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Hamburger Morgenpost Ausgabe vom 23.10.2014 (Vorschau)

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MEINUNG<br />

POLITIK 4<br />

●●<br />

Die Ebola-Krise<br />

Ausgerechnet<br />

Kuba macht<br />

es uns vor<br />

Man mussesleider so deutlich<br />

sagen: Die Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) hatsich in<br />

der Ebola-Krise bis auf die Bürokraten-Knochen<br />

blamiert.<br />

Siehat monatelang trägezugeschaut,<br />

während „Ärzteohne<br />

Grenzen“ längst vorOrt war<br />

und vorder sich anbahnenden<br />

Katastrophe warnte. So sieht<br />

es der Arzt Pieter de Koning,<br />

der in Liberia das ganzeAusmaß<br />

der Epidemie erlebt hat.<br />

Er fordert einen medizinischen<br />

Blauhelmeinsatz, um<br />

das Chaos und die Panik vor<br />

Ort in den Griffzubekommen.<br />

Auch die Bundesregierung hat<br />

bisher eher durch passives Zuwarten<br />

„geglänzt“. Ausdem<br />

politischen Bermuda-Dreieck<br />

zwischen den Ministern Ursula<br />

vonder Leyenund Hermann<br />

Gröhe sind bisher nur Absichtserklärungen<br />

bekannt.<br />

Hilfevor Ort –Fehlanzeige.<br />

Unddas Deutsche Rote Kreuz<br />

klagt über zu wenig Freiwillige<br />

für die geplanteKrankenstation<br />

in Liberia. Hier macht es<br />

das kleine arme Kuba der Welt<br />

vor. Die Kubaner sind seit dem<br />

1. Oktober mit 165Ärzten und<br />

Helfern in den Ebola-Gebieten.<br />

Das hatHavanna jetzt sogarhöchstes<br />

Lob <strong>vom</strong>Erzfeind<br />

USAeingebracht. Es wäre<br />

beschämend, wenn die<br />

deutsche Hilfesich<br />

auf Schutzanzüge<br />

für die mutigen Kubaner<br />

beschränkte.<br />

S.45<br />

DIERK<br />

ROHWEDDER<br />

politik@mopo.de<br />

ZITAT DES TAGES<br />

„Warum soll es nicht eine<br />

rot-rot-grüne Landesregierung<br />

geben? Wer hat<br />

Angst vorm roten Mann?“<br />

Der Theologe und frühere DDR-Bürgerrechtler<br />

Friedrich Schorlemmer<br />

Mindestens 30 Schüsse +++ Soldat tot+++ Atten<br />

Kanada:Anschlag<br />

Angreifer feuertwildimRegierungsgebäude. Abgeordneteverbarrikadieren sich<br />

Ministerpräsident Harper unverletzt rausgeschleust.Islamisten unter Verdacht<br />

Ottawa – Um 9.52 Uhr vormittags<br />

peitschten am<br />

Kriegerdenkmal in Kanadas<br />

Hauptstadt Ottawa<br />

gestern die ersten Schüsse.<br />

Ein Attentäter schoss<br />

dorteinen der Wachsoldaten<br />

nieder, der wenig später<br />

verstarb. Der Beginn<br />

von stundenlangen schockierenden<br />

Ereignissen,<br />

die das ganze Land in<br />

Atemhielten.<br />

Ein Bauarbeiter, der Augenzeuge<br />

der brutalen<br />

Szenen wurde, nährte<br />

schnell Gerüchte, dass es<br />

sich bei dem oder den Angreifern<br />

um radikale<br />

Islamisten handeln<br />

könnte: „Ich<br />

sah einen langhaarigen,<br />

bärtigen,<br />

schwarz gekleideten<br />

Mann, der sein<br />

Gesicht mit einem<br />

Schal verhüllt hatte,inRichtung<br />

Parlamentsgebäude<br />

rennen.“ Dort<br />

brach Sekunden<br />

später die Hölle los.<br />

Wild feuernd<br />

stürmte der Attentäter<br />

mit seinem<br />

Gewehr durch die<br />

Flure des Regierungsgebäudes<br />

-<br />

IS-Terror:Angriffmit Saddams<br />

Zahlreiche Zivilisten im Krankenhaus –Vorwürfe vonKurden-Aktivistin<br />

Kobane – Böser Verdacht in<br />

Kobane: Haben die IS-Terror-Milizen<br />

im Kampf um<br />

die kurdische Stadt Giftgas<br />

eingesetzt? Zahlreiche Bewohner<br />

kamen mit entsprechenden<br />

Symptomen ins<br />

Krankenhaus. Doch woher<br />

hatder IS den Höllensud?<br />

Atemnot, tränende Augen,<br />

Hautprobleme: Wasdie Ärzte<br />

sahen, bestätigte später<br />

während die Top-Politiker<br />

des Landes dort routinemäßig<br />

ihren Geschäften<br />

nachgingen.<br />

Minister Tony Clement:<br />

„Liberale und Konservative<br />

hielten gerade ihre<br />

Fraktionssitzungen ab, als<br />

mindestens 30 Schüsse zu<br />

hören waren.“Viele Abgeordnete<br />

verbarrikadierten<br />

sich in den Sitzungssälen.<br />

Ministerpräsident Stephen<br />

Harper konnte gerade<br />

noch unverletzt aus<br />

dem Gebäude geschleust<br />

werden.<br />

Panzerfahrzeuge sowie<br />

Hunderte Polizisten rie-<br />

die Kurdenaktivistin Asya<br />

Abdullah der BBC: „Sie haben<br />

eine chemische Waffein<br />

die Stadt gefeuert.“ Seit Wochen<br />

ist die Stadt an der<br />

Grenze zur Türkei umkämpft,<br />

inden vergangenen<br />

Tagenmussten die IS-Kämpfer<br />

zurückweichen. Nun haben<br />

sie neue Truppen zusammengezogen,<br />

gestern<br />

waren die Kurden in der<br />

geln das Parlament dann<br />

hastig ab. Überall heulen<br />

Krankenwagen-Sirenen,<br />

Menschen fliehen in Panik.<br />

Kurz darauf durchstreifen<br />

Spezialkräfte mit<br />

kugelsicheren Westen das<br />

Parlamentsgebäude. Arbeitsminister<br />

Jason Kenney:<br />

„Der Angreifer verwundete<br />

einen Wachmann<br />

schwer.“ Bei dem<br />

Helfer kümmern sich um den niedergeschossenen Wachsoldaten, der wenig später stirbt.<br />

folgenden Feuergefecht<br />

mit anderen Polizisten sei<br />

der Angreifer dann selbst<br />

tödlich verwundet worden.<br />

Doch der Spuk hatte immer<br />

noch kein Ende: Mittlerweile<br />

gingen die Verantwortlichen<br />

von zwei<br />

oder sogar mehr Angreifern<br />

aus. Inzwischen soll<br />

auch in einem Einkaufszentrum<br />

in OttawasInnenstadtnahe<br />

des Parlamentsgebäudes<br />

geschossen worden<br />

sein. Ein Fehlinformation,<br />

stellt sich später heraus.<br />

Ins Geschehen verwickelt<br />

war übrigens eine<br />

hochrangige deutsche Politiker-Delegation<br />

um Ex-<br />

CSU-Chef Erwin Huber<br />

und CSU-Parlamentarier<br />

Hans-Peter Uhl. Huber:<br />

„Unser Hotel liegt direkt<br />

neben dem Parlamentsgebäude.<br />

Als<br />

unser Bus dort vorbeifuhr,waren<br />

überall<br />

Polizisten.“<br />

Erst am Montag<br />

hatte der 25-jährige<br />

Kanadier Martin<br />

Couture-Rouleau<br />

bei Montreal zwei<br />

Soldatenmit seinem<br />

Auto überfahren, einen<br />

der beiden dabei<br />

getötet, bevorer<br />

selbst von Polizistenerschossen<br />

wurde.<br />

Die Behörden<br />

bescheinigten ihm<br />

eine „terroristische<br />

Ideologie“. DJA<br />

Stadt wieder unter schweremBeschuss.<br />

Haben die Gotteskrieger<br />

Giftgas benutzt, als sie unter<br />

Druck gerieten? Zwei Quellen<br />

kommen infrage: Granaten<br />

aus den Labors von Saddam<br />

Hussein fielen dem IS<br />

in die Hände,als er irakische<br />

Armeeposten überrannte.<br />

Alternativkönnten ihm auch<br />

Verbündete das Zeug geliefert<br />

haben. Doch es gibt auch<br />

Zweifel: Der Giftgas-Vorwurf<br />

wird in den Kriegen<br />

rund um Syrien und den Irak<br />

oft missbraucht –alle Beteiligten<br />

wissen, dass der Westen<br />

bei diesem Verbrechen<br />

kaum wegsehen kann. So gab<br />

es bereits im Juli den unbewiesenen<br />

Vorwurf, der IS<br />

habe in Kobane Gift eingesetzt.<br />

Und auch der Gift-

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