Gesundheit und Pflege
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<strong>Pflege</strong>kräfte aus dem Osten<br />
INFOS & HILFE<br />
WAS IST EINE<br />
PATIENTEN-<br />
VERFÜGUNG?<br />
Eine Patientenverfügung ist<br />
eine Willenserklärung, mit<br />
der ein Patient im Voraus eine<br />
bestimmte medizinische Behandlung<br />
ablehnt. Sie wird<br />
dann wirksam, wenn er zum<br />
Zeitpunkt der Behandlung<br />
nicht mehr einsichts-, urteilsoder<br />
äußerungsfähig ist. Auch<br />
viele andere Dinge können<br />
damit verfügt werden (Sachwalter,<br />
bestimmte Wohnheime,<br />
religiöse Begleitung<br />
usw.). Der Patient kann nicht<br />
vorweg seine Gr<strong>und</strong>versorgung<br />
mit Nahrung <strong>und</strong> Flüssigkeit,<br />
die Teil der <strong>Pflege</strong> ist,<br />
ausschließen.<br />
Für die Errichtung einer Patientenverfügung<br />
muss die<br />
Beratung eines Arztes eingeholt<br />
werden, sie kann beim<br />
Notar, Rechtsanwalt oder Patientenanwalt<br />
hinterlegt werden.<br />
Dieser trägt sie zusätzlich<br />
in das Patientenverfügungs-Register<br />
ein.<br />
Eine Patientenverfügung verliert<br />
nach Ablauf von 5 Jahren<br />
ab der Errichtung ihre Verbindlichkeit,<br />
sofern der Patient<br />
nicht eine kürzere Frist<br />
bestimmt hat. Sie kann unter<br />
Einhaltung aller Formerfordernisse<br />
nach entsprechender<br />
ärztlicher Aufklärung erneuert<br />
werden.<br />
n R<strong>und</strong> 35.000 Frauen aus dem Osten kümmern sich um pflegebedürftige Menschen in Österreich.<br />
ländische <strong>Pflege</strong>personal muss<br />
eine entsprechende Schulung<br />
machen, bei der Wirtschaftskammer<br />
Österreich registriert<br />
sein, einen Gewerbeschein haben<br />
<strong>und</strong> Steuer <strong>und</strong> Sozialversicherung<br />
laut Werkvertragsregelung<br />
bezahlen.<br />
Ungefähr 35.000 Osteuropäerinnen,<br />
vor allem aus der Slowakei,<br />
betreuen derzeit bedürftige<br />
Menschen in ihren<br />
eigenen vier Wänden.<br />
Diverse Agenturen vermitteln<br />
per Internet <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong><br />
Haushaltskräfte für die häusliche<br />
<strong>Pflege</strong>. Trotz abgeschlossener<br />
Ausbildung erhalten viele<br />
der Frauen aus Osteuropa<br />
zwar mehr als in ihrem Herkunftsland,<br />
aber nur 25 bis<br />
50 % einer in Österreich tätigen<br />
<strong>Pflege</strong>rin. Eine R<strong>und</strong>-umdie-Uhr-Betreuung<br />
mit den<br />
gängigen St<strong>und</strong>enlöhnen wäre<br />
zudem von den meisten Betroffenen<br />
nie <strong>und</strong> nimmer zu<br />
finanzieren.<br />
Die Kosten für die häusliche<br />
24-St<strong>und</strong>en-Betreuung hängen<br />
von vielen Faktoren ab.<br />
So macht es einen Unterschied,<br />
wo in Österreich eine<br />
pflegebedürftige Person wohnt.<br />
Dann hängt der Preis noch<br />
von <strong>Pflege</strong>geld bzw. <strong>Pflege</strong>stufe<br />
sowie dem gewährten<br />
Zuschuss ab. Für vier Wochen<br />
R<strong>und</strong>um-Betreuung in Wien<br />
<strong>und</strong> Umgebung werden von<br />
der Agentur beispielsweise<br />
1.516 Euro in Rechnung gestellt,<br />
abzüglich <strong>Pflege</strong>geld<br />
<strong>und</strong> Zuschuss (bei <strong>Pflege</strong>stufe<br />
3) ist von den Betroffenen ein<br />
monatlicher Gesamtpreis von<br />
523,10 Euro zu entrichten.<br />
Österreich profitiert<br />
„Österreich ist, nicht zuletzt<br />
wegen geringer Geburtenraten<br />
<strong>und</strong> Überalterung wie andere<br />
Staaten in Europa auch,<br />
auf Zuwanderung angewiesen:<br />
um dem Fachkräftemangel<br />
zu begegnen <strong>und</strong> um<br />
Wirtschaftswachstum sowie<br />
Wohlstand zu sichern“,<br />
schreibt Alexandra Föderl-<br />
Schmid, Chefredakteurin der<br />
Tageszeitung „Der Standard“.<br />
„Außerdem verrichten diese<br />
Menschen Tätigkeiten, die bei<br />
Österreichern nicht besonders<br />
beliebt oder aus Zeitgründen<br />
nicht möglich sind.“<br />
Österreich profitiere jedenfalls<br />
vom Neuzuzug der <strong>Pflege</strong>rinnen,<br />
die dem Staat Mehreinnahmen<br />
von etliche Millionen<br />
Euro bringen. Selbst unter Abzug<br />
der Sozialausgaben bleibt<br />
immer noch ein Plus übrig.<br />
Überrascht war <strong>Pflege</strong>rin Zusanna<br />
jedenfalls, als sie vor<br />
Kurzem plötzlich einen an sie<br />
persönlich gerichteten Brief<br />
von der Katholischen Kirchenbeitragsstelle<br />
erhielt:<br />
„Nach unseren Unterlagen<br />
verfügen Sie über kein oder<br />
nur ein sehr geringes Einkommen.<br />
Sie brauchen daher in<br />
diesem Jahr keinen Beitrag zu<br />
bezahlen … Wir bitten Sie<br />
aber, nach eigenem Ermessen<br />
einen Ihren finanziellen Möglichkeiten<br />
entsprechenden Betrag<br />
zu leisten <strong>und</strong> auch damit<br />
Ihre Zugehörigkeit zu unserer<br />
Glaubensgemeinschaft zum<br />
Ausdruck zu bringen.“<br />
Fotos: Getty Images/Abel Mitja Varela, Getty Images/Silvia Jansen<br />
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