Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg - Die Welt
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Kopf-BIP. <strong>Die</strong>jenigen Länder, die sich in einem Aufholprozess befinden, passen sich den<br />
wohlhabenderen Ländern allmählich an. Dadurch kann es in diesen Ländern zu einem<br />
stärkeren Preisanstieg kommen. 78<br />
Zudem lassen sich die Inflationsraten durch die Nachfrageschwankungen in den einzelnen<br />
EU-Ländern begründen. Aus den Nachfrageschwankungen ergibt sich ein Inflationsdruck,<br />
der wiederrum mit der Produktionslücke verbunden ist. <strong>Die</strong> Produktionslücke<br />
stellt die Abweichung vom Gleichgewichtsniveau dar. In der Volkswirtschaftslehre wird der<br />
Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Inflationsrate und der Produktionslücke in<br />
der Form der Philipps-Kurve verdeutlicht. Generell besteht ein Bezug zwischen niedrigen<br />
Inflationsraten und negativen Produktionslücken. In dieser Situation liegt die tatsächliche<br />
Produktion unter ihrem möglichen Potenzial. Vor diesem Hintergrund ist zu beachten,<br />
dass in einigen EU-Mitgliedsstaaten eine oftmals zu lockere Haushaltspolitik verfolgt<br />
wurde, die nicht mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbar war. Gleichzeitig<br />
stiegen die Immobilienpreise in diversen EU-Ländern aufgrund übermäßig optimistischer<br />
Erwartungen. Durch die starke Binnennachfrage stiegen sowohl Kosten als auch Preise in<br />
diesen Ländern im Vergleich zu den anderen Mitgliedsstaaten erheblich. <strong>Die</strong>s führte zu einem<br />
Verlust an Wettbewerbsfähigkeit. 79<br />
Zudem wurde der Inflationsdruck durch relativ unbewegliche Güter- und Arbeitsmärkte<br />
verstärkt. Zwischen den einzelnen EU-Ländern bestehen große Unterschiede im Bereich<br />
der Flexibilität der Arbeits- und Gütermärkte. Je geringer die Flexibilität der Arbeits- und<br />
Gütermärkte, desto geringer ist auch die Möglichkeit der Variabilisierung von Kosten. Der<br />
Grad der Flexibilität dieser Märkte beeinflusst die Entstehung eines Kostendrucks auf der<br />
einen Seite und dessen Übertragung auf die Verbraucherpreise auf der anderen Seite.<br />
EU-Länder deren Güter- und Arbeitsmärkte wenig flexibel sind, weisen durchschnittlich<br />
höhere Inflationsraten auf. 80<br />
Aus den Erfahrungen der Jahre 1999 bis 2010 lassen sich Rückschlüsse und Lehren für<br />
die Zukunft ziehen. Maßnahmen, die zu übermäßig optimistischen Erwartungen führen,<br />
sollten vermieden werden. Bedeutend ist, dass die EU-Mitgliedsstaaten robuste<br />
Haushaltspositionen erzielen und diese beibehalten. Zur Verringerung der Inflationsunterschiede<br />
in der europäischen Währungsunion könnten Strukturreformen eine entscheidende<br />
Rolle spielen. <strong>Die</strong>s würde die reibungslose Funktionsweise der gesamten<br />
Geldpolitik im EU-Währungsraum fördern. <strong>Die</strong> Einführung flexibler Lohngestaltungs-<br />
78 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
79 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
80 Vgl. Europäische Zentralbank (2011a), S. 44.<br />
16<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011