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e der Woche FR Hamburg-Guide SA HamburgHistorisch SO Fotosder Woche<br />
Najwa bringt die drei Schweizer<br />
Philipp (49, l.), Sergio(20) und<br />
Dani (40, r.) zum Angelplatz.<br />
Fisch-Trophäe: Dani<br />
zeigt stolz seinen<br />
Fang –einen 67,5<br />
Zentimeter langen<br />
Zander.<br />
Beiihr ihr beißen die<br />
Najwa Hussein zeigtden<br />
Männern, wo es in der Elbe<br />
diebesten Fische gibt<br />
Angler an<br />
VonNINA GESSNER<br />
Acht Uhr morgens an der Elbe.<br />
Fähren bringen die Menschen<br />
zur Arbeit ans andere<br />
Ufer. Auf dem Fluss laufen<br />
die ersten Containerschiffe<br />
ein. Da schießen plötzlich<br />
drei Schnellboote durch den<br />
Frühnebel. Am Heck ragen<br />
lange Metallkolben heraus.<br />
Fast wie Maschinengewehre.<br />
Am Steuer steht jeweils ein<br />
finster gekleideter Mensch.<br />
Eine Szene wie in einem<br />
Agententhriller.Beim Näherkommen<br />
wird klar: Eine der<br />
Personen ist weiblich.<br />
Najwa Hussein ist Deutschlands<br />
einzige Angelführerin.<br />
Eine Frau in einer Männerdomäne.<br />
94 Prozent der Angler<br />
sind männlich – so wie die<br />
drei Schweizer, die an einem<br />
Anleger in Finkenwerder auf<br />
ihreAbholung warten.<br />
Mit strahlendem Lächeln<br />
begrüßtdie hübsche 35-Jährige<br />
mit dem lockigen Pferdeschwanz<br />
Philipp (49), Dani<br />
(40) und dessen Sohn Sergio<br />
(20), die sonst gewohnt sind,<br />
in klaren Schweizer Bergseen<br />
zu fischen. Das trübe Elbwasser<br />
ist heute nur deshalb Ziel,<br />
weil Philipp sich in Hamburg<br />
ein Boot gekaufthat.<br />
Noch bevor „Natsch“, wie<br />
sie genannt wird, den Motor<br />
startet, lässt sie sich die Angelscheine<br />
zeigen. „Seid ihr<br />
bereit?“, fragt<br />
sie dann. Und<br />
los geht’s.<br />
Ein kalter<br />
Wind weht, immer<br />
wieder<br />
schlägt das Boot<br />
auf dem Wasser auf, als es<br />
vorbei an den Landungsbrücken,<br />
der Elbphilharmonie bis<br />
zum ersten Angelplatz zieht.<br />
Die beiden anderen Boote<br />
sind abgebogen zu alternativenStellen.<br />
„Was ist dein Größter?“, beginnt<br />
ein Fachgespräch. Dani<br />
erzählt von einem 2,41 Meter<br />
langen Waller,den er im Ebro<br />
in Spanien an der Angel hatte.<br />
Sein größter Zander war 86<br />
Zentimeter lang. Najwas 1,01<br />
Meter. Größe ist alles bei<br />
Sportfischern. Ein dicker<br />
Fisch ist eine Trophäe.<br />
Undsoist der Jubel laut, als<br />
Sergio nach nur wenigen Minuten<br />
einen riesigen Zander<br />
aus der Elbe zieht. Najwahilft<br />
ihm, greift zum Kescher, um<br />
den Fisch ins Boot zu ziehen.<br />
Ein Maßband wirdausgerollt:<br />
„Zander? Barsch?<br />
Ich esse am liebsten<br />
Fischstäbchen.“<br />
Najwa Hussein<br />
77,5 Zentimeter!<br />
„Sergi – Petri“,<br />
freut sich der<br />
Vater. „Den<br />
grillen wir heute<br />
Abend.“ Najwa<br />
Hussein fällt<br />
dem Jungen um den Hals.<br />
„So einen Fisch fängt man<br />
in der Elbe nicht alle Tage“,<br />
freutsie sich. Undsie musses<br />
wissen. „Natsch“ arbeitet seit<br />
acht Jahren als Angelführerin.<br />
Dazu gekommen ist sie nicht<br />
ganz freiwillig. Die Tochter<br />
palästinensischer Einwanderer,<br />
die eigentlich Grafikdesignerin<br />
ist, lernte beim Joggen<br />
ihren Freund Andreas<br />
kennen. Ein passionierter<br />
Angler: „Er ging jedes Wochenende<br />
angeln. Mir blieb<br />
nichts übrig, als ihn zu begleiten.<br />
Sonst hätte ich ihn nie gesehen.“<br />
Doch nur zugucken<br />
war langweilig. Also griff sie<br />
selbst zur Rute. „Erst da hab’<br />
ich gemerkt, dassesspannend<br />
ist –wie auf der Jagd. Jeder<br />
Fang ist ein irres Glücksgefühl.“<br />
Gemeinsam mit Andreas<br />
gründete Najwa Hussein das<br />
Unternehmen „Pro Guiding“,<br />
das von Mai bis Dezember<br />
Angeltouren auf der Elbe anbietet.<br />
Kann man so viel Fisch<br />
überhaupt essen? „Ich esse<br />
lieber Fischstäbchen“, lacht<br />
Najwa. Die Fische bekommt<br />
ihre Nachbarin – oder die<br />
Kunden. Die konnten an diesem<br />
Taggleich ein Festessen<br />
veranstalten: 31 Zander, vier<br />
Barsche und ein Hecht waren<br />
die Bilanz der drei Schweizer.<br />
Die meisten Fische waren<br />
den Trophäenjägern jedoch<br />
zu klein: Was40Zentimeter<br />
unterschritt, wurdezurück in<br />
die Elbe gesetzt.<br />
Fotos: Quandt