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partizipation respekt demokratie integration - Politische Jugendbildung

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Menschen dem Musikmachen und Musikhören in<br />

der DDR nachspürten. Zielgruppe waren Fachoberschülerinnen<br />

und -schüler berufsbildender Schulen,<br />

also Jugendliche, für die die Geschichte der beiden<br />

deutschen Staaten schon in weitere Ferne gerückt ist,<br />

für die aber auch die musikalischen Produktions-, Distributions-<br />

und Konsumbedingungen der 1960er bis<br />

1980er Jahre kaum noch nachvollziehbar sind. Heute<br />

ist ja ein Musikstück eine mp3-Datei, die man sich,<br />

oft kostenlos, aus dem Internet herunterlädt und per<br />

Player überall abspielen kann. Dass die populäre (Jugend-)Musik<br />

einmal ein Zankapfel zwischen Staaten<br />

in Ost und West war, dass Platten geschmuggelt,<br />

Kassetten mühselig bespielt werden mussten, ist da<br />

kaum mehr nachvollziehbar.<br />

Auch das Musikerleben in der DDR mutet von heute<br />

aus seltsam an. Einerseits garantierte der SED-Staat<br />

Lohn und Brot für ausgebildete Sänger und Instrumentalisten,<br />

andererseits wurden Musikveröffentlichungen<br />

zensiert, Kritik an Staat und Partei war<br />

unerwünscht. Wer sich dennoch kritisch artikulieren<br />

wollte, musste seine Texte verklausulieren. Das Ergebnis:<br />

Während Komponisten stramme Propagandalieder<br />

schufen, bildete sich gleichzeitig eine rege<br />

alternative Musikszene. Angeregt von der US-Folk-<br />

Welle der 60er Jahre fand hinter dem Eisernen Vorhang<br />

eine Liedermacherszene ein schnell wachsendes<br />

Publikum. Und die DDR-Bürger fanden kreative<br />

Lösungen, wenn es darum ging, Musik zu verbreiten,<br />

die eigentlich unerwünscht war. Besonders in der Region<br />

Südharz, auf DDR-Seite unweit der Grenze zu<br />

Niedersachsen gelegen, konnten die Menschen mühelos<br />

Radio- und Fernsehsendungen aus der Bundesrepublik<br />

empfangen und aufzeichnen. So kursierte<br />

viel Westmusik...<br />

„Zwischen Agitation und freier Meinung“ – dazu erstellten<br />

die jugendlichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

an der KVHS Mansfeld-Südharz zwei Radiobeiträge. Auf<br />

CD oder im Internet können die Beiträge als Diskussionsgrundlage<br />

für Schulunterricht und für die außerschulische<br />

Bildung genutzt werden. Die Beiträge finden Sie unter<br />

www.materialien.politischejugendbildung.de<br />

Die jungen Leute wandelten im Seminar – angeleitet<br />

von Mitarbeitern des Radio Harz-Börde-Welle e.V.<br />

– auf den Spuren ihrer Eltern und Großeltern und<br />

setzten sich mit der seltsamen Gemengelage auseinander,<br />

in der sich das musikalische Leben der DDR<br />

zwischen Ost-Auftrag und West-Infiltration, zwischen<br />

kulturpolitischer Steuerung und alltagspraktischer<br />

Duldung befand. Die Befassung mit der zeitgeschichtlichen<br />

Realität verblieb aber nicht auf der<br />

theoretischen Ebene. Die Schüler und Schülerinnen<br />

erstellten im Rahmen des Projekts zwei Radiobeiträge.<br />

Fokus der Beiträge: ein bewusster Vergleich zwischen<br />

den eigenen Musikgewohnheiten und denen<br />

der älteren Generation(en) im Blick auf die politischen<br />

Rahmenbedingungen. Die Ausstrahlung der Beiträge<br />

auf 92,5 radio hbw stellte einen gelungenen Abschluss<br />

der Workshops dar (siehe Kasten).<br />

Prora im Spiegel der Zeit<br />

Eine Exkursion zu einem besonderen Erinnerungsort<br />

bot die Kreisvolkshochschule Ludwigslust-Parchim,<br />

für den größten und bevölkerungsreichsten Landkreis<br />

in Mecklenburg-Vorpommern zuständig, im<br />

Jahr 2012 für junge Menschen an. „Prora im Spiegel<br />

der Zeit“ hieß ein Seminar, das mit einer Fahrt zum<br />

gleichnamigen Seebad auf der Ostseeinsel Rügen<br />

verbunden war. Das Seebad wurde zwischen 1935<br />

und 1939 geplant und in der Nazizeit nur zum Teil<br />

fertig gestellt. Es sollte später der NS-Organisation<br />

Kraft durch Freude (KdF) zur Verfügung stehen. Zur<br />

Zeit der SBZ und DDR wurden die weitläufigen Anlagen<br />

in unterschiedlicher Weise, u.a. militärisch, genutzt.<br />

In den 1980er Jahren waren in Prora bis zu<br />

500 Bausoldaten, d.h. DDR-Kriegsdienstverweigerer,<br />

stationiert, die am Bau des in der Umgebung gelegenen<br />

Fährhafens Mukran mitarbeiteten. Der südlichste<br />

Teil der Anlage stand Angehörigen von NVA und<br />

Grenztruppen als Erholungsheim und Ferienort zur<br />

Verfügung.<br />

Das Seminar der KVHS, das sich an Schüler und Schülerinnen<br />

im Zweiten Bildungsweg richtete, machte<br />

die wechselvolle Geschichte dieses Baudenkmals zum<br />

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