Ausgabe 1004.pdf - Theater-Zytig
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Spotlicht ı Aktuelle Premieren<br />
Bild: simoin schwab, bern Bild: simon schwab, bern<br />
Spiegelbühne Spiegel<br />
Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde<br />
theaternotabene Bern<br />
Mit deinen Augen<br />
pd. Anna ist eine Karrierefrau. Sie ist<br />
Anwältin und gönnt sich kaum eine Verschnaufpause.<br />
Von ihrem Mann hat sie<br />
sich getrennt und ihren Sohn sieht sie<br />
nur noch selten. Die meiste Zeit verbringt<br />
sie in ihrer Zweitwohnung, um dort in<br />
Ruhe arbeiten zu können. Eines Tages<br />
klingelt es, und ein fremder Mann steht<br />
vor der Tür und will eingelassen werden.<br />
Es ist Bruno. Ein kauziger Kerl, der auf<br />
pd. Sam Leibowitz ist Taxifahrer und<br />
jüdischer Amerikaner. Er kommt immer<br />
wieder auf verrückte Ideen und als Pazifist<br />
scheut er sich auch nicht vor ausgefallenen<br />
Aktionen, wie zum Beispiel die<br />
Ameisen im Garten mit Sprengstoff zu<br />
bekämpfen. Als der Papst plötzlich in sein<br />
Taxi eingestiegen ist, kommt Sam spontan<br />
auf die Idee, ihn mit nach Hause zu<br />
nehmen. Mit anderen Worten, den Papst<br />
zu entführen. Gedacht getan. Die Aufruhr<br />
bei seiner Frau, seinen Kindern wie auch<br />
in der Gesellschaft ist gross... Irving, sein<br />
Sohn, freut sich über diesen genialen<br />
Coup und wittert schon Millionen Dollar<br />
Lösegeld. Sara, seiner Frau, ist die Sache<br />
sehr unangenehm und sie betrachtet den<br />
Papst als Gast, während Miriam, seine<br />
Tochter, die Berichterstattung im Fernsehen<br />
mit Spannung verfolgt.<br />
einer einsamen Insel in der Nordsee aufgewachsen<br />
ist, ohne ein soziales Umfeld.<br />
Bruno ist aus der psychiatrischen Klinik<br />
geflohen und sucht bei Anna Unterschlupf.<br />
Nach anfänglichem Widerwillen<br />
nimmt Anna ihn auf. Er lebt sich schnell<br />
ein in ihrer Wohnung und die beiden<br />
kommen sich unweigerlich näher. Doch<br />
das Zusammenleben erweist sich als problematisch.<br />
Anna beschliesst, Bruno vor<br />
Gericht zu verteidigen und ihm so seine<br />
Freiheit zu verschaffen. Sie macht seine<br />
Angelegenheit zu ihrem Fall. Doch Bruno<br />
will sich nicht auf solche Spielchen einlassen.<br />
Er sehnt sich einzig und allein<br />
nach Freiheit. Aber mit Bruno ist das gar<br />
nicht so einfach, denn der sieht die Welt<br />
anders als andere.<br />
Leise Komik und tiefer Ernst<br />
Hier prallen zwei Welten aufeinander.<br />
Doch nach und nach brechen die zwei<br />
unterschiedlichen Charaktere ihre eigenen<br />
Denk- und Verhaltensmuster auf und<br />
kommen sich dadurch näher. Es ist kaum<br />
verwunderlich, ergeben sich aus dieser<br />
Zusammensetzung heraus allerhand skurrile<br />
Situationen. Doch hinter der leisen<br />
Komik liegt diesem Zweipersonenstück<br />
ein tiefer Ernst zugrunde und verbergen<br />
sich die grossen Fragen des Lebens.<br />
Ängste und Sehnsüchte werden freigelegt<br />
Doch Sam fordert kein Lösegeld. Sam als<br />
Friedensaktivist stellt eine überraschende<br />
Forderung, welche sogar vom Papst<br />
unterstützt wird.<br />
Die Komödie des brasilianischen Autors<br />
João Bethencourt bietet viel Unterhaltung<br />
und eine witzige Story, die überrascht<br />
und teilweise absurde Situationen zeigt.<br />
Die unterschiedlichen Figuren und witzigen<br />
Dialoge tragen zum Unterhaltungswert<br />
bei. Im Stück werden Politik und<br />
Religion weder wertend noch moralisierend<br />
thematisiert.<br />
Daten siehe Inserat S. 24. und Spielplan<br />
oder spiegelbuehne.ch<br />
und machen diese nachdenkliche Komödie<br />
äusserst menschlich.<br />
Wer, wo, wann<br />
Mit deinen Augen ist nach dem erfolgreichen<br />
Stück Runter zum Fluss eine weitere<br />
Produktion des theaternotabenes, das<br />
sich seit sechs Jahren durch unterhaltsame<br />
und zugleich tiefsinnige Stücke für<br />
zwei Darsteller/innen auszeichnet. Regie<br />
führt Simon Schwab, die Produktionsleitung<br />
hat Davina Siegenthaler inne. Antonia<br />
Huber, zuletzt in Spiegelungen bei der<br />
Spiegelbühne Bern zu sehen, spielt Anna<br />
und Dario De Simone, im vergangenen<br />
Winter noch in Worb bei Ladies Night<br />
engagiert, verkörpert Bruno. Das Kellertheater<br />
Katakömbli in der Berner Altstadt<br />
mit seiner intimen Atmosphäre ist der<br />
ideale Spielort für diese Produktion. Auf<br />
der kleinen Bühne mit dem schlichten<br />
Bühnenbild, für das Niklaus Siegenthaler<br />
verantwortlich zeichnet, kann man sich<br />
ganz und gar auf die zwei Figuren und<br />
ihre Situation fokussieren. Nach neun<br />
Aufführungen in Bern, folgen drei Gastspiele<br />
in Herzogenbuchsee, Freiburg und<br />
Feutersoey.<br />
Daten siehe Inserat S. 27 und Spielplan<br />
oder theaternotabene.ch<br />
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<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> 1004