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EVANGELISCHES BERATUNGSZENTRUM - EBZ München

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38<br />

3.5 Beiträge zur Geschichte der Ökumene<br />

in Neuperlach<br />

Im Rahmen des Ökumenischen Kirchentages 2010 in München<br />

bot sich ein historisches Thema in München geradezu<br />

selbstverständlich an: die Geschichte des Ökumenischen<br />

Stephanszentrums in Neuperlach. Vier Referenten gaben<br />

dazu einen architektonischen, historischen, sozialpolitischen,<br />

kirchenpolitischen und sozialpsychologischen Überblick und<br />

konnten zudem alle an ihre persönlichen Erfahrungen mit<br />

der Entstehung dieses neuen Stadtteils anknüpfen.<br />

Vom Architekten Christoph Titze gab es einen interessanten<br />

historischen Überblick mit Bildern zur Entwicklung Neuperlachs<br />

aus städtebaulicher Sicht. Die Münchner Entlastungsstadt<br />

ist eines der größten Städtebauprojekte Deutschlands<br />

und in Fachkreisen international bekannt. Der Wohnring<br />

Neuperlach-Zentrum bekam in den 70er-Jahren den deutschen<br />

Architekturpreis.<br />

Der Sozialwissenschaftler Dr. Florian Straus konnte zur Entstehungsgeschichte<br />

Neuperlachs sowohl auf persönliche<br />

Truderinger Kindheitserinnerungen zurückgreifen als auch<br />

soziologische und sozialpsychologische Perspektiven der<br />

Entwicklung des Stadtteils markant beschreiben. So war in<br />

der Anfangsphase Ende der 60er-Jahre beispielsweise der<br />

bekannte Psychologe Alexander Mitscherlich beteiligt, da<br />

man eine Konzeption des verdichteten Wohnens unter humanen<br />

Aspekten wollte. Neuperlach wurde zu einem familienfreundlichen<br />

Stadtteil mit vielen Grünanlagen und verkehrsberuhigten<br />

Zonen. Außerdem erhielt Neuperlach von<br />

Anfang an eine der besten sozialen Infrastrukturen mit niedrigschwelligen<br />

sozialen Unterstützungs- und Beratungsangeboten<br />

sowie eine entsprechende frühzeitige professionelle<br />

Vernetzungsstruktur.<br />

Prälat Peter Neuhauser erlebt in den 70er-Jahren die Zeit des<br />

ökumenischen kirchlichen Aufbruchs. Seit dem zweiten Vatikanischen<br />

Konzil in den 70er-Jahren wurde die Kirche der<br />

Reformation anerkannt und damit die Hoffnung auf eine<br />

ökumenische Zusammenarbeit genährt. Die diakonisch-karitative<br />

Arbeit und der politische Einsatz für die Armen sollten<br />

nun gemeinsam gelingen, und Kirche und soziale Dienste<br />

sollten eines werden. Dies bildet sich noch heute im Stephanszentrum<br />

ab.<br />

Der einst langjährige Pfarrer der evangelischen Laetare-<br />

Kirche, Michael Göpfert, berichtet aus der Aufbruchsstimmung<br />

der Neuperlacher Gründerzeit, von der „ökumenischen<br />

Utopie“, vom kirchlichen Auftrag der Gemeinwesen-<br />

arbeit im Alltag wie auch vom gemeinsamen ökumenischen<br />

Abendmahl. Seit Ende der 90er-Jahre erleben die beiden<br />

Kirchen im Stadtbezirk allerdings einen bedeutenden demografisch<br />

bedingten Schrumpfungsprozess, der nun –<br />

40 Jahre nach der Stadtteilgründung – einen anstrengenden<br />

Rückbau von zu groß gewordenen Strukturen verlangt. Der<br />

neuen großen Bevölkerungsgruppe der Muslime in Neuperlach<br />

wünscht er ein sichtbares eigenes Gotteshaus und allen<br />

zusammen einen gelingenden interreligiösen Dialog. Die Vortragsreihe<br />

schließt er mit der Hoffnung auf eine Zukunft der<br />

Ökumene ganz nah am Menschen.<br />

Brigitte Manz-Gill (ebz)<br />

Ökumenische Erziehungsberatungsstelle<br />

München-Ramersdorf/Perlach<br />

3.6 Vom Telefon zum Internet<br />

Als Veranstaltung der TelefonSeelsorge in Deutschland gab es<br />

eine Podiumsdiskussion „Zukunft der Seelsorge: Vom Telefon<br />

zum Internet; Seelsorge in Neuen Medien“ in der Black Box<br />

im Gasteig. Auf dem Podium saßen zwei Leiter von Telefon-<br />

Seelsorgen, zwei Vertreter der katholischen und evangelischen<br />

Kirche, eine Wissenschaftlerin und eine Ehrenamtliche.<br />

Besonders die Beispiele, die die Ehrenamtliche aus ihrer Chatarbeit<br />

berichtete, berührten und hinterließen einen tiefen<br />

Eindruck. Wie etwa eine (nachempfundene) Aussage einer<br />

Ratsuchenden im Chat: „Ich habe mir einen Termin geholt,<br />

weil ich nicht sprechen kann, na ja, klar kann ich sprechen,<br />

aber irgendetwas ist in mir drin, das hindert mich.“ Petra<br />

Bosse-Huber, Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland<br />

skizzierte dazu in einer Pressemitteilung (aus der Presseerklärung<br />

des Landeskirchenamts der evangelischen Kirche<br />

im Rheinland, Präsidialkanzlei, 14. Mai 2010): „Seelsorge im<br />

Internet macht Angebote für Menschen, die sich dort aufhalten,<br />

dort leben. In gewisser Weise ähnelt dies auch wieder<br />

den Methoden des Paulus: die Kirche Jesu Christi dorthin zu<br />

bringen, wo es noch keine Gemeinden gibt ... weil es der Auftrag<br />

der Kirche ist.’ Auch die Anonymität des Web biete für<br />

viele Menschen Vorteile, die bei Problemen und Lebenskrisen<br />

keine kirchliche Beratungsstelle aufsuchen würden. Hier seien<br />

die anonymen Seelsorgerinnen und Seelsorger der Internetseelsorge<br />

... gute Anlaufstellen.“<br />

Bettina Irschl<br />

TelefonSeelorge

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