2011-09 - lola - Das Magazin für Düsseldorf
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<strong>Das</strong> Interview führte Gisa Borchers.<br />
Der <strong>Düsseldorf</strong>er Lichtkünstler Horst Hermann Baumann<br />
wurde am 19. Juni 1934 in Aachen geboren.<br />
1944 kam er als Kind mit seiner Familie nach Kaiserswerth.<br />
Seitdem lebt er in <strong>Düsseldorf</strong>.<br />
Er hat drei Töchter und vier Enkel.<br />
<strong>lola</strong> 11<br />
Am 24. November wird die größte Dezimaluhr der Welt am Rheinturm 30 Jahre alt.<br />
Horst H. Baumann<br />
Herr Baumann, wie sind Sie Lichtkünstler geworden?<br />
Baumann Ich habe in den 1950er Jahren Hüttenkunde studiert<br />
und viel unter Tage gearbeitet. Schon damals hat das Feuer mich<br />
fasziniert. Nach dem Studium habe ich als Fotograf gearbeitet<br />
und 1966 dann das Lager gewechselt: vom Lichtverwender zum<br />
Lichterzeuger.<br />
Wie kamen Sie darauf, am Rheinturm eine Dezimaluhr zu<br />
installieren?<br />
Baumann Ursprünglich hatte ich den Lichtzeitpegel <strong>für</strong> den Pylon<br />
an der Oberkasseler Brücke geplant. Es stellte sich heraus,<br />
dass der Pylon zu klein war und die geplante Uhr nicht passte.<br />
Zu dieser Zeit begann der Bau des Rheinturmes. Am Rheinturm<br />
wurden Bullaugen eingebaut, durch die das Auf und Ab des Aufzuges<br />
zu sehen sein sollte. Die ersten Bullaugen waren schon zu<br />
sehen, als klar wurde, dass die Planung mit dem Aufzug nicht<br />
umgesetzt werden konnte.<br />
„Wozu steht so ein Pin in der Gegend herum, wenn man nichts<br />
damit macht?“, habe ich mich gefragt und dann kam mir die<br />
Idee, meinen Lichtzeitpegel am Rheinturm zu installieren. Also<br />
skalierte ich meine Pläne <strong>für</strong> den Lichtzeitpegel auf die Pläne <strong>für</strong><br />
den Rheinturm und er passte darauf, als wäre er von Anfang an<br />
da<strong>für</strong> geplant worden. <strong>Das</strong> war ein glücklicher Zufall!<br />
Wie wurde die Umsetzung finanziert?<br />
Baumann Als ich meinen Plan mit dem Lichtzeitpegel zusammen<br />
mit dem Architekten Harald Deimann vorstellte, waren<br />
alle begeistert von der Idee. „Dat iset“ war die einheitliche Meinung.<br />
Aber es war kein Geld <strong>für</strong> die Umsetzung da. Dann entstand<br />
die Idee, das Foyer des Turms als Werbefläche an die Firma<br />
SEIKO zu vermieten und im Nu standen 250.000 DM <strong>für</strong> den<br />
Lichtzeitpegel zur Verfügung.<br />
Der Lichtzeitpegel feiert am 24. November seinen 30. Geburtstag.<br />
Hat sich die Dezimaluhr in den 30 Jahren verändert?<br />
Baumann Ja, an dem Lichtzeitpegel ist der Fortschritt der Technik<br />
gut sichtbar. 1981 wurden 100 Watt Osram Glühbirnen<br />
eingebaut. 2003 wurde umgerüstet auf Leuchtdioden, die nur<br />
noch 12 Watt verbrauchten. Außerdem kam jetzt der Olympiariegel<br />
hinzu. Seit Dezember/Januar 2010/11 gibt es die dritte<br />
Übrigens gibt es den Rheinturm mit dem LICHTZEITPEGEL<br />
von H.H. Baumann auch als „aktives Bild“.<br />
LICHTZEITPEGEL im Maßstab 1:500, zweifarbig <strong>für</strong> 390,- Euro.<br />
Demnächst wird auch der Maßstab 1:200, vollfarbig, angeboten<br />
(Preis auf Anfrage).<br />
Weitere Informationen finden Sie auf www.laserscape.de<br />
Die Rheinturmuhr-App<br />
im App Store:<br />
Interview<br />
Leuchtdioden-Generation: Leuchtdioden, die nur noch 9 Watt<br />
verbrauchen.<br />
Wie wird die Uhr gesteuert?<br />
Baumann <strong>Das</strong> Programm PTBdcf77, das die Uhr zeigt, wiederholt<br />
sich alle 24 Stunden. Sommerzeit und Winterzeit werden<br />
automatisch umgestellt. Die Uhr läuft seit fast 30 Jahren<br />
einwandfrei.<br />
Wann ist der Olympiariegel zu sehen?<br />
Baumann Am Wochenende, also von Freitag Nachmittag bis Sonntag<br />
Nacht, ist der Olympiariegel alle 10 Minuten zu sehen, er läuft<br />
jeweils 90 Sekunden. Ich hätte es lieber, wenn der Olympiariegel<br />
alle 15 Minuten <strong>für</strong> nur 45 Sekunden laufen würde, damit um 0.00<br />
Uhr alle Lichter aus sind. <strong>Das</strong> ist ein schöner Moment, den man<br />
mit der derzeitigen Regelung nicht hat. Leider möchte die Betreibergesellschaft<br />
IDR den Olympiariegel-Lauf bislang nicht ändern.<br />
Gibt es Änderungen, die Sie <strong>für</strong> den Lichtzeitpegel planen?<br />
Baumann Umweltgerechtes Arbeiten ist mir wichtig. Ich wünsche<br />
mir, dass rund um den Rheinturm Photovoltaik-Paneelen angebracht<br />
werden, sodass der Turm sich selbst mit Strom versorgt.<br />
Meine Laserlicht-Arbeit, die seit der Dokumenta 1979 in Kassel<br />
installiert ist, tut das auf diese Weise. Sie produziert sogar mehr<br />
Strom als sie braucht und der überflüssige Strom wird verkauft.<br />
Was gefällt Ihnen besonders an <strong>Düsseldorf</strong>?<br />
Baumann <strong>Düsseldorf</strong> ist eine sehr offene Stadt. Wichtige künstlerische<br />
Initiativen, wie die Künstlergruppe ZERO von 1958,<br />
sind hier entstanden. Große Ausstellungen mit weltweiter Bedeutung<br />
machen die Stadt sehr interessant. Auch der Flughafen<br />
trägt seinen Teil zu <strong>Düsseldorf</strong>s Attraktivität bei, von hier aus ist<br />
man schnell z.B. in New York oder Shanghai.<br />
Haben Sie ein Lebensmotto?<br />
Baumann „Per aspera ad astra.“ Vom Dunkel zum Licht.<br />
Wie gefällt Ihnen die neue App „Rheinturmuhr“?<br />
Baumann Die ist richtig gut gemacht! So ein iPad brauche ich<br />
unbedingt auch!<br />
D.F. Karnath