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Donnerstag, 23. Oktober 2014<br />
●<br />
HAMBURG 11<br />
das<br />
zu groß<br />
Flüchtlingsheim<br />
„Wosollen dieeinkaufen?“<br />
Solidarität?Fehlanzeige.Imfeinen Harvestehude herrscht Unverständnis<br />
„Wo sollen die denn einkaufen?<br />
Bei Edeka imMittelweg?<br />
Hier gibt es doch<br />
nichts für die“, sagt ein älterer<br />
Herr und zieht kopfschüttelnd<br />
von dannen.<br />
Mittagszeit am Mittelweg,<br />
das Thema Flüchtlinge<br />
scheint den Stadtteil zu bewegen.<br />
Doch öffentlich etwassagen<br />
will hier keiner –<br />
schon garnicht die Gegner<br />
der Unterkunft.<br />
Eine Ausnahme ist Helmut<br />
H.Gerade ist der 80-<br />
Jährige dabei, seinen Garten<br />
aufzuräumen. „Das ist<br />
ökonomisch gesehen völliger<br />
Unsinn“, sagt er über<br />
die geplanteUnterkunftim<br />
alten Kreiswehrersatzamt.<br />
Für die vielen Millionen<br />
hätte man an anderer Stelle<br />
einen Neubau für viel mehr<br />
Flüchtlinge bauen können,<br />
so sein Argument. Gegen<br />
FlüchtlingeimStadtteil habe<br />
er im Prinzip aber<br />
nichts: „Meine Enkelin<br />
würde sich freuen, wenn<br />
sie mit den Kindern spielen<br />
könnte.“<br />
Andere Passanten äußern<br />
hingegen ganz deutlich,<br />
wassie vonden Plänen<br />
des Bezirks halten: nämlich<br />
gar nichts. Doch sie wollen<br />
keine Öffentlichkeit, trauen<br />
sich nur hinter vorgehaltener<br />
Hand ihre Meinung zu<br />
sagen. Genau wie die Kläger,<br />
die eine Unterkunftfür<br />
220 Menschen in Not verhindern<br />
wollen. Und das<br />
anonym.<br />
VOS<br />
Bis zu 220 Flüchtlinge<br />
sollen voraussichtlich<br />
ab Sommer 2015 an<br />
der Sophienterrasse<br />
Unterschlupf finden.<br />
Fotos: U. Schmidt (2), hfr<br />
MarcelSchweitzer.Man habe<br />
damit gerechnet und sei deshalb<br />
bei der Planung umso<br />
gründlicher gewesen.<br />
Hendrikje Blandow-Schlegel,<br />
Vorsitzende des Vereins<br />
„Flüchtlingshilfe Harvestehude“,<br />
hofft, das sich der Einzug<br />
der Flüchtlingenicht verzögert.<br />
Eine rechtliche Klärung<br />
habe aber auch Vorteile,<br />
könne die Situation entspannen.<br />
„Dann weiß jeder,woran<br />
er ist“, sagt sie.<br />
„Ich kenne die drei Kläger,<br />
das sind honorigeBürger, keine<br />
Rechten oder so was“, sagt<br />
Torsten Sevecke, Bezirks-<br />
Chef in Eimsbüttel. Er habe<br />
mehrfach mit ihnen geredet,<br />
umso erstaunlicher sei es,<br />
dasssie trotzdem geklagt hätten.<br />
Er kündigte an, mit den<br />
drei Klägern noch einmal zu<br />
reden, in der Hoffnung, „dass<br />
sie die Klage zurücknehmen“.<br />
Das Verwaltungsgericht<br />
wird voraussichtlich in<br />
den kommenden Wochen<br />
über den Antrag entscheiden.<br />
„Flüchtlinge kommen<br />
nicht freiwillig. Sie sind in<br />
Not“, sagt Klaus Wichers<br />
<strong>vom</strong> Sozialverband Deutschland.<br />
Er verstehe die Sorge<br />
der Anwohner. „Aber jeder<br />
muss sich verantwortlich<br />
fühlen. Es ist vielleicht nicht<br />
einfach –aber machbar.“