Tanz in Schulen - Tanzvermittlung
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Zusammenfassende Auswertung der Richtl<strong>in</strong>ien und Lehrpläne<br />
Lernfeld<br />
Quantitative Auswertung (n = 32)<br />
Musik Sport zusammen Prozent<br />
Lernfeld <strong>Tanz</strong> 8 13 21 66 %<br />
Lern<strong>in</strong>halte<br />
K<strong>in</strong>dertänze 14 15 29 91 %<br />
Bewegungslieder 15 12 27 84 %<br />
Szenische Darstellungsaufgaben 11 13 24 75 %<br />
Musik und Bewegung 12 9 21 65 %<br />
Variation von Tänzen 10 10 20 62 %<br />
Improvisation 7 8 15 49 %<br />
Darstellung von Empf<strong>in</strong>dungen 3 6 9 28 %<br />
Formale Aspekte<br />
Stilistische und formelle Vielfalt 8 9 17 53 %<br />
Ausführliche Darstellung 6 7 13 40 %<br />
Faßt man die Nennungen beider Fächer zusammen, so wird der Lern <strong>in</strong>halt<br />
»K<strong>in</strong>dertänze« am häufigsten genannt, gefolgt von »Be we gungs liedern«,<br />
»Szenischen Darstellungsaufgaben« und »Musik und Bewegung«. Diese<br />
zahlreichen Nennungen bei den Lern<strong>in</strong>halten lassen sich folgendermaßen<br />
erklären: Die genannten Inhalte s<strong>in</strong>d relativ leicht zu unterrichten, da sie<br />
sich durch klare Vorgaben und Strukturen auszeichnen und deshalb leicht<br />
zu curricularisieren und zu reproduzieren s<strong>in</strong>d. Bei diesen Inhalten werden<br />
<strong>Tanz</strong>formen mit vorgegebenen Schritt- und Raumformen, Be we gungslieder<br />
mit vorgegebenen Melodie- und Bewegungsabläufen, Musikstücke<br />
mit klar strukturierten Melodieverläufen oder e<strong>in</strong>deutiger szenischer Programmatik<br />
und elementare Darstellungsaufgaben vermittelt, denen klare<br />
Bewegungsabläufe sowie e<strong>in</strong>deutige Beurteilungskriterien zugrunde<br />
liegen.<br />
Am seltensten wird der Lern<strong>in</strong>halt »Darstellung von Empf<strong>in</strong>dungen«<br />
genannt. Die seltene Nennung läßt sich damit erklären, daß dieser Inhalt,<br />
ebenso wie die auch seltener genannte Improvisation, besonders schwer zu<br />
unterrichten ist. Es gibt ke<strong>in</strong>e klaren Vorgaben <strong>in</strong> der Bewegung, verb<strong>in</strong>dlichen<br />
Strukturen und Formen sowie ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen Kriterien für diese<br />
Form des <strong>Tanz</strong>ens, er ist also schwer zu curricularisieren.<br />
E<strong>in</strong>e umfassende methodische und didaktische Aufarbeitung des<br />
Bereichs <strong>Tanz</strong>, wie sie für andere Bereiche des Musik- und Sportunterrichts<br />
üblich ist, f<strong>in</strong>det kaum statt. Die Unterrichtshilfen s<strong>in</strong>d häufig undifferenziert,<br />
und auch die Beschreibung der Lern<strong>in</strong>halte ist häufig wenig<br />
zufriedenstellend. Tätigkeiten, die die Kreativität der K<strong>in</strong>der fördern<br />
und ihre eigenen Ideen mit e<strong>in</strong>beziehen, werden nur <strong>in</strong> Ausnahmefällen<br />
berücksichtigt. Tänzerische Improvisationen werden wenig thematisiert,<br />
geschweige denn e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>führung zum <strong>Tanz</strong>en mit methodisch-didaktischen<br />
Hilfen. E<strong>in</strong>e Integration von Ansätzen und Ideen der kreativen <strong>Tanz</strong>erziehung<br />
f<strong>in</strong>det nicht statt.<br />
Anhand der qualitativen Analyse konnte weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e unter schiedliche<br />
Behandlung des <strong>Tanz</strong>es zwischen den Fächern Musik und Sport festgestellt<br />
werden. Während der <strong>Tanz</strong> im Musikunterricht vorrangig der<br />
Musikanalyse dient, wird er im Sportunterricht eher als Sportart angesehen<br />
und als Bewegungsfertigkeit vermittelt. Die e<strong>in</strong>seitige Orientierung an<br />
vorgegebenen Formen und Bewegungen sowie an Schrittmustern aus der<br />
Folklore ist <strong>in</strong> beiden Fächern üblich. Diese Verfahren können als unzureichend<br />
und e<strong>in</strong>er qualitativ anspruchsvollen <strong>Tanz</strong>pädagogik nicht gerecht<br />
werdend bezeichnet werden.<br />
Auch kann festgehalten werden, daß das zugrundeliegende Verständnis<br />
von <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> deutschen Richtl<strong>in</strong>ien und Lehrplänen <strong>in</strong>sgesamt als traditionell<br />
geprägt, wenig <strong>in</strong>novativ oder experimentell und an vielen Punkten als<br />
nicht zeitgemäß bezeichnet werden kann.<br />
E<strong>in</strong> Vergleich der neuen Richtl<strong>in</strong>ien und Lehrpläne (Veröffentlichungen<br />
aus den Jahren 2001−2005) mit den vorherigen macht e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>gere<br />
Berücksichtigung von <strong>Tanz</strong> sowohl quantitativ als auch qualitativ deutlich.<br />
Besonders deutlich wird dieser Rückschritt im geme<strong>in</strong>samen Rahmenlehrplan<br />
der Länder Berl<strong>in</strong>, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Dieser Rahmenlehrplan aus dem Jahr 2004 bleibt weiter h<strong>in</strong>ter der<br />
Qualität der bisherigen Lehrpläne und Richtl<strong>in</strong>ien der genannten Länder<br />
zurück. E<strong>in</strong> weiteres Negativbeispiel ist der Lehrplan für das Fach Musik<br />
aus dem Land Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, <strong>in</strong> dem sehr unspezifische, allgeme<strong>in</strong>e<br />
An gaben zu den Inhalten im Bereich <strong>Tanz</strong> aufgezählt werden, ohne daß<br />
differenziert auf e<strong>in</strong>zelne Bereiche e<strong>in</strong>gegangen würde. Die neuen Richtl<strong>in</strong>ien<br />
und Lehrpläne gehen <strong>in</strong>sgesamt auf den künstlerisch-ästhetischen<br />
Bereich noch unspezifischer und undifferenzierter e<strong>in</strong> als die alten, was<br />
möglicherweise mit dem »PISA-Schock« und der damit verbundenen Bildungs<br />
diskus sion zusammenhängt. Diese Diskussion hat e<strong>in</strong>e stärkere Ori-<br />
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