Der Spitzel war immer dabei - Kath.de
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Werner Kaltefleiter: <strong>Der</strong> <strong>Spitzel</strong> w ar <strong>immer</strong> <strong>dabei</strong>. Über <strong>de</strong>n Kirchenkampf im Kalten Krieg<br />
Zeit nach Jaruzelski zur Durchsetzung <strong>de</strong>r Vereinbarungen von Gdansk aufzusparen.<br />
▪ 28. Januar 1982: Die Verhängung <strong>de</strong>s Ausnahmezustan<strong>de</strong>s in Polen ist nach Einschätzung<br />
vatikanischer Diplomatie nur eine Scheinlösung, da man ohne die Kirche<br />
und die „Solidarnosc“ nicht aus <strong>de</strong>r Krise herausfin<strong>de</strong>n wird. In <strong>de</strong>m wie<strong>de</strong>r aufgenommenen<br />
Dialog wer<strong>de</strong> die Meinung <strong>de</strong>r Regierung dominieren. Sie wer<strong>de</strong>n nach<br />
wie vor die Erfüllung <strong>de</strong>r drei For<strong>de</strong>rungen anstreben: Aufhebung <strong>de</strong>s Kriegsrechts,<br />
Freilassung <strong>de</strong>r Internierten und Beginn eines Dialogs zwischen <strong>de</strong>n drei Hauptkräften.<br />
Man hofft, dass die polnische Regierung bis Anfang Februar einen Teil dieser<br />
For<strong>de</strong>rungen erfüllt.<br />
▪ 9. Februar 1982: Nach Ansicht führen<strong>de</strong>r Kreise <strong>de</strong>s Vatikans sind <strong>de</strong>r italienische<br />
und <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utsche Episkopat mit <strong>de</strong>r Haltung von Johannes Paul II. zu Polen<br />
nicht einverstan<strong>de</strong>n. Sie beschuldigen ihn, nicht entsprechend <strong>de</strong>n Interessen <strong>de</strong>s<br />
Vatikans, son<strong>de</strong>rn von nationalistischer Position aus zu han<strong>de</strong>ln. Sie for<strong>de</strong>rn ihn unter<br />
Bezugnahme auf die Menschenrechte auf, entschie<strong>de</strong>ner gegen die Übernahme<br />
<strong>de</strong>r Macht durch die Militärs aufzutreten und die katholischen Kirchen <strong>de</strong>r ganzen<br />
Welt dazu aufzurufen.<br />
▪ 15. Februar 1982: Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Ostpolitik <strong>de</strong>s Vatikans betrachtet<br />
Kardinal Casaroli die Tätigkeit <strong>de</strong>s Papstes, die Einfluss auf die Ereignisse in Polen<br />
hat, als ungünstig. Zur Ambition Casarolis gehört auch das Bestreben, Papst zu wer<strong>de</strong>n.<br />
▪ 7. September 1982: Materielle Hilfe für die Solidarnosc, vor allem Geld. Dieses fließt<br />
über die Vatikanbank IOR. Direktor ist Paul Marcinkus, <strong>de</strong>r mit <strong>de</strong>m Banco Ambrosiano<br />
(Roberto Calvi) kooperiert. <strong>Der</strong> Papst legt Wert darauf, dass Marcinkus, <strong>de</strong>r<br />
auch als Reisemarschall und „Bodygard“ fungiert, „ge<strong>de</strong>ckt“ arbeitet, das heißt, dass<br />
für die Transaktionen an<strong>de</strong>re Kanäle benutzt wer<strong>de</strong>n. Zunächst wird eine Finanzhilfe<br />
von 25 Millionen Dollar bereitgestellt. 21<br />
▪ 9. November 1982: Die Ungarn mel<strong>de</strong>n: Finanzskandal. Die Casaroli-Kommission<br />
überprüft Buchungen <strong>de</strong>s IOR und stößt auf ein Son<strong>de</strong>rhilfsprogramm für die „Solidarnosc“.<br />
Für die Jahre von 1979 bis 1982 kommt eine Gesamtsumme von 65 Millionen<br />
Dollar zusammen. Für das Folgejahr sind weitere 35 Millionen vorgesehen.<br />
25 Prozent wür<strong>de</strong>n als Reservemittel für illegale Tätigkeit vorgehalten, ein Teil <strong>de</strong>s<br />
Gel<strong>de</strong>s für <strong>de</strong>n Kauf von Waffen, die auf <strong>de</strong>m Territorium Polens konzentriert wer<strong>de</strong>n<br />
sollten. Das Geld flösse über Banken, die mit <strong>de</strong>m IOR Verbindung halten, Institute<br />
in Nassau auf <strong>de</strong>n Bahamas und in Luxemburg. Auch das Opus Dei wird genannt.<br />
Die Absen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geheimpost versichern, die Informationen stammten „aus kompetenter<br />
vatikanischer Quelle“ und seien „zuverlässig“. Diese Behauptung<br />
ist an dieser Stelle en <strong>de</strong>tail nicht zu überprüfen.<br />
21 <strong>Der</strong> „Banco“ w ird <strong>de</strong>n Vatikan kurz darauf in die schw erste Finanzkrise seiner Geschichte stürzen. Aus<br />
„moralischen Grün<strong>de</strong>n“ w ird die Kurie für eine halbe Milliar<strong>de</strong> Dollar gera<strong>de</strong>stehen müssen. <strong>Der</strong> Finanzjongleur<br />
Roberto Calvi und einige an<strong>de</strong>re Leute aus <strong>de</strong>r italienischen Geldmafia kommen im Verlauf<br />
einer dunklen Geschichte auf mysteriöse Weise ums Leben.<br />
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