der am meisten prägende<br />
Eindruck, den Sie in Ihrer Intendantentätigkeit in Zürich<br />
erhalten haben?<br />
Das Wichtigste für mich ist, festzustellen und festzuhalten,<br />
dass ein Dirigent 19 Jahre an einem Ort gewirkt hat, hier glücklich<br />
war und, davon bin ich überzeugt, auch sein <strong>Orchester</strong><br />
glücklich gemacht hat. Die Musiker haben nach wie vor eine<br />
grosse Zuneigung zu ihrem Chefdirigenten – und das gilt auch<br />
für das Publikum. In unseren Zeiten ist das höchst selten und<br />
höchst ungewöhnlich.<br />
Werner Pfister<br />
<strong>Tonhalle</strong>-<strong>Orchester</strong> Zürich Magazin August/September 2013 7