partizipation respekt demokratie integration - Politische Jugendbildung
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Unterwegs zum „Demokratieführerschein“<br />
Junge Menschen für die Demokratie zu interessieren,<br />
sie an kommunalpolitische Zusammenhänge<br />
und Entscheidungsabläufe heranzuführen und so<br />
die Distanz zum „politischen System“ zu überwinden,<br />
zumindest zu verringern – wie geht das?<br />
Wenn die Zielgruppe eher in einem benachteiligten<br />
Stadtgebiet lebt, der Anteil an Zuwanderern<br />
über dem ortsüblichen Durchschnitt liegt und die<br />
Schulbildung zu wünschen übrig lässt, gelten die<br />
Voraussetzungen gemeinhin als ungünstig. Dann<br />
ist die Rede von „bildungs-“ oder „politikfernen“<br />
Bevölkerungsgruppen, mit denen sich Politik und<br />
Pädagogik schwer tun. Dass das Unterfangen dennoch<br />
klappen kann, zeigt mittlerweile eine ganze<br />
Reihe von Projekten an Volkshochschulen. Das<br />
Stichwort heißt „Demokratieführerschein“ (nähere<br />
Informationen zum Projektansatz im Netz unter:<br />
www.<strong>demokratie</strong>fuehrerschein.de).<br />
Beim Stichwort Führerschein denkt man an theoretische<br />
und praktische Prüfungen, mit denen die Anwärter<br />
ihre Verkehrstauglichkeit unter Beweis zu stellen<br />
haben. Ganz falsch ist die Assoziation nicht, aber<br />
in der außerschulischen Bildung geht es natürlich anders<br />
zu als bei Fahrschulen und staatlich beglaubigten<br />
Prüfungen. Das Vorgehen der Volkshochschulen<br />
bei diesen Workshops orientiert sich grundsätzlich<br />
an der Projektmethode. Jugendliche sollen ihre eigenen<br />
Interessen und Anliegen zur Sprache bringen<br />
und daraus ein Vorhaben entwickeln, das sie dann in<br />
einem überschaubaren Rahmen (die VHS rechnet mit<br />
30 „Unterrichtseinheiten“) bearbeiten. Das schließt<br />
einen dialogischen Themenfindungs- und kollektiven<br />
Entscheidungsprozess ein. In ihrer eigenen Gruppe<br />
müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer also<br />
bereits lernen, wie man demokratische Spielregeln<br />
praktiziert, um mit ihrem Anliegen dann nach außen,<br />
in den lokalpolitischen Raum hinein, als Akteure<br />
des demokratischen „Spiels“ zu wirken.<br />
Der Bildungsprozess orientiert sich im Besonderen an<br />
dem Dreischritt Wissen – Urteilen – Handeln, der aus<br />
der Tradition der Jugendverbandsarbeit kommt. Als<br />
Erstes muss auch hier gelernt werden, was Stand der<br />
Dinge ist, welche „Verkehrsordnung“ in der Kommunalpolitik<br />
gilt. Aber es ist Sache der Jugendlichen<br />
selbst, das benötigte Wissen zu recherchieren, zu<br />
sortieren, auszutauschen, anzuwenden – jeweils in<br />
dem Umfang, wie er für die schrittweise Realisierung<br />
des Projektziels sinnvoll ist. Als Zweites geht es darum,<br />
Urteilsbildung anhand unterschiedlicher Positionen<br />
wie konkreter Situationen in der Anwendung<br />
zu erproben und zu diskutieren. Gelegenheiten zur<br />
Wahrnehmung und Präsentation unterschiedlicher<br />
Positionen, zu Diskurs, Argumentation, Aushandlung<br />
und Entscheidung gibt es im Projekt immer wieder,<br />
wobei natürlich auch die Rolle der Medien für die öffentliche<br />
und eigene Meinungsbildung thematisiert<br />
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