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frei.haus Druckversion - Technische Universität Wien

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TU|<strong>frei</strong>.<strong>haus</strong> – <strong>Druckversion</strong> der Ausgabe Nr. 27 (Juni 2013)<br />

Wie auf rohen Eiern<br />

Nature Schwerpunkt: Women´s Work<br />

Brigitte Ratzer<br />

(Koordinationsstelle für Frauenförderung und Gender Studies)<br />

In der Ausgabe März 2013 widmet sich die interdisziplinäre Fachzeitschrift "Nature" (Nature<br />

495, 7 March 2013) der Frage: "Women´s Work. Why is science still institutionally sexist?"<br />

Ein guter Anlass, einige Erkenntnisse daraus zusammenzufassen, betreffen sie doch<br />

Fragen, die an der TU <strong>Wien</strong> immer wieder diskutiert werden. Sehr bemerkenswert ist der<br />

Beitrag der Neurobiologin Jennifer Raymond mit dem Titel "Most of us are biased". Sie<br />

beginnt mit dem "Geständnis", dass auch sie einen Gender-Bias hat, also eine - wenn auch<br />

unbewusste - Bevorzugung von Männern gegenüber Frauen in der Wissenschaft zeigt.<br />

Dabei bezieht sie sich auf einen von der <strong>Universität</strong> Harvard zur Verfügung gestellten Online-<br />

Test über implizite Vorurteile (Implicit Associations). Die österreichische Version des Tests<br />

und die Ergebnisse tausender österreichischer Testpersonen sind online abrufbar. Jennifer<br />

Raymond folgert, dass ein Bewusstsein darüber, dass Männer wie Frauen – also im<br />

Zweifelsfall wir alle - diese Vorurteile haben, der wichtigste Schritt zu einem veränderten<br />

Umgang damit ist. Davon ausgehend gibt sie eine Reihe von Empfehlungen, welche<br />

konkreten Maßnahmen gesetzt werden können – wie etwa gender-blind review Verfahren,<br />

anonymisierte Aufnahmeverfahren, bewusste und gezielte Unterstützung von<br />

Wissenschaftlerinnen.<br />

Für die TU <strong>Wien</strong> interessant: Die in der von<br />

Prof.in Sabine Köszegi durchgeführten<br />

Studie "Leaky-Pipeline" gefundenen Zahlen<br />

und Effekte (wie z.B. implizite Vorurteile)<br />

sind kein <strong>haus</strong>gemachtes Phänomen,<br />

sondern finden sich in derselben Form in<br />

den meisten industrialisierten Ländern. Eine<br />

Fülle von Daten und Fakten zeigen etwa im<br />

Beitrag "Mind the Gender Gap" (Helen Shen,<br />

Nature 495, Seite 22–24), wie der Anteil der<br />

Frauen über die Hierarchiestufen beständig<br />

abnimmt. Auch Bezahlung und Drittmittel sind an den <strong>Universität</strong>en ungleich verteilt. Neben<br />

vorwiegend US-amerikanischen Daten liefert Helen Shen auch eine Reihe von Beispielen<br />

aus verschiedenen europäischen Staaten, mit welchen Maßnahmen auf diese Problematik<br />

reagiert wird.<br />

Überraschend ist der Schwerpunkt, den Liisa Husu in ihrem Kurzbeitrag in der Serie<br />

"Scientists of the world speak up for equality" setzt. Nicht offene Diskriminierung oder<br />

herabsetzende Bemerkungen hindern Frauen in erster Linie an einer wissenschaftlichen<br />

Karriere, sondern vielmehr jene Dinge, die nicht geschehen – Husu nennt sie "non-events".<br />

Sie streicht heraus, was es bedeutet nicht gesehen, gehört, unterstützt, ermutigt, in Betracht<br />

gezogen, eingeladen, willkommen geheißen zu werden. Husu verweist darauf, wie schwierig<br />

es für einzelne Wissenschaftlerinnen ist, non-events überhaupt zu erkennen, geschweige<br />

denn, darauf zu reagieren. Es ist ja eben nichts passiert, also warum die Aufregung? (Nature<br />

495, Seite 35–38)<br />

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