Afrika realistisch darstellen - Konrad-Adenauer-Stiftung
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Aber es gibt drei Quellen unvermeidlicher Unsicherheit und Ambivalenz:<br />
1. Die Grenzen sind oft nicht klar (z.B. wer ist Swahili, wer nicht<br />
in Kenia?)<br />
2. Die Selbst-Definitionen verändern sich mit der Zeit: Einige Zulus<br />
von heute stammen aus Gruppen, die sich vor drei Generationen<br />
nicht als Zulus bezeichneten.<br />
3. Die Selbst-Definitionen verändern sich auch mit dem Kontext:<br />
Eine Person mit Ndebele- und Shona-Vorfahren kann sich in<br />
einem Kontext als Shona bezeichnen, in einem anderen als<br />
beides und in einem dritten als Ndebele.“ (Pa)<br />
„Natürlich gab und gibt es Ethnien in <strong>Afrika</strong>, vereinfacht ausgedrückt<br />
im Sinne von Bevölkerungsgruppen, die einen gemeinsamen<br />
sozialen Zusammenhang teilen und sich als Gruppe gegenüber<br />
anderen definieren. So ist zum Beispiel im heutigen Nigeria<br />
die allen Nigerianern klare Selbstdefinition als Yoruba, Igbo,<br />
Hausa, Tiv, Ijaw eine ethnische Definition. Fast alle afrikanischen<br />
Staaten sind in diesem Sinne multiethnisch, mit den Ausnahmen<br />
Somalia, Ruanda und Burundi. Inwieweit die in <strong>Afrika</strong> jetzt geläufigen<br />
ethnischen Einteilungen wissenschaftlichen Kriterien wie<br />
Homogenität genügen, ist für die Beurteilung von Konflikten<br />
nicht unbedingt relevant. Ethnie ist letztendlich eine Selbstzuschreibung,<br />
genauso wie Klasse, und nur eingeschränkt ein objektiv<br />
feststellbarer Zustand.“ (Jo)<br />
Die Überlegungen im Zusammenhang mit dem eindeutig abgelehnten<br />
Begriff →„Stämme“ (gegen den „Ethnie“ oft einfach eingetauscht<br />
zu sein scheint), besonders die Ausführungen zu den<br />
negativen Konnotationen, sind in Erinnerung zu rufen. Wenn Autorinnen<br />
und Autoren von Schulbüchern sich trotz der auch inhaltlichen<br />
Einwände dafür entscheiden, den Begriff „Ethnie“ zu benutzen,<br />
ist es wohl wichtig, dass sie dann festhalten, was selbst<br />
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