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A u s z e i c h n u n g<br />
<strong><strong>Schwyz</strong>er</strong><br />
Pfahlbauten<br />
sind Welterbe<br />
© Amt für Archäologie Thurgau<br />
Während der 35. Sitzung des Welterbekomitees der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft<br />
und Kultur (UNESCO) Ende Juni wurde beschlossen, die Liste des Welterbes mit dem Kulturdenkmal «Prähistorische<br />
Pfahlbauten um die Alpen» zu erweitern. Die Kandidatur umfasst 111 Fundorte aus sechs verschiedenen Ländern.<br />
Darunter befinden sich auch Pfahlbaustätten im Kanton <strong>Schwyz</strong> und der näheren Umgebung.<br />
Fundgegenstände der Pfahlbauer<br />
wurden zwischen 5000 bis 500 vor<br />
Christus datiert. Dazu gehören<br />
nicht nur robuste Keramikreste oder<br />
Werkzeuge sondern auch organische<br />
Überbleibsel wie Textilien, Holzgefässe bis<br />
zu Brot, die uns aus der Pfahlbauerzeit erhalten<br />
geblieben sind. Das breite Spektrum<br />
der Fundstücke liefert uns ein umfassendes<br />
Bild über die Lebensweise der<br />
Bauern aus prähistorischen Zeiten. Dies<br />
ist nur möglich, weil zersetzende Mikroorganismen<br />
Sauerstoff benötigen um organische<br />
Stoffe abzubauen. Unter Wasser<br />
oder in stets feuchten Moorböden fehlt<br />
der notwendige Sauerstoff, daher ist die<br />
Konservierung organischer Stoffe in diesen<br />
Medien besonders gut. Die Überreste<br />
von Pfahlbauten auf dem Seegrund leiden<br />
jedoch stark unter baulichen Aktivitäten,<br />
Tourismus, Wellenschlag, Austrocknung<br />
oder natürlicher Erosion.<br />
Internationale Kandidatur<br />
Die Fundorte der Pfahlbauersiedlungen<br />
dehnen sich von Slowenien über Österreich,<br />
Schweiz, Deutschland und Italien<br />
bis nach Frankreich aus. Deshalb wurde<br />
ein gemeinsames Bewerbungsdossier, unter<br />
der Federführung des schweizerischen<br />
Bundesamtes für Kultur, bei der UNESCO<br />
eingereicht. Dabei wurden aus rund 1000<br />
bekannten Stätten die 111 repräsentativsten<br />
Fundorte mit möglichst umfassen-<br />
© Unterwasserarchäologie Stadt Zürich © Unterwasserarchäologie Stadt Zürich<br />
Links: Dieser Eichenpfahl mit Loch und Querholz war Teil einer 3500 Jahre<br />
alten Stegkonstruktion zwischen Rapperswil und Freienbach-Hurden.<br />
Rechts: Taucher finden eine Bronzenadel in der Nähe des heutigen Seedamms.<br />
dem wissenschaftlichem Nutzen ausgewählt.<br />
In diesem Fall spricht man von<br />
einer seriellen Kandidatur. Diese Art eines<br />
Welterbes kann Areale, die geographisch<br />
nicht zusammenhängen, aber zum Beispiel<br />
durch die Zugehörigkeit derselben<br />
historisch-kulturellen Gruppe verbunden<br />
sind, vereinen. Mit dem neuen Weltkulturerbe<br />
rücken die Pfahlbauten nicht nur<br />
ins Bewusstsein der Menschen, die überstaatliche<br />
Kandidatur soll auch zum regen<br />
Austausch von Wissen und Erfahrungen<br />
führen.<br />
Was bedeutet das UNESCO Label?<br />
Das oberste Ziel des Labels ist es, das Kulturerbe<br />
für kommende Generationen zu<br />
erhalten. Dabei verpflichtet sich der innehabende<br />
Staat den Schutz des Kulturgutes<br />
zu gewährleisten und Massnahmen zur<br />
Sicherung, Erhaltung und Nutzung der<br />
Stätte eigenständig zu finanzieren. Schutz<br />
und Nutzungsbestimmungen bleiben<br />
nach wie vor durch die schweizerische Natur-<br />
und Heimatschutzgesetzgebung festgelegt<br />
und sind somit kantonal geregelt.<br />
Änderungen sind dabei durchaus denkbar,<br />
sofern der Wert der Stätte nicht wesentlich<br />
beeinträchtigt oder gemindert wird. Dies<br />
klingt nach sehr viel Eigenverantwortung,<br />
dabei ist aber die Wirkung des gefragten<br />
UNESCO-Labels nicht zu unterschätzen:<br />
Die internationale Beachtung dient sowohl<br />
der Spendensuche wie auch als Aushängeschild<br />
für touristische Angebote.<br />
26 <strong><strong>Schwyz</strong>er</strong> panda 4/2011