Gesundheit und Pflege
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Wenn die Schwangerschaft<br />
feststeht <strong>und</strong> die Schwangere<br />
das Kind behalten will, wird<br />
ein Mutter-Kind-Pass angelegt<br />
(alle Infos dazu finden Sie hier:<br />
https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/8/Seite.082200.html)<br />
<strong>und</strong><br />
die erste Blutuntersuchung<br />
wird durchgeführt. „Dabei<br />
wird die Blutgruppe bestimmt,<br />
ein Blutbild erstellt <strong>und</strong> auf<br />
verschiedene Infektionserkrankungen<br />
getestet“, erklärt die<br />
Gynäkologin. Zwischen der<br />
achten <strong>und</strong> der zwölften<br />
Schwangerschaftswoche wird<br />
mithilfe einer Ultraschalluntersuchung<br />
ein erster Blick auf<br />
das Ungeborene geworfen <strong>und</strong><br />
festgestellt, ob beispielsweise<br />
eine Mehrlingsschwangerschaft<br />
vorliegt.<br />
„In Wien wird der Mutter-<br />
Kind-Pass meist schon sehr<br />
früh ausgestellt, weil sich die<br />
Mütter bereits zu einem sehr<br />
frühen Zeitpunkt zur Geburt<br />
im Spital anmelden müssen.<br />
In den B<strong>und</strong>esländern wird er<br />
eher später – so um die zehnte<br />
Woche ausgestellt – da man zu<br />
diesem Zeitpunkt davon ausgehen<br />
kann, dass die Schwangerschaft<br />
in Ordnung ist.<br />
Individuelle Begleitung<br />
Eine State-of-the-Art-Geburtshilfe<br />
setzt, neben den standardisierten<br />
Untersuchungen, die<br />
im Mutter-Kind-Pass gefordert<br />
werden, auf individuelle Begleitung.<br />
Denn jede Frau ist<br />
anders, hat andere Bedürfnisse<br />
<strong>und</strong> Beschwernisse, denen sie<br />
während einer Schwangerschaft<br />
ausgesetzt ist. Dies betrifft<br />
etwa die Schwangerschaftsübelkeit:<br />
„Wenn Frauen<br />
sehr unter Übelkeit <strong>und</strong> Erbrechen<br />
leiden, muss das behandelt<br />
werden“, sagt Linsberger:<br />
„Es gibt Medikamente, die<br />
dem Ungeborenen nicht schaden<br />
<strong>und</strong> die Beschwerden der<br />
Frauen effektiv lindern können.<br />
Denn“, so die Geburtshelferin,<br />
„wenn es der Mutter<br />
nicht gut geht, geht es auch<br />
dem Ungeborenen nicht gut.“<br />
Bei starker Übelkeit sollte auch<br />
immer die Schilddrüse untersucht<br />
werden: „Häufig kommt<br />
es in der Schwangerschaft zu<br />
einer Über- oder Unterfunktion<br />
der Drüse“, erklärt Doris<br />
Linsberger. „Wenn die Funktion<br />
wieder optimiert wird,<br />
geht es den Frauen auch mit<br />
der Übelkeit besser.“<br />
Auch die Vielzahl an pränatalen<br />
Untersuchungsmöglichkeiten<br />
fordert viel Beratung <strong>und</strong> Begleitung<br />
durch die Frauenärztin.<br />
Wichtig dabei: „Eine<br />
schwangere Frau darf nie zu<br />
einer Untersuchung gedrängt<br />
werden“, zeigt sich Doris Linsberger<br />
überzeugt: „Ich kann sie<br />
beraten, aufklären <strong>und</strong> über<br />
mögliche Folgen informieren<br />
– entscheiden muss sich letztlich<br />
die Frau selbst, ob <strong>und</strong> welche<br />
pränatalen Untersuchungen<br />
sie vornehmen lässt.“<br />
Laut Mutter-Kind-Pass sind im<br />
Verlauf der Schwangerschaft<br />
drei Ultraschalluntersuchungen<br />
vorgeschrieben: Der bereits<br />
beschriebene Frühultraschall<br />
zwischen achter <strong>und</strong> zwölfter<br />
Woche, eine Untersuchung<br />
zwischen 18. <strong>und</strong> 22. Schwangerschaftswoche<br />
<strong>und</strong> eine weitere<br />
zwischen 30. <strong>und</strong> 34. Woche.<br />
Für Frauenärztin Doris<br />
Linsberger ist das zu wenig:<br />
„Mit diesen drei Untersuchungen<br />
können Auffälligkeiten, wie<br />
etwa Wachsstumsverzögerungen,<br />
oft nicht rechtzeitig erkannt<br />
werden.“ Sie rät zu häufigeren<br />
Ultraschalluntersuchungen,<br />
etwa alle vier bis fünf<br />
Wochen – allerdings sind diese<br />
Doris Linsberger<br />
Frauenärztin in Wien <strong>und</strong> Krems<br />
dann keine Kassenleistung <strong>und</strong><br />
müssen aus eigener Tasche bezahlt<br />
werden.<br />
Pränataluntersuchungen<br />
Zwischen 11. <strong>und</strong> 13. Woche<br />
kann man mithilfe des Ultraschalls<br />
<strong>und</strong> einer Blutuntersuchung<br />
(Combined Test) feststellen,<br />
ob das Baby eine erhöhte<br />
Wahrscheinlichkeit für<br />
eine Chromosomenmissbildun,<br />
wie etwa das Downsyndrom<br />
hat. Wenn ein erhöhtes<br />
Risiko festgestellt wird, wird<br />
der betroffenen Frau eine weitere,<br />
invasive, Untersuchung<br />
(Chorionzottenbiopsie, Fruchtwasserpunktion)<br />
angeboten,<br />
die das Vorliegen eines solchen<br />
Defekts mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
bestätigt oder ausschließt.<br />
Seit kurzer Zeit gibt<br />
es auch einen Bluttest, der zum<br />
jetzigen Zeitpunkt allerdings<br />
sehr teuer ist, der im Fall einer<br />
Trisomie 21 Sicherheit geben<br />
kann.<br />
Organcheck<br />
Zwischen 20. <strong>und</strong> 24. Schwangerschaftswoche<br />
wird die zweite<br />
pränatale Untersuchung auf<br />
organische Fehlbildungen<br />
empfohlen. Beim Organscreening<br />
werden – nomen est<br />
omen – via Ultraschall alle Organsysteme<br />
des Babys untersucht<br />
<strong>und</strong> – in seltenen Fällen<br />
– Auffälligkeiten festgestellt.<br />
„Wenn etwa ein Herzfehler<br />
vorliegt, kann die Geburt an<br />
einem entsprechenden Zentrum<br />
geplant <strong>und</strong> das Baby unmittelbar<br />
nach der Geburt gut<br />
versorgt werden“, erläutert<br />
Linsberger den Gr<strong>und</strong> für diese<br />
Untersuchung. Aber auch hier<br />
gilt: Die Untersuchung soll nur<br />
gemacht werden, wenn die<br />
Schwangere zustimmt. Dazu<br />
kommt: Beide Untersuchungen<br />
auf Fehlbildungen sind Privatleistungen,<br />
müssen also aus eigener<br />
Tasche bezahlt werden.<br />
Der Preis pro Untersuchung<br />
beläuft sich etwa auf 200 Euro.<br />
Drei „Für <strong>und</strong> Wider“- Szenarien,<br />
pränatal-diagnostische<br />
Untersuchungen durchführen<br />
zu lassen, entwirft Doris Linsberger:<br />
Szenario 1: Die schwangere<br />
Frau will ihr Kind bekommen,<br />
egal ob es ges<strong>und</strong> oder<br />
krank ist. In diesem Fall muss<br />
keine Pränataldiagnostik<br />
durchgeführt werden. Szenario<br />
2: Die schwangere Frau will ihr<br />
Kind auf jeden Fall bekommen,<br />
aber sich optimal auf eine eventuelle<br />
Behinderung vorbereiten,<br />
dann rät Linsberger zur<br />
Abklärung. Szenario 3: Die<br />
schwangere Frau sagt, sie traue<br />
es sich nicht zu, ein behindertes<br />
Kind großzuziehen <strong>und</strong> möchte<br />
es daher unbedingt wissen.<br />
Auch in diesem Fall sollte die<br />
Untersuchung unbedingt<br />
durchgeführt werden, da daraus<br />
Konsequenzen – ein<br />
Schwangerschaftsabbruch –<br />
entstehen.<br />
Zwischen 25. <strong>und</strong> 28. Schwangerschaftswoche<br />
ist laut Mutter-Kind-Pass<br />
wieder eine Blutuntersuchung<br />
vorgeschrieben.<br />
Zusätzlich soll zwischen der 24.<br />
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