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Kulturwirtschaftsbericht - Berlin.de

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1.7 Kulturwirtschaft als Herausfor<strong>de</strong>rung an die Politik<br />

Wirtschaftspolitik<br />

<strong>Berlin</strong> ist ein starker Standort für alle kreativen<br />

Branchen. Ein Manko ist das Fehlen einer<br />

gewachsenen Produktions- und Dienstleistungsstruktur<br />

in einigen kreativen Branchen<br />

wie beispielsweise <strong>de</strong>m Design- und Mo<strong>de</strong>bereich.<br />

Die Anbindung an <strong>de</strong>n produzieren<strong>de</strong>n<br />

Bereich kann häufig nur über Netzwerke und<br />

Kooperationen mit <strong>de</strong>m Umland o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

nationalen und internationalen Standorten<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die schwache Binnennachfrage in einigen<br />

Branchen erschwert die kommerzielle Verwertung<br />

kreativer I<strong>de</strong>en und zwingt die Unternehmen<br />

und Kulturschaffen<strong>de</strong>n, ihre Märkte<br />

außerhalb <strong>Berlin</strong>s zu fin<strong>de</strong>n. Es fehlt an Kaufkraft<br />

aus <strong>de</strong>m nur dünn besie<strong>de</strong>lten Umland.<br />

Die Bereiche Kunst, Architektur, Mo<strong>de</strong>, Theater<br />

und Tanz haben sich in <strong>de</strong>n vergangenen<br />

Jahren international positionieren können.<br />

<strong>Berlin</strong> steht vor <strong>de</strong>r Herausfor<strong>de</strong>rung, <strong>de</strong>n<br />

Bonus, Talentschmie<strong>de</strong> und Zentrum <strong>de</strong>r Kreativität<br />

zu sein, in mehr Produktivität und<br />

Wachstum am Standort umzusetzen. Ziel<br />

muss es sein, neben <strong>de</strong>r Steigerung <strong>de</strong>r Binnennachfrage<br />

in <strong>de</strong>r Kulturwirtschaft sicherzustellen,<br />

dass die Stärke <strong>de</strong>r Branche regionalwirtschaftlich<br />

wirksam wird.<br />

Für <strong>de</strong>n wirtschaftlichen Erfolg und die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Kulturwirtschaft ist die enge<br />

Verzahnung nicht nur mit <strong>de</strong>m öffentlich<br />

geför<strong>de</strong>rten Kulturbereich son<strong>de</strong>rn auch zu<br />

an<strong>de</strong>ren klassischen Wirtschaftsbereichen<br />

notwendig. Der Mix zwischen kreativem<br />

Kernbereich, Produktion und Dienstleistung<br />

in verwandten Branchen sowie die Vernetzung<br />

mit Wirtschaftsbereichen, die kreative<br />

Leistungen als Auftraggeber nachfragen,<br />

muss stimmen.<br />

Der Wirtschaftspolitik stellen sich folgen<strong>de</strong><br />

Herausfor<strong>de</strong>rungen: Die stark steigen<strong>de</strong> Zahl<br />

von Klein- und Kleinstunternehmen und die<br />

Grün<strong>de</strong>r und Grün<strong>de</strong>rinnen müssen angemessen<br />

unterstützt wer<strong>de</strong>n. Diejenigen Wachstumsunternehmen,<br />

die in Beschäftigung und<br />

wirtschaftlicher Innovation beson<strong>de</strong>rs vielversprechend<br />

sind, müssen i<strong>de</strong>ntifiziert und<br />

beson<strong>de</strong>rs geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />

Kulturpolitik<br />

Den Kern <strong>de</strong>r Kulturwirtschaft bzw. <strong>de</strong>n Ausgangspunkt<br />

<strong>de</strong>r Wertschöpfung bil<strong>de</strong>n die<br />

Kunstschaffen<strong>de</strong>n, Urheber und Interpreten.<br />

Wie oben beschrieben arbeiten sie vielfach in<br />

selbständiger Tätigkeit als Kleinstunternehmer<br />

o<strong>de</strong>r hierzu additiven, gemischten, z. T.<br />

temporären Anstellungsverhältnissen. Sie bil<strong>de</strong>n<br />

eine spezifische „Kreativszene“ 19 sowie<br />

eine Vielzahl künstlerisch-kultureller Milieus<br />

in <strong>de</strong>r Stadt. Deren Existenz ist gera<strong>de</strong>zu<br />

konstitutiv für die Kulturwirtschaft, ihre<br />

Präsenz und Agilität ein wesentlicher Anziehungspunkt<br />

für weitere Akteure aus <strong>de</strong>m nationalen<br />

und internationalen Raum.<br />

Die Akteure <strong>de</strong>r Kreativszene verfügen i.d.R.<br />

über wenig finanzielles Eigen- und Fremdkapital<br />

und als Selbständige über einen geringeren<br />

Unternehmerlohn. „Die dünne Eigenkapital<strong>de</strong>cke<br />

wird durch einen stark reduzierten<br />

Unternehmerlohn und durch symbolisches<br />

Kapital abgestützt. Fehlen<strong>de</strong>s Kapital kann<br />

durch För<strong>de</strong>rmaßnahmen <strong>de</strong>r öffentlichen<br />

Hand (kapillare Austauschbeziehungen <strong>de</strong>s<br />

Drei-Sektoren-Mo<strong>de</strong>lls: Werkbeiträge, Transport-<br />

und Unterhaltskosten, Stipendien, Werkankäufe,<br />

Werkjahre, spezifische Aufträge,<br />

Kataloge, Ateliers, Infrastruktur, Weiterbildung<br />

und Beratung usw.) o<strong>de</strong>r durch mehrspurige<br />

Anstellungsprofile (etwa Anstellungen<br />

im öffentlichen Sektor) aufgewogen<br />

wer<strong>de</strong>n.“ (Weckerle u. a. 2008: 33)<br />

Für die <strong>Berlin</strong>er Kulturpolitik ist die Kulturwirtschaft<br />

ein wichtiges Handlungsfeld. Mit<br />

<strong>de</strong>n Künstlerinnen und Künstlern för<strong>de</strong>rt<br />

sie seit jeher <strong>de</strong>n schöpferischen Ausgangsund<br />

Kernbereich <strong>de</strong>r kulturwirtschaftlichen<br />

19 Vgl. die Einführung <strong>de</strong>s Begriffs <strong>de</strong>r „Kreativszene“ als Akteursmo<strong>de</strong>ll in Weckerle u. a. 2008.<br />

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