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Paar- und Familienstruktur bei Klinikaufnahme

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420 Armin Dunkel<br />

Übende Verfahren (Visualisierungsübungen, Schmerzobjektivierung, Phantasiereisen)<br />

mit unmittelbarem Erlebnischarakter sollen zu mehr Transparenz <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

für psychotherapeutische Methoden <strong>und</strong> deren Wirkfaktoren führen <strong>und</strong> dienen<br />

gleichzeitig der Sensibilisierung der emotionalen Wahrnehmung.<br />

Faktoren, die in Leistungs- <strong>und</strong> Therapiesituationen zu Selbstüberforderung, Erschöpfung<br />

<strong>und</strong> emotionaler Destabilisierung führen, können in einer Verhaltensanalyse<br />

dokumentiert werden. Dies <strong>bei</strong>nhaltet auch das Ziel, die Wahrnehmungsfähigkeit<br />

für Belastbarkeitsgrenzen zu verbessern, indem der Patient lernt, psychische<br />

<strong>und</strong> physische Symptome, die belastungsabhängig auftreten, frühzeitig zu registrieren.<br />

Schließlich soll durch ein Entspannungstraining <strong>und</strong> zusätzlicher Eigenübungen<br />

der Bezug zur eigenen körperlichen Befindlichkeit hergestellt werden.<br />

Anhand einer therapeutischen Geschichte (Petermann, Hautzinger & Rüddel, 1992)<br />

wurde das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe thematisch eingeführt. Dieses Vorgehen<br />

half <strong>bei</strong> der Darstellung des Gesamtprozeßes der Krankheitsverar<strong>bei</strong>tung <strong>und</strong> vermittelte<br />

eine Vorstellung von Bewältigung als einem immerwährenden <strong>und</strong> ständig<br />

wechselnden Prozeß, der auch Rückschläge <strong>bei</strong>nhaltet. Die aktuelle Situation des<br />

Patienten, seine subjektiven Empfindungen <strong>und</strong> die Ergebnisse aus dem Fragebogen<br />

zur Krankheitsverar<strong>bei</strong>tung (FKV) wurden in dieses Modell integriert.<br />

Wie erwähnt, ließ sich <strong>bei</strong> Herrn M. gerade die Fähigkeit zu einem strukturierten,<br />

prozeß- <strong>und</strong> lösungsorientierten Herangehen an ein definiertes Problem gut für das<br />

therapeutische Vorgehen nutzen. Glücklicherweise hatten die relativen Leistungsdefizite<br />

im Bereich der Aufmerksamkeitsstörung <strong>bei</strong> dem hier gewählten Zeitrahmen<br />

keine die Therapie beeinträchtigenden Effekte. Mit der gewählten Zeitdauer<br />

von 45-50 Minuten pro Sitzung konnte eine mentale Überforderung vermieden<br />

werden.<br />

Als übende Elemente zur Möglichkeit der Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Aufmerksamkeitslenkung<br />

wurde eine Schmerzwahrnehmungsübung eingesetzt, wo<strong>bei</strong> Schmerz hier<br />

auch als eine diffuse somatische oder psychische Mißempfindung zu verstehen ist.<br />

Herr M. sollte erfahren, daß Schmerz im o. g. Sinne auch ein Phänomen der Wahrnehmung<br />

ist <strong>und</strong> eine Veränderung der Schmerzwahrnehmung durch Aufmerksamkeitsumlenkung<br />

erreicht werden kann.<br />

Eine Schmerzobjektivierungsübung sollte helfen, durch die Fokussierung der Aufmerksamkeit<br />

(Köhler, 1982) einzelne Komponenten der körperlichen Mißempfindung<br />

besonders zu beachten oder auch auszuschalten. Der Patient beschrieb seine<br />

somatischen Empfindungen wie folgt: ,,Ein Teil meines Gehirns ist wie eine fest<br />

abgeschlossene Wanne, mit einer schwarzen, zähen Masse, wie Teer. Den Rest meines<br />

Gehirns empfinde ich als hell <strong>und</strong> frei.“<br />

Nachdem der Fokus auf die emotionalen Empfindungen gerichtet wurde, berichtete<br />

Herr M. zunächst von Schwierigkeiten, Emotionen wahrzunehmen. Gefühle auszudrücken<br />

fiel ihm verbal sehr schwer. Im Gespräch, sozusagen neben<strong>bei</strong>, konnte er

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