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Donnerstag, 23. Oktober 2014 HAMBURG 7<br />
Holsten-Areal:<br />
Stadt soll das<br />
Gelände kaufen<br />
84-Jähriger<br />
bat um Sitz, da<br />
gab’sDresche<br />
um Sitzplatz eskaliert. VorGericht zeigtder TäterEinsicht<br />
„Das Gesicht<br />
des Opfers war<br />
voller Blut.“<br />
Der Busfahrer vor Gericht<br />
der Haltestelle Schulweghält<br />
und der 84-jährige Gerhard<br />
R. mit seinem Rollator einsteigt,<br />
sieht Ulrich S. rot.<br />
„Siehst du endlich ein, dass<br />
du Platz machen musst?“, soll<br />
ihn GerhardR.gefragt haben.<br />
„Für mich hieß das so viel<br />
wie: ‚Verpiss dich, ich brauche<br />
den Platz!‘“, erzählt Ulrich<br />
S. aufgebracht. „Das war<br />
so wasvon ignorant.“<br />
Und dann passiert es: Der<br />
69-Jährige schlägt dem 84-<br />
Jährigen hart und mit der flachen<br />
Hand ins Gesicht. GerhardR.stürzt<br />
zu Boden –die<br />
anderen Fahrgäste sind geschockt.<br />
„Sein Gesicht war<br />
voller Blut“, berichtet der<br />
Busfahrer. Erhabe die Situation<br />
im Rückspiegel verfolgt<br />
und versucht einzugreifen –<br />
doch da sei es schon zu spät<br />
gewesen. „Wer mir so blöd<br />
kommt, fängt sich eben eine“,<br />
soll Ulrich S. gesagt haben,<br />
als Gerhard R.noch auf<br />
dem Boden lag, so der Busfahrer.<br />
„Im Nachhinein war<br />
das wirklich nicht angebracht“,<br />
sagt der Täter<br />
und entschuldigt sich.<br />
„Es warkeine bedachte<br />
Handlung, sondern<br />
eher eine Reaktion.“<br />
Ulrich S. erhält eine<br />
Geldstrafevon 25<br />
Tagessätzen à je<br />
acht Euro. „Das ist<br />
ein wirklich noch<br />
freundliches Angebot<br />
der<br />
Staatsanwaltschaft“,<br />
so der<br />
Richter des<br />
Amtsgerichts.<br />
An der Haltestelle<br />
Schulweg stieg<br />
GerhardR.inden Bus.<br />
Ulrich S. (69) rastete im<br />
HVV-Bus aus und schlug<br />
einen Rentner. „Ich hatte<br />
so eine Art Blackout.“<br />
Grüne stellen Antrag im Ausschuss<br />
VonSTEPHANIE LAMPRECHT<br />
Holsten wird inden kommenden<br />
drei Jahren umziehen<br />
–und mit dem historischen<br />
Standortder Brauerei<br />
wird plötzlich ein Sahnegrundstück<br />
mitten inAltona<br />
frei. Diesmal, fordern die<br />
Grünen, soll die Stadt ein<br />
großes Stück <strong>vom</strong>Immobilienkuchen<br />
abbekommen –<br />
mitdem„scharfenSchwert“<br />
des Sondervorkaufsrechts.<br />
Seit1879wirdaufdem86000<br />
Quadratmeter-Areal Bier gebraut.<br />
Wenn die Holstenbrauerei<br />
umzieht,<br />
kann die Politik<br />
aus dem Gewerbeland<br />
Bauland<br />
machen – der<br />
Wert würde sich<br />
über Nacht vervielfachen.<br />
Ein<br />
Spekulantentraum.<br />
Käufer des<br />
Areals ist laut<br />
„Immobilienzeitung“<br />
Bauriese<br />
Helmut Greve, zusammen<br />
mit Projektentwickler Procom<br />
und der Haspa. Bestätigt<br />
hatdie Brauerei das noch<br />
nicht.<br />
Was der stadtentwicklungspolitische<br />
Sprecher der<br />
Grünen, Olaf Duge, als Waffe<br />
in der Hand der Stadt sieht,<br />
ist der §165 Baugesetzbuch.<br />
Der erlaubt es der Politik, eine<br />
besonders wichtige Fläche<br />
als „städtisches Entwicklungsgebiet“<br />
zu deklarieren.<br />
Damit hätte die Stadt ein<br />
Sondervorkaufsrecht, könn-<br />
Olaf Duge (Grüne):<br />
„Wert abschöpfen“<br />
tedasGeländevondemKon-<br />
sortium um Greve kaufen,<br />
bevor der Preis explodiert –<br />
und den steigenden Wert<br />
beim Weiterverkauf selbst<br />
„abschöpfen“.<br />
Aber die Zeit drängt: „Bevor<br />
die Grundstückswerte<br />
durch Umnutzungsvorstellungen<br />
in Wohnungsbau<br />
oder durch mehrfache Verkäufe<br />
indie Höhe getrieben<br />
werden, mussschnell gehandelt<br />
werden“, steht in dem<br />
Antrag der Grünen, den der<br />
Stadtplanungsausschuss der<br />
Bürgerschaftam28. November<br />
berät.<br />
Das „Schwert“<br />
des §65 hatdie Politik<br />
erst einmal angewendet,<br />
im Fall<br />
der „Neuen Mitte<br />
Altona“, wo auf<br />
dem einstigen<br />
Bahngelände ein<br />
riesiges Neubaugebiet<br />
entsteht. Aber<br />
viel zu spät, erklärt<br />
Duge: „Dort war<br />
der Grundstückspreisdurchmehrere<br />
Weiterverkäufebereitsgestiegen,<br />
da hätte die Stadtzu<br />
einem früheren Zeitpunkt<br />
mehr abschöpfenkönnen.“<br />
Die mutmaßlich neuen<br />
Besitzer um Helmut Greve<br />
können das Sondervorkaufsrecht<br />
der Stadt abwenden,<br />
indem sie sich mit der Stadt<br />
einigen.DannwürdendieInvestoren<br />
das Gebiet entwickeln<br />
und die Stadt würde<br />
die Wertsteigerungen des<br />
Bodens nutzen, um vondem<br />
Geld etwa Kitas und Parkszu<br />
finanzieren.<br />
Holsten-Gelände: 86000 Quadratmeter mitten in Altona.