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Paar- und Familienstruktur bei Klinikaufnahme

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396 Susanne Jürgensmeyer<br />

Lösungen zu gelangen. Zur besseren Strukturierung wurde ein Gedächtnisbuch eingeführt,<br />

in das Herr H. seine geplanten Aufgaben eintragen konnte. Diese Strukturierungsmöglichkeit<br />

erwies sich jedoch langfristig nicht als hilfreich, denn Herr H.<br />

verlegte das Buch häufiger. In bezug auf den Büroverkauf kam eine große Verunsicherung<br />

hinzu, da Herr H. lange Zeit immer wieder die Hoffnung hegte, doch<br />

wieder in geringem Umfang ar<strong>bei</strong>ten zu können. Da sich die Situation finanziell<br />

immer mehr zuspitzte, wurde mit Herrn H. ein Verhaltensvertrag abgeschlossen. Er<br />

erklärte sich bereit, innerhalb einer festgelegten Zeit alle übrigen Tätigkeiten<br />

zurückzustellen <strong>und</strong> sich um die notwendigen Schritte für den Büroverkauf zu kümmern.<br />

Bei erfolgreicher Durchführung sollte ein gemeinsames Essen mit der Familie<br />

die Belohnung darstellen. Gelang es ihm nicht, wurde vereinbart, daß ein<br />

befre<strong>und</strong>eter Kaufmann den Verkauf <strong>und</strong> alle weiteren geschäftlichen Angelegenheiten<br />

übernehmen sollte. Anhand des Vertrages, dessen Bedingungen gemeinsam<br />

mit Herrn H. überlegt wurden, war es ihm möglich, wichtige Teilschritte einzuhalten<br />

<strong>und</strong> den Verkauf zu ermöglichen. Weiterhin konnte die Renovierung zunehmend<br />

abgeschlossen werden. Parallel zu diesen Aufgaben verfolgte Herr H. auch mögliche<br />

Perspektiven für alternative Tätigkeiten <strong>und</strong> Hobbys.<br />

Bei der Verfolgung dieses Therapiezieles zeigten sich die größten Probleme im Therapieverlauf.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der mangelnden parallelen Informationsverar<strong>bei</strong>tung <strong>und</strong><br />

seiner hohen Anspruchshaltung war Herr H.s Ar<strong>bei</strong>tsstil oftmals wenig strukturiert,<br />

zum Teil sogar chaotisch. Häufig entwickelte er neue Ideen, deren Umsetzung er<br />

meist sofort begann, ohne sie jedoch zu Ende zu führen. Insbesondere die Renovierung<br />

des Hauses bot ein unerschöpfliches Feld für spontane, unbedingt zu erledigende<br />

Aufgaben. Die Durchführung der vereinbarten Hausaufgaben wurde dadurch<br />

teilweise sehr verzögert. Herr H. wußte um sein unstrukturiertes Vorgehen <strong>und</strong> den<br />

oft stark beeinträchtigenden Konsequenzen für seine Belastbarkeit <strong>und</strong> auch für<br />

seine Familie. Hier erwies es sich als hilfreich, regelmäßig mit der Ehefrau das<br />

gemeinsame Vorgehen durchzusprechen <strong>und</strong> notwendige Aufgaben vorzustrukturieren.<br />

Therapieergebnis<br />

Die Beziehung zwischen Patient <strong>und</strong> Therapeutin erwies sich bereits nach kurzer<br />

Zeit als sehr tragfähig, da sich Herr H. durch das ihm entgegengebrachte Verständnis<br />

für seine reduzierte Belastbarkeit sicherer fühlte. Dies führte auch zu einer erhöhten<br />

Motivation, die vorgeschlagenen Therapieschritte auszuprobieren. Über den<br />

gesamten Therapieverlauf gesehen, war die Bereitschaft zur Mitar<strong>bei</strong>t von Herr H.<br />

hoch, wenngleich es immer wieder Phasen gab, in denen er, bedingt durch Krankheit<br />

oder wichtige aktuelle Aufgaben, weniger Interesse für die Therapie zeigte.<br />

Nach Beendigung der 10monatigen Therapie gelang es Herrn H., das Ausmaß seiner<br />

Defizite genauer einzuschätzen <strong>und</strong> die vegetativen Symptome adäquater zu<br />

bewerten. Dies äußerte sich insbesondere in der deutlich reduzierten Anzahl von<br />

Panikattacken. Ein angemessener Umgang mit den Folgen der Erkrankung konnte

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