Paar- und Familienstruktur bei Klinikaufnahme
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410 Stephan Stolz<br />
Ergebnis der <strong>Paar</strong>gespräche für die Patientin<br />
Im Rahmen eines katamnestischen Gesprächs neun Monate nach dem ersten Rehabilitationsaufenthalt<br />
wurde Frau S. nach dem Effekt der <strong>Paar</strong>gespräche befragt. Sie<br />
gab an, daß diese bewirkt hätten, daß sie <strong>und</strong> ihr Ehemann nun besser <strong>und</strong> mehr<br />
miteinander reden könnten. Insgesamt hätten die Gespräche das gegenseitige Verstehen<br />
gebessert. Zugleich hätten sich ihre gemeinsamen Unternehmungen verstärkt,<br />
<strong>und</strong> es wären klare Regelungen über die Aufgabenverteilung im Haushalt<br />
getroffen worden.<br />
Familiensystemanalyse zum Zeitpunkt der<br />
ar<strong>bei</strong>tstherapeutischen Maßnahmen (Frühjahr 1995)<br />
Persönlichkeitssystem<br />
Ressourcen: Frau S. ist nunmehr in der Lage, im Rahmen eines annähernd acht<br />
St<strong>und</strong>en dauernden Alltages eine Nachsorgeeinrichtung zu besuchen. Sie zeigte<br />
auch immer wieder ein hohes Ausmaß an Eigeninitiative <strong>und</strong> setzte sich mit ihren<br />
Defiziten <strong>und</strong> den Behinderungen wie z. B. hinsichtlich der Frage der Fahrtauglichkeit<br />
auseinander. Frau S. nimmt Fahrst<strong>und</strong>en <strong>und</strong> möchte eine Überprüfung ihrer<br />
Fahreignung durchführen. Der FKV von Muthny (1989) liefert zu diesem Zeitpunkt<br />
positive Werte für die Skalen ,,Regressive Tendenz“ <strong>und</strong> ,,Selbstermutigung“.<br />
Stressoren: Frau S. zeigt sich aber auch häufig sehr ungeduldig bezogen auf die bevorstehenden<br />
Maßnahmen des Ar<strong>bei</strong>tsversuches. In diesem Zusammenhang kommt<br />
es immer wieder zur Überschätzung ihrer Leistungsfähigkeit. ,,Kompensatorisch“<br />
übt sie auch Kritik an der Nachsorgeeinrichtung <strong>und</strong> erwägt alternative Behandlungsmaßnahmen.<br />
Der FKV von Muthny (1989) liefert zu diesem Zeitpunkt negative Werte<br />
für die Skalen ,,Problemanalyse“ <strong>und</strong> ,,Lösungsverhalten“, ,,depressive Verar<strong>bei</strong>tung“,<br />
,,Mißtrauen <strong>und</strong> Pessimismus“ sowie ,,Ablenkung <strong>und</strong> Selbstaufwertung“.<br />
<strong>Paar</strong>system<br />
Ressourcen: Zu diesem Zeitpunkt läßt sich aufgr<strong>und</strong> der Aussagen der Eheleute <strong>und</strong><br />
den Beobachtungen in verschiedenen Kontexten feststellen, daß es zu einer Stabilisierung<br />
der Partnerschaft gekommen ist. Beide Eheleute zeigen gleichzeitig ein<br />
höheres Ausmaß an Individuation. Herr S. besucht berufsbegleitend eine Meisterschule<br />
in Abendkursen.<br />
Stressoren: Die Kehrseite der Individuation ist, daß häufig wieder der Eindruck entsteht,<br />
daß die Eheleute beginnen, nebeneinanderher zu leben.