EVANGELISCHES BERATUNGSZENTRUM - EBZ München
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Pressespiegel<br />
4 Sonntagsblatt TITELTHEMA<br />
Nr. 11 • 14. März 2010<br />
40<br />
Ein Platz im Herzen<br />
Die Trauer nach einem Schwangerschaftsabbruch – ein besonderer Gottesdienst für Betroffene<br />
Die evangelische Kirche berät Schwangere in<br />
Konfliktfällen, auch wenn die Beraterinnen und<br />
Berater dabei selbst in ein ethisches Dilemma<br />
geraten. Ein besonderer Gottesdienst in der<br />
Markuskirche in München am 29. März wendet<br />
sich besonders an Menschen, die als Ärzte,<br />
Schwestern, Pfleger oder als Beraterinnen mit<br />
diesen Fragen befasst sind – und vor allem an<br />
Frauen und ihre Partner, die einen Abbruch hinter<br />
sich haben – aber auch an Begleiter und Freunde.<br />
Die Entscheidung, eine Schwangerschaft<br />
abzubrechen, fällt niemandem leicht. In<br />
der Regel ist eine Notlage der Grund, weshalb<br />
eine Frau sich nicht in der Lage fühlt, ihr ungeborenes<br />
Kind auszutragen. Nach dem Eingriff<br />
stellt sich oft zunächst Erleichterung ein.<br />
Manchmal melden sich aber auch Gefühle der<br />
Schuld und Trauer. Über solche Gefühle zu<br />
sprechen ist schwierig; sie sind schambesetzt<br />
und oft tabu. Manchmal tauchen solche Gefühle<br />
auch erst viel später auf und äußern sich<br />
durch seelische oder körperliche Belastungen.<br />
Wie ist Versöhnung mit dem Entschluss von<br />
damals möglich – und gegebenenfalls mit dem<br />
ungeborenen Kind?<br />
Diese Thematik ist der Hintergrund eines<br />
Gottesdienstes, zu dem das Evangelische Beratungszentrum,<br />
die Krankenhausseelsorge,<br />
das Spirituelle Zentrum St. Martin und das<br />
Dekanat München am 29. März um 19. 30 Uhr<br />
in die Münchner Markuskirche (Gabelsbergerstraße)<br />
einladen. Er wendet sich besonders<br />
an Menschen, die als Ärzte, Schwestern/Pfleger<br />
oder als Schwangerschaftskonfliktberater/<br />
Innen mit diesen Fragen befasst sind – und vor<br />
allem an Frauen (und ihre Partner), die einen<br />
Abbruch hinter sich haben. Das Anliegen ist<br />
seelsorgerlich: Es geht dabei um die vorbehaltlose<br />
Annahme und Begleitung von Betroffenen,<br />
nicht um nachträgliches Bewerten und<br />
Beurteilen.<br />
Im Jahr 2007 kamen die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der evangelischen Schwangerschaftsberatung<br />
in München erstmals zu<br />
einem geistlichen Tag ins Spirituelle Zentrum<br />
St. Martin. Es ging zunächst um eigene spirituelle<br />
Erfahrungen und Bedürfnisse. Aus dieser<br />
Begegnung erwuchs der Wunsch nach einem<br />
zweiten Treffen, das speziell die eigene<br />
Rolle bei Schwangerschaftsabbrüchen reflektieren<br />
sollte. Die staatlich anerkannte Beratungsstelle<br />
ist ja berechtigt und verpflichtet,<br />
Beratungsscheine auszustellen. Diese Scheine<br />
müssen beim Arzt vorgelegt werden, damit<br />
der Eingriff straffrei bleibt. Es zeigte sich beim<br />
zweiten Treffen, dass die Frage nach der eigenen<br />
ethischen (Mit-)Verantwortung die meisten<br />
Anwesenden auf die eine oder andere Weise<br />
bewegte. Es ging auch um die Belastung in<br />
der Arbeit durch die Vielfalt unterschiedlicher<br />
Situationen. Jedem zu Beratenden gegenüber<br />
gilt es neu, ungeachtet der persönlichen Wertmaßstäbe,<br />
die notwendige Offenheit aufzubringen.<br />
Dazu kam die Erfahrung aus der geistlichen<br />
Begleitung, dass Schwangerschaftsabbrüche<br />
psychische Spätfolgen haben können. Manchmal<br />
taucht das tabuisierte Thema im seelsorgerlichen<br />
Gespräch gleichsam »am Rande«<br />
auf. Wenn dann der Seelsorger oder die Seelsorgerin<br />
ein wenig nachhakt, kann es passieren,<br />
dass Gefühle ans Licht kommen, die mit<br />
Der Gottesdienst in der Münchner Markuskirche ist der Versuch eines Gottesdienstes, in dem Schuld und Trauer Platz haben.<br />
Foto: wodicka