Ausgabe 1207.pdf - Theater-Zytig
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Juli 2012<br />
NO. 1207<br />
THEATER|ZYTIG<br />
Tell-Jubiläen in Altdorf und Interlaken<br />
Kursbericht Schminken<br />
Ferienlektüre
02 Foyer |<br />
1207 Vorhang auf 03<br />
Man interpretiert nicht immer, sondern<br />
exekutiert allzu oft die Klassiker. Der fallende<br />
Vorhang deckt einen verstümmelten Leichnam.<br />
Friedrich Dürrenmatt<br />
bild: z-arts.ch (lea berchtold)<br />
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Es gibt Neuerscheinungen, welche jeweils<br />
während ein bis zwei Saisons riesige Erfolge<br />
feiern und die anschliessend kaum<br />
mehr jemand in den Spielplan aufnimmt.<br />
Und es gibt Klassiker, die immer wieder<br />
auftauchen und die durch ihren Inhalt<br />
entweder das Publikum immer aufs Neue<br />
zu faszinieren vermögen oder die durch<br />
die <strong>Theater</strong>schaffenden auf immer neue<br />
Art interpretiert werden können. Wie in<br />
der klassischen Musik gibt es die Möglichkeit,<br />
einen <strong>Theater</strong>stoff quasi auf<br />
«Alten Instrumenten» in einer historisch<br />
möglichst stimmigen Art darzustellen.<br />
Oder aber man interpretiert den Stoff des<br />
Inhalt |<br />
Foyer ......................................................03<br />
The(ll)ater – Jubiläen der beiden Tellbühnen der Schweiz ........04<br />
Adressen | aktuelle Kurse ....................................10<br />
ZSV | Kursrückblick ..........................................11<br />
RZV .......................................................12<br />
VOV .......................................................13<br />
AMATHEA .................................................14<br />
Aktuelle Produktionen. ......................................15<br />
Fundus ....................................................18<br />
Spielplan Juli–September. ....................................20<br />
Der Vorhang fällt. ...........................................22<br />
Impressum .................................................23<br />
Termine kommende <strong>Ausgabe</strong>n:<br />
Erscheinen Redaktionsschluss<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1289 2. August 2012 5. Juli 2012<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1210 3. Oktober 2012 5. September 2012<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1211 2. November 2012 5. Oktober 2012<br />
<strong>Ausgabe</strong> 1212 30. November 2012 5. November 2012<br />
Stückes auf eine Art, die den momentanen<br />
Zeitgeist wiedergeben und so quasi<br />
die Gesellschaft widerspiegeln, in der<br />
das Stück aufgeführt wird. Gerade bei<br />
Klassikern, die immer wieder gespielt<br />
werden, darf ja angenommen werden, dass<br />
deren Inhalte und Aussagen eine gewisse<br />
Zeitlosigkeit besitzen und sich deshalb<br />
besonders für solche Neuinterpretationen<br />
eignen.<br />
Vorhang auf<br />
Backstage<br />
Spotlicht<br />
Titelbild: Probebild der<br />
Tellinszenierung 2012<br />
in Altdorf unter Volker<br />
Hesse.<br />
zvg (judith schlosser)<br />
Die beiden verschiedenen Ansätze sind<br />
noch nicht per se richtig oder falsch bzw.<br />
gut oder schlecht. Trotzdem werden sie<br />
immer wieder heiss und kontrovers diskutiert.<br />
Da sind die einen, die der Ansicht<br />
sind, eine sprachlich gute Vorlage bedürfe<br />
keiner Interpretation. Im Gegenteil, man<br />
schade einem Stück nur, wenn man es<br />
verändere. Dem gegenüber argumentieren<br />
die anderen, eine Vorlage müsse immer im<br />
Kontext mit der Zeit, den Darbietenden<br />
und dem Umfeld stehen. Folglich sei es<br />
auch legitim, Texte neu zusammenzusetzen,<br />
zu kürzen oder zu ergänzen.<br />
«Wilhelm Tell» ist sicherlich so ein Klassiker.<br />
Er ist sogar derart klassisch, dass<br />
sich heute quasi nur noch zwei Amateurbühnen<br />
daran wagen. Und beide feiern<br />
dieses Jahr ein Jubiläum und beide gehen<br />
den Stoff völlig unterschiedlich an. In der<br />
Freilichtinszenierung in Interlaken wird<br />
seit 1912 eher die Tradition betont, in<br />
Altdorf setzt man den Schwerpunkt mehr<br />
auf die Innovation. Wohl nicht gerade seit<br />
500 Jahren, sicher aber seit ein paar Jahrzehnten.<br />
Ein schöneres Beispiel für die<br />
ungeheure Bandbreite des Amateurtheaters<br />
in der Schweiz lässt sich kaum finden<br />
und dass sich die Beteiligten trotz der<br />
Unterschiede nicht mehr so in die Haare<br />
geraten wie in Mani Matters berühmtem<br />
Lied, zeigt ja eben auch, dass beide Auffassungen<br />
ihren Platz und ihre Berechtigung<br />
haben.<br />
Und dass der Stoff «Wilhelm Tell» noch<br />
immer aktuell ist, lässt sich nicht nur in<br />
der Schweiz nicht leugnen. Der Kampf für<br />
Gerechtigkeit, gegen die Unmenschlichkeit<br />
eines Systems, das Zusammenstehen<br />
in der Not und das Bedürfnis, in Freiheit<br />
das eigene Leben gestalten zu können,<br />
sind Werte, die wohl auch noch in 500<br />
Jahren aktuell sein werden, wenn moderne<br />
Vögte wie Smartphones, eMail und Facebook<br />
längst durch ihre jeweiligen Nachfolger<br />
werden abgelöst worden sein.<br />
Herzlich
04 Vorhang auf 1207 | The(ll)ater The(ll)ater |<br />
1207 Vorhang auf 05<br />
bild: zvg (judith schlosser)<br />
100 Jahre Tell auf der Rugenbühne in<br />
Matten bei Interlaken und gar 500 Jahre<br />
Tell-Inszenierungen in Altdorf. Zwei unterschiedliche<br />
monothematische Bühnen feiern<br />
im gleichen Jahr ein Jubiläum und werden<br />
unter anderem mit je einer Briefmarke<br />
geehrt.<br />
Die Existenz unseres «Nationalhelden»<br />
beweisen zu wollen und damit gleichzeitig<br />
in Frage zu stellen, ist etwa gleich gefährlich<br />
wie eine ähnliche Diskussion über<br />
Jesus und die Bibel. Die Person und der<br />
damit verbundene Stoff jedenfalls vermögen<br />
bis heute die Leute zu faszinieren und<br />
die Fantasie zu beflügeln. Eigentlich ist es<br />
dabei völlig irrelevant, ob es sich bei Tell<br />
um eine historische Person handelt und<br />
ob sich die Geschichte um die drei Stände<br />
der Zentralschweiz wirklich so zugetragen<br />
hat, wie sie Friedrich Schiller als berühmtestes<br />
Beispiel von zahlreichen Schriftstellerkollegen<br />
mehrere hundert Jahre später<br />
zu Papier gebracht hat.<br />
Faktisch belegen lässt sich eigentlich nur<br />
die Tatsache, dass im Jahre 1291 das Volk<br />
der Urschweiz beschliesst, sich Freiheit<br />
und Reichsunmittelbarkeit zu erhalten<br />
und den Frieden mit einem Landfriedensbündnis<br />
zu erhalten. Dies als Reaktion auf<br />
den Tod des Königs Rudolf von Habsburg.<br />
Erst im Jahre 1471 tauchen erste schriftliche<br />
Dokumente auf, welche die Taten des<br />
Freiheitshelden Wilhelm Tell beschreiben.<br />
Der Verfasser Hans Schriber von Sarnen,<br />
seines Zeichens Landschreiber von<br />
Obwalden, beruft sich dabei auf eine verschollene<br />
Vorlage aus dem Jahre 1420.<br />
Sechs Jahre später wird ein Lied auf den<br />
«Ursprung der Eydgnosschaft und den ersten<br />
Eydgnossen Wilhelm Thell genannt»<br />
verfasst, das allerdings mit der Versenkung<br />
des Helden im Vierwaldstättersee endet,<br />
ohne dass dieser sich am Landvogt rächen<br />
konnte.<br />
1512 verfasst ein unbekannter Autor das<br />
«Hüpsch Spyl gehalten zu Ury in der Eydgnoschafft<br />
/ von dem frommen und ersten<br />
Eydgnossen / Wilhelm Thell genannt».<br />
Er schöpft neben den schon bestehenden<br />
Quellen vor allem aus dem urnerischen<br />
Geschichtsbewusstsein, wonach der Tell<br />
der eigentliche Gründer der Eidgenossenschaft<br />
war. Das Spiel ist das älteste<br />
Tell-Drama und wurde offenbar in Altdorf<br />
auch zur Aufführung gebracht. Es ist der<br />
Grund für das 500-jährige Jubiläum der<br />
Tellspiele Altdorf.<br />
1545 wird das «Hüpsch Lied» erstmals<br />
gedruckt und trägt damit zur Verbreitung<br />
der Legende bei. Fünf Jahre später erhält<br />
die Geschichte die endgültige Fassung im<br />
Chronicon Helveticum des Glarner Ägidius<br />
Tschudi (1505-1572).
06 Vorhang auf 1207 | The(ll)ater The(ll)ater |<br />
1207 Vorhang auf 07<br />
Die Liste der Regisseure liest sich wie das<br />
Who is who der Schweizerischen <strong>Theater</strong>szene.<br />
Eine Tradition allerdings wurde nie<br />
gebrochen. Die Rollen werden sämtliche<br />
von Amateurtheaterschaffenden gespielt,<br />
welche sich zum Teil über Jahre hinweg<br />
immer wieder für den Stoff begeistern lassen<br />
und die nicht selten eine <strong>Theater</strong>karriere<br />
vom Tellknaben bis zum Attinghausen<br />
bewältigen.<br />
Gleiches lässt sich – durch die jährlich<br />
wiederkehrenden Inszenierungen wohl<br />
sogar noch stärker – von den Tellspielen<br />
in Interlaken berichten. 1912 hatte<br />
August Flückiger, ein Lehrer von Matten<br />
bei Interlaken, die Idee, mit seinen<br />
Schülern einige Szenen aus Friedrich<br />
Schillers Drama aufzuführen. Dieses<br />
Ansinnen wurde mit so viel Begeisterung<br />
aufgenommen, dass er sich kurz darauf<br />
an die damals existierende «Dramatische<br />
Gesellschaft» in Interlaken wandte, um<br />
das ganze Stück auf die Bühne zu bringen.<br />
Damit wurde 1912 der entscheidende<br />
Grundstein für die TELL-Freilichtspiele<br />
Interlaken gelegt, die fortan jährlich auf<br />
dem Rugen bei Matten zur Aufführung<br />
gelangten.<br />
Einzig unterbrochen während der beiden<br />
Weltkriege 1914–1918 und 1939–1945,<br />
begann die nunmehr bald 100-jährige<br />
Erfolgsgeschichte eines Kulturguts im<br />
Berner Oberland. Jahr für Jahr finden<br />
25'000–30'000 Zuschauer den Weg zum<br />
Rugen, um in der einzigartigen Natur auf<br />
der grössten fest eingerichteten Freilichtbühne<br />
der Schweiz Schillers Schauspiel<br />
zu bestaunen. Erst vor zehn Jahren wurde<br />
als technische Neuerung die elektronische<br />
Verstärkung der Stimmen eingeführt.<br />
Vorher hatten die Stimmen zum Teil über<br />
70 Meter zu überbrücken, was natürlich<br />
der feineren sprachlichen Umsetzung des<br />
Stoffes widersprach.<br />
Ihre Jubiläen dieses Jahr begehen die<br />
beiden Bühnen mit Gemeinsamkeiten<br />
aber auch völlig unterschiedlich. Anfang<br />
Mai wurden von der Schweizerischen<br />
Post zu Ehren der beiden Jubiläen zwei<br />
Postmarken lanciert, mit welchen auf die<br />
Ereignisse aufmerksam gemacht wird.<br />
Beide Bühnen sind natürlich bemüht, ihre<br />
Jubiläums-Inszenierung zu etwas Besonderem<br />
zu machen. Der Weg dorthin könnte<br />
allerdings unterschiedlicher nicht sein.<br />
Während man in Altdorf zum zweiten Mal<br />
nach 2008 auf den <strong>Theater</strong>profi Volker<br />
Hesse setzt, der sich auch mit zum Teil<br />
spektakulären Welttheaterinszenierungen<br />
in Einsiedeln einen Namen als gespüriger<br />
Regisseur für <strong>Theater</strong> mit Laien geschaffen<br />
hat, hat Interlaken Sven Allenbach<br />
verpflichtet. Dieser ist quasi ein Kind<br />
der Tellspiele Interlaken, ist er doch in<br />
Ringgenberg aufgewachsen und wurde<br />
durch die Familie vom Tellvirus infisziert.<br />
Sieben Jahre lang spielte er den jungen<br />
Melchtal, die letzten vier Jahre stand er<br />
gar als Tell auf der Bühne und nun trägt<br />
er die Verantwortung für die Inszenierung.<br />
Es verwundert daher nicht, dass er bereits<br />
angekündigt hat, dass er zwischendurch<br />
wohl auch als Mann im Volk auf der<br />
Bühne auftauchen werde. Oft gilt der<br />
Prophet zu Hause am wenigsten. Nicht<br />
so bei den Tellspielen. August Flückiger,<br />
als geistiger Vater der Spiele und Georges<br />
Wäckerlin, der erste Regisseur, stammten<br />
aus Matten und Interlaken. Sie kannten<br />
die Möglichkeiten, welche die Region<br />
zu bieten vermag und die Menschen mit<br />
ihren besonderen Begabungen. Ein Miteinander<br />
auf Augenhöhe brachte denn auch<br />
den Erfolg. In Sven Allenbach haben die<br />
Tellspiele einen jungen Regisseur aus den<br />
Aufgrund der Geschichte werden über die<br />
Jahrhunderte verschiedene Gebäude im<br />
Gedenken an Wilhelm Tell errichtet. Alle<br />
sollen sie einen Bezug zum Leben und<br />
Wirken unseres Nationalhelden haben,<br />
letztlich lässt sich aber nichts davon historisch<br />
wirklich belegen.<br />
1648 wird in Altdorf ein «zierliches<br />
und von Kleidern köstliches Spiel vom<br />
Ursprung der Eydgenossenschaft, von<br />
Ausreuthung der Zwingherren und Wilhelm<br />
Tellen» aufgeführt. Der Dichter ist<br />
unbekannt, das Stück selber verschollen.<br />
1745 wird die Tradition der Tellspiele<br />
erneuert mit einem Stück, das sich «florierendes<br />
Uri» nennt.<br />
1802 fasst der deutsche Dichter Friedrich<br />
Schiller den Plan, den Stoff von<br />
Wilhelm Tell in ein <strong>Theater</strong>stück zu fassen.<br />
Angeregt wird er unter anderen von<br />
Johann Wolfgang Goethe, der ihn auf die<br />
Tell-Sage aufmerksam machte. Als Quellen<br />
benützt Schiller die Chroniken von<br />
Etterlin, Stumpf, Tschudi und Johannes<br />
von Müller. Daneben stützt er sich auf<br />
Schilderungen und Reiseberichte, die<br />
«Naturgeschichte des Schweizerlandes»<br />
von Schleuchzer, aber auch auf das alte<br />
Urner Tellspiel (Druck 1698). Im folgenden<br />
Jahr geht er an die dramatische<br />
Ausarbeitung. Am 17. März 1804 kommt<br />
es zur Uraufführung des Wilhelm Tell in<br />
Weimar. Im gleichen Jahr am 4. November<br />
sieht Luzern die Erstaufführung unter<br />
der Leitung von Vinzenz Weiss aus Dresden<br />
im Komödienhaus ob der Sakristei der<br />
Jesuitenkirche und anschliessend folgt die<br />
Zürcher Erstaufführung durch die gleiche<br />
Wanderbühne. Die Kritik rügt jedoch die<br />
starken Kürzungen.<br />
1823 sehen die Urner zum ersten Mal<br />
Schillers Tell im alten Kornmagazin, dem<br />
heutigen Kollegium in Altdorf.<br />
Am 21. Oktober 1860 wird erstmals die<br />
Rütliszene an historischer Stätte aufgeführt.<br />
Am 18. Oktober 1898 beschloss<br />
eine Volksversammlung im Gemeindehaus<br />
Altdorf einstimmig, Schillers «Wilhelm<br />
Tell» auf dem klassischen Boden seiner<br />
Heimat aufzuführen. Es war ein kühnes<br />
Unterfangen, galt es doch, bis zur ersten<br />
Aufführung im Juli des folgenden Jahres<br />
die Spielleute zu rekrutieren, das Stück<br />
einzustudieren und erst noch ein <strong>Theater</strong>haus<br />
zu bauen.<br />
Am 25. Juni 1899 schliesslich findet die<br />
erste Aufführung von Schillers «Wilhelm<br />
Tell» durch den «Verein für Tellaufführungen»<br />
im eigens dafür aus Holz erbauten<br />
«Tellspielhaus» auf der Schützenmatte<br />
(heute Sportplatz) statt, das 1200 Sitzplätze<br />
aufweist. Regisseur ist Gustav Thiess<br />
aus Wien, damals Direktor des Stadttheaters<br />
Luzern.<br />
Von da an werden in unregelmässigen<br />
Abständen immer wieder Inszenierungen<br />
des Tellstoffs im eigenen <strong>Theater</strong> produziert.<br />
Am Anfang noch dem historischen<br />
Text verpflichtet, im Verlaufe des 20.<br />
Jahrhunderts aber immer mehr mit Interpretationen<br />
zum Teil nahmhafter <strong>Theater</strong>schaffender<br />
aus dem Berufstheater.<br />
Während mehr als 100 Jahren verstanden<br />
es die Altdorfer Spielleute, die Inszenierungen<br />
jeweils aus dem Zeitgeist heraus<br />
neu zu gestalten. Dies war nicht immer<br />
einfach, wartete doch das 20. Jahrhundert<br />
mit ständig grösseren Umwälzungen auf.<br />
Schnelle Verkehrsmittel, moderne Informationsmedien<br />
prägten die Gesellschaft.<br />
Ein kritischeres Geschichts- und <strong>Theater</strong>verständnis<br />
mit dadurch anspruchsvollerem<br />
Publikum stellte die Tellspiele Altdorf<br />
immer wieder vor neue Herausforderungen.
08 Vorhang auf 1207 | The(ll)ater The(ll)ater |<br />
1207 Vorhang auf 09<br />
eigenen Reihen gefunden, der nebst dem<br />
<strong>Theater</strong>handwerk, als «einer von uns», das<br />
Tellspiel und sein Völklein bestens kennt<br />
und schätzt.<br />
«Bis letztes Jahr genoss ich als Spieler<br />
den Applaus und freute mich über alle,<br />
die nicht nur wegen der Nationalhymne<br />
aufgestanden sind. Eine tolle Sache. Nun,<br />
als Regisseur gilt es den verschiedenen<br />
Wünschen und Neigungen – und das<br />
Spektrum ist breit – der Spieler und der<br />
Zuschauer gerecht zu werden, ohne meine<br />
Inszenierung aus den Augen zu verlieren.<br />
Eine Herausforderung, die Spass macht»,<br />
ist sich Sven Allenbach seiner Aufgabe,<br />
seiner Verantwortung bewusst. Und seine<br />
Ziele sind nicht bescheiden: Eine solide,<br />
ansprechende Inszenierung mit Tiefgang,<br />
ohne belehrend und verstaubt zu wirken.<br />
«Wir zeigen eine Geschichte, die wir alle<br />
kennen, und doch soll sie überraschen,<br />
unterhalten. Die vielen kleinen, lautlosen<br />
Randgeschichten, Begebenheiten, die man<br />
oft erst beim zweiten Hinsehen wahrnimmt,<br />
sind mir wichtig. Diese Liebe zum<br />
Detail möchte ich zusammen mit meinen<br />
Schauspielern pflegen.»<br />
«Ich bin's Herr Landvogt.» Mit dieser<br />
Begegnung von Gessler und Tell beginnt<br />
die Inszenierung auf dem Felsensteig im<br />
Schächental – Der alte Tell erinnert sich<br />
an die Ereignisse, welche sein Leben in<br />
den Grundfesten erschüttert und verändert<br />
haben – Die Kinder sind inzwischen<br />
ausgezogen, der Tell ein alter Mann, der<br />
das Glück hat, den Lebensabend zusammen<br />
mit seiner Frau Hedwig zu verbringen.<br />
Der «alte» Tell ist die Erzählfigur,<br />
welche durch das Stück von Friedrich<br />
Schiller führt. Vor seinem geistigen Auge<br />
spielen sich die dramatischen Ereignisse,<br />
die zum Sturz der Tyrannei geführt haben,<br />
noch einmal ab. Bei der Rückkehr von Tell<br />
zu seiner Familie kommt eine Figur hinzu,<br />
der Friedrich Schiller sehr viel Bedeutung<br />
zugeordnet hat: Johannes Parricida. Der<br />
Kaisermörder ist auf der Flucht und trifft<br />
auf Tell, als dieser von seiner Mordtat in<br />
der Hohlen Gasse nach Hause zurückkehrt.<br />
In der heurigen Inszenierung in Interlaken<br />
spielt die Sprache Schillers, seine<br />
unverwechselbaren Texte – geschrieben<br />
vor etwas mehr als 200 Jahren – eine<br />
wichtige Rolle. Die Eigenheit der Sprache,<br />
welche im Verlauf des Dramas immer<br />
wieder aussergewöhnliche Stimmungen<br />
kreiert, steht im Mittelpunkt. Aufwühlend,<br />
packend, oder sanft, beruhigend begleitet<br />
Rossinis Musik aus seiner Oper «Wilhelm<br />
Tell» das wechselhafte Geschehen, schafft<br />
einen Gesamteindruck, der hängen bleibt.<br />
Auch in Altdorf setzt man auf Rhythmik<br />
und Musikalität, allerdings in einem anderen<br />
Sinn. Volker Hesse arbeitet wiederum<br />
mit einem ganzen Team von <strong>Theater</strong>profis,<br />
um die Jubiläumsinszenierung zu<br />
einem besonderen Ereignis für Publikum<br />
und Mitwirkende zu machen. Er und<br />
sein Team hatten einen ausgezeichneten<br />
Probenstart für die Tellspielinszenierung<br />
2012. Zum Jubiläum «500 Jahre Tellspiele<br />
Altdorf» will der Träger des Reinhart-Rings<br />
diese starke Altdorfer Tradition weitertreiben.<br />
An der Generalversammlung der<br />
Tellspiel-Gesellschaft stellte er verheissungsvoll<br />
fest: «Ich sehe Altdorf mit diesem<br />
Stück ringen. Ich habe grosse Lust,<br />
in den nächsten Monaten daran weiter<br />
zu arbeiten». Die Tellspieler proben noch<br />
bis im Juli im ehemaligen Schwimmbad<br />
der Dätwyler AG in Altdorf. Volker Hesse<br />
und sein künstlerischer Stab nutzten das<br />
verlängerte St-Josefstagswochenende für<br />
drei intensive Probetage. Erstmals fanden<br />
sich die über 100 Mitwirkenden an den<br />
diesjährigen Tellspielen zu den Proben<br />
zusammen. Volker Hesse: «Als Folge des<br />
intensiven Probenbetriebes haben im<br />
Schwimmbad schon einige Male die Fenster<br />
gezittert. Die Inszenierung 2012 wird<br />
‹einfahren›.»<br />
Die historischen Aufnahmen der Tellspiele Interlaken stammen aus einem Bildband,<br />
welcher gemäss einer Inschrift zu einem späteren Zeitpunkt den Teilnehmenden<br />
der Premiere im Jahre 1912 als Geschenk überreicht wurde. Das historische Zeitdokument<br />
fand ich zwischen zum Teil vergilbten alten <strong>Theater</strong>manuskripten in einem<br />
historischen <strong>Theater</strong>-Archiv, das mir vor einigen Jahren überlassen wurde. (hzg)<br />
www.tellspiele.ch<br />
www.tellspiele-altdorf.ch
10 Backstage 1207 | Verbandsnachrichten<br />
Dachverband |<br />
11<br />
1207 Backstage<br />
Verband Aargauer Volkstheater VAV<br />
Sekretariat: Irène Ziörjen, Mattenweg 22, 5035 Unterentfelden<br />
Tel. 062 723 63 10, vav@volkstheater.ch<br />
Präsidentin: Vreni Theurillat, Rietereweg 1, 5413 Birmenstorf<br />
Tel. 056 225 16 16, vrethe@bluemail.ch<br />
AMATHEA BE|FR (Vormals BGVT)<br />
Sekretariat: Rico Hunger, Thangässli 6, 3150 Schwarzenburg<br />
Tel. G 031 734 43 78, admin@bgvt.ch<br />
Präsident: Peter Siegenthaler, Mittlere Strasse 27, 3600 Thun<br />
Tel p: 033 222 69 29, Mob: 079 208 27 93, praesidium@bgvt.ch<br />
Zentralpräsidentin<br />
Geschäftsstelle<br />
Bündner Vereinigung für das Volkstheater BVV/UTP/AGT<br />
Sekretariat: Manfred Veraguth, Postfach 51, 7001 Chur<br />
Tel. 079 730 28 64, sekretariat@bvv.ch<br />
Präsidentin: Riccarda Sulser, Gemsweg 4, 7000 Chur<br />
Tel. 081 353 42 45, riccarda.sulser@bvv.ch<br />
Vertreterin UTP, AGT: Dario Müller, Raschaina 365, 7550 Scuol<br />
079 695 35 88, dario.mueller@bvv.ch<br />
Regionalverband Nordwestschweiz nws<br />
Sekretariat: Franca Giani, Sunnerain 26, 4513 Langendorf<br />
Tel. 032 623 52 83, gng-zanusi@bluewin.ch<br />
Präsidentin: Mariella Flury, Wangenstrasse 2, 4543 Deitingen<br />
Tel. 032 534 64 78, mariella.flury@volkstheater.ch<br />
Verband Ostschweizer Volkstheater VOV<br />
Sekretariat: Ilona Hofmeister, Robert Walser Str. 4, 9100 Herisau<br />
Tel. 071 352 37 71, ilona.hofmeister@volkstheater.ch<br />
Vize-Präsident: Hans-Rudolf Ehrbar, Gossauerstr. 121, 9100 Herisau,<br />
Tel. 071 352 17 16, hansrudolf.ehrbar@volkstheater.ch<br />
Regionalverband Zentralschweizer Volkstheater RZV<br />
Präsident und Sekretariat: Steve Volkart, Ennenmatt 30, 6103 Schwarzenberg<br />
Tel. 041 497 40 20, praesident@rzv.ch<br />
Regionalverband Amateurtheater Zürich-Glarus RVA<br />
Sekretariat: Marlies Albrecht, Büelweg 24, 8174 Stadel<br />
Tel. 044 858 18 39, wamal@bluewin.ch<br />
Präsident: Peter Keller, Denzlerstr. 31, 8004 Zürich<br />
Tel. 079 345 22 88, peter.keller6@bluewin.ch<br />
Volkstheatervereinigung Sektion Deutsches Wallis VSDW<br />
Sekretariat: Hanspeter Brantschen, Am Bach 32, 3920 Zermatt,<br />
Tel. 027 967 13 56, 079 746 48 76, hanspeter.brantschen@bluewin.ch<br />
Präsident: Beni Kreuzer, Beugenstrasse 6, 5647 Oberrüti<br />
Mobile: 079 682 51 05, krenit@bluewin.ch<br />
Künstlerischer Leiter<br />
Ruedi Widtmann, Püntweg 7, 8216 Oberhallau<br />
Tel.: 052 681 18 35, Natel: 079 406 67 23<br />
Brigitte Schwarz<br />
St. Georgenstrasse 128, 9011 St.Gallen<br />
Tel P 071 222 67 79, mobile 079 582 50 54<br />
zp@volkstheater.ch<br />
Christa Obi, Usterstrasse 65, 8308 Illnau<br />
Tel.: 052 347 20 90, Fax: 052 347 20 91<br />
Telefonisch erreichbar: Mo –Fr von 10–13 Uhr<br />
zsv@volkstheater.ch<br />
Aus- und Weiterbildung (Anmeldung über Geschäftsstelle)<br />
Aktuelle Kurse<br />
SPIELKURS<br />
Kurs 1005 Jetzt will ich es wissen<br />
Kursleitung Ruedi Widtmann, Oberhallau<br />
Dauer 25. August 2012, 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Kursort Loesaal, 7000 Chur<br />
Kurskosten Fr. 175.— inkl. Verpflegung<br />
Anmeldeschluss 25. Juli 2012<br />
REGIEKURS<br />
Kurs 2103 Es riecht nach Regie – also schnuppern wir<br />
Kursleitung Kurt Frauchiger, Hinterkappelen<br />
Dauer 25. August 2012, 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Kursort ZS-Ausbildungszentrum, 5074 Eiken<br />
Kurskosten Fr. 175.— inkl. Verpflegung<br />
Anmeldeschluss 25. Juli 2012<br />
PRODUKTIONSKURS<br />
Kurs 3000 <strong>Theater</strong>licht praxisnah<br />
Kursleitung Bruno Hediger, Stans<br />
Dauer 25. August 2012, 14.00 – 22.00 Uhr<br />
26. August 2012, 9.00 – 16.30 Uhr<br />
Kursort <strong>Theater</strong> Buochs, 6374 Buochs<br />
Kurskosten Fr. 315.— inkl. Verpflegung<br />
Anmeldeschluss 20. Juli 2012<br />
SPIELKURS<br />
Kurs 1103 Wirkung auf der Bühne<br />
Kursleitung Zälli Beeler, Merlischachen<br />
Dauer 1. September 2012, 9.00 – 18.00 Uhr<br />
Kursort ZS-Ausbildungszentrum, 5074 Eiken<br />
Kurskosten Fr. 175.— inkl. Verpflegung<br />
Anmeldeschluss 1. August 2012<br />
SPIELKURS<br />
Kurs 1006 <strong>Theater</strong>-Erlebnistag für die ganze Familie<br />
Kursleitung Regula Friedli, Beat Michel<br />
Dauer 2. September 2012, 10.00 – 19.00 Uhr<br />
Kursort Casino und Park, 9100 Herisau<br />
Kurskosten Fr. 175.— inkl. Verpflegung<br />
Anmeldeschluss 2. August 2012<br />
Infos aus dem Zentralvorstand<br />
Leitbild und Neue Regelung der JV<br />
An seiner letzten Zentralvorstandssitzung<br />
haben die verantwortlichen Regionalverbandsvertreter<br />
einerseits ein Leitbild verabschiedet<br />
und andererseits den Modus<br />
der Jahresversammlungen anders organisiert.<br />
Folgende Leitsätze bilden neu die Ziele, an<br />
denen sich der Verband und seine Funktionäre<br />
orientieren wollen.<br />
• Der ZSV ist der Dachverband des<br />
Amateurtheaters in der deutschen und<br />
rätoromanischen Schweiz.<br />
• Der ZSV fördert im Gebiet der<br />
deutsch- und romanischsprachigen<br />
Schweiz sowie im Fürstentum Liechtenstein<br />
das Volkstheater.<br />
• Der ZSV fördert im Speziellen das Kinder-,<br />
Schul-, Jugend- und Seniorentheater.<br />
• Dem ZSV sind 8 Regionalverbände<br />
angeschlossen.<br />
• Der ZSV übernimmt die Kosten von<br />
kollektiven Abrechnungen von gesetzlichen<br />
Abgaben.<br />
• Der ZSV führt ein jährlich wechselndes<br />
umfangreiches Weiterbildungsprogramm<br />
in allen Sparten durch.<br />
• Der ZSV gibt die monatlich erscheinende<br />
<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> heraus.<br />
• Der ZSV pflegt den Freundschaftsvertrag<br />
mit den Verbänden der 3 weiteren<br />
Sprachregionen der Schweiz.<br />
• Der ZSV pflegt internationale Kontakte<br />
mit anderen Organisationen des Amateurtheaters<br />
weltweit.<br />
• Der ZSV ist für die Anliegen seiner<br />
Mitglieder da.<br />
Die Jahresversammlung 2013 findet am<br />
25./26. Mai in Basel (Kleinbasel) statt. Für<br />
das Jahr 2014 hat sich kein Verein zur Verfügung<br />
gestellt. Nach längerer Diskussion<br />
der Regionalverbands-Präsidenten wird<br />
einstimmig beschlossen, dass ab 2014 die<br />
Jahresversammlungen jeweils durch einen<br />
Regionalverband durchgeführt werden.<br />
Der direktere Kontakt macht die Suche<br />
nach geeigneten Veranstaltungsorten einfacher.<br />
Den Beginn macht im Jahre 2014<br />
der RVA ZH-GL. Es folgen der VOV, der<br />
VAV, der BVV, der RZV, Amathea BE/FR,<br />
die VSDW und schliesslich die NWS, bis<br />
der Turnus wieder von vorne beginnt.<br />
Kursbericht<br />
Schminkkurs in Heinz Eggers neuen Räumen<br />
Neun Frauen betreten als erste Kursteilnehmerinnen<br />
das moderne Gebäude von<br />
Heinz Eggers neuem Laden- und Kurslokal<br />
in Kerns.<br />
Hell, freundlich, einladend, inspirierend –<br />
«Wow» ist die erste Reaktion aller.<br />
Thema der beiden Kurstage ist «Schminken<br />
Grundlagen».<br />
Heinz Egger, unterstützt durch seinen<br />
Sohn Silvio Egger, überzeugt uns schnell<br />
mit seinem Erfahrungsschatz. Wir erhalten<br />
vielfältige Eindrücke in die Welt der<br />
<strong>Theater</strong>schminke. Heinz hält sein Versprechen,<br />
uns Tipps und Tricks zu vermitteln<br />
und uns an den Geheimnissen, seiner<br />
langjährigen Erfahrung teilnehmen zu<br />
lassen.<br />
Die Stunden vergehen wie im Flug, Der<br />
Kurs ist ein Workshop und keine Vorführung<br />
von Produkten. Das eigene Handeln<br />
und Lernen der Kursteilnehmerinnen<br />
steht im Vordergrund.<br />
Der Mann wird zur Frau geschminkt, aus<br />
der Jugend wird das Alter und umgekehrt.<br />
Camouflage, Cremefarben, Puder, Farben<br />
in allen Variationen, welcher Pinsel wird<br />
wofür eingesetzt… immer wieder nach-
12 Backstage 1207 | Dachverband<br />
Regionalverbände |<br />
1207 Backstage 13<br />
denken, wiederholen , bis es für jede Teilnehmerin nachvollziehbar<br />
wird, wie was umgesetzt werden kann.<br />
Fehler werden gemacht, sind hilfreich, sie helfen Korrekturen zu<br />
veranlassen und dadurch wieder zu lernen.<br />
So wird eine Teilnehmerin von ihrer Kollegin ungewollter Weise<br />
zum Äffchen geschminkt, die geübte Hand des Meisters korrigiert<br />
und die junge Frau, welche sie werden sollte, lächelt allen<br />
entgegen.<br />
Die Kunst Perücken fachgerecht zu montieren, wird gelehrt. Die<br />
Typveränderungen sorgen für eine fröhliche Stimmung und viel<br />
Gelächter.<br />
Marlis Betschart zeigt uns ein Abend-Make up, führt die Technik<br />
des Wimpern-Aufklebens vor und gibt damit einen kleinen Einblick<br />
in die Arbeit einer Visagistin.<br />
Eine grosse Faszination für alle ist das Ausprobieren der Air<br />
Brush Technik. Jede Teilnehmerin darf selber Hand anlegen und<br />
feststellen, dass Zusehen um einiges einfacher ist, als selbständig<br />
ausführen.<br />
Beeindruckend ist die Führung durch das Lager. Alles Material<br />
übersichtlich sortiert, gestapelt und gelagert.<br />
Ein Paradies, um Ideen zu erhalten. Die Beratung ist kompetent<br />
und ohne Kaufzwang.<br />
Der Workshop ist empfehlenswert und macht Mut und Freude,<br />
das Gelernte umzusetzen.<br />
Herzlichen Dank an Heinz Egger und sein Team, sowie allen<br />
Teilnehmerinnen für die lehrreichen, humorvollen zwei Kurstage.<br />
Dreifaches Jubiläum<br />
Am Anfang war das Kasperlitheater. Im luzernischen Horw, wo<br />
Knut Kaulitz nach dem Umzug seiner Familie aus der BRD aufgewachsen<br />
ist, lud der kleine Kaulitz einmal wöchentlich zum<br />
Schauspiel mit den Marionetten für die Nachbarskinder. Mit<br />
dem Eintrittsgeld von 20 Rappen kaufte sich der Sohn einer<br />
Operettensängerin neue Stücke für die nächste Show. Damals<br />
war er zehn Jahre alt und schon züngelte leise die Leidenschaft<br />
fürs <strong>Theater</strong> in ihm. Rund 15 Jahre später nahm er seine erste<br />
Rolle als Schauspieler bei der <strong>Theater</strong>gesellschaft Reiden an,<br />
er war der stumme Fischer im Stück «Schwarzer Hecht». «Ich<br />
wurde sogar von der lokalen Presse für mein Spiel gelobt»,<br />
erzählt er heute schmunzelnd. Mit diesem Einstand auf den<br />
Brettern, die die Welt bedeuten, entfachte das Feuer für das<br />
<strong>Theater</strong> in ihm vollends – ein Feuer, das bis heute nicht erloschen<br />
ist. Nun kann der 66-Jährige in diesem Jahr gleich ein<br />
dreifaches Jubiläum feiern: Er spielt seit 40 Jahren <strong>Theater</strong> im<br />
Raum Zentralschweiz, inszeniert die 35. Aufführung und arbeitet<br />
zum 25. Mal als Regisseur. Letztere Aufgabe hat er mit dem<br />
Stück «De Neurosekavalier» in diesem Jahr zum ersten Mal in<br />
Rotkreuz übernommen.<br />
Knut Kaulitz daher nur noch selten, nur in kleinen Auftritten.<br />
«Die Doppelrolle als Regisseur und Schauspieler funktioniert<br />
nicht.»<br />
Wenn er ein neues Stück für eine <strong>Theater</strong>gruppe aussucht, dann<br />
müsse vor seinem inneren Auge ein Film ablaufen. Diesen versuche<br />
er, auf seine Schauspieler auf der Bühne zu übertragen.<br />
«Dann inszeniere ich aus dem Bauch heraus», sagt Knut Kaulitz.<br />
«Das Mitleben, mit dem was passiert im Stück, ist enorm<br />
wichtig. Das muss ich meinen Schauspielern immer wieder klar<br />
machen.» Und wenn er dann sehe, wie die Leute in ihren Rollen<br />
aufgehen, richtiggehend zu ihren Rollen passen, dann sei es das<br />
Allerschönste überhaupt.<br />
Das Laientheaterspiel ist aber auch Lebensschule. Es könne den<br />
Menschen helfen, Spontanität zu entwickeln und eine neue Seite<br />
an sich zu entdecken. «Man lernt, auf der Bühne über seinen<br />
Schatten zu springen.» Schon mehr als einmal habe ihm jemand<br />
gesagt, dass sich das <strong>Theater</strong>spielen auch im Berufsleben positiv<br />
auswirke, dass man besser für sich einstehen könne. «Auch ich<br />
war früher ein schüchterner Bursche.»<br />
Seit kurzem ist Kaulitz teilweise in Pension. Womit ihm nun<br />
mehr Zeit fürs <strong>Theater</strong> bleibt. Ans Aufhören denkt er dabei noch<br />
lange nicht, im Gegenteil. «Ich würde jetzt gerne voll einsteigen<br />
und eine Anstellung bei einer grösseren Bühne übernehmen.»<br />
Selbst aus dem Thurgau hatte er ja schon Anfragen erhalten.<br />
Aber: «Ich würde natürlich gerne in der Zentralschweiz Regie<br />
führen.»<br />
Mit freundlicher Genehmigung der Zuger-Zeitung<br />
Wundervolle Veteranenehrung<br />
Das herrliche Wetter begrüsste die Teilnehmer der 106. Jahresversammlung<br />
des ZSV in Biel. Im Kongresshaus entwickelte sich<br />
eine ruhige und gelöste Stimmung rund um die Versammlung.<br />
Diese ging ohne Unstimmigkeiten über die Bühne. Die anschliessenden<br />
Unterhaltungen waren geprägt von lüpfiger Musik<br />
auch mit herrlichen Trommelklängen. Zudem berndeutsche<br />
Anekdoten, Gedichte und kurze Geschichten. Es war einfach<br />
wunderbar. Die Organisation durch die Liebhaber-Bühne Biel<br />
liess uns an nichts mangeln.<br />
Am Sonntag wollte uns Petrus nicht so recht mithelfen. Er<br />
schickte anstelle der Sonne viel Regen. Doch diese nasse Pracht<br />
konnte an der weiterhin gelösten Stimmung nichts ändern.<br />
Im Bieler Stadttheater wurden wir Zeugen der wundervollen<br />
Veteranenehrung. Die Laudatio hielt Herr Rothenbühler von der<br />
EDI-Press. Er zog uns mit seinen lebendigen und persönlichen<br />
Ausführungen über <strong>Theater</strong> und Aufführungen in seinen Bann.<br />
Dazu spielte Nicolas Caccivio am Piano. Das war nicht einfach<br />
Piano spielen, Nicolas war genial. Dies dankte ihm das Publikum<br />
mit viel Applaus. Wahrlich, eine wundervolle Veteranenehrung.<br />
bilder: zvg<br />
Brigitte Gahr<br />
Die Blätter, auf denen Knut Kaulitz alle seine <strong>Theater</strong>stationen<br />
fein säuberlich aufgelistet hat, lesen sich wie eine Reise durch<br />
den Kanton Luzern, mit einem kleinen Abstecher ins Aargauische,<br />
wo Knut Kaulitz – inzwischen wieder ein Horwer – bis vor<br />
kurzem lebte: In Reiden, Kriens, Littau-Reussbühl, Horw Kastanienbaum,<br />
Luzern, Oberrüti und Meggen hat Kaulitz gewirkt, um<br />
nur eine Auswahl zu nennen. Ausserdem gründete der gelernte<br />
Fotolithograf, der später bei einem Verlag und im Verkauf arbeitete,<br />
die Bühne Seeburg in Luzern.<br />
«Es gibt kein schöneres Hobby als das <strong>Theater</strong>», sagt Knut Kaulitz.<br />
Lange habe er auch Fussball gespielt, war aktiv in der Leitung<br />
eines Klubs mit dabei. «Aber das <strong>Theater</strong>spiel war es immer,<br />
das mich gefangen nahm.»<br />
Je länger er im <strong>Theater</strong> zuhause war, für dieses er auch mehrere<br />
französische Stücke übersetzte, desto öfter übernahm Knut<br />
Kaulitz die Regie der Stücke, absolvierte dazu auch diverse Ausbildungen.<br />
Und heute ist dies die Aufgabe im ganzen <strong>Theater</strong>bereich,<br />
die ihm am meisten am Herzen liegt. Auf der Bühne steht<br />
Auch vom VOV durften Mitglieder zu Veteranen ernannt werden.<br />
Josef Rutzer von der <strong>Theater</strong>gesellschaft Flums. Er durfte<br />
die Ehrung und die Glückwünsche persönlich in Empfang nehmen.<br />
Welche Freude, so tatkräftige <strong>Theater</strong>begeisterte in unseren<br />
Reihen zu haben.<br />
Weitere Veteraninnen und Veteranen, alle aus der <strong>Theater</strong>gruppe<br />
Henau, waren nicht anwesend und konnten die Ehrung nicht<br />
persönlich entgegennehmen: Thildy Helbling, Marcel Hollenstein,<br />
Irène Rütsche, Ida und Martin Strübi.<br />
Wir gratulieren den neuen Veteranen und wünschen ihnen im<br />
neuen <strong>Theater</strong>-Abschnitt alles Gute.<br />
Markus Staub<br />
bilder:zvg
14<br />
Backstage 1207<br />
| Regionalverbände<br />
Aktuelle Produktionen | Publireportage 1207 Spotlicht 15<br />
Freilichtbühne Schwarzenburg mit der Uraufführung «Auberge St. Jacques»<br />
Der Chef empfiehlt: boules, crêpes et musette<br />
Letzte Jahresversammlung der BGVT<br />
tanden und Anträge wurden einstimmig<br />
angenommen, ebenso die Jahresberichte<br />
des Präsidenten, des Kostümfundus von<br />
Elsbeth Wüthrich und des Kurswesens<br />
von Susanne Meierhans und alle drei mit<br />
Applaus verdankt. Auch die Jahresrechnung<br />
wurde mit grossem Applaus verdankt<br />
an die Adresse unserer Kassiererin Doris<br />
Rothen.<br />
bilder: zvg<br />
Auch dieses Jahr konnten wir uns über die zahlreiche Teilnahme<br />
unserer Mitglieder freuen. Zur 67. Hauptversammlung am 28.<br />
April 2012 haben 78 Mitglieder den Weg nach Münsingen unter<br />
die Füsse bzw. die Räder genommen.<br />
Im Garten zwischen den alten, schönen Gemäuern des Psychiatriezentrums<br />
und bei strahlendem Sonnenschein den Apéro<br />
geniessen zu dürfen war ein erstes Highlight für die Versammlungsteilnehmer.<br />
Er wurde spendiert von der Gemeinde und<br />
der AVB, wir bedanken uns herzlich. Die Aaretaler Volksbühne<br />
hatte die Versammlung bestens vorbereitet, wir fühlten uns liebevoll<br />
aufgenommen. Ihr Präsident Samuel Kobel, sowie Marlise<br />
Hengg, Mitglied der Aaretaler Volksbühne und zuständig für die<br />
Hotellerie, richteten ihre Grussworte an die Versammlung. Der<br />
Gemeindepräsident Erich Feller, bedankte sich für die Einladung<br />
und hat «seine» Gemeinde mit sichtlichem Stolz präsentiert und<br />
speziell darauf hingewiesen, dass in Münsingen über 100 Vereine<br />
tätig sind und dass Münsingen die erste Energiestadt im Kanton<br />
Bern war. Anregende Diskussionen unter den Teilnehmenden<br />
waren überall im Gange. Die Jahresversammlung ist immer<br />
ein willkommener Ort für einen Erfahrungsaustausch oder ein<br />
Schwätzchen unter <strong>Theater</strong>leuten.<br />
Obwohl das Wetter fast zu schön war, musste sich die Versammlung<br />
in die Räumlichkeiten begeben.<br />
Vom Stau vor der Kasse abgesehen – die Teilnehmenden wollten<br />
es sich partout nicht nehmen lassen, ihr Essen zu bezahlen –<br />
konnte die Versammlung zügig abgehalten werden. Sie wurde<br />
vom Präsidenten Peter Siegenthaler um 16:15 Uhr eröffnet. Trak-<br />
Das anschliessende Essen hat allen toll<br />
gemundet, Frühlingsgefühle zogen sich<br />
vom ersten Gang bis zum Dessert durch<br />
das gesamte Menu. Wie Eduard Mörike<br />
einst dichtete: Frühling lässt sein blaues<br />
Band, wieder flattern durch die Lüfte,<br />
süsse, wohlbekannte Düfte, streifen<br />
ahnungsvoll das Land…<br />
Zum Abschluss und als Sahnehäubchen<br />
des Tages durften wir uns im wunderschönen<br />
Casino-<strong>Theater</strong> über ein äusserst<br />
«Seltsames Paar» amüsieren. Ganz herzlichen<br />
Dank an das Ensemble des Ojeminee-<strong>Theater</strong>s.<br />
Nun freuen wir uns auf den 6. April 2013 in Oberhofen am<br />
schönen Thunersee. Unser Dank geht bereits heute an den<br />
Jodlerklub, der sich liebenswürdigerweise angeboten hat, die<br />
nächste Jahresversammlung zu organisieren.<br />
Übrigens: Haben Sie unseren neuen Namen und unser neues<br />
Logo – welche an der Versammlung abgesegnet wurden –<br />
bemerkt? Dies ist auch der Grund für den doch eher seltsamen<br />
Titel dieses Berichts.<br />
Vorstand amathea.ch bärn/friburg<br />
Helga Simmen, Beisitzerin<br />
pd. Wer hat das nicht schon selber erlebt:<br />
Eine überfüllte Herberge mit unterschiedlichen<br />
Figuren und Typen, zufällig<br />
zusammengewürfelt unter einem Dach<br />
für eine Nacht. Dies ist denn auch das<br />
Grundmotiv für das Experiment, welches<br />
die Freilichtbühne Schwarzenburg in ihrer<br />
diesjährigen Produktion eingegangen ist.<br />
Zusammen mit 17 Schauspielerinnen und<br />
Schauspielern hat der Regisseur Dominique<br />
Saner mit viel Improvisation und<br />
<strong>Theater</strong>lust eine erfrischende Komödie<br />
mit französischem Sommerflair entstehen<br />
lassen.<br />
Ein selbst entwickeltes Stück<br />
Im Zentrum des Stücks steht die Auberge<br />
St. Jacques in der französischen Provinz.<br />
Wie das ganze Dorf, hat die Auberge<br />
schon bessere Zeiten erlebt. Obwohl sie<br />
am Pilgerweg nach Santiago liegt, nimmt<br />
die Zahl der Pilger, die hier nächtigen,<br />
seit Jahren stetig ab. Der Wirt Georges ist<br />
kaum mehr in der Küche anzutreffen, sondern<br />
spielt Boules oder Mühle mit dem<br />
Stammgast Nicolas und steigt etwas oft<br />
in seinen Weinkeller. Die Auberge ist nur<br />
noch dank der Wirtin Yvonne über Wasser<br />
zu halten. Das Stück spielt an einem<br />
Tag, wie schon so viele in der Auberge St.<br />
Jacques. Für die Nacht hat sich nur eine<br />
Person fürs Einzelzimmer angemeldet und<br />
zwei für den Massenschlag. Heute jedoch<br />
treffen gewollt und ungewollt elf Gäste<br />
ein, die die Auberge ziemlich durcheinanderwirbeln.<br />
Die Nacht in der Auberge<br />
wird dabei für einige Figuren zu einer<br />
wichtigen Etappe auf ihrer Lebensreise,<br />
Gründe fürs Unterwegssein werden aus<br />
dem Innern hervorgekehrt, und manch<br />
eine Reise nimmt dabei einen anderen<br />
Lauf.<br />
Die Darstellerinnen und Darsteller haben<br />
«ihre» Rolle in diesem Stück selber kreiert<br />
und komponiert. Im Zusammenspiel mit<br />
den anderen Figuren haben sich diese<br />
gegenseitig weiterentwickelt. So ist ein<br />
spannendes Konglomerat an Menschen<br />
entstanden, die ihre Lebensgeschichte<br />
in die Auberge tragen. Die Aufgabe des<br />
Regisseurs Dominique Saner war es, im<br />
Verlauf der Probearbeiten, diese Einzelgeschichten<br />
zu einem stimmigen Gesamten<br />
zusammenzufügen. Eine nicht ganz einfache<br />
Aufgabe, die der erfahrene Regisseur<br />
Saner dank seiner Ausbildung, Erfahrung,<br />
Menschenkenntnis und mit einer grossen<br />
Portion Humor und Gelassenheit gemeistert<br />
hat.<br />
Zurück im Thuja<br />
Seit über 40 Jahren produziert die Freilichtbühne<br />
Schwarzenburg Inszenierungen<br />
der unterschiedlichsten Art, mit Eigenwilligkeit<br />
und Mut zu kreativen und neuen<br />
Impulsen. Hier wird modernes sowie auch<br />
klassisches <strong>Theater</strong> gemacht – weg von<br />
Tradition und Altbekanntem. Nach zwei<br />
Produktionen ausserhalb der Thuja-Hecke<br />
ist die Freilichtbühne Schwarzenburg<br />
an ihre traditionelle Spielstätte, der weit<br />
herum bekannten Thuja-Anlage, zurückgekehrt.<br />
Eine brutzelnde Küche, eine<br />
scheppernde Juke-Box, ein klimperndes<br />
Klavier, ein lärmender Roller, Mühlespiel<br />
und Boulesbahn wurden ins Bühnenbild<br />
hineinkomponiert, so dass der Raum<br />
zwischen Bühne und Zuschauer fliessend<br />
ist. Die Zuschauer werden gleichsam<br />
zu Gästen und können das sonderbare<br />
Geschehen in der Auberge St. Jacques<br />
miterleben.<br />
Nähere Angaben: Inserat S. 24, Spielplan<br />
oder flbs.ch<br />
bild: michael meier, letztewoche.ch
16 Spotlicht 1207<br />
Publireportage | Aktuelle Produktionen<br />
Aktuelle Produktionen | Publireportage 1207 Spotlicht 17<br />
Freilichtspiele Maria Dreibrunnen<br />
D'Geierwally<br />
Schlossspiele Jegenstorf<br />
Houpme Lombach<br />
SchlossSpiele Thun<br />
Romeo und Julia auf dem Dorfe<br />
Regisseurin Monika Wild mit dem echten Geier, der Bestandteil der Inszenierung sein wird<br />
Auf dem Erlengut in Steffisburg spielen die Schlossspiele Thun Kellers Klassiker<br />
bilder: zvg<br />
pd. Walburga Strominger – Tochter des<br />
reichsten Bauern im Tal – wächst mutterlos<br />
bei ihrem ehrgeizigen, stolzen, aber<br />
auch hartherzigen Vater auf. Der Vater<br />
sieht in Wally die Erbin des Hofes und<br />
erzieht sie hart wie einen Jungen.<br />
Als ein Lämmergeier in einer Felswand<br />
sein Nest baut, wagt keiner der jungen<br />
Männer aus dem Dorf, sich dem Nest zu<br />
nähern. Strominger lässt vor den Augen<br />
des ganzen Dorfes seine eigene Tochter<br />
am Seil in die Felswand hinunter, wo<br />
Wally, nur mit einem Messer bewaffnet,<br />
unter den wütenden Angriffen des alten<br />
Geiers das Nest ausräumt. Sie zieht das<br />
Küken als Haustier auf, was ihr den<br />
Namen «Geierwally» einträgt.<br />
Strominger will seine Tochter mit seinem<br />
Verwalter, dem reichen Jungbauern<br />
Alex Geller, verheiraten. Wally weigert<br />
sich, da ihr Herz für den mutigen und<br />
starken Bärensepp schlägt. Weil der Vater<br />
sie nicht zwingen kann, verbannt er sie<br />
auf eine zwischen Fels und Eis gelegene<br />
Hochalm, wo das Mädchen als Schaf- und<br />
Ziegenhirtin völlig auf sich allein gestellt<br />
ist.<br />
Dadurch verhärtet sich ihr Verhältnis zum<br />
Vater so sehr, dass sie ihr Heimatdorf<br />
verlässt und sich bei fremden Bauern als<br />
Magd verdingt. Bald darauf erkrankt der<br />
Vater und stirbt. Wally kehrt als Alleinerbin<br />
auf den väterlichen Hof zurück. Aber<br />
sie ist hart und unnahbar geworden und<br />
bald fürchtet man sie ebenso sehr wie<br />
ehemals ihren Vater.<br />
Trotzdem werben nahezu alle jungen<br />
Männer des Tales um die Gunst der schönen,<br />
jungen Frau. Aber sie lässt sie hohnlachend<br />
abblitzen. Im Bewusstsein ihrer<br />
körperlichen Kraft verkündet sie, dass<br />
nur jener, der ihr mit Gewalt einen Kuss<br />
abringen könne, der Richtige für sie sei.<br />
Insgeheim wartet Wally immer noch auf<br />
den Bärensepp; aber er scheint sich nicht<br />
für sie zu interessieren. Als ihr zugetragen<br />
wird, er habe eine Liebschaft mit Vroni,<br />
einer Magd, die er im Vorjahr aus der<br />
Bergnot gerettet hatte, wird Wally rasend<br />
vor Eifersucht. Sie beleidigt und verleumdet<br />
die brave Magd vor allen Leuten, und<br />
mit ihr auch Sepp als einen, der es nötig<br />
habe, sich ein Flittchen anzulachen.<br />
Doch wie der durch die Beleidigung seinerseits<br />
verwundete Bärensepp sich rächt,<br />
dabei nur knapp mit dem Leben davonkommt<br />
und ob die beiden wilden Gemüter<br />
am Schluss doch noch zueinander<br />
finden, erfahren Sie ab dem 3. August auf<br />
dem <strong>Theater</strong>gelände Maria Dreibrunnen<br />
bei Wil/SG!<br />
Nähere Angaben: Inserat Juni-<strong>Ausgabe</strong>,<br />
Spielplan oder geier-wally.ch<br />
Rudolf von Tavels Novelle ist wie gemacht für die prächtige Kulisse des Schlosses Jegenstorf<br />
pd. Wie bereits in früheren Jahren verlassen<br />
die SchlossSpiele Thun auch dieses<br />
Jahr ihren angestammten Spielplatz beim<br />
Schloss Thun und ziehen ins benachbarte<br />
Steffisburg, um eine bearbeitete<br />
Version von Gottfried Kellers Klassiker<br />
ui inszenieren. Im Gegensatz zu Kellers<br />
Geschichte von Vreneli und Sali, spielt<br />
sich unsere Liebesgeschichte in der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts ab, lehnt<br />
sich sonst aber an die Vorlage von Romeo<br />
und Julia auf dem Dorfe an.<br />
Im Mittelpunkt steht die unglückliche<br />
Liebe der beiden Kinder zweier verfeindeter<br />
Familien, aber auch die Ausweglosigkeit<br />
ihrer Situation. Beide Familien<br />
haben sich finanziell ruiniert, als sie bei<br />
einem Streit um einen Acker die Advokaten<br />
einschalteten. Die Kinder konnten<br />
also weder in einen Familienbetrieb, bzw.<br />
in ein bäuerliches Anwesen hineinwachsen<br />
und sich somit eine Zukunft sichern,<br />
noch gab es die Möglichkeit etwas zu<br />
erlernen und so die finanzielle Unabhängigkeit<br />
zu erlangen. Vreneli wurde nach<br />
dem Tod ihrer Mutter bevormundet, der<br />
Vater liess den kleinen Hof verkommen<br />
und sprach immer mehr dem Alkohol zu.<br />
Als er nach einer Auseinandersetzung<br />
mit Sali zum Pflegefall wurde, sollte das<br />
Heimetli verkauft werden, um damit den<br />
Aufenthalt im Pflegeheim zu finanzieren<br />
und Vreneli, gerade der Schulpflicht entpd.<br />
Wenige Schritte vom Bahnhof Jegenstorf<br />
entfernt liegt der prachtvolle Park des<br />
geschichtsträchtigen Schlosses Jegenstorf<br />
mit den jahrhundertealten Platanen.<br />
Nicht nur General Guisan war eine Zeit<br />
lang Gast im barocken Schloss. Auch Kaiser<br />
Haile Selassie von Äthiopien oder die<br />
hohen Offiziere von Napoleons Grande<br />
Armée liessen sich hier verwöhnen.<br />
Die Besetzung Berns durch die Franzosen<br />
lieferte Rudolf von Tavel 1903 den Hintergrund<br />
für seine berndeutsche Novelle<br />
«Houpme Lombach». Nach dem Erfolg<br />
mit von Tavels «Ds verlorne Lied» im<br />
Jahr 2010 freuen sich die Schlossspiele<br />
Jegenstorf, erneut ein Stück dieses Berner<br />
Mundart-Romanciers aufzuführen. Wie<br />
kein anderes Stück passt dieser II. Band<br />
der «Familie Landorfer»-Trilogie perfekt<br />
zu Jegenstorf, spielen sich doch einige<br />
bedeutungs volle Episoden der Geschichte<br />
im Schloss oder dessen Umgebung ab.<br />
Die Vorstellungen des <strong>Theater</strong>stückes finden<br />
im «Bädli» statt. Umrandet von alten<br />
Buchen und dem Badehaus, mit Blick auf<br />
das mächtige Schloss, bietet die frühere<br />
Badeanlage den idealen Platz für das<br />
Eintauchen in die Geschichte aus dem<br />
alten Bern, voll Romantik, Spannung und<br />
Soldatentum.<br />
Wird der Frauenschwarm Fritz Lombach<br />
seine wahre Liebe doch noch finden? Was<br />
passiert mit den zarten Banden zwischen<br />
dem Theologiestudenten und der Nichte<br />
des stolzen Schloss herrn von Jegenstorf?<br />
Was geschieht in Bern nach dem Abzug<br />
der Grande Armée, kann sich die aufgezwungene<br />
Regierung behaupten? Werden<br />
es die Geschlagenen der Schlacht an der<br />
Beresina zurück in die Heimat schaffen<br />
und was wird sie dort erwarten?<br />
Die Antworten sind im Park des Schlosses<br />
Jegenstorf zu finden – unter freiem Sommerhimmel<br />
und rauschenden Blättern.<br />
Nähere Angaben: Inserat S. 20, Spielplan<br />
oder schlossspiele-jegenstorf.ch<br />
wachsen, sollte als „Dienstmeitschi“ eine<br />
Stelle annehmen und somit der Gemeinde<br />
finanziell nicht zur Last fallen, da bei<br />
solcher Arbeit jeweils Kost und Logis<br />
gewährleistet war.<br />
So unerfahren die Kinder auch waren,<br />
begriffen sie doch die Hoffnungslosigkeit<br />
ihrer Liebe und auch ihrer Zukunft und<br />
sahen als einzigen Ausweg den Weg in den<br />
gemeinsamen Tod.<br />
Als Bühnenbild dient die Umgebung<br />
des Erlengutes in Steffisburg (Wiese,<br />
Speicher, Bäume), jeweils mit minimalen<br />
Veränderungen angepasst an die verschiedenen<br />
Spielorte. Die Kostüme werden<br />
zwar ländlich bäuerlich sein, aber mit<br />
Verfremdungen nie ganz der Zeit oder den<br />
Umständen entsprechen, diese aber gerade<br />
dadurch unterstreichen.<br />
Wichtiges Element wird die Livemusik<br />
sein, gespielt von drei Mitspielenden und<br />
zwar von Walter Stucki (Geige), Christoph<br />
Kuhn (Schwyzerörgeli) und Leo Muheim<br />
(Klarinette). Mit Christoph Kuhn („Bärner<br />
Tanzmusig“ und „d Schwyz tanzt“) und<br />
Walter Stucki haben wir zwei hervorragende<br />
Musiker, die das Stück musikalisch<br />
begleiten und untermalen werden.<br />
Nähere Angaben: Inserat S. 21, Spielplan<br />
oder schlossspielethun.ch
18 Spotlicht 1207<br />
Fundus<br />
Fundus<br />
1207 Spotlicht 19<br />
bild:photo saeger, fotostream perfoming arts flickr.com<br />
Füllmaterial für Programmhefte<br />
Das grosse Vorbild Dietrich Jenke<br />
Aribert Wäscher (1895–1961)<br />
Ein ganz besonderes Idol war es, das Aribert<br />
Wäscher bestärkte, den Weg eines<br />
Schauspielers zu wählen:<br />
Jeder, der am Deutschen <strong>Theater</strong> engagiert<br />
war, kannte ihn, den Universal-<br />
Schauspieler, das dramatische Mädchen<br />
für alles: Dietrich Jenke.<br />
Bescheidener Diener am Werk, ewiger<br />
«dritter Bürger», «fünfter Hauptmann»,<br />
«Herr aus dem Gefolge der Königin», «ein<br />
Bote ...», unbekannter Soldat der Schauspielkunst,<br />
nun längst verblichen, gefallen,<br />
jämmerlich ausgerutscht auf den Brettern<br />
der Ehre und Eitelkeit im Kampf mit<br />
dem Dämon und dem ständig drohenden<br />
Abbau der kleinen und kleinsten Gagen.<br />
Siebzehn Jahre alt war ich. Meine Faulheit,<br />
Unaufmerksamkeit, Unwissenheit in<br />
der Schule nahmen erschreckende Formen<br />
an.<br />
Der <strong>Theater</strong>fimmel hatte mich gepackt.<br />
Keine Premiere im Deutschen <strong>Theater</strong>,<br />
der ich nicht beiwohnte im lebensgefährlichen<br />
Gedränge des Stehparketts.<br />
Das Geld für die Karten erschnorrte und<br />
erbettelte ich im elterlichen Hause auf die<br />
unwürdigste Weise.<br />
Es ist wohl überflüssig, zu erzählen, mit<br />
welcher Begeisterung mich die Leistungen<br />
der grossen Schauspieler der damaligen<br />
Glanzzeit erfüllten. Jeder kannte diese verehrungswürdigen<br />
Namen und oft Gesagtes<br />
wäre nur zu wiederholen. Ich glaube es<br />
genügt, wenn ich gestehe: Sie waren für<br />
mich schlechthin Götter. Ganz hinten, in<br />
der kleinsten, dunkelsten Kammer meines<br />
Herzens wohnte der irrsinnige Wunsch,<br />
einmal zu werden wie sie.<br />
Öfter und öfter aber kam mir folgender<br />
Gedanke: «Der Bote, der Diener mit dem<br />
einen Satz, das sind in einem solchen<br />
Ensemble schon ganz erstklassige Künstler.<br />
Ihre Rollen spielen zu dürfen, das<br />
allein wäre bereits ein Ziel, nicht unwürdig<br />
einer Seele, die nach dem Höchsten<br />
strebt.» Und so begann ich allmählich<br />
mein ganzes Interesse mehr und mehr<br />
auf die Darsteller der kleinen Rollen zu<br />
richten.<br />
Don Carlos, fünfter Akt, fünfter Auftritt,<br />
ein Offizier der Leibwache (dringt ein):<br />
«Ganz Madrid in Waffen! Zu Tausenden<br />
umringt der wütende Soldat, der Pöbel<br />
den Palast. Prinz Carlos, verbreitet man,<br />
sei in Verhaft genommen usw.» Auf der<br />
Bühne steht, alle überragend, ein bildschöner,<br />
hochgewachsener Jüngling.<br />
In wilder Erregung und doch mit edlem<br />
Anstand und einem verführerischen<br />
Schmelz in der Stimme bringt er die<br />
Hiobspost, versteht er es, mit einem Satz<br />
von nur wenigen Zeilen plastisch und<br />
erschreckend lebendig einen fürchterlichen<br />
Aufruhr zu malen.<br />
Aufgewühlt bis ins Innerste blickte ich in<br />
das Programm und da lese ich: «Ein Offizier<br />
der Leibwache… Dietrich Jenke.»<br />
Seit diesem Abend gehörten meine ganze<br />
Liebe und Verehrung diesem Dietrich<br />
Jenke. Zu niemandem wagte ich von<br />
dieser heimlichen Liebe zu sprechen;<br />
wo alles diese oder jene Berühmtheit<br />
anbetete, hätte ich mich mit meinem<br />
völlig unbekannten Dietrich Jenke nur<br />
lächerlich gemacht. Oh, wie fieberte<br />
ich jedesmal, bevor er auftrat, seine drei<br />
Worte oder eine spärliche Meldung sagte.<br />
Und endlich kam ich dahinter! Er war der<br />
grösste Schauspieler von allen, denn das,<br />
was er konnte und was allein seine Spezialität<br />
zu sein schien, hatte ich noch bei<br />
keinem, auch nicht bei dem allergrössten<br />
gesehen: Eine ans Magische grenzende<br />
Verwandlungsfähigkeit. Mein mit ehrfürchtiger<br />
Scheu vermischtes Staunen<br />
über dieses Phänomen kannte keine Grenzen.<br />
Heute war er klein und sehr dick und<br />
hatte eine piepsende Stimme, morgen war<br />
er fast doppelt so gross mit einem Donnerorgan.<br />
Einmal war er blühend jung, ein<br />
halbes Kind noch, ein andermal unwahrscheinlich<br />
alt, ein widerwärtiger, seniler<br />
Greis. Dann wirkte er erstaunlich feminin,<br />
während er sich in einer noch anderen<br />
Vorstellung als zweiter Henkersknecht<br />
geradezu unangenehm männlich-knorke<br />
zu geben verstand. In jeder nur denkbaren<br />
Gestalt, die das menschliche Wesen<br />
einzunehmen imstande ist, erschien er<br />
mir, aber nie wirkte es bei ihm wie bei<br />
anderen als blosse Verstellung. Es konnte<br />
kein Zweifel sein: Immer war seine ganze<br />
Natur von Grund auf völlig verwandelt…<br />
Wirkliche Zauberei! Unbegreiflich, wahrhaftig<br />
unbegreiflich!<br />
Inzwischen hatte ich mich selbst im<br />
<strong>Theater</strong>spielen fleissig geübt, und bald,<br />
nachdem ich als gänzlich hoffnungsloser<br />
Fall aus der Schule rausgeschmissen<br />
worden war, bekam ich auch ein Engagement<br />
in die Provinz. Drei Jahre spielte<br />
ich alles mögliche, grosse und kleine, gute<br />
und schlechte Rollen. Aber kein noch so<br />
bedeutender Erfolg konnte meinen Eifer,<br />
meinem einzigen Idol Dietrich Jenke,<br />
nachzustreben, in mir ertöten. Obwohl<br />
ich mich zusammenkrümmte oder reckte,<br />
dass man für meine Gesundheit fürchten<br />
musste, wie sehr ich meine-Stimme<br />
auch in die Höhe zu schrauben oder nach<br />
unten zu quetschen versuchte, noch hatte<br />
ich nicht ein Tausendstel der unwahrscheinlichen<br />
Verwandlungsfähigkeit meines<br />
Idealbildes erreicht. Da bekam ich ein<br />
Engagement nach Berlin ans Deutsche<br />
<strong>Theater</strong>.<br />
Jetzt endlich sollte ich Dietrich Jenke<br />
persönlich kennenlernen.Wie er wohl<br />
nun in Wirklichkeit aussehen mochte, der<br />
rätselhafte Proteus? Was für eine Stimme<br />
würde er haben? Man kann sich denken,<br />
mit welchen Erwartungen ich zum ersten<br />
Male das Bühnenhaus des Deutschen<br />
<strong>Theater</strong>s betrat.<br />
Ich sollte enttäuscht werden. Nie ergab es<br />
sich, dass ich mit Dietrich Jenke zusammen<br />
zu tun hatte, dass ich ihm einmal<br />
wenigstens Auge in Auge gegenübertreten<br />
durfte. Darüber wunderte ich mich keineswegs,<br />
wenn es mich auch traurig und<br />
immer nur noch neugieriger machte. Bei<br />
dem Riesenbetrieb war es oft genug vorgekommen,<br />
dass Kollegen dort jahrelang zur<br />
selben Zeit miteinander engagiert gewesen<br />
waren und sich doch niemals kennengelernt<br />
hatten.<br />
Da kam «Julius Caesar» neu heraus. Ich<br />
sollte im dritten Akt den Diener des Mare<br />
Anton spielen, der mit Worten tiefster<br />
Unterwürfigkeit dem Brutus eine heuchlerische<br />
Botschaft seines Herrn überbringt.<br />
Und im fünften Akt sollte ich dazu Pindarus,<br />
den Diener des Cassius, übernehmen.<br />
Ich hatte beides auch erfolgreich probiert,<br />
und am Tage der Premiere ging ich wie<br />
üblich an die nächste Anschlagsäule, um<br />
nachzuprüfen, ob ich auf dem <strong>Theater</strong>zettel<br />
auch vorschriftsmässig angezeigt war.<br />
Pindarus, Diener des Cassius… richtig,<br />
mein Name. Aber was ist das? Diener<br />
des Mare Anton… Dietrich Jenke??? Also<br />
hatte ich doch nicht gefallen, man hatte<br />
mich ganz unmöglich gefunden und sich<br />
im letzten Moment Dietrich Jenke dafür<br />
geholt; noch dazu, ohne mir mit einem<br />
Wort davon Mitteilung zu machen. Zerrissen<br />
von Wut und Verzweiflung raste<br />
ich ins Büro und stammelte das unglaublichste<br />
Zeug zusammen. Gewiss; Dietrich<br />
Jenke sei ein genialer Schauspieler, er<br />
verdiente es in erster Linie, diese Rolle<br />
zu spielen, aber ich hätte doch noch<br />
sechs Wochen lang diese Rolle probiert,<br />
und alle hätten mich gut gefunden, und<br />
warum man mir das mit der Umbesetzung<br />
nicht wenigstens gesagt hätte. Alle sahen<br />
mich fassungslos an, bis ihnen endlich<br />
ein Licht aufging, und man mir unter<br />
tollem Gelächter klipp und klar erklärte,<br />
ich könnte mich beruhigen, das mache<br />
man seit vielen Jahren immer so: Wenn<br />
ein Schauspieler zwei Rollen spiele, setze<br />
man hinter die eine Rolle, damit der<br />
Name nicht zweimal auf dem <strong>Theater</strong>zettel<br />
stehen müsse (was einen schlechten<br />
Eindruck machen könnte), den für diesen<br />
Zweck eigens frei erfundenen Namen<br />
Dietrich Jenke. Ich wankte aus dem Büro.<br />
Wie ich nach Hause kam, weiss ich nicht.<br />
Unsagbare Gefühle tobten in mir. Ich<br />
selbst war Dietrich Jenke, ich selbst.<br />
Am Abend spielte ich den Diener des<br />
Mare Anton mit so überzeugender Kraft,<br />
dass ich richtig entdeckt wurde. Der Geist<br />
Dietrich Jenkes war in mich gefahren; ich<br />
selber war er, der unheimliche Zauberer,<br />
geworden. So hatte die leidenschaftliche<br />
Verehrung für einen, den es nie gegeben<br />
hatte, aus mir einen Schauspieler<br />
gemacht.<br />
Zwei Bücher mit engem Bezug zum Amateurtheater<br />
Ferienlektüre<br />
Für viele, die nicht an einer Freilichtinszenierung<br />
beteiligt sind, ist momentan<br />
wieder Ferienzeit. Und selbst jene, welche<br />
nicht Ferien haben, werden sich hin und<br />
wieder ein Plätzchen in einem Schwimmoder<br />
Strandbad sichern. Damit diese Zeit<br />
nicht etwa in Langeweile ausartet, hier<br />
zwei Tipps für Ferienlektüre, welche einerseits<br />
amüsant zu lesen sind, andererseits<br />
erst noch einen Bezug zu unserem Hobby<br />
haben.<br />
Gletschertheater (ISBN 978-3499234934)<br />
von Steinunn Sigurdardóttir<br />
Schauplatz ist<br />
ein kleiner,<br />
abgelegener<br />
Ort in Island,<br />
Protagonist<br />
der Laienspielverein<br />
des Ortes<br />
und in Szene<br />
gesetzt werden<br />
soll «Der<br />
Kirschgarten»<br />
von Anton<br />
Tschechow<br />
vor Gletscherkulisse<br />
Der ungekrönte König des Ortes, von den<br />
Bewohnern nur der Gletsching genannt,<br />
ist reich geworden durch seine Fangquoten.<br />
Ausserdem besticht er durch sein<br />
exzentrisches Auftreten und durch seine<br />
unberechenbaren Ideen und Entscheidungen.<br />
So entdeckt er eines Tages den Dichter<br />
Anton Tschechow und mit ihm das<br />
grösste Stück aller Zeiten, den «Kirschgarten».<br />
Sogleich wird ein grandioses Vorhaben in<br />
Angriff genommen: Das Stück soll genau<br />
am 140. Geburtstag des Autors aufgeführt<br />
werden, und zwar ausschliesslich<br />
mit Männern besetzt. Das langsame, und<br />
aus der Sicht der Souffleuse erzählte Einfügen<br />
der Männer in ihre Frauenrollen<br />
führt zu komischen Szenen und ernsten<br />
menschlichen Verwicklungen, die Grenzen<br />
zwischen Männern und Frauen geraten<br />
ins Fliessen. Für diese Inszenierung soll<br />
eigens ein <strong>Theater</strong> in der kleinen Stadt<br />
entstehen. Ein Millionenprojekt, das den<br />
Ort und seine Bewohner kräftig durcheinander<br />
wirbelt.<br />
Ein Unterhaltungsroman auf sehr hohem<br />
Niveau, nicht nur für Islandreisende<br />
Laienspiel (ISBN 978-3492050739)<br />
Von Volker Klüpfel und Michael Kobr<br />
«Noch 12<br />
Tage, 2<br />
Stunden, 14<br />
Minuten, 38<br />
Sekunden»<br />
– mit diesen<br />
ungewöhnlichen<br />
Kapitelüberschriften<br />
mit den<br />
immer kleiner<br />
werdenden<br />
Zeitspannen<br />
wecken die<br />
Autoren die Neugier des Lesers, und auf<br />
Seite 64 kann diese endlich befriedigt<br />
werden.<br />
Was für die Beamten der Kemptener Polizei<br />
wie ein simpler Routinefall beginnt,<br />
entwickelt sich zum schockierendsten<br />
Verbrechen, das das Allgäu jemals erlebt<br />
hat. Der Selbstmord eines jungen Mannes<br />
bringt nicht nur die Proben der Tell-<br />
Freilichtspiele in Kommissar Kluftingers<br />
heimischem Altusried durcheinander.<br />
Das Unangenehmste an dem Selbstmord<br />
scheinen neben den beiden österreichischen<br />
Polizisten Bydlinski und Haas selber<br />
zunächst die Verwicklungen zu sein, die<br />
durch den eigenmächtigen Einsatz zweier<br />
österreichischer Polizisten auf deutschem<br />
Staatsgebiet entstanden sind. Bei der<br />
Observierung eines für Waffenschiebereien<br />
benutzten Postfaches in Innsbruck,<br />
fiel den Österreichern der junge Mann<br />
auf. Bei der anschliessenden Beschattung<br />
verfolgten ihn die Beamten bis nach<br />
Kempten. Als sie sich dort als Polizisten<br />
zu erkennen geben, erschiesst sich der<br />
Mann.<br />
Der Selbstmörder war vor kurzem zum<br />
Islam konvertiert. Er studierte Maschinenbau<br />
und war, wie man an seiner Hinterlassenschaft<br />
erkennen konnte, offensichtlich<br />
begeisterter Elektronikbastler. Als sich auf<br />
seinem Computer Baupläne für Bomben<br />
finden, wird die Sache doch zu gross und<br />
das BKA wird eingeschaltet. Trotz dem<br />
mittlerweile kultigen Gaudi prägt auch<br />
Kluftingers vierter Fall ein Realismus, der<br />
in diesem Genre selten ist. Gleichzeitig<br />
darf man die kriminelle Handlung nicht<br />
allzu ernst nehmen.<br />
Ein Buch für <strong>Theater</strong>- und Krimiliebhaber
20 Spotlicht 1207<br />
Spielplan Juli–September<br />
Spielplan Juli–September<br />
1207 Spotlicht 21<br />
Der Spielplan der <strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong><br />
Ein Eintrag im Spielplan ist kostenlos.<br />
Die Daten gemäss vorliegenden Einträgen<br />
müssen bis zum Redaktionsschluss<br />
bei der Redaktion sein.<br />
Auf der Website der <strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> finden<br />
Sie unter der Rubrik Spotlicht ein<br />
Formular zur Eingabe der Spieldaten,<br />
mit dem Sie alle benötigten Angaben<br />
bequem eingeben können. Selbstverständlich<br />
veröffentlichen wir auch<br />
Eingaben per Post, Fax und Mail, allerdings<br />
nur, wenn diese vollständig sind.<br />
Spieldaten von Inserenten werden<br />
farblich hervorgehoben.<br />
Eine Vorschau (nur Premierendatum)<br />
auf den nächsten Monat wird nur publiziert,<br />
wenn genügend Platz vorhanden<br />
ist.<br />
Die Eintragungen sind ohne Gewähr.<br />
Für Details wird – wo vorhanden –<br />
auf die Websites verwiesen. Unter<br />
www.theater-zytig.ch finden Sie dazu<br />
jeweils auch aktive Links.<br />
Aargau<br />
U R A U F F Ü H R U N G<br />
Aargauisches Freilichtspektakel<br />
Im Aargau sind zwöi<br />
von Rico Spring; Regie: Rico Spring, 27.<br />
Juli (Premiere), 28. Juli, 2., 3., 4., 8., 9.,<br />
10., 11., 15., 16., 17., 18., 22., 23., 24., 25.<br />
Aug., je 20.15h, Windisch-Königsfelden,<br />
VVK: 079 857 57 22 oder www.freilichtspektakel.ch<br />
URAUFFÜHRUNG<br />
<strong>Theater</strong> Gansingen, Spielleute Hottwil<br />
s Marei<br />
von Thomas Senn, Regie: Robi Oeschger,<br />
18. Aug. (Premiere), 19., 22., 24., 25.,<br />
28., 31. Aug., 1. Sept., je 20.30h, Steinbruch<br />
Röt Gansingen, VVK: 076 459 99<br />
11 (Mo–Do 18.30–19.30h)oder www.<br />
smarei.ch<br />
Bern<br />
U R A U F F Ü H R U N G<br />
Landschaftstheater Ballenberg Hofstetten<br />
Der Pfarrer und der Kapitän<br />
von Dagny Gioulami, Regie: Jürg Schneckenburger,<br />
11. Juli (Premiere), 13., 14.,<br />
18., 19., 20., 21., 25., 26., 27., 28. Juli, 2.,<br />
3., 4., 5., 8., 9., 10., 11., 15., 16., 17., 18.,<br />
22., 23., 24., 25. Aug., je 20.15h, Freilichtmuseum<br />
Ballenberg (Eingang West), VVK:<br />
033 952 10 44 (Mo–Fr 9–11/14–16h) oder<br />
www.landschaftstheater-ballenberg.ch<br />
Hoftheater Erlach<br />
Arsen und alti Spitze<br />
von Josef Kesselring, Regie: Wolfgang Grabow,<br />
18. Juli (Premiere), 20., 21., 25., 27.,<br />
28. Juli, 2., 3., 4., 8., 9., 10., 11. Aug., je<br />
20.15h, Schloss erlach, VVK: 032 331 81 20<br />
Tell-Freilichtspiele Interlaken<br />
Wilhelm Tell<br />
von Friedrich Schiller, Regie: Sven Allenbach,<br />
5., 12., 19., 21., 26., 28. Juli, 2., 4.,<br />
9., 11., 12. (14.30h), 16., 18., 23., 25., 30.<br />
Aug., 1., 6., 7. Sept., je 20h, VVK: 033 822<br />
37 22 oder www.tellspiele.ch<br />
Schlossspiele Jegenstorf<br />
Houpme Lombach<br />
von Philipp Engelmann, Regie: Marlise<br />
Fischer, 3., 5., 6., 7., 10., 12., 13., 14., 17.,<br />
19., 20., 21., 24., 26., 27., 28., 31. Juli,<br />
2., 3., 4., 7., 9., 10., 11. Aug., je 20.30h,<br />
Schloss Jegenstorf, VVK: 031 761 06 06<br />
(Mo–Sa 14-16h) oder 0900 441 441<br />
(1.–/min Festnetz) oder www.schlosspiele-jegenstorf.ch<br />
U R A U F F Ü H R U N G<br />
Freilichttheater Moosegg<br />
Dr Zuchthüsler<br />
von Markus Michel, Regie: Peter Leu, 4.<br />
Juli (Premiere), 6., 7., 10., 11., 12., 13.,<br />
14., 17., 18., 19., 20., 21., 24., 25., 6., 27.,<br />
28. Juli, 2., 3., 4., 7., 8., 9., 10., 11., 14.,<br />
15., 16., 17., 18. Aug., je 20.15h, Freilichtbühne<br />
bei Hotel Moosegg, VVK: 0900<br />
10 11 12 (1.19/min ab Festnetz) oder<br />
www.ticketeria.org, Info: www.theatermoosegg.ch<br />
Schlossspiele Thun<br />
Romeo und Julia auf dem Dorfe<br />
von Annemarie Voss, frei nach Gottfried<br />
Keller, Regie Alexander Muheim, 2. Aug.<br />
(Premiere), 4, 8., 9., 10., 11., 15., 16., 17.,<br />
18., 22., 23., 24., 25., 29., 30., 31. Aug.,<br />
1., 7., 8., 14., 15. Sept., je 20h, Erlengut<br />
Steffisburg, VVK: 079 266 64 26 (Mo–Fr<br />
9–11h) oder www.schlossspielethun.ch<br />
URAUFFÜHRUNG<br />
Sommertheater Gürbetal Toffen<br />
Der gelbe Diamant<br />
von Paul Steinmann, Regie: Renate<br />
Adam, 11. Juli (Premiere), 13., 14., 17.,<br />
18., 20., 21., 24., 27., 28. Juli, 3., 4., 7.,<br />
8., 10., 11., 14., 15., 17., 18., 21., 22., 24.,<br />
25. Aug., je 20.15h, Tuftgrube oberhalb<br />
Schloss Toffen, VVK: 031 812 22 50 (Mo–<br />
Fr 9–11.30h) oder www.sommertheaterguerbetal.ch<br />
Luzern<br />
U R A U F F Ü H R U N G<br />
<strong>Theater</strong>gesellschaft Triengen<br />
Couscous und Röschti<br />
von Peter Weingartner, Regie: Ferdinand<br />
Ottiger, 3., 4., 6., 7., 10., 11., 13., 14., 17.,<br />
18., 19., 20. Juli, je 20.30h, Bahnhofa-<br />
real Triengen, VVK: 041 933 07 48 ( Di<br />
18–20h, Do 9–11h) oder www.theatertriengen.ch<br />
St. Gallen<br />
bühne 70 Wil<br />
Die Physiker<br />
von Firedrich Dürrenmatt, Regie: Bigna<br />
Körner/Erwin Freitag, 24. Aug. (Premiere),<br />
25., 31. Aug., 1., 7., 8., 14. Sept., je 20h,<br />
Lokremise Wil, VVK: 071 913 53 00 oder<br />
www.buehne70.ch<br />
SchwyZ<br />
<strong>Theater</strong>gruppe Fremde Vögel<br />
Hotel zum glücklichen Jägermeister<br />
Eigenproduktion, Regie: Lukas Schmocker,<br />
5., 6., 7., 11., 12., 13., 14. Juli, je<br />
20.30h, Hotel Katharinahof Einsiedeln,<br />
VVK: 055 418 40 75, Info: www.fremdevoegel.ch<br />
Thurgau<br />
Freilichtbühne Thurtal<br />
D Geierwally<br />
von Monika Wild , Regie: Monika Wild,<br />
3. Aug. (Premiere), 4., 9., 10., 11., 12.,<br />
14., 16., 17., 19., 23., 24., 25., 26., 30., 31.<br />
Aug., 1. Sept., je 20.15h, VVK: Info: www.<br />
geier-wally.ch<br />
uri<br />
Tellspiele Altdorf<br />
Wilhelm Tell<br />
von Friedrich Schiller, Regie: Volker Hesse,<br />
18. Aug. (16h, Premiere), 24., 25., 29., 31.<br />
Aug., 1., 5., 7., 8., 12., 14., 15., 16., 19.,<br />
21., 22., 23., 28., 29., 30. Sept., 3., 4., 5.,<br />
6., 12., 13., 14., 17., 18., 19., 20. Okt., je<br />
19.30h, So je 17h, Tellspielhaus Altdorf,<br />
VVK: 041 874 80 09 (Mo–Fr 9-11.30h<br />
13.30–17.30h, Sa 9_11.30h) oder www.<br />
ticketcenter-uri.ch, Info: www.tellspielealtdorf.ch<br />
Zürich<br />
<strong>Theater</strong> Einhorn Dübendorf<br />
Hinter den sieben Gleisen<br />
von Kurt und Katja Früh, Regie: Rafael<br />
Iten, 1., 4., 5., 6., 7., 8., 11., 12., 13., 14.,<br />
15. Juli, je 20.30h, bei Schützenhaus Werlen<br />
Dübendorf, VVK: 044 821 61 95 oder<br />
www.theatereinhorn.ch<br />
<strong>Theater</strong>gruppe Richterswil<br />
Die Siebtelbauern<br />
von Paul Steinmann, Regie: Margritt<br />
Knüsel/Andrea Gubler, 1., 4., 5., 6., 7., 8.,<br />
11., 12., 13., 14. Juli, je 20.30h, Hof «Froh<br />
Ussicht» Samstagern, VVK: 044 784 01<br />
Märchentourneetheater Fidibus sucht<br />
Schauspieler (20 – 35jährig)<br />
Bühne Wehntal<br />
Trommeln über Mittag<br />
von Patrick Frey/Katja Früh, Regie: Jürg C.<br />
Maier, 13. Sept. (Premiere), 14., 15., 19.,<br />
20., 21., 22., 26., 27., 28., 29. Sept., je<br />
20h, MZH Schmittenwis Niderweningen,<br />
VVK: www.buehne-wehntal.ch<br />
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1289 im Sommer: Angaben<br />
für die Spielplan-Vorschau<br />
Oktober müssen bis am 5. Juli<br />
bei der Redaktion sein!<br />
Wir gastieren ab 3. Nov. 2012 bis 28. April 2013 praktisch jeden<br />
Mittwoch-, Samstag- und Sonntag-Nachmittag. Infos über uns sind<br />
auf www.maerchentheater.ch einsehbar. Bei Interesse bitte Kontakt<br />
mit dem Produzenten R. Münzel (rolac@bluewin.ch) aufnehmen.<br />
Das Estrich-<strong>Theater</strong> Zürich<br />
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Rudolf von Tavel<br />
Houpme Lombach<br />
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<strong>Theater</strong> im Schlosspark Jegenstorf<br />
vom 28. Juni bis 11. August 2012 | 20.30 Uhr<br />
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Vorverkauf: 031 761 06 06<br />
versierten Amateurschauspieler mit<br />
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Fähigkeiten, zwischen 50 und 60<br />
Jahre oder Musical-Darsteller, mit viel<br />
Idealismus, evtl. Wiedereinsteiger, der<br />
neue Bühnenerfahrungen sucht und bereit<br />
ist, ohne Gage aufzutreten.<br />
Alle Proben (Okt. 2012 – März 2013) und<br />
9 Aufführungen (April 2013) in Zürich<br />
Interessenten melden sich unter<br />
079 353 82 21<br />
Romeo<br />
und Julia<br />
auf dem Dorfe<br />
Von Gottfried Keller.<br />
Mundartbearbeitung: Annemarie Voss<br />
Regie: Alexander Muheim<br />
2. August – 15. September 2012
22 Spotlicht 1207<br />
| Schlussapplaus<br />
23<br />
Die Klassiker lassen sich einteilen<br />
in Erstklassiker, Zweitklassiker und<br />
Drittklassiker.<br />
Rupert Schützbach<br />
Vor einem halben Jahrhundert<br />
gab es noch in vielen kleineren<br />
Städten feststehende <strong>Theater</strong>,<br />
die sich natürlich nur mit Mühe<br />
über Wasser halten konnten.<br />
Ein durchreisender Tourist fragte<br />
den Direktor eines solchen<br />
Unternehmens, wie es denn<br />
mit dem Besuch bestellt sei.<br />
Der <strong>Theater</strong>direktor antwortete:<br />
«Das ist so, mein Herr:<br />
Die Stadt hat 5000 Einwohner,<br />
aber das <strong>Theater</strong> nur 1OO<br />
Plätze. Wenn se alle 'reingehen<br />
würden, gingen se natürlich<br />
nicht alle 'rein. Wenn se aber<br />
nicht alle 'rein gehen, dann<br />
gehen se alle 'rein. Sie gehen<br />
aber nicht alle 'rein.»<br />
Zum Unterschied von manchem<br />
seiner Burgtheaterkollegen,<br />
die gleich ihm auf obskuren<br />
Wanderbühnen angefangen<br />
hatten, ging der Schauspieler<br />
Reizenberg den Weg, Schmiere-<br />
Hoftheater, auch in umgekehrter<br />
Richtung. Er war ein echtes<br />
Schauspieltalent, doch in seiner<br />
Lebensführung für die Verhältnisse<br />
am Burgtheater vielleicht<br />
etwas zu freizügig.<br />
«Herr Reizenberg, am Burgtheater<br />
muss man sich eines<br />
einwandfreien Lebenswandels<br />
befleissigen; aber wie ich höre,<br />
betrinken Sie sich dann und<br />
wann», sagte der damalige<br />
Direktor.<br />
Reizenberg erwiderte prompt:<br />
«Das ist eine ganz gemeine<br />
Verleumdung, ich betrinke<br />
mich alle Tage!»<br />
Hofburgschauspieler Anschütz<br />
erzählt in seinen Erinnerungen,<br />
dass Reizenberg im letzten Stadium<br />
seines Vagabundenlebens<br />
mit dem ihm ebenbürtigen<br />
Kollegen Max Cäsar Heigel<br />
zusammen eine Vorstellung in<br />
einem kleinen Marktflecken<br />
austrommelte.<br />
Die Vorstellung fand in einer<br />
grossen Scheune statt, die bis<br />
auf den letzten Platz besetzt<br />
war, weshalb Reizenberg<br />
auch die Kassa unter den<br />
Arm geklemmt trug, als er<br />
die Bühne betrat. Gegeben<br />
wurde ein biblisches Thema,<br />
Umhängebärte und drapierte<br />
Betttücher wiesen Heigel und<br />
Reizenberg als die Apostel Petrus<br />
und Paulus aus.<br />
Nach einem kurzen einleitenden<br />
Dialog rief Reizenberg-<br />
Paulus plötzlich Heigel-Petrus<br />
zu: «Petri– folge mir!»<br />
Beide verliessen die Bühne<br />
und mit der Kasse unter dem<br />
Arm auch im Dauerlauf den<br />
Ort, während die geprellten<br />
Zuschauer geduldig auf die<br />
Fortsetzung warteten.<br />
Im Stadttheater Troppau war<br />
vor der Jahrhundertwende der<br />
angehende Komiker Dr. Rudolf<br />
Tyrolt so beliebt, dass sein<br />
Direktor ihm folgenden Gutschein<br />
schrieb:<br />
«Von heute an hat Herr Dr.<br />
Rudolf Tyrolt jeden Sonntag bei<br />
mir freies Mittagessen. Seine<br />
Wäsche wird von nun ab, wenn<br />
die Frau Prinzipalin Waschtag<br />
hat, kostenlos mitgewaschen!»<br />
Wie viele grosse und prominente<br />
Schauspieler, hatte auch<br />
Friedrich Mitterwurzer bei<br />
einem Schmieren- und Wandertheater<br />
angefangen, und oft<br />
war nur der Hunger auf dem<br />
Speisezettel.<br />
Mitterwurzer spielte den Wilhelm<br />
Tell auf dieser Schmiere,<br />
und nach der Apfel-Schuss-<br />
Szene lobte der Direktor Mitterwurzer.<br />
Mitterwurzer bat den Direktor,<br />
ihm doch lieber ein paar<br />
Kronen Vorschuss zu geben,<br />
damit er sich ein anständiges<br />
Abendessen kaufen könne,<br />
er habe so grossen Hunger.<br />
Der Direktor bedauerte es,<br />
ablehnen zu müssen, es wäre<br />
auch nicht eine Krone in der<br />
Kassa. – «Dann verzeihen Sie!»<br />
rief Mitterwurzer, und der<br />
Direktor stammelte erstaunt:<br />
«Mitterwurzer, was machen<br />
Sie denn da?» – Mitterwurzer<br />
ass den Apfel, den er von dem<br />
Kopf des Knaben geschossen<br />
hatte! «Wie unbesonnen!»<br />
jammerte der Schmierendirektor,<br />
«wir brauchen den Apfel<br />
ja noch morgen!» – «Wär' ich<br />
besonnen, hiess' ich nicht der<br />
Tell!» zitierte Mitterwurzer und<br />
zermalmte das Kerngehäuse<br />
zwischen den Zähnen.<br />
Heinrich Steffen wurde an eine<br />
Schmiere engagiert und konnte<br />
gerade noch das Geld für die<br />
Fahrkarte zusammenkratzen.<br />
Den Koffer mit den Kostümen<br />
gab er daher unfrankiert auf, in<br />
der Hoffnung, dass der Direktor<br />
des Wandertheaters ihn auslösen<br />
würde.<br />
Als er sich mit seinen neuen<br />
Kollegen bekannt machte,<br />
hatte jeder eine Bitte an ihn,<br />
aus der hervorging, dass die<br />
Garderobe der meisten unkomplett<br />
war. Steffen war erstaunt<br />
und entgegnete: «Natürlich,<br />
gern, sobald der Herr Direktor<br />
meinen Koffer ausgelöst hat.«<br />
«Ah», riefen die Kollegen im<br />
Chor, «da muss er aber erst einmal<br />
unsere Sachen auslösen!»<br />
Josef Lewinsky war, bevor er im<br />
Burgtheater der grosse Charakterdarsteller<br />
wurde, in Schmierentheatern<br />
durch die Lande<br />
gewandert. In seinen Erinnerungen<br />
schreibt er: «Wenn man<br />
ein armer Wanderkomödiant<br />
ist, sieht man den herrlichsten<br />
Frühling mit Schrecken herankommen,<br />
weil mit ihm, gleich<br />
den Zugvögeln, der Hunger<br />
kommt.»<br />
«Okuli- da kommen sie»<br />
war damals eine stehende<br />
Redensart unter Schauspielern,<br />
denn kein <strong>Theater</strong>, ausser den<br />
staatlichen, spielte länger als<br />
bis Ostern. Dann musste jeder<br />
geschwind zusehen, dass er in<br />
einem Kurort ein Sommerengagement<br />
bekam. Als Illustration<br />
erzählt man sich die bittere<br />
Anekdote von dem <strong>Theater</strong>agenten<br />
David Weiss, der mit<br />
einer Handbewegung auf die<br />
Bank in seinem Vorzimmer,<br />
die von etwa zwanzig Engagementsuchenden<br />
besetzt war,<br />
gesagt haben soll: «Herr Direktor,<br />
die ganze Bank können Sie<br />
haben um hundert Gulden!»<br />
Hugo Thimig, der Stammvater<br />
der Schauspielerdynastie<br />
Thimig, erzählte, dass er bei<br />
der Schmiere einmal die Rolle<br />
eines Tischlers spielte und<br />
dabei den markanten Satz zu<br />
sprechen hatte: «Was Gott<br />
zusammenfügt, das soll der<br />
Mensch nicht trennen!» Er<br />
aber begann: «Was der Mensch<br />
zusammenfügt… », merkte,<br />
dass er sich versprochen hatte,<br />
und verstummte. Da ergänzte<br />
aus dem Zuschauerraum eine<br />
Stimme: «…das soll der Tischler<br />
nicht leimen!»<br />
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IMPRESSUM<br />
<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong> 2012 95. Jahrgang<br />
Magazin für <strong>Theater</strong>interessierte in der Schweiz<br />
ISSN 0378-6935<br />
Auflage 3768 Ex. (notariell beglaubigt)<br />
Erscheint 11 mal jährlich<br />
jeweils Anfang des Monats<br />
(Doppelnummer August/September)<br />
Herausgeber<br />
Zentralverband Schweizer Volkstheater ZSV und<br />
z-grafix.ch Uetendorf<br />
Adressänderungen,<br />
Abonnemente, Probenummern<br />
<strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong><br />
Industriestrasse 37<br />
3178 Bösingen<br />
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Bei Mutationen bitte Kontrollnummer angeben<br />
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Redaktion <strong>Theater</strong>-<strong>Zytig</strong><br />
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Redaktionelle Beiträge, Inserate, Bilder und Daten<br />
für den Spielplan bitte direkt an oben stehende Adresse.<br />
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Redaktionsschluss/Inserateschluss<br />
siehe Editorial auf Seite 3<br />
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Hannes Zaugg-Graf (Chefredaktor)<br />
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Vollenweider, Hausen; Hardy Wehrli, Glarus<br />
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Aargau (VAV): Rolf Zimmerli<br />
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Bern/Freiburg (AMATHEA): Helga Simmen<br />
Zentrumsplatz 2, 3322 Urtenen-Schönbühl<br />
Tel 031 859 72 29/079 789 37 56<br />
Graubünden (BVV/UTP/AGT): vakant<br />
Nordwestschweiz (RVNWS): Hans Stelzer, Erikastr.<br />
8, 4057 Basel, Tel. 061 681 10 23, tassilo@freesurf.ch<br />
Ostschweiz (VOV): Markus Staub,<br />
Schulhaus Engenhütten, 9054 Haslen<br />
Tel. 071 470 09 70, markus.staub@volkstheater.ch<br />
Wallis (VSDW): vakant<br />
Zentralschweiz (RZV): Hans Zgraggen-Ziegler,<br />
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familie.zgraggen@bluewin.ch<br />
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Juli:<br />
10.|12.|13.|14.|18.|19.<br />
20.|21.|25.|26.|27.|28.<br />
August:<br />
2.|3.|4.|5.|8.|9.|10.|11.<br />
15.|16.|17.<br />
Spielort<br />
Im Thuja im Than<br />
in Schwarzenburg<br />
Ticket-Vorverkauf<br />
Bei der Bank Gantrisch<br />
Genossenschaft<br />
Tel. 031 734 20 20<br />
oder über<br />
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