Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg - Die Welt
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<strong>Ravensburg</strong><br />
<strong>Duale</strong> <strong>Hochschule</strong> <strong>Baden</strong>-Württemberg<br />
<strong>Ravensburg</strong><br />
Stabilisierung der Europäischen Währungsunion und<br />
Implikationen für Private Geldanlage<br />
Kritische Betrachtung der Euro-Krise am Beispiel<br />
Griechenlands und ökonomische Bewertung der<br />
Stabilitätsmaßnahmen<br />
Betreuender Hochschullehrer:<br />
Prof. Dr. Friedrich Then Bergh<br />
Studentische Teammitglieder:<br />
Ralf Genal<br />
André Lang<br />
Pia Richter<br />
Matthias Schmidt<br />
Carolin Stadali<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Stabilisierung der Europäischen Währungsunion<br />
Kritische Betrachtung der Euro-Krise am Beispiel Griechenlands<br />
und ökonomische Bewertung der Stabilitätsmaßnahmen<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis .............................................................................................................. I<br />
Abkürzungsverzeichnis .................................................................................................... II<br />
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................... III<br />
Tabellenverzeichnis .......................................................................................................... IV<br />
1. Grundlagen ................................................................................................................ 1<br />
1.1. Diskutierte Zukunftsszenarien ........................................................................... 1<br />
1.2. Komplexität der national individuellen Problemstellungen ............................ 3<br />
1.3. Ziel einer kollektiven Strategie ........................................................................... 5<br />
2. Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen ................................................. 8<br />
2.1. Theoretische Grundlagen ................................................................................... 8<br />
2.1.1. Begriffsabgrenzung ............................................................................................. 8<br />
2.1.2. Klassische Einflussfaktoren auf die Renditeentwicklung ............................. 10<br />
2.2. Vergleich der deutschen und griechischen Staatsanleihen .......................... 12<br />
2.3. Makroökonomische Situation Griechenlands ................................................ 13<br />
2.3.1. Konjunkturelle Entwicklung ............................................................................. 13<br />
2.3.2. Arbeitsmarkt....................................................................................................... 14<br />
2.3.3. Inflation ............................................................................................................... 15<br />
2.3.4. Das Staatsdefizit und der Schuldenstand ....................................................... 17<br />
2.4. Zwischenergebnis ............................................................................................. 21<br />
3. Exkurs: Ausschluss von Krisenstaaten aus der Währungsunion ...................... 22<br />
4. Euro-Rettungsschirm .............................................................................................. 25<br />
4.1. Der Weg zum Euro-Rettungsschirm ................................................................ 25<br />
4.2. <strong>Die</strong> Funktionsweise des Euro-Rettungsschirms ............................................ 25<br />
4.3. Ermittlung der Haftungssumme ....................................................................... 26<br />
4.4. Beurteilung des Euro-Rettungsschirms .......................................................... 27<br />
4.5. Erweiterung des Haftungsmodells ................................................................... 28<br />
5. Eurobonds ................................................................................................................ 30<br />
5.1. Funktionsweise von Eurobonds ...................................................................... 30<br />
5.1.1. Aufbau ................................................................................................................ 30<br />
5.1.2. Möglichkeiten zur Einführung .......................................................................... 33<br />
5.2. Vorteile von Eurobonds .................................................................................... 33<br />
5.3. Kritik an Eurobonds .......................................................................................... 34<br />
6. Fazit .......................................................................................................................... 36<br />
Literatur- und Quellenverzeichnis ................................................................................... V<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award I 2011
Abkürzungsverzeichnis<br />
BIP<br />
bzw.<br />
CAC<br />
EFSF<br />
EU<br />
EFSF<br />
EWF<br />
EZB<br />
HVPI<br />
i.d.R.<br />
IWF<br />
Mrd.<br />
OECD<br />
PIIGS<br />
u.a.<br />
Bruttoinlandsprodukt<br />
beziehungsweise<br />
Collective Action Clauses<br />
Finanz-Stabilitäts-Fazilität<br />
Europäische Union<br />
European Financial Stability Facility<br />
Europäischen Währungsfonds<br />
Europäische Zentralbank<br />
Harmonisierter Verbraucherpreisindex<br />
in der Regel<br />
Internationaler Währungsfond<br />
Milliarden<br />
Organisation for Economic Cooperation<br />
and Development<br />
Portugal, Irland, Italien, Griechenland,<br />
Spanien<br />
unter anderem<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
II
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Vergleich deutscher und griechischer 10-jähriger Staatsanleihen. .................... 12<br />
Abbildung 2: Inflationsraten im Euro-Währungsgebiet in Prozent .......................................... 15<br />
Abbildung 3: Griechisches Haushaltdefizit (in % des BIP) ursprünglich gemeldeter und später<br />
revidierter Werte. .................................................................................................................... 18<br />
Abbildung 4: Zahlungsströme bei der Emission von Eurobonds ............................................ 32<br />
III<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Tabellenverzeichnis<br />
Tabelle 1: Griechenlands Staatsdefizit (2006-2008) ............................................................... 17<br />
IV<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
1. Grundlagen<br />
Nach der schrittweisen Einführung des Euro als europäische Gemeinschaftswährung in<br />
den Jahren 1999 als Buchgeld und 2002 als Bargeld, steht der Euro erstmals in seiner<br />
Geschichte vor einer existenziellen Krise. Der amerikanische Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften<br />
Milton Friedman sah die Gefahr seinerzeit bereits bei der Einführung<br />
des Euro, dass „die Mitgliedsländer mit ihrer unterschiedlichen Wirtschaftspolitik<br />
[…] künftig viele Probleme bekämpfen müssen“ 1 . Zudem war Friedman der Auffassung,<br />
dass “the euro would not survive the first major European economic recession.” 2<br />
<strong>Die</strong> Märkte haben das einstige Vertrauen in den Euro verloren. Aber nicht nur<br />
institutionelle Anleger reagieren sensibel. Auch unter der Bevölkerung stößt der Euro<br />
mehr und mehr auf Ablehnung. Laut infratest dimap, einem in Berlin ansässigen Umfrageinstitut,<br />
sind die Skeptiker gegenüber dem Euro in der Mehrzahl. Auf die Frage, ob<br />
der Euro für die Umfrageteilnehmer Vor- bzw. Nachteile bringen würde, antwortete die<br />
Mehrheit sowohl im Jahr 2001 (45 Prozent) als auch im Jahr 2010 (60 Prozent) negativ.<br />
<strong>Die</strong> Befürworter blieben über die Jahre konstant bei einer Zustimmungsquote von 32<br />
Prozent. Gar 57 Prozent wünschen sich die D-Mark zurück. 3 Ein konträres Bild liefern<br />
Umfragewerte aus der zweitgrößten Volkswirtschaft im Euro-Raum. Nur 28 Prozent der<br />
Franzosen möchten im Januar 2011 wieder mit dem Franc bezahlen. 72 Prozent<br />
sprechen sich für den Euro aus. 4<br />
1.1. Diskutierte Zukunftsszenarien<br />
Sämtlich denkbare Hypothesen zur Zukunft des Euro werden aktuell auf Podiumsdiskussionen<br />
oder in Medien erörtert. Aufbauend auf der Ablehnung des Euro in Deutschland<br />
von 57 Prozent werden die Rufe nach der D-Mark stetig lauter. Als größter Nettozahler<br />
innerhalb der EU kommt Deutschland eine Signalstellung zu. Je höher die Nettobeiträge<br />
werden, desto höher wirkt ein innenpolitischer Druck auf die Bundesregierung. 5<br />
Dabei vertreten nicht nur Hardliner die Rückkehr zur D-Mark. Bereits vor 12 Jahren klagte<br />
Joachim Starbatty, Volkswirtschaftsprofessor in Tübingen, erfolglos gegen die Einführung<br />
des Euro. 6 Argumente, die in diese Richtung abzielen, finden zunehmend Zuspruch.<br />
1 o.V. (2001): Nobelpreisträger Milton Friedman hält den Euro für unterbewertet.<br />
2 Lachmann, D. (2010): Maybe Milton was right about the euro.<br />
3 Vgl. ARD-Deutschland TREND – Dezember 2010.<br />
4 Vgl. Ifop pour France Soir - Les Français et la sortie de l’Euro.<br />
5 Vgl. o.V. (2010): Deutschland muss als größter Nettozahler seine Interessen wahren.<br />
6 Vgl. Interview Joachim Starbatty: „Aus der Währungsunion wird eine Inflationsunion“.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
1
Erschwerend kommt für die europäische Gemeinschaftswährung hinzu, dass viele Bürger<br />
die D-Mark als Symbol des Wirtschaftswunders deuten. Rein theoretisch wäre nach<br />
Meinung des Währungsexperten Barry Eichengreen von der University of California eine<br />
Rückkehr zur alten Währung möglich. 7 Als wesentlicher Vorteil dieses Szenarios gilt das<br />
Einsparpotential der EU-Gelder. <strong>Die</strong> Signalwirkung und eine damit einhergehende<br />
politische Isolation wären allerdings verheerend. Aufgrund der fiktiv kräftigen Aufwertung<br />
der Währung, die als Konsequenz aus den Kapitalzuflüssen in eine mit AAA bewertete<br />
Anlage entsteht, müsste Deutschland mit einer Verteuerung der Ausfuhren rechnen.<br />
Angesichts der Tatsache, dass die größten Handelspartner mit Frankreich, United Kingdom,<br />
Niederlande und Italien EU-Mitglieder sind, dürfte sich der Effekt unmittelbar auswirken.<br />
Einzige Ausnahme sind die Vereinigten Staaten von Amerika. 8 Insgesamt betrug<br />
der Anteil der exportierten Waren aus Deutschland in europäische Länder 746,6 Mrd. €,<br />
was einem Anteil von 75 Prozent entspricht. 9 Durch die Zusammensetzung der<br />
Exportgüter ist allerdings ersichtlich, dass Deutschland hauptsächlich Automobile, Maschinen<br />
sowie Pharmazieprodukte exportiert, die über einen maßgeblichen Teil mit dem<br />
Label Made in Germany als Qualitätsprodukt veräußert werden. 10<br />
Eine weitere denkbare Alternative ist die Realisierung von sog. Haircuts. Anleger, die<br />
entsprechende Anleihen besitzen, verzichten auf einen prozentualen Anteil ihrer jeweiligen<br />
Forderungen in Form von bspw. reduzierten oder ausgesetzten Zinszahlungen<br />
oder einer Laufzeiterweiterung. In erster Linie werden Anleger bei einer derartigen Form<br />
an den Kosten beteiligt. Der Verzicht setzt eindeutige Anreize gegen moralisches<br />
Fehlverhalten (moral hazard), da eine hohe Rendite bei gleichzeitiger Absicherung durch<br />
den europäischen Rettungsfonds ausgeschlossen ist. Nachteilig wirkt sich aus, dass in<br />
der gegenwärtigen Situation ein solcher Forderungsverzicht teils hohe Abschreibungen<br />
zur Folge haben könnte. Derzeit belaufen sich die Forderungen der deutschen Banken<br />
gegenüber den PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland, Spanien) auf circa<br />
437 Mrd. Euro. 11 Bei Abschreibungen in entsprechender Höhe ist mit einer Destabilisierung<br />
des hoch vernetzten Bankensystems zu rechnen. <strong>Die</strong> Politik bezieht eindeutig<br />
Stellung: Angela Merkel befürwortet eine Partizipation der privaten Geldgeber mit der<br />
Begründung, es gäbe kein Geschäft bei dem der Steuerzähler das Risiko trägt. 12 Grundlage<br />
für ein neuartiges Konzept soll demnach ein striktes Anpassungsprogramm sein.<br />
Geplantes Kernelement sind Klauseln, die bei Zahlungsunfähigkeit eines Landes<br />
7 Vgl. Interview Barry Eichengreen: „Deutschland könnte D-Mark wieder einführen“.<br />
8 Vgl. Deutschlands wichtigste Handelspartner 2009.<br />
9 Vgl. Drei Viertel aller deutschen Exporte gehen nach Europa.<br />
10 Vgl. Einfuhr und Ausfuhr nach d. Güterabteilungen d. Güterverzeichnisses für Produktionsstatistiken 2009.<br />
11 Vgl. Auslandsforderungen deutscher Banken an ausgewählte Länder.<br />
12 Vgl. Schäfers, M.: Private sollen an Euro-Rettung beteiligt werden.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
2
erlauben, die Zahlungsbedingungen zu ändern. Ab 2013 sollen alle ausgegebenen<br />
Staatsanleihen innerhalb der EU mit den CACs (Collective Action Clauses) versehen<br />
werden. 13 Bei Verwendung der entsprechenden Klauseln können eine Laufzeitverlängerung,<br />
eine Zinssenkung, ein Schuldenschnitt oder eine Kombinationsmöglichkeit die<br />
Konsequenz bedeuten. <strong>Die</strong>ser Sicherheitsmechanismus wird die Attraktivität von Staatsanleihen<br />
verringern. Eine ähnliche Grundidee verfolgte bereits der Brady Plan in den 80er<br />
Jahren. Den Gläubigern wurde damals eine Wahloption zwischen Discount-Bonds, die die<br />
Höhe der ursprünglichen Forderungen um ungefähr ein Drittel reduzierte, dafür aber einen<br />
marktüblichen Zins erhielten, und Par-Bonds, bei denen die Nominalforderung gleichbleit,<br />
aber dafür mit niedrigeren Zinsen als am Markt bedacht wurden. 14 Trotz drastischer Reformen<br />
in Griechenland, u.a. Senkung der Staatsausgaben, rechnen Marktakteure<br />
langfristig mit einer Umschuldung, da die Schuldenlast nach wie vor bei 140 Prozent des<br />
BIP liegt. 15 <strong>Die</strong> aktuelle Situation wird Geld kosten. Es ist nur die Frage, ob der Steuerzahler<br />
in Form von Kreditbürgschaften aufkommt oder die Käufer von Staatsanleihen in<br />
Form von Verlusten. Ökonomisch scheint ein Forderungsverzicht eine denkbare Alternative<br />
zu sein.<br />
1.2. Komplexität der national individuellen Problemstellungen<br />
Der Druck auf die Mitgliedsländer sich auf einen gemeinsamen Konsens zu einigen war<br />
selten größer. <strong>Die</strong> finanzielle Situation in Griechenland, Portugal und Irland drängt die<br />
politischen Entscheidungsträger zur Handlung. Es wird zunehmend offensichtlich, dass<br />
die bisherige Währungsunion und die damit reduzierten Zinssätze für entsprechende<br />
Staaten nicht für die Staatshaushalte genutzt wurde. Während in Spanien die Mittel zum<br />
Immobilienboom führten 16 , flossen beispielsweise in Griechenland in die unnötige Ausdehnung<br />
des Staatsapparates. Es wird davon ausgegangen, dass in insgesamt über 700<br />
Staatsbetrieben, die als überflüssig eingestuft werden, EU-Mittel versickert sind. 17 Mit dem<br />
Beschluss des dauerhaften Rechtes der Ausgabe von Notkrediten an Staaten, scheint die<br />
erste Maßnahme in Richtung Transferunion gemacht zu sein. 18 In kritischen Situationen<br />
sind Transfers häufig unabdingbar, allerdings muss darauf geachtet werden, dass diese<br />
nicht zum Normalfall werden. <strong>Die</strong> negativen Anreize einer Dauerlösung verleiten geradezu<br />
zum Fehlverhalten. Dennoch ist eins klar: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“ 19 ,<br />
13 Vgl. Berschens, R. (2011): Ringen um stabileren Rettungsschirm.<br />
14 Vgl. Braunberger, G. (2011): Der Plan des Nicholas Brady.<br />
15 Vgl. Kühnlenz, A. (2011): Wie Athen die Schuldenlawine aufhalten will.<br />
16 Vgl. Müller, S. (2007): <strong>Die</strong> Makler machen als Erste dicht.<br />
17 Vgl. Jessen, C. (2010): Griechen wüten gegen die Prass-Wirtschaft.<br />
18 Vgl. Fischer, M. (2010): Angriff auf die Stabilitätsfestung.<br />
19 o.V. (2010): Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
3
so Angela Merkel in ihrer Regierungserklärung. Auf Dauer sind die einzelnen europäischen<br />
Staaten in der weltweiten Konkurrenz gegen Brasilien, Russland, China, Indien,<br />
Japan und den USA zu klein, um nachhaltig bestehen zu können. Was die Verarbeitung<br />
und die zu treffenden Maßnahmen zunehmend schwierig macht, ist die Tatsache, dass die<br />
Probleme der einzelnen Staaten teilweise sehr differenziert einzuordnen sind. Während<br />
Irland bislang häufig als „Musterknabe“ innerhalb der EU herangezogen wurde, war die<br />
finanzielle Problematik von Griechenland nicht besonders überraschend. Nach aufkommenden<br />
Zweifeln und einer genaueren Prüfung der in der Vergangenheit eingereichten<br />
Defizitzahlen Griechenlands wurde bekannt, dass die Verschleierung über Jahre betrieben<br />
wurde. In 2009 wurde aufgrund falscher Zahlen noch ein griechisches Staatsdefizit<br />
von 3,7 Prozent prognostiziert, und damit nur 0,7 Prozent über der Neuverschuldungsgrenze<br />
von maximal 3,0 Prozent des BIP der EU-Konvergenzkriterien, dabei betrug<br />
der korrekte Wert 12 Prozent der Wirtschaftsleistung. 20<br />
Speziell strukturelle Probleme sind für die Situation Griechenlands verantwortlich. Bei der<br />
Analyse des BIP von 2008 ist besonders auffallend, dass das produzierende Gewerbe nur<br />
13,6 Prozent zum BIP beiträgt (zum Vergleich: In Deutschland beträgt der Wert 26,2<br />
Prozent). 21 <strong>Die</strong> griechische Wirtschaftsleistung stützt sich zum großen Teil auf die<br />
Bereiche Konsum und Tourismus. <strong>Die</strong> Auswirkungen der Sparmaßnahmen können einen<br />
negativen Effekt zur Folge haben. Der wohl gewichtigste Faktor wird der Gehaltsstopp<br />
bzw. die Einkommenskürzungen spielen. Zusätzliche Effekte wie Kürzungen der<br />
Weihnachts- und Urlaubsgeldregelungen oder weitere Zulagenstreichung werden die<br />
Konsumlage negativ beeinflussen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Mehrwertsteuer<br />
zum wiederholten Mal angehoben wurde.<br />
Irland hingegen kämpft mit grundverschiedenen Problemen. Im Gegensatz zu Griechenland<br />
besitzt Irland eine industrielle Basis, die mehr als ein Viertel des BIP verantwortet<br />
(26,3 Prozent). 22 <strong>Die</strong> Iren kämpfen mit der horrenden Auslandsverschuldung der<br />
Unternehmen und des privaten Sektors. Mit einem Anteil von 68 Prozent an der gesamten<br />
Auslandsverschuldung in Höhe von 620 Mrd. $ treten die Probleme eher im mikroökonomischen<br />
Bereich auf. 23 Im Vergleich dazu beträgt der Anteil der privaten Auslandsverschuldung<br />
in Spanien (46 Prozent), in Griechenland (41 Prozent) und in Portugal<br />
(50 Prozent). Irland hat im Vergleich mit Griechenland nicht die Problematik der hohen<br />
Staatsverschuldung, sondern einer hohen Verschuldung des Bankensektors. In vielen<br />
20 Vgl. Baring, A. (2010): <strong>Die</strong> Tricks der Griechen.<br />
21 Vgl. Hutterer, M. (2010): Staatsverschuldung in Griechenland.<br />
22 Vgl. Wirtschaftskammer: Wertschöpfung nach Sektoren.<br />
23 Vgl. Losse, B. (2010): Dem Abgrund immer näher.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
4
Ländern der Europäischen Union liegt das Verhältnis von Bilanzsumme des Bankensektors<br />
zum BIP bei dem Zwei- bis Vierfachen. In Irland lag dieser Faktor bei ungefähr<br />
zehn. 24 Allerdings muss im irischen Kontext beachtet werden, welche der Banken im Eigentum<br />
der Inländer sind und damit im Krisenfall primär durch staatliche Garantien stabilisiert<br />
werden müssten und welcher Anteil der Banken sich im Besitz ausländischer Gesellschaften<br />
befindet. Im letzteren Fall würden diese im Krisenfall im Verantwortungsbereich<br />
der übergeordneten Konzerngesellschaften liegen.<br />
Dennoch bietet die aktuelle Situation die Gelegenheit, Entscheidungen nachzuholen bzw.<br />
zu treffen, die für den zukünftigen Erfolg des Euro notwendig sind. Einmal mehr wird<br />
deutlich, dass der Euro keinen optimalen Währungsraum darstellt. Viele Kriterien wie<br />
flexible Preisgestaltung, Mobilität der Arbeitskräfte, integrierte Märkte oder eine identische<br />
Wirtschaftspolitik sind allenfalls partiell erfüllt. Als Referenzwerte dienen exemplarisch die<br />
Mobilität der Arbeitskräfte und die einheitliche Wirtschaftspolitik. <strong>Die</strong> Mehrzahl der Analysen<br />
kommt zu dem Resultat, dass die Eurozone insgesamt eine geringe Mobilität aufweist.<br />
25 <strong>Die</strong>s mag im Unterschied zu den Vereinigten Staaten von Amerika nicht zuletzt<br />
auf die „Sprachbarriere“ zurückzuführen sein. Auf die Frage, ob die Teilnehmer bereits in<br />
einem fremden Land gelebt bzw. gearbeitet haben, antworteten 84 Prozent mit Nein. 26<br />
Nur 17 Prozent der befragten Europäern hat in der Zukunft die Absicht in einem anderen<br />
Land zu arbeiten. Drei Viertel hingegen erklären dagegen, keinen Standortwechsel zu planen.<br />
Insbesondere die skandinavischen Länder befürworten einen Landeswechsel (Dänemark<br />
51 Prozent; Estland 38 Prozent; Schweden 37 Prozent; Finnland 35 Prozent). Als<br />
sehr heimatbezogen gelten dagegen Italien, Österreich und Griechenland; dort kann sich<br />
noch nicht mal jeder Zehnte einen Arbeitsaufenthalt im Ausland vorstellen.<br />
1.3. Ziel einer kollektiven Strategie<br />
Eine einheitlich abgestimmte Wirtschaftspolitik ist aufgrund der Kompetenzbeschränkung<br />
der EU nicht realisierbar. Verhandlungen und politische Aussagen werden meist von<br />
nationalen Interessen dominiert. Als exemplarisches Beispiel dient die Ratifizierung des<br />
Vertrags von Lissabon, dessen Ziel eine verbesserte Handlungsfähigkeit der Union ist.<br />
Um ein Inkrafttreten des Vertrages von Lissabon zu gewährleisten, waren die Mitgliedsstaaten<br />
dazu angehalten, gemäß der jeweiligen nationalen Bestimmungen zu ratifizieren.<br />
Aufgrund mehrerer nationaler Entscheidungen verzögerte sich die Ratifizierung.<br />
24 Vgl. Kater, U. (2011):Gegenwärtige Bestrebungen zur Stabilisierung des Euros können nur Zeit kaufen.<br />
25 Vgl. Duwendag. et al (1999), Eichengreen (1993), Blanchard & Katz (1992).<br />
26 Vgl. Europäische Kommission (2010): Mobilität von Arbeitnehmern.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
5
In Deutschland fiel die finale Entscheidung vor dem Bundesverfassungsgericht; 27 in<br />
Tschechien fehlte zunächst die Zustimmung des Senats; in Polen verweigerte Präsident<br />
Kaczynski die Unterschrift und in Irland konnte eine Mehrheit erst in einem zweiten Volksreferendum<br />
erzielt werden.<br />
Neueste Streitursache ist in Bezug auf Irland der Körperschaftssteuersatz in Höhe von<br />
12,5 Prozent. <strong>Die</strong> Ankündigung des irischen Finanzministers Brian Lenihan, dass der<br />
Körperschaftssteuersatz unverändert bei 12,5 Prozent bleiben würde, wurde mehrfach<br />
kritisiert. 28 „Es kann nicht sein, dass Unternehmen und Einwohner in Irland weniger<br />
Steuern zahlen, als Unternehmen und Einwohner in den Staaten, die Hilfe leisten“ 29 , sagte<br />
Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring. Langfristig ist damit zu rechnen, dass<br />
Irland aufgrund des Drucks der Mitgliedsstaaten bei der Haushaltskonsolidierung um<br />
Steuererhöhungen wohl vermeiden können wird, um so die Einnahmen zu erhöhen. Unter<br />
allen 33 OECD-Ländern hat Irland den niedrigsten Unternehmenssteuersatz. 30 Durch die<br />
niedrige Besteuerung, die hauptursächlich für die Anziehungskraft Irlands als Unternehmensstandort<br />
verantwortlich ist, kann Irland eine beträchtliche Anzahl an Unternehmenssitzen<br />
vorweisen. Neben namhaften US-Konzernen wie Apple, Google, Intel und<br />
HP, die Irland als Standort für ihre Europazentrale wählten, befinden sich auch zahlreiche<br />
Tochterunternehmen deutscher Konzerne auf der „grünen Insel“. <strong>Die</strong> irische Regierung<br />
argumentiert, dass höhere Belastungen der Unternehmen in Form von Steuererhöhungen<br />
eine finanzielle Erholung deutlich erschweren würde. Desweitern verweisen Lobbyisten<br />
auf die weltweite Konkurrenz um Investments. Da die Steuerpolitik innerhalb der EU nicht<br />
aufeinander abgestimmt ist, obliegt die Steuergesetzgebung nationalen Beschlüssen. Der<br />
Einfluss der übrigen Mitgliedsstaaten bleibt somit auf den politischen Dialog beschränkt.<br />
Das Ergebnis ist ein Trend zu einer sinkenden Unternehmensbesteuerung, der seit zwei<br />
Jahrzehnten in der Union zu beobachten ist. 31 <strong>Die</strong> reine Körperschaftsteuer ist in<br />
Deutschland mit 15 Prozent nur marginal höher als in Irland. 32 Zusätzlich erhebt jede<br />
Kommune mittels individuellen Hebesatz die Gewerbesteuer. Dass die Steuergesetzgebung<br />
innerhalb der Union auch zukünftig in nationaler Zuständigkeit bleiben soll, hatte<br />
sich Irland vor dem zweiten Referendum über Zustimmung oder Ablehnung des Vertrags<br />
von Lissabon zusichern lassen. 33<br />
27 Vgl. Urteil Bundesverfassungsgericht: BVerfG, 2 BvE 2/08 vom 30.6.2009.<br />
28 Vgl. Sheahan, F. (2010): Corporation tax will stay at 12.5pc, Lenihan insists.<br />
29 o.V. (2010): Notenbankchef fordert Verkauf von Banken.<br />
30 Vgl. PWC: Paying Taxes 2011 – The global picture.<br />
31 Vgl. Theurer, M. (2010): Steuern hochumstritten.<br />
32 Vgl. BMF: Körperschaftsteuer.<br />
33 Vgl. <strong>Die</strong> Ratifizierung des Reformvertrages.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
6
Bleiben die Fürsprecher für eine erheblich engere Zusammenarbeit weiterhin in der<br />
Minderzahl, wird die Erwartungshaltung an die Flexibilität der EU-Länder deutlich ansteigen.<br />
Zielführend kann nur eine gemeinsame politische Leitlinie zwischen den Mitgliedsländern<br />
sein. <strong>Die</strong> gegenwärtige Sachlage und Maßnahmen zur Festigung des Euro<br />
wie etwa der Rettungsfonds sind nur in der Lage mehr Zeit zur Verfügung zu stellen.<br />
Langfristig kann die Union nur bestehen, sofern die Wirtschaftspolitik in großem Ausmaß<br />
koordiniert wird. Bislang wurden Standardisierungsmaßnahmen oft als Einmischung in die<br />
nationale Souveränität ausgelegt. Entscheidend ist das Verständnis für gemeinsame Entscheidungen<br />
anstelle von nationalen Egoismen.<br />
Am 19. Mai 2010 hat Bundesbankpräsident Weber anlässlich des Haushaltsausschusses<br />
des Deutschen Bundestages zum Entwurf eines Gesetzes zur Übernahme von Gewährleistungen<br />
im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus, ein eindrückliches<br />
Statement geäußert: „<strong>Die</strong> jüngsten Entwicklungen haben Schwachstellen des bisherigen<br />
finanzpolitischen Regelwerks offengelegt und die wirtschaftlichen Konsequenzen<br />
langjährig divergierender Wettbewerbspositionen in der Währungsunion zutage treten<br />
lassen. Für die langfristige Solidität der Währungsunion wird es entscheidend darauf<br />
ankommen, das bestehende schmale Zeitfenster für Reformen nicht ungenutzt verstreichen<br />
zu lassen.“ 34<br />
Im weiteren Verlauf der Arbeit soll einer genauen Beschreibung der Funktion von Staatsanleihen<br />
erfolgen. Weiter wird anhand eines Vergleichs der deutschen und griechischen<br />
Staatsanleihe eine Entwicklungstendenz dargestellt, um dann die aktuelle Diskussion der<br />
Eurobonds aufzugreifen und die Auswirkungen darzustellen.<br />
34 Vgl. Weber, A. (2010): <strong>Die</strong> jüngsten Entwicklungen haben die Schwachstellen des bisherigen<br />
finanzpolitischen Regelwerks offengelegt.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
7
2. Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen<br />
2.1. Theoretische Grundlagen<br />
2.1.1. Begriffsabgrenzung<br />
Bei Staatsanleihen handelt es sich um Wertpapiere, die Fremdkapital verbriefen und zur<br />
Finanzierung des Staatshaushaltes dienen. 35 <strong>Die</strong> Anleihen, die auch als Schuldverschreibungen<br />
oder Obligationen bezeichnet werden, dienen dazu, den Kapitalbedarf der<br />
Regierung zu decken. 36 <strong>Die</strong> von den europäischen Staatsbanken ausgegebenen Anleihen<br />
sind das größte Marktsegment im europäischen Rentenmarkt und der weltweit größte<br />
Markt für Staatsanleihen. 37 In nahezu allen Ländern tritt der Staat als größter Schuldner<br />
auf. Gläubiger können Investoren, oder auch private Haushalte sein, die dann vom<br />
Schuldner zum einen die vertraglich vereinbarten Zinsleistungen erhalten und zum<br />
anderen am Ende der Laufzeit den Nominalbetrag bzw. den face value oder Nennwert. 38<br />
Staatsanleihen können mit kurzfristiger, mittelfristiger oder langfristiger Laufzeit ausgestattet<br />
sein. Unter kurzfristig versteht man Anleihen, die täglich verfügbar sind und mit<br />
dem klassischen Tagesgeldkonto vergleichbar sind. 39 Bei Staatsanleihen mit mittelfristiger<br />
Laufzeit ist das Kapital i.d.R. ein bis zwei Jahre gebunden, wobei in diesem Zeithorizont<br />
auch Laufzeiten bis zu sieben Jahre fallen. Bei längerfristigen Anlagen kann es sich um<br />
eine Laufzeit von bis zu 30 Jahren handeln. 40<br />
Der Zins einer Staatsanleihe ergibt sich aus dem Potentialwachstum der (globalen) Wirtschaft,<br />
der Inflationsrate und der Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihe. 41 Der Zinsunterschied<br />
europäischer Staatsanleihen im Euroraum ist, verstärkt im Zuge der Finanzkrise,<br />
auffallend. Betrachtet man die Zinsmargen, die Finanzinvestoren für ihr Risiko der<br />
Kapitalüberlassung einfordern, so lässt sich erkennen, dass diese teilweise stark von<br />
einander abweichen. Deutschland, als größte Volkswirtschaft Europas, wird hierbei als<br />
Benchmark herangezogen. 42 So bringt eine deutsche Staatsanleihe mit Laufzeit zwei<br />
Jahre dem Anleger beispielsweise im Februar 2011 eine Rendite von 2,19 Prozent. Eine<br />
mit gleicher Laufzeit zeichnet eine französische Staatsanleihe eine Rendite von 1,61<br />
Prozent ab und eine griechische Staatsanleihe mit dieser Laufzeit notiert eine Rendite von<br />
35 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011).<br />
36 Vgl. Sperber (2009), S. 252.<br />
37 Vgl. Dembowski /Ehrlich (2001), S. 92.<br />
38 Vgl. Spremann / Gantenbein (2007), S. 17.<br />
39 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011).<br />
40 Vgl. http://www.geld-magazin.info (Stand 11.02.2011).<br />
41 Vgl. <strong>Welt</strong>.de (2010).<br />
42 Vgl. http://www.nzz.ch (Stand 11.02.2011).<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
8
13 Prozent. 43 Im Zehnjahresbereich verspricht eine deutsche Staatsanleihe 3,28 Prozent,<br />
die Französische 3,66 Prozent und der Inhaber einer griechischen Anleihe werden 11,43<br />
Prozent zugesagt. 44<br />
Der Zins einer Staatsanleihe ergibt sich aus dem Potentialwachstum der (globalen)<br />
Wirtschaft, der Inflationsrate und der Ausfallwahrscheinlichkeit der Anleihe. 45 Insbesondere<br />
in der Finanzkrise galten Staatsanleihen als relativ sicher. 46 Eine genaue<br />
Betrachtung der europäischen Staatsanleihen zeigt jedoch diverse Risiken auf. 47 Vor der<br />
Einführung des Euros wurden Bondspreads (Zinsdifferenzen) unter anderem durch<br />
Wechselkursrisiken begründet. Seit der Euro-Einführung gelten die Vorschriften des<br />
Stabilitäts- und des Wachstumspaktes. <strong>Die</strong>se stellen Vereinbarungen dar, die innerhalb<br />
der europäischen Wirtschafts- und Währungsunion für wirtschaftliche Stabilität sorgen<br />
sollen. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt verpflichtet die Mitgliedstaaten der EU einen<br />
ausgeglichenen Staatshaushalt zu führen und die Begrenzung der öffentlichen<br />
Verschuldung zu beachten. 48<br />
Im Hinblick auf Zinsdifferenzen sind insbesondere die Liquidität und die Bonität eines<br />
Landes von zentraler Bedeutung. <strong>Die</strong> Krisenmaßnahmen der europäischen Gemeinschaft<br />
vom 9. und 10. Mai 2010 und die darauf folgenden Konsolidierungsmaßnahmen einiger<br />
Mitgliedsländer stärkten die finanzielle und wirtschaftliche Stabilität in Europa. 49 Durch die<br />
beschlossenen Rettungsaktionen wurde die Zinsspreizung diverser europäischer<br />
Staatsanleihen zunächst reduziert. Jedoch sind die Konsolidierungsmaßnahmen auf drei<br />
Jahre begrenzt. Demzufolge können diese die zehnjährigen Anleihen nicht schützen. <strong>Die</strong>s<br />
war unter anderem ein zentraler Grund, warum die Zinsspreads erneut zunahmen. Zudem<br />
führte die Besorgnis über die Verschuldung in einigen Ländern der Währungsunion und<br />
das damit verbundene Liquiditätsrisiko dazu, dass die Renditespreads von Staatsanleihen<br />
im Euro-Raum erheblich sind. 50 Am 7. Mai 2010 lag der durchschnittliche Zinsspread<br />
gegenüber der deutschen Staatsanleihe bei 1,08 Prozent. Anschließend fiel der durchschnittliche<br />
Spread für einige Wochen. Bereits im Juni 2010 war er jedoch wieder auf 1,1<br />
Prozent gestiegen. Am 11. November 2010 betrug der durchschnittliche Spread zur<br />
deutschen Staatsanleihe sogar 1,37 Prozentpunkte. 51<br />
43 Vgl. http://anleihen.onvista.de (12.02.2011).<br />
44 Vgl. http://anleihen.onvista.de (12.02.2011).<br />
45 Vgl. <strong>Welt</strong>.de (2010).<br />
46 Vgl. Müller (2009), S. 148.<br />
47 Vgl. Hummel / Breuer (2001), S. 597.<br />
48 Vgl. Junius et. al. (2002), S. 12.<br />
49 Vgl. OECD (2010).<br />
50 Vgl. OECD (2010).<br />
51 Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
9
In den letzten Jahren sind speziell die Zinsen für die griechischen Staatsanleihen signifikant<br />
gestiegen. Als Grund dafür nennt die EZB unter anderem die offizielle Korrektur<br />
des griechischen Haushaltsdefizits und die Herabsetzung des Ratings für den griechischen<br />
Staat. Dadurch erreichten die Renditesätze der griechischen Staatsanleihe<br />
Höchststände Anfang 2009, während die Zinsdifferenzen der anderen Euro-Länder in<br />
einem geringeren Maß betroffen waren. 52 <strong>Die</strong>s zeigt, dass eine Herabstufung der Bonität<br />
eines Landes durch Ratingagenturen eine Erhöhung der Zinsen für Staatsanleihen<br />
verursacht und dadurch größere Bondspreads nach sich zieht. Ein höheres Ausfallsrisiko<br />
muss vom Kreditgeber durch überdurchschnittliche Zinsen vergütet werden. 53 Grund<br />
hierfür ist, dass ein möglicher Ausfall die erwartete Rückzahlung aus Zinskupon und<br />
Tilgung mindert. 54<br />
Welche Faktoren bei der Renditeentwicklung eine Rolle spielen, soll im nachstehenden<br />
Kapitel aufgezeigt werden.<br />
2.1.2. Klassische Einflussfaktoren auf die Renditeentwicklung<br />
Vier ökonomische Einflussgrößen können für die Renditeentwicklung europäischer<br />
Staatsanleihen von Bedeutung sein:<br />
• das Bruttoinlandsprodukt,<br />
• die Arbeitslosenquote,<br />
• die Preissteigerungsrate und<br />
• die Staatsverschuldung.<br />
Ein möglicher Einflussfaktor für die konjunkturelle Entwicklung eines Landes dar ist das<br />
Bruttoinlandsprodukt. Es gilt als Maß für die Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft<br />
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes und stellt eine wichtige Kenngröße der Volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung dar.<br />
Der Arbeitsmarkt - gemessen an den Größen Beschäftigungsquote und Arbeitslosenquote<br />
- kann ebenfalls Einfluss auf die Renditeentwicklung nehmen und stellt somit die zweite<br />
entscheidende Größe dar. <strong>Die</strong> Arbeitslosenquote der Euro-Länder lag im Dezember<br />
vergangenen Jahres wie bereits im Vormonat bei 10 Prozent. In den Niederlanden (4,3<br />
Prozent) und in Luxemburg (4,9 Prozent) sieht die Lage am Arbeitsmarkt am besten aus.<br />
<strong>Die</strong> höchsten Arbeitslosenquoten weisen Spanien (20,2 Prozent) sowie Lettland (18,3<br />
52 Vgl. Jahresbericht EZB (2009), S. 47.<br />
53 Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4.<br />
54 Vgl. Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München (2010), S.4.<br />
10<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Prozent) aus. 55 Hier sind also im Ländervergleich der Euromitgliedstaaten erhebliche Unterschiede<br />
zu erkennen.<br />
Ein weiterer Einflussfaktor ist die Preissteigerungsrate für Waren und <strong>Die</strong>nstleistungen -<br />
die Inflationsrate. Sie drückt den allgemeinen Anstieg des Preisniveaus, gemessen am<br />
Verbraucherpreisindex, aus. 56 Der Verbraucherpreisindex, der auf „länderübergreifend<br />
harmonisierten statistischen Methoden beruht“ 57 , wird einmal im Monat auf Basis eines<br />
Warenkorbs erstellt. Inflation führt im Allgemeinen zu einem Wertverfall des Geldes und<br />
damit zu einem Verlust seiner Kaufkraft. <strong>Die</strong> Preisstabilität ist das vorrangige Ziel der<br />
Europäischen Zentralbank. <strong>Die</strong> EZB sieht allerdings nur einem Anstieg des Harmonisierten<br />
Verbraucherpreisindexes (HVPI) unter bzw. nahe zwei Prozent die Preisstabilität<br />
innerhalb des Euroraumes gewahrt. Mit diesem Beschluss des EZB-Rates im<br />
Mai 2003 soll mittelfristig eine Stabilität der Preise gewährleistet sein. 58 <strong>Die</strong> Inflationsrate<br />
kann somit auch als ein wichtiger Einflussfaktor auf die Renditeentwicklung herangezogen<br />
werden.<br />
Als vierter Einflussfaktor auf die Renditeentwicklung europäischer Staatsanleihen soll die<br />
Staatsverschuldung aufgeführt werden. Bei den EU-Staaten ist diese in den letzten Jahren<br />
deutlich angestiegen. 59 Eine genaue Betrachtung des Durchschnitts der Zinsen für 10-<br />
jährige Staatsanleihen der EU-Länder in den Jahren 1994-2008 zeigt, dass die Zinsen für<br />
Staatsanleihen dann gestiegen sind, wenn die Staatsverschuldung der einzelnen Länder<br />
im Verhältnis zu ihrem jeweiligen BIP steigen. 60 Konjunkturprogramme, die Wirtschaftskrise<br />
selbst und Maßnahmen zur Rettung einiger Banken haben viel Geld gekostet. Der<br />
Referenzsatz für das Haushaltsdefizit liegt bei drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes<br />
(BIP) und die Verschuldung darf 60 Prozent des BIP nicht überschreiten, so die Vorgaben<br />
der Maastricht-Kriterien. 61<br />
Lag die Kompetenz der Geldpolitik davor in den Händen der jeweiligen Länder, so steht<br />
die Ausübung dieser seit Einführung allein der Europäischen Zentralbank (EZB) zu. <strong>Die</strong><br />
Neigung einzelner Mitgliedsstaaten durch eine expansive Geldpolitik die Haushaltslage zu<br />
„verbessern“ ist somit beschränkt.<br />
55 Vgl. http://www.swp.de (Stand 14.02.2011).<br />
56 Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 75.<br />
57 Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 75.<br />
58 Vgl. Gerdesmeier (2008), S. 8.<br />
59 Vgl. http://www.bundesregierung.de (Stand 14.02.2011).<br />
60 Vgl. Manganelli (2009).<br />
61 Vgl. http://www.bundesregierung.de (Stand 14.02.2011).<br />
11<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
2.2. Vergleich der deutschen und griechischen Staatsanleihen<br />
Folgendes Schaubild zeigt einen Vergleich der deutschen zur griechischen Staatsanleihe<br />
mit einer 10-jährigen Laufzeit. In einem fünfjährigen Betrachtungszeitraum wird der Unterschied<br />
in der Renditeentwicklung deutlich. 62<br />
Abbildung 1: Vergleich deutscher und griechischer 10-jähriger Staatsanleihen.<br />
Quelle: http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GDBR10:IND (Stand 10.03.2011).<br />
Vergleicht man die deutsche und die griechische Staatsanleihe mit einer zehnjährigen<br />
Laufzeit, so ist festzustellen, dass bis etwa im Juli 2008 ein Gleichlauf der Risikoprämien<br />
stattgefunden hat. Der Anstieg auf den Fünf-Jahres Höchststand der deutschen Bundesanleihe<br />
von 4,66 % Ende des Julis 2008, bekräftigt die unter Punkt 2.1.2 genannten Ursachen<br />
für die Einflussfaktoren auf die Entwicklung der Risikoprämien. Im vorliegenden<br />
Fall ist von einer Beeinflussung durch die Konjunkturentwicklung auszugehen, da zu diesem<br />
Zeitpunkt die Finanzkrise begann. Im weiteren Zeitverlauf vergrößert sich die Differenz<br />
der Renditen. Ab Mai 2010, nach dem fundierten Bekanntwerden des Ausmaßes<br />
der griechische Staatsverschuldung steigt die Verzinsung der Staatsanleihen deutlich auf<br />
über 11,0 %. Nachhaltige Bestätigungen und weitere Informationen zur ökonomischen<br />
62 Vgl. http://www.bloomberg.com/apps/quote?ticker=GDBR10:IND (Stand 09.03.2011).<br />
12<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Situation Griechenlands trieben die Renditen weiter in die Höhe. <strong>Die</strong> starke Korrektur<br />
nach unten Mitte Oktober resultierte vermutlich aus der Zusage des Rettungsschirms und<br />
dem Aufkauf griechischer Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank. Fraglich ist<br />
vor allem beim Verlauf der Risikoprämie der griechischen Staatsanleihe, warum diese<br />
nach der Bekanntgabe des Rettungsschirmes nicht drastisch gefallen ist. Ein möglicher<br />
Faktor hierfür ist die Erwartungshaltung der Anleger, die vermutlich davon ausgehen, dass<br />
der Rettungsschirm nicht ausreicht.<br />
Im Gegensatz dazu bewirkte eine schnelle konjunkturelle Entwicklung der Bundesrepublik<br />
Deutschland, sowie eine zeitweise negative Inflationsrate ein Fall der Rendite auf den<br />
Tiefpunkt von etwa 2,10 %. 63<br />
2.3. Makroökonomische Situation Griechenlands<br />
Basierend auf den volkswirtschaftlichen Eckdaten aus dem Punkt 2.1.1., sollen diese, in<br />
Hinblick auf die Situation Griechenlands, untersucht werden. So wird zunächst auf die<br />
konjunkturelle Entwicklung des Landes eingegangen, gefolgt von der Betrachtung des<br />
Arbeitsmarktes und der Inflation und schließlich des Staatsdefizits.<br />
2.3.1. Konjunkturelle Entwicklung<br />
Das BIP Griechenlands, basierend auf den Zahlen vom 15.02.2011, wird für das vierte<br />
Quartal 2010 auf ein Minus von 1,4 Prozent gegenüber dem Vorquartal geschätzt. Im<br />
Vergleich zum gleichen Quartal des Vorjahres muss Griechenland ein negatives Wachstum<br />
von 6,6 Prozent des BIP hinnehmen. 64 Im Euroraum wird hingegen im vierten Quartal<br />
2010 ein Anstieg des BIP von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal erwartet. Im<br />
Vergleich hierzu nahm das BIP in den Vereinigten Staaten von Amerika im gleichen Zeitraum<br />
um nur 0,8 Prozent zu, in Japan sank es um 0,3 Prozent. 65 Das saisonbereinigte<br />
BIP im vierten Quartal 2010 verzeichnete im Euroraum im Vergleich zum entsprechenden<br />
Vorjahresquartal einen Anstieg von 2,0 Prozent.<br />
Im Euroraum wird für das gesamte Jahr 2011, laut Hochrechungen der Eurostat, eine<br />
Wachstumsrate des BIP von 1,7 Prozent erwartet. 66 Für Griechenland sieht der IWF hingegen<br />
einen Rückgang von vier Prozent voraus, wobei eine Prognose des IWF-Beauftragten<br />
für Griechenland, Poul Thomsen für 2012 bereits wieder einen Wachstumskurs<br />
63 http://www.faz.net/-00ofc1 (Stand 09.03.2011).<br />
64 Vgl. Eurostat (2011a), S. 3.<br />
65 Vgl. Eurostat (2011a), S. 1.<br />
66 Vgl. Eurostat (2011a), S. 1.<br />
13<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
ankündigt. 67 <strong>Die</strong> Sparprogramme der griechischen Regierung seien der richtige Weg,<br />
denn infolgedessen würden wieder Arbeitsplätze geschaffen und eine Einkommenssteigerung<br />
erwartet werden, so Thomsen. 68<br />
Schätzungen geben an, dass sich das Wirtschaftswachstum Griechenlands auch in 2011<br />
weiter verschlechtern wird. <strong>Die</strong> Wirtschaftskammer Österreichs prognostiziert einen Rückgang<br />
von 3,0 Prozent für 2011. 69 Griechenland stellt somit einen der wenigen EU-Staaten<br />
dar, bei dem dies der Fall wäre. Ein möglicher Grund für die negative Wachstumsrate<br />
kann die steigende Arbeitslosigkeit Griechenlands sein. Im vierten Quartal 2009 war die<br />
Arbeitslosenquote bei 10,3 Prozent, so das Nationale Statistikamt ESYE. 70 Im Januar<br />
2010 lag die Arbeitslosigkeit im Land bereits bei 11,3 Prozent 71 , was in der Folge einen<br />
Rückgang des Konsums mit sich bringen würde. Geht jedoch der Konsum im Land<br />
zurück, wäre in der Konsequenz auch keine Steigerung des Wirtschaftswachstums zu<br />
erwarten. Ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist. Weiter kann auch der Staat Sparmaßnahmen<br />
einleiten. Ansatzweise ist dies 2010 vorgenommen worden, in dem die Regierung<br />
dem Parlament im Juni 2010 ein Gesetz zur Erhöhung des Renteneintrittsalters<br />
und eine Senkung der Rentenhöhe vorgelegt hat. 72 Außerdem wurde die Umsatzsteuer<br />
von 19 Prozent auf 23 Prozent angehoben. 73<br />
2.3.2. Arbeitsmarkt<br />
Lag die Arbeitslosenquote der Euroländer im Februar 2010 bei 9,9 Prozent, so lässt sich<br />
seitdem ein leichter Anstieg festhalten. Im Dezember 2010 ermittelt die Eurostat eine<br />
saisonbereinigte Arbeitslosenquote von 10,0 Prozent. 74 Im Februar 2010 sind in Griechenland<br />
11,0 Prozent der Bevölkerung arbeitslos gemeldet, im September ermittelt die Eurostat<br />
bereits eine Quote von 12,9 Prozent. 75 Griechenland liegt somit über dem EU-Durchschnitt.<br />
Hier könnte als Ursache die Finanzmarktkrise aufgeführt werden, da der Güterhandel<br />
zurückgegangen sein könnte und dadurch die Kapazitäten nicht ausgelastet wurden.<br />
67 Vgl. RP Online (2010), o.S.<br />
68 Vgl. RP Online (2010), o.S.<br />
69 Vgl. wko.at (2010), S. 1.<br />
70 Vgl. http://www.griechenland.net, o.V., (Stand 19.02.2011).<br />
71 Vgl. http://www.finanznachrichten.de, o.V. (Stand 19.02.2011).<br />
72 Vgl. RP Online (2010), o.S.<br />
73 Vgl. http://www.spiegel.de , o.V. (Stand 19.02.2011).<br />
74 Vgl. Eurostat (2011b), o.S.<br />
75 Vgl. Eurostat (2011b), o.S.<br />
14<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
2.3.3. Inflation<br />
In den letzten zehn Jahren wurden in den einzelnen EU-Ländern relativ große<br />
Inflationsdifferenzen festgestellt. <strong>Die</strong> durchschnittliche Inflationsrate aller Länder des<br />
Euroraums lag im Zeitraum von 1999-2010 bei 2,0 Prozent. <strong>Die</strong>s ist ein gutes Ergebnis,<br />
da von Preisstabilität innerhalb der EU-Zone ausgegangen wird, sofern die Inflationsrate<br />
eines Mitgliedsstaates die Benchmark von 2,0 Prozent nicht übersteigt. <strong>Die</strong> Differenz der<br />
Inflationsraten zwischen Deutschland und Griechenland betrug zwischen den Jahren<br />
1999 und 2010 im Durchschnitt 1,9 Prozentpunkte: die durchschnittliche Inflationsrate<br />
Griechenland in den Jahren 1999 - 2010 betrug 3,4 Prozent, diejenige Deutschlands 1,5<br />
Prozent. Insbesondere im Jahr 2010 haben sich die Inflationsunterschiede jedoch<br />
erheblich vergrößert. Beispielsweise lag die Inflationsdifferenz zwischen der griechischen<br />
und der deutschen Rate 1999 bei 1,5 Prozentpunkten. Im Jahr 2010 Jahre später beträgt<br />
die Differenz der beiden Inflationsraten 3,6 Prozentpunkten (siehe Abbildung 1). Im Jahr<br />
2010 weicht die griechische Inflationsrate sogar um 3,2 Prozentpunkte vom EU-Durchschnittswert<br />
(1,5 Prozent) ab. 76<br />
1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Durchschnitt<br />
DE 0,6 1,4 1,9 1,4 1,0 1,8 1,9 1,8 2,3 2,8 0,2 1,1 1,5<br />
GR 2,1 2,9 3,7 3,9 3,4 3,0 3,5 3,3 3,0 4,2 1,3 4,7 3,4<br />
EU 1,1 2,1 2,3 2,2 2,1 2,1 2,2 2,2 2,1 3,3 0,3 1,5 2,0<br />
Abbildung 2: Inflationsraten im Euro-Währungsgebiet in Prozent<br />
Quelle: Europäische Zentralbank (2011a), S. 42.<br />
Der ausschlaggebende Grund für die Inflationsunterschiede sind die erhobenen Maßnahmen<br />
zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und die Handlungen zur Konsolidierung<br />
des Staatshaushalts diverser Länder. Beispielsweise haben die Erhöhungen<br />
indirekter Steuern und die Lohnkürzungen in einigen EU-Mitgliedsstaaten dazu geführt,<br />
dass die Inflationsraten erheblich vom EU-Durchschnittswert abwichen. 77<br />
Eine Begründung für die Höhe der Inflationsrate ist die wirtschaftliche Entwicklung eines<br />
Staates. In den Mitgliedsstaaten des Euroraums, in denen das Pro-Kopf-BIP im Vergleich<br />
zum Durchschnitt hoch ist, sind die Preise für handelbare und nicht-handelbare Güter und<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen tendenziell höher als in solchen Ländern mit einem niedrigeren Pro-<br />
76 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 43.<br />
77 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 43.<br />
15<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Kopf-BIP. <strong>Die</strong>jenigen Länder, die sich in einem Aufholprozess befinden, passen sich den<br />
wohlhabenderen Ländern allmählich an. Dadurch kann es in diesen Ländern zu einem<br />
stärkeren Preisanstieg kommen. 78<br />
Zudem lassen sich die Inflationsraten durch die Nachfrageschwankungen in den einzelnen<br />
EU-Ländern begründen. Aus den Nachfrageschwankungen ergibt sich ein Inflationsdruck,<br />
der wiederrum mit der Produktionslücke verbunden ist. <strong>Die</strong> Produktionslücke<br />
stellt die Abweichung vom Gleichgewichtsniveau dar. In der Volkswirtschaftslehre wird der<br />
Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Inflationsrate und der Produktionslücke in<br />
der Form der Philipps-Kurve verdeutlicht. Generell besteht ein Bezug zwischen niedrigen<br />
Inflationsraten und negativen Produktionslücken. In dieser Situation liegt die tatsächliche<br />
Produktion unter ihrem möglichen Potenzial. Vor diesem Hintergrund ist zu beachten,<br />
dass in einigen EU-Mitgliedsstaaten eine oftmals zu lockere Haushaltspolitik verfolgt<br />
wurde, die nicht mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbar war. Gleichzeitig<br />
stiegen die Immobilienpreise in diversen EU-Ländern aufgrund übermäßig optimistischer<br />
Erwartungen. Durch die starke Binnennachfrage stiegen sowohl Kosten als auch Preise in<br />
diesen Ländern im Vergleich zu den anderen Mitgliedsstaaten erheblich. <strong>Die</strong>s führte zu einem<br />
Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. 79<br />
Zudem wurde der Inflationsdruck durch relativ unbewegliche Güter- und Arbeitsmärkte<br />
verstärkt. Zwischen den einzelnen EU-Ländern bestehen große Unterschiede im Bereich<br />
der Flexibilität der Arbeits- und Gütermärkte. Je geringer die Flexibilität der Arbeits- und<br />
Gütermärkte, desto geringer ist auch die Möglichkeit der Variabilisierung von Kosten. Der<br />
Grad der Flexibilität dieser Märkte beeinflusst die Entstehung eines Kostendrucks auf der<br />
einen Seite und dessen Übertragung auf die Verbraucherpreise auf der anderen Seite.<br />
EU-Länder deren Güter- und Arbeitsmärkte wenig flexibel sind, weisen durchschnittlich<br />
höhere Inflationsraten auf. 80<br />
Aus den Erfahrungen der Jahre 1999 bis 2010 lassen sich Rückschlüsse und Lehren für<br />
die Zukunft ziehen. Maßnahmen, die zu übermäßig optimistischen Erwartungen führen,<br />
sollten vermieden werden. Bedeutend ist, dass die EU-Mitgliedsstaaten robuste<br />
Haushaltspositionen erzielen und diese beibehalten. Zur Verringerung der Inflationsunterschiede<br />
in der europäischen Währungsunion könnten Strukturreformen eine entscheidende<br />
Rolle spielen. <strong>Die</strong>s würde die reibungslose Funktionsweise der gesamten<br />
Geldpolitik im EU-Währungsraum fördern. <strong>Die</strong> Einführung flexibler Lohngestaltungs-<br />
78 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
79 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
80 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
16<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
mechanismen wäre beispielsweise sinnvoll, um regionen- und branchenspezifische Lohndifferenzen<br />
zu ermöglichen. Dadurch ließe sich der Wettbewerb an den Gütermärkten<br />
stärken. <strong>Die</strong> Umsetzung entsprechender Reformen könnte die Unterschiede im Bereich<br />
der Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Länder des Euroraums, die unter anderem durch<br />
die Finanzkrise entstanden sind, verringern.<br />
2.3.4. Das Staatsdefizit und der Schuldenstand<br />
Ein Staatsdefizit liegt vor, wenn die Staatsausgaben die Staatseinnahmen übersteigen. Im<br />
Umfang des Staatsdefizits nimmt die Regierung netto Kredite zur Ausgabenfinanzierung<br />
auf. <strong>Die</strong>se Größe stellt die Netto-Neuverschuldung dar. 81<br />
Im Jahr 2006 betrug das<br />
griechische Staatsdefizit 210.459 Mio. € (siehe Abbildung 2). Der prozentuale Anteil des<br />
Defizits am BIP bezifferte sich auf 3,6 Prozent. <strong>Die</strong>s war der vergleichsweise beste Wert<br />
im Zeitraum 2006 bis 2009. Im Jahr 2009 betrug das Defizit sogar 13,6 Prozent des BIP.<br />
Das griechische Staatsdefizit lag in den Jahren 2006 bis 2009 durchschnittlich bei 7,5 Prozent<br />
des BIP. Im Jahr 2009 betrug der griechische Schuldenstand 115,1 Prozent des BIP.<br />
Zu diesem Zeitpunkt hatte Griechenland 237.494 Mio. € Schulden. Der Schuldenstand<br />
von Deutschland betrug zur gleichen Zeit 73,2 Prozent des BIP. Der durchschnittliche<br />
Schuldenstand der EU-Länder bezifferte sich auf 78,7 Prozent. 82<br />
2006 2007 2008 2009<br />
BIP (Mio. €) 210.459 226.437 239.141 237.494<br />
Defizit (‐ )/<br />
Überschuss (+) des<br />
Staates (Mio. €)<br />
‐7.496 ‐11.478 ‐18.303 ‐ 32.342<br />
(% des BIP) ‐3,6 ‐5,1 ‐7,7 ‐ 13,6<br />
Staatsausgaben<br />
(% des BIP)<br />
Staatseinnahmen<br />
(% des BIP)<br />
Schuldenstand<br />
(Mio. € )<br />
43,2 45,0 46,8 50,4<br />
39,3 39,7 39,1 36,9<br />
205.738 216.731 237.252 273.407<br />
Schuldenstand 97,8 95,7 99,2 115,1<br />
(% des BIP)<br />
Tabelle 1: Griechenlands Staatsdefizit (2006-2008).<br />
Quelle: Eurostat (2010), S. 5.<br />
Der Stabilitäts- und Wachstumspakt der EU schreibt eine maximale Grenze der Verschuldung<br />
von 3 Prozent des BIP vor. <strong>Die</strong>ses Kriterium konnte demzufolge von Grie-<br />
81 Vgl. Cezanne (2007), S. 45.<br />
82 Vgl. Eurostat (2010), S. 5.<br />
17<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
chenland zu keinem Zeitpunkt im betrachteten Zeitraum 2006 - 2009 eingehalten werden.<br />
Im Jahr 2009 übertraf Griechenland dieses Kriterium sogar um mehr als das Viereinhalbfache.<br />
83<br />
<strong>Die</strong> europäische Kommission beurteilte die griechischen Daten (Staatsdefizit und<br />
Schuldenstand) in ihrem Bericht vom 8. Januar 2010; dabei wurden die Finanzstatistiken<br />
Griechenlands erheblich kritisiert. <strong>Die</strong> griechischen Behörden sandten Eurostat im Oktober<br />
2009 zwei unterschiedliche Tabellen, die Angaben über das öffentliche Defizit und<br />
Prognosen für 2009 enthielten. <strong>Die</strong> übermittelten Daten zeigten eine Erhöhung des<br />
Staatdefizits von 5,0 Prozent des BIP (Mitteilung an Eurostat im April 2009) auf 7,7<br />
Prozent des BIP. Parallel wurde die geplante Defizitquote von 3,7 Prozent (Meldung im<br />
Frühjahr 2010) auf fast 14 Prozent angepasst. Der 20. Oktober 2009 gilt als Ausgangspunkt<br />
der Eurokrise. An diesem Tag wurde die Korrektur des Staatsdefizits durch den<br />
griechischen Finanzminister veröffentlicht. In den sechs Monaten nach dem 20. Oktober<br />
2009 verloren die griechischen Staatsanleihen bis zu 40 Prozent des Wertes. Der Euro<br />
verlor gegenüber dem Dollar ein Viertel seines Werts im Zeitraum Oktober 2009 bis Juni<br />
2010. 84<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
ursprünglicher Wert<br />
später revidierter Wert<br />
Abbildung 3: Griechisches Haushaltdefizit (in % des BIP) ursprünglich gemeldeter und später<br />
revidierter Werte.<br />
Quelle: Konrad / Zschäpitz (2010), S. 53.<br />
83 Vgl. Eurostat (2010), S. 5.<br />
84 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 47.f.<br />
18<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Wie Abbildung 3 zeigt, mussten nachträglich alle Angaben zum Staatsdefizit Griechenlands<br />
in den Jahren 2001 - 2009 ex post korrigiert werden. 85 Der Stabilitäts- und<br />
Wachstumspakt schreibt den Mitgliedstaaten des Euroraums eine maximale Neuverschuldung<br />
von 3,0 Prozent des BIP vor. Griechenland konnte diese Vorgabe seit dem<br />
Beitritt zur Währungsunion nur im Jahr 2006 einhalten.<br />
<strong>Die</strong> Gründe für die zahlreichen Korrekturen der griechischen Staatsdefizite sind<br />
beispielsweise die Auswirkungen der Wirtschaftskrise, Entscheidungen im Rahmen der<br />
Rechnungslegung und verfehlte Haushaltsziele in einem Wahljahr. <strong>Die</strong> Korrekturen zeigen<br />
die qualitativen Mängel der griechischen Finanzstatistiken auf. <strong>Die</strong>s ist ein Indiz dafür,<br />
dass die Fortschritte bei der Statistikerstellung in Griechenland und die intensiven Kontrollen<br />
der europäischen Statistikbehörde (Eurostat) seit dem Jahr 2004 nicht ausgereicht<br />
haben, um die Datenerhebung Griechenlands auf das Niveau der anderen Länder der<br />
Europäischen Währungsunion zu bringen. 86<br />
Laut Eurostat ist die Korrektur der griechischen Defizitwerte auf zwei Gründe<br />
zurückzuführen. Der erste Problemkomplex betrifft die methodischen Schwachstellen und<br />
unzureichende technologische Verfahren seitens des griechischen obersten Rechnungshof,<br />
dem Finanzministerium und dem nationalen Statistischen Amtes Griechenlands<br />
(ESYE). Der zweite Problemkomplex definiert sich durch mangelhafte Governance.<br />
Diverse griechische Einrichtungen, die für die Vermittlung der Daten zuständig sind,<br />
arbeiten nicht produktiv zusammen und verfügen über keine exakte Aufgabenaufteilung.<br />
Befugnisse der einzelnen Mitarbeiter sind nicht klar definiert und personelle Zuständigkeiten<br />
unterliegen keiner einheitlichen Regelung. In dem Bericht zu den Statistiken<br />
Griechenlands, der von Eurostat erstellt wurde, wird die Qualität der Finanzstatistiken<br />
zudem durch den Wahlkalender und politische Einflussnahme beeinträchtigt. 87<br />
Berichten zufolge ist davon auszugehen, dass nahezu ein Drittel aller wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten in Griechenland außerhalb der Besteuerung erfolgt, d.h. für Güter und<br />
<strong>Die</strong>nstleistungen werden weder Umsatzsteuer noch Substanz- oder Ertragsteuern<br />
abgeführt. 88 <strong>Die</strong>s spiegelt den größten Marktanteil der Schattenwirtschaft aller OECD-<br />
Länder wider. Laut Steuerstatistik 2009 verdienten griechische Ärzte oder griechische<br />
Rechtsanwälte etwa 10.500 € pro Jahr. <strong>Die</strong>s ist deutlich weniger als das<br />
Durchschnittsgehalt eines griechischen Angestellten, das 16.000 € beträgt. 89 <strong>Die</strong> Korrup-<br />
85 Vgl. Stark (2009), S. 12.<br />
86 Vgl. Eurostat (2010), S.3.<br />
87 Vgl. Eurostat (2010), S.4.<br />
88 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 50.<br />
89 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 51.<br />
19<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
tion sei in Griechenland sehr weit verbreitet und die Bürokratie überbewertet, mit diesen<br />
drastischen Worten beschrieb der griechische Ministerpräsident auf dem <strong>Welt</strong>wirtschaftsgipfel<br />
2010 in Davos die Situation in seinem Land. <strong>Die</strong> größten Empfänger von<br />
Bestechungsgeldern sollen griechische Finanzämter und öffentliche Krankenhäuser<br />
sein. 90<br />
<strong>Die</strong> mehrmaligen Korrekturen des griechischen Staatsdefizits führten unter anderem dazu,<br />
dass die Finanzstatistiken der EU-Mitgliedsländer nach dem Willen der EU-Kommission<br />
stärker kontrolliert werden sollen. <strong>Die</strong>sbezüglich soll die europäische Statistikbehörde<br />
neue Vollmachten hinsichtlich der Prüfung der nationalen Statistiken erhalten.<br />
Beispielsweise soll die Anzahl der Kontrollen der EU-Staaten durch EU-Statistiker erhöht<br />
werden. Sofern spezifische Probleme auftreten, sollen die Kontrollen intensiviert werden.<br />
Dadurch soll die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsländern und Eurostat effektiver<br />
gestaltet werden und die Qualität verbessert werden. Zudem sollen die verstärkten Prüfungen<br />
das gegenseitige Vertrauen innerhalb der europäischen Union stärken. 91<br />
Aufgrund der Veröffentlichung der Korrektur des griechischen Haushaltsdefizits am 20.<br />
Oktober 2010 stellte der EU-Mitgliedstaat Griechenland, der 0,7 Prozent der weltweiten<br />
Wirtschaftsleistung verantwortet, ein systematisches Risiko dar. An den Märkten befürchtete<br />
man, dass es zukünftig keine Interessenten für griechische Staatsanleihen mehr<br />
geben würde. Griechenland benötigte jedoch dringend Kapital, da im Frühjahr Staatsanleihen<br />
mit einem Volumen innerhalb eines zweistelligen Milliardenbetrags fällig wurden.<br />
Dementsprechend wurden die Risikoaufschläge, die Griechenland im Vergleich zu solventeren<br />
Schuldnern zahlen musste, erhöht. Jedoch steigert ein Zinsanstieg um einen<br />
Prozentpunkt bei einer Staatsanleihe den Schuldendienst des Staates um fast drei<br />
Milliarden Euro pro Jahr. <strong>Die</strong> Staatsverschuldung steigt umso höher, je mehr Zinsen ein<br />
Staat seinen Gläubigern zahlt, unter der Annahme, dass die Ausgaben und Einnahmen<br />
konstant bleiben. 92<br />
Griechenland ist weiter auf die Zeichnung griechischer Staatsanleihen angewiesen. Bis<br />
zum Jahr 2019 wird insgesamt ein Volumen von über 200 Milliarden Euro zur Rückzahlung<br />
fällig. <strong>Die</strong> erforderlichen Tilgungsleistungen entsprechen drei Vierteln der gesamten<br />
Schulden Griechenlands. Nicht zu vernachlässigen sind die Zinszahlungen, die zusätzlich<br />
gezahlt werden müssen. Aus Sicht der Investmentbank Goldman Sachs kann man die<br />
wirtschaftliche Situation Griechenlands, die einer verdeckten Zahlungsunfähigkeit ent-<br />
90 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 51.<br />
91 Vgl. Finanznachrichten (2010).<br />
92 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 48.<br />
20<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
spricht und nur durch laufende Zuführung von „fresh money“ abgewendet werden kann,<br />
als dauerhafte Liquiditäts- und Solvenzkrise beschreiben. 93<br />
2.4. Zwischenergebnis<br />
Trotz der Expertenmeinung, Griechenland könnte auf lange Sicht eine Besserung der konjunkturellen<br />
Lage erwarten, zeigen andere Faktoren, dass dies nicht genügt. So reichen<br />
die angekündigten und teilweise bereits umgesetzten Sparprogramme der griechischen<br />
Regierung nicht aus, dem Land zum Aufschwung zu verhelfen. Bei den Arbeitslosenzahlen<br />
und der Inflation liegt Griechenland weit über dem EU-Durchschnitt. Weiter ist<br />
auch davon auszugehen, dass die Schattenwirtschaft in Griechenland von nicht unerheblicher<br />
Bedeutung ist. Selbst eine hohe Inflation hinzunehmen, um die Konjunktur<br />
wieder anzukurbeln, stellt keine langfristige Verbesserung dar, weil durch Preissteigerungen<br />
die Produktionslücken nicht gefüllt werden können und Griechenland dadurch<br />
nicht an Wettbewerbsfähigkeit gewinnen kann. Auch die Verschuldungsrate überschritt<br />
Griechenland seit Beitritt teilweise in hohem Maße, was selbst die europäische Kommission<br />
kritisierte. Wenn selbst öffentliche und staatliche Einrichtungen Bestechungsgelder<br />
kassieren und Mängel in der Finanzstatistik hingenommen werden, sind noch<br />
einige Schritt erforderlich, um Griechenland aus der der bestehenden Solvenz- und<br />
Liquiditätskrise zu befreien. Aufgrund der makroökonomischen Situation und diesen gegebenen<br />
Indikatoren hätte Griechenland 2006 folglich nicht in den Eurowährungsraum aufgenommen<br />
werden sollen. Im nachfolgenden Exkurs sollen nun die Auswirkungen eines<br />
möglichen Ausschlusses von Krisenstaaten aus der Europäischen Währungsunion genauer<br />
diskutiert werden und aufgezeigt werden, welche Konsequenzen ein solcher Ausschluss<br />
mit sich führen würde.<br />
93 Vgl. Konrad/ Zschäpitz (2010), S. 53.<br />
21<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
3. Exkurs: Ausschluss von Krisenstaaten aus der Währungsunion<br />
Im vorhergehenden Kapitel wurde die Frage gestellt, ob Griechenland der Währungsunion<br />
hätte beitreten dürfen. Gemessen an den vorangestellten Faktoren wurde diese Frage mit<br />
Nein beantwortet. Auch seitens der europäischen Mitgliedsstaaten wurde eine Fälschung<br />
wichtiger Haushaltskennzahlen für den Beitritt zur Währungsunion und die laufende<br />
Stabilitätsbeurteilung scharf kritisiert. 94 Konsequenzen wurden gefordert, wie beispielsweise<br />
ein Austritt Griechenlands und anderer Krisenstaaten aus der Währungsunion.<br />
95 <strong>Die</strong> dahinter stehende Idee war, dass – sofern Krisenstaaten aus der Währungsunion<br />
ausscheiden – eine dauerhafte ökonomische Divergenz einzelner Mitgliedsländer<br />
vermieden wird und so die ökonomische Basis der Währungsunion stabilisiert werden<br />
kann. Gleichsam berief man sich hierbei auf eine Rückkehr der Austrittsländer zur jeweils<br />
vorhergehenden Währung, wie beispielsweise der Drachme in Griechenland und der<br />
Peseta in Spanien. Während man aus Sicht der Mitglieder der Währungsunion das Ausgliedern<br />
von Krisenstaaten und eine damit mögliche Gesundung des Eurosystems hervorheben<br />
kann, ist die Sichtweise aus Perspektive eines ehemaligen Mitgliedsstaats differenzierter.<br />
96<br />
Als wichtigstes Argument für dieses Vorgehen, wird die Möglichkeit genannt, dass der<br />
betreffende Staat die Abwertung der eigenen Währung gegenüber dem Euro<br />
eigenmächtig steuern kann. Eine abgewertete Währung würde somit die Wettbewerbsfähigkeit<br />
dieses Landes erhöhen, den Export steigern und folglich Erträge aus<br />
wirtschaftlicher Leistung erzielen. Man könnte somit von einem Strukturwandel sprechen.<br />
Der eigene Staatshaushalt soll auf wirtschaftlichen Strukturen gegründet werden, weniger<br />
auf Einnahmen aus Staatsanleihen der vorangegangenen Jahre. In diesem Zusammenhang<br />
lässt sich jedoch anzweifeln, welche Nachhaltigkeit und Wirkung dieses Vorgehen<br />
generell hat. Eine kaum zu vernachlässigende Folge wäre ein starker Verfall des Lohnniveaus.<br />
In diesem Zusammenhang ist signifikant, dass speziell Griechenland (40 Prozent)<br />
97 , Spanien (30 Prozent) und Portugal (20 Prozent) innerhalb der letzten 10 Jahre<br />
enorme Zuwächse bei den Lohnstückkosten zu verzeichnen haben.<br />
94 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,675842,00.html (Stand 22.02.2011).<br />
95 Vgl. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fdp-legt-griechen-euro-austritt<br />
nahe/3417910.html?p3417910=all (Stand 22.02.2011).<br />
96 Vgl. http://www.dihk.de/presse/meldungen/2010-12-14-eurobonds (Stand 22.02.2011).<br />
97 Vgl. http://www.welt.de/wirtschaft/article6526662/Griechen-arbeiten-konkurrenzlos-teuer.html (Stand<br />
22.02.2011).<br />
22<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Unberücksichtigt der ursächlichen Wirkung dieses Trends, ist dennoch kritisch zu beurteilen,<br />
ob auf Kosten eines geschwächten Inlandskonsums, eine Exportsteigerung erzielt<br />
werden sollte oder durch gegenläufige Effekte gar kompensiert wird. Gleichsam verspricht<br />
eine Abwertung der Währung keine signifikante Verbesserung der Exporterträge, da sich<br />
beispielsweise Griechenlands Wirtschaft auf einer extrem schwach exportorientierten Basis<br />
gründet. So wurden während des Betrachtungszeitraums im 3. Quartal 2010 lediglich<br />
20 Prozent des BIP mit Ausfuhren erzielt; 98 mithin sind griechische Waren im internationalen<br />
Vergleich im Unterschied zu den Produkten der stark exportorientierten deutschen<br />
Wirtschaft nur wenig wettbewerbsfähig.<br />
Auch ist der Gläubigerstatus der Peripherieländer zu betonen. Ausländische Banken,<br />
welche Anleihen eines ehemaligen Euromitglieds halten, müssten in Folge einer abgewerteten<br />
Währung an der geregelten Tilgung ihre Forderungen zweifeln. <strong>Die</strong>se wäre<br />
aufgrund der Abwertung im Schuldnerland teurer und infolge der ohnehin erschwerten<br />
Haushaltslage nicht ohne einen Gläubigerverzicht zu realisieren. 99 Auch die Europäische<br />
Zentralbank wäre im besonderen Maße von der beschrieben Vorgehensweise betroffen.<br />
Laut der Fachzeitschrift für das gesamte Kreditwesen, müsste sie rund 15 Prozent ihrer<br />
Staatsanleihebestände wertberichtigen und wäre damit faktisch der Insolvenz nahe. 100<br />
Neben der Betrachtung der volkswirtschaftlichen Basis, ist anzuzweifeln, ob der Austritt<br />
eines Beitrittslandes rechtlich vollzogen werden kann. Zur Klärung dieser Frage ist der<br />
Vertrag von Lissabon Grundlage. <strong>Die</strong> Schlussbestimmungen des Artikel 50, (1) des EU-<br />
Grundlagenvertrages besagen: „Jeder Mitgliedstaat kann im Einklang mit seinen verfassungsrechtlichen<br />
Vorschriften beschließen, aus der Union auszutreten.“ 101 Hierbei ist<br />
jedoch nur ein Austritt aus dem Staatenverbund der Europäischen Union erfasst. Ein<br />
Austritt aus der europäischen Währungsunion findet keine Erwähnung und ist somit ohne<br />
weitere Anpassung im Vertrag von Lissabon nicht möglich.<br />
Als Zwischenfazit lässt sich somit resümieren, dass ein Austritt von jetzigen Krisenländern<br />
aus der Währungsunion keinen adäquaten Ansatz für die Stabilität des Eurowährungssystems<br />
darstellt. Es bleibt somit zu beleuchten, wie der bisherige Krisenmechanismus<br />
zur Rettung von insolvenzbedrohten Eurostaaten funktioniert. Hierbei soll zunächst auf<br />
den am 10. Mai 2010 beschlossenen Euro-Rettungsschirm eingegangen werden. An-<br />
98 Vgl. http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/chefvolkswirt-rees-austritt-aus-derwaehrungsunion-ist-keine-loesung_aid_590873.html<br />
(Stand 14.02.2011).<br />
99 Vgl. http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/:schuldenkrise-austritt-aus-dem-euro-geht-das/50199039.html<br />
(Stand 14.02.2011).<br />
100 Vgl. Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 02 vom 15.01.2011, S. 60.<br />
101 Vgl. http://dejure.org/gesetze/EU/50.html (Stand 14.02.2011).<br />
23<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
schließend soll zum einem späteren Zeitpunkt das System der so genannten „Eurobonds“,<br />
in die Diskussion eingeschlossen werden. <strong>Die</strong>se Eurobonds, Anleihen, die von<br />
der Europäischen Zentralbank emittiert werden und bei denen mehrere Mitgliedsstaaten<br />
der Währungsunion als Schuldner auftreten, gelten als ein weiteres mögliches Mittel zur<br />
Sicherung der Zahlungsfähigkeit für schwächere Euroländer und werden momentan<br />
kontrovers diskutiert.<br />
24<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
4. Euro-Rettungsschirm<br />
4.1. Der Weg zum Euro-Rettungsschirm<br />
Im Fokus der Eurokrise standen 2010 im besonderen Maße Griechenland, Portugal und<br />
Spanien. Mit Verzögerung wurde letztlich auch Irland Ende 2010 in den Kreis der<br />
Krisenländer aufgenommen. In der Chronologie waren es zunächst die schon beschriebenen<br />
defizitären Haushaltszahlen Griechenlands, welche seitens der bekannten Ratingagenturen<br />
zu deutlichen Abstufungen des Länderratings führten und eine Anhebung der<br />
Risikoaufschläge für griechische Staatsanleihen verursachten. In der Folge wurde am 2.<br />
Mai 2010 für Griechenland ein Rettungspaket in Höhe von 110 Mrd. € beschlossen. 102 <strong>Die</strong><br />
Zahlungsunfähigkeit des griechischen Staates war somit zunächst abgewendet, jedoch<br />
mit umfassenden Sparauflagen verbunden. Gleichsam führte die Krisensituation<br />
Griechenlands zur genaueren Überprüfung weiterer Euroländer hinsichtlich ihrer Bonität.<br />
<strong>Die</strong> Folge war zunächst eine Herabstufung Portugals durch die Ratingagentur Fitch am<br />
24. März 2010 von AA auf AA-. 103 Spaniens Kreditwürdigkeit wurde am 28. April 2010 erstmalig<br />
von AA+ auf AA korrigiert. 104 <strong>Die</strong>ser Prozess deutete an, dass absehbar Krisensituationen<br />
durch mangelhafte Liquiditätszufuhr entstehen würden, welche auch das<br />
Vertrauen in die Währungsunion schwächen könnten. <strong>Die</strong> vorgenommenen Herabstufungen<br />
der Länderratings auf dem europäischen Anleihemarkt implizierten einen entsprechend<br />
großen Risikoaufschlag auf die bisherigen Zinszahlungen und die hiermit<br />
verbundene Sorge über Refinanzierungsprobleme. 105<br />
4.2. <strong>Die</strong> Funktionsweise des Euro-Rettungsschirms<br />
<strong>Die</strong>ses Problem fand am 10. Mai 2010 seine vorläufige Lösung im Beschluss des Euro-<br />
Rettungsschirms für angeschlagene Mitgliedsstaaten der Währungsunion. <strong>Die</strong> hierfür<br />
vereinbarten Finanzmittel belaufen sich nominell auf eine Höhe von 750 Mrd. € und gelten<br />
bis zum 30. Juni 2013. Seine Funktionsweise ist folglich detaillierter zu betrachten. Droht<br />
einem Euroland die Zahlungsunfähigkeit wird zunächst ein Sofortrettungsmechanismus in<br />
Höhe von 60 Mrd. € aktiviert. <strong>Die</strong>ser Notfallfonds wird durch den Haushalt der Europäischen<br />
Union generiert, zugleich aber an einige Auflagen geknüpft. So muss sich der<br />
betreffende Staat mit der EU und dem IWF (Internationaler Währungsfonds) über wirtschaftspolitische<br />
Richtlinien abstimmen und den Staatshaushalt konsolidieren. Ist die<br />
102 Vgl. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland644.html (Stand 20.02.2011).<br />
103 Vgl. DIW-Wirtschaftsbericht 2010/2011 Seite 9, Chronologie der Schuldenkrise.<br />
104 Vgl. DIW-Wirtschaftsbericht 2010/2011 Seite 9, Chronologie der Schuldenkrise.<br />
105 Vgl. http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anleihen/risikoaufschlaege-steigen-aufrekordhoch/3541420.html<br />
(Stand 20.02.2011).<br />
25<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Soforthilfe für die Überbrückung der Zahlungsunfähigkeit nicht ausreichend, wird eine<br />
weitere Möglichkeit zur Schaffung von Liquidität genutzt: die Aufnahme von finanziellen<br />
Mitteln am Kapitalmarkt. Hierfür wurde eine Zweckgesellschaft gegründet, die European<br />
Financial Stability Facility (EFSF). Sie kann durch Bürgschaften der 16 Euroländer am<br />
Kapitalmarkt 366 Mrd. € aufnehmen, wovon jedoch nur 250 Mrd. € effektiv an Krisenstaaten<br />
ausgeliehen werden können. Der verbleibende Anteil, in Höhe von ca. 116 Mrd. €,<br />
muss als Sicherheitsbehalt in der Zweckgesellschaft bewahrt werden. 106 Um einen permanenten<br />
Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) aufzubauen und auch hoch verschuldeten<br />
Staaten wie Portugal zu ermöglichen den europäischen Rettungsschirm in<br />
Anspruch zu nehmen, trafen sich die Finanzminister der Mitgliedsländer am 14.03.2011 in<br />
Brüssel. Dort soll eine Ausweitung des Euro-Rettungsschirms auf effektiv 440 Milliarden<br />
Euro beschlossen werden, so dass sich Portugal nicht mehr genötigt sieht, Beträge mit<br />
einem hohen Risikoaufschlag an den Kapitalmärkten aufzunehmen. 107<br />
4.3. Ermittlung der Haftungssumme<br />
Als weitere Absicherung gelten die Bürgschaftsgeber, welche bislang gemeinschaftlich mit<br />
einer Summe von 440 Mrd. € haften. Hiermit wird die maximale Kapitalaufnahme um 20<br />
Prozent überdeckt. In Kombination mit der zuvor erwähnten Sicherheitsreserve ergibt sich<br />
hieraus die Ratingklasse AAA, welche eine besonders zinsgünstige Refinanzierung am<br />
Kapitalmarkt bedeutet. <strong>Die</strong> Haftungssumme der Bürgschaftsgeber errechnet sich aus dem<br />
eingezahlten Kapitalanteil bei der Europäischen Zentralbank im Verhältnis zum Gesamtkapital<br />
aller Eurostaaten. Der festgestellte prozentuale Anteil wird auf das gemeinschaftliche<br />
Bürgschaftsvolumen von 440 Mrd. € umgerechnet. 108<br />
Für Deutschland ergibt sich aus den Daten der EZB rechnerisch folgende maximale<br />
Haftungssumme 109 :<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
eingezahltes Kapital Nationalbank*100<br />
( )<br />
⎛<br />
⎜<br />
=<br />
⎜<br />
⎝<br />
eingezahltes Kapital aller Nationalbanken des Euroraums<br />
1.406.533.694,10 € *100<br />
( )<br />
5.196.932.289,36 €<br />
100<br />
100<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟ ∗ Bürgschaftsvolumen =<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
∗ 440.000.000,00 € = 119.084.642.813,43 €<br />
⎟<br />
⎠<br />
106 Vgl. http://www.sueddeutsche.de/geld/euro-rettungsfonds-das-milliarden-euro-paket-1.1060312 (Stand<br />
16.02.201).<br />
107 Vgl. o.V. (2011): Portugal lehnt Finanzhilfen ab – Schäuble zufrieden mit Gipfel. In Tages-Anzeiger<br />
online, http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/agenturen-ticker/Portugal-lehnt-Finanzhilfen-ab--Schaeublezufrieden-mit-Gipfel/story/30642676.<br />
108 Vgl. http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~<br />
EB9FB344E569D 4398B6B9EB94FD833949~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 20.02.2011).<br />
109 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 16.02.2011).<br />
26<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Analog kann für Griechenland folgende maximale Haftungssumme ermittelt werden 110 :<br />
⎛<br />
⎜<br />
⎜<br />
⎝<br />
eingezahltes Kapital Nationalbank*100<br />
( )<br />
⎛<br />
⎜<br />
= ⎜<br />
⎝<br />
eingezahltes Kapital aller Nationalbanken des Euroraums<br />
145.939.392,39 € *100<br />
( )<br />
5.196.932.289,36 €<br />
100<br />
100<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟ ∗ Bürgschaftsvolumen =<br />
⎠<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎟ ∗ 440.000.000,00 € = 12.356.007.174,28 €<br />
⎠<br />
<strong>Die</strong> Bundesrepublik Deutschland wäre somit mit etwa 27% am der Garantiesumme von<br />
440 Milliarden Euro des Euro-Rettungsschirms beteiligt, während Griechenland selbst nur<br />
2,8% anteilig zum Bürgschaftsvolumen beitragen würde.<br />
4.4. Beurteilung des Euro-Rettungsschirms<br />
Zu der Haftungssumme Deutschlands lässt sich ergänzen, dass diese durch einen<br />
Beschluss des Deutschen Bundestages bei Bedarf auf bis zu 148 Mrd. € ausgeweitet<br />
werden kann. 111 Somit kann durch eine Anhebung des Haftungsvolumens einer potentiell<br />
drohenden Ratingherabstufung der Zweckgesellschaft entgegengewirkt werden. Nicht zu<br />
vernachlässigen ist auch, dass der IWF weitere Finanzhilfen, etwa die Hälfte des europäischen<br />
Anteils, bereitstellen wird. Weiterhin ist anhand der Berechnungsergebnisse eine<br />
starke Divergenz hinsichtlich der jeweiligen Haftungssummen der Euro-Mitgliedsstaaten<br />
zu erkennen. Folglich lässt sich die Frage ableiten, wie es zu diesen starken Abweichungen<br />
kommt?<br />
<strong>Die</strong> Berechnungsgrundlage zur Ermittlung der Haftungsanteile ist das von der jeweiligen<br />
nationalen Notenbank gezeichnete Kapital gemessen am Gesamtkapital aller Eurostaaten<br />
bei der EZB. <strong>Die</strong> Höhe des zu zeichnenden Kapitals wird nach einem Verteilungsschlüssel<br />
bemessen. Besonders der Bevölkerungsanteil des Staates im Verhältnis zur<br />
Gesamtbevölkerung Europas und der Beitrag des nationalen BIP gemessen am BIP des<br />
gesamten Euroraums sind hierbei zentrale Einflussfaktoren. 112 Hinsichtlich der<br />
Bevölkerung übersteigt Deutschland (81.802.000 Einwohner) 113 Griechenland (11.282.751<br />
Einwohner) 114 um das 7fache. Ein ähnlich starker Trend ist beim Vergleich des BIP zu<br />
erkennen. Betrachtet man jeweils das BIP des dritten Quartals 2010 der betrachteten<br />
110 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 18.02.2011).<br />
111 Vgl. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~EC50350<br />
6FEF5E4C71AB9BACFEC0D2FEEF~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 20.02.2011).<br />
112 Vgl. http://www.ecb.int/ecb/orga/capital/(html/index.de.html (Stand 18.02.2011).<br />
113 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/<br />
Statistiken/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.psml (Stand 21.02.2011).<br />
114 Vgl. http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE (Stand 21.02.2011) .<br />
27<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Staaten, wird ersichtlich, dass Deutschland (628.140.000.000 €) 115 den griechischen Referenzwert<br />
(56.896.000.000 €) 116 um das 11fache übersteigt. <strong>Die</strong>s erklärt formal die deutliche<br />
Unterscheidung hinsichtlich der Bürgschaftsanteile.<br />
Gleichsam stellt sich die Frage, ob die Haftungsbeanspruchung verursachungsgerecht ist,<br />
beziehungsweise wie dies erreicht werden kann. Da heutige Krisenländer wie Griechenland,<br />
Irland und Portugal die Stabilität der Währungsunion mit Fehlhandlungen gefährdet<br />
haben, wäre ein möglicher Ansatz in einer stärkeren Haftungsbeteiligung dieser Länder zu<br />
sehen. Ziel soll es sein, die Krisenländer zu einem verantwortlicheren Handeln gegenüber<br />
der Währungsunion zu bewegen. Gleichzeitig muss die Frage gestellt werden, wie hierfür<br />
währungspolitisch die richtigen Anreize gesetzt werden können.<br />
4.5. Erweiterung des Haftungsmodells<br />
Ein konzeptioneller Vorschlag wäre es, die Krisenländer verursachungsgerecht für ihr<br />
Fehlverhalten an der Rettung der Europäischen Währungsunion teilhaben zu lassen, sie<br />
finanziell über die oben ermittelte Haftungssumme hinaus zu beteiligen. Denkbar wäre<br />
hierfür ein Haftungsmodell in den Rettungsschirm zu integrieren, welches die<br />
Haftungssummen eines Eurolandes nicht nur auf Grundlage der Einlagenhöhe bei der<br />
EZB bemisst. Alternativ könnte stattdessen eine stärkere Verknüpfung zum Stabilitäts- und<br />
Wachstumspakt der Europäischen Währungsunion erfolgen. Zentrale Vorgaben innerhalb<br />
des Regelwerks sind die Beschränkung des jährlichen Haushaltsdefizits auf 3 Prozent<br />
und eine Staatsverschuldung von 60 Prozent bemessen am BIP. Mit den genannten<br />
Größen könnte eine Berücksichtigung des Fehlverhaltens eines Eurostaates bei der Bemessung<br />
der Bürgschaftsanteile erfolgen. Hierfür müssten diese nach einem Gewichtungsfaktor<br />
in die Haftungsbeteiligung des Euro-Rettungsschirms integriert werden.<br />
Denkbar wäre somit eine Erhöhung der Haftungsintensität für Eurostaaten mit Fehlverhalten,<br />
bei gleichzeitiger Verminderung des Haftungsvolumens für weniger defizitäre<br />
Staatshaushalte. Außerdem muss ein unmittelbarer Verstoß gegen den o.g. Stabilitätspakt<br />
eine konsequente Sanktionierung nach sich ziehen. Einerseits wäre zunächst das zuvor<br />
erwähnte Ziel zur Berücksichtigung der Verursachungsgerechtigkeit erfüllt und gleichsam<br />
zu nachhaltigerer Haushaltspolitik angehalten. Weiterhin könnten wirksame Konsolidierungsmaßnahmen<br />
und nachhaltige Haushaltspläne positiv entgolten werden. So könnten<br />
die Krisenländer an Gewinnen, welche die Zweckgesellschaft durch die günstige<br />
115 Vgl. http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/<br />
Zeitreihen/WirtschaftAktuell/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Content75/vgr111ga,templateId=render<br />
Print.psml (Stand 21.02.2011).<br />
116 Vgl. http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE/BUCKET/A0704/PressReleases/A0704_<br />
SEL84_DT_QQ_04_2010_01_E_EN.pdf (Stand 21.02.2011).<br />
28<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Kapitalaufnahme und Kreditausleihung erwirtschaftet, beteiligt werden. Das hier<br />
beschriebene Anreizsystem könnte somit zu mehr Nachhaltigkeit im Euro-Währungsraum<br />
beitragen.<br />
Andererseits lassen sich berechtigte Kritikpunkte hinsichtlich der Durchsetzbarkeit dieses<br />
Systems finden. Zweifelhaft wäre beispielsweise, ob sich Staaten mit übermäßigen<br />
Haushaltsdefiziten als adäquate Bürgschaftsgeber überhaupt eignen. Eine unterstellte<br />
stärkere Haftungsstellung der betreffenden Länder, könnte das Spitzenrating der<br />
Zweckgesellschaft bedrohen und somit zugleich eine teurere Refinanzierung der<br />
Zweckgesellschaft auf dem Kapitalmarkt bedeuten. Aber nicht nur eine geregelte<br />
Finanzmittelbeschaffung über den Kapitalmarkt wäre erschwert. Auch eine mögliche<br />
nachgelagerte Inanspruchnahme der Bürgschaftsgeber über das ermittelte Maß hinaus,<br />
ist problematisch. So lässt sich bezweifeln, ob Griechenland die entsprechenden Zahlungen<br />
zu jeden Zeitpunkt leisten könnte. Ein Lösungsansatz hierfür kann eine Abkehr von<br />
quantitativen Größen sein. Beispielsweise wurde von deutsch-französischer Seite ein Vorschlag<br />
zur Vereinheitlichung des Wirtschaftsstandorts Europa gegeben. Durch die Schaffung<br />
einer europäischen Wirtschaftsregierung wären nationale Regierungen an wirtschaftspolitische<br />
Ziele des gesamten Euroraums gebunden. <strong>Die</strong>se Koordination gäbe<br />
nicht nur dem Euro als Währungssystem, sondern auch dem gemeinschaftlichen Wirtschaftssystem<br />
einen höheren Stellenwert in der globalen Gemeinschaft. 117<br />
Wie bereits erwähnt, verliert dieser Sicherungsmechanismus zur Sicherstellung der<br />
Solvenz von Eurostaaten nach bisheriger Vereinbarung mit dem 30. Juni 2013 seine<br />
Gültigkeit. Zwar ist eine Ausweitung und Verlängerung am 14. März 2011 beschlossen<br />
worden, gleichsam ist er nur letztes Mittel zur Abwendung einer Zahlungsunfähigkeit eines<br />
Eurolandes. Abgewandt von dem System des Euro-Rettungsschirms, ist das schon<br />
erwähnte System der Eurobonds ein stark diskutierter Vorschlag von Jean-Claude<br />
Juncker, dem Premierminister Luxemburgs. 118<br />
117 Vgl. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,743063,00.html (Stand 21.02.2011).<br />
118 Vgl. http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BCD3621EF555C83C/Doc~<br />
EC503506FEF5E4C71AB9BACFEC 0D2FEEF~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand 15.02.2011).<br />
29<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
5. Eurobonds<br />
In den so genannten Eurobonds sehen viele Politiker die Lösung der Schuldenkrise. Der<br />
Begriff „Eurobonds“ erscheint zunächst irreführend, denn Eurobonds im ursprünglichen<br />
Sinne waren Emissionen in Währungen, die von der Währung des Staates, in dem die<br />
Geschäfte abgewickelt werden, abwichen. Historisch liegt dies darin begründet, dass<br />
Anfang der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts insbesondere die Erdölförderstaaten<br />
anfingen, Finanzgeschäfte in US-Dollar in Europa, insbesondere in Großbritannien<br />
abzuschließen, um auf diese Weise nicht der US-amerikanischen Regulierung<br />
zu unterliegen.<br />
<strong>Die</strong> gemeinsame Emission einer Anleihe in Form eines Eurobonds mit einem einheitlichen<br />
Zinssatz soll die finanziell schwächeren Länder unterstützen, ohne dass die finanziell<br />
stärkeren einen großen Nachteil daraus haben sollen. In Wirtschaftszeitungen ist derzeit<br />
eine große Diskussion zwischen den Ideengebern, wie z.B. Jean Claude Juncker, dem<br />
Premierminister von Luxemburg oder den Befürwortern wie Silvio Berlusconi oder auch<br />
José Sócrates, dem portugiesische Premierminister und klaren Gegnern dieses Vorhabens,<br />
wie beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Finanzminister Wolfgang<br />
Schäuble zu verfolgen. 119 Das Ziel der Schaffung eines solchen Einheitsfonds soll die<br />
Schaffung eines grundlegenden Mechanismus‘ zum Schutz des Euro sein. In diesem Abschnitt<br />
soll die Funktionsweise von Eurobonds, sowie Vorteile und mögliche Risiken beschrieben<br />
werden.<br />
5.1. Funktionsweise von Eurobonds<br />
Da bislang nur Modelle von Eurobonds und deren Überwachung existieren, wird in dieser<br />
Arbeit das Modell des ECON Committees (ECON: Economic Affairs) des Europäischen<br />
Parlamentes beschrieben.<br />
5.1.1. Aufbau<br />
Seit dem Frühjahr 2010 haben kriselnde Euroländer die Möglichkeit auf einen<br />
Rettungsschirm zurückzugreifen. Der Fonds mit dem offiziellen Namen Europäische<br />
Finanz-Stabilitäts-Fazilität (EFSF) hat ein Volumen von insgesamt 750 Milliarden Euro und<br />
kann im Notfall Kredite gewähren, damit geschwächte Länder eine drohende Staatspleite<br />
verhindern können. 120<br />
119 Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker-Plan“.<br />
120 Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung (2011), S.10f.<br />
30<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Allein die Errichtung dieses Rettungsfonds trug in der Griechenland-Krise zur Beruhigung<br />
der Finanzmärkte bei. <strong>Die</strong>ser EFSF würde bei der Einführung von Eurobonds durch den<br />
Europäischen Währungsfonds (EWF) ersetzt, welcher neu zu gründen wäre. Der EWF<br />
würde dann die Eurobonds auflegen. Zudem wäre der EWF zuständig für die Errichtung<br />
von Auflagen hinsichtlich der Finanzpolitik der emittierenden Staaten(gemeinschaft) und<br />
deren Kontrolle. 121 <strong>Die</strong>s ist notwendig, da die aus den Eurobonds profitierenden Staaten<br />
keinen zwingenden Anreize haben ihre finanzielle Lage zu verbessern. <strong>Die</strong> moral hazard-<br />
Problematik wäre offensichtlich, da unabhängig von der Budgetpolitik eines Staates die<br />
Verschuldung zum einheitlichen Zinssatz der Eurobonds möglich wäre. Da die Steuerungsfunktion<br />
des Zinssatzes außer Kraft gesetzt ist, sind Kontrollmaßnahmen unabdingbar,<br />
um die aus der Fremdfinanzierung resultierenden Agency Costs zu reduzieren.<br />
<strong>Die</strong> neu geschaffenen Euroanleihen wären sogenannte Senior-Bonds. <strong>Die</strong>s bedeutet für<br />
den Anleger, dass die Anleihe für den Fall eines Staatsbankrottes in jedem Fall vorrangig<br />
bedient werden würde. Das Ausfallrisiko einer solchen Anleihe würde folglich gegen null<br />
tendieren. Bei der Ausgabe der Anleihen als Senior-Bonds bedarf es, aufgrund des<br />
geringen Risikos eines deutlich geringeren Zinssatzes, was eine Zinsentlastung für die<br />
Staaten darstellt.<br />
Als weiteren Grund für den relativ niedrigen Zinssatz der Euroanleihen nennt Jean-Claude<br />
Juncker eine höhere Attraktivität für internationale Investoren, die aus der Größe des<br />
europäischen Wirtschaftsraumes resultiert. Juncker geht davon aus, dass gerade<br />
institutionelle Anleger aus den risikoreichen griechischen, irischen und portugiesischen<br />
Anleihen in sicherere Märkte wie den asiatischen oder amerikanischen Bondmarkt<br />
geflohen seien. Durch Eurobonds wird der europäische Bondmarkt größer, bedeutender<br />
und vor allem auch liquider, sodass eine Rückkehr wahrscheinlich ist und die damit<br />
verbundene höhere Konkurrenzfähigkeit des Europäischen Bondmarktes den Euro<br />
stabiler macht. 122 <strong>Die</strong> Zahlungsströme bei den Senior Bonds würden wie folgt aussehen:<br />
121 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011.<br />
122 Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker Plan.<br />
31<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Abbildung 4: Zahlungsströme bei der Emission von Eurobonds.<br />
Quelle: eigene Darstellung.<br />
Um das Ziel zu erreichen, allen EU-Mitgliedsstaaten durch Eurobonds dieselben<br />
Refinanzierungsmöglichkeiten zu bieten, verlangt der Europäische Währungsfonds von<br />
allen Mitgliedsstaaten dieselbe Risikoprämie von etwa 3,5% – 4,0%. 123 Im Gegenzug hierfür<br />
leitet der EWF das von den Anlegern zur Verfügung gestellte Kapital an den Staat<br />
weiter. Da der EWF die Anleihe jedoch beim Anleger nur mit 2,5% bis 3,0% verzinst,<br />
ergibt sich nach Abzug der Kosten (Personalkosten, Verwaltungskosten etc.) vermutlich<br />
ein Gewinn auf der Seite des EWF. <strong>Die</strong>sen Gewinn plant der EWF proportional zur Größe<br />
des jeweiligen Mitgliedslandes auszuschütten. Durch diesen Vorgang würde Deutschland<br />
als größtes EU-Mitgliedsland auch den größten Teil der Erträge rückvergütet bekommen.<br />
<strong>Die</strong>s hätte zur Folge, dass Deutschland im Bereich der Senior Bonds nur eine marginal<br />
höhere Risikoprämie als bisher bezahlen müsste. Gleichzeitig hat der EWF die Möglichkeit<br />
dieses Modell als Druckmittel gegenüber Mitgliedsstaaten, die keine Fortschritte in<br />
der Schuldenpolitik ausweisen können, zu nutzen. 124 In diesem Fall würden die betroffenen<br />
Länder keine Rückvergütung erhalten, und müssten im angenommenen Modell die<br />
volle Risikoprämie bezahlen, was wiederum immer noch günstiger wäre als die bisherigen<br />
Staatsanleihen. 125 Um zu verhindern, dass die angeschlagenen Mitgliedsländer dieses<br />
Verfahren ausnutzen, planen sowohl das ECON Committee als auch Jean Claude<br />
123 Vgl. Jean-Claude Juncker bezeichnet die Schätzung von Risikoprämien bei diesem Modell als sehrschwer,<br />
weshalb in dieser Arbeit fiktive Werte zur Veranschaulichung verwendet werden. Vgl. Handelsblatt vom<br />
09.12.2010 „Der Juncker Plan.<br />
124 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011<br />
125 Vgl. Griechische Staatsanleihen derzeit mit mehr als 11% Risikoprämie<br />
32<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Juncker die Höhe des aus der Emission von Eurobonds zur Verfügung gestellten Kapitals<br />
auf 40 % - 60 % des BIP zu begrenzen. 126<br />
<strong>Die</strong> bisherigen Staatsanleihen würden dann als sogenannte Junior-Bonds ausgegeben<br />
werden. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass der Anleger im Falle einer Staatsinsolvenz Geld<br />
verlieren könnte. Im Gegenzug erhält er für das vorhandene Ausfallrisiko einen höheren<br />
Zins. Länder mit einer höheren Risikoprämie würden folglich die Emission von Eurobonds<br />
priorisieren, während Mitgliedsstaaten mit geringeren Risikoprämien eher die Emission<br />
von Junior-Bonds bevorzugen würden.<br />
5.1.2. Möglichkeiten zur Einführung<br />
Als entscheidend für den Ablauf der Einführung wird eine Übergangsphase gesehen.<br />
<strong>Die</strong>se soll fließend von den einfachen Staatsanleihen zu den Eurobonds stattfinden. Durch<br />
diese Maßnahme wird den in Not geratenen Mitgliedsländern Zeit gegeben, um Ihre<br />
finanziellen Aufgaben und Probleme nachhaltig und überlegt zu bekämpfen. So wird vermieden,<br />
dass strenge Entschuldungsprogramme der Regierungen die Wirtschaftssituation<br />
in den betroffenen Ländern erheblich verschlechtern. Da die Risikoprämie der bisher im<br />
Umlauf befindlichen Staatsanleihen deutlich über dem Niveau von möglichen Eurobonds<br />
liegt, besteht die Gefahr von hohen Abschlägen im Kurs der sich im Umlauf befindlichen<br />
Anleihen, da eine Flucht der Anleger in die vermeintlich sichereren Eurobonds wahrscheinlich<br />
ist. <strong>Die</strong>ses Problem soll laut ECON durch eine mögliche Garantie gelöst werden.<br />
127 5.2.<br />
Vorteile von Eurobonds<br />
Als Hauptargument für die Notwendigkeit solcher Anleihen nennen die Befürworter die<br />
hohen Risikoprämien, die die betroffenen Staaten zu zahlen hätten. <strong>Die</strong> Höhe der<br />
Risikoprämien würde aus Marktübertreibungen resultieren und den ohnehin schon<br />
angeschlagenen Staaten durch die hohe Zinsbelastung zusätzliche Probleme bereiten.<br />
<strong>Die</strong> Emission von Eurobonds fördert zudem die Solidarität und die Einheit der<br />
Europäischen Union. Eine erhöhte Solidarität in Krisenzeiten ist vor allem deshalb<br />
notwendig, da ein Insolvenzverfahren keine Option für ein stabilitätsorientiertes Europa<br />
sein kann. <strong>Die</strong> Einführung von Eurobonds gibt den finanziell schwächeren Ländern<br />
stattdessen die Möglichkeit die finanzielle Struktur des Landes nach und nach zu verbessern,<br />
ohne dass durch akute Handlungen und Sparmaßnahmen erhebliche Konjunkturrückschläge<br />
in Kauf genommen werden müssen. Mögliche Lösungsansätze wie die<br />
126 Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung(2011), S.10<br />
127 Vgl. ECON Commitee des Europäischen Parlaments v. 13.01.2011.<br />
33<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Emission von Eurobonds müssen vorher greifen. Befürworter werfen den Kritikern zudem<br />
uneuropäisches Verhalten vor. 128<br />
5.3. Kritik an Eurobonds<br />
Kritiker der Eurobonds sehen neben dem Verstoß gegen Art. 103 des EU-Vertrages<br />
(gemeint ist die Nichthaftung für Staatsschulden durch die Europäische Gemeinschaft) vor<br />
allem auch Nachteile darin, dass das eigentliche Grundproblem der Schuldenentstehung<br />
durch Eurobonds nicht gelöst werden würde. 129 Auch bemängeln Kritiker, dass zur<br />
Einführung von Eurobonds umfangreiche Vertragsänderungen in den EU-Verträgen<br />
notwendig seien. Das künstliche Niedrighalten der Risikoprämien verwischt zudem die<br />
nationale Verantwortung für den öffentlichen Haushalt was eine Verfehlung der<br />
Ursachenbekämpfung zur Folge hat. Es besteht die Befürchtung, dass ein nicht dem<br />
Risiko entsprechender Zinssatz den Anreiz bietet, sich verhältnismäßig hoch zu<br />
verschulden. Vor allem finanziell stärkere Länder wie bspw. Deutschland, die Niederlande<br />
oder Österreich müssten unter Umständen höhere Risikoprämien als bisher zahlen.<br />
Generell widerspricht die Emission dieser Eurobonds der Forderung einer systematischen,<br />
marktorientierten Risikopolitik auf der Basis wirtschaftspolitischer Länderrisiken.<br />
Eine risikoundifferenzierte, d.h. vom Rating des jeweiligen Gemeinwesens unabhängige<br />
Konditionsgestaltung führt dazu, dass Staaten mit einer hohen Bonität einen zu hohen<br />
Zinssatz zu zahlen haben, während Staaten mit niedrigerer Bonität einen ihrem hohen<br />
Risiko nicht korrekt widerspiegelnden zu niedrigen Zinssatz zahlen werden (Abb. . Der<br />
Steuerungsmechanismus des Zinssatzes wird durch die Emission von Eurobonds außer<br />
Kraft gesetzt.<br />
128 Vgl. Handelsblatt v. 09.12.2010 „Der Juncker Plan.<br />
129 Vgl. DIW zu Grundlinien der Wirtschaftsentwicklung(2011), S.10.<br />
34<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Zins<br />
Risikodifferenzierte<br />
Konditionengestaltung<br />
Risikoundifferenzierte<br />
Konditionengestaltung<br />
AAA<br />
Gute Risiken mit<br />
einem zu hohem Zins<br />
Schlechte Risiken mit einem<br />
zu niedrigem Zins<br />
C<br />
Rating<br />
Abbildung 5: Risikoundifferenzierte versus risikodifferenzierte Konditionengestaltung<br />
Quelle: eigene Darstellung in Anlehnung an Schierenbeck, H. (2008), S.312.<br />
Des Weiteren beziehen sich Kritiker auf das Prinzip der Subsidiarität, welches die EU<br />
nach eigener Vertragsform primär verfolgt. <strong>Die</strong>s bedeutet, dass jeder Staat zunächst angewiesen<br />
ist, eigene Lösungswege für finanzielle Probleme zu finden und diese auch umzusetzen.<br />
Nachdem solche Versuche erfolglos bleiben hat ein Staat nach diesem Prinzip<br />
die Möglichkeit Solidarität einzufordern. 130 <strong>Die</strong>s ist nach der Meinung der Kritiker bereits<br />
in hohem Maße durch die Einführung eines Rettungsfonds geschehen.<br />
130 Vgl. DIHK (2010) S. 3.<br />
35<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
6. Fazit<br />
<strong>Die</strong> Krise der Europäischen Währungsunion ist offensichtlich. Während Staaten wie<br />
Griechenland und Irland bereits finanzielle Hilfen aus dem Euro-Rettungsschirm in<br />
Anspruch genommen haben, bestehen für die anderen PIIGS-Staaten Portugal, Spanien<br />
und Italien weiterhin Liquiditätsrisiken <strong>Die</strong> Währungsunion hat sich entschieden, geeignete<br />
Maßnahmen zu ergreifen, um die Zahlungsfähigkeit aller Mitgliedsstaaten des Euroraums<br />
sicherzustellen. Ziel war es, einen permanenten Europäischen Stabilitätsmechanismus zu<br />
installieren, so dass den Euro als stabile Währung bestehen bleibt, mithin einer Erosion<br />
des Währungsraums entgegengewirkt wird. Hierzu wurden allerdings nur die Symptome<br />
behandelt, d.h. kurzfristig wurde durch die Einrichtung eines Euro-Rettungsschirms die<br />
Zahlungsfähigkeit und damit auch die Kreditwürdigkeit einzelner Mitgliedsstaaten wie<br />
Griechenland oder Irland wiederhergestellt. Auf diese Weise hoffte die Union einen „Dominoeffekt“,<br />
d.h. das Übergreifen von Liquiditätsrisiken auf andere Staaten der Währungsunion<br />
zu vermeiden. Wenngleich sich ein Staat mit Inanspruchnahme von Geldern aus<br />
dem Euro-Rettungsschirm umfangreichen Kontrollmechanismen der nationalen Budgetund<br />
Finanzpolitik aussetzt, wurden die Ursachen der Zahlungsschwierigkeiten einzelner<br />
Staaten wie eine niedrige Unternehmensbesteuerung (Irland) oder ein hohes Maß an<br />
Schattenwirtschaft (Griechenland) bislang nur begrenzt entgegengewirkt.<br />
Der bereits installierte Euro-Rettungsschirm in Höhe von 750 Mrd. Euro und mit einer<br />
Laufzeit bis 30. Juni 2013 soll die Finanzmärkte stabilisieren. Trotz Inanspruchnahme<br />
dieses Notfallfonds durch die Republik Griechenland wiesen griechische Staatsanleihen<br />
im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen weiterhin eine deutlich höhere Effektivverzinsung<br />
auf. <strong>Die</strong>s lässt vermuten, dass die Marktteilnehmer immer noch das - im<br />
Vergleich zur Bundesrepublik Deutschland - mit einer niedrigeren Bonität ausgewiesene<br />
Griechenland als potentiell insolvenzgefährdet ansehen. Eine andere Erklärung lässt die<br />
höhere Verzinsung der griechischen Staatsanleihen nicht zu. Wird ein Haircut, d.h. die<br />
Anleihegläubiger müssen auf einen prozentualen Anteil ihrer jeweiligen Forderung verzichten,<br />
ausgeschlossen, ergeben sich für den Anleger in griechischen Staatsanleihen<br />
risikolose Ertragsmöglichkeiten.<br />
Bei den so genannten „Eurobonds“ hingegen, bei denen die Europäische Zentralbank für<br />
alle Mitgliedsstaaten des Euroraumes Anleihen mit einem risikoundifferenzierten Zinssatz<br />
emittiert, ist diese Möglichkeit risikoloser Arbitragegewinne ausgeschlossen. Allerdings<br />
bergen Eurobonds die Gefahr einer „moral hazard“-Situation in sich, d.h. Krisenstaaten<br />
haben keinerlei Anreize ihre Budget- und Finanzpolitik so abzuändern. Da der Zins als<br />
36<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Steuerungsinstrument des Marktes ausfällt, kann nur durch supranationale Kontrollmechanismen<br />
sichergestellt werden, dass eine Disziplinierung aller Mitgliedsstaaten des<br />
Euroraums gegebenenfalls durch ein Pönale bei Missachtung der durch die EZB<br />
vorgegebenen Rahmenbedingungen erfolgt.<br />
Sowohl der Euro-Rettungsschirm als auch die Emission von Eurobonds tragen zu einer<br />
Stabilisierung des Europäischen Währungsraumes bei. Beide Maßnahmen führen<br />
allerdings zu einer Fehleinschätzung des Risikos. Ein Euro-Rettungsschirm, der einen<br />
Haircut ausschließt, kann ebenso nur als teilweise marktgerechtes Instrument der Politik<br />
eingestuft werden wie die Emission von Eurobonds, die Staaten mit hoher Bonität für gute<br />
Entscheidungen in der Budget- und Finanzpolitik eher benachteiligt und Staaten mit<br />
niedriger Bonität eher bevorzugt. Beide Instrumente können so zu einer Fehlallokation<br />
finanzieller Mittel führen.<br />
37<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
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Finanznachrichten (2010): http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2010-<br />
02/16146442-update-eu-kommission-will-eurostat-mehr-befugnisse-geben-015.htm.<br />
Finanznachrichten (2011): Arbeitslosigkeit in Griechenland gestiegen,<br />
http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2010-04/16673171-arbeitslosigkeit-ingriechenland-gestiegen-016.htm<br />
(Stand 19.02.2011).<br />
Fischer, M. (2010): Angriff auf die Stabilitätsfestung, 13.12.2010, in: Wirtschaftswoche<br />
Nr.50, S.20ff.<br />
Frankfurter Allgemeine Zeitung (2011): Funktionsweise des Euro-<br />
Rettungsschirms,http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc<br />
~EB9FB344E569D4398B6B9EB94FD833949~ATpl~Ecommon~Scontent.html (Stand<br />
20.02.2011).<br />
Gerdesmeier, D. (2008): Preisstabilität – Warum ist sie für dich wichtig?, o.A., Frankfurt<br />
am Main.<br />
Griechenland.net: Arbeitslosigkeit in Griechenland gestiegen,<br />
http://www.griechenland.net/news_details.php?siteid=8838# (Stand 19.02.2011).<br />
Griechisches Statistikamt: Abruf des aktuellen Bevölkerungsstandes Griechenlands,<br />
http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE (Stand 21.02.2011).<br />
Griechisches Statistikamt: Abruf des Bruttoinlandsprodukts 2010 Griechenland,<br />
URL:http://www.statistics.gr/portal/page/portal/ESYE/BUCKET/A0704/PressReleases/A07<br />
04_SEL84_DT_QQ_04_2010_01_E_EN.pdf (Stand 21.02.2011).<br />
Handelsblatt (2010): Der Juncker-Plan,<br />
http://www.handelsblatt.com/politik/international/der-juncker-plan/3666292.html (Stand<br />
10.03.2011)<br />
VIII<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Handelsblatt (2010): FDP legt Griechen Euro-Austritt nahe,<br />
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/fdp-legt-griechen-euro-austrittnahe/3417910.html?p3417910=all.<br />
Handelsblatt (2011): Anleihemärkte und Risikoaufschläge,<br />
http://www.handelsblatt.com/finanzen/boerse-maerkte/anleihen/risikoaufschlaege-steigenauf-rekordhoch/3541420.html<br />
(20.02.2011).<br />
Hummel, D./ Breuer, R. (2001): Handbuch Europäischer Kapitalmarkt. Gabler Verlag,<br />
Wiesbaden.<br />
Ifop pour France Soir: Les Francais et la sortie de l’Euro, S.4, Janvier 2011,<br />
http://www.ifop.com/media/poll/1367-1-study_file.pdf.<br />
Interview Barry Eichengreen: „Deutschland könnte D-Mark wieder einführen“, 29.11.2010,<br />
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~E7146D61888C<br />
B4A5186800BA54734F1CB~ATpl~Ecommon~Sspezial.html.<br />
Hutterer, M. (2010): Staatsverschuldung in Griechenland, 07.05.2010,<br />
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/tid-18135/staatsverschuldungshoppen-fuer-griechenland_aid_505094.html.<br />
Interview Andreas Rees, UniCredit: Austritt Griechenlands aus Währungsunion,<br />
http://www.focus.de/finanzen/news/staatsverschuldung/chefvolkswirt-rees-austritt-aus-derwaehrungsunion-ist-keine-loesung_aid_590873.html<br />
(Stand 14.02.2011).<br />
Interview Joachim Starbatty: „Aus der Währungsunion wird eine Inflationsunion“,<br />
22.04.2010,<br />
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~ED7252FF91C0<br />
64AC2A8F75ADFF5D72FF7~ATpl~Ecommon~Scontent.html.<br />
Jahresbericht EZB:<br />
http://www.bundesbank.de/download/ezb/jahresberichte/2009jb_ezb.pdf.<br />
Jessen, C. (2010): Griechen wehren sich gegen die Prass-Wirtschaft, 29.04.2010,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,691762,00.html.<br />
IX<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
Junius, K. et. al. (2002): Handbuch europäische Zentralbank. Uhlenbruch Verlag, Bad<br />
Soden.<br />
Kater, U. (2011): Gegenwärtige Bestrebungen zur Stabilisierung des Euro können nur Zeit<br />
kaufen – Föderales System Europas ausbauen, In: <strong>Die</strong> Sparkassenzeitung, 14.01.2011,<br />
Nr.02, S.17.<br />
Konrad, A./ Zschäpitz, H. (2010): Schulden ohne Sühne? Warum der Absturz der<br />
Staatsfinanzen alle trifft. Verlag C.H. Beck, München.<br />
Kühnlenz, A. (2011): Wie Athen die Schuldenlawine aufhalten will, 02.02.2011,<br />
http://www.ftd.de/politik/europa/:griechen-in-der-bredouille-wie-athen-die-schuldenlawineaufhalten-will/60006299.html.<br />
Lachmann, D. (2010): Maybe Milton was right about the euro, 23.02.2010,<br />
http://american.com/archive/2010/february/maybe-milton-was-right-about-the-euro.<br />
Losse, B. (2010): Dem Abgrund immer näher, in: Wirtschaftswoche, 22.11.2010, Nr. 47.<br />
Manganelli, S.: http://www.ecb.int/pub/pdf/scpwps/ecbwp745.pdf.<br />
Müller, D. (2009): Crashkurs. <strong>Welt</strong>wirtschaftskrise oder Jahrhundertchance?. Droemer<br />
Verlag, München.<br />
NZZonline (2008): Europas größte Volkswirtschaften Schrumpfen - Größte<br />
Handelspartner der Schweiz mit Rückgang des BIP im zweiten Quartal,<br />
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/europa_groesste_volkswirtschaften_schru<br />
mpfen_im_zweiten_quartal__1.806731.html (Stand 11.02.2011).<br />
OECD: http://www.oecd.org/dataoecd/44/9/45306172.pdf.<br />
Müller, St. (2007): <strong>Die</strong> Makler machen als Erste dicht, http://www.zeit.de/2007/39/Spanien-<br />
Immobilien-Boom.<br />
Onvista: Rendite französischer Staatsanleihen,<br />
http://anleihen.onvista.de/suche-vergleich/staat.html?BLOCKSIZE=50-<br />
&ID_SUB_TYPE_ISSUER=0&ISO_CURENCY=EUR&ISO_COUNTRY_ISSUER=FR&MA<br />
X_FIELD2=2&SORT=VALUE_FIELD1_DESC&RESULT=1&OFFSET=0&SORT=VALUE_<br />
X<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
FIELD2 (Stand 12.02.2011).<br />
o.V. (2001): Nobelpreisträger Milton Friedman hält den Euro für unterbewertet,<br />
20.06.2001, http://www.presseportal.de/pm/9377/258665/die_zeit.<br />
o.V. (2010): Notenbankchef fordert Verkauf von Banken, http://www.managermagazin.de/politik/weltwirtschaft/0,2828,730670,00.html.<br />
o.V. (2010): Einfuhr und Ausfuhr (Spezialhandel) nach den Güterabteilungen des<br />
Güterverzeichnisses für Produktionsstatistiken 2009,<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/A<br />
ussenhandel/Handelswaren/Tabellen/Content75/EinfuhrAusfuhrGueterabteilungen,templat<br />
eId=renderPrint.psml.<br />
o.V. (2010): Deutschlands wichtigste Handelspartner 2009,<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistike<br />
n/Aussenhandel/Handelspartner/Handelspartner,templateId=renderPrint.psml__nnn=true.<br />
o.V. (2010): Deutschland muss als größter Nettozahler seine Interessen wahren,<br />
13.12.2010, http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2010/12/2010-12-13-<br />
faz-aigner.html.<br />
o.V. (2010): „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“,<br />
http://www.sueddeutsche.de/politik/angela-merkel-zur-euro-krise-scheitert-der-euro-dannscheitert-europa-1.942481.<br />
o.V. (2011): <strong>Die</strong> Definition von Bundeswertpapieren,<br />
http://www.geld-magazin.info/geldanlage/anleihe/deutsche-staatsanleihen (Stand<br />
11.02.2011).<br />
o.V. (2011): Portugal lehnt Finanzhilfen ab – Schäuble zufrieden mit Gipfel. In Tages-<br />
Anzeiger online, http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/agenturen-ticker/Portugal-lehnt-<br />
Finanzhilfen-ab--Schaeuble-zufrieden-mit-Gipfel/story/30642676.<br />
Pressemitteilung Statistisches Bundesamt: Drei Viertel aller deutschen Exporte gehen<br />
nach Europa, Pressemitteilung Nr.119 vom 26.03.2009, Wiesbaden,<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pm/2009/03/<br />
PD09__119__51,templateId=renderPrint.psml.<br />
XI<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
PriceWaterhouseCoopers (2011): Paying Taxes 2011 – The global picture.<br />
REGIERUNGonline.de - Magazin für Wirtschaft und Finanzen: EU-Wirtschafts- und<br />
Währungsunion - Für wirtschaftlichen Fortschritt und Beschäftigung,<br />
http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Magazine/MagazinWirtschaftFinanzen/080/s1<br />
-fuer-wirtschaftlichen-fortschritt-und-beschaeftigung.html (Stand 14.02.2011).<br />
RP Online.de (2010): IWF-Experten sehen Griechenland auf dem richtigen Weg, www.rp-<br />
online.de/wirtschaft/eurokrise/IWF-Experte-sieht-Griechenland-auf-richtigem-<br />
Weg_aid_874757.html (Stand 19.02.2011).<br />
Schäfers, M. (2010): Private sollen an Euro-Rettung beteiligt werden, 24.11.2010,<br />
http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~E57BE6EBAE3<br />
114E40864642F706D1639E~ATpl~Ecommon~Scontent.html.<br />
Schierenbeck, H. (2008): Ertragsorientiertes Bankmanagement Band 1: Grundlagen,<br />
Marktzinsmethode und Rentabilitäts-Controlling, 8. Auflage, Gabler Verlag, Wiesbaden.<br />
Sheahan, F. (2010): Corporation tax will stay at 12.5 pc, Lenihan insists,<br />
http://www.taxireland.ie/news/38396.aspx.<br />
Sperber, H. (2009): Wirtschaft verstehen. 3. Auflage. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart.<br />
SPIEGEL.de (2010): EU-Währungskommissar Almunia zum Sparkurs Griechenlands,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,675842,00.html (2010).<br />
SPIEGEL.de (2010): Schmerzhafter Sparplan - Jobkrise erschüttert Griechenland,<br />
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,728681,00.html (stand 19.02.2011).<br />
Spremann, K. / Gantenbein, P. (2007): Zinsen, Anleihen und Kredite, 4. Auflage, Oldenbourg<br />
Wissenschaftsverlag, München.<br />
Statistisches Bundesamt (2011): Abruf des Bruttoinlandsprodukts 2010 BRD,<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Z<br />
eitreihen/WirtschaftAktuell/VolkswirtschaftlicheGesamtrechnungen/Content75/vgr111ga,te<br />
XII<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
mplateId=renderPrint.psml (Stand 21.02.2011).<br />
Statistisches Bundesamt (2011): Abruf des aktuellen Bevölkerungsstandes in der BRD,<br />
http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Statistike<br />
n/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/Bevoelkerungsstand.psml (Stand 21.02.2011).<br />
Statusbericht Deutsche Bundesbank: Auslandsforderungen der deutschen Banken<br />
einschließlich ihrer Auslandsfilialen und -töchter an ausgewählte Länder;<br />
http://www.bundesbank.de/statistik/statistik_banken_tabellen.php#auslandsforderungen.<br />
Süddeutsche Zeitung (2011): Euro-Rettungsfonds,<br />
http://www.sueddeutsche.de/geld/euro-rettungsfonds-das-milliarden-euro-paket-<br />
1.1060312 (Stand 16.02.201).<br />
SÜDWEST PRESSE: Wieder mehr Arbeitslose, http://www.swp.de/ulm/nachrichten/<br />
wirtschaft/Wieder-mehr-Arbeitslose;art4325,824167?_FRAME=33&_FORMAT=PRINT<br />
(Stand 14.02.2011).<br />
Tagesschaubericht (2011): Hilfspaket an Griechenland, http://www.tagesschau.de/wirtschaft/griechenland644.html<br />
(Stand 20.02.2011).<br />
Theurer, M. (2010): Steuern hochumstritten, 22.10.2010,<br />
http://www.faz.net/s/RubC9401175958F4DE28E143E68888825F6/Doc~E5BAEE129EC5<br />
844FF95A237146C3400DC~ATpl~Ecommon~Scontent.html.<br />
Urteil Bundesverfassungsgericht (2009): BVerfG, 2 BvE 2/08 vom 30.6.2009,<br />
http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/es20090630_2bve000208.html?<br />
Suchbegriff=Lissabon.<br />
Weber, A. (2010): <strong>Die</strong> jüngsten Entwicklungen haben Schwachstellen des bisherigen<br />
finanzpolitischen Regelwerks offengelegt, In: Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen 11<br />
vom 01.06.2010 Seite 562.<br />
<strong>Welt</strong>: http://www.welt.de/die-welt/finanzen/article7879534/Wir-leben-auf-einer-gefaehrlichen-Staatsanleihen-Blase.html.<br />
Wirtschaftskammer Österreich (2009): Wertschöpfung nach Sektoren,<br />
XIII<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011
http://www.wko.at/statistik/eu/europa-wertschoepfung.pdf.<br />
Wirtschaftskammer Österreich (2010): Wirtschaftswachstum – Veränderung des realen<br />
BIP (in%), http://www.wko.at/statistik/eu/europa-wirtschaftswachstum.pdf (19.02.2011).<br />
XIV<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011