02.11.2012 Aufrufe

Nr. 09 November 2010 Geronto-News Die Online-Fachzeitschrift für

Nr. 09 November 2010 Geronto-News Die Online-Fachzeitschrift für

Nr. 09 November 2010 Geronto-News Die Online-Fachzeitschrift für

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Steigende Lebenserwartung<br />

Zur heutigen Lebenserwartung von Menschen<br />

mit lebenslanger Behinderung liegen keine<br />

gesicherten Erkenntnisse vor. Selbst bei<br />

Kenntnis von Sterberisiken <strong>für</strong> bestimmte Störungsbilder<br />

ist eine Einschätzung <strong>für</strong> die gesamte<br />

Gruppe vor allem wegen ihrer Heterogenität<br />

schwierig. ExpertInnen gehen davon<br />

aus, dass sich die Lebenserwartung auch bei<br />

Menschen mit langjähriger Behinderung normalisieren<br />

wird, wobei einzelne Behinderungsformen<br />

zunächst weiterhin mit erhöhten Sterberisiken<br />

verbunden sein werden.<br />

Besonders deutlich wird der Trend bei Menschen<br />

mit Down-Syndrom. Lange Zeit bedeutete<br />

die Diagnose der Trisomie 21 eine deutlich<br />

verminderte Lebenserwartung, heute<br />

können sie sich auf ein langes Leben freuen.<br />

Immer weniger Kinder mit der Genanomalie<br />

sterben und Einzelne haben mittlerweile ein<br />

hohes Alter erreicht, so dass die durchschnittliche<br />

Lebenserwartung bei Geburt mittlerweile<br />

bei über 57 Jahren liegt.<br />

Das bisherige Fehlen des Rentenalters in dieser<br />

Gruppe von Menschen und die Aussicht<br />

auf eine sich normalisierende Lebenserwartung<br />

haben zur Folge, dass sich die Altersstruktur<br />

in den nächsten Jahrzehnten stark<br />

verändern wird, wie Vorausberechnungen des<br />

Berlin-Instituts <strong>für</strong> Bevölkerung und Entwicklung<br />

in verschiedenen Szenarien zeigen:<br />

Vorausgesetzt, dass die Personen, die heute<br />

in einem Heim der Behindertenhilfe leben und<br />

50 Jahre und älter sind, dort bleiben, die geschlechtsspezifischen<br />

Sterberisiken der Gesamtbevölkerung<br />

gelten, die HeimbewohnerInnen<br />

in den Altersgruppen unter 50 Jahren<br />

künftig einen gleich bleibenden Anteil der Gesamtbevölkerung<br />

ausmachen, wird die Gruppe<br />

der mehrfach behinderten HeimbewohnerInnen<br />

weiter anwachsen, ihre Lebenserwartung<br />

ansteigen und sich das Verhältnis der<br />

über 60-Jährigen zu jüngeren Behinderten<br />

zugunsten der älteren verschieben.<br />

Auf Grund einer höheren Vulnerabilität von<br />

Männern <strong>für</strong> viele Formen angeborener, geistiger<br />

und mehrfacher Behinderungen weist die<br />

Gruppe der Empfänger von Eingliederungshilfeleistungen<br />

heute einen Männerüberschuss<br />

auf, der möglicherweise bei einem Vorrücken<br />

in das höhere Lebensalter durch höhere Überlebensraten<br />

der Frauen zumindest unter den<br />

Älteren ausgeglichen werden wird.<br />

15<br />

Zukünftige Wohnformen<br />

Neben den stationären Einrichtungen werden<br />

ambulant betreute Wohnmöglichkeiten immer<br />

beliebter und verbreiteter. Viele Anbieter der<br />

Behindertenhilfe haben diese Wohnform innerhalb<br />

der letzten Jahre stark ausgebaut.<br />

Unter den oben <strong>für</strong> Bewohner stationärer Einrichtungen<br />

angelegten Voraussetzungen ist<br />

auch <strong>für</strong> die Gruppe jener, die heute Leistungen<br />

<strong>für</strong> das ambulant betreute Wohnen erhalten,<br />

von einem alterungsbedingten Anwachsen<br />

und steigenden Medianalter auszugehen.<br />

Dabei bleiben diejenigen Menschen mitlebenslanger<br />

Behinderung noch unberücksichtigt, die<br />

heute keine Eingliederungshilfeleistung zum<br />

Wohnen beziehen, sondern privat bei ihren<br />

Eltern oder Geschwistern leben. Wie viele das<br />

sind, ist eine unbekannte Größe. Es ist zu<br />

vermuten, dass es sich dabei überwiegend um<br />

Erwachsene handelt, die im Alltagsleben von<br />

ihren Eltern unterstützt werden – und nach<br />

deren Tod auf Hilfe angewiesen sein werden.<br />

Wahrscheinlich wird sich aber der Bedarf derer,<br />

die heute bei den Eltern leben, auf die<br />

verschiedenen Wohnformen verteilen.<br />

<strong>Die</strong> Vorausberechnungen, die auf Basis der<br />

vorliegenden Daten möglich sind, können nur<br />

als Mittel zum „Awareness Raising“, nicht als<br />

Bedarfsprognose <strong>für</strong> die Versorgungsplanung<br />

interpretiert werden. Da<strong>für</strong> hängt die Entwicklung<br />

der Empfängerzahlen in der Eingliederungshilfe<br />

von zu vielen unbekannten oder<br />

nicht quantifizierbaren Faktoren ab, die sich<br />

zudem noch regional stark unterschiedlich<br />

auswirken. Dennoch wird deutlich: <strong>Die</strong> Ruhestandsphase<br />

wird auf jeden Fall in den nächsten<br />

Jahren zu einem wichtigen Thema in der<br />

Eingliederungshilfe. Und das bei einem sehr<br />

wahrscheinlichen Anwachsen der Gesamtgruppe<br />

der Leistungsberechtigten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!