EVANGELISCHES BERATUNGSZENTRUM - EBZ München
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2.4 Innenansicht der Multitalente - die Verwaltungskolleginnen<br />
In der Verwaltung des ebz arbeiten acht Mitarbeiterinnen<br />
in Teilzeit. Ihre Aufgaben sind unterschiedlich. Während die<br />
einen in der Geschäftsstelle dafür sorgen, dass der Rahmen<br />
(z.B. der technische, der finanzielle Rahmen) für Beratung<br />
steht, sind andere in der klientenbezogenen Arbeit in den<br />
einzelnen Abteilungen des ebz tätig.<br />
Die Sekretärinnen vertreten sich in Urlaubs- und Krankheitsfällen<br />
gegenseitig, was von ihnen hohe Flexibilität erfordert,<br />
um den reibungslosen Ablauf der Anforderungen der eigenen,<br />
sowie den der zusätzlichen Abteilung zu gewährleisten.<br />
Diesen Engpässen versuchen sie mit großer Einsatzbereitschaft<br />
zu begegnen. Sie erledigen in Eigenverantwortung die<br />
vielfältigen Verwaltungsaufgaben für die sehr unterschiedlichen<br />
Bedürfnisse der jeweiligen Abteilungen.<br />
Der Schichtplan in der TS<br />
Die Verwaltungskraft, die für die TelefonSeelsorge zuständig<br />
ist hat unter anderem die Aufgabe, Lücken und Ausfälle im<br />
Schichtenplan zu füllen. Damit Ratsuchende rund um die Uhr<br />
einen Ansprechpartner bei der TelefonSeelsorge finden können,<br />
sind monatlich 180 Schichten zu besetzen. Bei Krankheit<br />
von Telefonseelsorger/innen und in Notfällen wird sie für Ersatz<br />
sorgen. Sie berichtet:<br />
„Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin ruft an, sie sei krank geworden<br />
und könne deshalb morgen die Nachtschicht nicht<br />
übernehmen. Ich nehme mir die Telefonliste der 115 Ehrenamtlichen<br />
zur Hand und versuche zuerst diejenigen zu erreichen,<br />
die nicht berufstätig sind, um mir nicht unnötige Absagen<br />
einzuholen, denn zum einen ist ein Arbeitstag nach einer<br />
Nachtschicht nur sehr schwer zu bewältigen, zum anderen ist<br />
es ungünstig in der jeweiligen Arbeitsstelle anzurufen.<br />
1. Anruf: „Tut mir leid, aber ich bin zum Geburtstag meiner<br />
Freundin eingeladen.“<br />
2. Anruf: „Ich würde gerne, aber morgen steht mein Theaterabo an.“<br />
3. Anruf: „Leider, aber meine Enkelkinder übernachten bei mir.“<br />
4. Anruf: „Ich habe gleich morgen früh einen Arzttermin,<br />
deswegen kann ich die Schicht nicht übernehmen.“<br />
Und so geht es weiter, alle haben verständliche Gründe abzulehnen.<br />
Ich telefoniere und telefoniere, mittlerweile schon<br />
über eine Stunde, der Druck wird stärker, denn ich muss ja<br />
jemanden finden, der die Nachtschicht übernimmt. Dann,<br />
ich wollte schon die Hoffnung aufgeben, habe ich Glück, die<br />
ehrenamtliche Mitarbeiterin, die ich anrufe sagt: „Einen Moment,<br />
ich schaue in meinen Kalender, ja, ich habe nichts vor,<br />
ich kann die Schicht übernehmen.“ Dankbar und erleichtert<br />
lege ich auf. Wieder einmal geschafft! Übrigens: Wenig später<br />
könnte sich diese Notsituation durchaus wiederholen.“<br />
Familienberatung<br />
Wir gehen in die Familienberatung.<br />
Die Sekretärinnen<br />
berichten: „Das Telefon<br />
klingelt. “Familienberatung<br />
im ebz guten Morgen!“<br />
Am anderen Ende<br />
der Leitung räuspert sich<br />
eine Frauenstimme. „Mein<br />
Mann hat eine Freundin.<br />
Ich brauche Hilfe.“ Die<br />
erste Hürde ist geschafft;<br />
der/die Ratsuchende hat<br />
sich getraut, eine Beratungsstelle<br />
um Hilfe zu bitten. Am anderen Ende der Leitung<br />
sind leise Stimmen, fordernde Stimmen, manchmal weinende<br />
Stimmen, verzweifelte Stimmen, manchmal schwer verständliche<br />
Stimmen, da des Deutschen nicht so mächtig.<br />
Ebenso vielschichtig ist die Problematik. Das Kind will plötzlich<br />
nicht mehr lernen, hat schlechten Umgang, hat Studium<br />
abgebrochen und sitzt nur noch vor dem PC, der Mann<br />
hat eine Freundin, Mobbing im Arbeitsleben, die Ehefrau ist<br />
ausgezogen, der Mann ist überrascht. „Wir unterstützen Sie<br />
gerne, lassen Sie uns gemeinsam eine Anmeldung machen,“<br />
so lautet mein häufigster Satz. Mit zaghafter Stimme beantwortet<br />
die Anruferin meine Fragen. Plötzlich herrscht Stille.<br />
„Sind Sie noch am Apparat?“ „Ich kann nicht mehr“, weint die<br />
Frau. „Ganz ruhig, lassen Sie sich Zeit“, versuche ich zu trösten.<br />
Nachdem sie sich die Nase geputzt hat, schildert sie mit<br />
leiser Stimme ihre Situation. Den ständigen Streit mit dem<br />
Partner, den Alltag mit drei kleinen Kindern, das wenige Geld.<br />
Viele Menschen sind traurig und fühlen sich hilflos, wenn sie<br />
bei uns im evangelischen Beratungszentrum anrufen. Nach<br />
der telefonischen Anmeldung klingen viele ruhig und zuversichtlich.<br />
„Vielen Dank. Wir warten auf Ihr Terminangebot,<br />
hoffentlich bald.“ Ich lege den Hörer auf und gehe meine<br />
Notizen nochmals durch, bevor ich sie in den Computer tippe.<br />
Das Telefon klingelt wieder. „Bitte helfen Sie uns. Unser<br />
15-jähriger Sohn ist frech, faul und schwänzt die Schule.“<br />
Sekretariatsarbeit<br />
Im Sekretariat der Familienberatung wie in der Schwangerschafts-<br />
und Sexualberatung des ebz bilden der Telefondienst<br />
und die Terminierung der Beratung den Schwerpunkt bei der<br />
anfallenden Sekretariatsarbeit. Neben den üblichen Bürotätigkeiten,<br />
wie das Bereitstellen von Materialien, Kopien und<br />
Geräten für die Mitarbeiter/innen, Korrespondenz, Verschikken<br />
von Post, Sortieren und Archivieren usw. stellt der Kontakt<br />
mit den Klient/innen eine lebendige Bereicherung dar.<br />
© ebz