Paar- und Familienstruktur bei Klinikaufnahme
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416 Armin Dunkel<br />
Objektivieren ließen sich lediglich ein leichtergradiges relatives Leistungsdefizit<br />
(PR 19) für die Reaktionsgeschwindigkeit <strong>und</strong> die psychomotorischen Leistungen.<br />
Herr M. klagte im Anschluß an die Belastungsuntersuchung über somatische Beschwerden<br />
in Form von Übelkeit, brennenden Augen <strong>und</strong> Schwindelgefühlen. Er<br />
beschrieb eine starke Anstrengung <strong>und</strong> Erschöpfung. Beim Lesen bereiteten ihm die<br />
kleingeschriebenen Buchstaben <strong>und</strong> Zeichen Schwierigkeiten.<br />
Körperliche Beschwerden: Seit dem Kleinhirninfarkt leidet Herr M. unter einer starken<br />
<strong>und</strong> dauerhaft vorhandenen Übelkeit in Verbindung mit Schwindel, einer<br />
Gangunsicherheit <strong>und</strong> dem Gefühl ständiger Benommenheit. In der Beschwerdeliste<br />
(BL) erreicht er einen Rohwert von 35.<br />
Anpassungsstörung: Herr M. schildert bedrückt, daß er das Gefühl habe, in den<br />
letzten Wochen keinerlei ges<strong>und</strong>heitliche Fortschritte zu machen. Große Schwierigkeiten<br />
bereitet ihm die Anpassung an die neue Lebenssituation. Das veränderte Körperempfinden<br />
führte zu einer ausgeprägten inneren Unruhe <strong>und</strong> Spannungsgefühlen,<br />
die durch ein Druckgefühl im Kopf (,,mein Gehirn ist vollgefüllt <strong>und</strong><br />
schwer“) noch verstärkt werden. Die momentan erlebten psychischen <strong>und</strong> physischen<br />
Veränderungen <strong>und</strong> die Ungewißheit des Krankheitverlaufs versetzen ihn in<br />
Angst.<br />
Seinen Zustand beschreibt er in der BL als eher teilnahmslos, entschlußlos, appetitlos,<br />
scheu, elend, zögernd, matt, schwermütig, weinerlich, zurückgezogen, unglücklich<br />
<strong>und</strong> starr. Soziale Aktivitäten werden zur Zeit generell vermieden.<br />
Im Beck-Depressions-Inventar (BDI) erreicht Herr M. einen Summenscore von 21,<br />
der auf eine leichte depressive Symptomatik hindeutet. Im Zentrum seiner Schilderung<br />
steht eine ausgeprägte Objektbezugsstörung, Entschlußunfähigkeit, Schlafstörungen,<br />
Ermüdbarkeit, Appetitverlust <strong>und</strong> in mäßiger Ausprägung Dysphorie, Strafbedürfnis,<br />
Selbsthaß, Reizbarkeit, Kontaktstörung, Gewichtsverlust, Hypochondrie<br />
<strong>und</strong> Libidoverlust.<br />
Bezüglich der Krankheitsverar<strong>bei</strong>tung (Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverar<strong>bei</strong>tung,<br />
FKV) zeigt der Patient eine ausgeprägte Neigung zu Problemanalyse <strong>und</strong><br />
Lösungsverhalten, Religiosität <strong>und</strong> Sinnsuche sowie stark ausgeprägte Compliancestrategien<br />
<strong>und</strong> Arztvertrauen.<br />
Diese Ressourcen werden kontrastiert durch nur gering ausgeprägte Fähigkeiten zur<br />
emotionalen Bewältigung <strong>und</strong> wenigen Ablenkungs- <strong>und</strong> Selbstaufwertungsstrategien.<br />
Die Erfassung des individuellen Bewältigungsmusters erlaubte, die dem Patienten<br />
<strong>bei</strong> seiner schwierigen Aufgabe zur Verfügung stehenden ,,Werkzeuge“ zu sichten<br />
<strong>und</strong> eröffnete die Möglichkeit, bestehende Ressourcen zu stützen, auszubauen <strong>und</strong><br />
neue Möglichkeiten zu erschließen.