Nr. 09 November 2010 Geronto-News Die Online-Fachzeitschrift für
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Alarmierender Ernährungszustand<br />
alter Menschen in Österreich<br />
WIEN - Viele Senioren sind mangelernährt. Oft<br />
genügt schon die mit dem Alter zunehmende<br />
Einschränkung des persönlichen Aktionsradius,<br />
um in solche Defizite abzugleiten, welche die<br />
Krankheitsgefahr und Sterblichkeit erhöhen.<br />
Ein interdisziplinäres Konsensus-Statement,<br />
das am 16. September, beim Österreichischen<br />
Kongress <strong>für</strong> Führungskräfte in der Altenarbeit<br />
in Wien präsentiert wird, soll Leitlinien zur<br />
Aufdeckung und Behebung von Mangelernährung<br />
bei betagten Menschen darstellen.<br />
Das Papier wurde von der ARGE <strong>für</strong> Klinische<br />
Ernährung, der Österreichischen Gesellschaft<br />
<strong>für</strong> Geriatrie und <strong>Geronto</strong>logie (ÖGGG) und<br />
dem Verband der Diätologen Österreichs erstellt<br />
und umfasst 75 Seiten. Es umfasst Anleitungen,<br />
wie Mangelernährung durch systematisches<br />
Monitoring und Assessment in Pflegeeinrichtungen<br />
oder in der Pflege zu Hause<br />
möglichst früh erkannt werden kann und wie<br />
Ernährungs-Teams durch geeignete Maßnahmen<br />
gegensteuern können.<br />
Insgesamt nimmt das Problem "Mangelernährung<br />
bei alten Menschen in den westlichen<br />
Industriestaaten zu. "Der Ernährungsstatus<br />
älterer Menschen in der Langzeitpflege ist<br />
alarmierend", so Erich Roth (MedUni Wien).<br />
Eine Studie mit dem Titel "NutritionDay in<br />
Pflegeheimen" mit über 2.100 untersuchten<br />
Personen zeigte, dass bei 17% eine Mangelernährung<br />
bestand, weitere 14% waren in<br />
Gefahr einer solchen. Ungewollter Gewichtsverlust,<br />
ein Indikator <strong>für</strong> Mangelernährung,<br />
bestand bei 9%. <strong>Die</strong> Nahrungsaufnahme der<br />
Mittagsmahlzeit war bei 33% unzureichend.<br />
Eine weitere Untersuchung von 245 Pflegeheim-Bewohnern<br />
in Wien (Pflegestufe 3 bis 5)<br />
mittels "Mini Nutritional Assessment" zeigte:<br />
Nur 14% hatten einen zufriedenstellenden<br />
Ernährungsstatus, 38% waren mangelernährt<br />
und bei 48% bestand ein Risiko da<strong>für</strong>.<br />
Von wissenschaftlicher Seite sei zweifelsfrei<br />
geklärt, dass Malnutrition in Pflegeinstitutionen<br />
und in der Pflege zu Hause systematisch<br />
begegnet werden muss, so Erich Roth. Gefordert<br />
sei nun die Politik: Sie müsse das Thema<br />
Mangelernährung ernst nehmen, entsprechende<br />
Regelungen erlassen und geeignete<br />
Projekte konsequent unterstützen.<br />
Quelle: Der Standard<br />
<strong>News</strong><br />
3<br />
Schleswig Holstein sucht Pflegeheim<br />
<strong>für</strong> alternde Junkies<br />
KIEL - Beim Stichwort Drogensucht hat man<br />
viele Bilder vor Augen. Einen 67-Jährigen im<br />
Crackrausch aber mit Sicherheit nicht. Eine<br />
Studie in Schleswig-Holstein bringt nun hervor:<br />
So abwegig ist das gar nicht.<br />
Während in den 70er und 80er Jahren Abhängige<br />
von harten Drogen zu 90% an Überdosen<br />
starben, werden sie heute durch die bessere<br />
medizinische Versorgung und den Einsatz von<br />
Substitutionsmitteln immer älter. 40% der<br />
Betroffenen in Schleswig-Holstein seien über<br />
40 Jahre alt, sagt Hans-Georg Hoffmann, Leiter<br />
der Fachambulanz Kiel: "Der Älteste bei<br />
uns, der Methadon bekommt, ist 67."<br />
Noch ist Drogensucht im Alter kein Thema <strong>für</strong><br />
die Pflegebranche. Anke Buhl, Referentin <strong>für</strong><br />
Alten- und Pflegepolitik bei der AWO Schleswig-Holstein,<br />
räumt ein: "Wir haben uns bisher<br />
noch kaum mit diesem Thema beschäftigt,<br />
weil die Notwendigkeit nicht da war."<br />
Das dürfte sich bald ändern, wie Hoffmann<br />
erklärt: "Drogenabhängige sind in der Regel<br />
15 Jahre älter, als sie eigentlich sind."<br />
In ein paar Jahren, be<strong>für</strong>chtet Hoffmann, wird<br />
es ein großes Problem mit der Unterbringung<br />
der Drogenabhängigen in Alten- und Pflegeheimen<br />
geben. Viele Drogenabhängige haben<br />
massive gesundheitliche Probleme mit den<br />
Lungen oder dem Herz-Kreislauf-System. Buhl<br />
regt deshalb an, dass sich Altenpflegeeinrichtungen<br />
noch stärker mit Suchtberatungszentren<br />
vernetzen sollten.<br />
Zuerst aber sollten sich Ärzte untereinander<br />
besser verständigen und Medikamente vorsichtiger<br />
verschreiben. Oft wisse der eine Arzt<br />
nicht, was der andere verschreibe. In Verbindung<br />
mit Alkohol sei dies bei älteren Menschen<br />
ein gefährlicher Cocktail.<br />
Quelle: Süddeutsche