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Afrika realistisch darstellen - Konrad-Adenauer-Stiftung

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unbekanntere afrikanische Gesellschaften werden eher als<br />

„Stamm“ bezeichnet, selbst wenn mehrere Millionen Menschen<br />

zu ihnen zu zählen sind (z.B. Oromo), mehr als manch europäisches<br />

Land an Einwohnern hat. Häufig werden beide synonym<br />

benutzt (z.B. sind im selben Autorentext Yoruba einmal ein<br />

„Stamm“, dann – in derselben Epoche – ein „Volk“). Teilweise<br />

wird „Ethnie“ synonym bzw. in Abwechslung mit „Stamm“ benutzt.<br />

Wohl kaum ein Begriff hat sich so durchgesetzt wie dieser, um<br />

afrikanische Gesellschaften zu bezeichnen. An keinem wird so<br />

vehement festgehalten, zumindest außerhalb der Fachkreise. Die<br />

Gegenargumente reichen dann oft nicht aus, weder qualitativ noch<br />

als Methode. Manchmal macht eine Frage wie „Was fehlt Ihnen,<br />

wenn Sie den Begriff nicht benutzen?“ Sinn. Das Folgende soll<br />

die unterschiedlichen inhaltlichen Ebenen durchleuchten. Da<br />

nämlich auch Schulbücher die Tradition fortsetzen und den Begriff<br />

meist unreflektiert benutzen, lauteten die Fragen:<br />

– Trifft der Begriff „Stämme“ historisch bzw. heute auf afrikanische<br />

Gesellschaften zu?<br />

– Inwiefern ist er negativ konnotiert?<br />

– Welche Alternativen zum Gebrauch des Begriffs sind vorzuschlagen?<br />

Gehört →„Ethnie“ zu den inhaltlich treffenden und wertneutralen<br />

Alternativen?<br />

In der Fachgruppe wurde der Begriff einhellig abgelehnt. Zusammenfassend<br />

lauteten die Begründungen: „Stämme“ ist negativ<br />

konnotiert, suggeriert Primitivität (s. verbreitetes Bild der „wilden<br />

Germanenstämme“) und diente der Abgrenzung von Gesellschaftsformen<br />

in <strong>Afrika</strong> zu solchen in (dem jeweils zeitgenössischen)<br />

Europa. Er folgt dem Konzept des Evolutionismus, nach<br />

dem der Stamm als „natürlich“ gewachsene Einheit ganz unten<br />

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