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1.2 Wissenschaftstheoretische Positionierung und Methode<br />
Die im Rahmen dieser Arbeit vertretene Auffassung von Wissenschaft, die sich<br />
vorrangig damit auseinandersetzt, Erkenntnis über die Wirklichkeit <strong>zu</strong> erlangen, ist<br />
von einer konstruktivistischen Position geprägt. D. h., dass Wirklichkeit auf der<br />
Grundlage subjektiver Erfahrungsstrukturen entsteht. 13 Wissenschaftliche Erkenntnis<br />
ist demnach subjektdependent, „ihre Objektivität und Intersubjektivität (beruht, B. H.)<br />
nicht etwa auf ihrer Realitätsadäquanz, sondern ist das Produkt der kulturellen<br />
Einheitlichkeit der Wissenschaftler, die sich auf bestimmte Kategorien <strong>zu</strong>r Beurteilung<br />
der als wissenschaftlich geltenden Konstrukte geeinigt haben und andere in diesem<br />
Sinne sozialisieren.“ 14 Damit wird eine ontische Wirklichkeit nicht ausgeschlossen,<br />
jedoch die Möglichkeit, diese eine Realität für jedes Subjekt gleich erfahrbar <strong>zu</strong><br />
machen in Frage gestellt. Gegenstandsbereiche der Wirklichkeit werden als<br />
subjektive Konstrukte behandelt, über die eine intersubjektive Verständigung erreicht<br />
werden kann.<br />
Im Kontext eines sich in der Wissenschaft abzeichnenden Konvergenzprozesses 15<br />
der Paradigmata, befürworte ich demnach eine Verknüpfung verschiedener<br />
methodologischer Ansätze und verstehe meine Position als paradigmaoffen. Dabei<br />
teile ich die Auffassung von Dubs, „daß jedes Paradigma in einer jeweils<br />
<strong>zu</strong>treffenden Situation und jeder Forschungsansatz, wenn er sinnvoll angewendet<br />
wird, ihre Bedeutung haben können.“ 16<br />
Auch wenn man sich damit <strong>zu</strong>gleich der Kritik einer möglichen Inkommensurabilität<br />
aussetzt, jedes Paradigma – wie alle Theorien oder Modelle – kann nur einen<br />
bestimmten Blickwinkel einnehmen und muss daher zwangsläufig andere<br />
Sichtweisen vernachlässigen oder sogar ausschließen. Es wird von mir als legitim<br />
erachtet, neben einer ausgewiesenen Grundhaltung die jeweiligen Erkenntnisse aus<br />
der Position verschiedener anderer Denkstile <strong>zu</strong> betrachten. Der Vorteil eines solch<br />
paradigmaoffenen Vorgehens wird denn auch darin gesehen, dass es die<br />
Forscherperspektive über die Grenzen des eigenen Paradigmas hinaus erweitert.<br />
In Anlehnung an Euler vollzieht sich wissenschaftliches Handeln dabei innerhalb<br />
dreier Schwerpunkte. Neben der Theorieüberprüfung zählen hier<strong>zu</strong> die<br />
13 Vgl. Euler, D., 1994, S. 212.<br />
14 Schmidt, S. J., in Gumin, H. und Mohler, A., 1985, S. 122.<br />
15 Vgl. Euler, D., 1994, S. 225.<br />
16 Dubs, R., 1995, S. 40. Dubs erläutert jedoch nicht weiter, was als sinnvoll <strong>zu</strong> verstehen ist.<br />
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