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Tracktion 5<br />
Im Test<br />
Tracktion begrüßt Sie mit zwei solcher<br />
fensterfüllenden Tabs. Der erste namens<br />
Projects zeigt eine Übersicht einer einfachen<br />
mitgelieferten Projektvorlage. Der<br />
zweite zeichnet für die globalen Einstellungen<br />
am Programm zuständig. Die<br />
Oberfläche reagiert schnell, selbst rechenintensive<br />
Aktionen verursachen keine<br />
Aussetzer im auf 8 Millisekunden Verzögerung<br />
eingestellten Jack-Audiosystem.<br />
In Qjackctl erzeugt dazu das von<br />
Tracktion verwendete JUCE-Framework<br />
4 neue Audioports.<br />
Tracktion 5 ist nur in Englisch verfügbar.<br />
Zwar lassen sich Übersetzungen der<br />
Oberfläche unter Settings | General Behaviour<br />
auswählen, doch der Download<br />
der deutschen Version scheitert am selben<br />
Problem wie schon die Online-Anmeldung.<br />
Dem Vernehmen nach ist das<br />
aber auch kein großer Verlust: Einige Rezensenten<br />
schwören, die alternativen<br />
Sprachen seien mit einem automatischen<br />
Übersetzer erzeugt und von entsprechender<br />
surrealistischer Qualität.<br />
Das Fenstermanagement funktioniert<br />
gut, jedoch verhindert Tracktion die Nutzung<br />
aller Möglichkeiten virtueller Arbeitsflächen.<br />
Zieht man beispielsweise<br />
das Fenster eines externen Plugins auf<br />
einen anderen Desktop, springt es sofort<br />
wieder auf den Desktop von Tracktion<br />
zurück, sobald man es in der neuen Position<br />
zu verwenden versucht. Hingegen<br />
lassen sich die Register aus dem Fenster<br />
von Tracktion ablösen und mit dem Pager<br />
als selbstständige Fenster nutzen.<br />
3 Die kommerziellen Synthesizer von Loomer sind als native Linux VST erhältlich und<br />
bauen auf JUCE auf.<br />
Insgesamt integriert sich Tracktion sehr<br />
ordentlich in Linux. Das DEB-Paket installiert<br />
einen Menüeintrag und ein<br />
Desktop-Icon. Aus dem Terminal rufen<br />
Sie Tracktion einfach mit seinem Namen<br />
(inklusive großem T) auf. Der Paketinhalt<br />
landet übrigens nicht, wie bei Bitwig <br />
oder Ardour , in /opt, sondern ganz<br />
konventionell in /usr.<br />
Eigenwillige Evolution<br />
Der Dateibrowser des Projects-Tabs funktioniert<br />
in Version 5 deutlich besser als<br />
JUCE: Leicht und vitaminreich<br />
Tracktion verwendet keine der von den meisten anderen Linux-Programmen<br />
verwendeten Framework-Bibliotheken. Statt auf Qt, GTK,<br />
Tcl oder Java setzt Tracktion auf JUCE, die Jules’ Utility Class Extensions<br />
. Dabei steht „Jules“ für Jules Storer, den Gründer und Hauptentwickler<br />
von Tracktion. Als Storer 2001 mit der Arbeit an einer<br />
neuen Musiksoftware begann, wollte er eine Basisbibliothek, die auf<br />
möglichst vielen Betriebssystemen laufen und dabei besonders<br />
schlank sein sollte. Eine solche setzte er kurzerhand in der Programmiersprache<br />
C++ um.<br />
An Tracktion kann man live erleben, dass Storer sein Ziel erreicht hat<br />
– aber das ist nur ein Beispiel für die Leistungsfähigkeit von JUCE.<br />
Die unter der GPL frei lizenzierte Bibliothek wird von zahlreichen anderen<br />
Softwareprojekten eingesetzt. Darunter finden sich klangvolle<br />
Namen wie M-Audio, Korg oder Sonalksis. Die Firma Codex Digital<br />
baut auf Basis von JUCE ein Gerät, das die Datenspeicherung von<br />
Hunderten großen Filmproduktionen übernommen hat. Außer den<br />
gängigen Desktopbetriebssystemen unterstützt JUCE auch iOS und<br />
Android, weshalb auch etliche Apps für Smartphones und Tablets<br />
damit arbeiten.<br />
Da Storer der einzige Entwickler von JUCE ist und bleiben möchte,<br />
pflegen einige andere Entwickler mit seiner Zustimmung eine Variante<br />
der Bibliothek unter dem Namen Juced . Für Linux existieren<br />
schon seit einigen Jahren mit beiden Varianten umgesetzte Softwarepakete.<br />
Die bekanntesten davon sind wie Tracktion Musikprogramme<br />
3 . So war der Plugin-Host Jost eine der ersten freien Anwendungen,<br />
die nativ für Linux gebaute VST-Module laden konnte.<br />
11.2014 www.linux-user.de<br />
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