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Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 23.10.2014 (Vorschau)

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e der Woche FR Hamburg-Guide SA HamburgHistorisch SO Fotosder Woche<br />

Najwa bringt die drei Schweizer<br />

Philipp (49, l.), Sergio(20) und<br />

Dani (40, r.) zum Angelplatz.<br />

Fisch-Trophäe: Dani<br />

zeigt stolz seinen<br />

Fang –einen 67,5<br />

Zentimeter langen<br />

Zander.<br />

Beiihr ihr beißen die<br />

Najwa Hussein zeigtden<br />

Männern, wo es in der Elbe<br />

diebesten Fische gibt<br />

Angler an<br />

VonNINA GESSNER<br />

Acht Uhr morgens an der Elbe.<br />

Fähren bringen die Menschen<br />

zur Arbeit ans andere<br />

Ufer. Auf dem Fluss laufen<br />

die ersten Containerschiffe<br />

ein. Da schießen plötzlich<br />

drei Schnellboote durch den<br />

Frühnebel. Am Heck ragen<br />

lange Metallkolben heraus.<br />

Fast wie Maschinengewehre.<br />

Am Steuer steht jeweils ein<br />

finster gekleideter Mensch.<br />

Eine Szene wie in einem<br />

Agententhriller.Beim Näherkommen<br />

wird klar: Eine der<br />

Personen ist weiblich.<br />

Najwa Hussein ist Deutschlands<br />

einzige Angelführerin.<br />

Eine Frau in einer Männerdomäne.<br />

94 Prozent der Angler<br />

sind männlich – so wie die<br />

drei Schweizer, die an einem<br />

Anleger in Finkenwerder auf<br />

ihreAbholung warten.<br />

Mit strahlendem Lächeln<br />

begrüßtdie hübsche 35-Jährige<br />

mit dem lockigen Pferdeschwanz<br />

Philipp (49), Dani<br />

(40) und dessen Sohn Sergio<br />

(20), die sonst gewohnt sind,<br />

in klaren Schweizer Bergseen<br />

zu fischen. Das trübe Elbwasser<br />

ist heute nur deshalb Ziel,<br />

weil Philipp sich in Hamburg<br />

ein Boot gekaufthat.<br />

Noch bevor „Natsch“, wie<br />

sie genannt wird, den Motor<br />

startet, lässt sie sich die Angelscheine<br />

zeigen. „Seid ihr<br />

bereit?“, fragt<br />

sie dann. Und<br />

los geht’s.<br />

Ein kalter<br />

Wind weht, immer<br />

wieder<br />

schlägt das Boot<br />

auf dem Wasser auf, als es<br />

vorbei an den Landungsbrücken,<br />

der Elbphilharmonie bis<br />

zum ersten Angelplatz zieht.<br />

Die beiden anderen Boote<br />

sind abgebogen zu alternativenStellen.<br />

„Was ist dein Größter?“, beginnt<br />

ein Fachgespräch. Dani<br />

erzählt von einem 2,41 Meter<br />

langen Waller,den er im Ebro<br />

in Spanien an der Angel hatte.<br />

Sein größter Zander war 86<br />

Zentimeter lang. Najwas 1,01<br />

Meter. Größe ist alles bei<br />

Sportfischern. Ein dicker<br />

Fisch ist eine Trophäe.<br />

Undsoist der Jubel laut, als<br />

Sergio nach nur wenigen Minuten<br />

einen riesigen Zander<br />

aus der Elbe zieht. Najwahilft<br />

ihm, greift zum Kescher, um<br />

den Fisch ins Boot zu ziehen.<br />

Ein Maßband wirdausgerollt:<br />

„Zander? Barsch?<br />

Ich esse am liebsten<br />

Fischstäbchen.“<br />

Najwa Hussein<br />

77,5 Zentimeter!<br />

„Sergi – Petri“,<br />

freut sich der<br />

Vater. „Den<br />

grillen wir heute<br />

Abend.“ Najwa<br />

Hussein fällt<br />

dem Jungen um den Hals.<br />

„So einen Fisch fängt man<br />

in der Elbe nicht alle Tage“,<br />

freutsie sich. Undsie musses<br />

wissen. „Natsch“ arbeitet seit<br />

acht Jahren als Angelführerin.<br />

Dazu gekommen ist sie nicht<br />

ganz freiwillig. Die Tochter<br />

palästinensischer Einwanderer,<br />

die eigentlich Grafikdesignerin<br />

ist, lernte beim Joggen<br />

ihren Freund Andreas<br />

kennen. Ein passionierter<br />

Angler: „Er ging jedes Wochenende<br />

angeln. Mir blieb<br />

nichts übrig, als ihn zu begleiten.<br />

Sonst hätte ich ihn nie gesehen.“<br />

Doch nur zugucken<br />

war langweilig. Also griff sie<br />

selbst zur Rute. „Erst da hab’<br />

ich gemerkt, dassesspannend<br />

ist –wie auf der Jagd. Jeder<br />

Fang ist ein irres Glücksgefühl.“<br />

Gemeinsam mit Andreas<br />

gründete Najwa Hussein das<br />

Unternehmen „Pro Guiding“,<br />

das von Mai bis Dezember<br />

Angeltouren auf der Elbe anbietet.<br />

Kann man so viel Fisch<br />

überhaupt essen? „Ich esse<br />

lieber Fischstäbchen“, lacht<br />

Najwa. Die Fische bekommt<br />

ihre Nachbarin – oder die<br />

Kunden. Die konnten an diesem<br />

Taggleich ein Festessen<br />

veranstalten: 31 Zander, vier<br />

Barsche und ein Hecht waren<br />

die Bilanz der drei Schweizer.<br />

Die meisten Fische waren<br />

den Trophäenjägern jedoch<br />

zu klein: Was40Zentimeter<br />

unterschritt, wurdezurück in<br />

die Elbe gesetzt.<br />

Fotos: Quandt

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