19.10.2014 Aufrufe

AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013

AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013

AKTUELLES HEFT [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur 1/2 - 2013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Zwei Städte, zwei Weltsichten<br />

Bücher ]<br />

Parkhausplanung mit Qualität<br />

Bereits bei flüchtiger Betrachtung macht<br />

diese Neuerscheinung großen, einen im<br />

doppelten Sinne des Wortes schwergewichtigen<br />

Eindruck, umfasst sie doch zwei<br />

Bände von 556 Seiten Gesamtumfang, die<br />

sich in einem Schuber aus stabilem, graublau<br />

getöntem Karton befinden. Der vom<br />

Autor gewählte Untertitel »Handbuch«<br />

muss infolgedessen als ein Euphemismus<br />

bezeichnet werden, der wohl aus der<br />

Intention resultiert, den Nutzwert seiner<br />

Publikation zu verdeutlichen.<br />

Und über den Nutzwert von »Parkhäuser<br />

und Tiefgaragen«, der von ihm erarbeiteten<br />

und in jeder Hinsicht ebenso ausführlichen<br />

wie informativen Veröffentlichung kann es<br />

kaum Zweifel geben: Während der erste,<br />

»Grundlagen für die Planung« überschriebene<br />

Band eine nachgerade erschöpfende<br />

Vielfalt an Kriterien von den diversen Anforderungen<br />

über die einschlägigen Richtlinien<br />

und Verordnungen bis hin zu den<br />

Entwurfsansätzen, Tragstrukturen und<br />

Konstruktionselementen thematisiert,<br />

wobei den mechanischen und automatischen<br />

Parksystemen eigene Kapitel<br />

gewidmet sind, werden im zweiten Teil<br />

namens »Bauten und Projekte« gelungene<br />

Beispiele jüngeren Datums vorgestellt,<br />

ebenfalls anschaulich gegliedert, kompetent<br />

erläutert und angemessen bebildert.<br />

Einzelne Aspekte hier herausgreifen und<br />

näher be- oder gar durchleuchten zu wollen<br />

verbietet sich daher von selbst. Dem<br />

Rezensenten bleibt also letztendlich nur<br />

die Möglichkeit einer einzigen Schlussfolgerung,<br />

die dementsprechend auch<br />

in eine (Kauf-)Empfehlung mündet: Mit<br />

seinem »Handbuch« hat Ilja Irmscher ein<br />

Standardwerk vorgelegt, das Architekten<br />

und Ingenieure in toto lesen sollten –<br />

bevor sie mit der Konzeption, ja der Ideenentwicklung<br />

für die von ihnen zu realisierenden<br />

Baukörper beginnen.<br />

Michael Wiederspahn<br />

Ilja Irmscher: Parkhäuser und Tiefgaragen.<br />

Handbuch und Planungshilfe. DOM Publishers,<br />

Berlin 2012. 556 S., 1.225 Abb., geb.,<br />

2 Bände im Schuber, 98 €.<br />

Berlin ist nicht Bonn − und auch nicht<br />

Paris. Während das Werden der bundesdeutschen<br />

Hauptstadt in den letzten Jahren<br />

häufig mit dem ihres alten rheinischen<br />

Gegenparts verglichen wurde, eröffnet<br />

eine Publikation nun einen neuen, europäischen<br />

Blickwinkel: »Die gebaute Republik.<br />

Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />

in Berlin und Paris« des<br />

Soziologen Christian Peters analysiert<br />

die städtischen Gefüge und die architektonisch<br />

in sie eingeschriebenen gesellschaftlichen<br />

Implikationen.<br />

Mitterrands kulturpolitische Bautätigkeit<br />

wird dabei vor dem Hintergrund der<br />

Stadtgeschichte ausgelotet und der ihr<br />

zugrundeliegende Paradigmenwechsel<br />

dechiffriert. Und: Während Paris eine<br />

kontinuierliche nationale französische<br />

Erzählung ist und Bonn immer eine Negativfolie<br />

war, steht Berlin für eine nationale<br />

Erinnerungskultur der Diskontinuitäten −<br />

allerdings ohne Gründungsmythos und<br />

dafür mit teilweise recodierten Gebäuden.<br />

Wenn Peters nachweist, wie Hauptstädte<br />

im Mikrokosmos Nationalgeschichte abbilden,<br />

wird verständlich, warum Berlin<br />

als Neuerzählung und Neuschöpfung<br />

nationalen Selbstverständnisses »werden«<br />

und Bonn »vergehen« musste.<br />

Es geht um gestaltete Orte und die ihnen<br />

eingeschriebenen Möglichkeitsräume,<br />

um Macht und Identität, Bewusstsein und<br />

Symbole. Was in den hinlänglich bekannten<br />

Debatten um Berlin immer wieder eine<br />

emotionale Vermengung erfährt, analysiert<br />

der Soziologe sorgfältig und verdeutlicht<br />

die zentrale Rolle, die der Stadt durch die<br />

Neudefinition von Ost und West nach dem<br />

Fall der Mauer in der Neuordnung der<br />

politischen Landschaft zufiel.<br />

Die auf der Dissertation des Autors basierende<br />

Veröffentlichung ist unbedingt empfehlenswert,<br />

denn es gelingt ihm, bei aller<br />

akademischen Wissenschaftlichkeit, in<br />

bildhafter und lebendiger Sprache komplexe<br />

Bezüge leicht verständlich zu vermitteln,<br />

was die Lektüre zu einer spannenden<br />

Entdeckungsreise macht.<br />

Elisabeth Plessen<br />

Christian Peters: Die gebaute Republik.<br />

Zur umkämpften Ordnung der Hauptstadtarchitekturen<br />

in Berlin und Paris. Verlag<br />

Königshausen & Neumann, Würzburg<br />

2012. 292 S., zahlr. Abb., kart., 39,80 €.<br />

Tankstelle(n) in neun Kapiteln<br />

Trotz allen Umweltbewusstseins, der<br />

nicht nur politisch korrekten Forderung<br />

nach Ressourcenschonung und damit des<br />

Verzichts auf kraftstoffzehrende Fortbewegungsmittel<br />

soll es tatsächlich noch Unbelehrbare<br />

geben, die den Motor ihrer zweioder<br />

vierrädrigen, mit raffineriertem Erdöl<br />

betriebenen Fahrzeuge gerne anzulassen<br />

pflegen – und sich zudem für deren Entwicklung,<br />

ja sogar für die der zugehörigen<br />

Behausungen und Energieversorgungseinrichtungen<br />

zu interessieren vermögen.<br />

An solche Automobilisten von (vermeintlich)<br />

vorgestriger Gesinnung wendet sich<br />

nun Christof Vieweg mit einem Buch, das<br />

er höchst passend mit »Volltanken bitte!«<br />

betitelt hat. Diese Formulierung ist quasi<br />

Programm: Fernab wohlmeinender Streitschriften<br />

oder irgendwelcher Forschungsarbeiten,<br />

die nicht selten ein Lektürevergnügen<br />

von eher ambivalentem Charakter<br />

bieten, geht es hier weniger um Zahlen,<br />

Daten, Fakten, sondern vielmehr um das,<br />

was nach landläufiger Auffassung eigentlich<br />

nicht existieren dürfte, nämlich die<br />

durchaus freudvoll bis beglückend zu<br />

nennenden (Erfahrungs-)Momente in einer<br />

immerhin 100-jährigen Kulturgeschichte.<br />

Die insgesamt 144 Seiten vermitteln infolgedessen<br />

Impressionen, und zwar ebenso<br />

abgas- wie chronologiebefreit, indem sie<br />

mit oftmals doppelseitigen Abbildungen<br />

von zeittypischen, also älteren und jüngeren<br />

Bauwerken, berühmten Werbeplakaten,<br />

exemplarischen Zapfsäulen und -pistolen,<br />

großen wie kleinen Kanistern, Produktionsstätten,<br />

Rohrleitungen und historischen<br />

wie künftigen Befüllungssituationen aufwarten.<br />

Über die Qualität der Fotos und<br />

des Layouts kann man sicherlich streiten,<br />

von dem vergleichsweise geringen Umfang<br />

an Text(en) wird der geneigte Leser hingegen<br />

begeistert sein, im Übrigen genauso<br />

vom Tenor jener lebendigen Nacherzählung<br />

in neun bestens, weil bedenkenlos goutierbaren<br />

Kapiteln.<br />

Michael Wiederspahn<br />

Christof Vieweg: Volltanken bitte! 100 Jahre<br />

Tankstelle. Delius Klasing Verlag, Bielefeld<br />

2011. 144 S., 59 Abb., geb., 29,90 €.<br />

80] [<strong>Umrisse</strong>]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!