Afrika realistisch darstellen - Konrad-Adenauer-Stiftung

Tradition und einem unveränderlichen Weltbild geprägten Formen
organisiert, in feste Normen, Sitten und Gebräuche eingebunden.
Der deutsche Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel
hatte den Afrikanern schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts attestiert,
sie seien statische Gesellschaften, des Wandels und der Abstraktion
unfähig. All diese Dinge klingen mit, wenn wir heute den
Begriff ‚Stamm‘ verwenden. Es werden Bedeutungszusammenhänge
angedeutet, die falsch sind und in die Irre führen.“ (Ha)
„Der Begriff ‚Stamm‘ entsprang der irrigen evolutionistischen
Vorstellung einer gesetzmäßigen Entwicklung menschlicher Organisationsformen
von Familien zu ‚Sippen‘ 24 oder Klans, von
Klans zu ‚Stämmen‘ und ‚Stammeskonföderationen‘ und von diesen
schließlich zum Staat, wobei eine wertende Entgegensetzung
von den ‚natürlich‘ wachsenden Familien/Klans/Stämmen und
dem auf einem politischen Vertrag basierenden ‚Staat‘ als höhere
Stufe der menschlichen Evolution impliziert war. Dass sich auch
nicht-staatlich organisierte Gesellschaften auf komplexe politische
Strukturen (nicht nur verwandtschaftliche!) gründen, wurde
dabei übersehen. Der Stammesbegriff ist aber nicht nur abwertend,
sondern schlichtweg falsch und eine Projektion europäischer
Nationalvorstellungen aus dem 19. Jahrhundert auf nichteuropäische
Strukturen. Er impliziert weiterhin, dass diese ‚ursprünglichen‘
Gebilde sich durch eigene Sprache, Kultur und ein
abgeschlossenes Territorium voneinander abgrenz(t)en, was ebenfalls
nicht zutrifft.
Dieser Aspekt ist auch in die im heutigen Sprachgebrauch gängigeren
Ausdrücke ‚ethnische Gruppe‘ bzw. ‚Ethnie‘ eingeflossen,
24 Als Alternative für diesen ebenfalls evolutionistischen Begriff, den
auch andere Mitglieder der Fachgruppe als besonders negativ konnotiert
sehen, schlägt Ivanov „Lineage“ (Abstammungsgruppe) oder
„Verwandtschaftsgruppe“ vor für die Fälle, in denen diese Begriffe tatsächlich
inhaltlich zutreffen (!).
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