Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg - Die Welt
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erlauben, die Zahlungsbedingungen zu ändern. Ab 2013 sollen alle ausgegebenen<br />
Staatsanleihen innerhalb der EU mit den CACs (Collective Action Clauses) versehen<br />
werden. 13 Bei Verwendung der entsprechenden Klauseln können eine Laufzeitverlängerung,<br />
eine Zinssenkung, ein Schuldenschnitt oder eine Kombinationsmöglichkeit die<br />
Konsequenz bedeuten. <strong>Die</strong>ser Sicherheitsmechanismus wird die Attraktivität von Staatsanleihen<br />
verringern. Eine ähnliche Grundidee verfolgte bereits der Brady Plan in den 80er<br />
Jahren. Den Gläubigern wurde damals eine Wahloption zwischen Discount-Bonds, die die<br />
Höhe der ursprünglichen Forderungen um ungefähr ein Drittel reduzierte, dafür aber einen<br />
marktüblichen Zins erhielten, und Par-Bonds, bei denen die Nominalforderung gleichbleit,<br />
aber dafür mit niedrigeren Zinsen als am Markt bedacht wurden. 14 Trotz drastischer Reformen<br />
in Griechenland, u.a. Senkung der Staatsausgaben, rechnen Marktakteure<br />
langfristig mit einer Umschuldung, da die Schuldenlast nach wie vor bei 140 Prozent des<br />
BIP liegt. 15 <strong>Die</strong> aktuelle Situation wird Geld kosten. Es ist nur die Frage, ob der Steuerzahler<br />
in Form von Kreditbürgschaften aufkommt oder die Käufer von Staatsanleihen in<br />
Form von Verlusten. Ökonomisch scheint ein Forderungsverzicht eine denkbare Alternative<br />
zu sein.<br />
1.2. Komplexität der national individuellen Problemstellungen<br />
Der Druck auf die Mitgliedsländer sich auf einen gemeinsamen Konsens zu einigen war<br />
selten größer. <strong>Die</strong> finanzielle Situation in Griechenland, Portugal und Irland drängt die<br />
politischen Entscheidungsträger zur Handlung. Es wird zunehmend offensichtlich, dass<br />
die bisherige Währungsunion und die damit reduzierten Zinssätze für entsprechende<br />
Staaten nicht für die Staatshaushalte genutzt wurde. Während in Spanien die Mittel zum<br />
Immobilienboom führten 16 , flossen beispielsweise in Griechenland in die unnötige Ausdehnung<br />
des Staatsapparates. Es wird davon ausgegangen, dass in insgesamt über 700<br />
Staatsbetrieben, die als überflüssig eingestuft werden, EU-Mittel versickert sind. 17 Mit dem<br />
Beschluss des dauerhaften Rechtes der Ausgabe von Notkrediten an Staaten, scheint die<br />
erste Maßnahme in Richtung Transferunion gemacht zu sein. 18 In kritischen Situationen<br />
sind Transfers häufig unabdingbar, allerdings muss darauf geachtet werden, dass diese<br />
nicht zum Normalfall werden. <strong>Die</strong> negativen Anreize einer Dauerlösung verleiten geradezu<br />
zum Fehlverhalten. Dennoch ist eins klar: „Scheitert der Euro, dann scheitert Europa“ 19 ,<br />
13 Vgl. Berschens, R. (2011): Ringen um stabileren Rettungsschirm.<br />
14 Vgl. Braunberger, G. (2011): Der Plan des Nicholas Brady.<br />
15 Vgl. Kühnlenz, A. (2011): Wie Athen die Schuldenlawine aufhalten will.<br />
16 Vgl. Müller, S. (2007): <strong>Die</strong> Makler machen als Erste dicht.<br />
17 Vgl. Jessen, C. (2010): Griechen wüten gegen die Prass-Wirtschaft.<br />
18 Vgl. Fischer, M. (2010): Angriff auf die Stabilitätsfestung.<br />
19 o.V. (2010): Scheitert der Euro, dann scheitert Europa.<br />
Beitrag zum Postbank Finance Award 2011<br />
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