Tanz in Schulen - Tanzvermittlung
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von Cor<strong>in</strong>na Vogel (2004). In <strong>Schulen</strong>, <strong>in</strong> denen getanzt wird, fühlen sich<br />
K<strong>in</strong>der wohler: Die Schulzufriedenheit wächst, und das Lernen fällt leichter.<br />
Daß der <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der Schule zur Schulzufriedenheit beiträgt, ist e<strong>in</strong><br />
Argument, das ihn mit der »bewegten Schule« verb<strong>in</strong>det. Weitere Argumente,<br />
die »e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s« von der Diskussion um mehr Bewegung <strong>in</strong> der<br />
Schule auf die Diskussion um mehr <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der Schule übertragbar s<strong>in</strong>d,<br />
s<strong>in</strong>d das physiologische und das gesundheitspädagogische. Es ist davon auszugehen,<br />
daß <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der Schule als e<strong>in</strong> Plus an Bewegung günstige Auswirkungen<br />
auf die physiologische Entwicklung von Schülern hat. Bewegt<br />
lernen K<strong>in</strong>der und Jugendliche ihren Körper kennen, und was der Mensch<br />
kennt, kann er besser schätzen und gesund erhalten.<br />
Bisher wurde für den <strong>Tanz</strong> vor allem aus der Perspektive der Individuation,<br />
der Entwicklung von K<strong>in</strong>dern und Jugendlichen, argumentiert.<br />
Aus gesellschaftlicher Perspektive ist der <strong>Tanz</strong> wie die anderen Künste<br />
e<strong>in</strong>e kulturelle Objektivation und stellt e<strong>in</strong> Medium der Sozialisation und<br />
Enkulturation <strong>in</strong> die Gesellschaft dar. Auch dem <strong>Tanz</strong> als Kulturgut sollte<br />
e<strong>in</strong> Eigenwert zukommen. In e<strong>in</strong>er kulturellen Landschaft schnellebiger<br />
und flutartiger Cyber<strong>in</strong>formationen sollte e<strong>in</strong>e lange gewachsene und<br />
direkt körperlich verankerte und auch körperlich erfahrbare <strong>Tanz</strong>kultur<br />
nicht zurückstehen. <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> die Schule zu br<strong>in</strong>gen bedeutet, allen K<strong>in</strong>dern<br />
Zugang zu dem vielfältigen Kulturgut <strong>Tanz</strong> zu ermöglichen. In der Schule<br />
e<strong>in</strong>e eigene, auch von Schülern getragene <strong>Tanz</strong>kultur zu pflegen, bedeutet<br />
nicht zuletzt, K<strong>in</strong>der auf e<strong>in</strong> Sichzurechtf<strong>in</strong>den <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sich immer schneller<br />
wandelnden Kultur vorzubereiten. <strong>Tanz</strong> als nonverbales Kommunikationsmittel<br />
kann dabei auch e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrative Wirkung auf Menschen<br />
verschiedener Kulturen ausüben.<br />
Vertreter der »Bundes<strong>in</strong>itiative <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>« s<strong>in</strong>d grundsätzlich<br />
von den hier genannten Begründungen für <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der Schule überzeugt.<br />
Erfahrungen aus dem Umgang mit Menschen, die dem <strong>Tanz</strong> weniger<br />
nahestehen, deuten allerd<strong>in</strong>gs darauf h<strong>in</strong>, daß e<strong>in</strong>e wissenschaftliche<br />
Grundlagenforschung zur Legitimation, zur Sicherung und zum Ausbau<br />
des bestehenden <strong>Tanz</strong>angebots <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong> vonnöten ist. Allzuoft wird die<br />
Arbeit von <strong>Tanz</strong>pädagogen als bloße Spielerei abgetan. Der <strong>Tanz</strong> sollte deshalb<br />
ebenso wie andere Schulfächer nicht ohne wissenschaftlich fundiertes<br />
pädagogisch-didaktisches H<strong>in</strong>tergrundwissen auskommen. Außerdem<br />
räumen Vertreter der »Bundes<strong>in</strong>itiative <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>« grundsätzlich<br />
die Möglichkeit qualitativer Unterschiede von <strong>Tanz</strong>unterricht e<strong>in</strong>. Ziel<br />
der Initiative ist es, »guten <strong>Tanz</strong>unterricht« an <strong>Schulen</strong> zu br<strong>in</strong>gen. Wissenschaftlich<br />
zu untersuchen ist, was e<strong>in</strong>en solchen »guten <strong>Tanz</strong>unterricht«<br />
ausmacht und welche strukturellen Bed<strong>in</strong>gungen erfüllt se<strong>in</strong> müssen,<br />
um e<strong>in</strong>en solchen »guten <strong>Tanz</strong>unterricht« <strong>in</strong> der Schule zu etablieren. Die<br />
»Bundes<strong>in</strong>itiative <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>« unterstützt <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>n verschiedenste<br />
Arten der Evaluation von <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> <strong>Schulen</strong>. Stefanie Richter (Universität<br />
Hamburg) untersucht zum Beispiel gezielt ästhetische Lernprozesse<br />
durch e<strong>in</strong>e Selbstevaluation durch Schüler <strong>in</strong> Form von Tagebüchern. Stephanie<br />
John (Deutsche Sporthochschule Köln) wählte zur Untersuchung<br />
von <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der offenen Ganztagsgrundschule nicht nur Methoden der<br />
Selbst eva lua tion (Interviews), sondern auch der Fremdevaluation (Videoanalysen).<br />
Neben Evaluationen aus der Perspektive der Lernenden untersuchte<br />
Cor<strong>in</strong>na Vogel (Musikhochschule Köln) auch die Ansichten von<br />
Lehr perso nen über den <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der Schule. Wie Eltern zum <strong>Tanz</strong> <strong>in</strong> der<br />
Schule stehen, wäre e<strong>in</strong>e nächste zu stellende Frage. Grundsätzlich sollte<br />
die wissenschaftliche Begleitforschung mit ihren Evaluationsvorgängen<br />
und Evaluationsergebnissen nicht ohne den jeweils gegebenen situativen<br />
Kontext gesehen werden. <strong>Tanz</strong>angebote <strong>in</strong> deutschen <strong>Schulen</strong> s<strong>in</strong>d vielfältig,<br />
und Evaluationsergebnisse stehen stets <strong>in</strong> engem Zusammenhang mit<br />
der Konzeption e<strong>in</strong>es evaluierten <strong>Tanz</strong>angebots.<br />
Besonders <strong>in</strong> Anbetracht der Vielfältigkeit des bestehenden Angebots<br />
sche<strong>in</strong>t es zum Zweck der weiteren tanzwissenschaftlichen Forschung<br />
und e<strong>in</strong>er langfristigen Optimierung und Sicherung des <strong>Tanz</strong>angebots <strong>in</strong><br />
der Schule angemessen, auch weiterh<strong>in</strong> bundesweit möglichst viele verschiedene<br />
Konzeptionen und Evaluationsberichte zu dokumentieren und<br />
diese <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Internetplattform allgeme<strong>in</strong> zugänglich zu machen.<br />
Außerdem ist es e<strong>in</strong>e ganz vordr<strong>in</strong>gliche Aufgabe, für die weitere Bestandsaufnahme,<br />
Bewertung und Systematisierung bestehender Forschungsergebnisse<br />
entsprechende Forschungsmittel zu erhalten. Langfristiges Ziel ist<br />
es also, e<strong>in</strong>e möglichst umfassende Wirkungsforschung zu unterstützen.<br />
Anmerkungen<br />
1 Zit. nach: Barbara Ränsch-Trill, Kult − Sport − Kunst − Symbol. <strong>Tanz</strong> im kulturellen<br />
Gedächtnis, Schorndorf 2004, S. 83.<br />
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