aus den fachbereichen - Friedrich-Schiller-Universität Jena
aus den fachbereichen - Friedrich-Schiller-Universität Jena
aus den fachbereichen - Friedrich-Schiller-Universität Jena
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
INTERNATIONALES<br />
Keine Minute bereut<br />
Zusammen mit seinen Kommilitonen Nadja Loika<br />
und Robert Stolpmann absolvierte Stephan<br />
Bauer im Frühjahr des vergangenen Jahres ein<br />
Praktikum in der Chhatrapati Free Clinic der<br />
nepalesischen Hauptstadt Kathmandu.<br />
Die Studieren<strong>den</strong> der Medizintechnik (Fachbereich<br />
Medizintechnik und Biotechnologie)<br />
bildeten sich dabei nicht nur auf ihrem zukünftigen<br />
Berufsfeld weiter, sondern lernten auch die<br />
Menschen und die Kultur des Himalaya-Landes<br />
besser kennen. Etwa drei Monate waren sie<br />
im Krankenh<strong>aus</strong> tätig und übernahmen verschie<strong>den</strong>e<br />
Aufgabenbereiche. „Dazu zählten<br />
vor allem die Wartung und Reparatur der<br />
medizintechnischen Ausstattung, der Aufbau<br />
neuer medizinischer Geräte und die Einweisung<br />
des Klinikpersonals“, so Stephan. Der gebürtige<br />
Wittenberger vertieft sein Wissen, nach dem<br />
erfolgreichen Abschluss seines Bachelorstudiums,<br />
mit dem o. g. Masterstudiengang.<br />
Robert war in Kathmandu auch am Empfang<br />
des Gerätetransports, speziell eines Augenoperationsmikroskops<br />
beteiligt, das vom Medizintechnikunternehmen<br />
Carl Zeiss Meditec<br />
gespendet wurde. Der begeisterte Windsurfer<br />
<strong>aus</strong> Mecklenburg-Vorpommern blieb knapp<br />
zwei Monate länger an der nepalesischen<br />
Klinik und erkundete nach Praktikumsende<br />
das angrenzende Indien.<br />
Während der Arbeit in der Klinik waren die<br />
Studieren<strong>den</strong> mit der schwierigen Beschaffung<br />
von Ersatzteilen ebenso konfrontiert, wie mit<br />
Problemen des nepalesischen Gesundheitssystems<br />
generell. Die staatliche medizinische Versorgung<br />
in Nepal ist unzureichend: Nur wenige<br />
Menschen können sich eine Behandlung leisten.<br />
Die meisten sind auf eine kostenfreie bzw.<br />
günstige Behandlung angewiesen. Eine solche<br />
erhalten sie in der Chhatrapati Free Clinic – kurz<br />
CFC – in Kathmandu. Nach dem Motto „For<br />
those people they can’t afford“ erhalten hier<br />
vor allem Menschen <strong>aus</strong> <strong>den</strong> unterprivilegierten<br />
Bevölkerungsschichten eine medizinische<br />
Basisversorgung, die sie sich sonst nicht leisten<br />
könnten. Gegründet wurde das gemeinnützige<br />
Hospital von Ärzten, welche für einen Bruchteil<br />
ihres regulären Gehalts arbeiten. Da die CFC<br />
über keinen Medizintechniker verfügt, boten<br />
Robert, Stephan und Nadja tatkräftige und<br />
willkommene Unterstützung.<br />
Der Einsatz von Studieren<strong>den</strong> der EAH <strong>Jena</strong><br />
an der Poliklinik in Kathmandu hat eine lange<br />
Tradition. Bereits seit 15 Jahren haben Studierende<br />
die Möglichkeit für ein Praxissemester in<br />
dem nepalesischen Krankenh<strong>aus</strong>. Bisher haben<br />
insgesamt 19 Stu<strong>den</strong>ten des Fachbereichs ein<br />
solches Praktikum absolviert. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
unterstützt der Förderkreis der Hochschule<br />
das Projekt finanziell. Bei der Vermittlung<br />
der Studieren<strong>den</strong> hilft die Gesellschaft für<br />
medizinisch-technische Zusammenarbeit e.V.<br />
<strong>Jena</strong>. Der Verein hilft der CFC seit 20 Jahren<br />
durch Organisation und Sammlung von Krankenh<strong>aus</strong>-<br />
und Medizintechnikspen<strong>den</strong>.<br />
In ihrer freien Zeit genossen die drei Masterstu<strong>den</strong>ten<br />
die beeindruckende Landschaft<br />
des asiatischen Staates. „Eine dreiwöchige<br />
Auszeit haben wir genutzt, um eine andere<br />
Seite von Nepal kennen zu lernen“, beschrieb<br />
Stephan: „Dabei ging es mit dem Bus von<br />
Kathmandu nach Pokhara, um von hier <strong>aus</strong> zu<br />
einer 11-tägigen Trekkingtour ins Himalaya-<br />
Gebirge aufzubrechen.“ Der Ausblick vom<br />
Poon Hill, einem bekannten Aussichtsturm im<br />
Annapurna Bergmassiv, war für ihn einer der<br />
Höhepunkte des Praktikums. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
wur<strong>den</strong> die drei von ihrem Betreuer, dem Präsi<strong>den</strong>ten<br />
der Klinik, Bijaya Bahadur Mali, in die<br />
nepalesische Kultur eingeführt. Er nahm sie<br />
zu einem Hochzeitsfest mit und organisierte<br />
eine „Handover-Zeremonie“ als Dank für die<br />
Spen<strong>den</strong> <strong>aus</strong> Deutschland.<br />
Neben <strong>den</strong> positiven Eindrücken gewannen die<br />
Stu<strong>den</strong>ten aber auch negative: Nadja, die in<br />
ihrer Freizeit gern joggt und schwimmt, fiel vor<br />
allem die starke Verschmutzung von Kathmandu<br />
auf. Hinzu kamen politische Unruhen: „Streiks<br />
mit La<strong>den</strong>schließungen, Straßensperren und<br />
Fahrverboten waren an der Tagesordnung.“<br />
Nach einem Ausflug wur<strong>den</strong> die Stu<strong>den</strong>ten<br />
unmittelbar mit <strong>den</strong> Streiks konfrontiert. „Wir<br />
kamen fast bis nach Pokhara, wo unser Hotel<br />
war. Doch dann wur<strong>den</strong> wir gestoppt und durften<br />
nicht weiter fahren. Die Menschen der<br />
kleinen Stadt waren sehr aufgebracht, dass wir<br />
<strong>den</strong> Streik gebrochen hatten.“, erinnerte sich<br />
Robert. Schließlich wur<strong>den</strong> die Praktikanten zu<br />
ihrer eigenen Sicherheit von der Polizei nach<br />
Pokhara eskortiert. Gefahr bestand aber nicht:<br />
„Wir haben uns immer sehr sicher gefühlt, aber<br />
es war ein sehr spezielles Erlebnis in Bezug<br />
auf die Streiks.“<br />
Unterm Strich sind die jungen Medizintechniker<br />
begeistert von ihrem Auslandspraktikum. Gern<br />
wollen sie wieder einmal nach Nepal zurück<br />
und bestätigen Stephans Fazit dieser Zeit: „Ich<br />
habe keine Minute bereut.“.<br />
ms<br />
Atemberaubend: Ausblick vom Poon HillFoto/s: St.<br />
Foto: S. Baueruer<br />
59