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<strong>uni</strong>:<strong>que</strong> 04|2006<br />

<strong>uni</strong>:versum 31<br />

sichtbare Wirkung erzielt wird. Beispielsweise<br />

ein Student, welcher seinem Streben<br />

nachgeht, der Arbeiter in einer Fabrik,<br />

der Vertreter, der seine Kunden zum Kauf<br />

überredet oder das Unternehmen, welches<br />

ein effektives Wirtschaftswachstum erzeugt,<br />

wird als aktiv bezeichnet, weil eine nachweisliche<br />

Leistung vollbracht wird. All die<br />

eben genannten Formen von Tätigkeiten<br />

werden nur aus Lust an der Aktivität um ihrer<br />

selbst Willen gestaltet. Diese Tätigkeiten<br />

mögen zwar mehr Interesse, Konzentration<br />

oder potentielle Geistesfähigkeit als andere<br />

erfordern, dennoch ist das in Bezug auf die<br />

Begriffsdefinition unserer Thematik über Aktivität<br />

nicht von grundlegender Bedeutung<br />

und somit hier für unsere Auseinandersetzung<br />

nicht erheblich.<br />

Im Allgemeinen wird irrtümlich Aktivität<br />

als ein gesellschaftlich anerkanntes und<br />

zweckgerichtetes Verhalten verstanden, was<br />

entsprechende, nützliche Veränderungen<br />

evoziert. Aktivität im heutigen Sinne bezieht<br />

sich nur auf ein Verhalten als solches,<br />

nicht auf den einzelnen Menschen, welcher<br />

sich in seiner ihm eigenen Art und Weise<br />

mit der Tätigkeit identifiziert. Differenziert<br />

wird bei dieser Überlegung nicht, ob die<br />

jeweilige Person aktiv ist, weil sie durch äußere<br />

Umstände dazu gezwungen wurde oder<br />

weil sie unter innerem Zwang steht, etwas<br />

für ihr eigenes Wohlbefinden tun zu müssen.<br />

Es sollte auch im modernen Sinne zwischen<br />

der bloßen Geschäftigkeit an sich, und dem<br />

Tätigsein unterschieden werden. Die grundlegende<br />

Abgrenzung beider Arten von Aktivität<br />

ist, dass man sich in einer entfremdeten<br />

Aktivität (der bloßen Geschäftigkeit)<br />

nicht als das tätige Subjekt seines eigenen<br />

Handelns erlebt, sondern sich lediglich<br />

an dem Resultat der Tätigkeit erfährt und<br />

zwar als etwas von sich selbst Getrenntes.<br />

Im Grund genommen handelt man nicht<br />

selber, vielmehr handeln meine mir fremden<br />

inneren oder äußeren Kräfte durch mich als<br />

funktionales Objekt. Selbst ist man als emotionales<br />

Wesen von dem Ergebnis des eigentlichen<br />

Tätigseins vollkommen getrennt.<br />

Bei der nicht entfremdeten Aktivität (tätig<br />

sein) ist es genau entgegengesetzt; der<br />

Mensch nimmt sich als handelndes Subjekt<br />

seines wirklichen Tätigseins wahr. Er kann<br />

beobachten, wie er etwas aus sich selbst<br />

heraus entwickelt, wobei die Beziehung zu<br />

dem Resultat, dem Produkt, nicht nur temporär<br />

aufrechterhalten bleibt. Das Produkt<br />

hierbei ist nicht auf die Fähigkeit etwas<br />

Neues oder Originales zu schaffen bezogen,<br />

sondern das Produkt im Sinn der anhaltenden<br />

Qualität des Tätigseins. Es geht weniger<br />

um das Produkt als solches einer Aktivität,<br />

welches nicht zum Beispiel gleichbedeutend<br />

mit der Kreativität eines Künstlers oder<br />

Wissenschaftlers ist. Das Gemälde beispielsweise<br />

oder eine wissenschaftliche Abhandlung<br />

können äußerst unproduktiv sein,<br />

wohingegen der Prozess, der dabei in einem<br />

Menschen vor sich geht, der sich seiner<br />

selbst zutiefst bewusst über sein wirkliches<br />

handeln ist, statt nur anzusehen, oder der<br />

ein Lied singt und die Gefühle nachempfindet,<br />

welcher der Komponist in Noten<br />

ausgedrückt hat, produktiv sein, obwohl<br />

im buchstäblichen Sinne nichts geschaffen<br />

worden ist. Dies hat zur Folge, dass durch<br />

die tatsächliche Aktivität eine Manifestation<br />

der eigenen Kräfte und Fähigkeiten<br />

bewirkt und somit durch das existenzielle<br />

Tätigsein ein einheitliches, menschliches<br />

Gesamtbild erreicht wird.<br />

Produktives Tätigsein bezeichnet den<br />

Zustand innerer Aktivität; sie muss nicht<br />

zwangsläufig mit der Hervorbringung einer<br />

offensichtlichen Leistung verbunden sein.<br />

Produktivität und Aktivität orientieren<br />

sich nur zu selten in unserer verstandenen<br />

Gewichtigkeit am Charakter des Einzelnen,<br />

wobei die Emotionalität eine notwendige<br />

Voraussetzung mit sich bringt.<br />

Mir geht es um die Vorstellung einer dem<br />

Menschen innewohnenden, wahrhaftigen<br />

Freude und dem emotionalen Empfinden an<br />

der Aktivität selbst. Ziel menschlich konstruktiver<br />

Aktivität soll es sein, die höchste<br />

Form des Tätigseins, ein Leben, das der<br />

inneren Stille und geistiger Erkenntnis um<br />

sich selbst geweiht ist, wieder zu erreichen.<br />

:: Patric Schwarz

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