Nr. 09 November 2010 Geronto-News Die Online-Fachzeitschrift für

Mund-, Zahn- und Zahnprothesenhygiene im Alter
Das Thema der Mund- Zahn- und Zahnprothesenhygiene bei alten Menschen – insbesondere
wenn diese aufgrund ihrer funktionellen oder kognitiven Defizite dazu nicht mehr
selbständig in der Lage sind, wirft eine Menge Fragen auf, die bis dato – abgesehen als
Inhalte der allgemeinen Pflege nur unzureichend thematisiert werden.
Vorurteile wie – „bringt doch gar nichts“, „kostet
zu viel Zeit“ oder „ist doch eklig“ stehen
immer wieder im Raum aber die Gegenrechnung
sollte heißen:
1. Mit geringem Aufwand die Lebensqualität
der alten Menschen enorm gesteigert und
das Gesundheitsrisiko der Pflegebedürftigen
gesenkt werden.
2. Zahnärztliche Behandlungen aber auch die
aus diesem Problem oftmals resultierenden
Ernährungsprobleme kosten weitaus
mehr Geld, Zeit (und Nerven).
3. Je besser gepflegt, desto weniger eklig
wird die Oralhygiene.
Thomas Timischl ist gelernter Zahntechniker
und befasst sich seit Jahren mit diesem Thema.
Durch den Aufenthalt seines Großvaters
in einem Pflegeheim wurde er auf mitunter
katastrophale Zustände sowohl der Zahnhygiene
als auch der Kiefer mancher HeimbewohnerInnen
aufmerksam.
„Jeder Pflegekraft ist bekannt, dass es sehr
wichtig ist Dekubitalgeschwüre zu vermeiden,
aber kaum einer scheint klar zu sein, dass
eine generalisierte Parodontitis einem handtellergroßen
Dekubitus entspricht!“
Nach wie vor nimmt die Mundhygiene bei der
Ausbildung von Pflegekräften nur eine untergeordnete
Rolle ein und so ist es nicht verwunderlich
das führende Alterszahnmediziner
eine sofortige Aufnahme der Mundhygiene in
die Pflegeausbildung und Pflegedokumentation
fordern.
Aber nicht nur in den Grundausbildungen,
auch in den Fort- und Weiterbildungen scheint
es an Problembewusstsein zu mangeln. „Es ist
mir keine Fortbildung bekannt, die dieses
Thema behandeln würde!“, so Beate Bauer,
Wissensmanagerin eines großen österreichischen
Pflegeanbieters.
Dabei zeigt ein bereits im Vorjahr durchgeführtes
Projekt in Hessen, das Schulungen der
Pflegenden enorme Verbesserungen in diesem
Bereich erzielen könnten (siehe Kasten nächste
Seite).
Praxis
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Mangelnde Mundhygiene als Krankheitsursache
In den letzten Jahren haben einige Studien für
Aufsehen gesorgt in denen eindeutig belegt
wurde, dass zahlreiche Erkrankungen alter
Menschen auf mangelnde Mundhygiene zurückzuführen
sind.
Neben akuten Schmerzen sind das vor allem
Erkrankungen mit Langzeitfolgen wie Herz-
Kreislauf- Erkrankungen, Lungenerkrankungen
aber auch Schlaganfälle, die durch ständige
Entzündungen oder Bakterien in der Mundhöhle
begünstigt werden.
Statistiken zeigen, das Menschen durch eine
regelmäßige und sorgfältige Pflege der Zähne,
des Zahnfleisches und der halbjährlichen Beseitigung
schädlicher Bakterien in der Mundhöhle
im Schnitt um 6,4 Jahre länger leben.
Beeindruckende Zahlen brachte auch eine
Studie der Deutschen Gesellschaft für Alterzahnmedizin
hervor. Demnach wurde das Risiko
für Lungenerkrankungen in der Pflege mit
einer guten Mundhygiene um 40% verringert.
Der Mund ist die ideale Eintrittspforte für Bakterien
in den Körper. Je mehr Bakterien im
Mund sind, um so mehr können in den Körper
gelangen, und dies tun sie um so leichter, je
mehr Entzündungen im Mund vorhanden sind.
� Korrekte Mundhygiene ist wichtig, weil sie
gesund erhält, und zwar nicht nur den
Mund, sondern den gesamten Körper!